Trennung nach 14 Jahren

@Re_ne

Paypal und Kreditkarte sind kleine Formalitäten, das kann man mal abends online bei einem Glas Wein oder einer Tasse Tee beantragen. Das ist kein Hexenwerk, wirklich nicht.

Das ganze Ummelden, eigene Hausratversicherung, Haftpflicht usw steht mir auch noch ins Haus, aber wie gesagt - in Ruhe und mit einer Tasse Tee.
Und bei der Gelegenheit kann man auch mal laufende Verträge prüfen (Handy usw) ob sich da mit einem neuen Telefon-/Internetanschluss in der neuen Bude nicht auch der Handyvertrag günstiger mit einplanen lässt, Versicherungen können mal verglichen werden, Pay-TV, Home-Entertainment, etc…wo kann man sparen?

Mit kommt es gerade auch wie ein riesiger Haufen vor, der auf mich zurollt.
Wie diese Lawinen-Szene aus Mulan und oft genug schaue ich wahrscheinlich genauso entsetzt und mauloffen drein wie der Bösewicht!

Aber es kann auch was ganz tolles sein zu sehen, wie so eine neue Wohnung „wächst“…und wie da nach und nach eine eigene Note reinkommt.

Erst mal kommen die wichtigen Basics (bei mir sind das vor allem die Kinderzimmer, Couch, mein Bett und die Küche) aber alles drumherum, dass kommt nach und nach.

Da kann man auch mal in den Kleinanzeigen stöbern, in Ruhe sich umschauen, sich Gedanken machen was man selber möchte (ohne dass ein Partner da mitredet)..wir haben zB hier einen Massivholz-Esstisch, für den der Mann damals 2000Euro im Möbelhaus bezahlt haben. Solche Tische habe ich inzwischen auch schon auf Kleinanzeigen gesehen für 200-300Euro und tiptop erhalten.
Und mir macht diese „Pfennigfuchserei“ inzwischen richtig Spaß.

Heute war ich zB auch mal im TK-Maxx und habe dort schöne Sachen gesehen für die Küche, Wohnzimmer, zu guten Preisen…

Mein Mann will mir auch beim Umzug helfen (das soll er auch gefälligst, sind auch seine Kinder!). Nur die Schnalle hat in meiner Wohnung nichts zu suchen, sollte sie auf die Idee kommen da aufzukreuzen unter dem Deckmäntelchen „Ich will doch nur heeeelfen!“…die soll sich schleichen. Die wird meine Wohnung nicht betreten. Never ever. Eher lasse ich mir von Hanibal Lecter höchstpersönlich helfen. Das habe ich klargestellt.

Zitat von Re_ne:

Und bei ihr ist es ja auch noch so, dass sie zwar diesen Flirt am laufen hat, aber da bisher noch nicht mehr ist.

Aber mache Dir da bitte keine falschen Hoffnungen.

Natürlich kann sich während einem Trennungsjahr immer nochmal alles „drehen“. Aber dazu gehört wirklich eine Mordsarbeit und das müssen beide wollen.

Mein Mann verbringt aktuell auch kaum Zeit mit seiner „Schnalle“, die wohnt auch anderthalb Stunden von hier entfernt und hat dort selber Mann, Kinder und Kegel vor Ort. Aber das muss für mich nichts bedeuten..

Die eigene Wohnung ist ein sehr gewichtiger Schritt. Das hat mir auch meine Freundin gesagt, als sie damals das sehr ernste Gespräch mit mir hatte.
Das ist ein erster Meilenstein in der Trennung.

Ich selber habe eine große Angst vor der „Ruhe“. Wenn die Kinder dann eine Woche bei ihm sind (Wechselmodell).
Aber sie meint das sei ekelhaft und schmerzt aber es ist das AO für die eigene Psychohygiene.

Und dass ich Tagebuch führen soll.
Sie gab mir da einige Denk-Impulse…

Ob ich das alles wirklich so weiterführen wollen würde.
Was ist positiv an der neuen Situation.
Was ist negativ?
Ist es der finanzielle temporäre Engpass? Wo sehe ich mich in 10 Jahren? Was wäre mein Wunsch? Wohnort? Wie müsste der Mann an meiner Seite sein? Wie leben wir? Was wünsche ich mir von diesem Mann? Was stört mich an mir? An welchen Vorwürfen ist was dran? Würde ich das ändern wollen?
Vermisse ich ihn wirklich oder nur das Gewohnte? Die eingefahrenen Abläufe?
Was müsste sich ändern damit es nochmal ein Zurück gäbe? Was wären dabei meine Ansprüche an mich? Was müsste er tun, an sich ändern? Dauerhaft?!
Was hat mich wirklich gestört?
Worüber habe ich mich geärgert?
Worüber hat er sich geärgert?
War es gerechtfertigt?
Was wäre ich bereit an mir zu ändern?

Ohne Paartherapeut würde da sowieso nichts laufen, aber auch der nutzt maximal dann was wenn beide es wollen.

Und diese räumliche Trennung und auch mal reduzierter Kontakt wäre so sau-wichtig, damit jeder mal die Beziehung reflektiert. Mit allen Fehlern, mit allen Ecken und Kanten.

Und um sich auch selber klar zu werden, was man möchte und was man eben nicht mehr möchte. Und dazu gehört auch dass man Affären (wie bei mir) oder auch nur Flirts (wie bei Dir) nicht toleriert. Und seinem Noch-Partner eine fette Grenze aufzeigt. Bis hierhin und nicht weiter. Jetzt ist hier Schluss!

