90

Stillstand seit 1 Jahr - ich brauche Denkanstöße

R
Hallo ihr Lieben,
ich habe mich hier vor knapp einem Jahr angemeldet und im Prinzip hat sich an meinem Problem nicht wirklich etwas geändert. Zwischenzeitlich ging es mal besser, mal schlechter, aber mittlerweile ist meine Schmerzgrenze doch fast erreicht und ich bitte euch um Hilfe bzw. Denkanstöße. Vielleicht hat ja jemand schon Ähnliches erlebt und kann mit seiner Erfahrung irgendwie dazu beitragen, dass ich weiterkomme. Denn ich drehe mich im Kreis und es geht mir einfach nur noch schlecht.
Eine Zusammenfassung, damit ihr meine alten Beiträge nicht lesen müsst:
Ich bin 41 Jahre alt und habe 3 Kinder im Alter zwischen 15 und 18 aus einer früheren Beziehung. 2008 lernte ich einen jungen Mann kennen, er war damals 22, also ist er 9 Jahre jünger als ich. Wir verliebten uns und wagten trotz aller Widrigkeiten ein gemeinsames Leben. 2011 zogen wir auf seinen Wunsch hin zusammen. Mir war klar, dass es schwierig werden könnte für einen so jungen Kerl, mit 4 Frauen / Mädchen zusammen zu leben. Es war sehr mutig von ihm, er hat sich sehr um uns gekümmert und wir ergänzten uns recht gut. Er hat in der gemeinsamen Zeit viel geschafft, Ausbildung, Führerschein, gute Arbeitsstelle, neue Freunde. Ich stand ja immer schon fest im Leben, habe einen guten Job und ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Kindern. Und ich bin sehr unkonventionell und tolerant in meinen Ansichten, was vieles einfacher gemacht hat.
Natürlich gab es schwierige Zeiten, Geldsorgen, unterschiedliche Ansichten zur Kindererziehung, ein turbulentes Familienleben, Streit wegen Alltagsdingen. Das Übliche halt. Aber wir haben uns sehr geliebt und zusammengehalten. Wir haben es auch geschafft, uns Freiräume zu erhalten, in denen wir nur zu zweit als Paar sein konnten.
Ich hatte natürlich immer im Hinterkopf, dass er sehr jung mit mir zusammengekommen ist und eigentlich seine besten Jahre einem anstrengenden Familienleben geopfert hat. Aber er wollte das so, ist kaum weggegangen, obwohl ich ihn oft ermutigt habe, weil ich immer etwas Sorge hatte, dass ihm etwas fehlt. Er war am liebsten bei uns zu Hause. Ich war bedeutend unternehmungslustiger als er und musste ihn manchmal fast aus dem Haus schleppen.
Das hat sich geändert, als meine jüngeren Kinder in die Pubertät kamen. Wie ihr wahrscheinlich wisst, sind 13-15-Jährige nicht die umgänglichsten Menschen. Leider hat mein Freund immer schon alles sehr persönlich genommen, er fühlt sich sehr schnell angegriffen und ungerecht behandelt. Sowohl privat als auch im Berufsleben. Das Gezicke meiner Töchter hat er auch sehr persönlich genommen, ihre Gedankenlosigkeit als Bosheit ihm gegenüber betrachtet (wenn sie z.B. nach 100maliger Erinnerung immer noch vergessen haben, das Licht im Gang auszumachen).
Ich stand da dann immer ziemlich blöd dazwischen und ich habe gemerkt, dass er sich immer mehr von den Kindern distanziert. Und damit auch von mir. Vieles war ihm plötzlich egal, er traf sich viel mit Freunden, wollte anfangs auch oft, dass ich mitkomme, was ich aber meist abgelehnt habe, da ich mir zum einen dachte, es tut ihm gut, wenn er mal für sich sein kann, zum anderen fand ich es teilweise auch nicht so spannend, ganze Abende in einer schmutzigen ungeheizten Garage zu verbringen und über Motorradteile und Lötkolben zu diskutieren. Ich muss aber dazu sagen, dass wir trotzdem auch noch viel gemeinsam machten, uns unsere Liebe nach wie vor zeigen konnten, jede Nacht zusammengekuschelt einschliefen und auch uns S.Leben war für beide erfüllend.
Im Februar 2017 kam es dann nach einem weiteren unwichtigen Streit zum Bruch. Er war dann 2 Wochen lang nur noch unterwegs und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Ich war traurig und sauer, schließlich fragte ich ihn, ob er eine andere hätte. Doch das war nicht der Fall, er sagte mir aber, dass sich in seinem Kopf ein Schalter umgelegt hätte, dass er so nicht mehr weitermachen könne, dass es ihm sehr schlecht geht und er in ein tiefes Loch gefallen ist. Er könne nichts mehr fühlen außer Wut und Trauer. Er befand sich in einer Lebenskrise, wollte seinen Job nicht mehr, wollte uns nicht mehr. Er meinte damals, er muss sich jetzt zwischen mir und sich selbst entscheiden. Und egal, wie er sich entscheidet, er kann nur verlieren.
