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Was will Sie auf einmal?

I
Das hier im Thread eine „Universalwahrheit“ als die einzig richtige dargestellt wird, kann ich nicht unterschreiben. Es sind hier doch sehr unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Sichtweisen aufeinandergetroffen
Zu „Fifty Shades of Grey“ und dem Film aus den 80ern (sowie weiteren Phänomenen die seit den 80ern auftreten), auf den du vielleicht diese Universalwahrheit beziehst.
Naja, ist es verwunderlich, dass viele Frauen darauf abfahren? Hier EINE (dreifachbetont) Deutung! Solche s.uelle Fantasien entstehen doch als Ausgleich zu Dingen und Problemen, die im Alltag stressen, einschränken oder fehlen. Wie leben viele Frauen denn heute? Wie wachsen die Mädchen auf? Angeblich sind sie s.uell befreit, aber wenn sie ihre S. ausleben, gelten sie trotzdem weiterhin als Schlampen. Über die Medien wird den Mädchen schon früh suggeriert äußerlich perfekt sein zu müssen. Die Mädels meiner Generation (U 30 und frühestens ab den 80ern geboren) wurden mit Zeitschriften, Bildern und Internetangeboten durch Pubertät begleitet, die ihnen sagten, im Bett immer perfekt sein zu müssen und die ihnen vorgaben, was sie dafür tun müssen. Für Schwangerschaften, Geburten und das Großziehen von Kindern gibt es heute nur wenig gesellschaftliche und finanzielle Anerkennung, im Gegenteil: Kinder können sogar zum Armutsrisiko werden. Aufgrund der Unsicherheit der Ehen heute ist für Frauen die Wahrscheinlichkeit groß, irgendwann plötzlich alleinerziehend dazustehen. Die Gesellschaft ist, was die Lage dieser Frauen betrifft, wenig solidarisch. (Übrigens leiden auch die Männer, die nach der Trennung dann allein darstehen, auch der Kontakt zu den Kindern hat häufig nicht mehr die gleiche Qualität wie vorher. Viele sind zwar unabhängig und können ihre Individualität ausleben, trotzdem fühlen sie sich einsam und unerfüllt).
Meines Erachtens ist es in dieser Situation nicht verwunderlich, dass Mädchen und Frauen sich dann zu Fantasien wie „Fifty Shades of Grey“ hingezogen fühlen. Die Fantasie, ihren Körper und ihre S. kennenzulernen, mit durchaus tabuisierten Praktiken zu experimentieren und dabei ihn einem sicheren Umgebung zu bleiben, und zwar ohne, dass sie als Schlampen abgestempelt oder wie auch immer bewertet zu werden. Sich als Jungfrau oder Frau mit wenig Erfahrung einfach hingeben und erfahren zu können, ohne den suggerierten Druck, von Anfang an perfekt sein zu müssen. Die gleichzeitige Übernahme der Verantwortung durch den Gegenpart als Ersatz für die in der Realität mangelhafte Solidarisierung in der Gesellschaft. Das gleiche gilt für die finanzielle Sicherheit und das abgesicherte Aufziehen von Kindern.
Wenn „freie Liebe“ suggeriert wird, während eine dazu benötigte, wirkliche gesellschaftliche Verantwortungsübernahme und Solidarität ausbleibt, passiert es schon mal, dass Mädchen und Frauen sich in der Fantasie zu einem Milliardär hingezogen fühlen, der die Verantwortung übernimmt und ihnen Sicherheit bietet. Auch wenn sie sich AUSGERECHNET, ironischer- und tragischerweise einer Person hingeben, die von den bestehenden Gesellschaftsstrukturen profitiert.
Der „Fifty Shades of Grey“- Hype hat gezeigt, dass viele Frauen gewisse Unterwerfungs- und Gewaltfantasien haben oder sich zumindest anregen lassen. Klar, @Geschlechterfrage, das kann man jetzt als Massenkultur abwerten. Aus meiner Sicht ist eine solche Haltung jedoch ein bisschen von oben herab Vielleicht kann man das Phänomen auch einfach als Ausdruck der gegenwärtigen gesellschaftlichen Strukturen sehen, in der zurzeit gewisse konservative Tendenzen vorhanden sind.
Das ist meine Meinung und Deutung dazu, natürlich darf jeder eine andere haben

