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Tag 1088

T
… nochmal zu der Madame, die beschäftigt mich nämlich weiter.

Dieses Bild, dass sie immer auf ihrem Diwan liegt, jetzt weiß ich, woher es kommt!

Das Wort für Sofa/ Couch in seiner Sprache, die wir in meinem Land gewohnheitsmäßig weiter gesprochen haben (obwohl er in den letzten Jahren wohl besser meine Sprache sprach als ich seine), ist eben, dem Französischen entlehnt, „Diwan“.

Und einmal, als wir uns stritten, hat er gesagt: „Es will dir eben nicht in den Kopf, dass man eine Frau, die den ganzen Tag nur auf dem Sofa liegt und die sonst gar nichts macht, lieben kann, einfach so, weil sie ist, wer sie ist. Du denkst immer, du musst ständig etwas leisten, um liebenswert zu sein“.

Ich weiß, er hat darunter gelitten, dass ich in mancher – beziehungsferner – Hinsicht mehr Energie hatte als gut für uns war

… während er einfach wollte, dass ich zufrieden und fröhlich bin!

Gleichzeitig, und das weiß ich aus sicherer Quelle, war er immer auch ein bisschen stolz auf die Sachen, die ich auf die Beine gestellt habe

… wobei ich heute glaube, dass er vor allem gedacht hat, dass mich das glücklich macht.

Überhaupt neige ich gerade ein bisschen dazu zu glauben, dass er mich mehr geliebt hat als mir bewusst war.

Aber diese endlosen 60- bis 70-Stunden-Wochen haben mich am Ende sehr geschlaucht, Mademoiselle war ja auch schon da, und bei mir schlich sich der Gedanke ein, warum kümmert sich denn er nicht mal um all diese Sachen, warum muss immer ich?

Ach, wie gern würde ich auf diesem Diwan liegen, sorglos, weil ich weiß, er kümmert sich um den Rest!

Tja, so nahmen die Dinge wohl ihren Lauf…

Kurzum, ja!: Ich missgönne der Madame ihren Platz auf dem Diwan, und zwar aus tiefstem Herzen, wie sonst, vor diesem Hintergrund?

Jedenfalls – um zum Ausgangsgedanken zurückzukommen – liegt also deshalb die Madame stoisch auf ihrem Diwan, diese gebieterische, immer lächelnde Madame de Pompadour…

Zu mehr heute nicht fähig und wohl seit einigen Jahren übermüdet schließt hier

Tshe

29.08.2013 00:24 • #16


S
Hallo Tsheburashka, ich wünsche Dir eine gute Nacht und begleite Dich mit meinem Lämpchen in orange in den Schlaf. Lg Specht

29.08.2013 00:35 • #17


A


Tag 1088

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T
Liebe Mitpaddler,

muss bis Sonntagabend allerspätestens so ein komisches pelziges Ding, das mich seit neun Jahren beschäftigt, in Freiheit setzen.

Es ist noch nicht erwiesen, ist es ein Tierchen, ein Blümchen oder ganz etwas anderes, weil es sich ständig verwandelt, eine seltene Spezies, noch völlig unerforscht.

Man weiß also nicht, was es, einmal in Freiheit, in der Welt anrichten wird.

Jedenfalls muss ich mich bis dahin verabschieden, aber das lila und das bunte Lämpchen leuchten auf jeden Fall weiter!

Eure Tshe

29.08.2013 22:55 • #18


T
Das „Ding“ will sich nicht befreien lassen. Es ist nun mit dem Käfig, in dem ich es vorsichtshalber gehalten habe, fest verwachsen.

Es beelendet mich, auch die Aussicht auf noch eine Nachtschicht.

Habe meine Giselle vor den Fernseher gesetzt, was ich eigentlich schlimm finde. Da sitzt sie und schaut Black Beauty, auch der Film schlimm, und es ist heute schon ihr zweiter …

Verliere langsam die Kontrolle.

Wie soll ich das nur schaffen? Denke ja immer nur daran, wie traurig alles ist.

