Da zeigt einem diesem Medium nun die Grenzen bei dem Thema.
Ich schau mal ob diese Beiträge helfen…
Dissoziative Beschwerden
Der Begriff der Dissoziation (lat. Trennung, Zerfall) beschreibt ein psychisches Phänomen der Auflösung des normalen Zusammenspiels von Wahrnehmung, Bewusstsein, Identitätserleben, Gedächtnis und Körpersteuerung.
Im Zusammenhang mit dissoziativem Erleben können sehr unterschiedliche Erscheinungsformen und Schweregrade beobachtet werden:
Alltagsdissoziationen kennt fast jeder. Nicht wenigen Menschen ist es schon einmal passiert, dass sie das Gefühl hatten, nicht ganz bei sich zu sein oder sich nicht mehr erinnern zu können, wie sie mit dem Auto von einem Ort zum anderen gekommen sind. Andere kennen das Gefühl, dass die Welt um sie herum an manchen Tagen wie im Nebel erscheint oder beim Lesen eines spannenden Buchs fast vollständig ausgeblendet wird.
Dissoziation kann jedoch auch im Zusammenhang mit traumatischen Ereignissen auftreten. Hierbei unterscheidet man kurzfristige Symptome, die während des Traumas bzw. unmittelbar danach auftreten (peritraumatische Dissoziation), sowie chronische dissoziative Störungen.
Posttraumatische Belastungsstörung
Halten die posttraumatischen Beschwerden länger als vier Wochen an, so spricht man von einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Hierzu kommt es insbesondere dann, wenn die traumatisierende Erfahrung als überaus bedrohlich erlebt wurde oder die betroffene Person in der Vergangenheit bereits weitere Traumatisierungen verkraften musste. Gelegentlich kann es auch vorkommen, dass die Beschwerden erst einige Wochen oder sogar Monate nach dem traumatischen Erlebnis erstmals auftreten.
Einen Film der Elfriede-Dietrich-Stiftung und der DeGPT zum Thema Die Betroffenen können Sie hier kostenlos ansehen und downloaden:
http://www.e-dietrich-stiftung.de/das-filmprojekt.htmlFolgende Beschwerden sind typisch für eine posttraumatische Belastungsstörung:
Wiedererleben (Intrusionen)
Betroffene erleben oft Teile der traumatischen Erfahrung immer wieder – teils bewusst, mitunter aber auch in Form von Albträumen. Ungewollt drängen sich die Erinnerungen auf, angestoßen durch bestimmte Auslöser, sogenannte Trigger. Häufig fühlen sich die Betroffenen von den Erinnerungen und den damit verbundenen unangenehmen Gefühlen völlig überflutet und reagieren so, als ob sie sich wieder in der belastenden Situation befänden. Die Erfahrung, nur wenig Einfluss auf das eigene Erleben nehmen zu können, erzeugt bei vielen Betroffenen eine tiefe Hilflosigkeit.
Das Wiedererleben stellt den Versuch des Gehirns dar, die im Hochstress des Traumas nur bruchstückhaft und unzusammenhängend gespeicherten Erlebnisinhalte zu verarbeiten. Es handelt sich also um eine physiologische Reaktion des Körpers, in dem Bemühen, sich selbst zu heilen. Es kann eine Aufgabe der Traumatherapie sein, diesen Verarbeitungsversuch des Körpers zu unterstützen, indem das Erlebte systematisch und vorsichtig dosiert bearbeitet wird. Dies ermöglicht der oder dem Betroffenen, nach und nach Distanz zu dem belastenden Ereignis aufzubauen, ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle wiederzugewinnen und schließlich das Erlebte in den eigenen Erfahrungsschatz zu integrieren.
Vermeidung (Avoidance)
Um sich dem für gewöhnlich als äußerst belastend empfundenen Wiedererleben zu entziehen, meiden die Betroffenen jegliche Umstände, die sie an das traumatische Ereignis erinnern könnten. Schmerzhafte Gedanken an das Erlebte werden weggeschoben, Trigger möglichst gemieden, über das Erlebte zu sprechen, erscheint nicht aushaltbar. Manche Menschen erleben sich emotional wie betäubt und lassen so negative Gefühle gar nicht erst an sich heran.