10.01.2016 02:01 • #91


S
Zitat:
Wenn „freie Liebe“ suggeriert wird, während eine dazu benötigte, wirkliche gesellschaftliche Verantwortungsübernahme und Solidarität ausbleibt, passiert es schon mal, dass Mädchen und Frauen sich in der Fantasie zu einem Milliardär hingezogen fühlen, der die Verantwortung übernimmt und ihnen Sicherheit bietet. Auch wenn sie sich AUSGERECHNET, ironischer- und tragischerweise einer Person hingeben, die von den bestehenden Gesellschaftsstrukturen profitiert.
Der „Fifty Shades of Grey“- Hype hat gezeigt, dass viele Frauen gewisse Unterwerfungs- und Gewaltfantasien haben oder sich zumindest anregen lassen. Klar, @Geschlechterfrage, das kann man jetzt als Massenkultur abwerten. Aus meiner Sicht ist eine solche Haltung jedoch ein bisschen von oben herab Vielleicht kann man das Phänomen auch einfach als Ausdruck der gegenwärtigen gesellschaftlichen Strukturen sehen, in der zurzeit gewisse konservative Tendenzen vorhanden sind.
Das ist meine Meinung und Deutung dazu, natürlich darf jeder eine andere haben


Ich glaube eher nicht an die Zusammenhänge, die Du herstellst. Sondern nehme an, dass es ganz primitive Triebe der Frau sind.
Ich habe mal ein Buch aus den 70ern gelesen, in welchem Frauen ihre s-Fantasien anonym schildern. Fast ausnahmslos werden sie mehr oder weniger überwältigt. Der Mann ist der dominante Part, die Frau eher unterwürfig.
Kürzlich erzählte mir ein Freund, dass er nie eine Frau im Bett erlebte, die nicht auf (wenigstens ein wenig) Dominanz stand. Ich will es nicht verallgemeinern denn ich kenne einige Frauen, die darauf gar nicht stehen aber ich denke schon, dass es bei Frauen diese Tendez gibt und zwar zu allen Zeiten. Ganz gleich, welche Rolle Frau in der Gesellschaft hat.
Dominanz heißt nicht automatisch Shades of grey oder SM.

10.01.2016 02:29 • #92


A


Was will Sie auf einmal?

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I
Dass es diese Tendenz immer gab, glaube ich auch. Aber ich sehe in den heutigen gesellschaftlichen Strukturen hier ein besonderes Potenzial. Vor allem im Hinblick auf den Milliardär. Die Anhäufung von zunehmendem Reichtum auf der einen Seite und das zunehmende wegbrechen der sozialen Sicherheit für alle anderen.
Zudem darf man auch nicht vergessen, dass die Frauen auch in den 70ern nicht wirklich frei waren. Eben gerade, weil wichtige gesellschaftliche Umstrukturierungen aus- oder auf der Strecke blieben. Das gilt für die laaaange Zeit davor auch. In den seit langer Zeit bestehenden Strukturen bat fast ausschließlich die Ehe der Frau eine gewisse Sicherheit. Dort hatte der Mann denn das Entscheidungsrecht. Klar ist die Frau beim S. meist in einer etwas unterwürfigen Position und lernt sich dort wohlzufühlen. Das erklärt m. E. aber noch nicht das Phänomen Fifty Shades of Grey.

10.01.2016 02:50 • #93


I
Primitiv sind diese Triebe auf jeden Fall, aber die Fantasie ist dabei eben Ausdruck für Dinge, die fehlen und belasten. Die Fantasie bietet Entspannung.

10.01.2016 02:52 • #94


I
Dominanz heißt nicht automatisch Shades of grey oder SM. - natürlich nicht. Ich hab mich nur in Bezug auf die vorigen Beiträge darauf bezogen und deute genau dieses Phänomen, nicht Dominanz allgemein.

10.01.2016 02:54 • #95


G
Hallo Invisible Knight,

Danke für Dein Feedback.

