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Sein Trauma hat unsere Beziehung zerstört - bin am Ende

M
Liebe Ava,

ich bin so gerührt, wie du mich immer wieder aufbaust und jedes mal die absolut richtigen Worte findest. Ich bin zwar schon wieder am heulen, aber eher deshalb, weil mich dein Post so berührt.

Die Traurigkeit ist heute zwar nach wie vor da, aber immerhin hab ich am Donnerstag mal richtig alles raus gelassen. Zumindest einen großen Teil. Es muss wohl wirklich raus, sonst quält es mich noch ewig. Und das will ich nicht. Dass das alles jetzt hochkommt, ist, wie du ganz richtig schreibst für mich nicht überraschend. Aber dennoch hatte ich irgendwie gehofft, aus dem Gröbsten raus zu sein. Stattdessen kommt es mir so vor, als würde nochmal alles mit geballter Kraft zurück kommen.
Andererseits - wenn ich mir die letzten Monate im Gesamten ansehe, habe ich aber auch viel schon geschafft.

Zitat:
Du weißt selbst, dass du da jetzt durch musst. Aber du weißt auch, dass du das schaffst! Und wenn du es gerade nicht weißt, dann versichere ich es dir!


Danke! Im Moment fühle ich leider nicht viel Zuversicht, aber es wird wieder besser, das weiß ich. Und ich hoffe wirklich, dass dieses Trauer-Enttäuschungs-Wutgefühl nicht mehr allzu lange bleibt. Es tut nämlich weh und ist einfach sehr anstrengend.
Deinen Vergleich finde ich sehr treffend:

Zitat:
Es hört sich für mich ein bisschen so an, als würdest du gerade alle Trennungsphasen nochmal im Schnelldurchlauf und vermischt durchmachen.


Ja, das fühlt sich genau so an. Ich hoffe, dass der Schnelldurchlauf wirklich schnell abläuft und auch ein baldiges Ende findet. Ich würde mich dann nämlich gern mal endlich auf die Neuorientierungsphase konzentrieren können

Zitat:
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es in manchen Momenten hilft, diesen Schmerz, den man ja im Herzen/Bauch wirklich physisch spüren kann, wirklich mal zu fühlen. Und ihn gar nicht groß zu bewerten und zu kommentieren, sondern einfach dieses Gefühl zu erleben und es nicht wegzudrücken. Irgendwann hört es dann auf. Und ich glaube, irgendwann wird es dann auch ganz weggehen.


Das mache ich auch so. Das heißt, ich versuche es. Unter der Woche kann ich diesem Gefühl keinen Raum geben, weil ich ja am arbeiten bin. Aber ich hab jetzt angefangen, mir die Tränen zumindest am Abend und am Wochenende nicht mehr zu verkneifen. Ich lasse sie kommen und versuche wie du sie einfach unbewertet zu zu lassen. Ich glaube, das ist wirklich das Beste was man in einer solchen Situation tun kann. Und auch das Gesündeste.

Auch ich hätte niemals gedacht, dass mein Ex das alles hin wirft was wir hatten. Ich war mir ganz sicher.
Wobei - ich weiß nicht ob ich hier schon mal meine Träume erwähnt habe. Ich hab ja ganz oft geträumt, dass er Schluss macht oder, dass er stirbt. Also einfach, dass ich ihn verliere. Unbewusst hab ich wohl geahnt, dass es passieren kann. Genau wie du mag ich diese Seite an einem Mensch auch nicht und weiß im Grunde, dass ich mich nach etwas ganz anderem in einer Beziehung sehne. Nämlich nach Beständigkeit und Offenheit und vor allem nach Vertrauen.

Zitat:
Ich habe das gemerkt, als mein Ex mir überhaupt keine Gründe für die Trennung nennen konnte. Außer, dass ich nichts falsch gemacht habe. Er hat sich selbst null reflektiert. Es hat ihn auch total überfordert, was ich gesagt habe. Er weiß nicht, wer er ist und wie er sich selbst annehmen kann. Er weiß nicht, wie er mit Problemen und Ängsten umgehen soll. Er ist gar nicht bei sich, wie man so schön sagt. Wie sollte so jemand, bei dir sein können?


Und diese Worte könnten wieder eins zu eins von mir sein. Bei mir wars genau so. Keinerlei Selbstreflexion seinerseits (was ich ihm auch irgendwann mal vorgehalten habe), kein Plan, wie er mit der Situation und mit mir umgehen soll. Er hat sich dann für das Lügen entschieden. Ich bin mir sicher, wenn ich ihn fragen würde, warum er mich angelogen hat (er hat ja gesagt, er würde jetzt in einer Wg wohnen, aber in Wirklichkeit ist er ja zu seiner neuen gezogen ), würde er sagen, dass er mich nicht verletzen wollte. Für mich ist das eine Ausflucht, ein Beweis dessen, wie unfähig er ist, zu seinem Handeln zu stehen. Auch eine Eigenschaft, die ich nicht mag.

Zitat:
Und ich glaube nicht weil wir es sind. Sondern weil sie es sind (in diesem Fall trifft das glaube ich wirklich zu und ist keine Phrase um sich die Trennung schön zu reden).


So ist es. Das glaube ich auch. Danke, dass du mir das nochmal vor Augen hältst. Ich habe das in dem ganzen Gefühlschaos manchmal nicht mehr so präsent. Aber es stimmt.

Zitat:
Ich fühle so sehr, wie verletzt du bist und ich will zu deinem Ex fahren und ihn dafür schlagen, weil es so respektlos und unglaublich verletzend ist, was er da getan hat. Ich finde keine Worte, außer, dass du das nicht verdient hast, Memi, weil du so ein toller und lieber Mensch bist, wie ich dich hier kennenlernen durfte.


Danke, dass du so mitfühlen kannst. Und ich kann nur zurück geben was du schreibst - auch du bist ein total lieber und toller Mensch, voller Empathie und Aufrichtigkeit
Ja, ich hatte auch schon das Bedürfnis, ihn zu schlagen dafür. Es ist so pietätlos und dermaßen daneben, dass es mich immer noch fassungslos macht. Deine Vermutung, dass es für ihn eine Art Ego-Politur war, wäre sicher eine Möglichkeit. Und ja, diese Aktion zeigt ganz deutlich seine gestörte Seite. Ich habe beschlossen, den Brief zu schreiben und ihm zu sagen, dass ich davon weiß. Ob ich ihn abschicke, kann ich noch nicht sagen und ich werde mir sicher zuerst Gedanken darüber machen. Der Kontakt wäre ja dann zumindest für kurze Zeit wieder hergestellt und deine Bedenken diesbezüglich sind richtig, die habe ich eben auch. Abgesehen davon gäbe es da noch das kleine Problem, wohin ich diesen Brief überhaupt schicken sollte. An seine neue Adresse, die ich offiziell ja gar nicht kenne? Und dann? Seine neue würde das ja mitbekommen. Oh, bei diesem Gedanken fühle ich ehrlich gesagt ein bisschen Genugtuung. Aber nein, es ist nicht meine Art, irgendwo dazwischen zu funken. Sonst könnte es auch so verstanden werden, dass ich die neue Beziehung (oder was auch immer das ist) manipulieren wollen würde. Und DAS ist nun wirklich nicht mein Niveau. Hm, da muss ich mir noch was überlegen.

Zitat:
Es ist auf Dauer mehr wert, mit sich selbst im Reinen zu sein, seine vergangenen Beziehungen ordentlich zu verarbeiten, niemandem wissentlich weh getan zu haben, die Fähigkeit zu besitzen aus tieftem Herzen zu lieben und auch Probleme miteinander lösen zu können. Es ist mehr wert, sich nichts vorwerfen zu müssen, alles versucht zu haben, für den anderen da gewesen zu sein, sich fallen gelassen zu haben, fähig zu sein, Liebe zu geben und anzunehmen.
Das alles ist mehr wert, als sein-sorry-verkacktes Leben in Angst und Selbsthass.


