Zitat von Sommer21: hab Therapie und reflektiere die meisten Sachen von mir und überlege dann wie es der andere wahrgenommen haben muss
Du hast da einen falschen Ansatz, Gut, dass Du reflektierst, auch wenn das Ergebnis meist nicht recht zufriedenstellend ist. Aber Du brauchst nicht darüber nachzudenken, wie der Mitmensch oder Partner das wahrnimmt bzw. wahrnehmen könnte.
Du kannst das nicht, denn Du bist nicht der Andere, Du bist Du und wie ein Anderer Dich wahrnimmt, kannst Du nicht wissen, denn er hat seine eigene Gefühls - und Gedankenwelt.
Du siehst Dich zu wenig als Dich selbst, sondern zu sehr im Kontext zur Umwelt. Und da kommen Dir dann viele Zweifel. Ich müsste so und so sein, dann wäre dies und jenes besser. Da habe ich falsch reagiert, da zu viel eingesteckt. Das kann zu einer Haltung der permanenten Selbstanklage führen.
Und so was schadet Dir selbst, Deinem Selbstgefühl, weil Du vermutlich immer wieder vorgeführt bekommst, ich bin nicht ganz okay, die anderen sind besser als ich, die leben besser, sind fröhlicher, weniger bedürftig usw.
Jeder Mensch teilt seiner Umwelt ganz unbewusst sehr viel mit. Das sind oft nicht mal Worte, sondern Deine Mimik, Deine Haltung, Dein Erscheinungsbild wird innerhalb von Sekundenschnelle oft auch vom Gegenüber wahrgenommen. Und das nimmt dann sehr viel wahr und macht sich ein Bild.
Kein Selbstbewusstsein, kein Selbstvertrauen, lässt sich viel gefallen oder möchte gefallen, keinen eigenen Willen, begibt sich in Abhängigkeiten - so was teilt sich ohne viel Worte oft mit.
Naja, damit bist Du natürlich ein gefundenes Fressen für Männer, die das ausnützen. Du signalisierst, dass Du weich und bedürftig bist, Anlehnung suchst und erntest das Gegenteil, weil der Mann auf Deinen Gefühlen rumrtrampelt und Dich bewusst abwertet. Das hilft ihm, denn er hat genau so wenig Selbstwertgefühl, aber er zeigt es nach außen nicht oder anders. Und er behandelt Dich dann schlecht, weil er sich dann größer fühlt. Und gleichzeitig wächst aber seine Verachtung, weil er fühlt, Du bist wie ein Schwamm, der alles aufsaugt und keine Widerstände bietet. Das ist eine ganz ungesunde Dynamik die da entsteht.
Der eine, also er, ist oben und bestimmt die Spielregeln der Beziehung und auch das, was er Dir an Macht zugesteht und das ist nicht viel. Du wiederum passt Dich an, hoffst auf bessere Zeiten, ordnest Dich unter und legst Dich zu seinen Füßen.
Du spiegelst nach außen, dass man das mit Dir machen kann und daher gerätst Du an Männer, die selbst ihre Bestätigung brauchen, indem sie die Frau drangsalieren, abwerten und klein halten. Wenn es Dir nicht passt, kannst du ja gehen, sagen sie vielleicht und das können sie leicht sagen, weil sie wissen, Du gehst eh nicht.
Wenn hier Jemand bestimmt, dann er.
Es ist für Dich wichtig, zu ergründen was da bei Dir falsch gelaufen ist. Ich schätze, Du kommst aus Familienverhältnissen, die Dir zu wenig Sicherheit gegeben haben. Evt. Scheidung, wechselnde Bezugspersonen etc. können tiefe Spuren hinterlassen. Oder Du wurdest bereits als Kind nicht als wichtig behandelt, sondern klein gehalten.
Ein Kind hat unheimlich feine Antennen, es kann sehr viel wahrnehmen, aber oft nóch nicht mit dem Verstand bewerten. Es siehst sich die Umwelt an, die Familie, aber auch, wie Mutter und Vater miteinander umgehen. Und ein Kind weiß nicht, dass es nicht schuld ist. Aber es bezieht alles auf sich. Mama schimpft immer so viel mit mir, ich weiß nie wie ich dran bin, aber das liegt sicher daran, dass ich nicht so bin wie Mama mich haben will. Ich bin nicht wertvoll, ich bin ein überflüssiges Wesen, das nur Ärger macht.
Und so was legt sich dann fest und wird als tiefe Überzeugung ins Erwachsenenleben mitgenommen.
