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Was sehr ihr, wenn ihr in den Rückspiegel schaut?

Claudia74
@CleoK bei mir ist es heute genau vier Wochen her, dass ich mich von meinem Mann getrennt habe. Weil es bei mir auch fast 30 Jahre waren, kann ich nachempfinden über welchen verdammt langen Zeitraum du sprichst. Ich habe meinen Mann die besten Jahre meines Lebens geschenkt, er war auch nicht immer gut zu mir, aber so lange ich mich für diese Beziehung entschieden habe war ich bei ihm, dazu hat mich keiner gezwungen. Ich habe Tage da denke ich, wo sind wir falsch abgebogen, hätte ich es doch noch irgendwie anders versuchen sollen... Doch dann wird mir ganz schnell bewusst, dass ich es irgendwann gar nicht mehr in der Hand hatte, egal was ich versucht habe, er hat mich deswegen nicht besser behandelt und der verlorene Respekt, hat nicht einfach wieder an die Tür geklopft. Ich habe so viel gelitten, ich dachte mir die Welt wäre besser ohne mich dran, ich habe die Schuld komplett bei mir gesucht. Erst als ich erkannt habe, dass ich die Verantwortung für mich komplett selbst übernehmen muss, bin ich gegangen. Es war das schlimmste was ich je getan habe und dieses Gefühl von Einsamkeit und alleine sein, muss ich erstmal lernen auszuhalten. Was mir aber hilft ist, dass ich die vergangen 30 Jahre nicht als verloren ansehe, denn ich habe gelebt, jeden einzelnen Tag ob gut oder schlecht, es ist mein Leben auf das ich blicke und ich hatte immer die Chance mich dagegen zu entscheiden, aber ich war immer Herr meiner Sinne, deshalb möchte ich nichts bereuen. Ich hätte auf vieles gerne verzichtet, aber, hätte, hätte... Es ist wie es ist, ich atme, ich existiere, ich möchte mein Leben jetzt in die Hand nehmen, auch wenn es mir verdammte Angst macht, ich möchte nicht zurück, ich bin ins kalte Wasser gesprungen, es ist noch lange nicht warm, aber es ist besser als alles was ich im letzten Jahr gefühlt habe. Ich hoffe du kannst mit Hilfe deines Therapeuten, den Frieden mit deiner Vergangenheit schließen und es annehmen wie es ist oder besser gesagt wie es war, du hast es nicht besser gewusst, jetzt weißt du es und das ist ein Geschenk.

05.05.2025 11:57 • x 2 #31


sean_maguire
Zitat von Claudia74:
Mich interessiert was ihr seht, wenn ihr in den Rückspiegel schaut.


05.05.2025 12:17 • x 2 #32


A


Was sehr ihr, wenn ihr in den Rückspiegel schaut?

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CleoK
Zitat von Claudia74:
Doch dann wird mir ganz schnell bewusst, dass ich es irgendwann gar nicht mehr in der Hand hatte, egal was ich versucht habe, er hat mich deswegen nicht besser behandelt und der verlorene Respekt, hat nicht einfach wieder an die Tür geklopft. Ich habe so viel gelitten, ich dachte mir die Welt wäre besser ohne mich dran, ich habe die Schuld komplett bei mir gesucht. Erst als ich erkannt habe, dass ich die Verantwortung für mich komplett selbst übernehmen muss, bin ich gegangen.

Ja und ich habe einfach existiert. Es war einfach so. Die Respektlosigkeit (wenn er was von mir wollte, hat er nur gepfiffen, er sprach nicht einmal meinen Namen aus - unter anderem hat mich beschimpft mit schlimmen Wörtern, wenn ich mal was nicht so konnte (technisch) wie er etc.) kam schleichend. Mein Therapeut meint, ich habe es irgendwann einfach weggeschalten. Deshalb fehlt mir auch die spezielle Erinnerung in welchen Situationen er was zu mir sagte. Ich weinte oft. Ich habe aber leider nur ganz wenige Situationen, die ich noch genau in Erinnerung habe. Die unzähligen tagtäglichen Dinge sind weg, aus dem Gehirn. Ich habe anscheinend irgend diesen Mechanismus aktiviert, der das alles ausschaltet.
Zitat von Claudia74:
Es war das schlimmste was ich je getan habe und dieses Gefühl von Einsamkeit und alleine sein, muss ich erstmal lernen auszuhalten.