Die von mir beschriebene Universalwahrheit habe ich gemeint in diesem (wie auch in anderen) Threads zwischen den Zeilen ab und an subtil aufblitzen zu sehen. Das ist meine subjektive Warhnehmung und ich möchte niemanden, von dem ich nichts weiss und kenne ausser einiger Posts, unterstellen seine Gedanken und Phantasien einem gewissen Mainstream angepasst zu haben. Deswegen keine Zitierung meinerseits. Es ist vielmehr ein Eindruck, den ich teilen wollte.

Viele Deiner Gedankenansätze kann ich nachvollziehen und sind es wert drüber nachzudenken. Sozialisierung und Erziehung haben ganz sicher einen enormen Einfluss auf Vorstellungen über Liebe und ?exualität. Für mich spielen aber auch noch ganz andere Aspekte rein: Das Aussprechen von Tabus erregt immer Aufmerksamkeit und polarisiert. Es gab z.B. in der Vergangenheit (besonders 80er/90er) Werbekampagnen, die gezielt auf Provokation durch das Brechen von Tabus (auch in Bezug auf ?exualität) gesetzt haben. Allein aus dem Grund, um sich im Bewusstsein der Konsumenten einzuprägen. Meiner Meinung nach, liegt viel von dem Zauber um Filme wie Fifty Shades of Grey darin begründet, dass die Büchse der Pandora (wieder mal) geöffnet wird – insofern, dass er bestimmte verbotene Phantasien (temporär) triggert, nicht aber stellvertretend für eine ?exuelle Norm oder Grundausrichtung steht. Und das ist ein grosser Unterschied.

Darf ich Deine Worte zitieren und dabei ein bisschen spitzfindig sein? Nehme das bitte nicht persönlich, es ist in keinster Weise bösartig gemeint. Du schreibst: Naja, ist es verwunderlich, dass viele Frauen darauf abfahren?
Mit der Aussage hat sich bei Dir scheinbar schon eine Meinung manifestiert, dass viele Frauen darauf abfahren. Ich gebe Dir in dem Punkt Recht, dass dieser Film einen Teil von Wünschen und Begierden entfacht und bestätigt. Mit Vorsicht zu geniessen ist es, wenn aufgrund von Kino- und Bucherfolgen Verallgemeinerungen ausformuliert werden und sich (wenn auch unbewusst) zu einem Mainstream etablieren. Die Medienlandschaft mit ihren Publikationen, Filmen und Berichten hat immer Einfluss auf den Zeitgeist genommen. In den 70ern war Oswalt Kolle mit seinen Aufklärungsfilmen ein heisses Eisen. Er stellte u.a. Monogamie als das einzig glücksbringende Liebes- und Lebenskonzept in Frage und warf die These auf, dass alle Menschen mehr oder weniger bi?exuell veranlagt sind. Er durchbrach ebenfalls gesellschaftliche Tabuthemen und dürfte auch die ein oder andere verbotene Phantasie getriggert und beflügelt haben – die freie Liebe war in gewissen Kreisen schick. Auch angesichts dessen, kommt mir die derzeitige Entwicklung, das wiederkehrende Runterbrechen auf einseitig gelebte Rollen und ?exualität (sowie die fünfzig geheimnisvollen Facetten des Mr. Grey) rückläufig und im Kern stinkkonservativ vor.

Grade in der westlich-zivilisierten und materialistisch orientierten Welt hat ausserdem der zunehmende Konsum von Por.grafie durch die Verbreitung via Internet, mit (bis auf wenigen Ausnahmen) ganz eindeutigen Rollenverhältnissen, einen wirklich sehr, sehr großen Einfluss auf Gedankeninhalte und Phantasien. Da kann ein Betrachter noch so aufgeklärt sein – Bilder prägen. Wenn man sich ?exualität wie eine eigene und unendlich komplexe Sprache zwischen Menschen vorstellt, ist auch hier nur eine einzige Tonalität vorherrschend.
Der Blick auf andere Kulturen mit anderen Wertvorstellungen eröffnet z.B. zahlreiche Liebespraktiken, die gelehrt und vermittelt wurden und werden und sich nicht an Dominanz und Kontrolle, sprich Rollenverteilungen orientieren.

Vielleicht kann man das Phänomen auch einfach als Ausdruck der gegenwärtigen gesellschaftlichen Strukturen sehen, in der zurzeit gewisse konservative Tendenzen vorhanden sind. Das ist meine Meinung und Deutung dazu, natürlich darf jeder eine andere haben

Ja, definitiv.

