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Trauma, Traumaübertragung und Traumafolgestörung

Pfeifchen
Zitat von Margerite:
Vermutlich hast Du das Buch zu früh zugeklappt und weggelegt. Das mögen Bücher nicht und Deine Seele mag es auch nicht. Denn zuklappen und ...

Joar, mit vier hat es sich zugeklappt. Aber ich hab Angst davor, es zu öffnen. Weiß ja nicht, was da so alles kommt.

07.12.2023 17:25 • #376


M
Zitat von Pfeifchen:
So ist das. Wie gesagt, ob das nun Trauma ist oder was anderes, ist mir eigentlich gleich. Es gibt viele wesentlich schlimmere Schicksale und ich will mir nichts anmaßen. Trotzdem prägt es mich und belastet.

Ja, es gibt wesentlich schwerere Schicksale, also stell Dich nicht so an und halte den Kopf schön oben. Nichts hören, nichts sehen, nichts an sich ranlassen. Stattdessen Stärke zeigen, unproblematisch sein, angepasst und mit einem harten Selbstbild ausgestattet. Andere lassen sich hängen und leiden - ich nicht. Ich stehe drüber. Unangenehme Gefühle - weg damit, kann ich nicht brauchen. Ich will nur positive Gefühle spüren.

Wesentlich schlimmere Schicksale? Klar, Du hast keinen Hunger, keinen Durst, Du hast Kleidung, eine Wohnung, eine Heizung. Warum also jammern? Bringt ja nichts.

Mit der Aussage relativierst Du das was Dir widerfahren ist und das ist grausam und zu viel für eine empfindsame Kinderseele. Papa weg, einfach so. Aha, so schnell geht das.
Das bedeutet doch dass Deine Welt aus den Fugen geraten ist und dass Du versucht hast Dir selbst zu helfen. Durch innere Distanz (aha, so ist das also), so als ob Du nicht mitten drin wärst und beteiligt, sondern nur Zuschauerin. Du hast es abgespaltet. Das ist ein Hilfsmechanismus der Seele, denn die verkraftet das alles nicht. Und hilft sich durch das momentane Abspalten. Kann man lange machen, aber irgendwann bricht es oft doch raus und kommt hervor und man ist verwirrt, überfordert, weil die altbekannten Mechanismen nicht mehr greifen.

Und auf einmal kommt eins zum anderen. Immer wieder neue Erinnerungen, neue Erkenntnisse und Du ziehst Dich selbst in Zweifel. Bin das wirklich ich oder ist das alles nur Konditionierung, die man mir beigebracht hat?

Ich habe eine Freundin, die zwei wesentlich ältere Schwestern hatte. Mit der mittleren Schwester war sie besonders eng, denn die hätschelte und pätschelte das kleine Rehlein besonders. Spielte mit ihm, sah es größer werden, sah, wie es laufen lernte und holte es später oft vom Kindergarten ab. Das Rehlein und die größere Schwester, die vielleicht an die 10 Jahre auseinander waren, hatten eine sehr enge und liebevolle Beziehung.

Eines Tages waren die zwei älteren Schwestern auf einer Veranstaltung in einem Dorf, das ca. 10 km entfernt vom Wohnort lag. Sie gingen zu Fuß hin und zu Fuß zurück. Es war bereits etwas dunkel, aber sie hatten einen schönen Abend gehabt. Bis zu dem Zeitpunkt, zu dem das Auto auftauchte, praktisch aus dem Nichts. Die Gruppe ging am Straßenrand, das Auto nähert sich und das Unfassbare geschieht. Es fährt in dei Fußgängergruppe - 5 junge Menschen wurden tot gefahren, einige verletzt.

Nur weil irgend ein betrunkener Idiot noch Auto fahren musste .... An der Unfallstelle steht ein kleines Denkmal in Form einer Brücke mit Pfeilern. Und auf den Pfeilern stehen die Namen der Opfer und das Todesdatum.

Die Eltern des Rehleins wohnten in der Nähe einer Ausfallstraße und auf einmal wurde es laut und hörte nicht mehr auf. Tatü, tata, Polizei, Krankenwägen, Feuerwehr. Das Rehlein zu Hause hört es und sagt zu den Eltern: Jetzt ist der Margit was passiert.

Später, irgendwann steht die Polizei vor der Tür und man mag es sich nicht vorstellen. Die ältere Tochter nur verletzt, die jüngere tot.

