Zum Nachdenken bei Liebeskummer

E
Hallo ,

netter Beitrag, aber etwas neues steht doch da auch nicht geschrieben, oder?

Aber der Anfang mit dem Zirkus, gefiel mir besser. ;)

Ciao

08.07.2004 13:34 • #106


E
Gedanken um sich wieder seines eigenen Lebens zu erfreuen...


Ich wünschte, du könntest den Kummer des Geschäftsmannes sehen, als er sein Lebenswerk in Flammen aufgehen sieht oder die Familie, die nach Hause kam, und ihr Haus und ihre Habseligkeiten beschädigt oder sogar zerstört vorgefunden hat.

Ich wünschte, du könntest fühlen, wie es ist, ein brennendes Schlafzimmer nach eingeschlossene Kinder abzusuchen, die Flammen schlagen dir über deinen Kopf hinweg, während des Kriechen schmerzen deine Handflächen und Knie, der Fußboden gibt unter deinem Gewicht nach, wenn die Küche unter dir zu brennen anfängt..

Ich wünschte, du könntest die Furcht in den Augen der Ehefrau um 3Uhr morgens sehen, wenn ich ihrem Ehemann den Puls fühle und keinen finde, ich beginne mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung, hoffe wieder besser Wissen ihn zurückzuholen, aber weiß dass es zu spät ist. Aber seiner Frau und seiner Familie muss ich das Gefühl geben, dass wir alles mögliche getan haben.

Ich wünschte, du könntest den unvergleichlichen Geruch brennender Isolierung, den Geschmack von Ruß auf deinen Schleimhäuten, das Gefühl der intensiven Hitze die durch deine Ausrüstung dringt, das Geräusch der lodernden Flammen und die Beklemmung absolut nichts durch diesen dichten Rauch zu sehen, nachempfinden. Sensationen an die ich mich zu sehr gewöhnt hab mit denen ich zu vertraut geworden bin.

Ich wünschte, du könntest verstehen, wie es ist, am Morgen zur Schule oder zur Arbeit zu gehen, nachdem du den größten teil der Nacht, heiß und wieder nass durchgeschwitzt, beim Großfeuer verbracht hast.

Ich wünschte, du könntest meine Gedanken lesen wenn ich zu einem entstehenden Feuer gerufen werde. Ist es ein Fehlalarm oder ein fortgeschrittenes atmendes Feuer ? Wie ist das Gebäude konstruiert ? Welche Gefahren erwarten mich ? Sind noch Menschen eingeschlossen ?

Ich wünschte, du könntest in der Notaufnahme da sein, wenn der Arzt das hübsche 5 Jahre alte Mädchen für tot erklärt, nachdem ich es zuvor Minuten lang versucht habe es am Leben zu behalten. Sie wird nie zu ihrem ersten Date gehen können und nie wieder die Worte “ Mama , ich liebe dich “ sagen können.

Ich wünschte, du könntest die Frustration im Führerhaus des Löschfahrzeuges fühlen, der Maschinist drückt seinen Fuß fest auf die Bremse, mein Daumen drückt den Schalter des Presslufthorns , wenn du dir vergeblich versuchst die Vorfahrt an einer vorfahrtsberechtigten Kreuzung zu verschaffen oder im dichten Verkehrsstau keinen platz machst. Wenn du uns brauchst, wann auch immer es ist, deine ersten Worte nach unserem Eintreffen werden sein : “ Es hat ja eine Ewigkeit gedauert bis ihr hier wart “ !

Ich wünschte, du könntest meine Gedanken lesen, wenn ich helfe, eine junge Frau aus den zertrümmerten Resten ihres Wagens zu ziehen. Was wäre , wenn es meine Schwester, meine Frau oder ein bekannter ist ? Wie werden ihre Eltern reagieren, wenn vor ihrer Haustür ein Polizist steht, der seine Mütze in der Hand hält ???

Ich wünschte, du könntest wissen, wie es sich anfühlt, nach Hause zu kommen und meine Eltern und meine Familie zu begrüßen, aber nicht das Herz zu haben ihnen zu erzählen, dass ich beinahe von dem letzten Einsatz nicht zurückgekommen wäre.

Ich wünschte, du könntest dir die physischen, emotionale und mentale Belastung von stehengelassenem Essen, verlorenem Schlaf und verpasster Freizeit vorstellen, zusammen mit all den Tragödien, die meine Augen gesehen haben.

Ich wünschte, du könntest verstehen, wie es ist, einen kleinen kleinen Jungen auf deinem Arm zu tragen, der fragt “ Ist meine Mama Okay “ ?, und es ist dir unmöglich, ihn in die Augen zu schauen, ohne das dir die Tränen die Augen steigen und weißt nicht, was du ihm sagen sollst. Oder wie es ist, einen alten Freund zurückzuhalten, der mit ansehen muss , wie sein bester Kumpel in den Rettungswagen getragen wird und du weißt genau, dass er nicht Angeschnallt war.

...SOLANGE DU DIESES LEBEN NICHT DURCHGEMACHT HAST, WIRST DU NIEMALS VERSTEHEN ODER EINSCHÄTZEN KÖNNEN, WER ICH BIN, WAS WIR SIND ODER WAS UNSERE ARBEIT WIRKLICH BEDEUTET ...

Deine Feuerwehr,  Rettungsdienst,  Polizei all die anderen Organisationen ...

Autor unbekannt

16.08.2004 21:25 • #107


A


Zum Nachdenken bei Liebeskummer

x 3


E
Hallo @ All,

Ist es nicht merkwürdig, wie gerade nun so viele Fragen eine Antwort erhalten?
Ist es nicht immer wieder einzigartig, wie dieser Prozess sich immer wieder aufs Neue wiederholt?
Ist es nicht bewundernswert, wie „denkunfähig“ Menschen in eine Krisensituation sich vorkommen?
Dabei fällt mir immer öfter ein gewisses Muster auf: Menschen, die sich selbst in eine Krise empfinden, halten über Dritter das Demokles-Schwert und geben auf Fragen von außen Antworten, die sie selbst, für sich, nicht gelten lassen wollen / können.
Sicher habe ich dazugehört / gehörte ich auch zu Denen.
Hochgepriesene Verknüpfungen werden außer acht gelassen, manch ein Qualifikatif wird plötzlich inhaltlos ... Fast scheint es, allein die Tränendrüse ist noch von Bedeutung.

Über zwei Jahren war ich hier ziemlich aktiv. Während dessen hatte die Zeit genügend Raum, sein Werk zu verrichten. Nun hat sich also einiges verändert, verschoben, geklärt, gewandelt.
Noch machen mich Worte des „HubiH“ nachdenklich, ja sogar des noch bekannten „“ - Hallo „alte“ Seele ).

Die Erde dreht sich, Zeit vergeht, Wunden heilen und darauf hat keiner von uns Einfluss – wirklich keiner! - : das ist gut so! Und genau dieses sollten jede/r von uns sich immer wieder vor Augen rufen, wenn es kritisch im Innern wird, denn es birgt im Kern etwas Ruhe, welches auf Abruf – aber nur auf Abruf – birgt.

Dom

18.08.2004 19:34 • #108


E
Hallo mein lieber Dom,
lange nix mehr gehört... ich bin grade wieder mal in Spanien, diesmal sogar mal alleine, deshalb wieder mal etwas Senf von mir

Dabei fällt mir immer öfter ein gewisses Muster auf: Menschen, die sich selbst in eine Krise empfinden, halten über Dritter das Demokles-Schwert und geben auf Fragen von außen Antworten, die sie selbst, für sich, nicht gelten lassen wollen / können. Sicher habe ich dazugehört / gehörte ich auch zu Denen.

Das ist mir auch schon bewußt geworden... Es gibt meines Wissen so gut wie keinen Denker, der seine Erkenntnisse und Lösungen auf sich selbst anwenden kann oder konnte. Aber das bedeutet nicht, daß diese Erkenntnisse deshalb falsch sein müssen...

