@römerin
Ich hoffe, Dein Abschied war nicht Dein letztgültiger Ernst!
Die Welt ist so arm an echten Originalen, daß es schade ist um jedes einzelne - und Du bist ein solches Original! Ja, sicher - der Welt gehst zu zwar nicht verloren, aber immerhin dem Forumsweltchen.
Konrads Argument hat zwar natürlich etwas für sich: wie lange soll man hier lesen und schreiben? Aber dem kann man auch entgegenhalten: Wie lange macht es Sinn, Bücher zu lesen oder Musik zu hören oder spazieren zu gehen?
Man kann immer und überall da und dort ein goldenes Kleeblättchen finden und es heim in sein Schatzkästlein tragen. Und das kann, finde ich, auch hier sein. (Zumindest ergeht es mir so.)
@ysabell
Also wenn ich mir den Verlauf zwischen Dir und Deinem klavierspielenden Märchenprinzen so ansehe, dann könnte ich wirklich fast schwermütig werden. Schwermütig deshalb, weil ich es aufgrund meiner schon sehr gealterten Trägheit ja zunächst gar nicht mitbekommen habe, daß ich auch nur das kleinste Interesse in Dir erweckt haben könnte, geschweige denn ein Herzklopfen. Ein leises Flüstern reicht bei dreivierteltauben Ohren auch nicht mehr .
Aber nun ist es zu spät! (Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, wie man weiß. Da ist im Vergleich sogar zu früh kommen noch ein Segen!) Die Schnelligkeit der Jugend werde ich wohl nie mehr einholen, selbst wenn ich es wollte und rannte wie ein Irrer. Und die braucht man wohl in einer schnelllebigen Zeit, Witz allein reicht da nicht mehr, auch wenn man ihn hätte.
Allerdings: Ich hätte Dir sicher kein Einschlafliedchen geschickt, sondern einen Tango, wenn nicht gleich einen Bolero. Ich weiß nicht: nennt man das Raffinesse? Und vielleicht hätte Dich das noch einmal von Deinem schlafenden Liebling weggerissen ins echte Feuer .
Apropos Industriekultur: Dir scheint das Euphemisieren eingeboren, Ysabellchen (auch wenn es sich um ein Zitat handelt).
Was wir haben, ist nichts anderes als eine Überarbeitungskultur. Aber mir scheint auch und gerade der Mensch 6.2 noch überarbeiteter und müder als alles, was jemals an Vorgängertum dagewesen ist. Er läuft immer schneller, und man weiß gar nicht, läuft er vor etwas davon oder läuft er etwas hinterher. Das Wissen nimmt im gleichen Maße zu wie die Geistlosigkeit - die Korrelation ist unübersehbar.
Kann aber auch sein, daß ich einfach nur 200 Jahre zu spät in die Welt gefallen bin und die Dinge mir deshalb so fremd, verloren und fast erschreckend vorkommen.
Ich stelle mir z. B. manchmal vor, was wäre, wenn die Leutchen, die immer so ganz geschäftig durch die Gassen eilen, als würden sie dafür sorgen müssen, daß die Erde sich unter ihren Füßen weiterdreht - wenn also diese zumindest scheinbar allem überdrüssigen Leutchen einmal stehenbleiben und sich, auch wenn einander wildfremd, einfach in die Arme fallen und einander fünf Minuten festhalten würden. Und wenn dies, sagen wir, zweimal pro Woche geschähe. Ob dann nicht alleine durch diese Kleinigkeit gleich eine ganz andere Welt herauskommen würde innerhalb von 10 Wochen? Ich habe nämlich schon die längste Zeit den Verdacht, daß Berührung und Berührtheit fehlen, daß ein Fremdes zwischen uns allen wohnt (vielleicht durch irgendeine Moral, irgendein Gehörtsichnicht ausgesät), das auch die Sprache nicht zu überbrücken vermag, so wir nicht schon dazu zu atemlos sind.
Jedenfalls habe ich mir vorgenommen, das demnächst von der Theorie in die Praxis umzusetzen und der Apothekerin, ohne sie erst lange auf einen Hustentee einzuladen, einfach in die Arme zu fallen .
Vielleicht gelingt es mir dann, Durchschnitt zu werden und auch, wie es sich gehört, 19x proTag an S. zu denken . Derzeit komme ich ja nicht einmal mehr auf 1,9x pro Woche - und das treibt mir nun doch die unanständige Schamesröte ins Gesicht. Da fühlt man sich ja wie der Korken
in der Sektflasche, der hoffnungslos, aber berauscht auf eine Nedine wartet.