Gut das Gefühl kenne ich absolut nicht. Ich fühlte mich befreit. Die Ketten waren weg. Ich musste niemanden mehr sagen warum ich mal 5 Minuten später von der Arbeit kam und warum ich gerade jetzt eine Runde mit dem Rad fahren will oder warum ich ein Gerät so in der Hand halte oder so. Er bremste mich. Er wusste immer alles besser. Ich war einfach nur das Dummerchen, das nichts auf die Reihe bringt. Er belehrte mich. Er kontrollierte mich. Er beschimpfte mich. Er betrieb Schuldumkehr in jeder Lebenslage. Er log.
Es waren für mich verlorene Jahre und nur Gott weiß, warum ich das ertragen habe. Ich, die sonst mit beiden Beinen im Leben steht. Ich, die sich in der normalen Welt nichts gefallen lässt, selbstbewusst immer selbstsicher ist.

Nein, ich fühlte mich keine Sekunde einsam - im Gegenteil, es war wie die Flucht aus Alcatraz.

05.05.2025 12:30 • x 3 #33


Limette
Ich sehe seine nächste Baustelle und die nächste Frau, die (aus Verzeiflung) Empowerment übt. (Social Media sei Dank.)
Das Wort Empowerment sollte man gar nicht kennen. Man sollte nur nett behandelt werden und gar nicht auf den Gedanken kommen, dass Missbrauch betrieben wird oder ein Machtgefälle angelegt wird.
Ich wollte Sätze nie kennenlernen wie: Du entscheidest, wen du in dein Leben lässt, wie du behandelt wirst, du bist der Drehbuchautor deines Lebens, Blablabla! Sowas lernt man, wenn man versucht, sich aus toxischen Beziehungen zu lösen. Ist dann auch der richtige Weg,
Und irgendwann machst du die Schublade zu und dieser ganze Kram kann dir mal gestohlen bleiben.

05.05.2025 12:39 • x 3 #34


Claudia74
@CleoK das freut mich, dass du dich befreit fühlst. Ich denke, dass du da schon viel weiter bist als ich erst vermutet habe. Mein Mann hat im vergangenen Jahr die komplette Maske verloren, davor ab und zu, ich kenne das mit der Schuldumkehr allzu gut, ich habe viele, viele Jahre damit verbracht, ihm meine Sicht zu schildern, wenn er mich verletzt hat, ich war mir wichtig das er mich versteht, am Ende fühlte ich mich noch schlechter als zuvor... Vor ein paar Jahren bin ich dann irgendwann aufgewacht und es war mir einfach nicht mehr wichtig ob er versteht was mich verletzt hat, es hat mir gereicht das ich es weiß. Ich habe mich in dieser Beziehung am Ende komplett verloren, ich habe mich von Freunden distanziert, ich dachte ich wäre überall falsch und es müsste mich keiner unnötig ertragen. Ich bin noch weit davon entfernt befreit zu sein, dazu ist das gemeinsame leben auch wenn es am Ende unerträglich war, noch nicht lange her. Ich wohne bei meiner Tochter in einer fremden Stadt, mit meinen 14 Kartons im Keller und habe noch kein Gefühl vom eigenen Leben. Ich habe eine Existenzangst wie noch nie zuvor in meinem Leben, macht mir Hoffnung, dass du dich nach so einer langen Beziehung befreit fühlst, wer weiß vielleicht wartet dieses Gefühl in Zukunft auch auf mich.