Das Rehlein kann sich heute an sehr viele Dinge nicht mehr erinnern. Es war damals 6 Jahre alt. Nur dass es bedrückend war und dass es irgendwie weg war, zu Bekannten oder Verwandten weggegeben zur Aufbewahrung, bis die Beerdigung vorbei war. Das Rehlein weiß nicht, ob es bei der Beerdigung war, aber es mag heute keine Friedhöfe und keine schwarze Kleidung.
Das Rehlein lebte nun ohne die Schwester und es lachte viel und gern.

Schon in der Schulzeit fiel mir das Lachen des Rehleins auf, das auch mal lachte über Dinge, die ich gar nicht lustig fand. Teilweise war es sogar manchmal nervig, denn ich verstand es nicht. Heute begreife ich es, als das Rehlein mir irgendwann die Geschichte erzählte. Das Rehlein fühlte sich in der Pflicht zu Hause in diesem Trauerhaus mit der niedergeschlagenen Mutter für Heiterkeit zu sorgen. Es ergab sich ganz automatisch, denn das Rehlein wollte eine fröhliche und glückliche Familie spüren. Der Erfolg war wohl eher mäßig. Nur manchmal sagte das Rehlein: Heute war ein guter Tag, denn Mutter hat heute sogar mal gelacht.

Und Margit? Wurde vom Rehlein vergessen. Viel später fragten und sagten die Eltern: Kannst Du Dich denn nicht erinnern dass Margit Dich ständig durch die Gegend schleppte und viel Zeit mir Dir verbrachte?
Nein, das Rehlein konnte sich nicht erinnern und auch heute ist vieles allenfalls verschwommen da.

Auch hier ging die Seele den Weg der Verdrängung, des Vergessens. Denn das Unglück war nicht tragbar und dennoch musste das Rehlein weiter leben und das wollte es auch. Also war es so, als hätte es Margit nie gegeben.

Das Rehlein machte Abitur, studierte Lehramt, bekam drei Kinder von einem seltsamen Mann. Die Ehe scheiterte nach ca. 20 Jahren, aber tot war sie vorher schon. Denn das Famiilinmodell, Mutter gluckt mit den Kindern zusammen und der Mann steht irgendwo daneben und im Abseits, funktioniert halt nicht auf Dauer.
Der Mann suchte sich eine Freundin und zog dann einfach ins nächste Nest zur Freudin. Zu seinen Kindern hatte er dann wenig Kontakt, insbesondere zur Ältesten, der Tochter. Denn die wollte mit ihrem Vater reden bzw. er sollte mit ihr reden. Tat er nicht. Sie wartete lange und begriff nach ihrem supergutem Abitur, dass ihr Vater eben weg war und eher desinteressiert. Das schmerzt.
Die Tochter ging zum Auslandsstudium nach Schottland. Das wollte sie und sie nahm ihren Morbus Crohn mit. Um Weihnachten rum war das Rehlein mit den zwei Söhnen auf Besuch in Schottland und die Tochter war etwas kraftlos und noch dünner geworden. Ein neuer Schub, dachte sich das Rehlein.
Nach Weihnachten ging das Rehlein zum Arzt, der sie in die Uniklinik überwies und dort wurde Darmkrebs festgestellt. Der Morbus Crohn kann Krebs auslösen.
Das Rehlein flog wieder nach Schottland, war über Wochen bei der Tochter. Wie sie das jobmäßig managte, weiß ich nicht. Denn die Tochter war nicht flugfähig wegen eines Blutgerinsels im Gehirn.
Erst Ende März kamen Mutter und Tochter nach Hause, aber der Krebs bei jungen Menschen lässt sich meist nicht aufhalten.

Ende September starb die Tochter. Das Rehlein hatte den Mann verloren (um den es nicht so schade war, aber dennoch war es eine Klatsche) und noch viel schlimmer die Tochter.
Der Vater war beim Trauergottesdienst nicht zu sehen ....

Der komplette Bruch mit dem Mann, die Scheidung baldmöglichst durchgezogen, das Haus verkauft. Sie hatte wahnsinnig viel zu ertragen in dieser Zeit und ich weiß nicht wie sie das bewältigt hat.
Wenige Jahre später lernte sie einen Mann kennen, der in meiner Straße wohnt. Er hatte vor Jahren seine Frau durch Krebs verloren. Im Yogakurs lernten sie sich kennen und am Dienstag waren sie schon 3 Jahre verheiratet.
Ich freue mich immer über die beiden, sie passen so gut zusammen und machen einen glücklichen und harmonischen Eindruck.