Die Erde dreht sich, Zeit vergeht, Wunden heilen und darauf hat keiner von uns Einfluss – wirklich keiner! - : das ist gut so! Und genau dieses sollten jede/r von uns sich immer wieder vor Augen rufen, wenn es kritisch im Innern wird, denn es birgt im Kern etwas Ruhe, welches auf Abruf – aber nur auf Abruf – birgt.

Ja, es birgt im Kern Ruhe... der Lohn der Gelassenheit. Aber diese Gelassenheit muß man erst einmal erreichen, und dazu darf man sich auch seines Verstandes bedienen


06.09.2004 23:44 • #109


E
Hier ein Beitrag aus TS zu einem immer wieder aktuellen Thema, den ich gerne in meinem thread aufnehme, weil er wirklich Hand und Fuß hat und von einer Frau geschrieben wurde, die sich viele Gedanken um Hintergründe macht:


Re: warum betrügt man eigentlich???????  am: 05/06/04 um 01:27:22 

Hallo Laura26,  
 
vielleicht ein paar mögliche Antworten auf Deine Frage nach dem WARUM.
 
Solange man es doch immer wieder tut und dem augenblicklichen Kick oder momentanen Begehren wider besserem Wissen und Wollen verfällt, war es einfach noch nicht genug.  
 
Ich glaube, jeder Mensch, der diese Erfahrungen macht, macht sie solange, bis er davon genug hat. Es gibt auch Menschen, die es instinktiv schaffen, sich vom ersten Augenblick ihres Lebens an damit weitgehend zu verschonen. Und es gibt Menschen, denen reicht eine einzige Erfahrung dieser Art. Und es gibt Menschen, die sehen nach hundert derartigen Erlebnissen immer noch keine Veranlassung, was anders zu machen.  
 
 Wie lange und wie oft es jemand tut, das hängt davon ab, wieviel Kraft und Energie er darauf verwenden kann und möchte abgesehen davon wie er aufgewachsen ist und wer oder was ihn gebildet hat. Irgendwann glaube ich aber, wird es jedem genug sein, früher oder später.  
 
Du hast die Frage nach dem WARUM eines Betruges gestellt.  
Das klingt jetzt irgendwie vielleicht manchen etwas zu erhaben, weil es ja nur ums Fremdgehen geht.  
Ein Reizwort ja, die meisten verbinden sehr heftige Emotionen damit vor denen sie selber schon erschrocken sind. Denen kommt man am Besten mit sehr viel Verstand bei!    
 
Und inwiefern ist eigentlich Fremdgehen Betrug? Sind wir nur Opfer törichter Vorstellungen und naiver Illusionen, die wir uns selber unnötig angewöhnt haben oder auferlegen?
 
Unser Glück wird aber von Gefühlen bestimmt und wie entstehen die Gefühle?
Können wir sie beherrschen, irgendwie vorbeugen? Nur ziemlich bedingt und wenn dann nur oberflächlich glaube ich.
 
Versuch auch mal, die Frage vom S. zu lösen.
Warum betrügen Menschen einander, und werden betrogen, warum finden und verlieren sie sich wieder, warum helfen und warum verweigern sie sich, warum bauen sie auf und zerstören dann wieder und warum immer wieder Waffen?  
Das ist wohl Menschheitsgeschichte und tief verwurzelt.
 
Es geht um Glaube, Vertrauen, sich selbst finden, andere Menschen finden, Zusammenleben mit anderen Menschen, Zusammenleben in Partnerschaften. Es geht darum eigene Wege zu finden genau wie die Gemeinschaft und das Zusammenleben mit anderen zu erfahren und dabei zu lernen: nicht das ICH ist der Angelpunkt.  
 
Deine Frage habe ich mir auch schon gestellt, verzweifelt und unfähig, zu verstehen sowohl als Betrügende wie auch als Betrogene. Wobei letzteres mich zwar mit kurzfristiger Heftigkeit so ziemlich hingeschmissen hat, ersteres jedoch für mich wie zäher Sirup viel schwerer zu verarbeiten ist.  
 
Klar  wird jetzt so mancher kluge Kopf in Frage stellen, ob es Betrug überhaupt ist, wenn wir uns mit Körper, Herz oder Seele auf einen anderen Menschen einlassen, während wir dies alles gleichzeitig mit dem Menschen teilen, den wir einmal an unsere Seite gewählt haben. Wir gehen doch schliesslich nur unseren menschlichen Bedürfnissen nach und weil das so schön einfach ist, wird es in unserer Zeit bis zum letzten offen propagiert und S. wird hochstilisiert und der kleine harmlose Seitensprung bis hin zur leidenschaftlichen Affäre wird kultiviert.
 
 In unserer mitteleuropäischen Gesellschaft und Kultur, hat sich die offene gegenseitige Vereinbarung für viele sogar als eine praktikable Lösungs-Methode herausgestellt: und damit können wir diese Klippe doch prima umschiffen!
 
Das funktioniert bestimmt auch irgendwie, wenn wir es schaffen, unsere Vernunft und den Verstand im Oberwasser zu halten. Für unseren Bauch und unseren tiefsten Punkt wird es für uns - egal wie die Vereinbarung aussieht - IMMER einen Schmerz bereiten, wenn ein langjähriger Gefährte, ein geliebter Mensch uns auf irgendeine Art verlässt oder aussperrt und sei es nach Jahren Partnerschaft oder Ehe, in der er vielleicht jede einzelne Nacht bei Dir verbracht hat und Du es oft genug ihn mit seinem Pubsen und Schnarchen auch nicht gerade aufregend gefunden hast. Letztlich hast Du es sogar irgendwie liebgewonnen, Dich dran gewöhnt und Du konntest Dich drauf verlassen, dass er da ist. In der - sagen wir mal - Routine liegt auch sehr viel Kraft, Ruhe, Vertrauen, Sicherheit, Geborgenheit. Und gerade das hat sehr viel Innigkeit, wenn Du es zulässt und das Gute und Besondere immer wieder darin sehen kannst, dann kann diese Routine den S. ebensogut ergiebig und erfüllend machen wie sie es auch schaffen könnte, ihn lahmzulegen.
 
Und wenn Du nun auf einmal weisst, dass seine Hände eine andere Haut genauso berühren und seine Lippen nicht nur Deine küssen und wenn Du dann denkst, dass die dauerhafte Erfüllung Dir nicht gelingt, wenn Du daran denkst, wie sich sich Dein Partner anderswie anderswo vereinigt als du es von ihm kennst, denkst, wünschst, dann macht das was bewegendes mit uns.  
 
Auch wenn viele behaupten, sie könnten gut damit umgehen, letztlich ist das nur ein Arrangement mit dem Kopf, dem sie dann folgen. Der Schmerz darüber trifft glaube ich zunächst und auch doch immer wieder JEDEN Menschen, der diese Situation erlebt.  
 
Das ist so, weil wir uns in einer Partnerschaft immer auf irgendeine Art mit dem Anderen vereinigen und verbinden. Und damit verpflichten wir uns aber auch einander, wir übernehmen emotionale Verantwortung und wollen ihr gerecht werden. Das eine geht nicht ohne das andere.  
 
Wir gehen mit einer Partnerschaft einen Bund ein, den wir schwächen, wenn wir das Band lösen, sei es auch nur an einer Stelle oder nur vorübergehend zur Lustbefriedigung. Wo bleibt da unsere Phantasie? Getötet vom allgegenwärtigem Überfluss? Wir brechen ein Versprechen, selbst wenn wir es so nie in Worte gefasst haben, unsere Augen und Hände  haben es im Stillen irgendwie doch getan.    
 
Die Frage nun ist eigentlich nicht WARUM. Diese Frage kann eigentlich nicht so recht beantwortet werden, weil sie uns zur Natur des Menschen führt. Es gibt auf diese Frage auch sicher 1000 verschiedene Antwortversuche, die jeder für sich ein bisschen wahr sind.
 
Ich glaube, es ist wichtiger zu fragen, wie können wir damit zurechtkommen, wenn wir betrogen wurden oder betrogen haben auf welche Art auch immer.  
 