Aber ich MUSS es schaffen, hat doch immer irgendwie geklappt. Warum geht es jetzt nicht?
Denke immer, reiß dich zusammen, nimm deinen Verstand zusammen, hör auf zu grübeln!

Ja, das Über-Ich ist ausgeprägt.

Aber das Unter-Ich sagt: Ich will nicht! Ich will leben, lachen, Spaß haben, tanzen!

Das Über-Ich sagt: Du hast eine Verantwortung, du musst es schaffen!

Das Unter-Ich sagt: Warum mussten die lieben Freunde, die zwei Tage hier waren, fahren, ohne dass ich mir wirklich Zeit nehmen konnte! Warum muss meine Giselle vor einem kalten Bildschirm sitzen? Warum hat sie eine Mutter, die es einfach nicht auf die Reihe kriegt?

Da kommt sie, die Giselle, jetzt spielt sie mit ihrem Reiterhof. Sie erzählt, ich hab mal von einem Rennen gehört, mit wilden Pferden, ohne Sattel, ohne Reitzeug, und der, der ins Ziel kommt, egal wann, gewinnt.

Meine kluge Giselle… ja, denke ich, wer ankommt, hat gewonnen.

Ich geh jetzt Pfannkuchen backen.

Tshe

01.09.2013 18:43 • #19


T
Habe das „Ding“ jetzt einfach über Bord geworfen und versenkt.

Neun Jahre gehegt und gepflegt, jede Regung beobachtet, immer wieder fasziniert von seiner Wandlungskraft – aber nun reicht es.

Und es ist mir egal, was es jetzt eigentlich war, ein Tier, eine Pflanze, belebte oder unbelebte Materie…
Mir auch egal, ob sich’s jetzt in einen Hai verwandelt oder von einem solchen gefressen wird, was auch immer es in seinem neuen Biotop anrichten wird.

Denn jetzt bin ich frei

… aber auch im freien Fall.

Eigentlich dachte ich, ich würde jetzt bei einem Glas Sekt feiern (soo gerne mit dir, obwohl du gar keinen Alk. trinkst).

Das Leben feiern, das jetzt kommt, die Freiheit, die Leichtigkeit, die das Leben doch jetzt besitzen wird, la dolce vita…

Aber ich bin jetzt traurig. So lange hatten wir dieses „Ding“ in unserm Nest. Du hast mich in allem unterstützt, wo du nur konntest, immer hast du an mich geglaubt, auch, wenn ich selber alles hinwerfen wollte. Und ich war dir so dankbar dafür!

Aber: Du hast mehr an meinen Kopf geglaubt als an mein Herz!
Mehr an meine Vernunft als an mein Gefühl!
Mehr an meine Ausdauer als an meine Veränderlichkeit!
An alles Mögliche hast du geglaubt, nur nicht an das, was mich ausmacht!

Ja, du hast an genau das geglaubt, was uns trennte!
Meine kalte Seite! Das Statische, die Rationalistin, Organisatorin, Taktikerin!

Diese Rolle habe ich in deinem Leben eingenommen: Ich durfte dich für eine gewisse Zeit verwalten.

Und immer wieder schleicht sich der Gedanke ein, auch noch nach drei Jahren, obwohl ich weiß, die Frage an sich ist schon falsch gestellt: Womit habe ich das verdient? Was habe ich dir angetan?

Habe ich dich verhungern lassen?
Habe ich dich verdursten lassen?
Habe ich dich nicht gepflegt wie das zarteste Pflänzchen in meinem Garten?
Habe ich dich nicht geliebt gerade für deine Schwächen?
Für dein Freiheitsstreben, deine Introvertiertheit, die Ausflüchte, die du vor dem „Ernst des Lebens“ gesucht und gefunden hast?

Es ist für mich nicht in Ordnung so, wie es jetzt ist.
Nein, es ist immer noch alles andere als in Ordnung.

Aber weißt du was, ich glaube an meine andere Seite und die werde ich auch wieder leben!

Denn Tsheburashka besitzt ein stolzes und tapferes Herz und dieses Herz hat geliebt, liebt und wird auch wieder lieben!

Aber nicht mehr dich.