..dass Mädchen und Frauen sich in der Fantasie zu einem Milliardär hingezogen fühlen, der die Verantwortung übernimmt und ihnen Sicherheit bietet.

Es ist der ewig wiederkehrende naive Traum von Prinz und Prinzessin, welcher den Gral des Glücks verspricht. Der Mann als Macher und Bestimmer (welcher sich so als ganzer Mann fühlen darf) und der lieblichen, reinen und huldvollen Empfängerin. Im Fall der jungfräulichen Anastasia ist sie auch noch die Unschuld vom Lande und natürlich unbefleckt.

10.01.2016 07:33 • #96


S
Zitat:
Der Blick auf andere Kulturen mit anderen Wertvorstellungen eröffnet z.B. zahlreiche Liebespraktiken, die gelehrt und vermittelt wurden und werden und sich nicht an Dominanz und Kontrolle, sprich Rollenverteilungen orientieren.


Das ist interessant. Welche Kulturen sind das?

Zitat:
Meiner Meinung nach, liegt viel von dem Zauber um Filme wie Fifty Shades of Grey darin begründet, dass die Büchse der Pandora (wieder mal) geöffnet wird – insofern, dass er bestimmte verbotene Phantasien (temporär) triggert, nicht aber stellvertretend für eine ?exuelle Norm oder Grundausrichtung steht. Und das ist ein grosser Unterschied.




Zitat:
Grade in der westlich-zivilisierten und materialistisch orientierten Welt hat ausserdem der zunehmende Konsum von Por.grafie durch die Verbreitung via Internet, mit (bis auf wenigen Ausnahmen) ganz eindeutigen Rollenverhältnissen, einen wirklich sehr, sehr großen Einfluss auf Gedankeninhalte und Phantasien. Da kann ein Betrachter noch so aufgeklärt sein – Bilder prägen.


Ja, das denke ich auch. Wahrscheinlich gibt es keine reinen Triebe unabhängig von kulturellerPrägung. Und wenn wir Urmels Steinzeit-Beispiel nehmen (der Mann als Jäger, die Frau mit den Kindern in der Höhle ), dann kann man natürlich auch das als kulturelle Prägung verstehen- wenn auch ohne medialen Einfluss (wobei ich ja nicht weiß, was es damals so für Höhlenmalerei gegeben hat ).
Die Idee, dass es so etwas wie eine von allen Prägungen unabhängige Ursprünglichkeit im Wesen des Menschen gibt (nicht nur in Bezug auf die Se,xualität), ist vielleicht ein Irrtum.

10.01.2016 11:57 • x 1 #97


S
Zitat:
Primitiv sind diese Triebe auf jeden Fall, aber die Fantasie ist dabei eben Ausdruck für Dinge, die fehlen und belasten. Die Fantasie bietet Entspannung.


Zum Teil ist das sicherlich der Fall...aber könnte man dann nicht auch sagen, die Reaktion des Mannes auf eine schöne *beep* Frau sei Ausdruck für Dinge, die fehlen und belasten?

10.01.2016 12:04 • #98


J
Zitat von invisible Knight:
Der „Fifty Shades of Grey“- Hype

10.01.2016 17:43 • #99


J
Zitat von BeinHart:
Ansonsten danke für diese Diskussion.Liebe Grüße
@top Arbeit @Urmel_
..und nun wedder @schienbeinfrei... Auf zur nächsten Runde, oder, wie @Solskinn2015 rufen würde: Stand up and fight!

10.01.2016 17:51 • #100


G
Hallo Spring,

Das ist interessant. Welche Kulturen sind das?

