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Trennung aufgrund von Religion

L
Nach fast acht Jahren Beziehung hat mein Partner sich von mir getrennt. nicht, weil die Liebe fehlte, sondern weil ich nicht zum Islam konvertieren wollte. Als wir uns kennenlernten, spielte Religion keine Rolle. Ich bin atheistisch, er islamisch, aber wir haben uns respektiert. Ich habe ihm alle Freiheit gelassen, seinen Glauben zu leben, weil ich nur wollte, dass er glücklich ist.

Doch je schwieriger unsere Beziehung wurde, desto mehr suchte er Halt im Glauben und irgendwann stellte er mir ein Ultimatum. Entweder ich nehme den Islam an oder er geht. Für mich war das ein Schock. Ich konnte den Glauben nicht annehmen, weil ich nicht daran glaube. Ich habe gehofft, dass Liebe Unterschiede tragen kann, aber für ihn war meine Haltung plötzlich ein unüberwindbares Hindernis.

Seitdem war alles ein Hin und Her. Erst ließ er mich los, dann wollte er mich zurück, mit unterschiedlichen „Forderungen.“ Ich sollte so tun, als wäre ich gläubig, damit unsere Beziehung keine Sünde ist, dann wieder sei es ok, dass ich nicht gläubig bin und jetzt, akzeptiert er nichts anderes, als ein 100%igen glauben. Am Ende hat er sich für einen Weg entschieden, auf dem kein Platz mehr für mich ist, weil ich nicht seiner religiösen Vorstellung entspreche.

Es zerreißt mich. Ich habe mich nie falsch gefühlt, bis er mir gezeigt hat, dass meine Art zu leben nicht reicht. Ich verstehe nicht, wie man echte Liebe gegen Religion nach acht Jahren eintauschen kann. Ich fühle mich abgelehnt, nicht weil ich schlecht war, sondern weil ich nicht geglaubt habe. Und das tut weh wie kaum etwas zuvor.

30.05.2025 11:12 • x 8 #1


M
@Laradina das tut mir total Leid.
Bitte mach dir keine Vorwürfe und fühle dich schon gar nicht falsch oder als nicht genug.

Ich kann verstehen dass du nicht eine Religion annehmen möchtest, an die du nicht glaubst und mit der du dich nicht identifizieren kannst. Das wäre ja auch nicht der richtige Weg dir selbst und ihm da etwas vorzumachen.

Und davon abgesehen kann man sich Glauben auch nicht selbst aufzwingen. Wie das Wort schon sagt. Entweder glaubt man oder man glaubt nicht.
Und deswegen fühl dich bloß nicht schlecht weil du Dinge anders fühlst und glaubst als er. Glauben ist etwas individuelles ! Und das kann man keinem aufdrängen.

Also hast du alles richtig gemacht in meinen Augen. Du hast ihm alle Freiheiten gelassen den Glauben auszuleben und andersherum toleriert er deine Art zu Leben leider nicht. Für ihn ist es anscheinend sehr wichtig dass du auch genauso lebst wie er.

Leider passt ihr daher wahrscheinlich oder offensichtlich nicht zusammen. Und ja ich finde es auch sehr schade dass wenn die Liebe reicht und die Basis passt, eine unterschiedliche Religion der Grund ist sich zu trennen.

30.05.2025 11:18 • x 8 #2


A


Trennung aufgrund von Religion

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Tobuka
@Laradina Puh ..... Aber ich finde deine Entscheidung richtig! So was sollte man nur aus reinsten Überzeugung machen, nicht für jemanden anderes!
Und ihm scheinst du nicht genug wert gewesen zu sein .....
Alles Gute und bleib stark!

30.05.2025 11:19 • x 4 #3


J
So ist nun mal der Islam... Sei froh, dass du nicht eingelenkt bist, da hätte dich viel schlimmeres erwartet.

Klar ist es aktuell hart, dafür kannst du jetzt dazu lernen. Zum Beispiel, dass nicht alles was am Anfang kein Problem scheint, doch eines ist. Geh mal ganz ehrlich in dich und reflektiere deine Beziehung. Kam es wirklich nie zu Problemen wegen der Religion, oder hast du diese nicht wahrgenommen?