02.09.2013 23:57 • x 1 #20


T
Unverdrossen schreibe ich weiter, denn…

… das Schreiben gestern – und wohl auch die neue Freiheit und eben mehr Zeit (aber verbunden mit den alten Schlaf-Wach-Rhythmen) – hat in mir eine emotionale Lawine ausgelöst, eine nie gekannte Wut…

Über die ich mich freue und die ich hiermit willkommen heiße! Weil ich sie jahrelang zurückgedrängt habe, um weiter funktionieren zu können.

Aber jetzt muss ich nicht mehr funktionieren, oder jedenfalls nur in Maßen, und ich mache, was ich will!

Die Sache mit den Eigenschaften, an die du in mir geglaubt hast, reißt in mir wahre Ströme von Wut, eine Wutflut sozusagen, einen emotionalen Tsunami auf!

Ich erinnere mich an unser „freundschaftliches“ Gespräch einige Wochen, nachdem du mir eröffnet hattest, dass du mehr Freiheit oder eine „offene Beziehung“ führen möchtest (ich sagte NJET, und in diesem Fall bin ich dankbar für meine – sonst eher mangelnde – Klarheit).

Du sagtest, ich habe mit der Freundin N. darüber gesprochen und sie hat gesagt, hm, schade, und überhaupt, bla-bla-bla: aber was ist mit der Giselle, was, wenn sie sie dir wegnimmt?

Worauf du gesagt hättest, das macht sie nicht, dazu ist sie zu KLUG!

Das genau meine ich! Du sagst nicht, dazu hat sie zu viel Herz, dazu liebt sie uns zu sehr! Sondern: Dazu ist sie zu klug!

Das hat aber rein gar nichts mit Klugheit, sondern einzig und allein mit Liebe zu tun! Wie könnte ich euch voneinander trennen?! Bin ich der Teufel oder der liebe Gott?

Pah, dass das alles so billig enden muss!

Wie schrieb Mimose doch so treffend? Ja, richtig: unwürdig!

Andererseits: Kann man sich würdig trennen? Gibt es das? Wie geht das? Kann man das lernen?

Wenn „würdig“ bedeutet, sich quälen, viele ergebnislose Gespräche führen, es nochmal versuchen etc., dann, ja, dann haben wir eine würdige Trennung hingelegt.

Besteht eine würdige Trennung also darin, dass man sich noch einmal sagt, dass alles nur ein Missverständnis war? Oder dass man sich weiter immer lieben wird?

Wozu dann die Trennung? ....

.... „klug“!

Pah, wie blöd!

04.09.2013 00:41 • #21


Zebra
Guten Morgen Tshe,

Gute Frage: würdig trennen? Ist das nicht ein Widerspruch
in sich? Hört sich reif an aber was ist würdig wenn zumindest
eines der Herzen zerspringt?

Freut mich dass Du auch Wut gespürt hast. Ist sicher wichtig.
Habe ich auch kennengelernt. Danach ging es erstmal wieder
in den Keller aber jetzt wird es wieder besser. Wir bewegen
uns.

Es grüsst herzlich
Zebra

04.09.2013 08:49 • #22


T
Ja, mein liebes Zebralein, hab da so einen Verdacht, aber vielleicht liege ich falsch damit. Werfe es hier einfach mal provokant in den Raum:

Würdig kann sich nur trennen, wer den Andern verlässt. Der Verlassene wird das immer als unwürdig empfinden.

Wie gesagt, nur mal so als These in den Orbit geworfen...