Die Verdrängung des Erlebten in dieser Weise ist eine verständliche, wenn auch zumeist wenig hilfreiche Reaktion. In vielen Fällen erschwert das Vermeidungsverhalten die spontane Verarbeitung des Traumas, zudem geht es nicht selten mit einer allmählichen Verringerung des persönlichen Aktionsradius einher, was mit der Zeit zu erheblichen Einschränkungen im Alltag führen kann.
Übererregung (Hyperarousal)
Weitere typische Beschwerden sind Nervosität und Unruhe, Konzentrationsstörungen, erhöhte Wachsamkeit, Schreckhaftigkeit, Reizbarkeit und Schlafstörungen. Die Ursache hierfür liegt darin, dass der Körper weiterhin eine Stressreaktion aufrecht erhält, obwohl faktisch gesehen keine Gefahr mehr besteht. Das sympathische Nervensystem bleibt aktiviert und versetzt den Organismus in ständige Alarmbereitschaft.
Die Übererregungssymptome sind für die Betroffenen nicht nur äußerst unangenehm, sondern stören auch das Funktionieren im Alltag. Dauerhafte Nervosität und Schlafstörungen werden als zermürbend empfunden, Konzentrationsstörungen erschweren die Erledigung alltäglicher Aufgaben. Viele Betroffene erleben sich zudem als überaus gereizt und ecken deshalb ständig mit ihren Mitmenschen an.
Begleiterscheinungen der PTBS
Eine posttraumatische Belastungsstörung ist regelmäßig von weiteren typischen Beschwerden begleitet, die die Betroffenen und zumeist auch deren Umfeld zusätzlich belasten. Informationen zu den häufigsten Begleitbeschwerden finden Sie hier.
Komplexe posttraumatische Belastungsstörung
Besonders schwere oder wiederholte bzw. langanhaltende Traumatisierungen, zum Beispiel infolge psychischer, körperlicher oder S. Gewalterfahrungen oder auch Erfahrungen körperlicher bzw. emotionaler Vernachlässigung in der Kindheit, können erhebliche Beeinträchtigungen desErlebens, Denkens, Fühlens und auch der Interaktion mit der Umwelt nach sich ziehen. Bei vielen Betroffenen prägt sich ein vielfältiges Beschwerdebild aus, das ein Muster typischer Veränderungen beinhaltet und als komplexe posttraumatische Belastungsstörung bezeichnet wird:
Veränderungen der Emotionsregulation und Impulskontrolle
Oft haben die Betroffenen erhebliche Schwierigkeiten im Umgang mit belastenden oder unangenehmen Gefühlen wie zum Beispiel Ärger, Wut oder Trauer. Es gelingt ihnen nicht, die nötige Distanz zu den inneren Vorgängen herzustellen und sich selbst zu beruhigen. Entsprechend reagieren sie entweder unverhältnismäßig emotional, zum Teil bis hin zum Kontrollverlust, oder wenden große Kräfte auf, um die ihnen bedrohlich erscheinende eigene Emotionalität vor den Mitmenschen zu verbergen. Sind die Betroffenen in ihrer Regulationsfähigkeit überfordert, äußert sich das gelegentlich auch in Wutausbrüchen, fremd- bzw. selbstverletzendem Verhalten oder "Selbstberuhigungsversuchen" mittels Alk. oder Dro.. Viele Betroffene haben überdies mit starken autodestruktiven Impulsen zu kämpfen, was sich nicht nur durch vorsätzliche selbstverletzende Handlungen bis hin zur Suizidalität, sondern auch durch offenkundige Nachlässigkeit in Sicherheitsfragen äußert. Auch die Vermeidung oder im Gegenteil das übermäßige bis zwanghafte Ausleben von S. gehören in diesen Bereich.