Es ist merkwürdig, was sich in Familien wiederholt. Erst verliert das Rehlein die Schwester und Jahre später die Tochter. Seltsame Parallelität, so als ob es ein Programm wäre.

Die Tochter liegt in einem Friedwald, denn das Rehlein mag keine Friedhöfe und keine schwarze Kleidung. Ein Kindheitstrauma hinterlässt seine Spuren.

07.12.2023 17:42 • x 2 #377


A


Trauma, Traumaübertragung und Traumafolgestörung

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Pfeifchen
Zitat von Margerite:
Und auf einmal kommt eins zum anderen. Immer wieder neue Erinnerungen, neue Erkenntnisse und Du ziehst Dich selbst in Zweifel. Bin das wirklich ich oder ist das alles nur Konditionierung, die man mir beigebracht hat?

Ja, das kommt auch dazu.
Ich weiß es halt einfach nicht.

Aber das mit der lachenden Mutter kenne ich. Meine lachte, verständlicherweise wenig. Aber trotzdem war sie die starke für mich. Die weinte nicht, sie war nie krank. Sowas hat in meiner Welt gar nicht existiert.

07.12.2023 17:55 • #378


Scheol
Zitat von Pfeifchen:
@Scheol, deine Beiträge sind ja auch immer wieder der Wahnsinn. Mal gucken ob ich alles zusammenbringe... Nee, ist er nicht. Er ist kein ausgebildeter Psychologe oder Therapeut. Ich habe wochenlang versucht, welche anzurufen, aber da waren zu den angegebenen Zeiten nichtmal die Telefone besetzt. Dann habe ichs ...

@Scheol, deine Beiträge sind ja auch immer wieder der Wahnsinn.
danke schön

Nee, ist er nicht. Er ist kein ausgebildeter Psychologe oder Therapeut. Ich habe wochenlang versucht, welche anzurufen, aber da waren zu den angegebenen Zeiten nichtmal die Telefone besetzt.
Die sind so überrannt , das wenn die ans Telefon gehen würden , und dir sagen , das sie keinen Platz haben , das dann die Anrufer sagen , ja aber ich bin ,……. Da benötigen sie Zuviel Zeit am Telefon.


Dann habe ichs aufgegeben und über die Arbeit den Coach jetzt bekommen. Der ist systemischer Coach im zweiten Bildungsweg. Also kein Traumatherapeut, aber aus meiner jetzigen Sicht ist der Mensch erstmal das beste, was mir passieren konnte. Was dann kommt, wird man sehen. Nach einer Supervisorin und drei Sitzungen Paartherapie kenne ich da zumindest ein bisschen paar Unterschiede. Aufarbeiten ist dann bestimmt nicht der richtige Ausdruck. Besprechen könnte man sagen. Mein Bauchgefühl ist sehr gut bei dem, und auf meinen Bauch kann ich sehr trauen.
HPS ? Hochsensitiv denke ich mal.



Wenn die Kinder ohne mich unterwegs sind, mit dem Papa verreisen oder ein WE bei den Großeltern, dann rennt mein Hirn im Dreieck.
und gehst unbewusst in das Gefühl von damals der vierjährigen.
und bist die Tage vermutlich sehr erschöpft und müde , weil du versuchst das Trauma wie ein Wasserball die ganze Zeit unter Wasser zu drücken.



Und die vierten Geburtstage waren mir immer recht seltsam.
Jupp , das Ereignis.


Bei anderen Menschen ist das nicht, auch nicht bei meiner Mutter. Ich bin da seltsamerweise eher recht relaxed bei sowas.

Vermutlich auch daher Christlichen Glaubens, weil ich mir immer sage, die Leute, die hier sterben, treffe ich alle wieder.
viele Menschen mit Trauma Erfahrung finden zum Glauben, ist in der Literatur so benannt.


Nö, nicht erreichbar. Ich hatte jetzt lange keinen Todesfall in der Familie, weil ich mit 18 alle drei Großeltern auf einmal verloren habe. Ich war die einzige bei uns, die gefasst war.
vermutlich abgespalten , gelernt in der Kindheit die „Stärke“…..Härte.