LG, haltet die Boote oben,
Tshe

04.09.2013 14:04 • #23


S
Würdig trennen...wird schwierig fürchte ich. Einem bricht immer das Herz. Aber man kann sich mit Respekt, mit Ehrlichkeit, mit Offenheit und nicht zuletzt mit einer Wertschätzung von einem Menschen trennen, den man geliebt hat und auf eine andere Art immer lieben wird. Man hat ein Teil des Weges zusammen beschritten, warum nur müssen soviele betrügen, lügen, nachtreten und auf den Scherben der ehemals so großen Liebe rumtrampeln. Denke ein würdiges Ende gibt es nicht...nur eins wo der Verlassene nach der Verarbeitung mit einem Lächeln im Herzen zurück blickt. Direkt danach wird das niemand so sehen, aber später iwann weiß man, wie die Trennung wirklich war. Ich hab mich bei meinem Ex ausgeheult, mit dem ich 15 Jahre zusammen war. Wir sind schon 14 Jahre auseinander. Unsere Beziehung war tot und die Trennung für beide befreiend. Ich vertraue ihm immernoch und finde die Vertrautheit toll. Man kennt sich eben ganz schön gut Das ist ein würdiges Ende für mich...wenn nach einer Zeit nur das Gute bleibt und das Vertrauen noch da ist, wenn man sich noch liebt, nur eben anders. Wenn man sich in die Augen schauen kann und sagen kann, wir haben es versucht...es sollte nicht sein, aber es war schön. Er wird immer einen Platz in meinem Herzen haben...wenn ich es wieder zusammengelickt habe. Ob ich das bei meinem Letzten je sagen werde...ich bezweifle es ganz stark.

04.09.2013 17:54 • #24


T
Ich sehne mich so sehr nach unserm alten Garten, nach dem Johannisbeerstrauch bei der Haustür, den Erdbeeren und den Trauben an der Südwand, von denen Giselle morgens vor dem Kindergarten naschte, nach den Schlüsselblumen im allernördlichsten, fast versumpften Teil hinten, in dem wir den armen Vogel beerdigt haben, der vom Katerchen verletzt worden war. Nach den Narzissen, den Tulpen und dem duftenden blauen und weißen Flieder im Frühling, den Kirschblüten, der Rosenhecke, dem Apfelbaum vor dem Fenster, Ringelblumen und Lilien in der heißen Sonne, den schweren schwarzen Holunderbeeren, Hagebutten und roten Lampionblumen im Herbst, und nach den goldenen Quitten, aus denen unser guter Hausgeist feinstes Gelee macht, den alten Rhodedendren, der rosa blühenden Clematis am Zaun, die betäubend nach Kakao riecht, der großen Schaukel und sogar nach dem ollen Giersch, der sich über Rasen und Beete ausbreitet…

Ich sehne mich so sehr nach unserm alten Haus, verwinkelt und verwunschen, mit all den Erkern und versteckten Ecken, den kleinen Balkonen und engen, gewundenen Treppen, den Winkeln unterm Dach, den deckenhohen Regalen mit Büchern aus der Vergangenheit, der kleinen Küche mit den bemalten Tellern an der Wand, dem Geruch nach Apfelstrudel, nach gut gemachtem Fisch, nach Weihnachten! – nur nach jenem Zimmer im Souterrain, in dem mich das „Ding“ aus seinem Käfig anglotzte und in das du dich später mehr und mehr zurückgezogen hast, mit endlosem „Prison Run“ und „Doctor House“ und Sachen, von denen ich nichts weiß, in dem ich zufällig das Geschenk deiner ersten Liebschaft fand… nach dem sehne ich mich nicht.

Ich sehne mich so sehr nach den Menschen, die in diesem Haus lebten, Alteingesessene und Fremde aus aller Welt, nach ihren Erfahrungen und ihrer Zuversicht, ihrer Liebe, ihrem Widerstandsgeist und ihrem Beharren auf dem Schönen, Guten und Wahren, ihrem Glauben an die Musik und an uns, diese verschworene Gemeinschaft, von weit her gekommen wir alle mit unserm Ranzen auf den Schultern. Ich sehne mich so sehr nach den alten Freunden, deren Emails und Nachrichten auf AB ich immer seltener beantworte, weil mir einfach die Kraft dazu fehlt. Ich sehne mich nach den Gartenpartys, den vertrauten Gesprächen, nach der Freude, einfach durch Zufall oder auch mit Absicht jemandem zu begegnen.

