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Wie ist euer Leben?

G
Zitat von Itsmehere:
Wie kann ich mir das selbst geben, was mir damals verwehrt blieb?

Dir , kannst Du das gar nicht mehr geben , aber Du kannst es besser machen als Deine Eltern.

Und Deinen Eltern kannst Du es heimzahlen , wenn sie alt und dement im Pflegeheim im Rollstuhl sitzen , kannst Du sie in die Ecke stellen mit dem Gesicht zur Wand oder ihnen nachträglich die Meinung geigen

05.04.2024 22:12 • #76


I
Zitat von Gefühl:
Und Deinen Eltern kannst Du es heimzahlen , wenn sie alt und dement im Pflegeheim im Rollstuhl sitzen , kannst Du sie in die Ecke stellen mit dem Gesicht zur Wand oder ihnen nachträglich die Meinung geigen


Diese Gedanken und noch viel schlimmere habe ich durchaus schon mal durchgespielt und jedes Mal vehement beiseite geschoben. Undenkbar und emotional für mich nicht zu ertragen.

05.04.2024 22:20 • x 6 #77


A


Wie ist euer Leben?

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G
Zitat von Itsmehere:
Diese Gedanken und noch viel schlimmere habe ich durchaus schon mal durchgespielt und jedes Mal vehement beiseite geschoben. Undenkbar und emotional ...

Warum solltest Du Deinen Eltern nicht mal ihr Fehlverhalten vor Augen führen in einer ruhigen Minute ?
Habt ihr schon mal darüber gesprochen?

05.04.2024 22:23 • #78


KeinRoboter
Zitat von Itsmehere:
Wobei hier „zugehörig“ für sich stehend als Gefühlsbeschreibung nicht ausreicht.

Also eher ein Gefühl der Zusammengehörigkeit?
Wo man fühlt und es auch lebt, wir gehören zusammen und ich übernehme Verantwortung für dich, stärke dich und begleite dich auf deinem Weg? Ein Gefühl emotionaler Wärme und die Zuneigung wird ohne zu fragen gegeben?
Passt das ein wenig zur deiner Zugehörigkeit?

Zitat von Itsmehere:
Ich vermisse selbst, was ich heute gebe.


Zitat von Itsmehere:
Wie kann ich mir das selbst geben, was mir damals verwehrt blieb?

Ich fühle stark mit dir und kann deine Gedanken nachvollziehen.

Weißt du, wie wertvoll es ist, dass dir die Kostbarkeit dieser Tatsache bewusst ist und wie unglaublich schön es ist, dass du das an deinen Sohn weitergibst

Du hast recht, du kannst dir das nicht geben, es aber in den Momenten sehen und schätzen, wo es dir heute geschenkt wird. Von Freunden, Angehörigen, von Kollegen oder anderen Menschen. Nette Kommentare oder Gesten.

Ich führe deswegen ein Tagebuch nur mit positiven Ereignissen und Erlebnisse. Mit diesen Gedanken schlafe ich ein.
Eine einfache App auf dem Handy.
Am Anfang habe ich noch gedacht, das wird bestimmt traurig, da kann ich nicht jeden Tag etwas eintragen. Aber das stimmt nicht, manchmal sind es nur zwei Sätze, an anderen Tagen ein langer Text.

Auch das ändert die Vergangenheit nicht, es kann dir aber zeigen, was du für ein Mensch bist, deine Fähigkeit zu reflektieren, diesen Mangel nicht nur erkennen und benennen zu können, sondern auch Beziehungen anders zu gestalten.

05.04.2024 22:40 • x 7 #79


A
Zitat von KeinRoboter:
Also eher ein Gefühl der Zusammengehörigkeit? Wo man fühlt und es auch lebt, wir gehören zusammen und ich übernehme Verantwortung für dich, stärke dich und begleite dich auf deinem Weg? Ein Gefühl emotionaler Wärme und die Zuneigung wird ohne zu fragen gegeben? Passt das ein wenig zur deiner Zugehörigkeit? ...