Wurde immer für meine Stärke bewundert. Ich habe nicht getrauert, da ging nicht.
würde ja auch bedeuten man müßte in den Raum den Geschehens hinein sehen,….. aber


Da war die Tür komplett zu.
genau dann macht man die Tür zu , weil was man nicht sieht , ist nicht da ! Darf nicht da sein.

Dieses Jahr zum Todestag meines Vaters habe ich zum ersten mal Trauer gespürt.
was war anders ?

Auch jetzt beim Schreiben wieder. Das erste Mal! Das war vor zwei Wochen, da bin ich schon weinend zum Grab gefahren und dort dann tatsächlich sowas wie zusammengeklappt.
magst du darüber schreiben ? Oder lieber nicht ?


Davor war das NIE. Als Kind, wie gesagt, das weiß ich nicht mehr. Mir kommt jetzt keine Emotion in den Sinn, die ich da gespürt haben könnte, die gab es nicht.
Klingt bestimmt seltsam.
Nur für den der das nicht kennt.

bei meinen Unfall hatte ich irgendwann den Zustand gehabt wie ich merkte nun passiert gerade was im Körper , das es mir vermutlich egal gewesen wäre wenn mir einer einen Nagel in den Oberschenkel gedrückt hätte.


Ich weiß auch nicht viel mehr aus der Zeit. Nur, dass ich am Tag der Beerdigung (war nicht dabei. Ich war im Kindergarten, weil meine Mutter verständlicherweise absolut neben sich stand) dann mit meiner Mutter dort war, und mit einem Stock versucht habe, ihn auszugraben. Danach kommt ein riesengroßes Loch von ein paar Jahren.
auch nicht ungewöhnlich
wir sind in der Lage Dinge völlig weg zu legen zur eigen Sicherheit zum eigen überleben.

Ab dann weiß ich wieder mehr. Dafür habe ich noch Erinnerungen, als er gelebt hat. Die sind konserviert.

Die Psychose meiner Oma ist mit Sicherheit eine Traumafolge. Was die alles erlebt hat, und gleichzeitig tun musste, weil es damals halt so war.... ich habe ein bisschen in ihrem Leben gestöbert.
es gibt auch den Begriff des Generationsübergreifende Trauma. Da wird eine Generation übersprungen wo dann das Trauma bei dieser Generation wieder auftaucht.

ich glaube das Buch heißt „ die Generation der nachkriegs Kinder“. Das wohl sehr gut sein soll.




Vielleicht. Ich fange erst jetzt an, das Ganze wirklich zu begreifen. Wenn ich darüber was gelesen habe, konnte ich mir das nie vorstellen, aber ich glaube, am Ende ist es das.

Im Nachhinein betrachtet fühlt es sich so an. Als hätte ich die Situation von außen betrachtet und gesagt: aha. So ist das jetzt. Und dann hab ich den entsprechenden Buchband zugeklappt und ohne diesen weitergelebt.

Aus irgendwelchen Gründen öffnet der sich jetzt wieder, und ich stehe da und weiß nicht, was ich damit veranstalten sollte.
Alte Leuten reden oft über den Krieg ,….weil ihnen die Kraft fehlt den Deckel weiter drauf zu lassen.

in den letzen drei Jahren ist viel passiert , viele merken die Veränderung und das die Zukunft nicht so sicher erscheint. Das belastet und hohl viel hoch.





Das sagt mir gerade so gar nichts. Müsste ich mich mal belesen.

man ging früher von drei Verhaltensweisen bei Trauma aus. Hier stell dir mal ein Hund vor.

der fight Modus , völlig aus der Mitte meckerst du einen Menschen an ( deine Mensch steht als Stellvertreter des Verursachers da und muss nichts mit der jetzigen Person zu tun aber )

der run Modus ,..du wechselst plötzlich die Straßenseite und weißt nicht wirklich warum,

der freeze modus , das todstellen , damit der Säbelzahntiger denkt du bist Tod.


und das unterwerfen , hast du in toxischen Beziehungen , Kindesmissbrauch Beziehungen und Ähnliches. Mobbing……….Die Person unterwirfst sich dem Täter, biedert sich an , NUR damit der Täter nicht wieder auf das Opfer los geht.


