Ich kann Deine Frau verstehen.
Sie ist einen Schritt auf Dich zugegangen und hätte dann aus Deiner Sicht sich einseitig und ins Blauen hinein um Dich bemühen sollen.
Indem Du ihr im Nachhinein vorgeworfen hast, Dich nicht zum Spazierengehen oder Essengehen eingeladen zu haben, hast Du die weibliche Rolle des zu Umwerbenden eingenommen und sie hätte die männliche Rolle des erobernden Gedankenlesers eingenommen.
Das wäre in jedem Fall schief gegangen.
Deine Erwartungshaltung
Zitat von Jumanji: und du musst die Überzeugung leisten dass du MICH willst
ist sehr romantisch, aber bei Expartnern und Co-Eltern unrealistisch. Du kommst nicht ohne Deine Vaterschaft, Deinen Job, Deine Fähigkeit zum Spülmaschineausräumen, etc. Genauso wie sie ihre Eigenschaft als Mutter Deiner Kinder etc. nicht verliert.
Du hast ihr mit Deiner Äußerung gezeigt, dass bei Dir die Bedürftigkeit als verletzter Mann den Bedarf an Freundschaft und Partnerschaft mit ihr überwiegt und sie bei Dir noch in der Schuld steht und erstmal strampeln soll.
Da hat sie es - realistisch betrachtet - bei jedem anderen Mann auf der Welt leichter als bei Dir.
Außerdem hast Du nicht gesagt, was Du willst, sondern nur, was sie falsch gemacht hat. Ist auch eher eine weibliche Erwartungshaltung, dass sie aus Liebe zu Dir wissen muss, was Du gerade erwartest.
Auf Augenhöhe wäre gewesen, ihr zu sagen, was Du Dir genau an Entwicklung vorstellst.
Hättest Du Dich mir gegenüber so verhalten, wäre mir klar gewesen, dass ich bei Dir erstmal liefern und leisten muss, bevor Du von Deinem hohen Ross überhaupt hinschaust. Und wenn Dich dann die Verletztheit wieder packt, kommen die Vorwürfe, was alles in den letzten Wochen nicht gereicht hat und was sie statt dessen hätte tun müssen, wofür es jetzt aber zu spät ist. Das ist eine ewige Schieflage, die nie zu einer erfüllten Partnerschaft führen kann. Daher der Rückzug der Ex. Aus meiner Sicht bist Du noch nicht so weit, dass sie wieder auf Dich zugehen kann.
Auf mich wirkt das wie Du hättest Blumen mitbringen müssen, aber jetzt, wo ich es Dir sagen musste, sind Blumen nicht genug. Würdest Du mich genug lieben, wüsstest Du das, ohne dass ich Dir das sagen muss.
Zitat von Jumanji: Anscheinend waren es doch nur Worte
Es war ein Vortasten, ob Du noch an Vergangenes anknüpfen möchtest und was Du Dir dabei vorstellst.
Du hast ihr indirekt gesagt, dass Du erobert und kompensiert werden möchtest. Und so hoch scheint ihr Leidensdruck nicht zu sein, dass sie das sofort tun möchte.
Zitat von Blindfisch: sondern um zu zeigen, was du von Ihrem Verhalten hälst.
Joa, kann man machen.
Sich die Genugtuung holen, ihr mal zu zeigen, wie das ist, abgewiesen zu werden.
Ein Denkfehler fällt mir dabei jedoch immer wieder auf.
Viele Männer wollen von ihrer Partnerin wie ein Kind geliebt werden: bedingungslos und nur, weil sie da sind und etwas Besonderes sind, was kein anderer Mann jemals sein kann.
Aber für die eine Sache, die sie sowieso sind, nämlich ein mitverdienender Erwachsener, wollen sie auf keinen Fall geschätzt werden.
Und für eine andere Sache, die sie wirklich einzigartig machen und von allen anderen Männern unterscheiden würde, nämlich der Vater der gemeinsamen Kinder zu sein, wollen Männer auch nicht geliebt werden und sehen es nicht als Asset.
Dabei sind das die zwei größten Attribute, die die meisten Männer mitbringen.
Denn auf der emotionalen Seite sind häufig Freunde/innen eine größere Stütze als ein männlicher Partner.
Weder Männer noch Frauen sind aber in einer Partnerschaft per se unersetzlich wie ein leibliches Kind.
Man wird von einem Partner/einer Partnerin nicht geliebt, weil man ohne alle Fähigkeiten so einzigartig ist.
Sondern man wird auch für die Fähigkeit als (potenzielle/r) Vater/Mutter der gemeinsamen Kinder geliebt und weil man leistungsfähig ist und angenehm oder witzig oder unkompliziert im Umgang oder dem anderen das Leben leichter und fröhlicher macht.
Der Anspruch, dass man noch genauso geliebt werden will, selbst wenn man nichts im Haushalt macht, nichts zur Miete beiträgt, nicht gemeinsame Kinder hat, nicht das Leben des anderen schöner oder leichter macht, ist doch Hollywood-Kitsch.
Diese Erwartungshaltung darf imho wirklich nur ein Kind an seine Eltern haben.
Ja, wenn man eine lange Partnerschaft hat, ist auch ein Jobverlust oder eine chronische Krankheit kein Trennungsgrund. Aber wenn dann noch Übellaunigkeit oder Missgunst dazu kommt, überlegt sich der/die Partner/in schon völlig zu Recht, warum man dann noch zusammen bleiben sollte.
Nur aus schlechtem Gewissen?
Ist das dann Liebe?
Jumanji, ich würde mir an Deiner Stelle überlegen, was Du alles brauchst, damit es mit Deiner Ex nochmal was werden kann. Und ob das Dinge sind, die von ihr oder von Dir kommen müssen. Und dann kommunizier das wie ein Erwachsener und frag sie, was sie für sich erwartet und ob sie Deine Bedingungen erfüllen kann und möchte.
Vielleicht findest Du in diesem Denkprozess auch heraus, dass Deine Ex gar nicht genug leisten kann, um Deine Verletzung zu heilen. Dann kannst Du es auch so belassen, wie es jetzt ist.
Aber die Haltung, dass Du ihre bedingungslose Liebe zu Dir als Mensch ohne Assets anhand ihrer Bemühungen erkennen möchtest, ohne offen Deine Erwartungen zu kommunizieren, ist zum Scheitern verurteilt.
Das klappt schon nicht, wenn Frauen das von Männern erwarten.
Und das klappt noch weniger, wenn ein verletzter Mann das von seiner Ex-Frau erwartet.