Im Juni 2017 ist er dann nach langem Hin und Her ausgezogen, die Zeit bis zu dieser Entscheidung war die Hölle für uns beide, er wusste ewig nicht, was er tun sollte und ich konnte irgendwann nicht mehr und habe ihn gebeten, sich endlich eine eigene Wohnung zu suchen. Vielleicht würde sich dann alles wieder entspannen zwischen uns. Denn beenden wollte er unsere Beziehung nicht. Aber wirklich bei mir bleiben wollte er auch nicht.
Nach seinem Auszug versuchte ich, wieder auf die Beine zu kommen, ich war emotional und auch körperlich sehr angeschlagen, ich wollte erstmal auch keinen großen Kontakt mehr zu ihm, weil es einfach zu weh tat. Nach 4 Wochen kam er dann wieder an, lud mich in seine Wohnung ein, sagte mir, dass er mich sehr vermisst und dass ich die Einzige für ihn wäre. Seitdem haben wir wieder regelmäßig Kontakt, verbringen schöne Wochenenden, machten einen Kurzurlaub, haben großartigen S. Aber trotz allem, es blieb meinerseits ein großer Schmerz und eine große Unsicherheit, da er immer noch nicht weiß, wie es mit uns weitergehen soll und was mit seinen Gefühlen los ist.
Und genau genommen hat sich bis heute nichts daran geändert. Ein ewiges Hin und Her und Auf und Ab, einmal ganz viel Nähe, dann wieder Ungewissheit und Zweifel. Er sagt nach wie vor, dass er nicht weiß, was er will und wo ihm der Kopf steht, dass seine Gefühle blockiert sind und er sie nicht ausgraben will, weil er Angst hat, vor lauter Kummer verrückt zu werden, dass er in erster Linie an sich denken muss und momentan nicht fähig ist, eine vernünftige Beziehung mit mir zu führen. Wenn ich vorsichtig andeute, dass mich manche Dinge verletzen und dass ich gerne wüsste, woran ich bin, reagiert er wütend und fast schon aggressiv und sagt, ich solle ihn nicht so in die Ecke drängen und unter Druck setzen. Wir müssen es langsam angehen und schauen was passiert. Letzthin meinte er sogar, wir wären doch auf einem guten Weg.
Aber ich fühle mich dabei oft wie ein Spielzeug, das man bei Bedarf rausholt und dann wieder in die Ecke schmeißt. Er macht viel mit seinen Freunden und lässt mich an seinem neuen Leben eigentlich nicht teilnehmen. Auch zu seiner Familie habe ich seit seinem Auszug keinen Kontakt mehr, obwohl die Kinder und ich davor ein wichtiger Teil davon waren.
Ich schwanke die ganze Zeit zwischen zwei Optionen. Ich kann die Sache aussitzen, cool bleiben und die schönen Momente genießen und einfach abwarten, wie es sich entwickelt. Da die Situation aber doch sehr verfahren und belastend ist und er leider auch kaum bereit ist, darüber zu sprechen und damit ein wenig Druck rauszunehmen, überlege ich auch oft, es einfach zu beenden.
Aber ich schaffe es nicht, ihn loszulassen, zum einen natürlich, weil ich ihn sehr liebe, zum anderen, weil ich prinzipiell nach wie vor der Meinung bin, dass wir ein tolles Paar sind (oder besser gesagt waren ). Wir haben denselben Humor, eine ähnliche Einstellung zum Leben, hatten auch immer die gleichen Ziele und die Chemie stimmt halt einfach immer noch zwischen uns. Und er schafft es auch nicht, mich loszulassen. Manchmal wünsche ich mir fast, es würde etwas passieren, er würde eine Neue kennenlernen (obwohl mich das natürlich furchtbar treffen würde), nur damit diese Ungewissheit aufhört und ich irgendwie zur Ruhe komme.
Mir ist klar, dass ich in der Beziehung einiges falsch gemacht habe, dass ich nicht immer fair zu ihm war und situationsbedingt überreagiert habe. Ich neige bei Streitigkeiten auch sehr zum Dramatisieren, werde sehr emotional. Ich weiß, dass er das hasst. Ich versuche wirklich, mich zurück zu nehmen und ihn nicht zu belasten. Ich weiß, dass es ihm schlecht geht und er momentan nicht anders kann.
Danke schon mal an alle, die sich die Mühe gemacht haben, den langen Text bis zum Schluss durchzulesen. Hat jemand eine Idee, wie ich mit der Sache weiter umgehen soll?