Veränderungen in Aufmerksamkeit und Bewusstsein
Komplex Traumatisierte berichten häufig von Bewusstseinsphänomenen wie dissoziativen Episoden, in denen sich ihr bewusstes Erleben von der Außenwelt zurückzieht, ausgeprägten Erinnerungslücken oder sogenanntem Derealisations- bzw. Depersonalisationserleben, während dem die Umwelt distanziert und wie unwirklich erscheint oder das Gefühl besteht, wie neben sich zu stehen. Andererseits kann es auch zu belastendem Wiedererleben der traumatisierenden Erfahrungen in Form intrusiver Symptome kommen.
Veränderungen der Selbstwahrnehmung
Viele Betroffene erleben sich selbst als hilflos und haben das Gefühl, nur wenig Einfluss auf den Verlauf ihres Lebens nehmen zu können. Oft melden sich ausgeprägte Schuldgefühle, selbst in Situationen, in denen deutlich ist, dass der Betreffende keine Verantwortung zu tragen hat. Viele komplex Traumatisierte fühlen sich isoliert von ihren Mitmenschen und haben aufgrund von Schamgefühlen große Schwierigkeiten damit, sich anderen Menschen so zu zeigen, wie sie sind. Zumeist besteht nur ein geringes Selbstwertgefühl und häufig leben Betroffene in der Überzeugung, von niemandem wirklich verstanden zu werden.
Veränderungen in Beziehungen zu anderen
Aufgrund ihrer häufig äußerst belastenden Vorerfahrungen im zwischenmenschlichen Bereich haben komplex Traumatisierte oft große Schwierigkeiten, anderen Menschen zu vertrauen. Viele Betroffene sind deshalb sehr vorsichtig, wenn es darum geht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und tun sich schwer im Austragen und Bewältigen von Konflikten. Gleichzeitig haben sie nicht selten nur wenig Gespür für die eigenen Grenzen, so dass sie wiederholt in Situationen geraten, in denen sie ausgenutzt oder sogar missbraucht werden. Manche komplex Traumatisierte übernehmen hingegen selbst die Täterrolle und verletzen andere Menschen seelisch oder körperlich.
Somatisierung
Betroffene leiden oftmals unter zahlreichen körperlichen Beschwerden, für die keine organische Erklärung gefunden werden kann. Die Beschwerden können sehr vielfältig sein und jedes Organsystem umfassen. Nicht selten treten mehrere Symptome gleichzeitig auf. Besonders häufig sind chronische Schmerzzustände, Beschwerden des Verdauungssystems, Erschöpfung, Schwindel sowie Beschwerden im Bereich des Herzens, der Atmung sowie des Harn- oder Genitaltraktes.
Veränderungen von Lebenseinstellungen
Viele komplex Traumatisierte tragen eine große Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit in sich und fühlen sich resigniert und desillusioniert. Werte, Lebenseinstellungen oder religiöse Überzeugungen, die möglicherweise zu einem früheren Zeitpunkt im Leben noch Halt gegeben hatten, haben ihre Bedeutung verloren oder ergeben keinen Sinn mehr.
Da die komplexe PTBS ein sehr heterogenes Krankheitsbild ist und bisher in den gängigen Diagnosemanualen ICD-10 und DSM-IV keine bzw. kaum Erwähnung fand, bleibt sie bis heute häufig lange unerkannt. Im ICD-11, das 2022 in Kraft tritt, wird die komplexe Posttraumatische Belastungsstörung erstmals als eigenständige Diagnose beschrieben.
Ein weiterer Grund, warum die komplexe PTBS oft spät erkannt wird ist eine hohe Überschneidung mit anderen psychischen Erkrankungen wie der Borderline-Persönlichkeitsstörung, der nicht-komplexen PTBS, den dissoziativen Störungen, Depressionen, Angst- bzw. Panikstörungen sowie Sucht- und Zwangserkrankungen. Oft werden deshalb zunächst andere Diagnosen gestellt. Dass ein Zusammenhang mit einer Traumatisierung besteht, wird nicht selten erst später erkannt. Die richtige Einschätzung ist jedoch die Voraussetzung dafür, dass komplex traumatisierte Menschen die Behandlung erhalten, die sie benötigen – zumeist eine spezifische und qualifizierte Traumatherapie.
Mal lesen ?
https://istss.org/getattachment/Public-...L.pdf.aspx