Ich danke dir so sehr für diese wahren Worte. Da ich selbst einfach grad nicht in der Lage bin, das so zu empfinden und so zu sehen, ist es umso schöner und wertvoller, dass du sie für mich aussprichst (oder besser gesagt aufschreibst). Ich werde sie mir immer wieder vor Augen halten!
Mir geht es da wie dir, ich komme auch überhaupt nicht gut klar damit, wenn ich jemanden irgendwie unfair behandelt habe (selbst wenn es nur eine Kleinigkeit ist oder gar keine Absicht war). Das hängt mir tagelang nach. Und du hast recht, er ist nicht zu beneiden. Auch wenn er versucht, von allem davon zu laufen und nichts reflektiert, so hat er doch sowas wie ein Gewissen. Und es wird ihn einholen. Mir fällt gerade ein, an dem Abend als er Schluss gemacht hat, hat er unter Tränen gemeint, er hätte seiner Freundin vor mir nicht mal die Chance gegeben, sich von ihm zu verabschieden, da er sich einfach nie wieder bei ihr gemeldet hat. Und, dass ihn das heute noch quälen würde. Meine Güte, er ist wirklich nicht zu beneiden. Jedesmal macht er das so, verletzt andere und kommt dann nicht mehr klar. Er wird mit der neuen das selbe machen.

Zitat:
Liebe Memi, würde ich nicht gerade übergangsweise wieder bei meinen Eltern wohnen, würde ich dich sofort die Koffer packen lassen und dir befehlen hier her zu kommen. Raus zu kommen am Wochenende wirkst wahre Wunder! Hast du eine liebe Freundin, die du mal besuchen kannst?


Und ich würde packen und fahren!
Leider ist es im Moment eher schwierig, hier raus zu kommen. Freundinnen habe ich schon, sehr gute sogar. Das Problem ist, dass die im Moment sehr wenig Zeit haben und ich hier sehr oft allein rumsitze. Deshalb stürze ich mich ja auch so in die Arbeit. Aber ich hoffe, dass ändert sich wieder.

Liebe Ava, du hast mir wieder mal viele Denkanstöße gegeben und mein Bild wieder gerade gerückt. Auch wenn die Zeit die ich durchmache nicht schön ist, kann ich doch viel daraus lernen. Ich muss einfach akzeptieren, dass es seine Zeit dauert, bis ich endgültig damit durch bin. Geduld war leider noch nie meine Stärke. Aber bei null muss ich nicht mehr anfangen, auch wenn die Traurigkeit manchmal wieder sehr groß ist.

Fühl dich umarmt liebe Ava und nochmal: DANKE!
Deine Memi

21.03.2015 20:21 • #466


M
Liebe Dola,

ich kann nachfühlen, wie es sein muss, wenn einem der Ex über den Weg läuft. Ein schreckliches Gefühl der Distanz zwischen zwei Menschen die sich mal nahe waren. Dass er nicht mal fragt wie es dir geht liegt vielleicht daran, dass er sich das nicht traut. Bei meinem ist es zumindest so. Er hat nie gefragt, weil er sich vor der Antwort gefürchtet hat bzw. Angst hatte, dass diese Frage blöd kommt (womit er ja schon auch recht hat). Aber trotzdem - so eine zufällige Begegnung ist immer unangenehm. Da bin ich grad froh, dass ich meinen Ex seit mittlerweile fast zwei Monaten nicht mehr gesehen habe.

Dass du ihn vermisst, ist vollkommen verständlich. Natürlich lässt sich für uns die Zeit nicht einfach so auslöschen und das Gefühl des Vermissens gehört leider zur Verarbeitung. Ich weiß jetzt nicht so genau, was bei dir/euch gelaufen ist, aber wenn es einen Grund für Wut gibt, wird sie auch kommen. Ich konnte monatelang keine Wut verspüren, aber so langsam kommt sie bei mir an. Und das ist auch ok. Ich würde jetzt aber nicht sagen, dass sie das Loslassen unbedingt erleichtert. Ein bisschen vielleicht.

Dola, ich bin grad nicht so gut im Spenden tröstender Worte - fühl mich grad sehr einsam.
Aber in Gedanken bin ich mit dir, wie mit allen die das durchleiden müssen. Es ist schlussendlich für irgendetwas gut, davon bin ich überzeugt.

Alles Liebe,
Memi

21.03.2015 21:41 • #467


A


Sein Trauma hat unsere Beziehung zerstört - bin am Ende

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A
Liebe Memi,

wie geht es dir heute? Hoffentlich kein Sonntags-Blues?

Zitat:
ich bin so gerührt, wie du mich immer wieder aufbaust und jedes mal die absolut richtigen Worte findest. Ich bin zwar schon wieder am heulen, aber eher deshalb, weil mich dein Post so berührt.

Danke, du bist süß
Und du hast für mich auch schon so oft die richtigen Worte gefunden. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr dieses Forum und das Schreiben mit dir hilft!

Zitat:
Stattdessen kommt es mir so vor, als würde nochmal alles mit geballter Kraft zurück kommen.
Andererseits - wenn ich mir die letzten Monate im Gesamten ansehe, habe ich aber auch viel schon geschafft.

Das ist ätzend, aber ich könnte mir vorstellen, dass es immernoch besser ist, als diese Verwirrung, die du noch vor ein paar Tagen hattest. Bzw vielleicht war das auch die Angst vor der Trauer und vor dem, was dir quasi bevorstand, weil du ja wusstest, dass du noch nicht genug getrauert hast.
Immerhin befindest du dich jetzt mittendrin oder bist schon wieder aus dem Gröbsten raus. Und das finde ich ist besser, als das Warten darauf, dass es einem schei. geht, oder?
Ich finde übrigens auch, dass du viel geschafft hast! Bin neulich durch Zufall auf den Thread gestossen, wo du dich mit Sady79 vor einigen Monaten ausgetauscht hast. Und da hörst du dich lang nicht so gut an, wie jetzt! Man darf eben nie aus den Augen verlieren, welche Schritte man schon geschafft hat.

Zitat:
ich hab ja ganz oft geträumt, dass er Schluss macht oder, dass er stirbt. Also einfach, dass ich ihn verliere. Unbewusst hab ich wohl geahnt, dass es passieren kann.

Ganz schön krass, was unser Unterbewusstsein alles leisten kann. Genau, wie uns ja auch unser Körper gewarnt hat. Ich hatte eigentlich nur 2-3 mal solche Träume. Er hat mir übrigens auch mal erzählt, dass er so einen Traum hatte, also dass ich ihm fremdgehe oder so. Anscheinend hatte er auch Angst diesbezüglich. Kein Wunder, er hat sich ja auch als nicht gut genug empfunden. Aber wenn ich an soetwas denke, macht es mich noch trauriger und er tut mir wieder Leid. Ich hätte ihn doch nie betrogen! Habe aber in seinen Traum natürlich zu dem Zeitpunkt auch nicht mehr hineininterpretiert, weil man ja ab und zu mal komische Sachen träumt.

Zitat:
Für mich ist das eine Ausflucht, ein Beweis dessen, wie unfähig er ist, zu seinem Handeln zu stehen. Auch eine Eigenschaft, die ich nicht mag.

Absolut. Er ist schon wirklich ein armer Wurm eigentlich. Vor allem das ganze Gelüge. Aber das ändert ja leider nichts an der Tatsache, dass man den Menschen geliebt hat und es zum Teil immernoch tut. Und dass diese Menschen einem vermittelt haben, etwas ganz Besonderes für sie zu sein. Das hat sich bei mir und meinem Ex auch in der Länge der Beziehung ausgedrückt. Umso härter, wenn man dann doch abserviert wird oder wie in deinem Fall sofort eine andere im Spiel ist. Ich glaube allerdings so, wie du ihn beschreibst, dass er mit ihr irgendwann genauso verfahren wird. Habe darüber hinaus noch nie gehört, dass eine Beziehung, in die aus einer langjährigen Partnerschaft warm gewechselt wurde, lange angehalten hat.