22.01.2018 12:48 • #1


M
Zitat von rala:
Manchmal wünsche ich mir fast, es würde etwas passieren, er würde eine Neue kennenlernen (obwohl mich das natürlich furchtbar treffen würde), nur damit diese Ungewissheit aufhört und ich irgendwie zur Ruhe komme.


Statt dem ewigen Hin und Her, mal wenigstens 8 Wochen totale Funkstille von beiden Seiten? Er kann ja nicht zur Ruhe kommen, wenn ihr Euch gegenseitig stetig warmhaltet
Zitat:
Ich versuche wirklich, mich zurück zu nehmen und ihn nicht zu belasten.

Und warum, das Leben belastet uns alle, nimmt nichts zurück und schlägt auch gern in die Vollen. Als ob er nicht lebensfähig oder entscheidungsfähig wäre, so kommt es bei mir an, Du hingegen taffe Mutter, generierst dir irgendwie noch ein Kind dazu, mit dem man auch noch zufällig 6 haben kann.

Ungute Wahl, finde ich.

22.01.2018 15:05 • x 2 #2


A


Stillstand seit 1 Jahr - ich brauche Denkanstöße

x 3


R
Danke für deinen Beitrag.
Du hast damit nicht unrecht. Ein längerer Kontaktabbruch wäre für beide Seiten recht heilsam. Aber leider haben wir es bis jetzt beide nicht geschafft, diesen durchzuziehen.

Und die Rücksichtnahme ist auch sehr einseitig. Ich versuche, auf seine Bedürfnisse einzugehen, Verständnis zu zeigen und ihn nicht zu überfordern, wohingegen er seinen Egotrip grade voll auslebt und mich dadurch ziemlich verletzt.
Vielleicht muss ich lernen, das alles aus einem etwas anderen Blickwinkel zu betrachten und die Schuld nicht immer bei mir zu suchen. Ständig gibt er mir das Gefühl, als hätte ich schon wieder was falsch gemacht und die Entwicklung dadurch zurückgeworfen. Aber es liegt ja auch in seiner Verantwortung, ob es klappt oder nicht.
Solange ich gut drauf bin, möglichst wenig über Gefühle oder Probleme spreche, ist alles gut. Aber wehe ich sage etwas, das ihm nicht gefällt, dann mache ich ihm sofort Vorwürfe und dränge ihn in die Ecke.
Er ruft am frühen Abend an, ob ich Zeit habe. Ich habe keine, warum auch immer. Dann ist er sauer. Umgekehrt siehts ganz anders aus. Dann muss ich akzeptieren, dass er ja ein vielbeschäftigter Mensch ist.
Das meine ich mit Spielzeug, das man bei Bedarf aus der Ecke holt.
Mein Problem ist nur, dass das nicht immer so war. Er war immer für mich da.
Aber da waren ja auch seine Gefühle noch nicht vergraben...

22.01.2018 15:48 • #3


M
Wer im Sandkasten spielt, verliert auch hin und wieder sein Spielzeug.

22.01.2018 15:56 • #4


Wandler
Hallo rala,
Deine Geschichte macht mich ziemlich traurig.
Ich habe keinen guten Ratschlag für Dich, tut mir leid.
Ich habe aber den Eindruck, daß Du in Eurer Beziehung die Stärkere bist. Davon hast Du erstmal nichts, aber wie mcteapot schon anmerkte, denke ich auch, dass eine zeitlang ohne Kontakt Euch beiden weiterhelfen könnte- und vor allem Dir selbst.
Du weißt, daß es so nicht immer weitergehen kann, daß Dich das nicht glücklich macht. Also musst Du diejenige sein, die das durchsetzt. Er wird sein Spielzeug nicht freiwillig aus der Hand geben.