Dabei denke ich besonders an östliche Kulturen, geprägt duch Religionen wie Hinduismus und Buddhismus.
Es ist wirklich ein weites (und sehr interssantes) Feld und möchte grade vemeiden irgendwelche Pauschalaussagen im Galileo-Stil zu schreiben. Tendenziell kann man sagen, daß es Kulturen gibt, bei denen Spiritualität (Geist; das nicht-materialistische) tiefere Wurzeln geschlagen als in der westlich-zivilisierten Welt und in Mentalität und Haltung (vergleichsweise) nicht Ego-zentriert ausgerichtet sind. Das altindische Kama. bspw. ist nicht ein bloße Lehre über den eigentlichen Akt, sondern geht davon aus, daß ?exualität eine Begegnung auf seelischer Ebene zwischen Liebenden ist. Auch wird eine gewisse Geisteshaltung sich bewusst und mit Zeit der körperlichen Liebe zu widmen, gewünscht – es ist keine Sache nebenbei, die konsumiert wird. Das Buch betont ausserdem die Wichtigkeit von Erfüllung und Wohlergehen auf beiden Seiten. Im praktischen Teil finden sich zahlreiche Beispiele, bei denen die Frau aktiv und der Mann passiv agiert (umgekehrt natürlich genauso). Später wurde das Kama. übrigens durch praktische Beispiele für homo?exuelle Paare ergänzt.


Ja, das denke ich auch. Wahrscheinlich gibt es keine reinen Triebe unabhängig von kulturellerPrägung. Und wenn wir Urmels Steinzeit-Beispiel nehmen (der Mann als Jäger, die Frau mit den Kindern in der Höhle ), dann kann man natürlich auch das als kulturelle Prägung verstehen- wenn auch ohne medialen Einfluss (wobei ich ja nicht weiß, was es damals so für Höhlenmalerei gegeben hat).


Also erstmal: die Vorstellung von Mann=Jäger und Frau=Höhle ist schon eine recht naive und wird gerne herzitiert um eben jene konservativen Rollenvorstellungen pseudo-wissenschaftlich zu unterfüttern. Dabei überträgt der Laie unbewusst seine heutigen Wertvorstellungen auf Höhle und Steinzeit. Es ist alles viel komplexer – mittlerweile geht man davon aus, dass Frauen ebenso an der Jagd beteiligt waren. Alles andere macht auch logisch durchdacht im Überlebenskampf und zur Arterhaltung keinen Sinn. Dazu gibt es schon interessante Publikationen, u.a. in der faz:

faz.net/aktuell/feuilleton/geschlechterrollen-frauen-die-grosswild-jagen-13527693.html

10.01.2016 19:15 • x 1 #101


Urmel_
Zitat:
Also erstmal: die Vorstellung von Mann=Jäger und Frau=Höhle ist schon eine recht naive und wird gerne herzitiert um eben jene konservativen Rollenvorstellungen pseudo-wissenschaftlich zu unterfüttern.


Aus einem Beispiel zu unterschwellingen Tendenzen bei der Motivationssuche eine generelle Aussage zur Rollenverteilung zu machen, halte ich hingegen für naiv.

Zitat:
Der Blick auf andere Kulturen mit anderen Wertvorstellungen eröffnet z.B. zahlreiche Liebespraktiken, die gelehrt und vermittelt wurden und werden und sich nicht an Dominanz und Kontrolle, sprich Rollenverteilungen orientieren.


Da kannst Du noch so viele pseudo-emo-fi-Sichtweisen durch die Hintertür schleusen, es ändert nichts an den Gegebenheiten in der heutigen Gesellschaft. Und da leistest Du mit Deiner Verklärung echt einen Bärendienst am Manne. Alle Achtung!

10.01.2016 20:36 • #102


G
Aus einem Beispiel zu unterschwellingen Tendenzen bei der Motivationssuche eine generelle Aussage zur Rollenverteilung zu machen, halte ich hingegen für naiv.

Entschuldige, scheinbar fühlst Du Dich auf den Schlips getreten. An welcher Stelle zitiere ich Dich und bringe Deine Ansichten mit meinem Post in Kontext? Die von mir angedeuteten konservativen Rollenvorstellungen beziehen sich auf Meinungsbildung in u.a. Literatur und Politik.

Aber aus Neugier: Welche heutigen unterschwelligen Tendenzen bei der Motivationssuche siehst Du in der Vergangenheit begründet und warum? Eine differenziertere Erklärung an der Stelle würde mich sehr interessieren.


Da kannst Du noch so viele pseudo-emo-fi-Sichtweisen durch die Hintertür schleusen, es ändert nichts an den Gegebenheiten in der heutigen Gesellschaft.

