Zitat von Vendredi: Möglicherweise ist die TE ja selbst Bindungsvermeiderin ohne dass ihr das bewusst ist, Bindungsvermeider haben innerlich einen großen Wunsch nach echter Nähe, nach DER Verbindung, sie sind halt nur nicht in der Lage es dann zu auch in der Beziehung zu Leben.
Ein Bindungsvermeider kommt meiner Erfahrung nicht allein. Das thematisiert auch Stefanie Stahl recht gut.
Beide leiden darunter, aber meist empfindet es nur der eine als Leidensdruck.
Das Gespann ist meist so:
Der aktiive Bindungsvmeider entscheidet über Nähe und Distanz, teilt also dem Partner sein Quentchen an Nähe zu. In der restlichen Zeit, die meist sehr viel umfangreicher ist, hat er seine Beschäftigungen. Gerne auch mal allein, weil dann keiner da ist, der was von ihm will, gerne aber auch mit Freunden, weil die Beziehung zu Freunden wesentlich lockerer ist und ihm viel Freiraum lässt. Meldet er sich, unternimmt er was mit anderen, ist es Recht, wenn nicht, ist es auch in Ordnung.
Der aktive hält eine stabile Beziehung mit einem Gleichmaß an Bindung nicht aus. Davor muss er sich schützen und dafür hat ein Repertoire an bindungsvermeidenden Maßnahmen.
Z.B. sind Fernbeziehungen sehr beliebt, weil der Partner nicht dauernd in sein Revier einbrechen kann. Und im Zusammensein ist er vielleich körperlich anwesend, aber mental weit weg. Sitzt vor seinem PC, vergräbt sich in Zeitungen usw.
Wenn der Partner dann mit Beschwerden ankommt oder Vorwürfen, wird abgewiegelt. Nein, Du bist doch meine Freundin, habe ich doch gesagt. Nur spürt die Freundin das nicht, weil es nur dahin gesagt ist.
Oder auch: Das hast Du faslch verstanden, das habe ich nie gesagt oder behauptet, was den Partner verunsichert, der sich nun selbst in Frage stellt. Vielleicht hat er ja Recht und ich bewerte etwas wieder mal über. Oder der Partner zieht sich traurig zurück und fühlt sich zurückgesetzt und nicht für voll genommen.
Ach, meine Bedürfnisse zählen nicht, ich bin nicht wichtig, ich bin nicht interessant.
Der autarke unternimmt viel, auch ohne die Partnerin, die mit etwas Glück vielleicht informiert wird, vielleicht aber auch nicht. Ja, ich fahre auf das Festival, hatte ich das nicht gesagt?
Es ist wieder mal klar, dass er über seine Zeit, seine Unternehmungen selbst entscheidet ohne den Partner mit einzubeziehen.
Langfristige Entscheidungen werden oft gar nicht geschätzt. Ööö, jetzt einen Urlaub buchen, der erst Monate später angetreten wird? Ach nö, wer weiß, was bis dahin ist. Lass uns lieber kurzfristig ( in Gedanken lieber gar nicht) etwas unternehmen.
Die Sache mit der Familie. Was, Deine Oma hat einen runden Geburtstag in zwei Wochen. Schade, ich hätte sie gerne kennengelernt, aber ausgerechnet an diesem WE habe ich echt keine Zeit, weil ...
Einführungen in das familiäre Umfeld werden vermieden oder aber als Pflichterfüllung gesehen. Denn da gilt man ja gleich als ernstzunehmender Lebensgefährte. Das wird dann gerne mal zu viel.
Das passende Gegenstück ist dann der passive Vermeider. Wieso das denn? Der wünscht sich doch nichts mehr als eine richtige Beziehung auf Augenhöhe, mit Treue und Sicherheit. Nur seltsam, warum hängt er sich dann an so schillernde Exemplare, die anscheinend prima allein zurecht kommen, jede Menge Freunde und demzufolge viele Unternehmungen haben?
Weil auch der passive bindungsängstlich ist. Er verkleidet die Angst nur anders. Er will doch nur endlich eine Beziehung haben, wie viele andere auch, aber es will einfach nicht klappen. Der Partner ist zu jung oder zu alt, weit weg oder womöglich bereits vergeben oder er passt sonst nicht dazu.
Der passive ist immer derjenige der unter der Misere leidet, viele Sehnsüchte hat, die sich nicht erfüllen und auch meist in der Beziehung leiden - unter der gefühlten Ferne. Der ist oft auch eher schüchtern, zurückhaltend und hat wenig Selbstvertrauen. Er ist ängstlich, zaghaft, denkt viel nach und leidet unter Sehnsüchten, Unverstandensein und fühlt sich nicht wichtig und für voll genommen.
Ich müsste anders sein, dann ... Ich müsste autarker werden, dann würde er mal schauen und mich vielleicht sogar bewundern. Ich müsste viel lässiger werden, aber das kann ich allenfalls spielen, aber dahinter ist was anderes, was ich fühle.
