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Reflexive Bewältigung einer narzisstischen Beziehung

E-Claire
Zitat von Vidi:
Mit meinem jetzigen Partner ist es anders. Er hat keinen direkt Zugang zu seinen Emotionen und versteht demzufolge auch Emotionen bei anderen nicht bzw. kann er sich nicht in andere hineinversetzen oder das, was sein Gegenüber empfindet, nachempfinden. Er orientiert sich ausschließlich an dem was gesprochen wird. Zeige ich bei ihm abwehrendes Verhalten, nimmt er das sehr ernst, kommt im Leben nicht auf die Idee, dass ich emotional Zuspruch bräuchte und bleibt so fern er kann, bis ich mich wieder melde. Gelebte Emotionalität macht ihm eher noch Angst, weil er das nicht deuten kann. Ich habe das immer als ein im Stich lassen empfunden und dachte er wollte mich einfach nicht verstehen, gibt sich nicht ausreichend Mühe. Fakt ist aber, er kann es einfach nur tatsächlich nicht und das hat er diverse Male auch versucht mit mir zu kommunizieren.


@Vidi

vielen Dank für diese Beschreibung.
Deine Worte bringen eine meiner Wahrnehmungen so liebevoll und exakt auf den Punkt. Ich halte es auch für eine Funkübertragungsstörung, was mich nach wie vor ein bißchen beschäftigt, ist die Frage des Lebens und Nehmens.

Die Übersetzungsleistung, wenn du so willst, also das Anerkennen, daß die Übertragungsstörung besteht, sowie der Versuch die andere, fremde Welt kennenzulernen, sollte ja von beiden geleistet werden.

Da aber, wie festgestellt, die Welten und damit nicht die Maßstäbe einheitlich sind, woran wäre erkennbar, daß sich der andere auf seine Art und Weise ebenfalls bemüht.
Und wie lässt sich Grenzziehung bewerkstelligen, ohne in (beidseitige) emotionale Verletzung abzudriften?

09.07.2018 18:15 • x 5 #16


N
Zitat von Vidi:
Das verwirrt mich, das strengt mich an, das ist zuviel für mich usw.

= Kann ich dir nicht sagen. .hab ich noch nicht drüber nachgedacht. . weiß ich nicht. . ich bekomme Kopfschmerzen. .ich kann nicht so gut mit Worten, wie du. . denk nicht so viel. . etc.

09.07.2018 18:20 • x 3 #17


A


Reflexive Bewältigung einer narzisstischen Beziehung

x 3


G
Zitat von NotSure:
Ach, das wäre schön gewesen, wenn er mir mal was erklärt hätte. Auf meine Fragen nach seinen Bedürfnissen/ Wünschen geantwortet hätte. Ich hatte eher das Gefühl, Gedanken lesen können zu müssen. Wenn ich das nicht kann, bin ich falsch, würde ihn nicht lieben.


Das paßt auch zu meinen Erfahrungen mit Menschen mit ausgeprägten narzisstischen Zügen.
Es wird wie selbstverständlich Empathie bis zum Gedankenlesen erwartet und Erfüllung sämtlicher Bedürfnisse/Wünsche und selber nicht ansatzweise geleistet.

Wieso sollte Jemand anders denn auch Bedürfnisse haben und dann noch die Dreistigkeit besitzen da was zu fordern oder nicht zu funktionieren wie gewünscht.

Solange der Narzisst beim Gegenüber etwas findet, wo es sich seiner Meinung nach lohnt, hält Er fest und das hartnäckig. Kommt zu viel Gegenwehr, das Gegenüber funktioniert nicht wie gewünscht, Bestätigungen bleiben aus . und es gibt sozusagen nix zu holen, kommt es zur Trennung und es wird gerne auch bereits vorab ein lohnenderes Ersatz Objekt gesucht.

Noch ergänzend allgemein zum Thema Narzissmus :
Was mich immer wieder erstaunt ist, daß von vielen automatisch von einer NPS ausgegangen wird.
Selbst wenn die nicht vorliegt ( unabhängig ob diagnostiziert oder nicht ), genügen bereits ausgeprägte narzisstische Persönlichkeitzüge aus nebst der typischen mangelhaften bis nicht vorhandenen Selbstreflektion, um regelrecht toxische Wirkung zu entfalten.

Interessant ist die Thematik Narzisst und Empath, wie die Persönlichkeitsmerkmale entstehen und in Resonanz gehen.

09.07.2018 18:29 • x 5 #18


L
Zitat von NotSure:
= Kann ich dir nicht sagen. .hab ich noch nicht drüber nachgedacht. . weiß ich nicht. . ich bekomme Kopfschmerzen. .ich kann nicht so gut mit Worten, wie du. . denk nicht so viel. . etc.


Bin ja mittlerweile ein großer Fan davon, Aussagen von Leuten gar nicht mehr groß zu interpretieren, sondern die schlichtweg so anzunehmen wie sie kommuniziert werden.

So wie er das gesagt hat, hat er es wohl auch empfunden. Viele Leute haben einfach keine Lust auf Reflektion, weil es anstrengend werden kann.

Aber man kann Konflikte vereinfachen und Zeit geben. Gerade dann wenn die Konflikte einen selbst stark belasten.

ZB den Konflikt in einem Satz formulieren. Sich dann rausnehmen und sagen, melde dich, wenn du darüber nachgedacht hast und Stellung dazu beziehen willst.

Die Leute konsequent beim Wort nehmen, das hilft oft.

09.07.2018 18:39 • x 5 #19


N
@GiuliettaV
Kann alles unterstreichen, was du geschrieben hast! Perfekt!

09.07.2018 18:52 • x 1 #20


E-Claire
Zitat von GiuliettaV:
Kommt zu viel Gegenwehr, das Gegenüber funktioniert nicht wie gewünscht, Bestätigungen bleiben aus . und es gibt sozusagen nix zu holen, kommt es zur Trennung und es wird gerne auch bereits vorab ein lohnenderes Ersatz Objekt gesucht.


Ja, auch das deckt sich mit meiner Wahrnehmung.

Wobei unter Maßgabe von @Vidi es vielleicht da einen Zwischenschritt gibt, den ich noch nicht ganz sehe. Wenn Bestätigungen ausbleiben, ist dies vielleicht auch Wertung. Jedenfalls so irgendwie. Einerseits, ist es faktische Beobachtung, die ich teile, aber zudem ist da eben auch etwas, was ich versuche einzuordnen, aber eben nur in den mir natürlich erscheinendem Rahmen.

Anders formuliert, kommt zu viel Gegenwehr, kommt es auf der anderen Seite zu einem Rückzug und so jedenfalls in meiner Wahrnehmung zu Präventivschlägen. Du willst halt nicht, daß ich glücklich bin (Kunstpause), (Atemzug) nachsetzen mit xyz.

Wenn ich versuche, daß erst einmal überhaupt nicht zu bewerten, dann ist es nur Rückzug, die vermeintlichen Begründungen scheinen dieser unendlichen Unsicherheit geschuldet.
Auch dies ist wiederum nur meine Wahrnehmung, aber Hilflosigkeit ist ein Wort, welches in meinen Umschreibungen von solchen Situationen immer wieder auftaucht.

Nach Abzug von verschiedenen Eigenanteilen, Bearbeitung der lustigen eigenen Baustellen insbesondere der Bedürftigkeit, sehe ich so häufig einen Mann, der hilflos ist.

Womit wir wieder bei oben Gesagtem wären, wenn nicht die gleichen Maßstäbe gelten, aber eine zwischenmenschliche Beziehung, welche auch immer, sich eben durch irgendeine Form von Parität definiert, wo ist dann liebevolle Grenzziehung und vor allem wie?