Zitat:
Ich habe beschlossen, den Brief zu schreiben und ihm zu sagen, dass ich davon weiß. Ob ich ihn abschicke, kann ich noch nicht sagen und ich werde mir sicher zuerst Gedanken darüber machen. Der Kontakt wäre ja dann zumindest für kurze Zeit wieder hergestellt und deine Bedenken diesbezüglich sind richtig, die habe ich eben auch. Abgesehen davon gäbe es da noch das kleine Problem, wohin ich diesen Brief überhaupt schicken sollte. An seine neue Adresse, die ich offiziell ja gar nicht kenne? Und dann? Seine neue würde das ja mitbekommen.

Ich denke es wird dir auf jeden Fall gut tun, den Brief zu schreiben, auch wenn du ihn dann nicht abschickst. Gäbe es denn die Möglichkeit, dass du ihm eine Email schreibst? Das wäre vielleicht der beste Weg. Allerdings kann ich dir aus Erfahrung sagen, dass man dann immer Angst hat, in sein Email-Account zu gehen, weil man irgendwie gar nicht wissen will, ob er geantwortet hat oder nicht.

Zitat:
Mir fällt gerade ein, an dem Abend als er Schluss gemacht hat, hat er unter Tränen gemeint, er hätte seiner Freundin vor mir nicht mal die Chance gegeben, sich von ihm zu verabschieden, da er sich einfach nie wieder bei ihr gemeldet hat. Und, dass ihn das heute noch quälen würde. Meine Güte, er ist wirklich nicht zu beneiden.

Wirklich krass. Absoluter Albtraum sowas. Immerhin ist dir DAS erspart geblieben. Aber Memi, der wird sich wahrscheinlich nicht ändern. Und du kannst dir irgendwann was Neues aufbauen. Ich glaube fest daran!

Zitat:
Und ich würde packen und fahren!
Leider ist es im Moment eher schwierig, hier raus zu kommen. Freundinnen habe ich schon, sehr gute sogar. Das Problem ist, dass die im Moment sehr wenig Zeit haben und ich hier sehr oft allein rumsitze. Deshalb stürze ich mich ja auch so in die Arbeit. Aber ich hoffe, dass ändert sich wieder.

Das wär schön
Und deine Situation ändert sich bestimmt wieder. Spätestens, wenn es wieder wärmer wird und man mehr Zeit draußen verbringt, sich am Wochenende mal zu Eisessen trifft oder feiern geht. Die meisten Leute treibt es im Sommer doch irgendwie mehr aus dem Haus. Manchmal muss man sich auch ins Gedächtnis rufen, dass es das Wichtigste ist, zu WISSEN, dass man gute Freunde hat. Manchmal reicht mir sogar der Gedanke daran oder eine kurze Nachricht an die Leute, um mich nicht mehr so alleine zu fühlen, selbst, wenn ich mich nicht mit ihnen treffen kann. Und ansonsten: Forum! Auch, wenn das einen direkten Kontakt natürlich nicht ganz ersetzen kann

Noch kurz zu mir, weil du letztes Mal gefragt hast:
Die letzte Woche ging es mir wirklich überraschend gut. Ich habe viel unternommen, viele Pläne gemacht und ihn gar nicht so sehr vermisst. Habe seit ein paar Tagen auch nicht geweint und eigentlich recht positiv in die Zukunft gesehen. Heute muss ich sagen, holt es mich aber wieder ein Stück weit ein (Sonntag halt ). Zum einen kommt es mir etwas komisch vor, dass ich im Grunde eine ganze Woche lang ziemlich gut drauf sein konnte, obwohl das ganze noch nicht mal drei Monate her ist und der Mann die große Liebe war. Trotzdem versuche, ich die Zeit zu genießen, in der es mir gut geht, weil sich das wahrscheinlich auch wieder ändert.
Ich hab nur einfach Angst, dass ich in so einem Stadium hängen bleibe, wo es mir an sich ganz okay geht und ich auch Spaß haben kann, ich aber nie mehr so richtig glücklich werde und auch nie mehr jemanden anderen so toll finden kann wie ihn. Mir ist schon klar, dass ich nicht mein Leben lang depressiv auf meiner Couch hocken werde, dazu bin ich nicht der Typ. Aber diese Angst, dass es nie mehr so richtig richtig gut wird und einfach vorbei ist
Zusätzlich hab ich nach wie vor unglaubliche Angst, ihm zufällig zu begegnen. Aber dagegen kann man wohl nichts machen.
Ich bin, genau wie du, auch extrem ungeduldig...ich finde das alles so anstrengend. Auch, wenn ich eine gute Woche hatte. Aber die Gedanken sind trotzdem immer wieder da, wenn auch nicht mehr ganz so oft wie am Anfang. Und dann fallen mir zwischendrin immer wieder die tollen Sachen ein, die er für mich gemacht hat und die Insider, die wir hatten und wie wohl ich mich immer bei ihm gefühlt habe und wie oft er gesagt hat, dass er mich nie wieder hergibt Auf der anderen Seite sehe ich auch seine Defizite schon etwas klarer als zu Beginn.
Es kommen glaube ich auch gerade viele andere Dinge wieder hoch, die im letzten Jahr nicht so gut gelaufen sind...und ich habe das Gefühl, dass ich auf den Müllhaufen immer noch eine kleine Schippe drauf geschaufelt habe, weil ich nichts davon sofort nachdem es passiert ist, so richtig verarbeitet habe. Ich hatte das Gefühl, in einem rasenden Zug zu sitzen und alles ist nur so vorbeigeflogen. Und ich habe immer nur auf den Tag gewartet, an dem alles wieder gut ist; ohne zu merken, dass das nicht einfach so passieren wird sondern erst, wenn ich aus meinem eigenen Strudel wieder rauskomme.
Ach Memi, heute bin ich irgendwie auch verwirrt und habe Angst. Ich habe das Gefühl, alles durchanalysiert zu haben und doch fehlt noch irgendein Puzzleteil. Ist das vielleicht die Zeit?

Fühl dich umarmt; schön, dass du da bist
Deine Ava

22.03.2015 19:18 • #468


A
Liebe Dola,

danke für deine lieben Worte. Und schön, wenn du auch was aus unseren Geschichten ziehen kannst. Dann hat der ganze Mist doch auch irgendwie ein bisschen was gutes

Zitat:
ich habe meinen letztes we gesehen. er hat mich behandelt wie eine flüchtige bekannte. es war schrecklich.
er sah furchtbar aus..aufgedunsen als würde er zuviel trinken und gab mir aber durch die blume zu verstehen, dass er single ist.

Habe auch höllische Angst, ihn zufällig irgendwo zu sehen. Am besten noch mit einer anderen...
Aber immerhin...du sagst er sah schrecklich aus. Zumindest das könnte doch auch ein wenig Genugtuung für dich sein, oder? Wäre er das blühende Leben und würde durch die Welt tanzen, wäre das doch für dich um einiges schmerzhafter.

Zitat:
trotzdem vermisse ich ihn tag für tag und würde mir wünschen wut auf ihn verspüren zu können.

Wie lange ist es denn jetzt her, dass ihr gar keinen Kontakt mehr habt? Wut zu verspüren, also so richtige Wut, ist finde ich besonders schwer, wenn der Ex einem nicht wirklich was getan hat und selbst Probleme hat. Dann kann man eigentlich nur wütend sein, dass er nie davor das Gespräch gesucht hat und einen einfach vor vollendete Tatsachen gestellt hat.
Zumindest in meinem Fall liegt das aber vielleicht auch daran, dass er an mir ja nichts auszusetzen hatte, und er wusste, dass wenn dann er sich ändern muss. Wozu er nicht bereit war. Trotzdem bin ich nach wie vor der Meinung, dass ein erwachsener Mensch in der Lage sein sollte, seine Probleme zumindest mal anzureissen und sich nicht davon zu stehlen, wenns schwierig wird.
Aber Dola, so ein bisschen Wut konnte ich auch irgendwann verspüren, wenn auch nur ganz minimal. Das kommt bestimmt noch

Fühl dich gedrückt!
Ava

22.03.2015 19:26 • #469


M
Liebe Ava,

bis jetzt hält sich der Sonntags-Blues einigermaßen in Grenzen. Liegt sicher auch am Wetter. Wolkig und trüb. Komisch, mir gehts bei schlechtem Wetter fast besser. Sicher deshalb, weil bei Sonnenschein alle draußen sind und dann unweigerlich die Gedanken an unsere gemeinsamen Unternehmungen hochkommen.

