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Wenn wir aufhören zu reden, wird es still

DieSeherin
Zitat von TiefeWurzel:
Tatsächlich fällt es mir aber schwer meinen Funktionsmodus zu verlassen, wahrscheinlich weil dieser mir in meinem Leben am meisten Schutz geboten hat. Es wird ein gutes Stück Weg dies nach und nach abzulegen und mehr abzugeben. Mir wurde auch nochmal mehr bewusst, dass mich das am meisten an meinem Partner nervt und ich einen inneren Groll darauf habe.. Er hat damit keine Probleme einfach mal sein zu lassen.


hach ja... das kenne ich nur zu genau! z.b. kann ich mich nach der arbeit nicht in ruhe hinsetzen, wenn irgendwas unordentlich ist - mein kerl kann einfach nicht gleich zuhause was machen, bevor er sich nicht eine weile hingesetzt hat. und ich habe einen inneren monk, der manchmal echt aufdringlich ist

das kann man auch nicht von jetzt auf gleich verändern, aber stück für stück - unbd vor allem gemeinsam!

mittlerweile setzt er sich mit seinem getränk hin und kommt erst mal runter, ich wirbel kurz rum und mache das, was mir keine ruhe lassen würde.... dann sitzen wir gemütlich beide zusammen und ratschen... dafür kocht er jetzt meistens und ich sitze rum.

wir haben für uns festgestellt, dass rituale echt am besten für uns sind. wenn sich die mal manifestiert haben, fällt das alles viel leichter.

15.07.2025 14:07 • x 1 #121


T
@DieSeherin das klingt genau nach mir und ihm das mit dem inneren Monk kenn ich...komm auch schlecht zur Ruhe, wenn nicht meine To Dos abgehakt sind...dabei wird es hier sowieso nicht wirklich ordentlich, da ständig irgendwas von den Kindern rumsteht also warum eigentlich der Stress?! Dafür schaffen wir es meistens, dass wir dann nach dem gemeinsamen Abendessen die Kinder ins Bett schaffen und dann Zeit für uns haben. Ich denke hier wäre es schön, wenn wir neue Rituale finden und sich diese manifestieren.

15.07.2025 19:07 • x 1 #122


A


Wenn wir aufhören zu reden, wird es still

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M
Zitat von DieSeherin:
mittlerweile setzt er sich mit seinem getränk hin und kommt erst mal runter, ich wirbel kurz rum und mache das, was mir keine ruhe lassen würde.... dann sitzen wir gemütlich beide zusammen und ratschen... dafür kocht er jetzt meistens und ich sitze rum.

wir haben für uns festgestellt, dass rituale echt am besten für uns sind. wenn sich die mal manifestiert haben, fällt das alles viel leichter.

Das hört sich sehr harmonisch und entspannt an. Jeder darf sein, wie es ihm gerade ist. Er braucht nach der Arbeit Entspannung und Ruhe, während Du schon wieder Socken sortierst. Aber das ficht ihn ja nicht an.
Leben und leben lassen, ist eine gute Strategie für eine harmonische Beziehung, weil keiner am anderen rummäkelt (schon wieder hast Du, mach mal dies, mach mal jenes, alles bleibt an mir hängen ....) und auch er akzeptiert Deinen für ihn unbegreiflichen Tatendrang und lässt Dich machen (sie ist halt so, sie braucht das, sie kann die Dinge nicht liegen lassen, aber sie kommt auch wieder runter). Und dann koche ich was Schönes und wir essen zusammen und gönnen uns ein Gläschen Wein.

Mein Schwager hat früher nicht gekocht, aber irgendwann vor Jahren damit angefangen. Erst mit kleinen Gerichten, dann mit richtigem warmen Essen. Er liebt das und es entspannt ihn, sagt er, weil er dann ganz bei sich ist und sich keine störenden Gedanken einschleichen. Während die Nudeln kochen, muss er den Braten aufgießen und den Salat waschen. Viele Dinge gleichzeitig oder kurz hintereinander und andere störende Gedanken haben keinen Platz mehr.