Du beschreibst Dich insgesamt als lebenslustige, lebenserfahrene und aufgeschlossene Person.
Es wäre doch schade, wenn Du noch weitere Jahre all das der Welt da draußen vorenthalten würdest.
Ich glaube, letztlich würdest Du aus einem Ausstieg aus dieser Situation mehr profitieren als verlieren.
So unglaublich Dir das jetzt auch erscheinen mag.
Überlege Dir, ob die positiven oder negativen Aspekte der Beziehung überwiegen.
Guten S. wirst Du ganz bestimmt auch noch und wieder erleben können, wenn er nicht mehr hin und wieder mit Dir zusammen ist.

Und wer weiß, vielleicht tut ihm eine Auszeit auch gut, um sichwirklich klarzuwerden, was er für Dich empfindet. Die Frage wäre dann, ob Du ihn zurücknehmen würdest...

Ich drücke Dir die Daumen, daß Du einen Weg findest, an dessen Ende es Dir gut geht.

22.01.2018 19:04 • x 1 #5


R
Hallo Wandler, ich dank dir für deine lieben Worte! Ich hab heute so einen schlimmen Tag und bin so traurig, dass ich direkt weinen musste.
Und grade weil es mir heute so schlecht geht, hoffe ich so sehr, dass er sich meldet. Aber das wird er wohl nicht.
Ich werde ihn später mal anrufen und ihm das auch mitteilen. Dass ich auch Sorgen habe, über die ich gerne sprechen würde, und ich werde ihn fragen, ob er denn überhaupt noch bereit ist, für mich da zu sein. Auch wenn es dann unbequem ist.
In letzter Zeit war ich immer gefasst und habe ihm im Prinzip etwas vorgespielt. Um ihn nicht unter Druck zu setzen. Was für ein Quatsch! Ich bin nicht für Spielchen gemacht, ich muss meine Gefühle rauslassen sonst gehe ich kaputt. Und wenn er da keinen Bock drauf hat, dann muss es wohl tatsächlich jetzt mal zu Ende gehen. Auch wenn der Gedanke daran furchtbar weh tut.
Denn momentan überwiegt für mich definitv das Negative.
Aber ich hoffe, ihr fangt mich hier ein wenig auf, wenn es soweit ist.

22.01.2018 19:24 • #6


M
Zitat von rala:
Aber ich hoffe, ihr fangt mich hier ein wenig auf, wenn es soweit ist.

Immer, hier fangen wir uns alle auf
Gegenseitig

22.01.2018 20:10 • x 1 #7


K
Zitat:
Ständig gibt er mir das Gefühl, als hätte ich schon wieder was falsch gemacht und die Entwicklung dadurch zurückgeworfen. Aber es liegt ja auch in seiner Verantwortung, ob es klappt oder nicht.


Ich finde, das ist eine ziemlich miese Nummer, um sich nicht festlegen zu müssen. Schuldumkehr. Er sucht die Leichtigkeit des Seins und kann sich nicht entschließen, sich wieder fest zu binden (DAS solltest Du Dir auf der Zunge zergehen lassen, auch wenn es schmerzhaft ist. Der Junge hält Dich seit 1 Jahr hin!).

Ich denke, Du bist eine starke Frau, aber ich denke nicht, dass Du die Stärkere in der Beziehung bist. Denn er ist derjenige, der macht, was er will und Du lieferst Dich dem schon viel zu lange aus.

Warum? Hättest Du damals die Trennung konsequent durchgezogen, hättest Du jetzt vielleicht schon einen reifen, verlässlichen, belastbaren und entschlossenen Partner an Deiner Seite.

Die Gedanken von @mcteapot zu Deiner Beziehung hatte ich auch. Es liest sich, als wäre er ein großes Kind, das ab und an etwas Aufmunterung von Mutti benötig, um seinen Pflichten im Leben nachzukommen. Dann wird er wie ein Teenager maulig und gibt Dir die Schuld für alles, was nicht funktioniert.

