Hi Caro,
schön, dass Du hier bist, auch wenn Du Dir diese Situation nicht hättest vorstellen können. Vielen hier ging das genauso, mir auch. Hier haben schon viele Hilfreiches geschrieben. Ich möchte Dir zu den Punkten, die mir aufgefallen sind, schreiben.
Und ich finde auch, Du klingst traurig und wütend und überfordert, aber nicht schwach. Du hast einen Plan. Du bist aktiv geworden. Einiges, was Du negativ findest, hat auch eine gute Seite. Ich meine damit:
Zitat von Caro2703: Es macht mich Wahnsinnig, dass er sich so zurücklehnt.
Das verstehe ich emotional. Es gibt Dir trotzdem gleichzeitig die Möglichkeit, den ganzen Mist zu gestalten. Bei uns war das so und ich habe erst rückblickend gemerkt, wie hilfreich es war, dass ich mich letztlich um alles gekümmert habe.
Mein Ex hatte sich nach 25 Jahren Beziehung/Ehe von mir getrennt (Kinder erwachsen) - ich bin aus allen Wolken gefallen, hab das nicht kommen sehen. Er war auf Wolke 7 unterwegs inzwischen. Ich hab ein halbes Jahr gebraucht, bis ich's wirklich kapiert hatte, dass mein Leben aber mal gewaltig seine Richtung ändert.
Und dann hab ich unsere Trennung in die Hand genommen und hab das Jahr (2023) zu meinem Trennungsjahr erklärt, in dem ich aufräume. Ich musste unsere Immobilie (gut) verkaufen - wäre finanziell sonst nicht gegangen.
Also: Ja, dass Dein Mann nichts macht, ist mies. Aber Du kannst die Sachen vorbereiten und gestalten. Das wird Dir helfen, ein Gefühl von Kontrolle zu bekommen.
So eine Trennung aus dem Nichts ist ein riesiger Kontrollverlust. So schlimm es ist, ein vermeintlich gemeinsames Leben aufzulösen, so hilfreich ist es, wenn man selbst das Heft in der Hand hat.
Ich wünsche Dir, dass Du Dir die Kontrolle zurückholst, im Rahmen des Möglichen, klar: Die Bank ist entscheidend. Aber Du klingst sehr sortiert, was die Finanzen angeht. Und vielleicht ist für die Bank auch interessant, dass Du ein anderes Objekt im Auge hast.
Zitat von Caro2703: Er will alles behalten, will mir eine magere Auszahlung geben. Dafür will er seinen Vater anpumpen.
Magere Auszahlung? Natürlich nicht. Warum auch? Das Haus gehört Euch gemeinsam. Mit Sicherheit gab es schon eine Wertsteigerung seit Kauf (abhängig von Lage etc., klar, aber die meisten Immobilien steigen). Dir steht der halbe Wert zu und zwar der jetzige. Wenn er für die Auszahlung seinen Vater anpumpen kann: ist doch super. Dann hast Du das Geld vermutlich schneller, als wenn er einen Kredit aufnehmen muss.
Aber: Den korrekten Wert zu finden, wenn das Haus nicht verkauft wird, dauert sehr lange, wenn Du einen Gutachter beauftragst. Ich hab's nicht gemacht, mir wurden 6 Monate als Zeitraum genannt - so viel Zeit hatte ich nicht.
Die meisten Makler sind scharf auf neue Objekte und bieten eine kostenlose Wertermittlung an, ohne dass dafür schon ein Maklervertrag geschlossen werden muss. Du schreibst Dorf, also keine Ahnung, ob Du Makler in der Nähe hast. Aber das wäre ein Weg, den ich gehen würde: wenn möglich, ein oder zwei Makler einladen zur Schätzung. Parallel auf Immobilienscout24 eine Suche anlegen nach Immobilien in Deiner Gegend für Vergleichspreise. So hast Du vielleicht schneller einen Preis, den auch Dein Mann und die Bank als reell ansehen, weil eben schriftlich durch Makler-Büro.
Zitat von Caro2703: Ich hab so eine Wut auf ihn. Mir fällt es schwer, meinen Mund zu halten und still vor mich hin zu leiden.
Ich finde das gut mit der Wut. Bei mir hat das eine Weile gedauert, bis ich wütend war. Es heißt, dass durch die Wut eine Trennungsenergie wächst. Dass man die Wut braucht, um sich zu lösen.
Gleichzeitig bist Du rational genug, zu sehen, dass es vielleicht sinnvoll ist, nicht alles an Wut rauszuhauen. Vielleicht zumindest, bis Ihr alle finanziellen Dinge geklärt habt. Still vor Dich hin leiden, brauchst Du trotzdem nicht. Deinem Mann wird klar sein, dass es Dir nicht gut geht.