Wie gesagt, ich habe darüber NIE NIE NIE gesprochen. Da ich nach außen ein halbwegs normal funktionierendes Kind war, ist da auch niemand mit mir wohin gegangen, um etwas zu klären. Gab einfach keinen Bedarf. Ich hätte da auch selber keinen gesehen.
ein Trauma kann unmittelbar , Wochen , Monate , Jahre oder Jahrzehnte später aufbrechen. Und dann ist ein Baustein , ein Tropfen zu viel.

meist in einem gewissen Zeitraum.




Ja, in die Musik. Warum? Dafür hadere ich damit jetzt gerade sehr. Bin in einer Musikkrise. Damit auch in einer Berufskrise.
Machst du gerade irgendwas anderes „mehr“ ? Extrem Sport ? Rauchen ? Trinken ? Schmerzmittel ? Essen , süßes ? Spielen am Handy ?

07.12.2023 17:58 • #379


M
Zitat von Pfeifchen:
Aber ich hab Angst davor, es zu öffnen. Weiß ja nicht, was da so alles kommt.

Schlag es auf und Du wirst überrascht sein. Denn da stehen viele gute Sachen drin. Z.B. warum Du bist wie Du bist und was Dich zu dem gemacht hast, was Du bist. Du wirst traurige, beschämende, verwirrende Dinge darin lesen und viel nachdenken und auch manchmal weinen. Darüber wie alles kam und alles mit allem zusammenhängt.

Was man Dir beigebracht hast, wie man Dich geformt hat, woher manche Verhaltensweisen kommen. Was Dir von Deinen Bezugspersonen beigebracht wurde, im Positiven und Negativen.
Und was Du nie sehen wolltest, was jetzt aber gesehen werden will.

Dein Unterbewusstsein will Klarheit schaffen und sich entlasten.
Mein Therapeut (eher ein Berater, denn ich machte keine Therapie) sagte mal einige kluge Dinge.

Wenn die Seele leidet, sind dahinter unbewältigte und meist verdrängte Ereignisse. Die werden gerne vergessen, zugedeckt und drängen doch immer wieder an die Oberfläche.
Je mehr wir das zulassen, desto mehr holen wir Erinerungen und scheinbar Verdrängtes auf die bewusste Ebene und auf der kann man besser damit umgehen, weil man es einordnen kann. Ach so, jetzt war ich wieder mal blöd, aber klar, ich kenne sie doch, meine Bindungsängste. Nicht weiter schlimm, denn im Grund genommen sind sie überflüssig. Sie wurden halt mal erlernt und haben sich festgesetzt und von Zeit zu Zeit wollen sie mich wieder übertölpeln. Aber da ich sie jetzt anders einordne, verlieren sie ihre Wirkung.

Wir leben immer das weiter, was wir kennen. Der Mensch kann nicht anders. Ist er in einer Familie mit viel Streit aufgewachsen, wird er oft auch eine Beziehung mit viel Streit haben. Ist der Mensch mit Gewalt aufgewachsen, ist es sehr scher, selbst nicht gewalttätig und überaggressiv zu werden oder nicht Opfer von Gewalt zu werden.

Oder die Sache mit den Wiederholungen. Z.B. in Beziehungen die immer wieder scheitern. Warum nur ist das alles so schwierig? Warum ähneln sich die Beziehungen und auch die Zielpersonen irgendwie? Ich dachte doch, dieses Mal wird alles besser und anders, jedoch ...
Ein Zeichen, dass Deine Seele Dir was sagen will. Sie kann nicht direkt mit Dir sprechen. Das kann sie nicht und Du hörst ja sowieso nicht zu sondern klappst das Buch wieder ärgerlich zu. Weg damit!
Aber sie schickt Dich in sich wiederholende Situationen weil sie Dir was sagen will: He, kümmer Dich mal um mich, schau mich an, was soll ich denn noch tun, damit Du es endlich verstehst. ich bin die Seele und will Entlastung, mich frei und lebendig fühlen! Und was machst Du? Geh weg, ich will Dich nicht, sagst Du.
Und so kommt sie wieder und irgendwann ist das Maß dann voll und Du sagst Dir: ich muss jetzt mal irgendwie doch bei mir anfangen, denn das alles ist kein Zufall. Das ist ein Muster!

Du kommst nicht davon, irgendwas will ans Licht und erkannt werden. Du kannst es weiter verdrängen und abtun, aber es wird wieder kommen - immer wieder. Besser irgendwann sich damit beschäftigen als in einer Endlosschleife festzustecken.
Alles kannst Du eh nie klären und aufarbeiten, aber wenn es ein Stückchen ist, ist es auch schon viel.

