Trennung nach 29 Jahren und 16 Jahren Ehe

So, endlich zu Hause. Die Rückfahrt war nicht mehr ganz so schlimm.

Den Sack voller Geduld ich vergaß - werde versuchen mich in Geduld zu üben. Ihr habt mich überzeugt, zum Notar geht es mit zwei Autos.

Ich danke euch für die Schnelle Interaktion. Es bringt mich wirklich weiter

Hallo Tom,
Du schreibst mit so viel Druck gegen Dich selbst.
Die Oldies früher sagten immer „ einmal durchs Jahr „ und das stimmt!
All eure Jahrestage, Weihnachten, Silvester , Ostern etc. alles ohne den Partner nach den vielen Jahren allein durchleben…..
Vertraue bitte, es wird besser! Auch ich weiß wovon ich rede. Ohne dieses Forum damals, wäre ich komplett verloren gewesen. Ich hab ihnen damals vertraut. Und sie hatten ALLE recht.
Geh da durch mit gradem Rücken! Und wenn du einbrichst dann schreibe hier! Wie sind da!

Zitat von Tom172:

Den Sack voller Geduld ich vergaß - werde versuchen mich in Geduld zu üben.

Genau Geduld ist gut, aber Heilung ist ja auch individuell und die Definition von Gutgehen kann schon die Abwesenheit von Schmerz sein

Zitat von Tom172:

ich vergaß

weißt du noch, wie du warst, bevor du deine Frau kennengelernt hast? Gab es Dinge, die du deiner Gattin zu liebe, aufgegeben hast? Sei es, einen Schnurbart zu tragen oder Segeln zu gehen, tanzen bis in den Morgen? Das Gläschen Trauben-vergoren-gepresst-gelagert, oder Sonntags im Schlumperklamotten den Tag zu verbringen..

Noch hängst du den *geglaubt glücklichen Tagen hinterher, setzt dein Frauchen auf ein Podest, von welchem sie dich kritisch mustert. Möchtest du echt jemanden zurück, der Dich so ins Messer laufen lies?

Zitat von Tom172:

Leider hat der Notar seine Kanzlei auch noch 70 Kilometer von unserem Wohnort entfernt. Fährt man zusammen in einem Auto? Trifft man sich erst vor Ort?

Ich musste es machen, weil mein Auto in der Werkstatt war. Die gruseligste Fahrt meines Lebens. Hin ging noch, die Rückfahrt hätte ich mir gerne erspart.

@Heffalump Hallo, ganz ehrlich, die Zeit vor meiner Frau – ich kann mich nicht wirklich daran erinnern! Es ist 29 Jahre her, ich war sehr jung und man verändert sich. Für mich waren die letzten 29 Jahre völlig okay – ich habe nichts anderes gewollt! Ich weiß, der vermeintliche Thron, auf den ich meine Frau ständig setze, gebührt ihr nicht! Schon gar nicht nach der Nummer. Ich weiß das, doch irgendetwas in mir macht das leider unbewusst. Manchmal, wenn man vor sich hin sinniert oder aus einem schönen Traum aufwacht, landet man im Alptraum der Realität. Früher bin ich aus Alpträumen aufgewacht – heute also genau anders herum. „GRAUSAM“

So ein Leben, wie du es hattest, habe ich mir immer gewünscht. In meiner Vorstellung hätte ich auch jung geheiratet, hätte Kinder mit diesem Mann aufgezogen, wäre in ein Häuschen am Land übersiedelt und hätte Tomaten angepflanzt. Alles ganz idyllisch. Im Alter hätten wir dann schöne Reisen unternommen, hätten uns an den Enkelkindern erfreut und wären abends auf der Bank vorm Haus gesessen. Händchenhaltend.
Das Leben hatte dann aber andere Pläne für mich. Die längste Beziehung hielt 13 Jahre und mein Kind hab ich alleine großgezogen.
Manchmal bin ich noch ein wenig wehmütig, aber wenn ich dann Lebensgeschichten wie die deine höre bin ich dankbar. Dankbar dafür dass mir so ein Schmerz erspart geblieben ist. Da schäme ich mich gleich für meinen Nickname hier. Was kann schlimmer sein, als wenn einen der Mensch verlässt, mit dem man sein gesamtes Erwachsenenalter verbracht hat? Der Mensch neben den man Jahrzehnte eingeschlafen und aufgewacht ist. Dem man absolut vertraut hat, den man glaubte in- und auswändig zu kennen? Was bleibt einen da noch an Vertrauen und Hoffnung?
Das einzige was mir immer Kraft und Halt gegeben hat in schwierigen Zeiten war ein Spruch meiner Großmutter: Man weiß nie, wofür das gut war. Erfahrungsgemäß hatte sie recht. Erst im Nachhinein erkennt man oft den Sinn und das Positive einer Krise oder eines Schicksalschlages. Wer weiß, wofür es gut war, dass dich deine Frau verlassen hat? Vielleicht hast du noch eine Aufgabe zu erledigen oder ein Abenteuer zu erleben.
Manchmal reißt einen das Leben aus der Komfortzone und stellt alles auf den Kopf. Dann hilft es nur, die Perspektive zu wechseln.