09.07.2018 18:54 • x 3 #21


N
Zitat von leilani1801:
melde dich, wenn du darüber nachgedacht hast und Stellung dazu beziehen willst.

hab ich versucht. Hatte dann das Thema iwann wieder aufgegriffen, um zu klären. Antwort: Ach, öhm, nee, hab ich vergessen.
Auf jeden Fall immer destruktiv

09.07.2018 18:55 • x 3 #22


E-Claire
Zitat von NotSure:
hab ich versucht. Hatte dann das Thema iwann wieder aufgegriffen, um zu klären. Antwort: Ach, öhm, nee, hab ich vergessen...


Unterschreibe ich genau so sofort.

Meine Beziehung zu einem vielleicht Narzissten, kein Partner, bewegt sich seit etwas 7 Jahren genau in diesem Rahmen.

09.07.2018 18:58 • x 2 #23


G
@E-Claire
Interessante Fragestellung. Ich habe da schon unendlich viele verschiedene Varianten ausprobiert, da ich mit dem Thema bereits seit meiner Kindheit beschäftigt bin ( Elternhaus ).

Das Einzige, was bisher eine nachhaltige Wirkung und Veränderung erzeugt hat, war absolut konsequentes Verhalten und sehr deutlicher Grenzen bei übergriffigem Verhalten, sich nicht verunsichern lassen, den eigenen Wert kennen, sehr selbstsicher sein und auch so auftreten.
Das geht ja auch sachlich und ruhig, wenn das auch einige Übung und jede Menge Selbstdisziplin erfordert. Meiner Erfahrung nach, führt jegliche Bestätigung des Verhaltens umgehend dazu, daß es ausgenutzt wird und wirkt sich kontraproduktiv aus.

Edit :
Von der Helfer und Retter Rolle rate ich ab !

09.07.2018 19:05 • x 3 #24


E
Zitat von leilani1801:
So wie er das gesagt hat, hat er es wohl auch empfunden. Viele Leute haben einfach keine Lust auf Reflektion, weil es anstrengend werden kann.

Aber man kann Konflikte vereinfachen und Zeit geben. Gerade dann wenn die Konflikte einen selbst stark belasten.

ZB den Konflikt in einem Satz formulieren. Sich dann rausnehmen und sagen, melde dich, wenn du darüber nachgedacht hast und Stellung dazu beziehen willst.

Die Leute konsequent beim Wort nehmen, das hilft oft.


Leilani, deiner Aussage stimme ich im Allgemeinen gesprochen zu hundert Prozent zu, jetzt kommt aber mein aber: In einer normalen Partnerschaft ist man es gewohnt sich nach einer Weile in Ruhe zu reflektieren, wenn Konflikte auftreten. Das ist aber ja gerade das, wozu Narzissten, wenn überhaupt nur in einem extrem eingeschränkten Rahmen fähig sind. Da hilft auch Zeit geben nicht. Sie wissen nicht, warum man sauer ist.

Wenn dich jemand aus dem gleichen Wahrnehmungsuniversum verletzt oder sich grenzüberschreitend verhält, kommt es hinterher, weil er seine Übergriffigkeit spürt/einsieht, zu einer Annäherung, da muss auch nicht extra viel drüber gequatscht werden.

Bei jemanden, der in einem anderen Wahrnehmungsuniversum lebt als man selbst, kommt eine Annäherung nicht aus einer Einsicht heraus zustande. Wie oft habe ich es erlebt, dass ich mich verbal verletzt fühlte (wirklich Dinge, die unempathisch vorgebracht wurden und auch wirklich grenzüberschreitend waren), mich zurückzog und bei einer Wiederbegegnung, wo man eben gerade von einem reflexiven Verhalten des Gegenübers im Normalfall ausgehen kann, mit den Worten empfangen wurde: Du warst aber gestern wirklich unmöglich! (mit unmöglich ist hier gemeint, dass ich mich aufgrund der Grenzüberschreitung zurückgezogen habe) Man steht mit offenem Mund da. Diskutieren darüber ist auch sinnlos! Es bedarf da wirklich komplett anderer Strategien.