Ich bitte Dich! Er hält Dich hin und Du machst es mit. Besinn Dich darauf, wer Du bist und was Du kannst und erinnere Dich daran, dass es auch ein Leben vor ihm gab. Genauso wird es eines nach ihm geben. Ich hoffe für Dich, dass das bald der Fall ist.

22.01.2018 20:17 • x 6 #8


R
Liebe KBR, danke für deine klaren Worte. Du hast schon in meinem alten Thema geschrieben, noch bevor er ausgezogen ist, und mir den Kopf gewaschen. Wenn ich nur damals schon die Stärke gehabt hätte, deine Worte auch umzusetzen.
In der jetzigen Beziehung bin ich sicher nicht die Stärkere, ich fühle mich momentan eher schwach und hilflos.
Aber du hast Recht, das muss ich nicht sein. Es liegt bei mir, was aus mir wird. Und ich muss mich lösen, weil ich merke, wie mich die Sache schwächt und zermürbt. Ich kann mich kaum noch auf mein Leben konzentrieren, weil ich ständig nachdenke und grüble.

Ich habe übrigens dein Thema komplett durchgelesen und bewundere dich sehr. Das nenn ich mal wirklich stark! Du hast dir keinerlei Blöße erlaubt, kein Gejammer, gar nichts.
Und von dem Unterschied, wie du jetzt dastehst im Gegensatz zu mir wollen wir erst gar nicht reden. Aber vielleicht kann ich das ja auch.
Schick mir doch mal ein wenig von deiner Entschlossenheit und Selbstbeherrschung rüber

22.01.2018 20:50 • #9


K
Zitat von rala:
Liebe KBR, danke für deine klaren Worte. Du hast schon in meinem alten Thema geschrieben, noch bevor er ausgezogen ist, und mir den Kopf gewaschen.


Ich weiß, ich habe mich gut daran erinnert, als ich Dich heute wieder gelesen habe. Ich fand es damals so super, als Du ihn deutlich aufgefordert hast, sich eine Wohnung zu suchen.

Vielen Dank für Deine Worte. Ich denke, ich hatte bei der Trennung eine gute Ausgangsposition. Falls man das so sagen kann. Einerseits sind 9 Monate sicherlich nicht mit 9 (?) Jahren vergleichbar und andererseits hatte ich das Glück, von ihm bis heute in Ruhe gelassen worden zu sein. Ob das aus Respekt oder absolutem Desinteresse passiert, sei mal dahin gestellt. Mein Ego hatte damit zu kämpfen, aber letztlich wusste ich, dass es mir unterm Strich zugute kommt. Hinzu kommt, dass ich seit meiner Pubertät der Auffassung bin, dass aufgewärmte Beziehungen nicht schmecken und ich nicht bereit bin, für jemanden nur eine Option zu sein. So toll kann kein Mann sein.

Was mich jedoch immer dazu veranlasst hat, Entscheidungen zu treffen, wenn die Lage unübersichtlich war oder ein Kräfteungleichgewicht bestand, war der Blick in die Zukunft. Ich habe mich immer gefragt; ob ich in einem halben Jahr oder Jahr immer noch geschwächt oder unzufrieden sein möchte, weil ich nichts unternommen habe. Oder möchte ich Entwicklung? Möchte ich in einem halben Jahr oder Jahr wieder zufrieden oder gar glücklich sein? Ja, das wollte ich. Wie komme ich also am schnellsten dahin? Ich komme dahin, indem ich jetzt eine Entscheidung treffe. Das tat ich dann meistens. Aber natürlich war auch das ein Lernprozess.

Ich habe mich auch schon hinhalten lassen. Natürlich. Wer nicht?! Wer hofft, entschuldigt und wartet. Aber eigentlich ist es doch so, dass es gar nicht erstrebenswert sein kann, auf jemanden zu warten, der sich nicht zu uns bekennen möchte. Es sein denn vielleicht am Anfang einer Beziehung, wenn einer schneller ist als der andere. Vielleicht auch bei gelegentlichen Krisen, aber doch bitte nicht fast 1 Jahr lang aus den mehr oder weniger bekannten Gründen.

Ich bin der Auffassung, dass es nicht nur in einer Situation wie Deiner, das Schlimmste ist, keine Entschiedung zu treffen. Lieber treffe ich eine falsche Entscheidung als gar keine. Mit falschen Entscheidungen kann man umgehen. Aber der zermürbende Stats quo bleibt der Status quo, so lange wir selber uns nciht bewegen, wenn es so festgefahren ist wie bei Dir.