Aber das ...
Zitat von Caro2703: Er wirkt auch so kalt. Als würde ihn das alles gar nicht traurig machen.
... ist vielleicht so. Es war bei uns auch so und ich kam null klar damit. Ich dachte immer, irgendwann wacht er auf und merkt, was er für einen Fehler gemacht hat. Das war nicht so, und ich hab später verstanden, warum: Mein Ex hat sich einfach
in unserer Beziehung getrennt. Als er es mir erzählt hat, war er schon komplett durch mit allen Gefühlen. Er war nicht mehr traurig. Und ich ganz am Anfang.
Ich mag nicht Deine und meine Beziehung vergleichen, sicher nicht. Aber kann gut sein, dass Dein Mann sich in den letzten Jahren innerlich gelöst hat. Wenn Du es schaffst, das nicht auf Dich zu beziehen, sondern bei ihm zu lassen, ist das gut. Zu einer Beziehung tragen zwar beide bei.
Aber nicht zu reden und sich Knall auf Fall zu trennen, ggf. mit Betrug - die Verantwortung dafür trägt der Partner, der das macht.
Zitat von Caro2703: Ich finde sein benehmen ekelhaft, widersprüchlich und ich hab kein Vertrauen, dass wirklich alles einvernehmlich geklärt werden kann.
Das stimmt, ist so. Das Vertrauen, alles einvernehmlich zu klären, wird ggf. in den nächsten Wochen wachsen oder auch nicht, je nachdem wie er auf Deine Vorschläge und Aktivitäten reagiert. Ich hatte und ich hätte an Deiner Stelle auch kein Vertrauen. Es ist auch wichtig, nicht zu vertrauen, weil es um Dein weiteres Leben geht.
Einen organisatorischen Vorschlag hätte ich noch, unabhängig davon, wie es bei Dir weitergeht, z. B. ob Ihr Euch später scheiden lasst oder nicht. Ihr könnt alles außergerichtlich regeln, wenn Du und Dein Anwalt und Dein/e Bank oder Finanzberater/in Deine Punkte erfüllt sehen.
Aber: Dann solltest Du alle Vereinbarungen
verbindlich rechtlich absichern. Wenn Du denkst, dass es auf eine Scheidung rauslaufen wird, dann werdet Ihr wegen der Immobilie sowieso zum Notar müssen. In einer Scheidungsfolgenvereinbarung könnt Ihr außergerichtlich und rechtsverbindlich alles regeln, auch lange vor einer Scheidung. In die Scheidungsfolgenvereinbarung schreibt Ihr rein, was Ihr wie regeln wollt. Darin findet auch die Übertragung einer Immobilie statt, ohne neue Grunderwerbsteuer. Auch der Auszahlungsbetrag wird geregelt.
Aber Achtung: Das ist bindend. Du solltest sowas nur überlegen, wenn Du Deine Sicherheiten darin unterbringen kannst. Lass Dich ausführlich finanziell beraten. Wenn Du jetzt schon ein Häuschen im Blick hast, versuch das - vielleicht kannst Du es auch zuerst mieten, bis alles geklärt ist. Lass Dir Zeit und hol Dir weitere Meinungen ein. Mir fällt z. B. ein, dass bei einer Übertragung des Hausanteils auf Deinen Ex er keine Grunderwerbsteuer zahlt. Du zahlst aber für ein neues Haus Grunderwerbsteuer. Alles kann verhandelt werden.
(Zur Regelung mit Euren Kindern schreibe ich nichts, da können andere viel besser raten, meine Kinder waren erwachsen. Ich wünsche Dir, dass Du für Deine Kinder stabil bleiben kannst und auch ab und an mit ihnen lachen und Schönes machen kannst. Und dass Ihr die Kinder bei allen möglichen strittigen Punkten raushalten könnt.)
Auch wenn es unvorstellbar ist: Zeit ist hilfreich. Und stell Dich auf Schwankungen ein - es dauert lange, bis die vorbeigehen. Also dass Du an einem Tag denkst, was soll's, ist doch ok, und am nächsten leidest Du und denkst, es kann nicht sein. Das wird vorbeigehen, wirklich. Ich hätte mir das vor zwei Jahre nicht vorstellen können, aber mir geht's heute besser als in den letzten Jahren der Beziehung.
Überleg Dir, ob Du Dir eine neutrale Person zum Reden suchst, eine Therapeutin z. B., wenn Du das Gefühl hast, nicht rauszukommen.
Sorry, das war lang, ich wünsch' Dir alles Gute!