Für mich ist es am Wichtigsten zu wissen, was ich mir selber wünsche. Und indem ich es meinem Partner genauso gebe, kann er mit mir fühlen. Und irgendwann wird es - so stelle ich es mir vor - ein gegenseitiges Zeigen, Geben, Nehmen, Erfüllen, Erfüllt sein. Geschafft hab ich das noch nicht ganz aber die Ansätze sind gar nicht so übel muss ich mal sagen  
 
Irgendwann werden Verletzungen auch immer schwerer, seien es nun welche, die man austeilt oder einsteckt. Und das meinte ich am Anfang mit dem Genug sein. Irgendwann fragen wir uns ernsthaft, wie wir nur so sein konnten, dieses oder jenes tun konnten. Die Konsequenzen haben wir genau vor Augen, manchmal waren sie ziemlich hart und bitter.  
 
Ich weiss nicht ob der Zustand anhält, glaube aber nicht, es sich bei mir nochmal grundlegend ändern wird.  
Vertrauen und Treue sind für mich essentiell in einer Partnerschaft. S. Hingabe an einen Nebenpartner krieg ich für mich nicht auf die Reihe und  ich bin froh darüber, dass ich Respekt gewonnen habe. Ich fühle mich viel ruhiger und freier auf diese Art als ich es auf die andere war. Bei mir war das GENUG denke ich erreicht.  
 
Und mein Glaube ist, dass es möglich ist, für jeden möglich ist, einen Menschen zu finden, der in dieser Hinsicht ähnlich fühlt und denkt. Wenn Du oft genug gesprungen bist, dann ist AUCH DAS irgendwann langweilig und es ist glaube ich natürlich, dass wir mit der Zeit auch alles in allem ruhiger werden, wir haben viel gefunden und ständig noch mehr Suchen kann sehr ermüden.  
Uups - da fällt mir der Spruch ein, je oller je doller   hmmh, da bleibe ich jetzt auch hängen. Vielleicht äusser ich mich ja in 20 Jahren ja auch nochmal zum Thema  
 
Also ich glaube eher daran, dass es mit der Zeit oder irgendwann bei jedem so sein müsste wie bei dem zufriedenen glücklichen Mönch, der jahrzehntelang tagaus tagein dasselbe Stückchen Kies glattkehrt und dem kein bisschen langweilig dabei ist (danke GerdS für den Verweis auf den sehr guten Thread zum Thema und danke Mick für die kleine Geschichte mit dem Mönch).
 
Ui, das ist ja jetzt eine ganz schöne Abhandlung geworden, das wars halt, was mir zum Thema eingefallen ist und heute war auch genau der Tag, an dem es rausmusste.
 
Lieben Gruss
Gia

----- schnipp ------

07.09.2004 03:11 • #110


E
Hallo,

hier mal was zum Thema Verallgemeinerungen und Schubladen... Fast jede(r) lehnt sie ab, aber fast jede(r) benutzt sie... unbewußt. Z.B. in der Astrologie, oder in der Werbung, oder beim Kennenlernen... 1000fach im täglichen Leben.


Grosser Geist,
bewahre mich davor über einen Menschen zu Urteilen, ehe ich nicht eine Meile in seinen Mokassins gelaufen bin.
(Indianerweisheit)

Dieser an sich zutreffende Spruch führt mich zu einem der größten Mißverständnisse, dem ich immer wieder begegne bei Leuten, die zwanghaft individuell sein möchten ohne sich darüber bewußt zu sein, daß dazu auch individuelles Verhalten nötig ist:

Vergleiche, Verallgemeinerungen und Schubladen werden in unserer Gesellschaft dazu benutzt, Dinge zu vereinfachen, um sie besser handhaben zu können. Man kann sich das Leben dadurch einfacher machen. Die Gefahr ist aber, daß man einer Sache oder einem Menschen nicht wirklich gerecht wird und eine Fehleinschätzung vornimmt. Oder es werden Schubladen benutzt, um Menschen zu manipulieren, was heutzutage an der Tagesordnung ist. Wir leben also in einer Zeit des Schubladendenkens und zwar so perfekt organisiert und subtil, daß wir dessen normalerweise nicht bewußt werden. Jeder von uns glaubt, daß er unvergleichlich ist, daß er eine eigene Meinung hat, daß er einzigartig ist, daß er als Individuum behandelt werden möchte. Das ist theoretisch richtig, aber dadurch, daß wir von außen massiv manipuliert werden, gibt es dennoch vergleichbares Verhalten. Und das kann und muß man berücksichtigen, wenn man nicht isoliert oder unterdrückt werden will, denn die wenigsten Gesellschaftsformen dulden wahren Individualismus. Man kann also davon ausgehen, daß es in der Praxis keine reine Individualität gibt.
Menschenkenntnis z.B. ist nichts anderes als ein gewisses Schubladendenken, das sich aus eigenen Erfahrungen und im optimalen Fall auch aus denen anderer formiert. Sie hilft, sich zu schützen oder Vertrauen zu fassen. Wenn wir jeden Menschen völlig individuell betrachten würden (könnten?), dann wären wir durch den Mangel an Vergleichswerten nicht im Geringsten in der Lage zu beurteilen ob dieser Mensch uns gut tut oder nicht. Wir müßten auch immer wieder von vorne anfangen, und das bedeutet, daß wir uns im Verlauf von Jahren immer wieder die gleichen Fragen stellen würden, ohne Antworten zu bekommen die uns weiter bringen. Vor allem, wenn es um menschliche Beziehungen geht.
Die Kunst ist nun, meiner Meinung nach, daß wir unsere Fehleinschätzungen, die durch den Vergleich zwangsweise entstehen, immer wieder relativieren , oder anders gesagt unsere Schubladen jeden Tag öffnen müssen und nachschauen, ob derjenige noch da rein passt wo wir ihn hingesteckt haben. Das gilt in gleichem Maß natürlich auch für Dinge.
Eine totale Ablehnung von Vergleichen oder Schubladen ignoriert das tatsächliche Vorhandensein derselben und geht an der Realität vorbei. Nur die bewußte Annahme von Schubladendenken, und vor allem das Erkennen desselben, kann die Manipulation verhindern oder zumindest einschränken. Was wiederum, logisch, zu mehr Individualität führt. Also nicht der ist individuell, der sich nur einbildet es zu sein, sondern derjenige, der ganz bewußt seinen Grad an Manipuliertheit erkennen kann und bekämpft.

Es bleibt nicht aus, daß wir von anderen in eine ihrer Schubladen gesteckt werden.
Bedenklich wird es aber, wenn wir uns dort wie zu Hause fühlen.
(Ernst Ferstl)

... oder wenn sie uns da nicht mehr raus lassen!


Nein, ich mache mir das nicht einfach... Ich benutze das was ich um mich herum sehe, höre und fühle, aus vielen Quellen, um Dinge zu begreifen. Und um Dinge begreifen zu können muß man sie vereinfachen. Ansonsten kann man auch gleich darauf verzichten, irgendwelche Dinge begreifen zu wollen. Wenn die Menschen fähig wären, die Welt in ihrer ganzen Komplexität zu begreifen, wäre sie eine andere. Was haben unsere intelligentesten Köpfe denn schon begriffen vom Leben, von der Natur, von der Bestimmung des Menschen? Intelligenz und Verstand werden doch gerade von denen mißbraucht, die wir als klug und gebildet bezeichnen. Deshalb habe ich absolut keinen Respekt mehr vor solchen Leuten, im Gegenteil: Ich habe Hochachtung vor Menschen mit rücksichtsvoller, emotionaler Intelligenz. Und wenn es nur eine Putzfrau ist, die etwas Wichtiges erkannt hat.
Selbst wenn man das Leben als Prüfung für ein nächstes Leben betrachtet, muß man es sich und den anderen nicht noch schwerer machen als es sowieso schon ist. Vor allem NICHT DEN ANDEREN. Und jenen Leuten paroli zu bieten, die das leider tun (ob mit Absicht oder nicht), das scheint mir ein erster Weg, um glücklicher und befreiter leben zu können.

Toleranz gegen Intoleranz ist nicht Toleranz, sondern Dummheit

... und man hilft niemandem damit, wenn man diese falsche Toleranz ausübt und Tatsachen ignoriert...