Was ist emo-fi? Andere Sichtweisen ändern nur was an Gegebenheiten, wenn man sich auf sie einlassen kann und sie reflektiert. Was sind die Gegebenheiten in der heutigen Gesellschaft (unabhängig davon dass eine Gesellschaft als Organisationsform nicht die Bedürfnisse und Wünsche des einzelnen vordiktiert)?

Und da leistest Du mit Deiner Verklärung echt einen Bärendienst am Manne. Alle Achtung!

Was empfindest Du als Verklärung? Und an welchem Manne? An Dich?

10.01.2016 21:20 • x 1 #103


I
Hallo Genderfrage,
ich nehme mir zum Antworten folgend auch Zitate von Dir als Strukturierungshilfe

Du schreibst: Naja, ist es verwunderlich, dass viele Frauen darauf abfahren?
Mit der Aussage hat sich bei Dir scheinbar schon eine Meinung manifestiert, dass viele Frauen darauf abfahren.

Ich meine nicht die ?exuellen Praktiken von Dominanz und Unterordnung. Ich meine eigentlich nur schlicht und einfach den Erfolg der Buchreihe und der Filme. Also die Tatsache dass sehr viele Frauen großes Interesse an der Literatur und der Verfilmung gezeigt haben. Ehrlich gesagt, habe ich wenig Zeit, das hier auszuformulieren. Daran wird es liegen Grundsätzlich bin ich einfach nur in diesen Thread gegangen, weil mich die Entwicklung der Diskussion geärgert hat. Ich beobachte Antworten unter Videos, Bildern und Kommentaren, die in die feministische Richtung gehen, schon eine ganze Zeit lang. Oft gibt es dann Beschimpfungen, Aberkennung der Weiblichkeit, die Unterstellung, dass sich alles als Verschwörung gegen Männer (wie Urmel) richte, und und und (..), (...). Je nach Forum gibt es da Unterschiede, aber auch in „gut gemeinten“ Diskussionen problematisch.

Mit Vorsicht zu geniessen ist es, wenn aufgrund von Kino- und Bucherfolgen Verallgemeinerungen ausformuliert werden und sich (wenn auch unbewusst) zu einem Mainstream etablieren.
Sehe ich auch so.

Grade in der westlich-zivilisierten und materialistisch orientierten Welt hat ausserdem der zunehmende Konsum von Por.grafie durch die Verbreitung via Internet, mit (bis auf wenigen Ausnahmen) ganz eindeutigen Rollenverhältnissen, einen wirklich sehr, sehr großen Einfluss auf Gedankeninhalte und Phantasien. Da kann ein Betrachter noch so aufgeklärt sein – Bilder prägen.

Dem kann ich nur zustimmen. Ich hatte kurz angedeutet, welche Medien die jungen Frauen meiner Generation als Mädchen in der Pubertät konsumiert haben. Natürlich beeinflussen die wiederholten Botschaften und Bilder auch Erwachsene, aber bei jungen Menschen, die in der Zeit der Pubertät Orientierung suchen, wirken sie noch stärker. Meine jetzt Ex-Freundin hatte große Schwierigkeiten, innig zu küssen und war in Bezug auf ihren Körper immer wieder unsicher. Sie selbst sagte, ?exuelle Intimität bereite ihr Stress und sie habe sich lange Zeit davon abgewandt, da sie sich durch die Inhalte aus den „Mädchenzeitschriften“, aufgrund der Por.s der Jungen ihrer ehemaligen Schulklasse und des Schönheitsideal unter Leistungsdruck gesetzt fühlt. Obwohl sie ganz klar wisse, dass die Dinge nicht realistisch sind, würden diese immer wieder in ihrem Kopf umher spuken. Ihr fiel es sehr schwer, sich innerlich von den Botschaften und Bildern zu distanzieren – und das obwohl sie diesen Schritt bewusst vollzogen hat und wirklich nicht blöd ist. In Kommentaren zu Beiträgen, in denen das Schönheitsideal, Inhalte aus Jugendzeitschriften u.Ä. kritisiert werden, fallen sehr schnell Kommentare wie, „Da lässt man sich doch nur beeinflussen, wenn man dumm ist.“, und es folgt kein Beitrag mehr, der in eine andere Richtung tendiert. (Bevor ich es vergesse Ja, Männer werden auch beeinflusst).