Abgesehen davon bin ich heute irgendwie komisch drauf. Mir gehts nicht richtig gut aber auch nicht mehr so schlecht, dass ich die ganze Zeit heulen könnte. Es ist eher so ein Warten auf bessere Zeiten, was aber auch ganz schön mühselig ist. Ich denke mittlerweile auch, dass ich aus dem Allergröbsten raus bin, aber ich befinde mich sozusagen in der Schwebe. Und ich merke, dass es noch verdammt viel gibt, was ich einfach noch nicht verkraftet habe. Du triffst es ziemlich genau mit deiner Vermutung, dass ich Angst davor hatte (oder vielleicht immer noch ein bisschen habe), die Traurigkeit voll zu zulassen. Etwas davon ist ja schon rausgekommen, aber es kommt eben nur Stück für Stück. Ich schaffe es noch immer nicht, mich vollkommen auf den Verlust einzulassen und der Trauer ins Gesicht zu sehen. Und das ist eigentlich gar nicht meine Art. Ich kann mich noch gut erinnern, dass das bei meiner letzten Trennung ganz anders war. Aber damals war eine völlig andere Situation. Ich muss mir immer wieder sagen, dass es ok ist, wie es jetzt eben ist. Wenn ich die Traurigkeit nur häppchenweise zulassen kann, dann passt das auch.

Zitat:
Bin neulich durch Zufall auf den Thread gestossen, wo du dich mit Sady79 vor einigen Monaten ausgetauscht hast. Und da hörst du dich lang nicht so gut an, wie jetzt! Man darf eben nie aus den Augen verlieren, welche Schritte man schon geschafft hat.


Du hast recht, das ist enorm wichtig. Mir war gar nicht bewusst, dass ich schon viel optimistischer klinge. Man selbst kann das ja manchmal gar nicht richtig beurteilen, weil man ja mitten drin steckt. Da ist es sehr hilfreich, von außen ein Feedback zu bekommen. Danke dafür
Das gilt aber auch für dich, liebe Ava. Hättest du vor zwei Monaten gedacht, dass du eine so gute Woche haben kannst? Also gefühlsmäßig? Betrachte auch deine Fortschritte, sie sind da!


Zitat:
Aber das ändert ja leider nichts an der Tatsache, dass man den Menschen geliebt hat und es zum Teil immernoch tut.


Ich glaube, das ist wirklich das schwierigste überhaupt. Ich sehe, was er getan hat, ich sehe, wie er sich verhalten hat und ich verabscheue dieses Verhalten. Er tut mir auch nicht mehr leid, weil mein Verständnis für ihn auch langsam seine Grenzen erreicht hat. Ich kann und will so ein Verhalten weder verstehen noch kann ich es in irgend einer Form gut heißen. Und trotzdem: die Gefühle für ihn waren sehr groß und unendlich tief. Und die lassen sich nicht so leicht auslöschen. Ich glaube, ich habe mal geschrieben, dass ich ihn nicht mehr liebe. Ich weiß nicht, ob ich das wirklich so sagen kann. Klar, den Menschen, der mich so blöd angelogen hat und mich auf so eine gemeine Art und Weise gedemütigt hat, den liebe ich nicht. Wie könnte ich? Aber die Liebe zu ihm wie er früher war...wie er mich angesehen hat, unsere Witze, unsere kleinen Rituale und alles was uns verbunden hat....diese Liebe verschwindet nicht so einfach. Aber das ist auch ok. Das bedeutet, dass meine Gefühle echt waren. Umso schwieriger ist es jetzt natürlich, damit klar zu kommen. Ist es überhaupt das erklärte Ziel, dass man sich entliebt? Tut es erst dann nicht mehr weh? Ich weiß es nicht.

Zitat:
Habe darüber hinaus noch nie gehört, dass eine Beziehung, in die aus einer langjährigen Partnerschaft warm gewechselt wurde, lange angehalten hat.


Ich auch nicht. Und ich bin mir inzwischen sicher, dass er auch in dieser Beziehung sein Herz nicht öffnen kann. Ich weiß ja nicht mal, ob er überhaupt noch mit ihr zusammen ist. Komisch finde ich ja, dass ich ihn seit zwei Monaten nicht ein einziges Mal gesehen habe. Und davor hatte ich nämlich riesige Angst. Er arbeitet ja noch in der Stadt, in der wir gewohnt haben und ich ja immer noch wohne. Meine Arbeitsstelle ist aber wiederum woanders und ich pendle jeden Tag mit dem Zug (so wie er, wenn er jetzt bei ihr wohnt). Am Bahnhof habe ich ihn aber nie gesehen, weder morgens noch abends. Aber egal. Ändert ja nichts an der Tatsache, dass es vorbei ist. Es würde mir vielleicht nur ein wenig Genugtuung verschaffen, wenn ich wüsste, dass er die neue eh nicht mehr hat.


Zitat:
Gäbe es denn die Möglichkeit, dass du ihm eine Email schreibst? Das wäre vielleicht der beste Weg. Allerdings kann ich dir aus Erfahrung sagen, dass man dann immer Angst hat, in sein Email-Account zu gehen, weil man irgendwie gar nicht wissen will, ob er geantwortet hat oder nicht.


Eine email zu schreiben habe ich mir auch überlegt. Aber mir ist das irgendwie zu unpersönlich. Ich will, dass er etwas von mir in der Hand hält, meine Handschrift sieht. Und ich will auch genau aus dem Grund den du schon genannt hast, keine email schreiben. Ich könnte echt nicht aus lauter Angst mehr in meinen account gehen - da kenne ich mich gut. Da er meine neue Adresse nicht hat, wäre dieses Problem bei einem echten Brief nicht gegeben. Ich will auch gar keine Antwort von ihm. Ich will ihm gar nicht mehr die Möglichkeit geben, sich zu rechtfertigen oder sich zu entschuldigen. Da bin ich jetzt hart. Der soll schön mit seinem schlechten Gewissen leben ohne Ventil. Ist das gemein?

Zitat:
Manchmal muss man sich auch ins Gedächtnis rufen, dass es das Wichtigste ist, zu WISSEN, dass man gute Freunde hat. Manchmal reicht mir sogar der Gedanke daran oder eine kurze Nachricht an die Leute, um mich nicht mehr so alleine zu fühlen, selbst, wenn ich mich nicht mit ihnen treffen kann. Und ansonsten: Forum! Auch, wenn das einen direkten Kontakt natürlich nicht ganz ersetzen kann


Da hast du recht. Und hier zu schreiben hilft ja auch, besonders, wenn man so toll unterstützt wird und so liebe Antworten bekommt. Danke Ava


Zitat:
Die letzte Woche ging es mir wirklich überraschend gut. Ich habe viel unternommen, viele Pläne gemacht und ihn gar nicht so sehr vermisst. Habe seit ein paar Tagen auch nicht geweint und eigentlich recht positiv in die Zukunft gesehen.


Ava, das ist toll! Wie ich vorher schon kurz erwähnt habe - sieh diesen Fortschritt und würdige ihn. Und sei stolz auf dich. Das positive überhaupt wieder sehen zu können, bedeutet so viel. Selbst wenn danach wieder ein Einbruch kommt - es geht weiter! Du kannst es ja eh schon selber so sehen, was noch besser ist.