09.10.2004 17:41 • #111


E
Hallo,

hier mal was zum Thema Verallgemeinerungen und Schubladen... Fast jede(r) lehnt sie ab, aber fast jede(r) benutzt sie... unbewußt. Z.B. in der Astrologie, oder in der Werbung, oder beim Kennenlernen... 1000fach im täglichen Leben.


Grosser Geist,
bewahre mich davor über einen Menschen zu Urteilen, ehe ich nicht eine Meile in seinen Mokassins gelaufen bin.
(Indianerweisheit)

Dieser eigentlich zutreffende Spruch führt mich zu einem der größten Mißverständnisse, dem ich immer wieder begegne bei Leuten, die zwanghaft individuell sein möchten ohne sich darüber bewußt zu sein, daß dazu auch individuelles Verhalten nötig ist:

Vergleiche, Verallgemeinerungen und Schubladen werden in unserer Gesellschaft dazu benutzt, Dinge zu vereinfachen, um sie besser handhaben zu können. Man kann sich das Leben dadurch einfacher machen. Die Gefahr ist aber, daß man einer Sache oder einem Menschen nicht wirklich gerecht wird und eine Fehleinschätzung vornimmt. Oder es werden Schubladen benutzt, um Menschen zu manipulieren, was heutzutage an der Tagesordnung ist. Wir leben also in einer Zeit des Schubladendenkens und zwar so perfekt organisiert und subtil, daß wir dessen normalerweise nicht bewußt werden. Jeder von uns glaubt, daß er unvergleichlich ist, daß er eine eigene Meinung hat, daß er einzigartig ist, daß er als Individuum behandelt werden möchte. Das ist theoretisch richtig, aber dadurch, daß wir von außen massiv manipuliert werden, gibt es dennoch vergleichbares Verhalten. Und das kann und muß man berücksichtigen, wenn man nicht isoliert oder unterdrückt werden will, denn die wenigsten Gesellschaftsformen dulden wahren Individualismus. Man kann also davon ausgehen, daß es in der Praxis keine reine Individualität gibt.
Menschenkenntnis z.B. ist nichts anderes als ein gewisses Schubladendenken, das sich aus eigenen Erfahrungen und im optimalen Fall auch aus denen anderer formiert. Sie hilft, sich zu schützen oder Vertrauen zu fassen. Wenn wir jeden Menschen völlig individuell betrachten würden (könnten?), dann wären wir durch den Mangel an Vergleichswerten nicht im Geringsten in der Lage zu beurteilen ob dieser Mensch uns gut tut oder nicht. Wir müßten auch immer wieder von vorne anfangen, und das bedeutet, daß wir uns im Verlauf von Jahren immer wieder die gleichen Fragen stellen würden, ohne Antworten zu bekommen die uns weiter bringen. Vor allem, wenn es um menschliche Beziehungen geht.
Die Kunst ist nun, meiner Meinung nach, daß wir unsere Fehleinschätzungen, die durch den Vergleich zwangsweise entstehen, immer wieder relativieren , oder anders gesagt unsere Schubladen jeden Tag öffnen müssen und nachschauen, ob derjenige noch da rein passt wo wir ihn hingesteckt haben. Das gilt in gleichem Maß natürlich auch für Dinge.
Eine totale Ablehnung von Vergleichen oder Schubladen ignoriert das tatsächliche Vorhandensein derselben und geht an der Realität vorbei. Nur die bewußte Annahme von Schubladendenken, und vor allem das Erkennen desselben, kann die Manipulation verhindern oder zumindest einschränken. Was wiederum, logisch, zu mehr Individualität führt. Also nicht der ist individuell, der sich nur einbildet es zu sein, sondern derjenige, der ganz bewußt seinen Grad an Manipuliertheit erkennen kann und bekämpft.

Es bleibt nicht aus, daß wir von anderen in eine ihrer Schubladen gesteckt werden.
Bedenklich wird es aber, wenn wir uns dort wie zu Hause fühlen.
(Ernst Ferstl)

... oder wenn sie uns da nicht mehr raus lassen!


Nein, ich mache mir das nicht einfach... Ich benutze das was ich um mich herum sehe, höre und fühle, aus vielen Quellen, um Dinge zu begreifen. Und um Dinge begreifen zu können muß man sie vereinfachen. Ansonsten kann man auch gleich darauf verzichten, irgendwelche Dinge begreifen zu wollen. Wenn die Menschen fähig wären, die Welt in ihrer ganzen Komplexität zu begreifen, wäre sie eine andere. Was haben unsere intelligentesten Köpfe denn schon begriffen vom Leben, von der Natur, von der Bestimmung des Menschen? Intelligenz und Verstand werden doch gerade von denen mißbraucht, die wir als klug und gebildet bezeichnen. Deshalb habe ich absolut keinen Respekt mehr vor solchen Leuten, im Gegenteil: Ich habe Hochachtung vor Menschen mit rücksichtsvoller, emotionaler Intelligenz. Und wenn es nur eine Putzfrau ist, die etwas Wichtiges erkannt hat.
Selbst wenn man das Leben als Prüfung für ein nächstes Leben betrachtet, muß man es sich und den anderen nicht noch schwerer machen als es sowieso schon ist. Vor allem NICHT DEN ANDEREN. Und jenen Leuten paroli zu bieten, die das leider tun (ob mit Absicht oder nicht), das scheint mir ein erster Weg, um glücklicher und befreiter leben zu können.

Toleranz gegen Intoleranz ist nicht Toleranz, sondern Dummheit

... und man hilft niemandem damit, wenn man diese falsche Toleranz ausübt und Tatsachen ignoriert...




09.10.2004 18:01 • #112


E
Hi

Ich wünsche mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann;
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann;
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. (Oetinger)

Die Weisheit eines Menschen mißt man nicht nach seiner Erfahrung, sondern nach seiner Fähigkeit, Erfahrungen zu machen.

(Shaw)


Ich bezweifle nicht, dass jeder von uns ein Schubladendenken hat, nur wird leider allzu schnell die Schublade auf und wieder zu gemacht, ohne sich darum zu bemühen, einen Menschen wirklich zu erkennen.
Gleichermaßen ist es völlig unsinnig, diese Schubladen bei allen Menschen die man kennt immer wieder zu hinterfragen, sicherlich ist es nötig, dies bei Menschen zu tun, die uns wichtig sind, oder unser Leben irgendwie beeinflussen (können), aber ansonsten ist es mir ziemlich egal zu reflektieren, ob die Schublade noch passt.

Gemachte Erfahrungen sind wie die Hand auf der heissen Herdplatte, ich müsste schön dämlich sein, meine Hand da noch mal drauf zu legen ;D

Schönen Abend dir
Gruss Thilde

09.10.2004 19:01 • #113


E
Sorry, passt aber irgendwie sehr gut hierher:

Bob Dylan, Blowin' In The Wind

How many roads must a man walk down
Before you call him a man?
Yes, 'n' how many seas must a white dove sail
Before she sleeps in the sand?
Yes, 'n' how many times must the cannon balls fly
Before they're forever banned?
The answer, my friend, is blowin' in the wind,
The answer is blowin' in the wind.

How many times must a man look up
Before he can see the sky?
Yes, 'n' how many ears must one man have
Before he can hear people cry?
Yes, 'n' how many deaths will it take till he knows
That too many people have died?
The answer, my friend, is blowin' in the wind,
The answer is blowin' in the wind.

How many years can a mountain exist
Before it's washed to the sea?
Yes, 'n' how many years can some people exist
Before they're allowed to be free?
Yes, 'n' how many times can a man turn his head,
Pretending he just doesn't see?
The answer, my friend, is blowin' in the wind,
The answer is blowin' in the wind.

Bob Dylan

01.11.2004 20:41 • #114


E
Dieser Text ist von Irwisch, am 02.12.2004 veröffentlicht in Single.de, Ich poste das hier weil ich im Grunde derselben Meinung bin wie er.

ciao


Bewußtsein für alle

In Anlehnung an Isidor's Artikel Auf dem Weg ins Elend
Kurze Abhandlung zur aktuellen deutschen Misere und zu ähnlichen Miseren in ähnlich strukturierten Staaten dieses Planeten.

