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Poeten Ecke - Geschriebenes von uns

G
Die Rose ist gefallen im Staub der Zeit, zertreten von Stiefeln der Vergangenheit.
So hat man's geschafft,
dass man es vergisst,
wie schön doch der Name der Rose ist...

Bekam ich vor Ewigkeiten in einem Liebesbrief geschrieben

15.10.2020 12:06 • x 1 #226


H
Jedes der vielen Altenheime hat seine eigene Art sich zu präsentieren und den Bewohnern etwas zu bieten. In einigen Altenheimen werden Bewohner jeden Tag sich selbst überlassen. Ich habe einige Jahre in einem Altenheim als Betreuerin gearbeitet, wo die Bewohner täglich über das aktuelle Geschehen informiert wurden. Nun habe ich ein Altenheim kennengelernt, wo ein wöchentliches Programm angeboten wird. Ich bekleide dort ein Ehrenamt und so mancher Bewohner oder Besucher ist mir ans Herz gewachsen.
Vor Programmbeginn erscheint ein großer schlanker Holländer, der auf den Vornamen Jan hört. Mit lieben Worten in seiner charmanten Art begrüßt er alle Anwesenden über das Mikrofon, so dass sich jeder persönlich angesprochen fühlt. Ich denke immer, dass er seinen Beruf verfehlt hat. Er ist der geborene Entertainer. Aber er ist schon viele Jahre Rentner und nun wickelt er die Bewohner mit seinem Charme ein. Wir alle genießen es, wenn er so locker mit einem kleinen Akzent Begrüßungen und kleine Bemerkungen vorträgt.
Beliebt ist die Darbietung des Akkordeonspielers mit volkstümlicher Musik oder Schlager. Dann wippen die Füße und so mancher älterer Herr singt leise mit. Die Damen sind da mutiger. Die meisten benötigen das Liederheft nicht, weil die Melodie und der Text tief in ihrem Gedächtnis verankert ist.
Wenn es heißt - heute ist Bingotag - sind alle begeistert und gespannt. Es werden zwar keine kostspieligen Preise für einen Gewinn ausgehändigt, sondern kleine Dekoartikel, Süßigkeiten und die beliebten kleinen blühenden Topfpflanzen. Der GewinnerIn steht mit leuchtenden Augen vor den diversen Preisen und - wie schon erwähnt - werden als erstes die Pflanzen gewählt. Vor einiger Zeit wurde klassische Musik mit Flöte und Gitarre vorgetragen. An diesem Tag habe ich mir die Bewohner und Besucher noch einmal näher betrachtet. Meine Gedanken schwebten während dieser Musik dahin wie ein Sommerwind im Sonnenschein. Bei so einigen BewohnerInnen konnte ich mir vorstellen, dass sie vor ewigen Jahrzehnten so manches klassische Konzert besuchten. Diese Veranstaltung war auch gut besucht und ich war gespannt, wie die älteren Herrschaften auf diese Musik des Barocks reagieren. Ich war angenehm überrascht. Natürlich wippte keiner mit den Füßen, aber ich fühlte wie die Menschen diese Musik in sich aufnahmen. Ein Herr im Rollstuhl fiel mir angenehm auf. Ein kräftiger Mann mit Händen, die nur ein Handwerker haben kann. Jedenfalls können und konnten diese Hände fest zupacken.
Dann gibt es einen Mann in dieser Runde, der bei Bingo oder anderen Veranstaltungen fast immer vorzeitig seinen Platz verlässt. Im ersten Moment denkt ein jeder, dass er ungepflegt sei, aber nein, beim näheren Betrachten ist er sogar sehr gepflegt. Er trägt nicht die modernste Kleidung, aber das er gepflegt ist, habe ich an seinem Bart gesehen. Ein ca. 30 cm langer Bart, spitz zulaufend und einen Oberlippenbart. Diese Barthaare glänzen wie Seide und wenn er sein Kinn bewegt (was er laufend tut) kann man weiche, biegsame, geschmeidige Barthaare erkennen. Nun, dieser Mann, der immer allein an einem Tisch sitzt, hörte dieser Barockmusik, vorgetragen mit Querflöte und Gitarre, interessiert zu und er blieb diesmal länger, sogar bis zum Ende sitzen. Meine Beobachtung fand ich persönlich interessant und ich habe mir vorgenommen, ihn das nächste Mal darauf anzusprechen. Vielleicht entpuppt er sich als ein Musiker... ich bin gespannt.

