Zitat von Harry1974:Und jetzt kommts; schon 3 Monate nach Beziehungsbeginn wurde sie schwanger und hatte Angst, das ich nun eventuell auf Grund meiner Tochter das Kind mit ihr nicht akzeptieren möchte. Sie wusste ja, wie sehr ich unter der Trennung von meinem Kind litt. Natürlich war die neuerliche Vaterschaft von mir nicht geplant, aber ich freute mich auch auf dieses Kind und um meiner Frau dies auch zu beweisen, dass ich zu ihr stehe, habe ich sie auch geheiratet, obwohl für mich eine Ehe eigentlich nicht ins Leben eingeplant war. Steht ja nach solch traurigen Ereignissen auch viel auf dem Spiel.
Hier fühle ich mich sehr stark an einen Bekannten erinnert. Der heiratete seine Frau, um sie nicht zu verlieren. Er selbst wollte aber zum damaligen Zeitpunkt (noch) keine Ehe schließen. Ich wundere mich immer wieder aus welchem Grunde manche Menschen heiraten, obwohl sie es selbst vielleicht gar nicht wollen, oder für sie selbst es so nicht geplant war/ist. Hätte es denn keinen anderen Weg gegeben, deiner Frau zu zeigen, dass du dennoch zu ihr und dem Kind stehst? Ohne gleich deine eigenen „Pläne“ zu umgehen? Vielleicht hast du deiner Frau auch indirekt und unbewusst diesen „Liebesbeweis“ zum Vorwurf gemacht. Vielleicht warst du auch selbst diesbezüglich etwas unsicher, aufgrund eben deiner Vergangenheit und sie hat dies vielleicht bemerkt und gefühlt.
Zitat von Harry1974:Gut, wir heirateten im Oktober, waren glücklich wie vorher und sie brachte im Februar dann unseren Sohn zu Welt. Nachdem es für sie ihre erste Schwangerschaft und Geburt war, hatte sie natürlich ziemlich Angst - ich war jedoch für sie da, auch bei der Geburt dabei und hab sie unterstützt, so gut ich konnte.
Als unser Sohn ein paar Wochen hier bei uns auf der Welt war, fing meine Frau jedoch an, sich sehr zu verändern. Plötzlich war sie mit allem Unzufrieden, hatte Angst vor unserer gemeinsamen Zukunft, wollte mit mir nichts mehr unternehmen, ihr fiel die Decke auf den Kopf. Auch zwischen uns spielte sich rein garnicts mehr ab - was mir natürlich sehr weh tat, da ich sie noch genau so liebte, wie am ersten Tag. Ich habe dann oft mit ihr versucht zu sprechen, um den Problemen auf den Grund zu gehen. Um eine Lösung zu finden. Ich kam aber nicht mehr an sie ran. Nur ihre Mutter war für sie das non plus ultra. Da diese im Ausland lebt, kam sie öftrers im Jahr zu uns zu Besuch...und meine Frau verbrachte jede Minute mit ihr....d.h. sie waren ständig unterwegs zu Dritt.......
Ein Kind, insbesondere wenn es das erste ist, bedeutet oftmals einen enormen Einschnitt in das Leben einer Frau und auch in die Beziehung eines Paares. Schon in der Schwangerschaft verändern sich sehr viele Dinge. Der Körper der Frau verändert sich, weshalb sie sich vielfach auch nicht mehr schön und attraktiv findet. Auch die Unsicherheit und die Angst vor der Zukunft steigt durch die Schwangerschaft und die Geburt oftmals an. Man ist nicht mehr nur zu zweit, sondern plötzlich zu dritt. Das Kind beansprucht sehr viel Zeit, Aufmerksamkeit und Pflege. Während sich für den Mann beruflich selten etwas ändern, gibt die Frau den Beruf auf, um für das Kind da zu sein. Sie verliert nicht nur den Beruf, sondern auch die damit verbundenen sozialen Kontakte. Eine Frau, die sich um ein Neugeborenes kümmert, hat oftmals nicht die Kraft sich abends noch um den Partner zu kümmern. Das Kind fordert unheimlich viel Nähe und Körperkontakt. Der Kontakt, Nähe und Zärtlichkeiten des Mannes sind hierbei oftmals zu viel. Vielleicht hast du auch hier (unbewusst) etwas Druck auf deine Frau ausgeübt. Verständlich, denn auch ein Mann wünscht sich in einer Beziehung Nähe, Geborgenheit und Zärtlichkeiten. Aber vielleicht war deine Frau gerade damit überfordert.
