@Olli1 Hallo,
ich habe deinen Eingangstext und auch die weiteren Beiträge gelesen. 40 Jahre gemeinsame Zeit sind bemerkenswert: das schaffen heutzutage nicht viele Paare, unabhängig davon, ob mit viel oder wenig Gefühl, wie du es beschreibst.
Du schreibst, dass du deine Frau aus Marokko „mitgebracht“ hast. Wenn ihr legal geheiratet habt, ist es ja kein „Schmuggeln“, sondern ein ganz normaler Weg mit Visumsantrag. Deshalb verstehe ich nicht ganz, wie du die rechtliche Situation eurer Ehe einschätzt und ob ihr überhaupt offiziell verheiratet seid?
Wenn es deiner Frau nur um Aufenthaltspapiere gegangen wäre, hätte sie dich vermutlich schon längst verlassen. Auch ein gemeinsames Kind spricht eher dagegen. Ich vermute also, dass da durchaus eine Verbindung zwischen euch besteht, sicher auch Liebe. Denn 40 Jahre bleibt niemand „einfach so“ in einer Beziehung, weder in Marokko noch in Deutschland. Auch in Marokko gibt es Zivilrecht, und die Rechte von Frauen wurden dort in den letzten Jahrzehnten deutlich gestärkt. Es ist also nicht so, dass sie aus Gründen des Aufenthalts bei dir geblieben wäre, sie hätte Möglichkeiten gehabt, zu gehen.
Anhand deiner Schilderungen und Bilder wirkst du wie jemand, der gerne reist und mit dem Motorrad unterwegs ist. Ist das ein Hobby, das ihr gemeinsam teilt oder machst du das überwiegend allein? Wenn letzteres der Fall ist, kann es sein, dass sie sich über die Jahre vernachlässigt oder innerlich verlassen fühlt. Manchmal äußert sich das dann in Rückzug oder Nonverbales nicht als Strafe, sondern als Ausdruck von Entfremdung.
Ein weiterer Punkt ist ihr kultureller Hintergrund. Aber hier wäre weniger die Nationalität entscheidend als die Frage: Aus welcher Region Marokkos kommt sie? Und wie ist sie in ihrer Familie aufgewachsen? Wie haben ihre Eltern miteinander Zuneigung gezeigt oder auch nicht? Das prägt. Aber das hat mit Kultur nur bedingt zu tun, es geht eher um familiäre Prägung und Beziehungserfahrungen.
Was mich auch beschäftigt: Welche Beziehung hast du zu eurem gemeinsamen Sohn? Wenn er mittlerweile erwachsen ist und noch mit seiner Mutter zusammenlebt und sich zu der Situation nicht äußert –, stellt sich die Frage: Wie steht er zu dem, was zwischen euch passiert ist? Oder gab es Ereignisse, die du vielleicht nicht erwähnst, weil sie ein anderes Licht auf dich werfen könnten? Ich weiß es natürlich nicht, aber diese Gedanken kommen mir beim Lesen.
Dann erwähnst du, dass es zwischen euch immer wieder ein On-Off gab. Ist euch in all den Jahren nie der Gedanke gekommen, euch Unterstützung von außen zu holen – zum Beispiel in Form einer Paarberatung? Manchmal kann ein neutraler Dritter helfen, festgefahrene Muster zu erkennen.
Und jetzt steht eine gebuchte Urlaubsreise an, die du absagen willst. Wann hattet ihr das letzte Mal eine gemeinsame, wirklich schöne Zeit miteinander? Dass sie sich weiterhin mit dir trifft und dir hilft, ist ein Zeichen. Sie scheint emotional nicht völlig abgeschlossen zu haben. Und du wirkst auch nicht unnahbar im Bezug auf sie.
Vielleicht lohnt es sich, gemeinsam zurückzublicken: Was habt ihr in diesen 40 Jahren erlebt im Guten und im Schweren? Und vor allem: Was wollt ihr jetzt, in dieser Lebensphase, miteinander anfangen? Ich kenne viele Menschen in eurem Alter, die genau jetzt – nach der Berufszeit – beginnen, sich bewusste, schöne Erlebnisse zu schaffen. Weil klar ist: Die Zeit ist endlich. Warum nicht gemeinsam gut gestalten, was noch kommt?
Ich wünsche dir alles Gute auf deinem weiteren Weg und vielleicht auch für euch beide.
Herzliche Grüße
29.06.2025 22:13 •
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