Bei diesen wöchentlichen Veranstaltungen haben einige Bewohner, aber auch Besucher, ihre Stammplätze. Viele kennen sich aus der Schulzeit, waren oder sind Nachbarn oder haben sich hier im Altenheim kennen gelernt. Am meisten tobt der Saal, wenn die Tochter von Jan auftritt. Sie singt fantastisch, würde jetzt Jan ins Mikrofon hauchen, sie singt mit ihrer Begleitung Operettenlieder. Sie wird von ihrem Mann am Klavier und einer Kollegin begleitet. Beide Frauen singen kräftig und die Präsentation des Gesanges ist (sorry Jan) fantastisch.

Nun habe ich einen kleinen Einblick von einem Altenheim an meinem Wohnort gegeben. Ich finde es gut, dass es das gibt und den alten Menschen die langen Tage verschönert werden. Nicht jeden Tag, aber einmal in der Woche ist schon viel wert. Im Moment ist Corona Zeit aber irgendwann geht es wieder los.

21.10.2020 17:05 • x 4 #227


A


Poeten Ecke - Geschriebenes von uns

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H
Altern ist ein hochinteressanter Vorgang:
Man denkt und denkt und denkt- und plötzlich kann man sich an nichts mehr erinnern.

Ephraim Kishorn

24.11.2020 17:12 • x 3 #228


C
Viele Wege führten dort hin, wohin ich nie wollte.
Dorthin, wohin ich wollte führte kein Weg.
Innehalten war die Lösung.
Schmerzen aushalten, Freude aus allen Poren pressen.
Immer im Wechsel, bis keine Kraft mehr war.
Kraftlose Versuche, viele Fragen, viele Antworten, viel Vertrauen und viele Enttäuschungen.
Doch immer wieder, ohne Ausnahme, bin ich nur mir selbst begegnet.
Solange bis ich mich selbst erkannt habe.

24.11.2020 22:55 • x 4 #229


H
Du magst denjenigen vergessen, mit dem du gelacht hast, aber nie denjenigen, mit dem du geweint hast.

Khalil Gibran (1883-1931)

27.11.2020 13:44 • x 2 #230


H
Die drei größten Krisen im Leben eines Mannes:
Frau weg- Job weg- Kratzer im Lack!

Unbekannt

28.11.2020 06:46 • x 1 #231


C
Meine Licht- und Schattenseiten, alle schönen, nicht so schönen und wirren Gedanken und Gefühle, sind dabei, Freundschaft miteinander zu schließen

28.11.2020 10:21 • x 2 #232


H
Vier Kerzen brannten am Adventskranz. So still, dass man hörte, wie die Kerzen zu reden begannen.
Die erste Kerze seufzte und sagte: "Ich heiße Frieden. Mein Licht leuchtet, aber die Menschen halten keinen Frieden.
Ihr Licht wurde immer kleiner und verlosch schließlich ganz.
Die zweite Kerze flackerte und sagte: "Ich heiße Glauben. Aber ich bin überflüssig. Die Menschen wollen von Gott nichts wissen. Es hat keinen Sinn mehr, dass ich brenne.
Ein Luftzug wehte durch den Raum, und die zweite Kerze war aus.
Leise und traurig meldete sich nun die dritte Kerze zu Wort. "Ich heiße Liebe. Ich habe keine Kraft mehr zu brennen. Die Menschen stellen mich an die Seite. Sie sehen nur sich selbst und nicht die anderen, die sie lieb haben sollen.
Und mit einem letzten Aufflackern war auch dieses Licht ausgelöscht.
Da kam ein Kind in das Zimmer. Es schaute die Kerzen an und sagte: "Aber, aber, Ihr sollt doch brennen und nicht aus sein! Und fast fing es an zu weinen.
Da meldete sich auch die vierte Kerze zu Wort. Sie sagte: "Hab keine Angst! Solange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen wieder anzünden. Ich heiße Hoffnung.
Mit einem Streichholz nahm das Kind Licht von dieser Kerze und zündete die anderen Lichter wieder an.

unbekannt

17.12.2020 11:10 • x 3 #233


G
@hojaki

ich liebe diese Geschichte! Lieben Dank fürs Aufschreiben!