So ein Tagebuch werde ich auch beginnen zu schreiben ,
was für eine wundervolle Idee.

05.04.2024 22:45 • x 4 #80


KeinRoboter
Zitat von Abendrot:
was für eine wundervolle Idee.

Das habe ich von einer lieben Arbeitskollegin übernommen und hat mir in einigen dunklen Phasen geholfen, auch um den inneren Kritiker etwas leiser werden zu lassen.
Hätte vorher nicht gedacht, das ich irgendwann mal ein Tagebuch führen werde…

05.04.2024 23:01 • x 4 #81


M
Zitat von Itsmehere:
Wie kann ich mir das selbst geben, was mir damals verwehrt blieb?



Das scheint auf den ersten Blick unmöglich.
Aber ich glaube, dass nichts so rein und echt ist, wie die Liebe eines Kindes.
Und wenn Du Deinen Sohn umarmst, umarmt er Dich ja auch!
Ich bin fest davon überzeugt, dass Dein Sohn Dir das geben kann, was Dir so sehr fehlt!
Du musst es nur annehmen und als solches begreifen!

05.04.2024 23:55 • x 4 #82


Birkai
Zitat von KeinRoboter:
Am Anfang habe ich noch gedacht, das wird bestimmt traurig, da kann ich nicht jeden Tag etwas eintragen.

Das wichtige Punkt daran ist, man lernt seinen Fokus auf das Positive zu verlagern und sich die kleinen Dinge anzuerkennen.

Leider fällt es vielen Menschen schwer und es bleibt meist nur das Negative im Kopf. Ich finde das immer traurig.

Zitat von Itsmehere:
Undenkbar und emotional für mich nicht zu ertragen.

Ihnen gleiches heimzuzahlen hilft auch nicht. Gerade wenn einen Verhaltensweisen emotional belasten, macht man sich ja nur gemein mit den Tätern. Stellt sich mit ihnen auf eine Stufe.

Reden kann helfen. Man sollte sich aber vorher auch bewusst machen, dass ggf. kein Verständnis zurück kommt.

06.04.2024 08:01 • x 4 #83


I
Meine Eltern sind ein Kapitel für sich. Verhältnis zum Vater mittlerweile sehr gut und regelmäßig. Erst vor ca. 15 Jahren bin ich auf ihn zugegangen. Davor knapp 20 Jahre keinen Kontakt. Mit der Trennung wurde ihm wohl - so sagte er es mir vor ein paar Jahren - nahegelegt, den Kontakt einzustellen. Damals noch tiefe Ostzeiten. Meine Mutter erzählte immer, er hätte sich nicht für mich interessiert. Exakt dieser Wortlaut.

Zu ihr habe ich vor sieben Jahren den Kontakt abgebrochen. Alljährlich sendet sie eine WhatsApp mit Herzchen und „Gruß deine Mama“ zu meinem Geburtstag. Nach ein-zwei Nachrichten rasselt es dann aber wieder Vorwürfe, wie undankbar, schon immer schwierig ich gewesen sei. Alljährlich blockiere ich sie dann, um irgendwann nach ein paar Monaten die Blockierung aufzuheben - bis dann wieder mein Geburtstag ist.

Warum ich den Kontakt einstelle, habe ich ihr über mehrere Gespräche versucht zu erklären. Sie hat nie wirklich zugehört. War immer abgelenkt und irgendwie desinteressiert. Es ging nur um sie. Das schwarze Schaf blieb ich immer. Immer die komplizierte. Komisch, ich war immer die Unaufälligste von uns dreien. Abi, Studium, fester Job, keine Eskapaden. Die beiden anderen haben einen anderen Weg gewählt. Auch hier habe ich vor Jahren die Verbindung gekappt. Zu viel Dunst meiner Mutter, zu viele Vorwürfe, die ich nicht verstand.

Natürlich beschäftigt mich das alles heute noch und womöglich ist das Teilursache meiner Freitagsstarre. Das habe ich leider auch nicht wegtherapiert bekommen.