05.05.2025 12:48 • x 1 #35


Solist
Zitat von Claudia74:
wer weiß vielleicht wartet dieses Gefühl in Zukunft auch auf mich.

Dazu braucht es drei Dinge: Zeit, Mut und Selbstbewußtsein. Die Zeit wird dir helfen, die Vergangenheit zu überwinden. Selbstbewußtsein musst du für dich selbst entwickeln. Der Mut kann das Selbstbewußtsein fördern oder er ist das Ergebnis des Selbstbewußtseins. Mut hast du schon bewiesen, mit dem Schritt ins Ungewisse. Du schaffst das, du mußt nur an dich selbst glauben. Sieh es so, wie ein junger Mensch, der das Elternhaus verlässt um sich auf seine eigenen Füße zu stellen.

lg Uwe

05.05.2025 13:00 • x 3 #36


M
Zitat von Claudia74:
Mich interessiert was ihr seht, wenn ihr in den Rückspiegel schaut.
Was habt ihr hinter euch gelassen?
Was habt ihr auf eurem Weg erlebt?
Seid ihr bereits angekommen oder befindet ihr euch noch mitten drin?
Was hat sich verändert?
Habt ihr euch verändert?

Im Rückspiegel sehe ich uneindeutiges Verhalten, Klammern, Verlustangst, meine Schwäche und meine mangelnde Fähigkeit, Entscheidungen in meinem Interesse zu treffen, Zweifel an meinem Selbstwert.
Und ich sehe Verhaltensmuster, die mich über Jahrzehnte begleitet haben, ohne dass ich sie erkannt habe.

Was habe ich hinter mir gelassen?
Einen Mann, der mir mal viel (zu viel) bedeutet hat und glänzte durch bindungsvermeidende Verhaltensweisen, durch den ich aber viel weiter mit mir selbst gekommen bin.
Ich habe mich irgendwann entschieden etwas vür meine Ehe zu tun anstatt nur Erwartungen zu haben. Das hat mir gut getan und mich gefestigt. Ferner habe ich irgendwann erkannt, dass ich mich beständig anzweifelte und mich als nicht gut genug befand. Das habe ich konsequent abgelegt und durch positive Selbstbotschaften ersetzt.

Was habe ich erlebt?
Einige Erfahrungen in beruflicher Hinsicht, die einfach zu mir kamen und die ich viel besser bewältigt habe als gedacht. ich darf auf mich stolz sein und stehe zu mir anstatt mich anzuzweifeln und mich selbst schlecht zu machen. Und die Einsicht, dass man immer bei sich anfangen muss anstatt andere zu diagnostizieren und ändern zu wollen.
Der Grundsatz: Love it, change it or leave it, ist ein guter Ratgeber.

Ja , ich habe mich verändert, habe an Selbstwert deutlich gewonnen und alte Verhaltensmuster erkannt, was eine Voraussetzung dafür ist, sie irgendwann ablegen zu können. Die Reise zu sich selbst endet nie und ist ein Prozess, der immer weiter geht. Er ist nie zu Ende.
Ich fühle mich stärker als früher und mehr im Leben angekommen und ich weiß dass ich Krisen meistern kann. Nur aus Krisen kann der Mensch viel lernen, vor allem über sich selbst. Sie sind daher durchaus lohnend, auch wenn man den Sinn momentan nicht erkennen können. Nichts geschieht umsonst im Leben.

Und ich tue mir gerne selbst was Gutes. Mal ins Cafe gehen, mal ein paar Tage allein verreisen, draußen zu sein und die Sonne genießen und sich durch die Kalamitäten des Alltags nicht beirren lassen. Mal ins Kino gehen, ins Theater, bevorzugt allein. Ich unternehme gerne etwas allein ohne meinen Mann.
Ich koche sehr gerne und finde die Zeit dafür niemals zu schade. Und ich umgebe mich ausschließlich mit Menschen die ich mag.
Das Leben ist schön, wenn man es schön sein lässt.