(einige nicht relevante persönliche Sätze entfernt)

Vor längerer Zeit, als ich noch im Usnet-SCI-Forum fleißig zugange war, schrieb einmal ein Idealist ungefähr folgenden Wortlaut: Das Ziel eines jeden Menschen besteht in einem gelingenden Leben. Damals war ich selbst noch zu unbedarft und ungebildet, um die tiefe Weisheit dieser Worte zu verstehen, und ich schrieb ihm zurück, daß das doch viel zu einfach wäre. Heute weiß ich jedoch, daß wir in den modernen Industriestaaten den Mitteln, die wir einst zu genau diesem Zweck erfanden, inzwischen eine weit höhere Priorität einräumen als den Zielen, die wir damit eigentlich erreichen wollen. Wollen wir dieses Ziel noch immer erreichen? Oder haben wir inzwischen resigniert im globalen Spiel Jeder-gegen-Jeden?

Dadurch, das die Welt, die wir uns mit unseren Indrustrienationen geschaffen haben, zunehmend komplizierter wird, sind rein mechanische Entscheidungshilfen, wie sie die verinnerlichten Werte und Moralvorstellungen darstellen, nicht mehr ausreichend, um sich wirkungsvoll in dieser Welt zu orientieren. So ist es kein Wunder, daß sich hier viele Menschen aufgeben und es vorziehen, sich ausschließlich ihrem persönlichen Wohlbefinden zu widmen. Nun wissen aber die meisten Menschen recht wenig darüber, wie das menschliche Wesen beschaffen ist, sie wissen nichts über das unermeßliche Suchtpotential kurzlebiger Vergnügungen, sie haben keinen Plan für ihre persönliche Reifung und Vollendung.

Hier eine letztendliche Ursache ausmachen zu wollen gleicht im Grunde der Suche nach einem Schuldigen. Doch mir schwant immer deutlicher, daß es sich hier um eine Problematik handelt, die dem von uns bevorzugten System des Zusammenlebens grundsätzlich innewohnt.

Die folgende Aufstellung stellt weder eine Lösung noch eine Anklage dar, sondern ist lediglich eine grobe Umschreibung:

Die fehlende Bildung in der Bevölkerung ist Resultat fehlender Lehrer.

Die fehlenden Lehrer sind einerseits Resultat der Zwänge von Erziehungsberechtigten, die außer Haus arbeiten gehen müssen und sich so nicht ihren Kindern widmen können. Andererseits stellt das Bildungskonzept der staatlichen Schulen eine absolute Minimal-Lösung dar. Man sagt zwar den Schülern, sie würden für's Leben lernen, doch in Wirklichkeit wird in den Schulen sehr wenig vermittelt, was im wirklichen Leben nachher wirklich hilfreich ist.

Ein weiterer Aspekt der heutigen Arbeit besteht in der zunehmender Entfremdung. Diese ist nichts anderes als das Resultat fehlender Freude bei der täglichen Arbeit. Der Stumpfsinn, der den meisten Jobs innewohnt, zermürbt die Menschen und raubt ihnen die letzten Energiereserven. Die zahllosen Mailwechsel, die ich hier mit alleinerziehenden und arbeitenden Müttern erleben durfte, belegen das eindrücklich. Kein Wunder, daß viele Eltern abends keine Lust mehr auf Kinder haben, daß sie die paar Stunden, die ihnen vor dem Zubettgehen bleiben, lieber zur vermeintlichen Regeneration vor der Glotze verwenden.

Die zunehmende Verblödung der Bevölkerung ist Resultat verblödender Zeitvertreibe wie TV oder Videospiel oder Bildzeitung oder -- letztlich fehlender Urteilsfähigkeit und ausgeprägter Orientierungslosigkeit. Die Zahl der Menschen, die regelmäßig gute Bücher lesen, geht ständig zurück. Die Bildzeitung ist laut eines Menschen, der sich im TV als Philosoph darstellte, inzwischen voll gesellschaftsfähig geworden, ein unverzichtbarer Bestandteil deutscher Meinungsbildung. Das Niveau der TV-Sendungen nimmt beinahe täglich ab.

In den Schulen wird weit mehr Konkurrenzverhalten statt Solidarität gefördert. Man nimmt leichtfertig an, daß dies den Schülern angesichts der Härte, die das System von ihnen als Erwachsene fordern wird, eine Hilfe zum Überleben in der Gesellschaft sein wird.

Die zunehmende Knappheit von Arbeitsplätzen ist Resultat einerseits der Automatisierung und andererseits der ständigen Rationalisierung, die man auch als grenzenlose Profitsucht bezeichnen könnte. Die Möglichkeiten für neue Firmengründungen sind quasi nicht vorhanden, der Markt ist abgesteckt, die Pfründe verteilt an eine klitzekleine Minderheit.

Autonome Gemeinschaften zu begründen, um das Leben in kleineren Kreisen anders zu gestalten, ist schlicht verboten. Versuche mit lokaler Währung wurden zwar immer wieder gemacht, jedoch mit brachialer Gewalt vom herrschenden System ausgemerzt. Die Menschen bleiben so dem Funktionieren des gegebenen Systems auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Sollte eines Tages alles zusammenbrechen, Hunger und Elend die breiten Massen heimsuchen, sind die Verantwortlichen schnell verschwunden.

An vielen Arbeitsplätzen herrscht ein gewaltiger Unterordnungsdruck, der noch zunehmen wird, je nachdem die Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes ansteigt. Das macht die Menschen willfähriger, als für ihr gesundes funktionierendes Leben förderlich ist. Die Kinder solcher Arbeitnehmer lernen somit von ihren Eltern, daß Schleimen und Einschmeicheln vorwärts bringt, Aufrichtigkeit und Eigenständigkeit im Denken dagegen nur Ärger und Armut einbringt. Und erzähl mir nur ja keine/r, daß er/sie das Kunststück fertigbringt, im Job einen vollkommen anderen Menschen darzustellen als privat ...

Diese Reihe könnte noch sehr lange fortgesetzt werden, doch will ich auf etwas anderes hinaus:

Im Grunde hängt alles mit allem zusammen, so daß Fortschritt oder Untergang nicht durch einzelne isolierte Veränderungen an dieser oder jener Schraube des Systems entschieden werden, sondern vom Bewußtsein aller beteiligten Menschen abhängen.

Es gilt somit, ein Bewußtsein von diesen Zusammenhängen bei allen zu erreichen. Es gilt weiterhin, daß jene, die allzu satt in ihren Sesseln sitzen, die (noch) allzu genüßlich vom bestehenden System (vermeintlich) profitieren, schwerer von notwendigen Änderungen zu überzeugen sind als jene, die am System leiden (grob gesagt). Das ist keine leere Behauptung von mir, sondern leidvolle empirische Erfahrung! Ein weiterer Aspekt, den es zu beachten gilt, besteht in der Tatsache, daß die Moralität und das ethische Empfinden mit dem Aufstieg in der gesellschaftlichen Hierarchie stetig abnimmt. Menschen in den oberen Rängen fühlen sich weit weniger verpflichtet, sich an die Regeln zu halten, als Menschen an der Gesellschaftsbasis. Und das meine ich nicht im Zusammenhang mit Zwang zur Arbeit und Pflicht, der weiter oben zunehmend wegfällt (dort oben herrschen andere Zwänge), sondern aufgrund innerer Überzeugung. Würden nur annähernd so viele Menschen aus den unteren Rängen in derartigem Umfang kriminelle Energien (z.B. Korruption) entwickeln wie die Leute aus den obersten Reihen, wäre schon längst das absolute Chaos ausgebrochen.