Zitat:
Ich hab nur einfach Angst, dass ich in so einem Stadium hängen bleibe, wo es mir an sich ganz okay geht und ich auch Spaß haben kann, ich aber nie mehr so richtig glücklich werde und auch nie mehr jemanden anderen so toll finden kann wie ihn. Mir ist schon klar, dass ich nicht mein Leben lang depressiv auf meiner Couch hocken werde, dazu bin ich nicht der Typ. Aber diese Angst, dass es nie mehr so richtig richtig gut wird und einfach vorbei ist


Ich weiß ganz genau, was du meinst. Wirklich, ich fühle mich genau SO. Aber trotzdem kann ich dir vielleicht ein bisschen Mut machen, wenn ich dir sage: ich hatte dieses Gefühl schon mal. Nämlich vor etwa sieben Jahren als mit meinem damaligen Freund Schluss war. Auch wenn die Situation eine andere war, das Gefühl war das selbe. Ich kann mich noch genau erinnern, dass ich mich damals mal mit einem guten Freund getroffen habe, ich war ziemlich down und hatte eben dieses es wird nicht wieder gut-Gefühl. Ich hab ihn irgendwann gefragt: Glaubst du, ich kann wieder glücklich sein? So richtig? Glaubst du, es wird mir mal wieder richtig gut gehen? Das hab ich ihn gefragt. Und ich hatte echt Angst damals. Er hat mich angesehen und aus voller Überzeugung und mit einem Lächeln geantwortet: Aber natürlich wirst du wieder glücklich sein!
Und weiß du was? Ich wurde es auch wieder. Ich habe mich wieder verliebt, war total happy konnte mich kaum noch daran erinnern, wie schlecht es mir mal ging. Gut, jetzt hänge ich wieder durch, aber was ich damit sagen will ist, JA, du wirst wieder richtig glücklich und zufrieden sein. Dieser blöde Zustand und die Angst können vielleicht noch etwas andauern, aber sie sind nicht für immer. Das kannst du mir wirklich glauben (Hm, ich glaub, ich hab mir da grad auch selbst ein bisschen Mut zugesprochen )


Zitat:
Zusätzlich hab ich nach wie vor unglaubliche Angst, ihm zufällig zu begegnen. Aber dagegen kann man wohl nichts machen.


Kenn ich. Und nein, dagegen machen kann man wohl nichts. Aber man kann sich innerlich darauf vorbereiten und sich überlegen, wie man dem anderen begegnen möchte. (Wobei ich im Moment nicht sagen kann, wie ich mich verhalten würde). Hast du eine Idee wie das bei dir aussehen könnte?

Zitat:
Ach Memi, heute bin ich irgendwie auch verwirrt und habe Angst. Ich habe das Gefühl, alles durchanalysiert zu haben und doch fehlt noch irgendein Puzzleteil. Ist das vielleicht die Zeit?


Ava, das fehlende Puzzleteil ist im Moment vielleicht einfach noch nicht greifbar. Das durchanalysieren ist gut und wichtig, aber mach dich nicht verrückt. Es wird die Zeit kommen, wo du die vielen unklaren Dinge die dir jetzt noch solche Angst und Verwirrung bereiten, einfach loslassen kannst. Vergiss nicht, dass du lange Zeit mit einem Menschen verbracht hast der dir viel bedeutet hat und immer noch bedeutet - und der ist jetzt auf einmal weg. Das ist ein Schock und ein tiefer Einschnitt, der nicht so leicht zu verarbeiten ist. Aber wie gesagt - du bist auf einem sehr guten Weg, kannst schon wieder manchmal optimistisch sein und dich an etwas freuen. Auch wenn du das Gefühl hast, grad in einer blöden Phase fest zu stecken - vergiss nicht, es ist nur eine Phase. So banal wie es klingt, aber auf Regen folgt immer Sonnenschein.
Das ist und war schon immer so im Leben. Anders geht es gar nicht.

Ava, fühl dich ganz fest umarmt. Ich bin auch froh, dass du da bist. Du bist toll
Deine Memi

22.03.2015 20:32 • #470


A
Meine liebe Memi,

ich werde dir heute Abend ausführlicher auf deinen Post antworten, muss aber irgendwie vor der Arbeit noch meine Gedanken aufschreiben, weil ich das Gefühl hab, ich kann mich sonst heute auf gar nichts konzentrieren.
Die letzte Woche war ja eigentlich ziemlich okay bei mir, habe viel unternommen, konnte mich das ein oder andere mal wirklich freuen- ich weiß, ein Fortschritt.
Gestern abend gings dann los, dass es mich (keine Ahnung warum) total runtergezogen hat. Ich war den ganzen Tag wirklich positiv gestimmt, habe sogar endlich mal seine schlechten Seiten in den Vordergrund rücken können, habe mir gedacht, dass er vll ja doch nicht der Richtige für mich war- und dann hab ich plötzlich total die Klatsche bekommen...hab den ganzen Abend geflennt, mich die halbe Nacht im Bett gewälzt, mein erster Gedanke heute morgen: das ist alles ein Albtraum...gleich wieder geheult.
Ich weiß ja, dass es Rückschläge bei der Verarbeitung gibt...aber was soll das denn?

Ich hatte dann total das Kopfkino und irgendwie hab ich auch gemerkt, dass ich zum ersten Mal und mit voller Wucht den Verlust von ihm als Menschen an sich gespürt habe. Ich hatte zum ersten Mal das Bedürfnis, ihm von einem Erlebnis zu erzählen, mit ihm über einen Zeitungsartikel zu diskutieren, ihm von meiner Arbeit zu erzählen, mit ihm Musik zu hören. Wo war das denn die letzten Monate? Und warum kommt es jetzt?
Ich glaube die letzten 2,5 Monate ging es immer nur darum, das Problem zu analysieren. Ich habe mir so oft gesagt: du bist nicht Schuld, du hast nicht (gravierendes) falsch gemacht, du warst für ihn da, du hast nicht geklammert etc. Es waren die Umstände und seine Probleme.
Aber letztendlich ist das doch alles egal...er will mich nicht mehr; er liebt mich nicht mehr. Und das kommt gerade an und es tut so unglaublich weh. Und dabei ist es auch egal, ob ich mir realistisch gesehen noch eine Zukunft mit ihm vorstellen kann, denn das kann ich eigentlich nicht, so wie er sich verhalten hat und so schwach, wie er war.
Hab ich es etwa jetzt erst wirklich kapiert? Oder immernoch nicht?
Und wieso ging es mir nach so kurzer Zeit schon wieder ziemlich gut? Hab ich alles richtig gemacht bei der Verarbeitung oder habe ich alles verdrängt (sieht jetzt grade so aus) oder war die Beziehung einfach gegen Ende hin doch nicht mehr das Wahre und er hat mit der Trennung nur mehr Mut bewiesen als ich ich bzw. mehr verstanden als ich? Manchmal hasse ich mich für meine Verkopftheit und dafür, dass ich es nicht einfach mal gut sein lassen kann.
Heut tut es einfach nur so weh...

Bis später,
deine Ava

24.03.2015 09:17 • #471


G
Meine liebe Memi,
ich bin in Gedanken ganz oft bei dir - hab momentan nur nicht die Kraft mich irgendwie einzubringen, bitte nicht böse sein.

Ich drücke dich ganz doll,
die Grace

24.03.2015 09:35 • #472


M
Liebe Ava,

ich muss auch gleich zur Arbeit, heute abend habe ich dann mehr Zeit zu antworten. Mensch, das tut mir leid, dass es sich heute so besch***en anfühlt. Vergiss bitte trotzdem nicht, dass du toll bist und alles richtig machst, ok? Ich denke an dich

Deine Memi

24.03.2015 09:56 • #473


M
Hallo liebe Grace,

auch ich denke oft an dich und daran wie es dir geht...hab ja momentan auch nicht so viel Zeit und Kraft (gestern sind meine Möbel gekommen und ich bin sehr eingedeckt mit Arbeit und Wohnung einrichten).

Danke für die lieben Worte, schön von dir zu hören
Ich drück dich zurück!