05.05.2025 13:23 • x 3 #37


Worrior
@Claudia74
In meiner ersten Ehe zog ich mit 4 Umzugskartons, 3 Platiksäcken, einem Reisekoffer, zwei Sporttaschen und einem Aktenkoffer aus.
Fast 3 Monate lebte ich bei einem Freund und dessen Familie, weil meine neue Wohnung noch nicht frei war.
Ich wurde dort behandelt wie ein Familienmitglied.
Dann zog ich in meine *beep* zwei Zimmer Wohnung, schlief auf einer Matratze.
Eine riesige Baustelle die ich erst mal in den Griff kriegen musste und mir dafür zwei Wochen Urlaub nahm,
eine davon unbezahlt.
Ich hatte noch nicht mal eine Küche.
Die Renovierung, die Einrichtung mit dem Nötigen, Anwaltskosten, brachten mich finanziell an meine Grenzen.
Ich stand kurz davor mein Motorrad zu verkaufen.
Mein damals guter Freund unterstützte mich bei den Renovierungsarbeiten.
Auch ich hatte Angst vor der Zukunft, ob ich das alles packen würde, war auch mental nicht zwingend im besten Zustand.
Die nächsten sechs Monate nahm ich jede Schicht mit, arbeitete praktisch rund um die Uhr, Freizeit war absoluter Luxus.
Gut dass aus dieser Beziehung keine Kinder da waren.
Bei diesem Stress nahm ich über 20 Kilo ab, so dass mein Arzt mir mitteilte dass mein körperlicher Zustand bedenklich war.
Doch nach sechs Monaten sah ich das erste Mal wieder Licht am Horizont.
Meine Finanzen waren wieder in einem vertretbaren Rahmen, ich gönnte mir die eine oder andere Auszeit, arbeitete an meiner Gesundheit und an meinem körperlichen Zustand.
Gerader zu dieser Zeit als es mir eigentlich endlich etwas besser ging, kam ein körperlicher Zusammenbruch.
Ich hatte starke Erschöpfungszustände ging zum Arzt. brach dort während der Untersuchung zusammen, ein Notarzt kam und erst als der da war kam ich wieder zu mir.
Ich war 3 Tage im Krankenhaus bis ich wieder zu Kräften kam und entlassen wurde.
In diesen 3 Tagen, so gut wie isoliert, wurde mir einiges klar.
Meine Schlafstörungen blieben aus, mein Appetit kam wieder zurück, ich fühlte wieder Energie in mir, konnte meinen Alltag gut bewältigen.
Das Wichtigste was ich aber gelernt hatte war Selbstliebe und Selbstfürsorge, ich empfand wieder Freude am Leben wurde aktiver.
Mein Leben war dann viel leichter und unbeschwerlicher.
Beruflich klappte es super und da ich nun auch wieder ein soziales Leben pflegte ergaben sich auch dort angenehme Dinge.
Das lehrte mich auf der einen Seite knallhart durchzuziehen aber auch auf mich selbst zu achten.
Da war ich Anfang 40 und genoss mein Leben.
Es kamen immer wieder mal dunkle Zeiten, doch der Blick in den Rückspiegel zeigte mir was ich alles geschafft hatte und ich dachte was soll schon groß passieren?
Zurückziehen und Kräfte sammeln ist ok aber aufgeben ist niemals eine Option, das ist mein Leben, nichts und niemand kann mich brechen.
Ich hoffe dass das niemals passiert aber auch wenn ich jetzt plötzlich sehr krank werden würde wüsste ich dass es einen Weg gäbe dieses Leben mit Lebensfreude und Lebensqualität zu füllen.