Ich war zB jahrelang eine Meisterin im Beschönigen. Habe seine Launen oft mit seinem Stress verteidigt.
Habe eigene Bedürfnisse und Wülsche zurückgestellt.
Und meine Freundin sagte mir, dass ich das nochmal reflektieren soll. Und auch mal „Nein, verdammt noch mal! Nein!“ sagen muss, wenn er launisch auf einer Feier oder einem Stadtfest oder im Urlaub war. Oder keinen Bock auf eine Verschönerung im Haus hatte. Oder keine Lust für Pärchendinge.

Das ist sein verdammtes Problem aber ich bin nicht sein Prellbock!
Ich bin die ganze Zeit mit imaginären Torwarthandschuhen herumgelaufen und habe alle möglichen Stress-Bälle für ihn abgefangen und mit ihm über wildfremde Kunden diskutiert oder innerfamiliäre Themen die er selber mit seinen Eltern hätte klären müssen, wenn er sich über einen Kunden oder seinen Bruder oder die Eltern ärgerte,…ich dachte das sich ihm damit helfe aber ich hätte dieses Tor auch einfach mal verlassen müssen. Dann kriegt er eben einige heftige Treffer ab, die er aber selber klären muss.

Ich hoffe auch dass ich das schaffe.
Es gibt Tage, an denen fühle ich mich sehr taff und stark und bin stolz auf mich.
und an anderen Tagen betrachte ich gemeinsame Familienfotos an der Wand…er mit unserer neugeborenen Tochter im Arm, er mit unserem Sohn in den Bergen… und mir kommen die Tränen. Und wenn er dann doch zB mal eine Insta-Story von mir schaut, dann fühle ich einen Stich den ich nicht deuten kann. Es ist zum Mäusemelken..

Aber wir schaffen das

Zitat von Birkai:

Kann aus eigener Erfahrung sagen, da kann man sich schnell dran gewöhnen . Ich bin im Umgang mit dem Kindern auch viel entspannter geworden, seit ich selbst auch mal richtig Zeit für mich habe. Ich habe auch nochmal eine viel tiefer Bedingung mit den Kindern erreicht als vor der Trennung. Ich liebe es mittlerweile so wie es ist.

@Birkai

Danke das macht mir ein bisschen Hoffnung.

Momentan merke ich einfach wie unfassbar unmotiviert ich bin. Ich laufe rum wie so ein nasser Sack, vollgestopft mit Null Bock.

Eventuell bekomme ich eine Zusage auf eine wirklich schöne Wohnung.
Altbau, langer Flur, schöne Fenster…teuer aber schön, Nähe Schlosspark…zentral, auch für meine Beiden hier ein Segen wegen der Nähe zur Schule, zum Fußballverein, zu den Freunden.
Eine Wohnung nach der sich jeder Instagrammer schon die Finger *beep* würde.

Und ich? Hänge nullbockig hier am Esstisch im Haus rum. Habe heute mal nach Küchenzeilen gesucht oder nach einem Bett und einer Couch, schöne Sachen und denke mir dann sofort im nächsten Moment „Für wen denn?“
Ich bin die Hälfte der Zeit da alleine drin, meinetwegen könnte es auch ein Plattenkocher, ein Feldbett und ein Klapptisch sein. Es ist ja niemand mehr da mit dem man sowas schönes teilen kann und derjenige, mit dem ich sowas gerne geteilt hätte hat mir im Trennungsgespräch genau das um die Ohren gehauen, dass ihn sowas an mir genervt hat, dass es nicht mehr sein Haus gewesen wäre…ihm war das nie wichtig.
Es ist fast als ob er mir das verdorben hat, die Freude an schönen Sachen.

Und dann kommen wieder Momente wo ich mich freue. Wenn ich meine Tochter sehe, wie sie mir begeistert vorschwärmt was sie gerne im Zimmer hätte…

@Re_ne

Mein Mann bügelt auch immer sowas ab...

Ich weiß noch, als er damals den Kindern gesagt hat, dass wir uns trennen..mein Sohn lag danach zusammengekrümmt im Bett, mit seinem Plüschtiger im Arm und weinte. Ich habe mich zu ihm gelegt. Kommt mein Mann vorbei, steht in der Tür und fragt Was hat er?
(WAS HAT ER?)...Als der Herrgott das Feingefühl verteilt hat, hat er sich gerade auch woanders angestellt..

Sei DU für die Kinder da, sei behutsam und emphatisch mit ihnen.

Und ja, führe schöne neue Rituale in der neuen Wohnung ein.

Bald ist ja Weihnachten, bastle für sie einen schönen Adventskalender, fülle an Nikolaus die Stiefel (oder die Fußballschuhe) oder macht zusammen einen witzigen Adventskranz...der muss nicht instagramable sein, setzt meinetwegen Legomännchen rein oder Schleich-Dinosaurier oder Drachen...besorge mit ihnen ein paar witzige Weihnachtskugeln...da gibt es ja inzwischen die tollsten Sachen, Fußbälle, Saurier, Game-Controller...jeder darf sich eine ganz aussergewöhnliche Kugel aussuchen und schmückt gemeinsam einen Baum. Kunterbunt und chaotisch. Und setzt meinetwegen Batman, Ohnezahn oder Stitch an die Baumspitze!