24.03.2015 09:59 • #474


D
Memi und Ava,

danke für Eure lieben Worte, bin auch grad auf Arbeit und hab daheim grad nur Smartphone.
Ava, ich kann Dich zu gut verstehen, mir geht es auch immer noch so, dass ich ihn als Mensch voll vermisse und einfach viel teilen möchte mit ihm. Das fehlt mir auch.
Und momentan kann ich mir null vorstellen, dass alles nochmal mit einem anderen Partner zu erleben.
Gleichzeitig sehe ich auch seine Defizite, seine psychischen Störungen und wie übel er sich doch oft verhalten hat, und dachte mir gestern beim Joggen,....will ich den überhaupt noch?

Apropos zum Treffen mit ihm, was ich letztens berichtete: Wir hatten einen ganzen Tag zusammen auf einem Seminar in seiner Stadt. Das war heftig. Und davor hatten wir uns sieben Monate nicht gesehen, letzter Kontakt war aber im November.
Ja.....das war verdammt schwer. Und für ihn auch, das konnte ich sehen. Aber kein auf mich Zugehen, wisst ihr, keine versöhnenden Wort. Nur Small talk, paar Witzchen und tief in die Augen blicken zum Abschied.

Tja, Ihr Lieben.....es wird jetzt Frühling und so richtig kann man es nicht genießen. Bin in Gedanken bei Euch

LG DOla

24.03.2015 15:08 • #475


A
Liebe Memi,

DANKE, dass du heute morgen gleich noch geschrieben hast. Das hat mich echt aufgebaut!
Wie gehts es dir denn heute so?

Zitat:
Ich schaffe es noch immer nicht, mich vollkommen auf den Verlust einzulassen und der Trauer ins Gesicht zu sehen. Und das ist eigentlich gar nicht meine Art. Ich kann mich noch gut erinnern, dass das bei meiner letzten Trennung ganz anders war.

Hast du eine Ahnung, woran das liegen könnte? Bzw. besprichst du das in der Therapie? Vielleicht ist es einfach die Tatsache, dass bei deinem ExEx schon in der Beziehung viel mehr falsch gelaufen ist als bei deinem Ex? Vielleicht hast du dich da innerlich einfach schon mehr verabschiedet gehabt und jetzt bei deinem Ex gibt es einfach insgesamt mehr aufzuarbeiten?!

Zitat:
Wenn ich die Traurigkeit nur häppchenweise zulassen kann, dann passt das auch.

Ja, absolut. Ich denke, solange man die Traurigkeit zulässt ist es gut. Natürlich wärs schön, wenns einem ein paar Tage so richtig schlecht gehen würde und dann würde es nur bergauf gehen...aber naja, wir wissen ja alle, dass das eine Illusion ist

Zitat:
Mir war gar nicht bewusst, dass ich schon viel optimistischer klinge. Man selbst kann das ja manchmal gar nicht richtig beurteilen, weil man ja mitten drin steckt. Da ist es sehr hilfreich, von außen ein Feedback zu bekommen. Danke dafür
Das gilt aber auch für dich, liebe Ava. Hättest du vor zwei Monaten gedacht, dass du eine so gute Woche haben kannst? Also gefühlsmäßig? Betrachte auch deine Fortschritte, sie sind da!

Ja, das mein ich ernst, du hörst dich wirklich viel besser an. In deinen Sätzen ist finde ich nicht mehr so viel Verzweiflung...diese komplette Mutlosigkeit, die am Anfang durchgeklungen ist, ist weg.
Ich versuche auch wirklich, meine Fortschritte zu sehen und ich weiß, dass ich mich damit begnügen muss, dass es mal eine Woche lang schon relativ gut war. Das ist wahrscheinlich mehr, als viele andere nach 2,5 Monaten verspüren dürfen. Aber weisst du...es ist ganz komisch. Gestern Abend, als es mir so schlecht ging, ging es mir paradoxerweise fast schon wieder besser, als zu dem Zeitpunkt an dem ich mich immer gefragt habe, warum es mir gerade gut geht...äh, ich hoffe das war nicht zu verwirrend.
Es ist nur so...wenn es mir besser/gut geht, habe ich Angst vor dem krassen Fall. Damit mache ich mir dann zugegebenermaßen die Momente selbst kaputt, in denen ich mich gut fühle.
Ich habe das Gefühl, ich habe ihn zu wenig vermisst bis jetzt. Das macht mir Angst, es macht alles so unwirklich. Ich habe Angst, es nur zu realisieren, wenn er mir mal wirklich gegenübersteht. Wie ich dann übrigens reagieren würde, weiß ich nicht. Ich habe keine Strategie dafür. Ich hoffe, dass es erst passiert, wenn ich über ihn hinweg bin. Und ich hoffe inständig, dass das eine nicht das andere bedingt.
Oh man...ich weiß nicht, ob ich es wirklich kapiert habe.

Zitat:
Aber die Liebe zu ihm wie er früher war...wie er mich angesehen hat, unsere Witze, unsere kleinen Rituale und alles was uns verbunden hat....diese Liebe verschwindet nicht so einfach. Aber das ist auch ok. Das bedeutet, dass meine Gefühle echt waren. Umso schwieriger ist es jetzt natürlich, damit klar zu kommen. Ist es überhaupt das erklärte Ziel, dass man sich entliebt? Tut es erst dann nicht mehr weh? Ich weiß es nicht.

Das verstehe ich. Und es ist absolut klar, dass das auch nicht sofort verschwindet. Dann hätte man wohl auch wirklich nicht geliebt. Klar, es tut jetzt umso mehr weh, wenn die Gefühle echt und tief waren. Zumindest in diesem Moment. Aber langfristig fände ich es auch sehr deprimierend, wenn man solche Gefühle nicht empfinden könnte. Das ist doch das, wofür man lebt. Egal, ob es die Liebe zu sich selbst, zu den Eltern, den Geschwistern, Freunden oder eben dem Partner ist.
Hm...ob es das Ziel ist, dass man sich entliebt? Interessante Frage, die ich so pauschal irgendwie auch nicht beantworten kann.
Wobei...eigentlich würde ich schon zu einem Ja für das Entlieben tendieren. Vermutlich (hoffentlich) passiert das auch irgendwann automatisch, weil man ja von der anderen Person kein Futter mehr bekommt. Man verliebt sich doch, weil der andere einem etwas geben kann, was man man braucht oder sich (vermeintlich) nicht selbst geben kann oder weil einen eben irgendwas fasziniert und man der Person nahe sein will. Dazu kommen dann noch rein biologische Reize, sei es jetzt der Geruch oder auch das Optische. Wenn man also jemanden nicht mehr wiedersieht und derjenige nichts mehr für einen tut, nicht mehr für einen da ist und keinen meiner Wünsche mehr erfüllt (Nähe, S., Geborgenheit usw.), dann müsste ich mich ja irgendwann von selbst entlieben. Oder?
Wäre dann noch die Frage, warum manche Menschen-und ich hoffe wir werden nicht dazu gehören- solche Probleme mit dem Entlieben haben. Meine pseudo-psychologische Theorie wäre, dass diese Menschen sich selbst eben nicht das geben können, was sie brauchen und deshalb auf der Person hängenbleiben, die ihnen das zu letzt gegeben hat.
Also ist die Lösung ja nur, dass wir versuchen, uns so viel wie möglich von dem, was uns der Partner gegeben hat, selbst zu geben, oder?
Sind jetzt auch keine neuen Erkenntnisse aber tut irgendwie auch ganz gut, es mal aufzuschreiben

Zitat:
Ich will auch gar keine Antwort von ihm. Ich will ihm gar nicht mehr die Möglichkeit geben, sich zu rechtfertigen oder sich zu entschuldigen. Da bin ich jetzt hart. Der soll schön mit seinem schlechten Gewissen leben ohne Ventil. Ist das gemein?

Verstehe ich, dass du keine Antwort von ihm willst. Geht mir ganz genauso. Ich will auch keine Antwort mehr. Dafür haben wir ja die letzten Monate alles analysiert, auch ohne ihre Hilfe. Wieso sollte man sich jetzt noch ins Gesicht schlagen lassen? Neue Erkenntnisse wirds dadurch eh nicht geben. Vor allem nicht von jemandem, der seine Probleme mit einer neuen Beziehung verdrängt hat. Da wär ich mir jetzt auch zu schade dafür.
Gemein find ichs nicht, Memi, denn du tust, was dir gut tut. Außerdem ist die Aktion mit den Fotos sowas von schäbig, dass ers nicht anders verdient hat. Vielleicht kommt er dann mal langsam ins Denken und wird sich bewusst wie krank das eigentlich ist.
Hast du deinen Brief denn schon geschrieben?