Ich habe am Sonntag vormittag eine Stunde lang Gemüse klein geschnitten, Die scharfe Zwiebel in Miniwürfelchen, die süßlich duftende Karotte in größere Würfel, den würzigen Sellerie wieder ganz klein, damit er nicht vorschmeckt. Und dann musste ich noch Bohnen putzen und klein schneiden und mich um die Champignons kümmern. Ratz fatz, war eine Stunde weg, aber es gefiel mir, die Schüsselchen mit den diversen Zutaten zu sehen. Und auch das Schnippeln hat etwas Meditatives und dabei habe ich gerne meine Ruhe.
So muss jeder seine Insel finden um sich zu entspannen und sich was Gutes zu tun.

16.07.2025 09:41 • x 1 #123


DieSeherin
Zitat von Margerite:
Er braucht nach der Arbeit Entspannung und Ruhe, während Du schon wieder Socken sortierst.


oh himmel... socken habe ich nicht mehr sortiert, seit meine kinder aus dem haus sind

17.07.2025 09:11 • #124


M
Zitat von TiefeWurzel:
Aber die Wahrheit ist, dass niemand mir das Unerfüllte wieder geben kann, außer ich selber...indem ich gut und liebenswert mit mir umgehe und alles an mir akzeptieren lerne. Der plötzliche Tod meines Vaters ist eine Einladung mich mit mir selber auseinander zu setzen und zu echter Zufriedenheit zu kommen. Und vielleicht habe ich dann nicht nur im Außen meine Stärke gefunden, sondern auch im inneren. Was das für meine Beziehung bedeutet, wird sich zeigen...

Wow, Du machst Fortschritte. Ein Todesfall kann alles umkrempeln, manchmal sogar zum Besseren. Denn dadurch kamst Du zum Nachdenken - über Dich selbst. Was Besseres kannst Du nicht für Dich tun, als Dich und Deine Verhaltensmuster auf den Prüfstand zu stellen. Was man bei sich erkennt, kann man ändern. Wenn man nur immer das Altbekannte, was einem andere (oft die Eltern) eingepflanzt haben, wenn auch keineswegs aus böser Absicht, ändert sich nicht, weil er die inneren Muster gar nicht sieht. Er tritt auf der Stelle.
Man kann über Jahrzehnte auf der Stelle treten ohne es zu merken. Ich kam erst ins Nachdenken durch eine Krise. Erst danach merkte ich, da stimmt was nicht mit mir, das ist kein Zufall, was passiert ist.
Und dann, als ich mal anfing, mehr in mich zu gehen, passierte vieles und eines kam zum Anderen.

Z.B die Sache mit den Briefen. Wir hatten aufgrund eines Starkegens eine Überschwemmung im Keller. Waschmachine kaputt, Trockner kaputt, ein altes Möbelstück machte die Grätsche und es gab hinterher viel zu putzen und aufzuräumen.

In einem uralten Schreibtisch (aus Metall!) fand ich in einem Fach einige Briefe, mit einer roten Schleife umwickelt, die völlig durchweicht waren. Erstens war ich neugierig und zweitens musste man sie eh trocknen um sie lesen zu können oder ich hätte sie gleich wegschmeißen können. Es waren alte Briefe meiner Mutter an meinen Vater aus der Zeit vor der Heirat.
Ich legte die Blätter in die Sonne und einige las ich - und war tief betroffen. Mir rannen die Tränen runter, denn diese Briefe hätten von mir sein können. Das selbe sich-klein-machen, das vorsichtige Anfragen nach Kontakt, es war jämmerlich. Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen, was ich alles unbewusst von ihr übernommen hatte. Dinge, die ich sicher nie gewollt hätte, waren in mich gedrungen, weil Kinder von dern Erwachsenen abschauen. Sie können gar nicht anders, denn sie sind ja praktisch noch unbeschrieben.
Es waren einige schlimme Momente und ich fiel in ein tiefes Selbstmitleid, weil ich mir Jahres meines Lebens damit durchtrieben hatte, das Falsche zu tun und mich in unerreichbare Männer zu verlieben, während ich andere wegstieß. Bindungsvermeidung in ganzer Linie. Ich bin jetzt nicht geheilt, aber ich weiß viel eher, was mit mir los ist und was mich antreibt und damit kann ich anders umgehen, als wenn mein Unterbewusstsein mich steuert.