Ich sehne mich so sehr nach unserm alten Städtchen, dem Rathaus, dem Roland, dem Marktplatz, dem Dom, nach jenen nördlichen Landstrichen, wo die horizontale Ebene direkt in den Himmel übergeht. Und du sitzt auf deinem Rad und fährst direkt hinein in diese andere Sphäre. Und ich liebe die Deiche und die Kanäle, das Moor und jene Schleuse und die weiten Felder und Wiesen, im Rückblick sogar den Regen und …

… ich sehne mich so sehr nach dir, nach deinen blitzenden fröhlichen Augen, den verdrehten Geschichten und Anekdoten aus deiner Kindheit, deinem Witz und Charme, deiner Leidenschaft für Jazz, Plattdeutsch und Esperanto, deiner Gleichgültigkeit gegenüber Konventionen, der Leichtigkeit, mit der du sie vom Tisch fegst, deinen verschrobenen Bildern… Nach deinem Körper und deinem Geruch, dem nachlässig zum Zopf gebundenen Haar, nach dem alten Bett, das ich dir überlassen habe, weil es mich nur traurig macht…

05.09.2013 08:56 • #25


S
Hallo Tsheburashka, oh weh, Deine Worte klingen nach starker Sehnsucht und wenig Abstand. Was ist passiert, wo ist der Kampfgeist, der z.T. in Deinen letzten Worten zu finden war? Deine Worte zu lesen hat mich traurig gemacht, weil ich mir so gut vorstellen kann, wie sich das anfühlt, all das zu vermissen. Aber diese Gedanken machen doch auch Dich immer wieder traurig, oder? Kannst Du sie nicht aufhalten? Ich versuche gerade solche Gedanken immer häufiger aufzuhalten, um nicht immer tiefer in die Traurigkeit zu gleiten und immer handlungsunfähiger und kraftloser zu werden. Ich wünsche Dir eine gute Nacht und hoffe, dass Deine Kraft und positive Gedanken zurückkehren. Lg Specht

05.09.2013 22:56 • x 1 #26


Zebra
Guten Morgen tshe und specht und alle...
Auch hier schliesse ich mich specht an.
Zumindest theoretisch. Verstehe auch die
Heftigkeit der Sehnsucht... Habe ich auch
wellenweise immer wieder bis hin zur
Kapitulation. Gott sei Dank tauche ich aus
den Wellen immer wieder auf. Das
wünsche ich uns hier: dass wir wachsen
daran. Und dass wir es schaffen, dem Rat
von Specht zu folgen lernen.
Schön dass es Euch gibt!
Zebra

06.09.2013 06:35 • x 1 #27


T
Oh! Danke, ihr Lieben, vielen Dank! Es ist so tröstlich zu wissen, dass ihr da seid!

Und ihr habt recht, Kapitulation kommt gar nicht in Frage!

Es war wohl das berühmte Loch, in das viele fallen, wenn ein wichtiges Thema abgeschlossen ist.

Es ist also Zeit, dass „der Mentor“ (nein, alles andere als ein Dementor!) auf den Plan kommt:

Also, Auftritt der Mentor

Bei diesem handelt es sich um einen guten Geist, der mich seit vielen-vielen Jahren begleitet. Er ist schon recht alt, viel herumgekommen und hat entsprechend Erfahrung.

Seine wahre Bedeutung liegt darin, dass er Teilhaber an dem „Ding“ ist, es gehört ihm mindestens zur Hälfte. Eigentlich hat er es mir ja geschenkt vor neun Jahren, aber er hatte immer ein Auge drauf, was ich damit mache.

Er ist damit sowas wie die graue Eminenz, die hinter mir steht.

Das ist insgesamt gut zu wissen, weil der Wind, wenn es um „Dinger“ geht, mitunter scharf pfeift, aber im Alltag stört er auch viel.

Da ist er ein furchtbarer Quälgeist, einer, der immer zu viel fordert.

Aber irgendwie hat er sich mein Vertrauen erschlichen und meine Freundschaft.

So wurde er mit der Zeit, wie eine Freundin sagte, „der zweite Mann in deinem Leben“.

Und so hast du es ja auch verstanden und wohl immer gedacht, wer bin ich neben dem tollen, zum Glück alten Mann!

Der zum Glück alte Mann verlor seine Frau.