Zitat:
Aber trotzdem kann ich dir vielleicht ein bisschen Mut machen, wenn ich dir sage: ich hatte dieses Gefühl schon mal. Nämlich vor etwa sieben Jahren als mit meinem damaligen Freund Schluss war. Auch wenn die Situation eine andere war, das Gefühl war das selbe. Ich kann mich noch genau erinnern, dass ich mich damals mal mit einem guten Freund getroffen habe, ich war ziemlich down und hatte eben dieses es wird nicht wieder gut-Gefühl. Ich hab ihn irgendwann gefragt: Glaubst du, ich kann wieder glücklich sein? So richtig? Glaubst du, es wird mir mal wieder richtig gut gehen? Das hab ich ihn gefragt. Und ich hatte echt Angst damals. Er hat mich angesehen und aus voller Überzeugung und mit einem Lächeln geantwortet: Aber natürlich wirst du wieder glücklich sein!

Schön, wenn man solche Freunde hat. Und danke, dass du die Geschichte mit mir geteilt hast. Das hat mir Mut gemacht.

Zitat:
Vergiss nicht, dass du lange Zeit mit einem Menschen verbracht hast der dir viel bedeutet hat und immer noch bedeutet - und der ist jetzt auf einmal weg. Das ist ein Schock und ein tiefer Einschnitt, der nicht so leicht zu verarbeiten ist. Aber wie gesagt - du bist auf einem sehr guten Weg, kannst schon wieder manchmal optimistisch sein und dich an etwas freuen. Auch wenn du das Gefühl hast, grad in einer blöden Phase fest zu stecken - vergiss nicht, es ist nur eine Phase.

DANKE, liebe Memi. Du findest die richtigen Worte.

Fühl dich umarmt,
deine Ava

24.03.2015 21:30 • #476


A
Liebe Dola,

Zitat:
.will ich den überhaupt noch?

Und an diesem Gedanken solltest du sowas von dran bleiben!
Erwarte keine versöhnenden Worte mehr von ihm. Die brauchst du doch auch gar nicht! Ich glaube, es geht wirklich darum, dass du ihm irgendwann verzeihen kannst, weil du ihn verstehst. Ich weiß, wie blöd sich das anhört und ich kann mich da selbst auch nicht immer dran halten. Aber in den Momenten, wo ich das wirklich so empfunden habe, wo ich gemerkt habe: es tut schei. weh aber ich kann verstehen, dass er das nicht mehr konnte; da gings mir besser. Nur kurz, aber immerhin. Weil ich mich dann nicht mehr so als Opfer gefühlt habe. Dabei geht es vielleicht auch gar nicht so sehr darum, dass der andere sich entschuldigt, sondern dass man selbst sagen kann: ich brauche die Entschuldigung nicht mehr, weil ich selbst meinen Frieden damit gemacht habe. Und weil mir klar wird, dass ich mit einem Menschen, der so krasse Probleme mit sich selbst hat, gar nicht zusammen sein will. Das dauerhaft zu glauben und zu verinnerlichen ist mein Ziel

Denke auch an dich. Und genieß den Frühling trotzdem!

24.03.2015 21:40 • #477


M
Hallo liebe Ava,

ich danke dir für deine ausführliche Antwort, die wieder so viel Wahres und Aufbauendes in sich hat.
Es freut mich wirklich immer sehr, von dir zu lesen. Ich werde dazu auch noch etwas schreiben, ich muss das aber zuerst mal in mir arbeiten lassen. Es war ein anstrengender Tag heute. Arbeit und dann Therapie, später ist mein Dad noch gekommen und hat mir mit dem Möbelaufbau geholfen. Ich bin ziemlich fertig heute und fühle mich ganz komisch. Ich kann es gar nicht richtig beschreiben...ein ganz unbestimmtes Gefühl, mit dem ich mich grad gar nicht beschäftigen mag.

Aber jetzt mal zu dem, was du heute morgen gepostet hast:
Wie ist es dir denn letztendlich beim arbeiten gegangen? konntest du dich trotz allem ein bisschen konzentrieren und ablenken? Ich weiß, Ablenkung ist immer so eine Sache...ist ja auch nicht immer gut und dem Verarbeitungsprozess auch nicht immer zuträglich. Aber manchmal braucht das Herz eine Pause, das haben wir ja auch schon festgestellt

Zitat:
...hab den ganzen Abend geflennt, mich die halbe Nacht im Bett gewälzt, mein erster Gedanke heute morgen: das ist alles ein Albtraum...gleich wieder geheult.
Ich weiß ja, dass es Rückschläge bei der Verarbeitung gibt...aber was soll das denn?


Das tut mir leid, ich kenne das . Schrecklich so ein Einbruch, vor allem, wenn man nicht mal genau weiß, was denn überhaupt der Auslöser dafür war. Ich kann mir gut vorstellen, dass du das alles einfach noch nicht zu hundert Prozent realisiert hast. Ich meine, das ganze Ausmaß dieser Trennung. Wie sollst du das auch können nach einer so kurzen Zeit? So viele Gefühle, die du über die Jahre aufgebaut hast, die quasi von heute auf morgen auf keinerlei Resonanz mehr stoßen...das ist heftig und erfordert enorm viel Kraft zur Bewältigung. Da ist es nur allzu verständlich, dass sich manchmal - auch wenn es dir zeitweise schon wieder ganz ok ging- solche Gefühle ihren Weg an die Oberfläche bahnen und raus wollen. Das bedeutet aber nicht, dass du in der Zeit wo es dir gut geht, nur alles verdrängst. Es darf dir gut gehen! Auch in einer Trennungsphase. Und je mehr Zeit vergeht, desto mehr realisiert man aber auch, dass der Mensch den man geliebt hat und immer noch liebt, nicht zurück kommt. Das tut weh und zwar heftig. Ich habe bei mir schon das Gefühl gehabt, als hätte ich eine richtig tiefe Wunde in mir drin.

Du hast es auch sehr treffend benannt:

Zitat:
Ich hatte dann total das Kopfkino und irgendwie hab ich auch gemerkt, dass ich zum ersten Mal und mit voller Wucht den Verlust von ihm als Menschen an sich gespürt habe.


Auch das kenne ich leider. Diese Erkenntnis (die ja nicht nur vom Kopf her eine Erkenntnis ist, sondern vor allem im Gefühl), schmerzt sehr. Ich befürchte, das wird noch einige Male passieren. Vor allem, wenn man länger zusammen war.

Zitat:
Ich hatte zum ersten Mal das Bedürfnis, ihm von einem Erlebnis zu erzählen, mit ihm über einen Zeitungsartikel zu diskutieren, ihm von meiner Arbeit zu erzählen, mit ihm Musik zu hören. Wo war das denn die letzten Monate? Und warum kommt es jetzt?


Ich glaube, dass man einfach nicht alles auf einmal packen kann. Zuerst sind da die tausend Fragen und die Ungläubigkeit, dass es das wirklich gewesen sein soll. Wie in einer Wolke bewegt man sich. Ich hatte in den ersten Wochen/Monaten keine einzige Minute am Tag, wo ich mir keine Fragen gestellt habe. ALLES in meinem Kopf hat sich um die Trennung und die Gründe dafür gedreht, ich konnte es nicht abstellen. Auch wenn heute natürlich immer noch viel ungeklärt ist, quälen mich diese offenen Fragen nicht mehr, sie beschäftigen mich nicht mehr so sehr. Bei dir war es ja auch so, dass du ständig um die Fragen gekreist bist und das muss wohl erst mal auch sein. Und dann passiert eben das, was du jetzt beschreibst...die Fragen treten langsam in den Hintergrund und es zeigt sich der Verlust in all seiner Schmerzhaftigkeit. Das merkt man dann eben in genau solchen Situationen. Man sieht, hört, erlebt, liest etwas, das man ihm sonst sofort erzählt hätte. Und das geht nun nicht mehr. Der Mensch ist einfach weg. Unfassbar, wo er doch so lange Teil des eigenen Lebens und so nah war. Ich fühle so mit dir Ava


Zitat:
Und dabei ist es auch egal, ob ich mir realistisch gesehen noch eine Zukunft mit ihm vorstellen kann, denn das kann ich eigentlich nicht, so wie er sich verhalten hat und so schwach, wie er war.
Hab ich es etwa jetzt erst wirklich kapiert? Oder immernoch nicht?