Es sind Kleinigkeiten wie immer wiederkehrende Diskussionen um z.B. Fleisch, wie du dich vielleicht kleidest etc. Hier muss man besser drauf achten, denn dies zeigt die Vorboten von dem was irgendwann kommen wird.

30.05.2025 11:23 • x 7 #4


L
@Jalnex18 Ich denke, dass je mehr man in diesem Loch versinkt, desto weniger nimmt man seine Umgebung wahr. Wenn ich so darüber nachdenke, gab es immer wieder „Vorboten.“ Es fing eigentlich damit an, dass mein Po nicht zu bedeckt ist, ich ihn nicht küssen darf, wenn ich Alk. getrunken habe und ein Zusammenleben von einem hoca genehmigt werden muss. Einige Jahre später, war die komplette Beziehung eine Sünde.. Also war es vermutlich von Anfang an ein Problem und ich noch zu jung und zu blind, um das zu erkennen..

30.05.2025 11:30 • x 6 #5


FoolishHeart
@Laradina Nach 8 Jahren fällt ihm ein, du mußt konvertieren? Mach dir keine Gedanken, dich trifft keinerlei Schuld. Das Problem liegt nicht bei dir sondern bei ihm.

Du hast eine Grenze, die du nicht überschreiten willst. Völlig zu Recht. Ein Partner, der solche Anforderungen stellt, ist kein Partner. Hier handelt es sich nicht darum irgendeine Marotte abzulegen, es geht darum, dass er verlangt das du deine grundlegende Überzeugung aufgibst - und das wäre ein Schritt in eine ungesunde Abhängigkeit. Da ist keine Augenhöhe, keine Partnerschaft mehr.

Traurig, dass er eine Weltanschauung über deine und seine Gefühle stellt. Aber er hat eurer Beziehung die Grundlage entzogen. Bleib, wie du bist. Das ist dein bester Schutz!

lg Uwe

30.05.2025 11:31 • x 5 #6


L
@FoolishHeart danke für diesen tollen Beitrag! Manchmal hilft es wirklich, es aus einer neutralen Sicht betrachten bzw. Lesen zu können..

30.05.2025 11:35 • x 1 #7


V
Es tut mir leid für Dich. Jedoch bist Du noch jung. Lerne daraus und verbiege Dich nict. Bleibe bei Deinen Überzeugungen.

30.05.2025 11:41 • x 3 #8


Heavydreamy
@Laradina Hey

Gott sei Dank haben Frauen hier in unserem Land ein selbst bestimmendes Leben - Und das ist so wichtig


8 Jahre sich einem Mann unterwerfen - Puh, da hast dir echt was schlimmes angetan.


Wahre deine Persönlichkeit und sei froh, dass er weg ist - Ich hoffe, dein Liebeskummer verschwindet so schnell wie nur möglich und du findest zu dir und deinen Werten zurück


30.05.2025 11:43 • x 3 #9


FloraVita
Zitat von Laradina:
Seitdem war alles ein Hin und Her. Erst ließ er mich los, dann wollte er mich zurück, mit unterschiedlichen „Forderungen.“ Ich sollte so tun, als wäre ich gläubig, damit unsere Beziehung keine Sünde ist, dann wieder sei es ok, dass ich nicht gläubig bin und jetzt, akzeptiert er nichts anderes, als ein 100%igen glauben. Am Ende hat er sich für einen Weg entschieden, auf dem kein Platz mehr für mich ist, weil ich nicht seiner religiösen Vorstellung entspreche.


Er soll streng gläubiger Muslim sein, dir aber vorschlagen so tun als ob? Er weiß aber schon dass das Sünde ist?
Auch müsste er Sure 2 Vers (wenn ich mich nicht irre) 256 kennen, nämlich dass keiner bezüglich Religion gezwungen werden darf.
Ich denke nicht dass du da glücklich werden wirst, auch wenn du den Glauben annimmst. Überleg dir was da alles mit dranhängt.