Dann merkt die Seele, sie beachtet mich jetzt, wendet sich mir zu. Ach wie schön, ich darf einfach mal sein und werde nicht wieder weggeschoben. Es hilft tatsächlich sich der Seele zuzuwenden, denn die steht dann nicht mehr so einsam und verlassen da und wird nicht wahrgenommen, weil sie so unbequem ist.

Es ist jetzt eine neue Zeit angebrochen, denn Verborgenes will ans Licht. Und am Ende steht dann mehr Erkenntnis und Du wirst die Gleiche bleiben, Dich aber anders mit Dir fühlen. Vielleicht ganzer, zusammengesetzter.
Du kannst nur gewinnen.

Zitat von Scheol:
ich glaube das Buch heißt „ die Generation der nachkriegs Kinder“. Das wohl sehr gut sein soll.

Ich glaube, Du meinst das Buch Kriegskinder und dieselbe Autorin (Sabine Bode) hat auch das Buch Kriegsenkel verfasst. Beide Titel sind absolut lesenswert und erhellend und man versteht dann auch die Großeltern und Eltern besser, weil auch sie durch den unseligen Krieg viel u viel ertragen mussten.

Heute liegt meine Mutter wie ein offenes Buch vor mir. Ich kann ihre Verhaltensweisen besser einordnen und verstehen die mir früher (schon als Kind) oft unbegreiflich erschienen.

07.12.2023 18:17 • x 2 #380


M
Zitat von c_minor:
Die Dominosteine ... also jetzt nicht die zum essen

Hahaha! So was liebe ich. Dominosteine sowieso, aber vor allem eine humorige Bermerkung bei ernsten und schweren Themen.

07.12.2023 18:19 • #381


Pfeifchen
Zitat von Scheol:
Die sind so überrannt , das wenn die ans Telefon gehen würden , und dir sagen , das sie keinen Platz haben , das dann die Anrufer sagen , ja aber ich bin ,……. Da benötigen sie Zuviel Zeit am Telefon.

Das ist dann aber ein Fehler im System. Wenn mal wenigstens jemand ans Telefon gehen würde, käme man sich wenigstens nicht so komplett ignoriert vor. Das wäre ja wenigstens was gewesen.


Zitat von Scheol:
HPS ? Hochsensitiv denke ich mal.

Wer? Der oder ich?


Zitat von Scheol:
und bist die Tage vermutlich sehr erschöpft und müde , weil du versuchst das Trauma wie ein Wasserball die ganze Zeit unter Wasser zu drücken.

Gut getroffen. Ich könnte nur schlafen. Wobei ich mich dem schon mehr und mehr öffne. Geht auch nicht anders. Sonst würde ich wohl auch nicht das Thema hier so zukleistern. -.-


Zitat von Scheol:
viele Menschen mit Trauma Erfahrung finden zum Glauben, ist in der Literatur so benannt.

Religion ist Opium fürs Volk. Karl Msrx war das, meine ich. So falsch ist das gar nicht.

Zitat von Scheol:

der freeze modus , das todstellen , damit der Säbelzahntiger denkt du bist Tod.

Ich hab mich unsichtbar gemacht. In Kombination mit Unterwerfung. Damit ich für meine Oma nicht angreifbar war. Ich konnte auch nie großartig selber kreativ sein. Hab am liebsten Aufgaben bearbeitet, Stücke gespielt die man mir gab, so wie der Lehrer sagte.


Zitat von Scheol:
Machst du gerade irgendwas anderes „mehr“ ? Extrem Sport ? Rauchen ? Trinken ? Schmerzmittel ? Essen , süßes ? Spielen am Handy ?

Nichts anderes als sonst vorher auch. Wobei, ich achte mehr auf meine Optik.
Ich schreibe nachher noch was dazu. Gleich kommen die Arbeitsleute.

Zitat von Scheol:
magst du darüber schreiben ? Oder lieber nicht

Ich weiß gerade nicht, was genau ich da schreiben sollte? Hat sich halt mega beschissen angefühlt. Tut es gerade auch wieder, wenn ich daran denke.