Glücklich machen derlei Beziehungen keinen. Der eine fühlt sich schnell überfordert und muss für Abstand sorgen, um sich sicher zu fühlen und der andere hechelt hinterher und liest die Brösel der Zuneigung auf. Und stilisiert die wenigen Augenblicke der Übereinstimmung zu etwas ganz Besonderem auf. Er ist ja doch sehr lieb und zugewandt, da und dort hat er mich echt überrascht und wir fühlten uns so nah, so sollte es immer sein. Aber es ist nicht mal oft so, sondern nur manchmal.
Er erinnert sich nicht an unseren Ausflug auf diese Burg, wo wir allein saßen und über das Leben sprachen. Es war so ein schöner Nachmittag, als ich mich angekommen fühlte, aber er weiß das nicht mehr! Wie kann das sein? Oder als er mit die Kette mit der Muschel geschenkt hat, was freute ich mich da. Aber für ihn war das eher bedeutungslos. Ach so, die Muschelkette, ja, da war mal was.
Petunia, Du sichst bei den falschen Männern nach einer Beziehung, die Dir endlich das geben soll, was Du Dir so sehr wünschst. Sie sind gegensätzlich zu Deinem Wesen und können nicht begreifen, wie man so sein kann wie Du. Und umgekehrt. Du profttierst auf lange Sicht nicht von seinem Anderssein, auch wenn es momentan als passende Ergänzung für Dein introvertiertes Wesen aussieht.
Also bist Du auch bindungsängstlich, denn Dein Unterbewusstsein will keine Bindung. Was Du auf der bewussten Ebene fühlst, ist unerheblich, das interessiert Dein Unterbewusstsein, wo die Bindungsängste liegen nicht. Auch ob Du wieder mal leidest, viele Tränen vergießt, entweder während der Beziehung oder danach, interessiert es nicht. Denn das Mantra heißt: Hauptsache, es gibt keine enge Bindung.
Bindungsängste haben ihren Ursprung meist in der Kindheit. Trennungen der Eltern, wechselnde Partner nach einer Ehescheidung eines Elternteils oder einfach wiederholt das Gefühl, dass Dich mit Deinen kindlichen Bedürnissen keiner ernst nimmt. Deine Gefühle und Bedürfnisse zählen nicht, werden nicht bemerkt oder nicht beachtet. Das traurige Kind zieht sich in sich selbst zurück und denkt sich: ich bin nicht wichtig, es ist egal was ich will, ich werde eh nicht gehört und verstanden. ich müsste halt anders sein, dann würden sie mich lieben. Aber so?
Und das übernimmt man dann ins Erwachsenenleben, wo es weiter wirkt, obwohl man es doch nach Kräften verdrängt hat. Die falschen Beziehungen mit den falschen Partnern häufen sich und man merkt eine Wiederholung.
Wiederholung ist ein Hilferuf der Seele, die zu wenig gehört und wahrgenommen wird. Die Seele sagt nicht, Du, mir fehlt dies oder jenes, sie geht verschlungene Wege, die uns auf unsere Kernprobleme hinweisen.
Und was ist das Kernproblem? Mangelndes Selbstwertgefühl, das von der Zufuhr von anderen Menschen abhängig ist, mangelndes Zutrauen zu sich selbst , weil man ja ein ums andere Mal sah, dass man nicht genügte und wieder mal im Abseits landete.
Und was hat das mit der Kindheit zu tun? Kränkungen die öfters vorkommen, verursachen Gefühle der Angst (ich werde nicht geliebt, es ist egal, ob es mich gibt, ich müsste anders sein, dann, ich fühle mich allein und unverstanden, ich war wieder mal nicht gut genug) und der Verunsicherung (wer mag mich schon, wo finde ich denn endlich mal Nähe und Akzeptanz?) Und genau diese Gefühle erlebt man dann wieder nach. Sie sind altbekannt und quälend, aber wie davon wegkommen?
Es ist besser sie zuzulassen als sie zu verdrängen oder zu relativieren, denn Deine Seele ist traurig und lässt sich nicht betrügen.
Also hilf ihr. Und damit hilfst Du Dir.
Weg mit dem ständigen Sich-in-Frage-Stellen. Bin ich auch gut, hübsch und gescheit, witzig genug? Du bist wie Du bist, fertig und das ist gut so. Wer das nicht mag, soll es bleiben lassen, denn nicht jeder fühlt sich in der Rolle des glänzeden Pfaus wohl. Und weg mit dem Warten auf den Einen. Ändere etwas in Dir. Lerne, dass Du ein toller Mensch mit vielen guten Eigenschaften bist der zu sich steht. Aktiviere und stärke Deinen Selbstwert und hänge dich nicht an Menschen, die damit vermutlich keine Probleme haben, denn sie strotzen nur so vor Selbstbewusstsein. Sie zeigen Dir nur, wie Du sein möchtest, aber nicht sein kannst. Weil Du nun mal anders bist.
Wer mit sich klarkommt, sich selbst mag, strahlt das auch nach außen aus. Und damit kommen auch andere Menschen in Dein Leben. Es liegt an Dir, dass Du die Defizite heilst und besser mit Dir umgehst. Deine Seele will Gehör, dann gibt sie Ruhe, dann fühlt sie sich wohl und geborgen und dann kann auch mehr Ruhe im Leben einkehren, denn des ständige krampfhafte Suchen nach einem Partner tut auch nicht gut.