05.05.2025 13:32 • x 10 #38


CleoK
Zitat von Claudia74:
am Ende fühlte ich mich noch schlechter als zuvor... Vor ein paar Jahren bin ich dann irgendwann aufgewacht und es war mir einfach nicht mehr wichtig ob er versteht was mich verletzt hat,

Wenn du schon vor ein paar Jahren aufgewacht bist, dann hattest du mir gegenüber einen großen Vorteil. Du wusstest dann schon mit der Situation umzugehen.
Bei mir war es ein Schicksalsschlag der mich zum Psychologen brachte. Erst dort wurde mir zum ersten Mal bewusst, was da abging. Für mich war es normal. Ich kannte nichts anderes. Für mich war es nicht einmal eine Überlegung wert, etwas zu ändern obwohl es mich bereits innerlich so weh tat, dass mir am Liebsten gewesen wäre, ich hätte die Stoptafel bei den Geleisen übersehen........
Zitat von Claudia74:
Ich habe eine Existenzangst wie noch nie zuvor in meinem Leben, macht mir Hoffnung, dass du dich nach so einer langen Beziehung befreit fühlst, wer weiß vielleicht wartet dieses Gefühl in Zukunft auch auf mich.

Verständlich. Denn du musst natürlich überleben können und das wenn möglich noch mit ein wenig Luxus. Glaube daran, dass alles gut wird und dass du irgendwann im Leben zufrieden zurückblickst und sagst, in diesem Stadium dachte ich, es geht nicht mehr weiter aber diese Sorgen waren umsonst. Denn da begann MEIN neues LEBEN!

05.05.2025 13:46 • x 1 #39


Claudia74
@Solist danke dir für die aufbauenden Worte

05.05.2025 13:55 • x 1 #40


Claudia74
@CleoK ich bin auch seit ca. einen dreiviertel Jahr bei einer Psychologin, der Hauptgrund war, dass ich dachte der Tod meiner Eltern (innerhalb von acht Monate) würde mir den Boden unter den Füßen wegziehen, ich hatte das Gefühl ich könnte die Trauer nicht zulassen. Wir kamen aber sehr schnell zu meiner Ehe, bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich, wir bekommen das irgendwie hin. Ich erzählte ihr von einen Vorfall zwischen meinen Mann und mir, wo er eine absolute Grenze gegenüber mir überschritten hatte. So wie ich bin, wollte ich die Situation vor ihr analysieren und sie zog mir ziemlich schnell den Stecker... erst durch die Therapie wurde mir zu 100% bewusst, dass mein Problem ein ganz anderes war, nicht ich alleine konnte unsere Ehe um jeden Preis retten, Liebe und Respekt ist da oder nicht. Als von mir nichts mehr kam, kam vom Gegenüber noch mehr herblassendes Verhalten... Die Therapie hat mir sehr geholfen, mich zu schützen, zu mir zu stehen und all meinen Mit zusammen zu nehmen und zu gehen. Ich kann zum Glück von der Ferne aus in Online-Sitzungen meine Therapie fortführen.

05.05.2025 14:07 • x 2 #41


CleoK
Zitat von Claudia74:
der Hauptgrund war, dass ich dachte der Tod meiner Eltern (innerhalb von acht Monate) würde mir den Boden unter den Füßen wegziehen, ich hatte das Gefühl ich könnte die Trauer nicht zulassen.

War bei mir ähnlich. Ich bin aus einem ganz anderen Grund dort hin und auch wir landeten sehr schnell beim Thema.

Der Psychologe zeigte mir auch die Dynamik dieser Verhaltensstruktur auf und es war wie aus dem Lehrbuch. Ich beschäftigte mich fortan damit und erst dann erkannte ich, dass es eben nicht normal war, wie wir lebten und wie er mich behandelte. Ich lernte auch, mich entsprechend zur Wehr zu setzen, weil ich den Spieß umdrehte, was die Situation vollkommen zum eskalieren brachte. Bis dahin kuschte ich und dachte, er müsse doch sehen, dass mir das so sehr weh tut - falsch gedacht, es war genau das, was er brauchte um seine Befriedigung zu haben. Es ist schwer verständlich für einen Menschen, der mit Gewissen und Empathie handelt, dass das ein anderer Mensch überhaupt nicht kann.