09.07.2018 19:08 • x 2 #25


N
Zitat von Vidi:
Diskutieren ist da sinnlos!

Hat jemand das Buch Wenn Männer mauern gelesen? Vielleicht ist da des Rätsels Lösung?

09.07.2018 19:14 • #26


L
Zitat von NotSure:
hab ich versucht. Hatte dann das Thema iwann wieder aufgegriffen, um zu klären. Antwort: Ach, öhm, nee, hab ich vergessen...


Das ist es ja... du hast es wieder aufgegriffen, aber der Schritt muss von ihm kommen. Bis dahin Funkstille.
Wenn seinerseits versucht wird, die Sachlage unter den Teppich zu kehren und die Annehmlichkeiten der Beziehung ohne Rücksicht auf deine Befindlichkeit weiterhin in Anspruch zu nehmen - klare und freundliche Kante.

Mir ist das Thema XY sehr wichtig. Melde dich bitte erst wieder, wenn du mir eine Antwort geben kannst.

Es ist schwer das so in einer Beziehung durchzuziehen, aber wenn es Schwierigkeiten gibt die dich belasten, musst du für dich einstehen. Ansonsten wird die Schieflage immer schlimmer. Er muss einfach merken, was es dir bedeutet. Und du hart sein kannst.

Unter Umständen kann sowas eine positive Entwicklung einläuten, aber eben auch deutlich machen, dass eine gute Beziehung, von der beide profitieren nicht möglich sein wird.

Ich gehe dabei davon aus, dass es sich nicht um Kleinigkeiten handelt oder versucht wird den Partner charakterlich zu verändern.
Denke, dass die meisten bspw. Verständnis für einen Partner hätten, der sich mit Gefühlsbekundungen schwer tut, seinen Goodwill und seine positiven Gefühle aber anderweitig kommunziert oder zeigt.

Mir hat diese Vorgehensweise bei der letzten Partnerschaft sehr geholfen, als er mir immer wieder versuchte glaubhaft zu machen, dass bestimmte Flunkereien nur meinem Schutz dienten.
Habe mich irgendwann nicht mehr abspeisen lassen, sondern bin konsequent bei seinem Versuch, da eine Logik aufzuzeigen, geblieben.
Auf Ablenkungsmanöver habe ich mich nicht mehr eingelassen, sondern habe seine Erklärungen akzeptiert, mir einige Tage Zeit gelassen darüber nachzudenken. An der ein oder anderen Stelle, die ich unlogisch fand weiter nachgehakt. Ihn wieder erklären lassen etc.
Und das ziemlich emotionslos. Bis er dann irgendwann nur noch rumgebrüllt hat und wutschnaubend gegangen ist mit der Erklärung mit mir wäre keine Beziehung möglich, denn man könne nicht mit mir reden.

Dabei habe ich nichts anderes gemacht als ihm zugehört und sachlich auf Widersprüche verwiesen.

Der war so sauer, weil seine Masche bei mir nicht funktioniert hat.

09.07.2018 19:16 • x 4 #27


G
Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können
Bärbel Wardetzki

09.07.2018 19:23 • #28


E
Zu dem, was ich gerade geschrieben habe noch als Nachtrag: Nicht nur ich stehe mit offenem Mund da und wundere mich über den Mangel an Reflexion, sondern auch aus seiner Sicht heraus ist mein Verhalten wirklich seltsam.

LG Vidi

09.07.2018 19:29 • x 1 #29


N
@leilani1801
Ich war iwann einfach zu erschöpft, zudem total unwissend. Mir war sowas völlig fremd von einem vermeintlich erwachsenen Mann. Hatte oft das Gefühl, einen pubertierenden, bockigen 14jährigen vor mir zu haben.

09.07.2018 19:31 • x 3 #30


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