30.05.2025 11:49 • x 4 #10


sean_maguire
Zitat von Laradina:
Als wir uns kennenlernten, spielte Religion keine Rolle.

In den ersten 6 bis 12 Monaten schaut jeder ja auch noch durch die rosarote Brille. Dahinter können Allah und der Prophet schon einmal ein bisschen blasser aussehen.

Zitat von Laradina:
und irgendwann stellte er mir ein Ultimatum. Entweder ich nehme den Islam an oder er geht.

Spätestens hier ist eine dicke rote Linie erreicht. Dieser Mann versucht, dir seine Art zu leben aufzudrücken, egal ob du willst oder nicht und erpresst dich mit der Drohung der Trennung. Freiheit, Autonomie und Augenhöhe ist was anderes. Du hast gut daran getan, auf diese Drohnung nicht einzugehen.

Zitat von Laradina:
Ich habe gehofft, dass Liebe Unterschiede tragen kann, aber für ihn war meine Haltung plötzlich ein unüberwindbares Hindernis.

Was glaubst du, warum in so mancher Kneipe ganz dick über der Theke steht: No religion, no politics?
Für egozentrische Fanatiker, die glauben, ihre eigene Weltanschauung wäre die einzige wahre, ist die andersgläubige Frau natürlich irgendwann nichte mehr akzeptabel.

Zitat von Laradina:
Am Ende hat er sich für einen Weg entschieden, auf dem kein Platz mehr für mich ist, weil ich nicht seiner religiösen Vorstellung entspreche.

Ist natürlich sein gutes Recht - aber moralisch bist du auf der richtigen Seite, weil er keinen Respekt vor deiner Autonomie hatte. Ich wage mal zu behaupten, dass Konvertieren erst der Anfang gewesen wäre.

Zitat von Laradina:
Ich habe mich nie falsch gefühlt, bis er mir gezeigt hat, dass meine Art zu leben nicht reicht. Ich verstehe nicht, wie man echte Liebe gegen Religion nach acht Jahren eintauschen kann.

Es ging hier nie um Liebe, sondern immer nur um Macht und Kontrolle - das ist jetzt eben das Ergebnis.
Traurig, aber die Realität.

30.05.2025 12:00 • x 4 #11


QueenA
@Laradina Grüß Dich!

Als aller erstes, es tut mir leid für dich, dass du gerade durch die Trennung traurig bist.

Viele Antworten wurden hier sehr human und freundlich vorgetragen. Wenige Stimmen, die direkt auf die Religion per Se sich bezogen. Ich finde, man sollte bei solchen Aussagen wie „der Islam ist halt so“ vorsichtig sein. Das klingt pauschal und wird der Vielfalt innerhalb der Religion nicht gerecht.

Ein muslimischer Mann darf laut islamischer Lehre grundsätzlich eine Christin oder Jüdin heiraten ohne dass sie zum Islam konvertieren muss. Das steht so auch im Koran und ist in den meisten Rechtsschulen anerkannt. Bei Atheistinnen ist es je nach Auslegung etwas komplizierter, aber auch da gibt es unterschiedliche Sichtweisen. Hier würde ein Iman / Hoca der jeweiligen zugehörigen Gemeinde weiterhelfen.

Wenn jemand also eine Konversion verlangt, liegt das oft nicht an der Religion selbst, sondern eher an persönlichen, kulturellen oder familiären Vorstellungen. Viele vermischen hier Glaube, Tradition und Kontrolle und begründen es dann leider mit der Religion.

Kurz gesagt: Nicht alles, was im Namen des Islam gesagt oder gefordert wird, ist automatisch ein religiöses Muss. Man sollte da wirklich differenzieren, bevor man eine ganze Religion über einen Kamm schert.

Zu Deinem Freund explizit:

Wenn er von Anfang an ein praktizierender Muslim gewesen wäre und ihm seine Religion wirklich so wichtig gewesen wäre, dann hätte er das auch frühzeitig klar benennen und Grenzen ziehen müssen und zwar ehrlich und transparent.