17.07.2025 10:02 • x 4 #125


T
@Margerite eine schöne persönliche Geschichte und verblüffend wie das Schicksal so spielen kann, dass du die Briefe von deinen Eltern gefunden hast. Ich finde du bist sehr reflektiert und hast dich mit deinen Schattenseiten auseinander gesetzt. Es liest sich nach Angekommensein und innerer Ruhe, die du gefunden hast. Ich hoffe, dass ich irgendwann auch mal so in mir ruhen werde und einfach zufrieden und dankbar sein kann. Im Moment ist alles so aufgewühlt durch die letzten Monate. Es fühlt sich für mich alles irgendwie so an, als wenn sich alles auf den Kopf stellt und ich noch nicht so richtig weiß wo und wie die Reise hingeht. Schon verrückt, eigentlich habe ich alles was ich brauche. Aber da sieht man wieder, dass das Außen nicht wirklich zählt, sondern das Innere wichtig ist. Es muss im Einklang sein um das Leben zu genießen. Irgendwann holt ein alles ein und man muss sich mit seinem Gewordensein auseinandersetzen um das Hier und Jetzt leben zu können. Alte Muster ablegen und seine eigene Wege und Entscheidungen treffen. Verrückt (oder bloß gut) , dass mir das in diesem Bewusstsein mit 35 Jahren begegnet?! Das Erwachsen-Sein kann schon anstrengend sein, da beneide ich manchmal meine Kinder und Nichten/Neffen wie leicht sie das Leben nehmen und sich voll auf ihre Eltern verlassen dürfen...

17.07.2025 20:54 • #126


T
Habe gestern übrigens mein Facebook-Account deaktiviert und Fokus online gelöscht. Möchte mich nicht mehr so von dem Außen beeinflussen lassen und mehr bei mir ankommen, mich davon nicht ablenken lassen....habe ich schon lange überlegt, da es mir eigentlich nicht mehr wirklich viel gebracht hat und jetzt tatsächlich durchgezogen!

17.07.2025 21:21 • x 3 #127


M
Zitat von TiefeWurzel:
Es liest sich nach Angekommensein und innerer Ruhe, die du gefunden hast.

Merkwürdigerweise fühle ich mich seither innerlich tatsächlich ruhiger und ich bin in der Realität angekommen. Träume von früher, unrealistische Wünsche sind wie weggeblasen. Vorher fühlte ich mich sehr unruhig, so als ob ich Sprungfedern unter den Füßen hätte, mit denen ich mal hierhin, mal dorthin sprang, ohne jemals anzukommen.
Die Stabiltät habe ich erst sehr spät gefunden, aber besser spät als nie.
Ich habe gelernt, das zu schätzen was ich habe, auch wenn es nicht perfekt ist. Und das betrifft auch den Partner. Wir kommen oft ganz gut miteinander aus, manchmal aber haben wir Kommunikationsprobleme, weil er anders denkt als ich und das kriegen wir nicht raus. Also leben wir damit, dass es des öfteren Missverständnisse gibt. Aber Umerziehungen sind nun mal nicht möglich. Jeder hat seine guten und weniger guten Eigenschaften und auch manche schlechte. Ist leider so, aber das ist wohl auch dem Menschsein geschuldet.