Zu viele Nieten, zu viele, die nicht passen, zu viele. die langweilig oder dumm oder oberflächlich oder alles zusammen sind. Aber dieser schillernde eine da, der wäre es. An dem habe ich Interesse, denn er verkörpert genau das, was ich suche - bei mir selbst. Was ich in mir nicht finde, suche ich bei anderen, aber das hilft mir ja nichts. Übrig bleiben dann nur die Unterschiede und die killen wieder die Nähe und Übereinstimmung.
Ein Teufelskreis. Und obendrein Gift für das ohnehin dezimierte Selbstwertgefühl. Wieder mal gescheitert, ja klar, war abzuwarten.
Du musst bei Dir ansetzen, liebevoll mit Dir umgehen und akzeptieren, dass Du bist wie Du bist und dass das in Ordnung ist. Wärst Du anders, wärst Du nicht Du selbst.
Und ob jetzt einer kommt oder nicht, lässt sich nicht beschleunigen. Aber Männer riechen oft sehr schnell, ob die Frau dringend Jemand sucht und viele entfernen sich dann wieder, weil die Bedürftikgeit erdrückend wirken kann.
Ich war mal bei einem Therapeuten. Mir ging es ganz ähnlich. Beziehungsmuster zogen sich wie ein roter Faden durchs Leben. Aber ich war und bin noch verheiratet, weil auch Bindungsängslter heiraten können, auch wenn sie in der Ehe oft Schwierigkeiten haben. Sie flüchten sich dann z.B. gerne in der Arbeit, denn auf der Sachebene funktionieren sie gut und fühlen sich sicher. Oder sie haben zeitaufwändige Hobbies, die sie nicht mit dem Partner teilen oder sie sind in Vereinen engagiert. Hauptsache, weg von der Beziehung.
Was mir half, war letztendlich nur die Aussöhnung mit mir selbst und die Selbstakzeptanz. Dadurch änderte sich vieles und ich kann jetzt auch die Beziehung besser aushalten. Aber manchmal muss ich dringend was alleine unternehmen, das ist mir ein Bedürfnis.
Und Bindungsängste sind schwer therapierbar sagte der Therapeut. Denn der Patient müsste nochmals die Schmerzen von damals durchleben, sich erinnern und diese Erinnerungen auch zulassen, dass er letztendlich damit leben kann. Wenn die Defizite auf die bewusste Ebene kommen, verlieren sie ihren Schrecken Viele wollen diesen Weg nicht gehen, am allerwenigsten die aktiven Vermeider. Wieso, passt doch alles, ich finde schon Jemand anderes oder habe eh schon Jemanden im Auge.
Es ist nichts, was man mit ein paar Sitzungen wegbringt. Ich habe übrigens keine Therapie gemacht, sondern war nur zu zwei Beratungsgesprächen, wo erstaunliche Dinge geschahen.
Z.B. die Erkenntnis, dass der Therapeut vieles von mir und über mich wissen wollte. Umfeld, Eltern, Geschwister, Schicksalsschläge.
Dabei war ich doch bekommen, um über ihn, diesen Verräter, der sich getrennt hatte, zu reden. Aber der wurde kaum thematisiert. Weil er nicht wichtig war, denn er war nur ein Symptom meiner eigenen Ängse und Unsicherheiten. Er war ein Werkzeug, der mir klar zeigte, woran es mir mangelte.
Auf einmal war ich wichtig, wie ungewohnt, aber auch wohl tuend. Er leistete damals gute Arbeit, der Therapeut. Vieles wusste ich, aber ich sah den Kontext zu mir selbst zu wenig. Der sagte mir das auch mit dem Zwang zur Wiederholung, die wiederum die Seele verursacht. Weil sie nicht gehört , sondern übergangen wird und weil sie nicht gepflegt wird. Steichle Deine Seele und es geht Dir besser. Und sei gut zu Dir.
Was mir auffiel, war das mit den Erinnerungen. Für Dich wichtige Begebenheiten hatte er vergessen und das kränkte Dich. Warum? Kein Gehirn sucht sich aus, was es sich merkt, es wählt aus und was wiederum in Gedächtnis bleibt, kann man nicht steuern.
So war vielleicht als Beispiel der Nachmittag auf der Burg für Dich wunderschön und sehr wichtig, für ihn aber eher bedeutungslos. Denn er hatte ja nicht den Wunsch nach Nähe, also ist diese Begebenheit irrelevant für ihn und nicht merkenswert.
Es ist nur ein Zeichen dafür, was für Dich wichtig ist, für ihn vielleicht aber nicht.
Du kannst nicht erwarten, dass für Dich wichtige Dinge für den Partner ebenso wichtig sind, noch dazu wenn ihr eh sehr verschieden seid.
Überdenke Deine Ansprüche an eine Beziehung. Den Traumprinzen suchst Du umsonst, denn den gibt es nicht.
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