Was für mich das Schlimmste war: nach außen glänzte er. War lieb und nett, jeder mochte ihn, jeder schätzte ihn und deshalb war ich auch in meiner Welt gefangen, dass es anscheinend wirklich nur an mir lag, dass das nicht funktioniert. Alle anderen kamen doch so gut mit ihm ab. Was sie nicht wussten, wenn sie sich um umdrehten, legte er los über sie - aus der tiefsten Schublade, es war mir oft unangenehm, denn sehr viele waren sich seiner Freundschaft so sicher und taten alles für ihn.

05.05.2025 14:29 • x 1 #42


Claudia74
@CleoK das ist das selbe Verhalten das ich miterlebt habe, nach außen hin der perfekte Mann, ein Selbstdarsteller schlechthin... An Emphatie fehlt es ihm genauso wie an Selbstreflexion. Was er nicht konnte, Freundschaften zu haben, er war und ist einfach nur Oberflächlich und mit seiner Außenwirkung beschäftigt, er möchte von allen die ihm Begegnen bewundert werden, funktioniert auch irgendwie, aber nicht bei Menschen die ihn länger kennen.

05.05.2025 14:42 • #43


Claudia74
@CleoK wie lange ist deine Trennung her? Hast du dich getrennt und wenn ja wie hat er darauf reagiert?

05.05.2025 14:47 • #44


Philinea
Zitat von Claudia74:
Ich bin gerade erst ins Auto gestiegen und habe den Schlüssel umgedreht, meine Fahrt in ein neues Leben hat erst begonnen. Mich interessiert was ihr seht, wenn ihr in den Rückspiegel schaut. Was habt ihr hinter euch gelassen? Was habt ihr auf eurem Weg erlebt? Seid ihr bereits angekommen oder befindet ihr euch noch ...

Wow! Spannende Fragen...

Zuerstmal: ich hoffe schon, irgendwann mal so richtig anzukommen. Auf der anderen Seite möchte ich eigentlich auch nie aufhören mit der Reise. Ich hoffe, mir gelingt das, bzw. denke ich, ich bin auf einem guten Weg dorthin: In mir selbst und im Leben anzukommen, mich dabei aber immer weiterzuentwickeln und immer neugierig und offen zu bleiben.

Der Blick in den Rückspiegel ist wahnsinnig wichtig, denn nur so kann ich den richtigen Weg nach vorne finden. Ich will aus meinen Fehlern lernen, ich will verstehen, warum ich so bin wie ich bin. Und deshalb muss ich ab und zu zurückschauen, denn all das hat mich zu der gemacht, die ich heute bin.

Ich sehe da eine Frau, die sehr ängstlich war, sich emotional abhängig gemacht hat, sich unterdrückt und klein gemacht hat, nie richtig erwachsen wurde. Falsche Entscheidungen getroffen hat.

Ich sehe aber auch meine drei wunderbaren Kinder, die geboren wurden, die sehe ich im Rückspiegel, die fahren aber auch weiter mit. Insofern erübrigen sich die manchmal kurz aufblitzenden Fragen was wäre gewesen wenn, wie hätte mein Leben ausgesehen, hätte ich da und dort eine andere Abzweigung genommen. Denn dann gäbe es diese Kinder nicht.

Die ängstliche, abhängige Frau ohne Selbstwert habe ich hinter mir gelassen, definitv. Ich habe mich sehr verändert, und das hat mir ein unglaubliches Gefühl der Befreiung und aber auch der Sicherheit gegeben. Aber ich arbeite noch immer an meinem Mut und an meinem Selbstwertgefühl. Es gibt immer was zu tun.

Zuviel Zeit und Aufmerksamkeit sollte der Blick in den Rückspiegel daher nicht binden. Der Blick nach vorne ist wichtiger.

05.05.2025 14:48 • x 3 #45


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