17.12.2020 14:26 • x 1 #234


H
Frauen mögen in der Lage sein,
einen Orga. vorzutäuschen,
aber Männer können ganze Beziehungen vortäuschen.

unbekannt

20.12.2020 12:23 • x 2 #235


H
Einem Reporter auf dem Marktplatz entdeckt er ein junges Paar, das zielbewusst den Marktplatz überquert, offensichtlich ohne etwas eingekauft zu haben. "Darf ich auch Sie fragen, was Sie hier suchen? Sie haben wohl noch nichts Passendes gefunden, wie? Die beiden bleiben stehen. "Wir haben allerdings auch hier nichts gesucht ", sagt freundlich der Mann, - "Ach, Sie haben wohl kein Geld für Weihnachtseinkäufe, das ist natürlich schade", meint der Reporter. "Doch, sagt die Frau, "Geld hätten wir schon, wir sparen nämlich für eine neue Wohnung, - "Und was tun Sie dann hier, bitte schön?" - Wir nehmen den Marktplatz als Abkürzung für unseren Kirchgang."- Die jungen Leute gehen weiter, und unser Reporter folgt ihnen neugierig mit vorgehaltenem Mikrofon. "Aber dann werden Sie doch irgendwie Weihnachten feiern wollen und Geschenke brauchen, oder? - "Ja, doch, sicher" - beide nicken belustigt, und der Mann erklärt: "Wir schenken uns gegenseitige Zuwendung, es ist ja schließlich das Fest der Liebe. Der Reporter wischt sich ein paar Schneeflocken aus den Augen. "Haben Sie Kinder?" - Ja, eins, sagt die Mutter. Zurzeit liest Oma unserem Thomas zu Hause Geschichten vor. Er bekommt etwas Gebasteltes, und daran darf er selbst mitwirken. Unser gemeinsames Motto lautet: "Unsere Geschenke sollen Dinge sein, die man nirgendwo kaufen kann. -Sie sind an der Kirchentür angelangt. Vom Christkindl-Markt dringt noch schwach der Verkaufslärm herüber. Die Lautsprecher verkünden: "Morgen kommt der Weihnachtsmann" Der Reporter ist nicht nur vom Gespräch irritiert. Nachdem er sich bei beiden Befragten bedankt hat, wendet es sich zum Gehen. Dann aber besinnt er sich und folgt dem Paar in die Kirche hinein. Dort drinnen stimmt ihm die Ruhe zu einer innerlichen Zufriedenheit ein.

unbekannt

24.12.2020 11:45 • x 2 #236


Matroschka
Und ich wollte Dich gerade noch etwas fragen , warum die alle immer von Liebe singen und ob es das wirklich gibt , du sahst meine Augen nie bei Tageslicht . Clubbing geht vorbei , mit etwas Glück kommen wir heim und ich liebe dieses Ding , genau wie Du , obwohl wir komplett unterschiedlich sind . Nichts ist mehr so , wenn die bunten Lichter ausgehen und an der Bahn dann chillen. Ehe wir die letzten sind , die dann zu Hause sind , wenn die anderen ihren Tag beginnen .
Und ich wollte Dich gerade noch Fragen, warum die alle immer von Liebe singen, Du hast meine Augen noch nie bei Tageslicht gesehen .

Manchmal mag ich es leise , auf meiner Reise , durch das Leben , sehe gern das Tageslicht und mag es , wenn die Menschen gut gelaunt sind , doch damit Träume wahr werden brauch ich Cash , ohne das werd ich nie mehr als die Skyline meiner Stadt sehen , denn irgendwo Da draussen, muss ich wissen , wo das Glück zu Hause ist . Und ich wollte grad Fragen , warum die alle nur von Liebe singen , du hast meine Augen noch nie bei Tageslicht gesehen.

Sehen uns immer nur im Club , von weitem kann man Dich schon lachen hören , ich schau nicht hin und hoffe , dass es bald vorüber ist , dieses Ohnmacht Gefühl, zwischen Hoffen und Bangen und genaues wissen , trotz hundert Liedern zu dem wir uns an einem Fleck bewegen, ich werde Dir nur eine Nacht gehören , und dabei geht es nur um Dich . Doch ich wollte Dich noch Fragen - hast Du je , sag mir hast Du je , Hast du mal geliebt ?