Ungenügend sein.
Nicht gewollt sein.
Abgelehnt werden.

Ich wünschte, ich könnte diese alte Haut einfach abstreifen. Aber wie gelingt es mir endlich?

Gestern 20:21 • x 2 #84


M
Zitat von Itsmehere:
womöglich ist das Teilursache meiner Freitagsstarre



Bestimmt!

Zitat von Itsmehere:
Ich wünschte, ich könnte diese alte Haut einfach abstreifen. Aber wie gelingt es mir endlich?


Gar nicht. Ich glaube, das kann man nur akzeptieren/annehmen lernen
und mehr schlecht als recht damit leben lernen.

Vor 52 Minuten • #85


T
@Itsmehere mir kommen deine Gefühle leider sehr bekannt vor. Was ich dir sagen kann: der Schmerz an sich vergeht zwar nicht, aber man kann trotzdem sehr glücklich sein.
Indem man sich selbst nicht als Opfer des Lebens betrachtet in das man hineingeboren wurde sondern als Schöpfer des Lebens, das man selbst führt.
Ich habe meine Stärke und Kraft tatsächlich meist aus dem positiven Austausch und Kontakt mit anderen gezogen - wo ich sein konnte wie ich bin und auch so akzeptiert wurde. Anders als von meiner Familie.

Mir geht es genauso wie dir: die Liebe, die ich nicht bekommen habe, gebe ich heute meinen Kindern. Ganz bewusst. Und das macht mich schon glücklich. - Gerade das, was zurückkommt, aber auch das Wissen, dass meine Kinder nicht so leiden müssen wie ich es musste.
Ich finde schon, dass es heilt, aber es war auch für mich mental ein Weg, da ich mit dem Wort Mutter an sich nicht viel Positives verbinde.
Mich selbst als eine zu sehen war anfangs... hart, obwohl meine Kinder mehr als gewünscht waren und ich sie mehr liebe als mein Leben.

Es ist insgesamt ein Weg. Es ist eine Reise. Und ich finde es geht viel übers Bewusstsein...

Schwierig. Für mich war es jedoch immer wichtig mein Augenmerk darauf zu richten, was ich positives in die Welt ausstrahlen kann... und das wurde mir im realen Leben vielfach wiedergespiegelt.

Das Tagebuch mit den positiven Erlebnissen mit anderen ist so eine tolle Idee. Ich wünschte, davon hätte ich vor 20 Jahren gehört... wie viel schönes hätte ich heute nachzulesen - und was für ein Trost wäre das in Augenblicken, in denen der Schmerz zuschlägt...

Bezüglich der Rache verstehe ich dich übrigens sehr gut. Wem würde die nützen..?
Ein solcher Schmerz wie man ihn als ungeliebtes Kind empfunden hat und bis später ins Erwachsenenleben hinein empfindet wird durch Rache weder verbessert noch ungeschehen gemacht. Es würde rein gar nichts bringen.
Auch bezweifle ich, dass es überhaupt möglich wäre, seinen Eltern bzw. seiner Mutter den gleichen Schmerz zuzufügen... egal was man sich fieses einfallen ließe, sie würde es nicht verstehen.
Am Ende würde es einem selbst am meisten wehtun.

In meinen Augen ist Liebe der Weg da raus. Zu seinen Kindern, zu sich selbst. Zum Leben.

Aber ganz sicher gibt es kein Patentrezept und keinen Standardweg. Ich wollte dir nur meine persönliche Erfahrung schildern... Vielleicht nützt es dir ein wenig, vielleicht auch nicht.

Ich drücke dich und wünsche dir, dass du innerlich weiter kommst. Aber sei vor Allem gut zu dir. Es ist ein Weg, so oder so. Egal auf welche Weise man ihn beschreitet. (Und auch eine Wochenendstarre kann mal dazugehören, finde ich... es ist halt eine Phase.)

Alles Liebe für dich!

Vor 36 Minuten • x 1 #86


A


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