Das Selbstbild ist gestört und so etwas manifestiert sich oft über Jahrzehnte, aber man erkennt die Zusammenhänge nicht. Man denkt sich nur immer wieder, seltsam, andere haben so tolle Beziehungen, sie sind glücklich, aber ich ....? Ich bin es nicht wert, geliebt und geschätzt zu werden.
Damit kann man kaum klarkommen und dann sucht man nach Hilfe, oft in Form eines Partnerst, der das dann richten soll. Wenn der mich liebt und nimmt wie ich bin, dann bin ich ja doch wertvoll und liebenswert! Du willst vom Partner das kompensieren lassen, was Dir fehlt. Da Du aber an defizitäre Männer gerätst, weil Du Signale von wenig Selbstbewusstsein aussendest, wirst Du dann für eigene Zwecke benützt. Fürs Bettchen bist Du gut genug, für den Haushalt vielleicht auch, aber in erster Linie bist Du auch Fußabtreter, auf dem er mit seinen Cowboystiefeln rumtrampelt, weil er sich damit auch selbst hilft.
Das ist jetzt viel auf einmal, aber das ganze ist ein Wechselspiel. Er handelt und Du reagierst, woraufhin er wieder reagiert usw. Du kannst das mit etwas Abstand mal anschauen.
Stell Dir vor, Du bist ein Zuschauer im Theater und dann siehst Du ein Zwei-personen-Stück und Du siehst zwei Menschen, die sich aneinander abmühen, die sich verletzen und verletzen lassen, die unterdrücken oder kuschen . Versuche das mal, ob es Dir gelingt, Euch beide sozusagen aus einer anderen Warte zu sehen.
Das kann erschreckend sein, aber auch heilsam. Aber das funktionierst erst, wenn Du schon Abstand gewonnen hast.
Was also kannst Du tun? Ihn aus Deinem Leben verbannen, das ist schon mal das Wichtigste. Er ist der Verursacher Deiner schlechten Gefühle und damit muss er weg. Halte Abstand, kein Telefon, keine Gespräche, nichts. Du musst heilen und dazu kannst Du keinen krankhaften Menschen brauchen. Du weißt sehr gut, dass er Dir nicht gut tut und nicht gut getan hat.
Überlege nicht, was er machte und tat und warum er so war. Das bringt Dir absolut gar nichts, denn erstens lenkt Dich das von Dir selbst ab und zweitens zieht es Dich noch mehr runter. Und drittens ist er sowieso egal. Die Pfeife soll wo anders ihr Liedchen pfeifen, aber sie hat in Deinem Leben keinen Platz.
Er ist uninteressant, er ist kaputt und daher brauchst Du ihn nicht.
Und dann überlegst Du Dir mal, woran es liegen könnte, dass Du Dich so verhältst. Ich wette, da lief in der Kindheit einiges falsch, was sich festgelegt hat wie ein Tumor, der nicht vergeht.
Du bist aber nicht schuld daran, denn die Erwachsenen haben Dich zu dem gemacht was Du bist.
Und nun? Musst Du so bleiben? Nein! Du kannst helfen, Dir selbst nämlich. Und wie wo Du doch so schwach und minderwertig bist?
Das ist harte Arbeit, die viel Zeit braucht, denn man kriegt gewohnte Rollenbilder nur schwer wieder weg. Aber man kann doch was tun, indem man gut zu sich selbst ist. Immer, wenn wieder schlechte Gedanken kommen, weg damit und sie durch etwas Positives ersetzen.
Ach, ich bin ja so schwach, das wird ja nie was mit einer Beziehung! Warum so etwas denken, denn der Mensch neigt zu sich selbst erfüllenden Prophezeihungen. ich wusste es ja, es wird nichts.
Du hast doch sicher jede Menge guter Eigenschaften und vielleicht auch Begabungen, Fähigkeiten. Das muss nichts Besonderes sein, aber vielleicht singst Du gut (ich leider nicht) oder Du kochst gut oder kannst gut mit Deinen Händen etwas machen. Such Dir was aus und dann tue etwas, was Dir gefällt und auch Spaß und Erfolg bringt. Das macht eine bessere Stimmung als Grübeln, das Dich nur runterzieht. Sieh doch mal das Positive in Dir! Du hast da etwas, aber das siehst Du nicht, weil Du gewöhnt bist, schlecht von dir zu denken. Und diesen Kreislauf musst Du durchbrechen. Fange an, Dich wahrzunehmen als einen besonderen Menschen, den es nur einmal gibt. Wie andere Dich finden, sch... drauf! Unwichtig, die denken sich was oder auch nicht, ist ohne Belang für Dich.