08.01.2022 23:57 • x 1 #237


Klio
Februar 1867 (2013)

Es ist mir eine Zeit, ein Leben, in der ich nichts will, in der ich nichts wollen darf.
Sagten sie.
Es ist Brauch, es ist Sitte – das Erfinden, das Zwanghafte einer illusionären Wirklichkeit, ein umfunktioniertes Abbild; es sind Spiegel, in Spiegel, in Spiegel, in denen ich mich nicht sehe, nicht sehen darf.
Sie stehen direkt hinter mir, gehen mit mir, binden meine Haare, schnüren mein Kleid, nehmen mir meinen Atem. Meine Hand gelegt in eine andere, eine Fremde, sie sehen nicht – ich fürchte mich.
Plakate mit arbeitenden Frauen, Frauen vor Öfen, Holz und Stahl; Posen, Muskeln – wie ein Mann – das ist ein Skandal. Die Zeitung warnt; renommiert die Gartenlaube, in ihr fände man Benimm, die Worte der Zeit.
Sagten sie.
Eine Frau arbeitet nicht, schreibt nicht, hört nichts, sieht nichts, weiß nichts!
Es ist mir ein Nebelleben und ich dahinter – meine Worte sind auch nur Sprache ins Nichts.
Ab und zu, im Tau, klärt sie sich, die Welt; formt ein kleines Wasserloch. Dass ich mich spiegel, mir die Schnüre löse, mein Haar, mich berühre, mich sehe und und höre – meinen Atem – so im Stillen.
Und ich weiß – hier kann ich sein, hier bin Ich.
Ich halte an – hier riecht es so wie es sein muss, nach Welt, nach taumelbunter.

06.11.2022 04:11 • x 1 #238


Klio
An Herder

Mein Freund, mein lieber guter Freund,
weißt Du noch um die Tage unserer Jugend?
Weißt Du noch wie du sagtest „Vergiss dein Ich, Dich selbst verliere nie“?
Vergessen hab´ ich mich und verloren Dich.
Wie mir es fehlt das Zusammensein, Beisammensein, das Schweigen, das Träumen;
träumen.
Ich liebe diese Wehmut, die mich im Alter doch so sehr ergreift.
In den letzten Tagen habe ich mich oft gefragt – schaffe ich es den Erinnerungen Farbe zu geben, sie noch einmal zu fühlen, zu schmecken, zu riechen, sie zu leben.
Gesprochene Worte verflechten sich im Sturm meiner Gedanken, blitzen auf und Verwehen, verstummen – bis sie nicht mehr greifbar sind.
Mein Freund, ich laber´ so viel Mist, zeichne längst vergangene Tage in den Sand, nur dass sie von den Wellen weggewischt, mir genommen werden. Dabei wollt´ ich Dir, Dir nur sagen – ich bin hier, bin hier im Wir, am Meer, sitze auf einer Mauer, schaue hinab, hinab auf meine vom Leben gezeichneten Füße, schaue aufs Meer, das mir das liebste ist.
Einmal glaube ich, das ist es, das will ich, hier fühle ich mich wohl, hier will ich sein.
Geborgenheit, das Auf und Ab der Wellen, diese Ruhe, diese innerliche Ruhe, die ich so sehr versuche zu genießen, zu halten, zu bewahren, auf die ich mein, unser Leben lang gewartet habe. Es ist so wunderbar, so wunderbar herrlich, schrecklich, sie zu haben und im selben Moment von ihrer Vergänglichkeit zu wissen. Ich schaue aufs Meer, bin glücklich, glücklich und benommen von seiner Weite – unendlich sein – ewig sein.
Einmal die Augen schließen und sehen, die Laute der Möwen, der Aale, der Algen, das Leben.
Einmal mein Freund mag ich Dich bei mir, bei mir, neben mir, neben mir auf dieser Mauer haben, dich umarmen können und träumen, träumen wie jung wir sind, und all´ das tun, wie es uns gerade in den Sinn kommt.
Mein Freund, mein lieber guter Freund,
weißt Du noch wie Du sagtest, dass das gesamte Leben aus Warten bestünde?
Du hattest Recht –
ich warte hier auf Dich.

(2009)

17.11.2022 01:57 • #239


D
Und seit dem letzten Augenblick bist Du schon nicht mehr hier.
Doch immer, wenn ich meine Augen schließ'
dann fühl' ich Dich in mir

17.11.2022 08:13 • x 1 #240


A


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