Und er war allein auf einem anderen Kontinent und seine Freunde wussten nicht, wie sie ihm helfen sollten. Eine Zeit lang riefen sie ihn an, besuchten ihn, aber irgendwann wurde es weniger.

Ich glaube, ich war fast die Einzige, die dann noch blieb.

Das wundert mich nicht, bin ich doch sowas wie eine Spezialistin für menschliches Unglück, Tragödien, ausweglose Situationen, Havarien und sonstige Unfälle…

Der Mentor verliebte sich in mich.

Und das war natürlich sehr schmeichelhaft einerseits, aber andererseits machte es die Sache nicht einfacher.

Ich wollte mit dem Mentor die Welt der „Dinger“ teilen, auch Gedanken austauschen über Gott und die Welt, das Unglück und das Glück der Menschen und über ihre Kraft, sich zu retten.

Zum Glück ist er aber nicht nur ein alter, sondern auch ein verständiger und ausgesprochen netter Mensch, der mein Freund bleiben wollte.

Heute ist er in einer anderen Stadt in einem anderen Land glücklich und hat eine neue Liebe gefunden!

Was von ihm geblieben ist und weshalb er hier auf den Plan tritt?

Respekt, Anerkennung, ja, auch Würde, und dann jene Worte, die sieben Winter wärmen.

Die verwahre ich in einer kleinen Schatulle gleich neben dem Schreibtisch. Ich entnehme ihr also nun ein Kleinod, das mir immer Mut gemacht hat, „Du ziehst nette Menschen an wie ein Magnet“.

Danke dafür, mein lieber, guter, alter Mentor!

Hier im Forum stelle ich übrigens fest, dass es sich mal wieder ereignet, gerade jetzt!

Also: Danke euch, meine Lieben, und einen wunderbaren Tag wünscht

Tsheburashka

PS: Tsheburashka hat ja übrigens den Namen von seiner Eigenschaft, ständig umzupurzeln, ein bisschen wie ein Stehaufmännchen.

06.09.2013 09:36 • #28


L
Guten Morgen Tshe ,
bin auch immer noch bei euch und lese fleissig mit, hier und bei Mimose. Bin nur zur Zeit nicht so wortgewandt , aber auch nett
Habt alle einen schönen Spätsommertag
und viele liebe Grüsse an alle auf hoher See

06.09.2013 09:50 • #29


T
Danke, liebe lost!

Ich stimme dir zu, es sind ganz zweifellos die Netten, die sich in Foren wie diesem engagieren, jedenfalls in Threads wie diesem und dem andern. Ich sehe euer, nein: unser Ringen um Fassung, um Verständnis, um einen neuen Boden, der trägt…

Habe kürzlich ein schreckliches Geschrei auf der Straße gehört und dann eine Auseinandersetzung beobachtet:

Da brüllte einer „Du wirst deine Kinder nie wiedersehn!“

In dieser Lautstärke, fast wäre er auf die Frau losgestürmt, die überhaupt nichts sagte und die er dann noch in unflätigster Weise beschimpfte. Ich hatte das Telefon schon in der Hand, um den Notruf zu betätigen, als er es wohl mit der Angst zu tun bekam (weil da noch andere waren) und sich auf seinem Fahrrad entfernte.

Ein Alptraum, nicht nur wegen der Kinder ... Es ist ja genau das, was du, Sanny, sagst, warum wird auf dem andern (ob am Boden oder nicht) noch herumgetrampelt, warum? Was wird dadurch besser? Fühlt man sich dann besser?

Mitnichten! Ganz im Gegenteil, glaube ich.

In diesem Forum besteht die Möglichkeit, sich verbal auszutoben, seine Fantasie spielen zu lassen, sich mit andern auszutauschen und dann ist es, hoffentlich!, nicht mehr notwendig, wilde Drohungen auszustoßen oder gar Rachegedanken in die Praxis umzusetzen.

Ich wünsch uns allen die Kraft dazu!

Und freu mich, dass ihr da seid!

Und bin stolz auf euch!

Wie immer

eure Tshe

07.09.2013 13:08 • #30


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