Zitat von Kaetzchen:Für mich z.B. hat Liebe überhaupt nichts mit gemeinsam unterzeichneten Mietverträgen, Testament und Patientenverfügung zu tun
Natürlich kann man sich auch ohne das alles lieben. Dies insbesondere dann, wenn man noch am Anfang einer im Werden befindlichen Festbeziehung steht.
Wer aber sehenden Auges
zuläßt, daß ausgerechnet der Mensch, der dem eigenen Herzen - angeblich - am nächsten steht,
so auflaufen kann wie Frau Hepburn, der liebt meines Erachtens
kein Stück , sondern ist ein verantwortungsloser Egoist und sonst nix.
Liebe hat für mich u.a. viel mit Fürsorglichkeit zu tun, daraus mache ich auch gar kein Hehl. Im übrigen scheint das auch Frau Hepburn so empfunden zu haben, sonst hätte sie Herrn Tracy ja nicht für Gotteslohn gepflegt, um sich anschließend zum Dank dafür von denen, deren Verantwortung das eigentlich gewesen wäre, als Gerücht bezeichnen lassen zu müssen.
Zitat:Das sind äußerliche und für mich sehr materialistische, oberflächliche Rahmenbedingungen, die ich in der Liebe überhaupt nicht brauche, ebenso wenig wie ich einen Ehevertrag brauche.
Kein Thema, ob Du sowas
brauchst oder nicht. Ich selbst habe das alles übrigens über viele Jahre lang
gehabt und kam dann irgendwann auf di Idee, jetzt langsam doch eine Scheidung zu brauchen.
Jedoch gehört es für mich zu einer erstnehmbaren Partnerschaft unbedingt dazu, daß Situation wie im Fall Hepburn / Tracy beschrieben ausgeschlossen sind. Ansonsten sind das für mich nur Spaßbeziehungen, mehr nicht.
Zitat:Und ganz offensichtlich entsprach die Art der Liebe, die er ihr entgegengebracht hat, doch auch genau dem, was sie sich erwartet hat.
Das ist Deine Interpretation. Vielleicht war es aber auch ganz anders und es fiel ihr erst wie Schuppen von den Augen, als sie das erste Mal seiner Familie begegnet ist?
Möglicherweise kennst Du den Film Mistress, mit Victoria Principal, aus dem Jahr 1987, er ist derzeit mal wieder online zu sehen:
- ich hatte ihn in einem anderen Thread vor einiger Zeit schon mal verlinkt (andere Kopie).
Seit ich diesen Thread sah, mußte ich wieder an 3 Szenen darin denken. Die erste geht ab 14m37s los - da zeigt der Lover seiner AF ein paar Fotos seiner Familie und sie redet sich allen Ernstes ein, diese Leute zu kennen, als sei sie denen irgendwie zugehörig. Wenige Minuten später stirbt er... und das führt weiter zur Friedhofsszene ab 18m36s - wo sie erfährt, daß ihr NICHTS bleibt.... und dann nochmal auf eine weitere Friedhofsszene ab 1:16:58s, wo sie zum ersten Mal die trauende Familie ihres verstorbenen AM real zu sehen bekommt.
Natürlich kann man sich alles Mögliche schönreden. Aber wenn so Liebe aussehen soll, dann habe ich bisher offenbar unter den falschen Zeitgenossen gelebt. Auch der Film-AF fiel es spätestens in dem Moment wohl das erste Mal wie Schuppen von den Augen. Wobei ich hier wohlgemerkt von der Liebe des Verstorbenen rede. Was die übriggebliebene AF betrifft, der nehme ich die ihre durchaus ab.
Die AF hatte nur viel zu wenig für sich selbst, sonst hätte sie diese Schmierenkomödie nicht 9 Jahre mitgemacht, ohne sie als das zu erkennen, was sie war: Eine praktische, hygienische Lösung für seinen regelmässigen Ego-Boost und natürlich auch ein Teil der Fassade, die er als erfolgreicher Mann in allen Lebenslagen für sich errichtet hatte. Wozu für ihn offenbar auch die AF gehörte - also neben seiner Familie, die er zweifelsohne auch geliebt haben muß, sonst wäre die Frau wohl kaum so bedrückt gewesen, daß ihre Kinder sie auf dem Friedhof stützen mußten, damit sie nicht vor Trauer zusammenbricht.
Zitat:Deshalb kann auch meiner Meinung nach kein Außenstehender bewerten oder beurteilen,
Ich kann bewerten, was ich wahrnehme. Und das ist das ist im Fall der TE, daß sie an einen Typen geraten ist, der seine Frau mit ihr betrügt und keinerlei ernsthafte Absichten ihr gegenüber hegt, woraus er immerhin kein Hehl gemacht hat, auch wenn er jetzt manchmal wahlweise den leidenden Schwan oder den eifersüchtigen Romeo gibt, um zu suggerieren, daß sie eben doch mehr als nur eine Gespielin für ihn sei.
Zitat:Das kann nur derjenige selbst, derjenige, der die Gefühle hat.
Das sehe ich anders. Zwar würde auch ich es mir nicht in jedem Fall erlauben, von außen so zu urteilen. Aber im Fall der TE - so wie er hier geschildert ist und nur danach kann ich gehen - oder auch im Fall Tracy spricht der konkrete Verlauf meines Erachtens für sich.
Zitat:Und ja, ich halte es durchaus für möglich, dass er beide liebt. Beide auf eine andere Art eben.
Und ich halte das schon deshalb für ausgeschlossen, weil er seine Frau gegenüber der TE offenbar als Bedürftige hinstellt; so spricht man nicht über jemand, den man von Herzen liebt, schon gar nicht ausgerechnet gegenüber dem Menschen, mit dem man nebenher eine Affaire führt.
Das ist in meinen Augen zugleich der große Unterschied zwischen Leuten wie dem AF und offen polyamor lebenden Menschen wie Silvio Wirth (jedenfalls so, wie er sich mit seiner Mara vor ein paar Jahren im Interview präsentierte). Was nun nicht umgekehrt bedeuten soll, daß ich ihm allein deswegen unterstelle, daß er jede seiner Affairen oder auch nur seine Mara wirklich liebt(e). In der Tat stecke ich dafür zu wenig selbst in der Sache drin. Zumindest würde ich es bei denen aber nicht per sé so bezweifeln, wie beim AF unserer TE hier eben schon.
Zitat:Nun aber jeder Affäre jegliche Liebe absprechen zu wollen, halte ich auch für falsch.
Ich auch, denn ich kenne Menschen, die mit ihrer ehemaligen Affaire inzwischen verheiratet sind. Da scheint also irgendwann doch sowas wie Liebe ins Spiel gekommen zu sein - auch diese Angabe erfolgt natürlich ohne Gewähr.
Zitat:Es muss halt passen, und wenn beider Ansprüche und Bedürfnisse befriedigt werden, passt es.
Nun, im Fall der TE passt es aber offensichtlich nicht, sonst wären wir ja nicht alle hier...