Das Kapieren bzw. realisieren dauert eben auch seine Zeit. Ein Teil ist bei dir sicher schon angekommen. Das ist jetzt nicht schön, tut weh, ist hart. Aber je mehr es ankommt, desto schneller heilst du auch.

Zitat:
Hab ich alles richtig gemacht bei der Verarbeitung oder habe ich alles verdrängt (sieht jetzt grade so aus) oder war die Beziehung einfach gegen Ende hin doch nicht mehr das Wahre und er hat mit der Trennung nur mehr Mut bewiesen als ich ich bzw. mehr verstanden als ich? Manchmal hasse ich mich für meine Verkopftheit und dafür, dass ich es nicht einfach mal gut sein lassen kann.


Ava, so wie ich dich einschätze, was ich hier von dir mitbekomme....deine Reflexionsfähigkeit, deine Art und Weise deine Trauer auszudrücken, die Phasen die du durchlebst - ich kann dir nur sagen: ich finde, du machst das alles genau richtig! Mach dich bitte nicht verrückt, deine Verkopftheit ist dir im Moment vielleicht etwas im Weg, aber wenn du es heute nicht gut sein lassen kannst, dann passt das auch. He, und nicht dich selber hassen, was sind denn das für Töne

Ich drück dich ganz doll aus der Ferne (wobei - so fern bin ich ja gar nicht ) und wünsche dir von Herzen, dass dein Tag morgen besser wird als heute.
Deine Memi

24.03.2015 22:59 • x 1 #478


A
Liebe Memi,

heute sind bei mir die Tränen geflossen, als ich deinen Post gelesen habe...ich glaube einfach, weil es so gut tut, dass du genau verstehst und es genau auf den Punkt bringst. Einiges hast du ausgesprochen bzw geschrieben, was mich noch immer zusammenzucken lässt, wie das hier zum Beispiel:

Zitat:
Und je mehr Zeit vergeht, desto mehr realisiert man aber auch, dass der Mensch den man geliebt hat und immer noch liebt, nicht zurück kommt.

Versteh mich nicht falsch, es tut weh, das zu lesen, aber ich weiß, dass es richtig ist, es zu lesen und ich danke dir dafür, dass du es so formuliert hast. Nämlich wie es ist. Er kommt nicht zurück.
Ich habe mich ja so lange mit den Gründen und dem Warum beschäftigt und wir haben hier auch so viel darüber geschrieben. Und jetzt merke ich wohl, dass es an der Zeit ist, der Wahrheit ins Auge zu blicken. Und zwar nicht nur vom Kopf her, sondern auch vom Gefühl her. Es hilft sehr, diese Zeilen von dir zu lesen, weil ich weiß, dass du das alles so gut nachvollziehen kannst.

Zitat:
Ich habe bei mir schon das Gefühl gehabt, als hätte ich eine richtig tiefe Wunde in mir drin.

Ja...genau DAS fühle ich auch. Aber sie wird wohl wieder verheilen, auch wenns dauert. Das hoffe ich zumindest inständig.

Beim arbeiten ist es mir eigentlich ganz gut gegangen. Ich habe gemerkt, dass es ein paar längere Phasen gab, in denen ich nicht über ihn nachgedacht habe. Hatte 2 längere Sitzungen und da sind mir die letzten Wochen immer die Gedanken abgehauen...aber heute konnte ich mich wirklich von Anfang bis Ende ordentlich konzentrieren. Das ist ja schonmal was.

Zitat:
die Fragen treten langsam in den Hintergrund und es zeigt sich der Verlust in all seiner Schmerzhaftigkeit. Das merkt man dann eben in genau solchen Situationen. Man sieht, hört, erlebt, liest etwas, das man ihm sonst sofort erzählt hätte. Und das geht nun nicht mehr. Der Mensch ist einfach weg. Unfassbar, wo er doch so lange Teil des eigenen Lebens und so nah war. Ich fühle so mit dir Ava

Danke liebe Memi. Du beschreibst das so unglaublich gut...genau so geht es mir im Moment. Ist das die nächste Phase der Verarbeitung oder ist das erst der Beginn von allem?
Ich habe irgendwie das Gefühl, als würden sich bei mir alle Trauerphasen vermischen. Es macht einem schon Angst, nicht zu wissen, wann es aufhört und endlich vorbei ist. Ich fühle mich heute so ausgelaugt. Aber ich weiß, dass ich auch gute Momente schon hatte. Die kann mir keiner mehr nehmen. Ich versuche, mich an den Momenten festzuhalten.

Zitat:
He, und nicht dich selber hassen, was sind denn das für Töne

Nein, keine Angst. Mich hasse ich nicht . Gar nicht. Nur die Verkopftheit Aber auch die hat manchmal ihr Gutes

Zitat:
Ich werde dazu auch noch etwas schreiben, ich muss das aber zuerst mal in mir arbeiten lassen. Es war ein anstrengender Tag heute. Arbeit und dann Therapie, später ist mein Dad noch gekommen und hat mir mit dem Möbelaufbau geholfen. Ich bin ziemlich fertig heute und fühle mich ganz komisch. Ich kann es gar nicht richtig beschreiben...ein ganz unbestimmtes Gefühl, mit dem ich mich grad gar nicht beschäftigen mag.

Memi, du bist so tapfer und so aktiv, du hast dein Leben (wieder) richtig in der Hand, auch wenn es sich vielleicht nicht in jedem Moment so anfühlt. Darauf kannst du stolz sein. Und du hast dir auch mal eine Pause vom Nachdenken verdient. Vielleicht muss man vieles einfach wirklich auf sich zukommen lassen. Du magst dich gerade nicht mit dem Gefühl beschäftigen-das hat einen Grund. Ich glaube es ist gut, wenn du deinem Gefühl in solchen Momenten nachgibst und dich nicht dazu zwingst, in dem Moment weiter dran zu arbeiten. Du hast heute allein wg der Therapie genug nachgedacht. Das Hirn macht nicht umsonst manchmal dicht. Ich glaube das ist vergleichbar mit dem, was du zu mir gesagt hast: dass es einem auch zwischendrin mal gut gehen muss, weil man nicht alles auf einmal verarbeiten kann. Das macht der Körper ja z.T. auch ganz von selbst. Tja...der Mensch ist schon ein faszinierender Haufen Zellmaterial, oder?

Memi, vielen Dank für deine so treffenden Worte. Ich wünsche dir eine gute Nacht, drück dich auch von nicht ganz so weit weg und hoffe, dass auch dein Tag morgen gut wird und sich die Gedanken ein wenig sortieren.
Deine Ava

24.03.2015 23:45 • #479


M
Meine liebe Ava,

ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich an dich denke.
Mich beschäftigen derzeit wieder viele Fragen und ich weiß noch nicht genau, wie ich mit all dem umgehen soll. Ich bin grad nicht besonders sortiert.

Ich hoffe, du hattest ein paar glückliche Momente in denen du gespürt hast, wie viel in dir steckt.
Heute hab ich das Gefühl, dass die Realität mich voll einholt...er ist nicht mehr da. Aber es ist keine Verzweiflung da, viel eher ein ganz schlimmes Vermissen. Und die Gewissheit, dass ich es nicht ändern kann.

Heute gehts mir einfach nicht so gut

Umarmung und
Memi

28.03.2015 02:40 • #480


A


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