Wenn das aber nicht passiert ist und stattdessen die Beziehung sich über Jahre entwickelt hat, die Liebe da war und Religion bis dahin kein Thema war, dann wirkt es eher so, als käme der Verweis auf den Glauben jetzt nachträglich möglicherweise als Begründung für etwas anderes, das nicht ausgesprochen wird.

Nach acht Jahren plötzlich festzustellen, dass die Partnerin nicht „ausreicht“, weil sie sich nicht bekehren will, klingt für mich nicht überzeugend. Wenn es wirklich um Liebe und Glaube gegangen wäre, hätte man sicher einen gemeinsamen Weg finden können. Deshalb habe ich persönlich Zweifel, ob Religion hier wirklich der wahre Grund für die Trennung ist oder ob sie einfach als Ausrede dient, um etwas zu beenden, das vielleicht aus anderen Gründen nicht mehr funktioniert hat.

Alles Liebe!

30.05.2025 12:01 • x 9 #12


J
Zitat von Laradina:
Also war es vermutlich von Anfang an ein Problem und ich noch zu jung und zu blind, um das zu erkennen..

Nope warst du nicht, nur zu unerfahren, wie wir alle, Mich natürlich eingeschlossen.

Es gibt immer Anzeichen, die man BEWUSST ignoriert. Man belügt sich, damit die Beziehung funktioniert, sonst müsste man sich trennen.

Beim nächsten mal bist du schlauer, denn nun bist du weiser. Du möchtest nicht wieder 7 Jahre in einer Beziehung hängen, die leider zum scheitern verurteilt ist. Nutz die Zeit für dich, für deine persönliche Weiterentwicklung, reflektier die Beziehung, überlege dir deine Grenzen wie beispielsweise dass der Mann dir nicht die Kleider vorschreibt o.ä. sind ja deine Grenzen und wenn dein Partner diese überschreitet, einmal den Partner daran erinnern, dass es so nicht geht und dann Konsequenzen ziehen.


Du hast noch so viele Sachen vor dir, freu dich über die Erfahrungen, die du nun erleben kannst. Zum Beispiel nochmal Wolke 7. Ein Beziehungsende ist nicht das Ende, es ist der Anfang von etwas neuem. Klar ist es unsicher, du weißt noch nicht wohin dich dein neuer Weg. Aber du hast die Wahl: möchtest du lieber Angst haben vor Unbekannten oder möchtest du lieber neugierig/aufgeregt sein auf das was noch kommt?

Vor 10 Jahren hättest du bestimmt nicht gedacht, dass du heute da stehst wo du jetzt stehst. Und genauso wenig weißt du wo du jetzt in 10 Jahren stehst. Klingt doch super spannend und aufregend, was in 10 Jahren alles aus dir werden kann, oder nicht?

30.05.2025 12:04 • x 1 #13


sean_maguire
Zitat von QueenA:
Wenn jemand also eine Konversion verlangt, liegt das oft nicht an der Religion selbst, sondern eher an persönlichen, kulturellen oder familiären Vorstellungen. Viele vermischen hier Glaube, Tradition und Kontrolle und begründen es dann leider mit der Religion.

Eben drum - ist ja auch wesentlich einfacher und angenehmer zu behaupten, Allah und der Prophet wollten es so, als dass ein gestandenes Macho-Mannsbild zugeben würde, aus Angst vor der Macht der eigenen Familie den Kaftan voll zu haben.

30.05.2025 12:06 • x 1 #14


Blind-Meg
Zitat von FloraVita:
Er soll streng gläubiger Muslim sein, dir aber vorschlagen so tun als ob?

Diese Religion ist voller Widersprüche. So wie andere Religionen auch.

@Laradina
Ich würde auch sagen: irgendwann wirst du vermutlich froh sein, dass es so gekommen ist. Wer weiß, wie sich die Beziehung entwickelt hätte mit der Zeit. Die meisten Moslems sind leider wenig flexibel, wenn es um Beziehungen, Ehe, Familie geht.

30.05.2025 12:07 • x 2 #15


A


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