In seinem Werk Status und Scham weist Sighard Neckel ebenso wie Hilge Landweer in ihrem Buch Scham und Macht nach, wie Normen über die Scham im Individuum leiblich verankert sind (Landweer). Die Wichtigkeit und Bedeutung, die sich in der Hierarchie Höherstehende selbst zuschreiben, erlaubt ihnen auch, weniger Scham bei den gleichen Regelübertretungen zu empfinden als Tieferstehende. Schamlosigkeit, die keine Konsequenzen nach sich zieht, führt zum Entlernen von Schamreaktionen, so daß der Ausbeuter zu imemr rigoroseren Mitteln zum Erreichen seiner Ziele greifen kann. Global Player fühlen sich an überhaupt keine Regeln mehr gebunden, empfinden also auch keine Scham bei Übertretungen, die für sie augenscheinlich nicht gelten.


Die Tatsachen, die das Suchtverhalten im Zusammenhang mit der Dro. Macht betreffen, sind zwar nicht auf breiter Basis bekannt, aber unwiderlegbar. So streben gewöhnlich nicht die Aufrechten und Anständigen zur Macht, sondern die Skrupellosen und Korrupten. Daß diese Machtgierigen - Politiker, Manager, Bankdirektoren, Konzerneigner usw. - ihre wahren Absichten verschleiern, ist selbstredend und bedarf im Grunde keiner weiteren Erörterung.

Diese Machtstreber und Machtwilligen - ich bevorzuge den Ausdruck Machtgeile - sind größtenteils ebenso Opfer: von fehlender humanistischer Bildung und defizitärer Charakter-Entwicklung. Machtbedürfnis in diesem Ausmaß ist übertriebenes Kontrollbedürfnis und somit pathologisch zu bewerten. Wer andere kontrollieren möchte, versucht damit, seine Angst vor diesen anderen zu kompensieren. Die mannigfaltigen Rechtfertigungen für Machtansprüche täuschen vielleicht den Unbedarften, nicht jedoch den informierten und in psychologisch-soziologischen Belangen Kundigen.

Die psychologische Literatur bietet umfangreiches Material zu dieser Thematik, so daß der interessierte Leser dort Vertiefendes finden wird. Zur Einführung sei Erich Fromm's Die Pathologie der Normalität empfohlen. Die dort befindliche Literaturliste mag den interessierten Laien weiterführen.

Wer sich wie ich meinesgleichen aus echtem Interesse (das wörtlich übersetzt darinnen sein bedeutet) mit diesen Zusammenhängen befaßt, schützt sich durch das Erkennen dieser Kausalitäten vor dem falschen Bedürfnis nach Macht. Somit läßt sich ohne weiteres behaupten, daß Bildung - und damit meine ich nicht das, was heute so leichtfertig als Allgemeinbildung verkauft wird: das rein angelesene Wissen über berühmte Menschen oder Geschichtsdaten, sondern vielmehr humanistisch-philosophische Bildung - eine Grundlage und so Garant für moralisch-ethisches Verhalten darstellt. Sozialisierung bedeutet nicht, wie die ahnungslosen Ökonomen (die sich Wirtschaftswissenschaftler nennen) uns lehren, den Menschen versklaven. (Die drücken das natürlich etwas freundlicher aus, meinen aber dennoch, unausweichliche Zwänge etablieren zu müssen, weil an jeder Wirtschaftsflaute die arbeitende Bevölkerung Schuld hat, die nicht genug malocht, die zu viel Geld für ihre Arbeit will und die sowieso ein faules Pack darstellt, das man täglich zur Arbeit antreiben muß.) Sozialisierung bedeutet die Vermittlung von Werten. In unserer Gesellschaft werden aber Unwerte belohnt, Werte sind verpönt. Zwar redet man im Allgemeinen von erstrebenswerten Tugenden, doch wer sich diese leistet, wer sie tatsächlich lebt, zieht nicht selten den Haß seiner Mitmenschen auf sich. Das Wort Gutmensch ist so im Begriff, zu einem Schimpfwort degradiert zu werden. Das Mißtrauen, das dargestellter Tugendhaftigkeit heute allgemein entgegengebracht wird, ist für mich durchaus verständlich: zu viele simulieren eine humanistische Haltung, um die Menschen damit zu manipulieren und um davon materiell zu profitieren. Im Handeln sind die meisten Menschen heute nicht mehr besonders tugendhaft. Ja, Tugendhaftigkeit hat in großen Kreisen der Bevölkerung inzwischen einen negativen Beigeschmack bekommen. Hier zeigt sich wieder einmal die Macht des psychologischen Prinzips der Rationalisierung. Der Mensch redet sich ein, gut zu sein, und ist in seinen Taten um so schlechter. Wer in seinen Taten gut ist, muß nicht ständig darüber reden.

* * * * *

Es ist für mich in keinster Weise nachvollziehbar, warum Leute, die Abgeordnete genannt werden, nach Kriterien wie Durchsetzungsvermögen und Skrupellosigkeit ausgesucht werden. Diese Kritieren sind vielleicht einer wilden Affenhorde würdig, die sich den grausamsten aus ihrer Mitte zum Anführer wählt, aber dem, was der Mensch potentiell ist, vollkommen unwürdig. Ich plädiere hiermit für umfassende Charakter- und Gesinnungsprüfung der Menschen, die sich um öffentliche Ämter bewerben. Die psychologischen Meßwerkzeuge dafür sind vorhanden.

Ebensowenig ist es für mich sinnvoll, einigen Wenigen unter uns den Großteil der Ressourcen zu überlassen und der großen Masse nur die Krümel. Wieso benötigen wir heute noch gottgleiche Kaiser und Könige, auch wenn wir sie anders benennen? Die Menschen reden ständig davon, in modernen Zeiten zu leben. Doch das einzige, was diese Zeiten von früheren unterscheidet, ist die hochentwickelte Technik.

Für mich allerdings sehr verständlich und nachvollziehbar ist die Tatsache, daß Industrienationen, wie wir sie heute fast auf der ganzen Welt haben, eine sehr neue, im Vergleich mit der ganzen Menschheitsgeschichte erst Sekunden währende Erscheinung sind. Ich verstehe heute, nachdem ich viel über frühere Zeiten gelesen habe, sehr gut, daß die Menschen nicht so ohne weiteres mit dieser Lebensform zurechtkommen, daß quasi alles aus dem Ruder läuft - je mehr reglementiert wird, desto heftiger. Es wurde quasi vergessen, den Menschen ebenso weiterzuentwickeln wie die Technik.

Wenn erst einmal diese eine Einsicht, daß wir Menschen Schwestern Brüder sind, daß wir heute mehr denn je Solidarität statt Konkurrenzverhalen benötigen, daß es auf das Bewußtsein von jedem Einzelnen ankommt - wenn dieses Bewußtsein auf breiter Basis Fuß gefaßt hat, dann kann's weitergehen, dann wird echter Fortschritt unaufhaltsam. Derzeit sieht's leider so aus, als wäre der Untergang unaufhaltsam. Doch davon darf man sich als echter Glaubensbruder - ja, ich glaube an das Gute im Menschen, an seine Fähigkeit, sich aus diesem Schlamassel herauszuarbeiten - nicht beirren lassen. Ich war persönlich schon in vielen schlimmen Situationen wie Obdachlosigkeit, Arbeitslosigkeit, gewalttätiger Übermacht gegenübergestanden u.v.m., und habe bis heute niemals aufgegeben. (Der Tod kommt von alleine, da muß ich kein bißchen nachhelfen.)

Wir haben nur dieses eine Leben! Werft es nicht weg, verirrt euch nicht in Sackgassen, aus denen es dann oft kein Zurück mehr gibt! Entwickelt echtes Interesse und Engagement für das menschliche Bewußtsein! Es lohnt sich!!!

Irwisch

02.12.2004 15:32 • #115


E
und hier aus aktuellem Anlaß:


Jenseits des tiefverschneiten Waldes

Jenseits des tiefverschneiten Waldes trafen sich zu Beginn der Adventzeit die Liebe, die Zufriedenheit, der Traum und die Weisheit. Die Weisheit hatte diese wichtige Versammlung einberufen. Die Liebe war in ihrem besten roten Kleid erschienen und neben dem weiten Sternenmantel des Traumes wirkte das bescheidene Kleid der Zufriedenheit ganz glanz- und wertlos.
Es freut mich, dass ihr alle so pünktlich erschienen seid, sprach die Weisheit. Im Wald herrschte friedliche Stille und nur hin und wieder war der Schrei eines Nachtkauzes zu hören.
Ich habe euch zu mir gebeten, damit ihr mir helft, wieder wahre Gefühle zu der gefühlsverwahrlosten Menschheit zu bringen. Seht euch um, wo ist die Liebe geblieben – kurzfristig vielleicht wird sie angenommen, gehegt und gepflegt, aber nach einiger Zeit wird sie abgelegt wie ein Kleidungsstück, das zu kurz oder zu eng geworden ist. Und wer ist heute noch zufrieden? Jeder will mehr, vor allem mehr als andere besitzen, mehr Macht und mehr Geld haben. Ja, und auch die Träume werden ausnahmslos analysiert und auf der Couch eines Psychoanalytikers breitgetreten. An dieser Stelle seufzte der Traum tief in seinen Sternenmantel und nickte zustimmend.
Die Menschen haben das Lachen verlernt, und dabei führt das Lachen allein zur Liebe, ergänzte die Liebe leise und man merkte, dass sie leicht zu frieren begann. Die Zufriedenheit wischte sich ihre Nase am Zipfel ihrer Kleiderschürze ab und steckte die Hände noch tiefer in die Jackentaschen, denn ihr war mittlerweile auch kalt geworden. Wir sollten die Adventzeit nützen, erhob die Weisheit wieder ihr Wort, und versuchen, die Herzen der Menschen ein klein wenig zu öffnen. Wenn uns das gelingt, so ist schon ein entscheidender Schritt getan, unsere Welt ein wenig zu verbessern.“
Ich schlage vor, sagte die Weisheit, dass ihr euch jetzt auf den Weg macht und mir bis zum Heiligen Abend ein Geschenk mitbringt, das den drei Grundsätzen Liebe, Zufriedenheit und Träumen entspricht. Und diese Geschenke werden wir an diesem Abend auf der Welt verteilen. Je nachdem welche Geschenke ihr bringt, wird es mit der Verbessereung der Welt rascher oder langsamer voran gehen.
Welch kluge Ideen du doch immer hast, sagte die Liebe. Lasst uns doch gleich beginnen, denn bis Heiligabend sind nur noch 24 Tage Zeit.
Wir treffen uns also an Heiligabend hier an dieser Stelle bei Einbruch der Dunkelheit, rief ihnen die Weisheit nach.
Die Zeit verging sehr schnell und der Tag des ausgemachten Treffens rückte immer näher. Die Weisheit hoffte sehr, dass die Drei solche Geschenke bringen werden, die auch wirklich mithelfen würden, die Welt ein bisschen zu verbessern.
Endlich war es soweit und die Weisheit machte sich auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt. Wie erstaunt war sie, als die Liebe, der Traum und die Zufriedenheit schon da waren. Nun, meine Lieben, was habt ihr mir mitgebracht, fragte die Weisheit.
Der Traum trat vor und sprach: Wir sind lange umhergeirrt und haben versucht, passende Geschenke zu finden. Es war nicht leicht. Doch wir hoffen, wir haben deine Aufgabe gut gelöst. Hier ist mein Geschenk. Der Traum hob seinen sternenbesetzten Mantel hoch, und hervor trat die Hoffnung.
Ich habe dir die Demut mitgebracht, rief die Liebe und sie erstrahlte bei diesem Satz in einem ganz zarten Rosa. Und ich habe das Glück gefunden, sprach die Zufriedenheit, es hat mir fest versprochen, uns zu helfen. Die Weisheit schmunzelte: Ihr habe die einzig richtigen Geschenke gefunden. In unseren Träumen spiegelt sich die Hoffnung wieder, die Demut ist Bestandteil der Liebe und das Glück ist untrennbar mit der Zufriedenheit verbunden. Ihr habt ausgezeichnet gewählt. Ich bin sehr stolz auf euch. Denn mit der Hoffnung, dem Glück und der Demut werden wir die Menschen heiterer, fröhlicher und ein klein wenig weiser machen können. Die Liebe, die Demut, der Traum und die Hoffnung, die Zufriedenheit und das Glück nahmen sich bei den Händen und die Weisheit in die Mitte, und man hörte sie noch bis tief in die Nacht hinein lachen, singen und tanzen.

(unbekannt)

02.12.2004 17:57 • #116


E
[glow=red,2,300]und man hörte sie noch bis tief in die Nacht hinein lachen, singen und tanzen.

[/glow]

He Klaus, super Story!

Und danach sind die 6 dann direkt zum Flughafen, haben bei Ryanair einen Billigflug gebucht und sind dann für die restlichen 11 Monate des Jahres auf den Ballermann geflogen, um mal so richtig die Kuh fliegen zu lassen. ;D

Nebenbei haben sie dann so richtig über die Menschen gelästert und gelacht und sich gegenseitig auf die Schultern geklopft, weil sie es mal wieder geschafft haben den Menschen eine Illusion zur Weihnachtzeit zu präsentieren.

Nee, dazu fällt mir dann nur Ludwig Hirsch ein.

Die Bosheit der Menschen!

[glow=red,2,300]Heilig heilig heilig
heilig ist der Herr
Heilig heilig heilig
heilig ist der Herr
Heilig heilig heilig
scheinheilig ist er.
Heilig heilig heilig
scheinheilig ist er.
Er der nie begonnen
er der immer war
ewig ist und waltet
sein wird immerdar.

Hör' sie dir an! rief der Herr zum Teufel, diese bösen Ketzereien! Diese Bestien da unten, sollen nach meinem Ebenbild sein?! Jetzt hör auf zu lachen, verdammt noch einmal, sag' schon, was soll ich tun'?!

Und der Teufel antwortet ihm.

Na, was schon, gütiger Herr, is' doch ganz einfach - bring' sie um!


[/glow]

Interpret: Ludwig Hirsch

Album: Bis zum Himmel hoch (1982)

02.12.2004 18:41 • #117


E
Hi ,

Und danach sind die 6 dann direkt zum Flughafen, haben bei Ryanair einen Billigflug gebucht und sind dann für die restlichen 11 Monate des Jahres auf den Ballermann geflogen, um mal so richtig die Kuh fliegen zu lassen.  ;D

nee ich denke die fliegen eher etwas besinnlicher und sicherer mit der Lusthansa nach Gomera und ernten dort Tomaten und Avocados. Dort werde ich sie dann treffen, aber erst muß ich noch in die Türkei

Nebenbei haben sie dann so richtig über die Menschen gelästert und gelacht und sich gegenseitig auf die Schultern geklopft, weil sie es mal wieder geschafft haben den Menschen eine Illusion zur Weihnachtzeit zu präsentieren.

Warscheinlich hast Du recht. Aber hast Du Dir auch mal Gedanken gemacht über die Wirkung des Sarkasmus auf die Menschen und Gesellschaft? Ich denke nur derjenige, der wirklich machtlos ist hat das recht darauf. Andere, die wirklich was ändern könnten sollten es auch tun. Solche Figuren wie Harald Schmidt, Stefan Raab, Herbert Grönemeyer, Constantin Wecker, Ludwig Hirsch, Ambros, Peter Cornelius und tausend andere hätten mehr tun können als nur sarkastische Lieder oder entsprechenden Humor zu machen. Ich denke, da sind die Egozentrik und das gefühlte Kleinbürgertum, und die Verachtung der einfachen Leute immer im Vordergrund. Das ist auch eine Art von Doppelmoral: Sich aufführen als ob man die Weisheit gefressen hat, aber dann den Profit einstreichen, immer gut Essen gehen und tolle Weiber abschießen, und sich am Ende über das einfache Fußvolk amüsieren. Insofern trifft Dein Text genau auf diese Menschen zu, und nicht auf die einfachen Naiven, die noch an das Gute glauben.

Nee, dazu fällt mir dann nur Ludwig Hirsch ein.

Der gehört auch zu dieser Spezies.

Eigentlich alle, die mit sozialem Engegement oder sarkastischem Humor Geld machen und sich als etwas Besseres darstellen. Dabei dienen sie damit nur denjenigen, die sie eigentlich angreifen, denn der Hauptreibach geht immer an die Mächtigen. Das heißt, sie leben auf Kosten derer, mit denen sie sich identifizieren, ohne jedoch sich auf diese Ebene begeben zu wollen. Das trifft doch noch viel besser auf unsere Medienleute und Politiker zu, das sind doch Musterbeispiele von Doppelmoral. Siehe Friedmann, der schon wieder im Sattel sitzt.

Und im internationalen Musikbereich ist das ja schon Programm, schlimmer kann das Geheuchel doch gar nicht sein.

cu

02.12.2004 19:17 • #118


E
Hi ,

Und danach sind die 6 dann direkt zum Flughafen, haben bei Ryanair einen Billigflug gebucht und sind dann für die restlichen 11 Monate des Jahres auf den Ballermann geflogen, um mal so richtig die Kuh fliegen zu lassen.  ;D

nee ich denke die fliegen eher etwas besinnlicher und sicherer mit der Lusthansa nach Gomera und ernten dort Tomaten und Avocados. Dort werde ich sie dann treffen, aber erst muß ich noch in die Türkei

Nebenbei haben sie dann so richtig über die Menschen gelästert und gelacht und sich gegenseitig auf die Schultern geklopft, weil sie es mal wieder geschafft haben den Menschen eine Illusion zur Weihnachtzeit zu präsentieren.

Warscheinlich hast Du recht. Aber hast Du Dir auch mal Gedanken gemacht über die Wirkung des Sarkasmus auf die Menschen und Gesellschaft? Ich denke nur derjenige, der wirklich machtlos ist hat das recht darauf. Andere, die wirklich was ändern könnten sollten es auch tun. Solche Figuren wie Harald Schmidt, Stefan Raab, Herbert Grönemeyer, Constantin Wecker, Ludwig Hirsch, Ambros, Peter Cornelius und tausend andere hätten mehr tun können als nur sarkastische Lieder oder entsprechenden Humor zu machen. Ich denke, da sind die Egozentrik und das gefühlte Kleinbürgertum, und die Verachtung der einfachen Leute immer im Vordergrund. Das ist auch eine Art von Doppelmoral: Sich aufführen als ob man die Weisheit gefressen hat, aber dann den Profit einstreichen, immer gut Essen gehen und tolle Weiber abschießen, und sich am Ende über das einfache Fußvolk amüsieren. Insofern trifft Dein Text genau auf diese Menschen zu, und nicht auf die einfachen Naiven, die noch an das Gute glauben.

Nee, dazu fällt mir dann nur Ludwig Hirsch ein.

Der gehört auch zu dieser Spezies.

Eigentlich alle, die mit sozialem Engegement oder sarkastischem Humor Geld machen und sich als etwas Besseres darstellen. Dabei dienen sie damit nur denjenigen, die sie eigentlich angreifen, denn der Hauptreibach geht immer an die Mächtigen. Das heißt, sie leben auf Kosten derer, mit denen sie sich identifizieren, ohne jedoch sich auf diese Ebene begeben zu wollen. Das trifft doch noch viel besser auf unsere Medienleute und Politiker zu, das sind doch Musterbeispiele von Doppelmoral. Siehe Friedmann, der schon wieder im Sattel sitzt.

Und im internationalen Musikbereich ist das ja schon Programm, schlimmer kann das Geheuchel doch gar nicht sein.

, irgendwie kommt mir der Sarkasmus einfach vor wie Stillstand und Aufgabe... eine typische Alterserscheinung. Und die Naivität ist das Gegenteil, eine Tugend der Jugend... warum kann man nicht versuchen, beides zu leben?

cu

02.12.2004 19:19 • #119


E
Zitat:
Ich denke, da sind die Egozentrik und das gefühlte Kleinbürgertum, und die Verachtung der einfachen Leute immer im Vordergrund. Das ist auch eine Art von Doppelmoral: Sich aufführen als ob man die Weisheit gefressen hat,


Also dann lieber Heino, Katja Ebstein, Roy Black und die Tausend anderer, welche die Menschen wirklich verarscht haben und über Jahrzehnte die Musikszene beherrscht haben?

Also da ist mir Sarkasmus, Ironie und Kabarett lieber als so eine heile Welt.

Und umsonst haben die es damals auch nicht gemacht.

Und was haben die verändert?

Musik kann wohl kaum etwas verändern aber Texte können zum nachdenken anregen.

Zudem kann man wohl nicht jeden erreichen.

Ich bin für meinen Teil bin rückblickend froh darüber, daß ich damals auf den Rheinwiesen gegen Pershing protestiert habe und auch heute noch mein Maul aufreiße.

Ich kann doch nix dafür, daß Joschka Fischer mittlerweile Atomreaktoren für China mit einer Hermesbürgschaft absichert. ;D

Und was ist mit dem Nockherberg?

Wenn dort die Politiker jedes Jahr derbleckt werden. ;D

Ich lache mich jedes Jahr darüber kaputt und finde es einfach gut.

Und denke mal darüber nach wie es wäre, wenn du in dem Geschäft wärst, würdest du es nicht machen?

Oder würdest du alles spenden?

He Klaus, soll ich schon mal einen Heiligenschein für dich basteln? ;D

[glow=red,2,300]warum kann man nicht versuchen, beides zu leben?

[/glow]

Warum fängst du nicht im Kleinen damit an?

Wie wäre es, wenn du mal bei dir anfangen würdest? ;D

Oder ich bei mir? ;D

Nee, die Menschen sind so und für ein wenig Nähe, Zärtlichkeit und Aufmerksamkeit, sind viele zu fast allem bereit.

Tja, dann müssen sie auch lernen mit Enttäuschungen zu leben.

Hast du dich schon mal gefragt, was ist mit dieser Hoffnung, Liebe, Demut, Toleranz und den vielen anderen Scheinheiligen auf sich hat?

Wenn du mal auf dem Rücken liegst und vorher nicht dein Leben gelebt hast, dann ist der Rest auch nicht mehr wichtig. ;)



I lieg am Ruckn

[glow=red,2,300]Ich Lieg Am Ruckn

I lieg am Ruckn und stier mit zugmachte Augen in die Finsternis.
Es is so eng und so wässrig um mi herum, i denk an dich.
I kann's noch gar net kapieren: Du liegst heut nacht net neben mir -
und i frier -
Wie lacht der Wind, wie weint der Regen, i möchtet's so gerne hören!
Du kannst dir's net vorstellen des beinharte Schweigen, da vier Meter unter der Erden.
Die Schuh auf Hochglanz poliert, ein'n Scheitel haben's mir frisert.
I frag mich wofür?
Aber vielleicht stehst grad da oben mit ein paar Tränen,
und vielleicht sickert eine, a kleine zu mir durch?
A ganz heisse, bitte, bitte, lass eine fallen,
weil mir is so kalt, mir is so kalt.
Und wann s' dir erzählen, dass ein Toter um Mitternacht aus'm Grab
ausse kommt -
ja des wär schön, is aber ein Schmäh - es gibt ka Geisterstund!
I schwör dir's, i hab's probiert: Kein Millimeter hab i mi grührt -
I will zu dir ...
Was is'n des, des komische Krabbeln bei die Zehen da vorn?
Jessas Maria, der erste Wurm!
Du liegst da und kannst di net rühren, die Würmer krallen dir ins
Hirn,
und sie dinieren.
Aber vielleicht stehst grad da oben mit ein paar Tränen,
und vielleicht sickert eine, a kleine zu mir durch?
A ganz salzige, bitte, lass eine fallen auf mein Grab!
Vielleicht könn' ma d' Würmer damit verjagen.
I lieg am Ruckn und stier mit zugmachte Augen in die Finsternis.
Es is so eng und so wässrig um mi herum, i denk an dich.
A Hoffnung is noch in mir: Vielleicht tun s' mi exhumieren?
Dann geh i in d' Bliah und komm zu dir und hol dich zu mir,
damit i net gfrier.[/glow]

Ludwig Hirsch




02.12.2004 19:54 • #120


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