@SchmerzHoch10
Du triffst es auf den Punkt! Ich hatte in den ersten Wochen wirklich kaum noch Lebensmut. Zum Glück sind diese Momente jetzt echt selten geworden. Ob es einen Sinn hinter dieser Angelegenheit gibt? Ausser mir mein gesamtes Leben auf den Kopf zu stellen? Ich staune oft am Abend wie ich es geschafft habe den Tag zu überstehen. Ich kann mir bei besten Willen nicht vorstellen, das die Nummer einen höheren Sinn hat! Aber an irgendeinen Strohhalm muss man sich ja klammern,um weitermachen zu können.

Es ist fraglich, ob der Mensch überhaupt dafür geschaffen ist, jahrzehntelange Ehen durchzuhalten. Evolutionsgeschichtlich betrachtet ist das jedenfalls ein Novum. Noch im 19. Jdt. lag die Lebenserwartung von Männern in Deutschland bei 35 Jahren, jene von Frauen bei 38 Jahren. Wie lange dauerte da eine Ehe? Mittlerweile werden wir über 80 und erwarten, dass Paarbeziehungen 60, 70 Jahre halten. Ob wir uns da nicht zu viel zumuten? Ich kenne kaum Paare in meiner Generation, die noch zusammen wären. Meine Schwester ist 27 Jahre verheiratet und unglücklich. Letztens meinte sie, von den 27 Jahren wären gerade mal die ersten 5 gut gewesen. Auch nicht erstrebenswert.
Ich bewundere jedenfalls jeden, der Jahrzehnte durchhält. Das ist ein hartes Stück Arbeit. Sei stolz, dass deine Ehe so lange gehalten hat. Ihr beide habt mehr Durchhaltevermögen bewiesen als die meisten anderen.

Zitat von SchmerzHoch10:

Noch im 19. Jdt. lag die Lebenserwartung von Männern in Deutschland bei 35 Jahren, jene von Frauen bei 38 Jahren.

Darf ich klugschaizen?
Die Zahlen sind Durchschnittswerte!
Bei einer Kindersterblichkeitsrate von ca. 50 % zieht es den Durchschnitt natürlich runter. Diejenigen, die das Erwachsenenalter erreicht haben, wurden deutlich älter als 35 bzw. 37.
Klugschaiz off

@Blindfisch Merci. Gedacht hab' ichs mir auch

Zitat von SchmerzHoch10:

Es ist fraglich, ob der Mensch überhaupt dafür geschaffen ist, jahrzehntelange Ehen durchzuhalten. Evolutionsgeschichtlich betrachtet ist das jedenfalls ein Novum. Noch im 19. Jdt. lag die Lebenserwartung von Männern in Deutschland bei 35 Jahren, jene von Frauen bei 38 Jahren. Wie lange dauerte da eine Ehe? ...

Ich glaube, wenn ich durchhalten müsste, wäre das, also eine lange Beziehung, nichts Erstrebenswertes für mich.

Das mit dem Menschen allgemein können keine langjährigen (glücklichen) Beziehungen führen hat mein Ex im Zuge der Trennung übrigens auch mal gesagt. Ich glaube das nicht bzw. ich bin sicher, dass es nicht so ist, weil ich diverse Gegenbeispiele kenne. Es ist aber sicher nicht einfach und die Wahrscheinlichkeit, dass es glückt, hängt viel von der Persönlichkeit der beiden Beteiligten (z.T. aber auch den Umständen) ab.

Zitat von Tom172:

Für mich waren die letzten 29 Jahre völlig okay – ich habe nichts anderes gewollt!

Ach du, lass dich mal umknuddeln - drück.
Wir kennen alle nicht Gottes Plan - und auch wenn nach der Trennung viele Tage die Hölle waren - heute - bin ich froh, das er zu Zimtschnecke abgerauscht ist

Zitat von Tom172:

Ausser mir mein gesamtes Leben auf den Kopf zu stellen?

Dir hat es gereicht - ihr nicht. Hätte sie die das sagen sollen? Ja hätte sie - es kann auch sein, sie hat es erwähnt, hin und wieder - und du hast es nicht vernommen - alles möglich

du wirst bestimmt, wenn du in die Phase eintritts, auch Dinge finden - wo du im nachhinein feststellen musst, das dein Gefühl zu eurer Ehe ein anderes war - als das Ihre

Zitat von SchmerzHoch10:

Das einzige was mir immer Kraft und Halt gegeben hat in schwierigen Zeiten war ein Spruch meiner Großmutter: Man weiß nie, wofür das gut war. Erfahrungsgemäß hatte sie recht.

Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden