@DurchdenWind2
Immerhin hast du versucht, deine Unzfriedenheit wiederholt anzusprechen, um das Zusammenleben zu verbessern, um die zersetzte Beziehung noch zu retten.
Interpretiere ich deine Auskunft richtig, bist du mit deinen Versuchen bei ihm leider aufgelaufen, die Versuche sind in Streit umgekippt. Nun ist für anonym Außenstehende, die wir im hiesigen Forum sind, kaum möglich, die individuelle Dynamik dieser Klärungsansätze nachzuvollziehen.
Ich weiß also auch nicht, wie du es angegangen bist und wie er reagiert hat, sofort mit Abwehr, möglicherweise mit Gegenvorwürfen und Rechthaberei in einem Machtkampf, ob du es dann sein gelassen und dich wieder zurück gezogen hast, dich die Vergeblichkeit deiner Liebesmühe allmählich entmutigt hat und im stillen Kämmerlein, lange vor der faktischen die emotionale Trennung in größer gewordene innere Distanz vollzogen hast?
Worauf ich hinaus will ist der Gewissensaspekt bei der Auseinandersetzung, was für den kognitiven Prozeß der Loslösung nicht unerheblich ist. Mit ist klar, daß die Thematisierung deines Verhaltens in der letzten Phase vor dem Bruch, dir jetzt nichts bringt und schon gar keine Erleichterung oder Trost. Langfristig gesehen würde aber die Gewißheit, alles getan zu haben, was die Bezehung hätte erhalten können, dich vor quälenden Schuldvorwürfen bewahren und die Heilung beschleunigen kann.
Du hast ,,Streitigkeiten erwähnt, auch jetzt noch, wenn ihr aufeienander trefft. Faktisch seid ihr als Paar nicht mehr zusammen, nicht nur der gemeinsame Haushaltsstand der Beziehung ist zwischenzeitlich aufgelöst, dich schmerzt eine innere Leere, die verwaiste Leerstelle der abgeräumten Zweiksamkeit, denn nun bist du auf dich allein zurück geworfen.
Ich kann dir nur dringend empfehlen, versuche dich jedweden Streit zu entziehen, der jetzt noch mit ihm auftreteten könnte. Der Bumerang irgendwelcher verbalen Abrechnungen wird dir nur unnötig schaden. Finde praktische Maßnahmen, dich seelisch vor dem weiteren schädlichen Einfluß des ungelösten Konfliktes mit ihm zu immunisieren, eine Verhaltensart, dich vor weiteren Verletzungen zu schützen.
Die Trauer um den Verlust, der nachwirkende Liebeskummer, die Sehnsucht nach dem, was dir verloren gegangen ist, sicherlich auch eine Geborgenheit, die noch unersetzliche, vertraute Nähe und Intimitäten... - all diese unvermeidlichen
Verlustgefühle sind jetzt eine mächtige Last, die auf dich einwirkt, der du im akuten traumatischen
Abgetrenntsein kaum entgehen kannst und noch einige Zeit wirst erleiden müssen.
Und nun beginnt auch noch die trübe Jahreszeit. Der Verlauf meiner grausamen Trennungsgeschichte vor neun Jahren verlief jahreszeitlich analog und im Grad der Belastung, die du mit einer Erstarrung überschrieben hast, emotional ähnlich.
Nachdem ich als Verlassener im Hochsommer 2017 den ungewollten Trennungsakt passiv hinnehmen mußte, wochenlang wie gelähmt war und langsam in die Starre einer Depession gefallen bin, die mich auzulösen drohte, kam der Horror bei der Vorstellung auf, die dunkle Jahreszeit in örtlicher Nähe zu meiner Frau zu verbringen. Als Notlösung bin ich dann kurzerhand, ich hatte es in einem voran gehenden Beitrag beschrieben, aus der ländlichen Provinz im Südwesten in den hohen Norden nach Hamburg gezogen, über drei Monate lang, von Mitte Otober bis Ende Januar des nächsten Jahres.
Das war in meiner Seelenlage das beste, was ich tun konnte; mich vollständig dem Tatort des Trennungsgeschehens zu entziehen.
Soweit ich über deine räumliche Situation im Bild bin, bist du erst einmal provisorisch bei deiner Mutter untergekommen und auf der Suche nach einer eigenen Wohnung und vieles von dem, was dir jetzt im veränderten Alltag begegenet, erinnert dich an ihm, sogar das Essen.
Hast du schon mal darüber nachgedacht, zu Erholungszwecken für eine angemessene Zeit ganz die vertraute Umgebung und örtliche Nähe zu deinem Mann hinter dir zu lassen? Das mag eine Frage des Naturells und natürlich der lebenspraktischen Möglichkeit sein, mir jedoch hat die weit entfernte, fremde Umgebung einen Schub bei der Löslösung gegeben. Allein in Hamburg auf mich gestellt habe ich meinen Überlebenswillen stärken können, mit der Erfahrung, eigenständig aus dem Abgrund heraus gelangen zu können.
Als ich nach diesen Monaten der Abwesenheit zurück in die heimtliche Gefilde mußte, war eine heilsame Entfremdung zum Trennungsgeschehen eingtreten, die mir geholfen hat, wieder ins Leben zu finden.
Ist halt nur so eine Idee und viele Grüße.
05.10.2025 12:41 •
#137