Zitat von DurchdenWind2: Mein Leben ist ein einziges Chaos und jeder Tag gleich leer… Hat jemand von euch noch gute Tipps für mich?
Nein, gute Tipps kann ich Dir nicht geben, denn es gibt sie nicht. Du bist frisch getrennt und dieser Schlag und diese knallharte Änderung Deiner Lebenssituation überfordern Dich.
Es ist die schlimmste Phase der Trennungsschmerzen, die Du jetzt hast. Das ist nur ein sehr schwacher Trost.
Du bist in einer Umbruchphase und musst Dich erst Mal in die neue Situation hineinfinden. Und der Mensch kann das nicht innerhalb weniger Tage und drei Wochen sind - leider - noch gar nichts.
Jeder reagiert anders auf eine Trennung Manche igeln sich ein, legen sich auf die Couch und weinen das Kopfkissen voll. Aber wie lange kann der Mensch weinen? Schon viel, aber Weinen ist verdammt Energie zehrend. Also kann man meist nicht unentwegt weinen und die Starre, die Du jetzt empfindest, ist eine Folge davon. Dein Energieverbrauch wurde durch die psychischen Anstrengungen sehr in die Höhe getrieben und dann folgt sowas wie innere Erschöpfung und die kann sich in der von Dir geschilderten Starre zeigen.
Du nimmst an nichts mehr Anteil, hast das Interesse an allem und jedem verloren, funktionierst noch halbwegs, aber die innere Traurigkeit ist da und kostet Kraft. Dann schalten Körper und Seele in einen Energiesparmodus. Und Du glaubst, es wird niemals mehr besser.
Du musst einfach viel Geduld mit Dir haben. Die menschliche Seele ist ein kompliziertes Konstrukt und sagt Dir jetzt, ja, die Geburtstagsfeier von Romy ist gut und schön, aber was soll ich jetzt dort. Ich fühle mich krank, erschöpft, ausgelaugt. Wie soll ich mich dann mit anderen freuen und feiern? Lieber gar nicht.
Ach ja, die Gitarre, die ich mal so gerne gespielt habe, liegt unbeachtet in der Ecke. Weil Du nicht mal mehr Energie dafür aufbringst geschweige denn Freude daran haben könntest.
Es ist völlig normal und in Ordnung, dass Du jetzt nicht begeisterungsfähig bist und keine Lebensfreude hast. Die Probleme türmen sich auf, Du hast auch eine innere Angst, was jetzt wohl auf Dich zukommt, die Traurigkeit übermächtig. Du brauchst Energie, damit Du noch halbwegs leben kannst, aber für mehr hast Du keine Kraft mehr.
Gesteh Deiner Seele und Deinem Körper das zu. Deine Seele will jetzt keine feiern, denn sie trauert. Also lass sie, denn es ist Bestandteil eines Ablösungsprozesses, der Dich die nächsten Monate begleiten wird.
Mach Dir keine Sorgen und verlang Dir nichts ab, was Du jetzt nicht leisten kannst und willst. Du bist in einer Art Überlebensmodus und da kannst Du keine Wunder erwarten.
Es wird besser werden, das ist ganz sicher. Nicht heute, nicht morgen, aber höre in Dich rein und nehme wahr, was in Dir passiert. Wenn Du nicht weinen kannst und willst, ist es so. Aber es wird sich ändern. Vielleicht kommst Du in einigen Wochen in eine Wutphase, die Dir dann auch wieder nicht gefällt, denn wer spürt denn schon gerne Wut? Und das ist dann auch wieder mit einem hohen Energieaufwand verbunden, denn Wut kostet Kraft. Und irgendwann kommt dann die Akzeptanz, Es ist wie es ist und es wird langsam wieder besser. Die Lebensgeister melden sich wieder und mit viel Abstand kann man dann auch oft erkennen, dass die Beziehung einfach nicht mehr ging und dass es gut ist, dass sie zu Ende ging.
Du musst in die neue Situation hinein wachsen und dafür brauchst Du Zeit, denn keiner schaltet innerhalb weniger Tage von Beziehung auf Alleinsein um.
Vor einiger Zeit war ich auf einer Personalschulung und da ging es um Krisen.
Das Modell ist immer das gleiche. Erst läuft alles vielleicht ganz gut so dahin, es ist eine stabile Situation. Und dann passiert es, vielleicht von außen, weil vielleicht Personalabbau droht oder von innen, weil es zu Konkurrenz und Streitereien kommt. Und dann merkt man, dass es eine Krisensituation ist, mit der keiner umgehen kann. Weil sie neu ist. Wie in einem Wasserglas, in dem das Wasser ständig umgerührt wird. Und dann dauert es, bis sich die Wogen wieder glätten und wieder eine neue Routine einkehrt und jeder sich wieder einigermaßen sicher fühlt.
Das lässt sich auf jede Änderung einer Lebenssituation anwenden. Die gewohnte Ordnung ging verloren, der Mensch spürt die Krise. Die einen werden wütend, andere ziehen sich zurück und haben Angst, wieder andere fühlen eine innere Starre. Und manche rennen wie kopflos davon oder versuchen es zumindest, wollen Schmerz und Angst überdecken und stürzen sich in Ablenkungsmanöver, die auf lange Sicht nicht gewinnbringend sind..
Und mit der Zeit entsteht dann eine neues Normal. Man hat sich arrangiert, hinein gefunden und kann wieder freier atmen.
Tu jetzt nur Dinge, die Du tun willst. Geh weiterhin in die Arbeit, falls Du arbeitest, denn das gibt Deinem Leben einen Rahmen. Aber überfordere Dich nicht. Und hör immer in Dich rein. Die Seele sagt Dir dann schon, was sie braucht. Vielleicht ein Abend im Bett mit blöden Filmen oder einen Spaziergang im Park. Oder vielleicht ganz was anderes. Aber zwing Dir nichts auf und wenn andere Dir sagen, komm doch mit, das wird Dir gut tun, kann es für Dich jetzt das Falsche sein oder vielleicht auch das Richtige.
Es wird wieder werden, Lebensfreude und Unternehmungsgeist kommen wieder, wenn die Zeit dafür reif ist. Also gehe jetzt achtsam mit Dir um und höre auf das, was die Seele Dir sagt. Die weiß schon was sie braucht.