Liebe Memi, liebe alle,
danke für Eure Posts, die gut tun, obwohl sie mir auch die Tränen in die Augen treiben.
Mein Ex und ich waren nur kurz, zwei Monate, zusammen und das ist nun ein Dreivierteljahr her. Die Beziehung war wunderbar und schön - bis er eines Tages vor mir stand und aus heiterem Himmel Schluss machte. Auch er hat ein Verlusttrauma, wie er mir dann via Mail schrieb, da er nicht darüber sprechen konnte. Zwar war er bereits in Therapie, aber alles war wieder voll aufgebrochen und warf ihn dann auch für ein paar Wochen aus der Bahn. Wir hatten nach der Trennung sporadisch, ca. einmal im Monat, Kontakt via SMS; einmal trafen wir uns. Zu dieser Zeit war unser Verhältnis noch immer sehr liebevoll und voller Respekt. Im Laufe des Sommers begann ich, mich etwas öfter zu melden (so alle 10-14 Tage) und schöne Momente und Dinge mit ihm zu teilen, über die ich mich freute. Ich war dabei sehr vorsichtig und sagte ihm auch, dass er es sagen solle, wenn ihm das zuviel ist. Ich habe mir einfach nur gewünscht, mehr Kontakt zu haben und uns zwischenmenschlich wieder soweit anzunähern, dass die Situation insgesamt wieder entspannt ist. Er sagte deutlich, dass er für eine Freundschaft (keinesfalls allerdings mehr) bereit sei, und ich habe dies so akzeptiert. Wir trafen uns ein paar Mal und alles schien zunächst in Ordnung zu sein, bis sich seine Antworten immer mehr verzögerten. Es fühlte sich an, wie wenn er mich auf Abstand hält, während er zugleich aber immer fragte, was ich machte etc. Dann bin ich etwas zusammengerutscht, weil ich zuviel Streß hatte, was er mitbekam. In den darauffolgenden Tagen und Wochen fragte er auch, wie es mir ginge und ich habe ihm stets aufrichtig geantwortet, ohne irgendwas von ihm zu fordern. Auch hörten wir zwei Wochen gar nichts voneinander, da ich ein bißchen Ruhe brauchte. Als wir uns dannach wieder schrieben, alberten wir zunächst etwas herum, doch als ich in der (scheinbar) entspannten Situation eine kleine Sache ansprach, wo er mir auf die Füße getreten war, explodierte er aus dem Nichts völlig und wurde aggressiv und respektlos.
Ich finde so vieles von seinem Verhalten in dem, was Ihr hier im Thread schreibt, wieder und weiß rational, dass mich keine Schuld oder irgendwas trifft. Ich habe ihm immer Verständnis entgegengebracht, ohne mich dabei völlig aufzugeben - verstanden, was in ihm vorgeht und warum er jede zwischenmenschliche Nähe zu mir vor allem passiv (!) ablehnt, habe ich allerdings bis heute nicht. Ich weiß, dass an mir alles in Ordnung ist und ich ein liebenswerter Mensch bin. Auch stecke ich meinen Kopf nicht in den Sand, sondern versuche so gut es geht weiter zu machen und unter Leute zu gehen; mache Sport, sehe zu, dass ich genug entspanne und nehme auch wahr, dass noch andere Mütter schöne Söhne haben. Und dennoch habe ich noch immer regelmäßig (ein-zwei Mal pro Woche) Heulanfälle und geht es mir oft nicht gut. Es ist wie ein innerliches stummes Schreien, das regelmäßig ausbricht und mich begleitet. Erst jetzt beginne ich überhaupt allmählich zu begreifen, wie tief er mich verletzt hat, wobei sein Austicken vor einem Monat alles noch schlimmer gemacht hat. Seither habe ich mich vollkommen zurückgezogen. Immerhin weiß ich nun, dass er zu einer Freundschaft nicht in der Lage ist, auch wenn er es sich selbst nicht eingesteht.
Liebe Memi, ich würde Dir gerne etwas schönes sagen, aber das ist nicht leicht. Mir hilft es, unter Leuten zu sein, zu spüren, dass man mich mag und schätzt. Und zu lachen. Dann kann ich für einen Moment alles vergessen. Alles andere, fürchte ich, braucht viel Zeit.
10.11.2014 23:25 •