Vielleicht solltest Du mal was machen, was Du noch nie gemacht hast. Vielleicht bist Du noch nie allein ins Kino gegangen, dann mach es doch einfach mal. Oder Du bist noch nie allein essen gegangen, huch, was denken denn dann andere, wenn ich allein am Tisch sitze. Egal, bestelle Dir was schönes. blättere in einer Zeitschrift und lass es Dir gut gehen.
Du kannst da kleine Dinge machen, es muss nicht gleich die Reise nach New York alleine sein. Übe, dass Du gut mit Dir klar kommst und gut zu Dir bist. Wenn schon andere nicht gut zu dir sind, dann sorgst eben Du für Dich!
Baue jeden Tag etwas Positives ein. Einen Kaffeebesuch, einen Spaziergang unter Bäumen mit bunten Blättern - egal was. Such Dir was, mache das bewusst und sage Dir, ich mache das und finde das schön, weil ich gut für mich sorge.
Oder Du besuchst Deine Oma oder eine Tante oder triffst Dich mit Freundinnen. Menschen, die gut zu Dir sind, mit denen darfst Du Dich umgeben. Andere müssen draußen bleiben, denn Du bist es Dir wert, dass Du gut behandelt wirst.
Es ist schon so, Achtung und Wertschätzung muss man sich verdienen. Das gefällt Dir nicht, aber es ist so. Andere müssen wahrnehmen, dass da eine Frau ist, die auf sich acht gibt und sich nicht für irgendeine Art von lockerer Beziehung hergibt.
Wenn Du nach außen andere Signale sendest, kommen auch andere Menschen in Dein Leben.
Dein Ex. würde nie bei einer selbstbewussten Frau andocken, die ihm sagt, hey Du, ich bin keine billige Ware. Wer mich will, der muss mich schon überzeugen, dass ich ihn als so wertvoll ansehen kann, dass ich Zeit mit ihm verbringe.
Fange klein an, überfordere Dich nicht. Aber lerne, Dir was Gutes zu tun und lerne, dass Du liebenswert bist. Du bist es, auch wenn Du es nicht glaubst. Übe es so lange bis du es glaubst. Eigenlob ist ein Mittel dazu und vor allem ein Durchbrechen der schlechten Gedanken über sich selbst.
Überschreibe sie durch etwas Positives. Immer wenn sie kommen, dann weg damit. Das bringt Dich nicht weiter, sondern treibt dich nur in eine Abwärtsspirale. Du musst aber nach oben kommen.
Ich kenne das auch, war auch in einer Fußabstreiferbeziehung und machte mich immer vor mir schlecht. Da er mich nicht liebte wie ich es wollte, war ich nichts wert! Ganz einfach. Aber irgendwann machte es Klick und ich merkte, dass ich mir selbst im Weg stand. Ich bin nicht so toll, ich bin nicht so schön, ich müsste besser, schöner, klüger sein und alle anderen sind besser als ich.
Als ich das begriff, wusste ich, dass ich gegensteuern musste. Immer wieder und mit der Zeit gewann ich etwas. So was wie Akzeptanz meiner selbst. Ich lobte mich und sagte mir, Mensch, warum denkst Du immer so schlecht von Dir, Du hast dies und jenes gut gemacht, Dir dies und jenes bewiesen, Du bist keinen Deut schlechter als andere, Du redest Dir das nur immer ein.
Und seither geht es mir besser. Ich fühle mich wohler mit mir und habe gelernt, dass ich mich verwöhnen darf. Z.B. mit guten Gedanken, mit Lob, mit Freude, wenn mir etwas gut gelungen ist.
Wer sich selbst liebt, der wird auch von anderen geliebt.
Wer sich selbst achtet, der wird auch geachtet und zeigt seine Grenzen auf.
Wer sich selbst wertvoll findet, den sehen auch andere als wertvoll an.
Du hast mehr in der Hand, als Du glaubst und nur Du selbst kannst das für Dich tun. Und das ist doch toll, dass Du dazu keine anderen Menschen brauchst. Nur tun musst Du es und das ist auch Deine Verantwortung für Dich und Dein Selbstgefühl.
Und wenn wieder einer kommt, der einen Fußabstreifer braucht, dann gehe sofort. Einfach weil Du mehr wert bist als Fußabstreifer zu sein! Wenn er das nicht sieht, selbst schuld und nicht Dein Problem!