Zitat von TiefeWurzel:
Im Moment ist alles so aufgewühlt durch die letzten Monate. Es fühlt sich für mich alles irgendwie so an, als wenn sich alles auf den Kopf stellt und ich noch nicht so richtig weiß wo und wie die Reise hingeht.

Wo die Reise hingeht, ist völlig offen und das ist gut so. Denn wir können nicht alles im Leben planen, auch wenn manche das glauben. Und derzeit bist Du schlicht und einfach durch den Wind, da vermisst man die Orientierung, das Ziel und den Weg.
Aber ich denke, das ist auch gut so. Denn sonst würdest Du wieder in festgefügten Bahnen gehen und das hast Du über Jahre getan, dass jetzt vielleicht mal ein Waldweg oder auch ein Steig richtig wären.
Lass es einfach fließen und schau, was kommt und welche Gedanken Dir durch den Kopf gehen. Und fühle in Dich hinein und nimm wahr, was Du brauchst und welche Bedürfnisse Du hast. Das ist wirklich sehr wichtig, denn das ist Selbstachtsamkeit.

Sich nicht gängeln lassen, nicht zwanghaft etwas erreichen wollen, sich nicht einpressen lassen in ein Schema, das sich Andere für Dich ausgedacht haben - Du bist individuell. Und was für den Einen gut ist, ist für den Anderen nicht gut.
Das geht alles ganz ohne Verkrampfung und Zwang. Denk Dir einfach, Du bist auf einem Fluss, der Dich trägt und dann irgendwo an ein Ufer spült. Oder suche Dir ein anderes Bild.

Es war schon eine merkwürdige Zeit damals, weil auf einmal so viel passierte. Was mit meiner Ehe werden würde, wusste ich nicht. Ich ließ es einfach laufen und dachte mir, es wird sich schon fügen oder vielleicht auch nicht. Beruflich taten sich neue Dinge auf. Noch einige Jahre zuvor hätte ich mächtig Angst gehabt, denn die Angst vor dem Nichtgenügen war immer bei mir da - auch ein Relkt der Erziehung. Sei so, aber nicht anders, dann bist Du in Ordnung. Und ich war eben leider nicht so, wie ich in den Augen vor allem meiner Mutter sein sollte. Ich war leider nicht perfekt, sondern vielleicht nur mittalmäßig, Gut in der Schule, aber kein Überflieger mit Bestnoten. Die Schule gefiel mir immer, ich mochte es Neues zu lernen und mich zu bewähren. Denn durch gute Noten fand ich Anerkennung und Bestätigung.

Ich traute mir oft nicht viel zu, was man von außen nicht merkte, aber ich fühlte die Selbstzweifel beständig. Und dann stand ich vor einer neuen Herausforderung - und nahm sie an. Erst dachte ich mir, so wild wird das schon nicht, aber es stürmte dann sehr viel Neues auf mich ein. Und dann merkte, es ist ja unglaublich, aber ich kann das ja auch. Immer hatte ich andere bewundert und mir gedacht, Du bist halt nur Schmalspur-Lieschen-Müller, Du könntest das nie und dann wunderte ich mich, wie gut es ging. Das pushte mein Selbstvertrauen und das blieb mir.

Dann die Sache mit den Briefen, die vielen Gedanken, die mir durch den Kopf ratterten, die wechselnden Gefühle, die ich wahrnahm. Von Heiterkeit und Freude bis zur Niedergeschlagenheit, von Zuversicht bis Trostlosigkeit, von Angst zu Mut - ich lebte einfach damit und ließ das zu und arbeitete nicht gegen negative Emotionen. Und dann die vielen Erkenntnisse, wie ich geformt, ja dressiert worden war, denn meine Mutter hatte Ansprüche an mich. Manchmal denke ich mir, im Grund genommen war ich selten so, wie ich sein wollte, sondern war so, wie andere mich haben wollten. Wer bin ich? Das weiß ich heute noch nicht, aber mit dieser fehlenden Erkenntnis komme ich doch ganz gut zurecht.