07.12.2023 19:21 • #382


Scheol
Zitat von Füchsin83:
@Scheol Nein, aber bedingt durch den aktuellen Liebeskummer, die dunkle Jahreszeit, dem Alter und der nahenden Familienfeste geschuldet, denke ich zur Zeit einfach unfassbar viel nach, drehe alles auf links, hinterfrage mich und mein eigenes Verhalten und versuche Erklärungen zu finden. Ich spreche nicht wirklich ...

Ich habe den Beitrags hinter dem Link eben gelesen und da ist einiges zusammen gekommen bei dir , was vermutlich zur Seite gelegt wurde, und es wurde einfach weiter Funktioniert.

07.12.2023 21:20 • x 1 #383


E
Zitat von Scheol:
Ich habe den Beitrags hinter dem Link eben gelesen und da ist einiges zusammen gekommen bei dir , was vermutlich zur Seite gelegt wurde, und es wurde ...


Ja, ich hab auf zwei, drei Seiten versucht, einen Abriss in mein inneres zu geben.
Danke fürs Lesen

07.12.2023 22:15 • #384


Scheol
Was für mich sehr hilfreich vom verstehen war , ist , das es unterschiedliche Arten von Trauma gibt.

Trauma Typ I , Unfälle , Einkauf heftige Naturkatastrophen,…


Trauma Typ II , sogenannte man made Desaster , Menschen gemachte Trauma.

Trauma Typ I ist einfacher zu verarbeiten für ein Menschen.

Trauma Typ II verliert der Mensch , durch die Tat eines Mitmenschen das Vertrauen in die komplette Menschheit in die komplette Welt. Das Urvertrauen was in der Kindheit gebildet wird , das (Eltern) Menschen für ein zu 200 % da sind , wird in den Grundfesten erschüttert.

Das (selbst) vertrauen schrumpft enorm in der Person. Deshalb hört man oft in der Therapie, in der Literatur, kommen sie wieder in ihr vertrauen.

Dieses (selbst) vertrauen will erst wieder aufgebaut werden.

Wie bei einem kleinen Kind was sich nicht traut ohne Mama / Papa , in einen anderen Raum zu gehen wo das Kind den Elternteil nicht mehr sieht.

Das erlernte ist nicht verlernt.

08.12.2023 07:53 • x 1 #385


E
Zitat:
Trauma Typ I , Unfälle , Einkauf heftige Naturkatastrophen,…


Einkauf

Fällt ein krieg ebenfalls in diese Kategorie?

08.12.2023 07:56 • x 1 #386


Scheol
Zitat von Füchsin83:
Einkauf Fällt ein krieg ebenfalls in diese Kategorie?

Einkauf früher beim Winter und Sommerschlussverkauf .

Nein ein kleiner Schreibfehler .


Hier mal eine Auflistung .

https://www.uniklinikum-dresden.de/de/d...stoerungen

08.12.2023 08:09 • #387


E
Einkaufen nervt ja auch ^^

Ja, ich frage das, weil ich glaube in meiner Familie hat sich halt beides miteinander vermischt

08.12.2023 08:14 • #388


Scheol
Zitat von Füchsin83:
Einkaufen nervt ja auch ^^ Ja, ich frage das, weil ich glaube in meiner Familie hat sich halt beides miteinander vermischt

Bei deiner Geschichte sind viele Sachen die ein Menschen erschüttern kann.

Nicht jede Person bekommt in der selben Situation ein Trauma oder bekommt Traumafolgestörungen.

gibt auch Traumaübertragungen von Personen die von einem Trauma sehr genau berichtet bekommen.

berufliche Trauma. Polizisten, Feuerwehrleute , Ärzte , Krankenschwestern usw. die Dinge sehen wo mit sie nicht gerechnet haben und die über ihre Möglichkeiten (Ressourcen) gehen.

08.12.2023 08:25 • x 1 #389


E
Ich hatte eher einen evtl Zusammenhang mit dem Verhalten meiner Eltern im möglichen Kontext der damaligen kriegssituation gesehen, was Auswirkungen auf uns Kinder und unsere Verhaltensweisen haben kann

Sie mussten sich ja anders verhalten wegen einer Ausnahmesituation und sich in eine fremde Kultur und Mentalität einfinden

Aber ich vermute bei mir kein Trauma. Es können ja einfach nicht alle Menschen mit Startschwierigkeiten und Problemen im Leben traumatisiert sein.

Der Mensch neigt nur oft dazu, für alles einen Namen, ein Label und eine Erklärung zu finden ️

08.12.2023 08:36 • #390


A


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