Die Zeit rund um die Geburt ist oftmals geprägt von Ängsten und Unsicherheiten. Junge Mütter (Eltern) haben viele Fragen und wissen oftmals vielleicht auch nicht an wen sie sich wenden sollen. Der eigene Partner scheint da manchmal als „geeignete“ Hilfe und Unterstützung nicht in Frage zu kommen. Vielleicht fand deine Frau in ihrer Mutter das Verständnis, die Hilfe und Unterstützung, die sie braucht.
Es ist für mich aber auch verständlich, dass sich deine Frau ihrer Mutter gegenüber verantwortlich fühlt. Die Frau hat ihren Mann und Partner verloren und steht nun alleine da. Ich glaube wir alle hier im Forum kennen das Gefühl und den Schmerz über den Verlust eines uns wichtigen Menschen. Sie hat den Halt in ihrem Leben verloren und in ihrer Tochter, deiner Frau, hat sie neuen Halt gefunden. Durch ihre Tochter und ihren Enkel findet sie vermutlich auch etwas Ablenkung aus ihrer Trauer. Einen Verlust zu verarbeiten braucht auch seine Zeit und die Gefühle und das Verhalten, das manche Menschen in dieser Trauerphase zeigen, ist nicht immer nachvollziehbar. Deine Schwiegermutter hat einen wichtigen Menschen in ihrem Leben verloren. Vielleicht klammert sie sich nun auch an einen weiteren, für sie wichtigen Menschen, ihrer Tochter. Dennoch soll dies nicht bedeuten, dass ich das Verhalten deiner Schwiegermutter zu entschuldigen versuche, oder auch tolerieren würde.
Ich glaube deine Frau ist ziemlich verunsichert. Vielleicht hat sie irgendwie das Gefühl, dass sie mit dir darüber nicht reden konnte. Vielleicht glaubte sie, du würdest sie nicht verstehen, oder hat Angst vor Vorwürfe. Vermutlich hat sie sich daher vermehrt ihrer Mutter anvertraut. Und daher ist sie auch von ihr (ich nenn es mal) leicht beeinflussbar.
Betrachten wir die momentane Situation deiner Frau: Sie geht bis zu 60 Stunden arbeiten, um die Wohnung zu finanzieren und für ihre Mutter und den Kleinen sorgen zu können. Ich glaube, daher ist deine Angst, da gäbe es einen anderen Mann, meines Erachtens unbegründet. Ich glaube nicht, dass sie dafür wirklich Zeit hat.
Weiterhin glaube ich, dass alles was von deiner Seite kommt, als persönlicher Angriff gegen sie gewertet wird und sie sich zusätzlich unter Druck gesetzt fühlt.
Zitat von Harry1974:Eines noch...ich habe ihr bei unserem letzten Telefonat (Wochen her) natürlich gesagt, sie würde momentan komplett falsch reagieren in Bezug auf unseren Sohn und auch auf die Ehe. Ich sagte ihr, das ich mir das nicht gefallen lassen kann und mich bei ihrer Uneinsichtigkeit auch wehren müsste.
Auch hier sehe ich wieder Angriffspunkte, die gegen sie gerichtet sind. Du wirfst ihr, vermutlich unbewusst vor, sie würde falsch reagieren und uneinsichtig sein. Sie wertet dies als Angriff und blockt ab. Sollte ihre Mutter ihr eingeredet haben, du wärst nicht gut für sie, wäre dies hier der Beweis. Ähnliches sehe ich in Bezug auf die vorgeschlagene Paartherapie. Diese sieht sie nicht als mögliche Lösung und Hilfe, sondern als Angriff, sie wäre „krank“. Zusammenfassend: Sie würde falsch reagieren und wäre „krank“, lassen dich in keinem guten Bild dastehen. Auch wenn es von deiner Seite aus wirklich gut gemeint ist. Ich glaube deine Frau steckt momentan in einer sehr empfindlichen und sensiblen Phase und alles ist ihr recht schnell „zuviel“.
Eine sehr verzwickte Situation. Ihr einen Brief zu schreiben ist ansich eine nette Idee, aber zum jetzigen Zeitpunkt vermutlich nicht sinnbringend. Auch würde ich jetzt nicht versuchen über eine Freundin näheres in Erfahrung zu bringen. Denn auch dieser Weg könnte sehr schnell von deiner Frau falsch verstanden und negativ gewertet werden. Vielleicht könntest du sie zu Hause besuchen und, auch wenn es dir vielleicht schwer fällt, dich im Beisein deiner Frau bei deiner Schwiegermutter „entschuldigen“. Gleichzeitig aber auch deiner Frau Hilfe und Unterstützung anbieten. Ohne „Forderung“ und ohne „Druck“. Vielleicht merkt sie dadurch, dass du ihr doch nur Gutes willst und sie liebst. Ich glaube alles andere ist für deine Frau momentan einfach zuviel.