Lass alles zu und nimm die Zeit, die jetzt so ist, wie sie ist. Du kannst nicht gegen Trauer ankämpfen oder gegen Versagensangst oder Unsicherheit. Einfach so hinnehmen und daran glauben, dass wieder andere Phasen kommen.
Meine Ehe hat das überlebt, aber sicher auch, weil mein Mann mich sehr in Ruhe ließ. Ich brauchte Zeit zum Alleinsein und die gab er mir. Kein wie ist das jetzt mit uns und wie wird das? Kein wie geht es Dir denn jetzt?

Aber das tut er kaum, dass er in mich dringen will. Er merkt, wenn ich schlecht aufgelegt bin, gereizt und fragt dann mal nach. Es sind nicht alle Tage Sonnenscheintage.

Und dann passierte noch was. Zwei Jahre oder so waren nach der Affäre ins Land gegangen . Dieser Mann spielte keine Rolle mehr in meinem Leben. Ich dachte kam an ihn und er war mir gleichgültig geworden. Die Trauer, die Wut auf ihn waren vergangen. Und dann auf einmal fiel er mir ein. Das irritierte mich. Was war da los? Warum kommt er mir jetzt in mein Hirn?
Hatte ich immer noch nicht losgelassen? Doch, ich fühlte nichts mehr für ihn, weder positiv noch negativ.
War ich etwa neugierig, wie er jetzt lebte? Nein, das war es nicht, es war mir egal, was er machte oder auch nicht.
Und dann geschah etwas Seltsames: Ich sah diese defizitäre Beziehung auf einer Bühne, ein Zweipersonenstück, in dem erst jeder das Beste wollte und dann alles falsch machte. Ich sah, wie wir aufeinander reagierten und wie verflochten das alles wahr.

Und dadurch sah ich meine Rolle darin. Und es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Er war damals in mein Leben gekommen, als ich mich in einer ausweglosen Situation befand. Ich war nicht direkt unglücklich, aber unzufrieden mit allem und jedem - am meisten mit mir selbst. Und das wollte ich mit ihm kompensieren. Er sollte Farbe in mein Leben bringen, das tat er, aber nicht mit warmen, sonnigen Farben. Er sollte mich aufmöbeln. Auch das tat er, aber ich empfand es als Stress. Ich war permanent in einem Unruhemodus und hnterfragte alles, was er sagte oder auch nicht sagte und was ich sagte oder verschwieg.Es war so viel Unehrlichkeit dabei, von beiden Seiten. Jeder spielte eine Rolle und lebte seine Defizite aus. Und ich war mit meiner Bedürftigkeit angekommen und hoffte auf Heilung. Da, hier hast Du mein trauriges Herz. Bitte mach es heil und dann gib es mir wieder. Er sollte Dinge für mich erledigen, die ich selbst nicht schaffte.
Er sollte mir das Gefühl geben, dass ich wertvoll war, etwas, was ich nie richtig glaubte. Er sollte mir zeigen, dass ich liebenswert war. Er sollte mich glücklcih machen wie der Märchenprinz, der Aschenputtel findet und aufs Schloss = in ein glückliches Leben führt.

All das verweigerte er mir und damit hatte er auch Recht. Er konnte nicht das für mich tun, was ich nicht tun wollte oder konnte.
Er ist nicht dafür zuständig, dass ich mit mir auskomme und mich akzeptieren kann. Das ist meine Angelegenheit und nicht seine. Das sah ich auf einmal und ich glaube, das kam aus dem Unterbewusstsein. Einiges drang an die Oberfläche und das kam recht blitzartig, als ich emotional längst nicht mehr tangiert war. Ein Fingerzeig, ganz sicher, eine Erkenntnis, die auf einmal da war. Keine schöne Erkenntnis, aber doch eine heilsame.
Und die Schuld relatvierte sich. Wer war nun Schuld am Scheitern? Keiner und Jeder.

Und dann wusste ich auf einmal, dass ich so nicht weitermachen kann. Entweder ich bin verheiratet und verhalte mich auch so und komme nicht irgendwann nach Hause, wenn mir gerade danach ist. Oder ich lasse es sein. Aber dieses Halbverheiratetsein war kein Modell für ewig. Ich entschied mich für das Verheiratetsein. Mit Verantwortlichkeiten, mit Verpflchtungen, mit Einschränkungen. Und diese Entscheidung war dann auch gut, denn sie war eine Orientierung.
Eines weiß ich sicher. Eine Affäre ist keine gute Sache, keine Option. Sie bringt nur Unordnung, Chaos und Unruhe.
Das Gegenteil von dem, was man braucht.
So was interessiert mich nicht mehr. Lektion schmerzhaft gelernt.

Liebes Wurzelchen, ich glaube, leben heißt auch lernen. Und das ist auch gut so, denn wir sind ja nie fertig.

Zitat von TiefeWurzel:
Irgendwann holt ein alles ein und man muss sich mit seinem Gewordensein auseinandersetzen um das Hier und Jetzt leben zu können. Alte Muster ablegen und seine eigene Wege und Entscheidungen treffen. Verrückt (oder bloß gut) , dass mir das in diesem Bewusstsein mit 35 Jahren begegnet?! Das Erwachsen-Sein kann schon anstrengend sein, da beneide ich manchmal meine Kinder und Nichten/Neffen wie leicht sie das Leben nehmen und sich voll auf ihre Eltern verlassen dürfen...

Es ist doch ganz großartig, was das Leben bringt, oder nicht? Viele gute Dinge. Ja, und die Kinder und Nichten. Die sollen ihr Leben genießen, im Hier und Jetzt leben, alles Andere kommt später. Aber Eltern, auf die sie zählen können, sind ein sehr gutes Kapital fürs Leben, auch wenn Eltern nie perfekt sind. Die lernen jetzt, wie Leben geht. Sie schauen, sie nehmen wahr, sie sehen, Gutes und Schlechtes und sie übernehmen, was sie sehen, denn sie glauben, dass so das Leben ist.
Erwachsenwerden ist anders, nicht mehr so leichtfüßig und unbeschwert. Aber ohne Beschwernis und Mühe entsteht offenbar nichts Neues.

Ich freu mich für Dich, denn ich denke, Du bist an einem Wendepunkt angekommen. Wo er Dich hin führt, weißt Du noch nicht, aber das wird kommen.

18.07.2025 11:03 • x 2 #128


T
@Margerite vielen Dank für deine Worte. Die geben mir sehr viel Kraft und Zuversicht. Tatsächlich merke ich auch diesen Wendepunkt. Ich laufe mal los und schaue was passiert...

23.07.2025 20:18 • #129


D
Ich habe auf die schnelle nicht alles gelesen. Schau vielleicht mal auch bei John Gottman vorbei. Der hat auch einige Buecher in Deutsch. Recht einfach zu lesen und zu verstehen. Jedoch (erstmal) komisch in der Anwendung,Uebung macht den Meister.

26.07.2025 06:13 • x 1 #130


T
@DerBoeseBube danke für den Tipp, klingt interessant!

26.07.2025 06:43 • #131


D
Kein Problem.
Natuerlich hat Gottman auch nicht die Loesung. Er sagt selber das seine Dinge mit schwierigen Menschen (Trauma, Persoenlichkeitsstoerungen, usw.) an seine Grenzen stoesst. Die Werkzeuge die er benutzt erhoehen die Wahrscheinlichkeit das eine Beziehung klappen kann, aber es ist eben kein Garant.
Aber man bekommt auch ein gutes Gefuehl wie man seine Beziehung fuehren moechte und wie nicht. Man muss sich jedoch mit dem Material ein wenig auseinandersetzen.

Wenn man so rumgoogled...
Die Gottman-Methode ist ein forschungsbasierter Ansatz in der Eheberatung, der darauf abzielt, die Kommunikation, Intimität und den Zusammenhalt in Beziehungen zu verbessern. Sie wurde von den Beziehungsforschern John und Julie Gottman entwickelt und basiert auf umfangreichen Studien mit Paaren. Die Gottman-Methode ist ein umfassender Ansatz, der auf wissenschaftlicher Forschung basiert und Paaren helfen kann, ihre Beziehungen zu stärken und zu vertiefen.

28.07.2025 00:24 • x 1 #132


T
Ich möchte mal ein Update da lassen...

Ich fühle mich seit ein paar Wochen insgesamt wieder zufriedener. Versuche mehr auf meine Bedürfnisse zu achten, Dinge zu machen, die gut tun. Zur Unterstützung nach dem plötzlichen Verlust meines Papas gehe ich zu einem Psychotherapeuten, der klar und mitfühlend, aber auch auf eine humorvolle Art die Dinge sieht (also insgesamt nicht zu verkopft). Das finde ich sehr erfrischend und merke, dass mir die Art und Weise sehr hilft. Im Alltag versuche ich mehr abzugeben bzw. dafür zu sorgen, dass ich mir nicht zu viel auf einmal aufhalse. Ich kenne mich und weiß was mir Stress bereitet. Daher versuche ich jetzt oft kleiner zu planen, mit mehr Luft zum vorbereiten. Das tut gut! Ich habe seit ein paar Wochen kein Social Media mehr sowie nur noch regionale Nachrichten. Ich weiß nicht ob es daran liegt, aber seitdem fühle ich mich nochmal deutlich besser! Das war eine ganz bewusste Entscheidung darauf zu verzichten und es tut echt gut. Ich vermisse nichts daran. Es entstehen wieder Räume für Interessen. Mehr Bewegung setze ich um, gehe wieder regelmäßig mit meiner Freundin spazieren/walken. Allerdings fehlt mir die Leidenschaft am Sport. Ich habe zwar körperliche Ziele, aber die reichen anscheinend noch nicht aus um mir da einen gewissen Ehrgeiz zu übermitteln. Deswegen setze ich vorerst auf generell mehr Bewegung, die ich im Alltag einbaue und Herausforderungen: möchte nächstes Jahr den Malerweg laufen und schaffen, also brauche ich dafür auch vorher etwas Training und Kondition
Um auf das eigentliche Thema zu kommen...hier bewegt sich nicht allzu viel. Ich bin aber durch die ganzen Beiträge ins Nachdenken gekommen. Es ist schon so, dass ich mir wünschte, das mir mein Partner mehr emotionale Sicherheit gibt und ich mich auch mal fallen lassen kann. Ich möchte mehr gesehen werden, wenn ich es brauche. Ich bin immer die Starke, Macherin, Freundin und Zuhörerin. Aber wann geht es eigentlich mal um mich? Wer fängt mich auf, wenn ich falle. Interessiert sich WIRKLICH für mich? Vielleicht habe ich eine zu romantische Vorstellung, aber ich wünsche mir einen Partner der mich sieht. Auch ohne große Worte. Generell habe ich mich in einer Situation befunden, in der ich nicht viel machen und sprechen konnte, weil ich vieles erstmal selber für mich verstehen und verarbeiten musste. Gerade am Anfang hätte ich mehr emotionalen Rückhalt gebraucht. Ein gesehen werden. Ich halte das für selbstverständlich, aber auch hier habe ich verstanden, dass das für MICH eben selbstverständlich ist, nicht für andere. Ich hatte schnell das Gefühl wieder meine alte Rolle einnehmen zu müssen und zu tun...Das was von mir erwartet wird. In den letzten Monaten gab es ein paar Situationen, die ich seitens meines Partners sehr verletztend fand. Es waren Kleinigkeiten, über die ich wahrscheinlich früher hinweg gesehen habe. Mich aber jetzt tief getroffen haben. Aber er konnte/wollte nicht aus seiner Haut. Ich habe ihn darauf angesprochen. Ohne Anklage, ehrlich gesagt, dass ich darüber enttäuscht war und mir mehr Unterstützung gewünscht habe, gebrauchen kann. Auf meine Frage, ob er die Beziehung noch möchte und mich liebt, kam nur ja. Meine Frage nach seinen Bedürfnisse und Wünsche beantwortete er damit, dass er Dinge auch für sich machen möchte ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Sprich zum Beispiel zum Vatertag unterwegs zu sein oder sich mit seinen Freunden zu treffen, in den Garten zu gehen...muss dazu sagen, dass dieser Vatertag einer der Momente gewesen ist, wo ich mich verletzt gefühlt habe. Nur drei Wochen vorher ist mein Vater verstorben und ich hatte mir tatsächlich gewünscht, dass er darauf verzichtet und zu meiner Entlastung die Zeit mit uns verbringt oder halt mal was mit den Kindern macht. Mich gefragt hätte, was ich gerade brauche. Zumindest an dem Tag mal nachfragt, wie es mir geht. Aber es kam nichts. Ein Abtauchen und Stille, da er ja wahrscheinlich schon irgendwie ein schlechtes Gewissen hatte...Nach unserem letzten Gespräch/Diskussion war es wieder wie immer... 2 Tage seinerseits Schweigen, aus dem Weg gehen, Alltagsgeplänkel. Dann Annäherungsversuch, Wunsch nach S. verbunden mit der Frage, ob jetzt alles wieder OK ist?! Ich weiß nicht, für mich ist irgendwie nichts mehr OK. Ich habe für mich die Entscheidung getroffen, dass ich nicht einfach immer so weiter machen möchte. Sachen die für mich wichtig sind, selber regle oder angehe ohne auf ihn zu warten. In meinem Tempo, wie weiter oben beschrieben. Ich möchte akzeptieren, dass es so ist wie es ist. Ihn die Freiräume lassen und mir diese selber nehmen. Wo das hinführen wird, weiß ich noch nicht...

17.08.2025 12:27 • #133


NothingToLose
Zitat von TiefeWurzel:
Ich möchte mal ein Update da lassen... Ich fühle mich seit ein paar Wochen insgesamt wieder zufriedener. Versuche mehr auf meine Bedürfnisse zu achten, Dinge zu machen, die gut tun. Zur Unterstützung nach dem plötzlichen Verlust meines Papas gehe ich zu einem Psychotherapeuten, der klar und mitfühlend, aber auch ...

Hey, hört sich alles gut, aber gleichzeitig traurig an.
Wie geht es Dir mittlerweile ? Lösungen in Sicht ?

22.08.2025 10:47 • #134


T
Zitat von NothingToLose:
Hey, hört sich alles gut, aber gleichzeitig traurig an. Wie geht es Dir mittlerweile ? Lösungen in Sicht ?

Danke der Nachfrage! Hm es ist keine Lösung in Sicht. Wenn ich diese nicht aktiv suche/voranbringe, dann passiert dahingehend auch nicht viel...im Moment habe ich einfach keine Kraft, viel Energie da rein zu geben. Ich bin froh, dass ich mich gerade einfach besser fühle und mit Job, Kindern und dem was sonst noch ansteht, zurechtkomme. Wichtig ist für mich gerade, dass ich mich erstmal mehr um mich kümmere und dann mal sehen...zumindest merke ich, dass dies irgendwie wirken muss. Mein Partner redet zwar nicht von sich aus über unsere Probleme, aber er sucht mehr Kontakt, versucht mehr abzunehmen...ich versuche auch, seine Entscheidungen oder Vorhaben bei ihm zu lassen und mich nicht noch darum zu kümmern. Ja, also obs mich auf Dauer glücklich macht, weiß ich noch nicht...

22.08.2025 13:31 • #135


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