Persönlich überlege ich, wie bei solchen Kommentaren oder noch wichtiger, Kommentaren a la Urmel am besten reagiert. In sehr vielen Onlinediskussionen und auch unter Videos feministischer Debatten, entwickelt sich die Diskussion genau in diese extreme, ich sag mal, Jäger und Beute-Richtung und es wird sofort eine Verschwörung gegen die Männer unterstellt. Die Argumentation auf rein wissenschaftlicher Basis fruchtet meist wenig und . Ich sehe es schon als hilfreich, in diesem Kontext überhaupt eine andere Sichtweise zu bringen, auch wenn diese dann nicht perfekt wissenschaftlich ausformuliert ist. Es sind ja nur kleine Antworten und die verwendete Sprache muss auch dem Anlass und dem Empfänger gerecht werden. Die Auseinandersetzung mit der Jäger und Beute-Richtung ist anstrengend - aber man muss nicht immer Experte sein, um dagegen anzugehen. So sehe ich das.

Es gab z.B. in der Vergangenheit (besonders 80er/90er) Werbekampagnen, die gezielt auf Provokation durch das Brechen von Tabus (auch in Bezug auf ?exualität) gesetzt haben. Allein aus dem Grund, um sich im Bewusstsein der Konsumenten einzuprägen. Meiner Meinung nach, liegt viel von dem Zauber um Filme wie Fifty Shades of Grey darin begründet, dass die Büchse der Pandora (wieder mal) geöffnet wird – insofern, dass er bestimmte verbotene Phantasien (temporär) triggert, nicht aber stellvertretend für eine ?exuelle Norm oder Grundausrichtung steht. Und das ist ein grosser Unterschied.

Ich frage mich, ob mit Fifty Shades of Grey wirklich ein Tabubuch war. Wie es sich genau bei Oswalt Kolles Aufklärungsfilmen verhalten hat, weiß ich nicht. Ich kann nur sagen, dass mich Fifty Shades of Grey überhaupt nicht überrascht hat. Vielleicht, weil so viele ?exuelle Darstellungen zu jeder Zeit verfügbar sind, man gar nicht an ihnen vorbeikommt. Selbst die Hiphop-Videos aus meiner Jugend waren schon ziemlich abgebrüht. Höchstens das Schreiben aus weiblicher Sichtweise ist ja, ich will eigentlich nicht sagen „erfrischend“.

kommt mir die derzeitige Entwicklung, das wiederkehrende Runterbrechen auf einseitig gelebte Rollen und ?exualität (sowie die fünfzig geheimnisvollen Facetten des Mr. Grey) rückläufig und im Kern stinkkonservativ vor.

Ja, die Autorin hat sich auch an den erzkonservativen Twilight Romanen orientiert, in der sich die jungfräuliche Schülerin Bella in den gefährlichen und dominierenden Vampir Edward verliebt. Die beiden heiraten später und bekommen ein Kind. Das Entstehen des Kindes wird nur angedeutet und jeglicher S. durch Leerstellen übergangen, jedoch wird im Detail beschrieben, wie das Vampirbaby Bellas Körper zerfetzt. Die Autorin ist Mormonin. Das Grundgerüst der Twilight-Reihe wurde für Fifty Shades of Grey übernommen. Der Unterschied besteht darin, dass S. detailliert beschrieben und durch SM ergänzt wird. Die Rollenverteilung bleibt gleich - was für ein Tabubruch. Wie soll man das nennen, Neu-Konservativ?

Es ist der ewig wiederkehrende naive Traum von Prinz und Prinzessin, welcher den Gral des Glücks verspricht.

Ich würde eher sagen, dass es Prinz und Aschenputtel sind. Der Milliardär und die Studentin stehen doch in einem sehr sehr großen Abstand zueinander. Das erinnert mich an gesellschaftliche Zustände früherer Zeiten. Auch wenn es noch nicht so weit gekommen ist, sehe ich das problematisch.

11.01.2016 00:17 • #104


I
@ Genderfrage. Ja, Perspektiven und Gegenentwürfe aus anderen Kulturen finde auch ich interessant.

11.01.2016 00:24 • #105


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