Wie wahrscheinlich ist es, dass er eines Tages sagt: Ich habe mir das jetzt überlegt. Ich möchte für immer mit dir zusammen sein und wieder bei dir einziehen., so lange es zu seinen jetzigen Bedingungen läuft?

Du sagst, Du bist erschöpft. Das verstehe ich gut. Emotionale Wogen erschöpfen mich auch immer sehr. Nicht nur seelisch sondern auch körperlich. Nun überlege mal, wie lange Du Dein Herz und Deine Körper jetzt schon ausbeutest. Ich denke, mit Deinen Kindern bietet Dein Leben auch ohne das reichlich Herausforderungen. Dafür bewundere ich Dich übrigens sehr. Das hätte ich mir nie zugetraut. Ich hatte auch keine Lust dazu, aber zugetraut hätte ich es mir eben auch nicht.

Vieleicht magst Du dich auch an die Frau erinnern, die Du vor dieser Situation oder vor der Beziehung gewesen bist. Welche ihrer Eigenschaften hattest Du an Dir am liebsten und wie kann es gelingen, diese wieder zum Vorschein zu bringen? Ich habe den Verdacht, es gibt bestimmt etwas, das Du an Dir vermisst, weil es dem Beziehungsauf und -ab zum Opfer gefallen ist.

Was vermissen Deine Kinder an Dir? Möchtest Du das nicht auch zurück haben?

Ich schicke Dir eine Schippe Kraft für was-auch-immer-Du-damit-machen-willst. Ich habe gerade genug davon.

22.01.2018 21:27 • x 5 #10


R
Danke für die Kraft. Ich hoffe, sie kommt bald an. Ist ein weiter Weg von dir nach Bayern.
Weißt du, was mir abhanden gekommen ist? Meine Fröhlichkeit und mein Optimismus. Ich habe Angst, dass ich den Schmerz nicht aushalte.

22.01.2018 22:11 • x 1 #11


K
Ja, der Schmerz ist schlimm. Da gibt es nichts dran zu rütteln. Aber man stirbt nicht daran und je eher daran, je eher davon.

Wenn man erstmal durch den Schmerz gegangen ist, kommen Fröhlichkeit und Optimismus zurück. Aber sie kommen nicht zurück, wenn Du so weitermachst. Je eher Du Dich löst, desto eher liegt das Leben mit all seinem Möglichkeiten wieder vor Dir.

Dann wunderst Du Dich, so wie ich heute, dass es Dich gar nicht (mehr) kratzt, den Ex mit einer anderen Frau zu sehen.

Ich habe ganz ehrlich gedacht, ich kriege die Kurve nicht und renne letztlich ewig zur Therapie, wo man Stunden braucht, um mir schonend Dinge beizubringen, die ich eh schon lange weiß. Aber es ging sogar ohne.

22.01.2018 23:07 • x 1 #12


R
Ich hab es beendet. Ich fühl mich grad als müsste ich sterben.

26.01.2018 20:52 • #13


R
Ich finde es so unvorstellbar, dass man ohne den Menschen weiterleben muss, mit dem man so lange Zeit sein Leben geteilt hat. Jede Freude, jedes Leid, alle Feste und den Alltag. Es zerreisst mir fast das Herz.
Und er hat dazu nur gemeint, wenn es mir dabei so schlecht geht, ist es das Beste, wenn wir es beenden.
Keine Zweifel, keine Emotionen, gar nichts.
Was mache ich falsch, dass ich sosehr dran hänge und immer wieder versucht habe, dass es gut wird?
Er sagte nur, er hat schon gemerkt, wie viel ich investiere und dass von ihm eigentlich nicht viel kam...
Er war wohl drauf vorbereitet, dass ich es irgendwann beende.

26.01.2018 22:27 • x 1 #14


megan
Hallo @rala fühl` dich erst mal gedrückt
habe in deinem thread nur mitgelesen und sehe jetzt, dass du den notwendigen schritt getan hast
freitag abend, sind meist nicht alle hier im forum
drum sping` ich mal für die liebe @KBR ein und drück` und knuddel dich zum trost

26.01.2018 22:37 • x 2 #15


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag