Zum Nachdenken bei Liebeskummer

E
Hallo,

hier eine Liste von Menschenrechten, die jedem und jeder zusteht:

Virginia Satir, eine bekannte Familientherapeutin, hat für ihre Arbeit einmal eine Aufstellung der Rechte jedes Menschen angefertigt, die wir uns oft nicht selber zugestehen wollen.

1. Ich brauche keine Schuldgefühle zu haben, bloß weil das, was ich tue, sage oder denke, einem anderen nicht gefällt.

2. Ich darf wütend sein und meine Wut ausdrücken, solange ich dabei nicht mein Augenmaß verliere.

3. Ich muß nicht die alleinige Verantwortung für Entscheidungen übernehmen, an denen auch andere beteiligt waren.

4. Ich habe das Recht, Ich verstehe das nicht oder Ich weiß es nicht zu sagen, ohne mir blöd vorzukommen.

5. Ich habe das Recht, Nein zu sagen, ohne dabei Schuldgefühle haben zu müssen.

6. Ich muß mich nicht entschuldigen oder rechtfertigen, wenn ich Nein sage.

7. Ich habe das Recht, andere um etwas zu bitten.

8. Ich habe das Recht, Bitten abzuschlagen und zusätzliche Verpflichtungen abzulehnen.

9. Ich habe das Recht, anderen mitzuteilen, wenn ich das Gefühl habe, daß sie mich ungerecht behandeln oder bevormunden.

10. Ich habe das Recht, es anderen mitzuteilen, wenn ihr Verhalten mich irritiert.

11. Ich habe das Recht, Fehler zu machen und für sie die Verantwortung zu tragen. Ich habe das Recht mich zu täuschen.

12. Ich brauche nicht von allen gemocht, bewundert oder geachtet zu werden für alles, was ich tue.


cu

25.03.2004 00:18 • #91


E
He, da hast du aber das Fundstück der Woche aus dem Internet geangelt ;D

Na, ich habe da auch noch einen netten Text von ihr, aber die Dame scheint mir persönlich ein wenig sehr kommerziel geworden zu sein.

Na, wie auch immer, einiges von ihr ist zum lesen ganz nett.



Ich bin ich

Auf der ganzen Welt gibt es niemanden wie mich.
Es gibt Menschen, die mir in vielem gleichen,
aber niemand gleicht mir aufs Haar.

Deshalb ist alles, was von mir kommt,
mein Eigenes, weil ich mich dazu entschlossen habe.

Alles, was mit mir zu tun hat, gehört zu mir.
Mein Körper, mit allem was er tut,
mein Kopf, mit allen Gedanken und Ideen,
meine Augen, mit allen Bildern, die sie erblicken,
meine Gefühle, gleich welcher Art - Ärger, Freude,
Frustration, Liebe, Enttäuschung, Begeisterung.
Mein Mund und alle Worte, die aus ihm kommen,
höflich, lieb oder schroff, richtig oder falsch.


Meine Stimme, laut oder leise,
und alles, was ich mir selbst oder anderen tue.

Mir gehören meine Phantasien,
meine Träume, meine Hoffnungen, meine Befürchtungen,
mir gehören all meine Siege und Erfolge
und all meine Niederlagen und Fehler.Weil ich mir ganz gehöre,
kann ich mich näher mit mir vertraut machen.
Dadurch kann ich mich lieben
und alles, was zu mir gehört, freundlich betrachten.
Damit ist es mir möglich,
mich voll zu entfalten.

Ich weiß, daß es einiges an mir gibt,
das mich verwirrt, und manches,
das ich noch gar nicht kenne.
Aber solange ich freundlich und liebevoll mit mir umgehe,
kann ich mutig und hoffnungsvoll
nach Lösungen für Unklarheiten schauen
und Wege suchen,
mehr über mich selbst zu erfahren.
Wie auch immer ich aussehe und mich anhöre,
was ich sage und tue,
was ich denke und fühle,
immer bin ich es.

Es hat seine Berechtigung,
weil es ein Ausdruck dessen ist,
wie es mir im Moment gerade geht.
Wenn ich später zurückschaue,
wie ich ausgesehen und mich angehört habe,
was ich gesagt und getan habe,
wie ich gedacht und gefühlt habe,
kann es sein,
daß sich einiges davon als unpassend herausstellt.

Ich kann das, was unpassend ist, ablegen
und das, was sich als passend erwiesen hat, beibehalten
und etwas Neues erfinden für das,
was ich abgelegt habe.

Ich kann sehen, hören, fühlen, denken, sprechen und handeln.
Ich besitze die Werkzeuge, die ich zum Überleben
brauche, mit denen ich Nähe zu anderen herstellen
und mich schöpferisch ausdrücken kann,
und die mir helfen, einen Sinn und eine Ordnung
in der Welt der Menschen und der Dinge
um mich herum zu finden.

Ich gehöre mir
und deshalb kann ich aus mir etwas machen.
Ich bin ich
und so, wie ich bin, bin ich ganz in Ordnung.

Virginia Satir


25.03.2004 00:27 • #92


A


Zum Nachdenken bei Liebeskummer

x 3


E
Hallo Dom, Hallo ,

danke für Eure Beteiligung. Reaktionen auf meine Beiträge, die meistens gar nicht von mir sind, sind willkommen aber werden nicht erwartet. Es ist nur schön zu sehen, wenn sich jemand bemüht zu einem Thema etwas zu kommentieren.
Ja , ich sammle nicht so akribisch wie Du, aber wenn mich bein Surfen etwas anspricht möchte ich es hier in den Beutel tun. Und dazu gehört auch folgender Text aus Single.de:


Ein Holzfäller war gerade dabei, mit einer Axt einen kleinen Baum zu fällen, der sich am Flussrand befand, da rutschte ihm seine einzige Axt aus den Händen und fiel direkt in den Fluss.
Er wusste, dass der Fluss zu tief war und fing deshalb fürchterlich an zu weinen. Da erschien Gott und liess sich erklären, warum der Holzfäller weinte. Wortlos tauchte Gott in die Tiefe des Flusses und erschien Sekunden später wieder mit einer Axt aus purem Gold. Ist das Deine?, fragte er. Der Holzfäller antwortete: Nein!
Wieder verschwand Gott im Wasser und kam hoch mit einer Axt
aus reinem Silber. Auf die Frage, ob das die richtige sei,
antwortete der Holzfäller wieder: Nein! Beim dritten Versuch dann präsentierte Gott die richtige Axt, und der Holzfäller antwortete diesmal: Ja, das ist meine! Gott war sehr stolz auf ihn, und schenkte ihm alle drei als Belohnung dafür, dass er so ehrlich war.
Einige Wochen später ging der Holzfäller mit seiner Frau am Fluss spazieren, und die Frau rutschte aus und versank im Fluss. Natürlich weinte er wieder bitterlich, und als Gott erschien und sich den Sachverhalt erklären liess, glitt er sofort ins Wasser und kam mit Jennifer Lopez wieder rauf . Ist das Deine Frau?, fragte er den Holzfäller. Dieser antwortete: Ja, das ist sie! Gott war sehr erbost und schimpfte mit dem Mann: Du bist ein Lügner, so eine Schande!!! Sofort antwortete der Holzfäller: Lass mich erklären.
Wenn ich jetzt bei Jennifer Lopez nein gesagt hätte, wärst Du
nochmals eingetaucht und wahrscheinlich mit Catherine Zeta-
Jones aufgetaucht, ich hätte wieder nein gesagt und als drittes
hättest Du dann meine Frau geholt. Zum Dank für meine
Ehrlichkeit hätte ich dann alle drei haben können. Da ich aber ein armer Mann bin, könnte ich gar nicht gut genug für die drei Frauen sorgen, deshalb habe ich bei der ersten ja gesagt ...

Die Moral von der Geschichte: WENN MÄNNER LÜGEN, HABEN SIE IMMER EINEN GUTEN GRUND

gell?

cu ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D

25.03.2004 03:45 • #93


E
Hallo,

heute, zum sonnigen Donnerstag, poste ich einmal was ganz anderes:


Zauberfeenland

Es begab sich zu einer Zeit, lange vor unserer Zeit. Da lebte in einem der schönsten Länder die die Welt gesehen hat, eins der schönsten Wesen, die es auf dieser Erde gibt. Doch nur der kann das Land finden, der an die Liebe und die Träume glaubt, die er in sich trägt.

Der König dieses Landes, war ein sehr weiser und gütiger Mann, doch wusste auch er nicht wie er es schaffen sollte das seine Tochter die schöne Prinzessin wieder glücklich wird. Er hätte all sein Geld, seine Macht und alles was er besaß dafür hin gegeben. Doch wusste auch er nicht was er noch machen sollte.

So stand er eines Nachts auf dem Balkon seines Schlosses und schaute in die Nacht hinaus und zu den Sternen. Als plötzlich und unerwartet eine Stimme zu ihm sprach: Habe keine Angst, denn deine Tochter die Prinzessin wird den Mensch der sie liebt schon sehr bald treffen. Erstaunt schaute sich der König um und er so in zwei Augen einer wunderschönen Fee.


Und diese sagte zu ihm: Erschrecke nicht, und lasse dem Schicksaal seinen lauf, denn nur dann wir die Prinzessin glücklich werden. Der König schaute die Fee eine weile an und sagte dann zu ihr: Ich werde tun was Du mir gesagt hast, aber wie bringe ich es fertig das sie auf andere Gedanken Kommt ? Dann sagte die Fee zum König: Schicke sie auf eine Reise ins Zauberfeenland und Du wirst sehen, sie wird glücklich werden. Kaum hat die Fee diesen Satz gesagt, war sie auch schon wieder verschwunden.


Der König stand noch eine weile da und schaute in die Nacht, denn das was er da grade erlebt hat kam ihm doch sehr seltsam vor. Und doch sagte er am nächsten Tag zu seiner Tochter: Ich glaube es ist besser für Dich wenn Du mal etwas anderes siehst, und darum möchte ich das Du ein wenig verreist, denn das bringt Dich sicher auf andere Gedanken. Doch eigentlich wollte die Prinzessin nicht verreisen, aber das was ihr Vater ihr erzählt hatte machte sie doch neugierig auf all das was da auf sie warten würde.

So machte sich die Prinzessin einige Wochen später auf die Reise, sie reiste durch viele Länder die sie noch nie gesehen hatte, sie war an Orten von denen sie noch nie was gehört hat. Und dennoch fühlte sie sich ein wenig einsam. Doch lies sie die Menschen die sie begleiteten das nicht merken. Doch eines Abends als die Prinzessin an einer Lichtung im Wald saß und den Rehen und den *beep* zu sah, kam eine Fee zu ihr und sagte zu ihr: Sei nicht traurig mein Kind, denn Du wirst schon bald den Menschen finden, der Dich lieben wird. Der Dich auf Händen tragen wird, der versuchen wird Dir alle Deine Wünsche die Du hast zu erfüllen. Nach einer weile fragte die Prinzessin die Fee, die sich neben sie gesetzt hatte: Und wie kann ich ihn erkennen ? Dann sagte die Fee zu ihr: Mein Kind, die Liebe findet die Menschen die sie beschenken will von ganz alleine, denn das Glück und die Liebe kann man nicht erzwingen. Die Prinzessin nickte nur und ihre strahlenden blauen Augen fingen im schein der Sterne an zu funkeln und auf ihr wunderschönes Gesicht legte sich ein lächeln.

So unterhielten sich die Fee und die Prinzessin die ganze Nacht hindurch. Und als der Morgen kam und die Sonne den Wald schon in ein wunderschönes Rot tauchte, sagte die Fee: So mein Kind ich muß nun gehen, aber bevor ich geh möchte ich Dir noch was sagen.

Und dabei nahm die Fee beide Hände der Prinzessin und schaute ihr tief in ihre so schönen blauen Augen. Hör gut zu meine kleine Prinzessin, was ich Dir jetzt sage. Du wirst den Menschen finden der Dich lieben wird und zwar sehr bald. Er wird Dich auf Händen tragen wenn Du das willst, und dennoch hat er Angst, etwas falsch zu machen, hat Angst, dass er zu viel von Dir verlangt, denn auch wenn er Dich liebt weiß er das Du nicht sein Eigentum bist. Als die Fee diese Sätze gesagt hat nickte die Prinzessin und sagte: Ich werde das was Du mir gesagt hast für immer in meinem Herzen tragen. Kaum hatte sie diesen Satz gesagt, war die Fee wie vom Erdboden verschwunden.


Die Prinzessin saß noch eine weile so da und dachte über das nach was die Fee ihr gesagt hatte. Und nach einer weile stand sie auf und ging zum Schloss zurück in dem sie grade verweilte. Nach einigen Tagen beschloss die Prinzessin dass sie ins Zauberfeenland reisen möchte, auch wenn der Weg dort hin sehr beschwerlich war.


Doch nach zwei Tagen einer sehr beschwerlichen Reise, kamen die Prinzessin und ihre Begleiter im Zauberfeenland an. Dort wurden sie von vielen Menschen Enpfangen, die auf sie gewartet hatten. Sie bereiteten der Prinzessin einen wunderschönen Enpfang, alle Menschen lachten und aus dem Straßen klang Musik, die die Menschen zum Tanzen anregte.

So kamen sie zum Schloss des Königs, der sie schon erwartet hat, und sie fragte: Wo her weiß Du das ich komme ? Und da sagte der König zu ihr: Hör auf Dein Herz. Und da wusste die Prinzessin, dass ihre Fee schon vorher hier war. Nach einer Weile sagte der König: Komm mit mein Kind, ich möchte Dir was zeigen. So folgte sie dem König in ein wunderschöne Halle und er sagte zu ihr: Schau Dich nur um, denn nur den Mensch der die liebe in sich trägt, der kann den Schatz finden, der hier versteckt ist.


Auch wenn die Prinzessin nicht so genau wusste wo nach sie suchen sollte, so war sie doch sehr neugierig geworden, und die fing an zu suchen. Sie kam in die Halle der Sehnsucht, und es wurde Ihr warm, sie durchschritt die Türen der Zärtlichkeiten, und sie fühlte das Glück in Ihr, sie wanderte durch die Zimmer der Zuneigung und des Vertrauen. Bis sie vor einer Tür stand die verschlossen war.

Ganz langsam öffnete sie die Tür und trat in das Zimmer der Liebe, das mit 10000 Kerzen erleuchtet war. Sie ging ganz langsam zum Fenster und sie spürte wie ihr Herz klopfte und ihre Hände zitterten. Und als sie mitten im Zimmer war sah sie in zwei wunderschöne Augen und wusste so fort, das ist der Mensch nach dem ich so lange gesucht hatte !!


-- fin --

22.04.2004 13:23 • #94


E
Hallo,

ein sehr interessanter Artikel, der vielleicht auch Nähe-Distanz-Probleme erklärt, wie sie trotz gegenseitiger Liebe immer häufiger anzutreffen sind. Nicht nur für Eltern interessant...

scireview.de/prescott/article-d.html

Auszug:

........ Jüngste Forschungen unterstützen den Standpunkt, daß der Mangel an körperlicher Lust ein entscheidender Bestandteil beim Ausdruck körperlicher Gewalt ist. Die übliche Assoziation von S. mit Gewalt liefert einen Anhaltspunkt, um die Gewalttätigkeit als Ausdruck mangelnder körperlicher Lust zu begreifen.

Im Gegensatz zu Gewalt scheint die Welt der Lust nie überdrüssig zu werden. Die Menschen sind ständig auf der Suche nach neuen Formen der Lust, obwohl die meisten unserer Lust-Aktivitäten ein Ersatz für die natürliche sensorische Berührungslust zu sein scheinen. Wir berühren uns um der Lust oder um des Schmerzes willen -- oder gar nicht. Obgleich körperliche Lust und körperliche Gewalt scheinbar Welten voneinander entfernt sind, so scheint doch eine subtile und vertraute Verbindung zwischen beidem zu bestehen. Die Gewalttätigkeit wird so lange weiter eskalieren, bis wir die Beziehung zwischen Lust und Gewalt verstanden haben...

(weiter siehe link)

06.06.2004 06:58 • #95


E
Hallo,

ausnahmsweise mal was ganz eigenes von mir

Thema Schubladendenken/Pauschalisierungen:

Vergleiche und Schubladen werden in unserer Gesellschaft dazu benutzt, Dinge zu vereinfachen, um sie besser handhaben zu können. Man kann sich das Leben dadurch einfacher machen. Die Gefahr ist aber, daß man einer Sache oder einem Menschen nicht wirklich gerecht wird und eine Fehleinschätzung vornimmt. Oder es werden Schubladen benutzt, um Menschen zu manipulieren, was heutzutage an der Tagesordnung ist. Wir leben also in einer Zeit des Schubladendenkens und zwar so perfekt organisiert und subtil, daß wir dessen normalerweise nicht bewußt werden. Jeder von uns glaubt, daß er unvergleichlich ist, daß er eine eigene Meinung hat, daß er einzigartig ist, daß er als Individuum behandelt werden möchte. Das ist theoretisch richtig, aber dadurch, daß wir von außen massiv manipuliert werden, gibt es dennoch vergleichbares Verhalten. Und das kann und muß man berücksichtigen, wenn man nicht isoliert oder unterdrückt werden will, denn die wenigsten Gesellschaftsformen dulden wahren Individualismus. Man kann also davon ausgehen, daß es in der Praxis keine reine Individualität gibt.
Menschenkenntnis z.B. ist nichts anderes als ein gewisses Schubladendenken, das sich aus eigenen Erfahrungen und im optimalen Fall auch aus denen anderer formiert. Sie hilft, sich zu schützen oder Vertrauen zu fassen. Wenn wir jeden Menschen völlig individuell betrachten würden (könnten?), dann wären wir durch den Mangel an Vergleichswerten nicht im Geringsten in der Lage zu beurteilen ob dieser Mensch uns gut tut oder nicht. Wir müßten auch immer wieder von vorne anfangen, und das bedeutet, daß wir uns im Verlauf von Jahren immer wieder die gleichen Fragen stellen würden, ohne Antworten zu bekommen die uns weiter bringen. Vor allem, wenn es um menschliche Beziehungen geht.
Die Kunst ist nun, meiner Meinung nach, daß wir unsere Fehleinschätzungen, die durch den Vergleich zwangsweise entstehen, immer wieder relativieren , oder anders gesagt unsere Schubladen jeden Tag öffnen müssen und nachschauen, ob derjenige noch da rein passt wo wir ihn hingesteckt haben. Das gilt in gleichem Maß natürlich auch für Dinge.
Eine totale Ablehnung von Vergleichen oder Schubladen ignoriert das tatsächliche Vorhandensein derselben und geht an der Realität vorbei. Nur die bewußte Annahme von Schubladendenken, und vor allem das Erkennen desselben, kann die Manipulation verhindern oder zumindest einschränken. Was wiederum, logisch, zu mehr Individualität führt. Also nicht der ist individuell, der sich nur einbildet es zu sein, sondern derjenige, der ganz bewußt seinen Grad an Manipuliertheit erkennen kann und bekämpft.

Es bleibt nicht aus, daß wir von anderen in eine ihrer Schubladen gesteckt werden.
Bedenklich wird es aber, wenn wir uns dort wie zu Hause fühlen.
(Ernst Ferstl)

... oder wenn sie uns da nicht mehr raus lassen!



--- fin ----

19.06.2004 14:17 • #96


E
Trends für die Zukunft

Neben Horx stellen auch andere Zukunfts- und Trendforscher bestimmte Entwicklungen innerhalb der Gesellschaft fest die sich in ihren Übereinstimmungen zusammenfassen lassen.

Individualismus

Seit 1991 machte der Begriff Cocooning, der den verstärkten Rückzug ins Private beschreibt, Karriere, der sich bis heute zum Individualismus gesteigert hat und einen Hang zum Egoismus aufweist. Die neue Wortschöpfung Egonomics als Fusion der Begriffe Ego und Economics charakterisiert diesen Trend in deutlicher Form.


Virtualisierung

Die Entstehung eines zweiten Universums durch Medien, Computer, Netzwerke und Simulationen bis hin zu Themenparks ist ein Prozess, der zu Beginn des 2. Jahrtausends in Gang gekommen ist. Die Newsweek schreibt dazu: Das Internet ist auch ein Jahrmarkt der Eitelkeiten. Jeder im Netz darf alle seine persönlichen Werke unaufhörlich veröffentlichen - egal welcher Qualität. Und die Süddeutsche Zeitung ironisiert diesen Trend durch das Schlagwort Gottes Odem per Modem (in einem Bericht über die neuen Programme zum Beichten).


New Work

Arbeit entwickelt sich in Zukunft zum globalen Prozess- möglich durch das Internet. Weiterin wird Flexibilität eine immer mehr geforderte Eigenschaft werden.


Glaube ?

Horx zum Trend zu Glauben light: Wenn die Götter an unserem Leben teilnehmen wollen, müssen sie sich unserem Lebensrhythmus anpassen. Gegen diese These steht die Beobachtung, daß sich in den verschiedenen traditionellen Glaubensrichtungen fundamentalistische Zweige entwickeln, für die die Umkehrung dieses Satzes gilt. Ebenso gewinnen Sekten unterschiedlicher Aufassungen an Popularität. Der Lebensbereich Religiösität spaltet sich in zwei extreme Zweige auf.


Leistungsgesellschaft

Die neue Technik entwickelt sich mit einer Geschwindigkeit, die es dem Menschen kaum möglich macht mit dieser Entwicklung Schritt zu halten. Und doch gilt für die Leistungsgesellschaft das Motto: Höher, schneller, weiter. Nach dem Prinzip Nichts ist unmöglich wird geforscht, entwickelt, konstruiert, gemanagt und gewirkt: Just do it! Das Vokabular wird der dauernden Forderung nach Leistung angepasst, dabei wird es oft aus dem Bereich des Sports entlehnt: jeder will der erste sein und die Konkurrenz toppen, d.h. sie nach einem Blitzstart mit allen Mitteln überrunden. Das Wort Karriere ist ebenfalls in die Kategorie Modewörter einzuordnen. Leistung soll in allen Bereichen erbracht werden: im Beruf, im Sport, im persönlichen Auftreten, selbst in zwischenmenschlichen Beziehungen muß es immer gut laufen. Da aber gerade in diesem Bereich die logisch- rationelle Denkweise des Business versagt ergeben sich - insbesondere für die letzten zehn Jahre - immer höhere Scheidungsquoten, an das private Glück werden zu hohe Anforderungen gestellt. Leistung in gewissem Sinne erfordert auch das persönliche Auftreten- daraus resultiert die O.k.- Gesellschaft.


O.k.- Gesellschaft

Der Lifestyle der Gesellschaft - vor allem der den die junge Fungeneration versucht zu leben - wird in großem Maße von dem happy living- und easy going- Bild geprägt, das die Werbung zu vermitteln versucht. Das Rennen, der Wettbewerb um das persönliche Auftreten läuft nach den Kriterien jung, schön, erfolg- reich, glücklich. Wer den hohen Maßstäben dieser Kriterien nicht gerecht werden kann, läuft Gefahr Aussenseiter zu werden. Deshalb wird als eine Art Gegenpol zu dieser Tendenz zur Oberflächlichkeiten in jüngerer Zeit immer häufiger die Frage nach inneren Werten aufgeworfen.


----- schnipp -----

20.06.2004 02:55 • #97


E
... oder wenn sie uns da nicht mehr raus lassen!

Na, daß liegt doch wohl an jedem selber, oder?

Einige fühle sich doch auch ganz wohl in dieser Schublade.

Ich kann zwar jemanden die Hand reichen und behilflich sein beim gehen, aber laufen muß doch jeder selber, oder?

20.06.2004 13:37 • #98


E
Hallo ,

Na, daß liegt doch wohl an jedem selber, oder?

das überrascht mich. Ich dachte nicht, daß Du so dominant bist. Denn nur sehr dominante Menschen schaffen es, daß der Gegenüber das annimmt, was gerade geboten wird. Bei den anderen wird das angenommen, was irgendwo im Archiv des Gehirns abgespeichert ist.

Einige fühle sich doch auch ganz wohl in dieser Schublade.

nur dann, wenn sie immer up-to-date ist.

Ich kann zwar jemanden die Hand reichen und behilflich sein beim gehen, aber laufen muß doch jeder selber, oder?

was hat das damit zu tun, daß es verdammt viele Menschen gibt, die andere nur danach beurteilen, wie sie mal vor Jahren waren? Ohne sich zu bemühen, die Schubladen umzusortieren? Ich finde das sehr unfair und oberflächlich.

cu

22.06.2004 05:21 • #99


E
[quote author= link=board=Neuanfang;num=1062349632;start=98#100 date=06/22/04 um 05:21:13]Hallo ,

das überrascht mich. Ich dachte nicht, daß Du so dominant bist. Denn nur sehr dominante Menschen schaffen es, daß der Gegenüber das annimmt, was gerade geboten wird. Bei den anderen wird das angenommen, was irgendwo im Archiv des Gehirns abgespeichert ist.

Einige fühle sich doch auch ganz wohl in dieser Schublade.

nur dann, wenn sie immer up-to-date ist.

Ich kann zwar jemanden die Hand reichen und behilflich sein beim gehen, aber laufen muß doch jeder selber, oder?

was hat das damit zu tun, daß es verdammt viele Menschen gibt, die andere nur danach beurteilen, wie sie mal vor Jahren waren? Ohne sich zu bemühen, die Schubladen umzusortieren? Ich finde das sehr unfair und oberflächlich.

cu [/quote]

Tja Klaus, du kennst mich eben nicht. Du glaubst mich zu kennen und steckst mich doch auch in so eine Schublade. ;D

Frage mich nur, was Dominanz mit Annahme zu tun hat?!

Wenn die Einstellung, Argumentation oder Sichtweise des Anderen für mich vertetbar ist, dann kann ICH sie auch annehmen, ohne dass der Andere Dominant ist, oder sein muß.

Nimmst du nur Dinge von Menschen an, welche nicht Dominant sind?

Hm, deine EX war doch eine dominaten Persönlichkeit und du hast es doch oft genug erwähnt. Ähm, kann es sein, daß du noch immer mit dieser Dominanz kämpfst und es noch immer nicht ertragen kannst, daß du dich nicht dagegen wehren kannst?

So ein Prozeß, dauert mitunter sehr lange und Lernerfolge stellen sich nur sehr langsam ein.

Unfair, obeflächlich?!

Hm, ist es nicht auch gut, wenn man die Leute hin und wieder daran erinnert, daß sie nicht immer solche Sichtweisen vertreten haben und vor urlanger Zeit mal ganz anders argumentiert haben?

Ja, ja! Wir leben in einer schnell lebigen Zeit und wir sind alle Weltmeister im verdrängen und vergessen.

Ist natürlich dumm, wenn da jemand ist, der einem immer darauf hinweist, daß man ja auch mal ganz anders war.

Nun ja, so eine neue und moderne Sichtweise klingt natürlich auch viel sympathischer und angenehmer. Und so will man ja dann auch gesehen werden.

Was interessiert mich meine Einstellung oder mein Geschwätz von vor ein paar Jahren

Joo, so hat der gute Konrad Adenauer auch schon gedacht.

Die Vergangenheit gehört genauso zu unserem Leben und unserer Persönlichkeit, wie die Gegenwart und die Zukunft.

Wenn ich keine Fehler mache, dann kann ich auch keine Erfahrungen sammeln und hin und wiede tut es ganz gut, wenn man zurückschaut und sich ein paar kritische Gedanken zu sich selbst macht.

Ciao








22.06.2004 14:21 • #100


E
,

ich weiß nicht... irgendwie bist Du heute schlecht drauf. Dabei habe ich eigentlich Grund dazu.

1. Ich steck Dich nicht in eine Schublade, das tue ich nur bei Egozentrikern. Ich wüßte auch nicht in welche, ehrlich gesagt...

Also Du bist offensichtlich der Meinung, daß der erste Eindruck beim Menschen ausreicht, um ihn für immer beurteilen zu können?? Danach müßte ich Dir immer noch die Fresse polieren wollen vom letztem Jahr. aber warum das, wenn ich dich doch inzwischen als viel netter zu kennen glaube.

Findest Du das wirklich erstrebenswert, daß man seine Meinung nicht immer wieder reflektieren sollte?

Ich kann Dich gerne mal mit meiner Ex-Frau bekannt machen, . Du würdest Dein Vergnügen haben, denn sie trägt ihre Vorurteile schon seit 26 Jahren mit sich rum. Bei Dir kann sie sich dann ja ein frisches Bild machen, das die nächsten 26 Jahre oder länger hält.

(kopfschüttel)

cu

22.06.2004 19:37 • #101


E
Oh Klaus, erst lesen, dann nochmal lesen, dann verstehen, und dann schreiben. Und wenn du es nicht so verstanden hast, wie ich es gemeint haben, dann nachfragen.

Der Anfang war doch, daß du überrascht bist und nicht gedacht hast, daß ich so dominant bin. Ich bin aber so dominant und damit hast du mich doch schon in eine Schublade gesteckt, oder?

Schlafe dich mal aus und dann schreibst du nochmal neu.

Fing ja ganz gut an, die Diskussion.

Für mich persönlich ist die Sache von letzten Jahr schon lange erledigt. Warst du es nicht, der geschrieben hat, daß es zwischen Streitigkeiten bei Männern und Frauen Unterschiede gibt?

Na, vielleicht versuche ich es später nochmal.

Du bist aber auch heute empfindlich.

Ich will doch deine Ex gar nicht kennenlernen und mir doch egal, ob sie dominant, egoezentrisch oder was weiß ich ist.

Das war doch eine Aussage, welche man hier im Forum oft nachlesen kann.

Und ausserdem ist es doch soooo lange her, oder?

Aber wie ich deinem Kommentar entnehmen kann, immer noch ein heißes Eisen für dich.

Bis später.

Ciao





22.06.2004 19:57 • #102


E
Hallo ,

jaja, ich bin doch schlechter drauf als Du. Ok. tschuldige.

Ich bin aber so dominant und damit hast du mich doch schon in eine Schublade gesteckt, oder?

bist Du das? Ich meinte das mit der Dominanz aber eher hypothetisch. Wollte damit sagen, daß man genau dann eher so gesehen wird wie man gerade ist wenn man das auch dominant rüberbringt. Andernfalls neigen manche Menschen dazu, einen immer noch nach dem zu beurteilen, wie man vor Monaten oder Jahren war. Man muß da also immer auf den Tisch hauen, damit das klar wird. Und das finde ich einfach nicht fair denn die Menschen sollten von sich aus bemüht sein, Veränderungen zu sehen.

Das mit letztem Jahr sollte nur als abschreckendes Beispiel dienen und beweisen, daß es immer möglich ist, seine Meinung und sein Verhalten zu ändern. Ich denke Du möchtest jetzt ja auch nicht immer in einem falschen Licht gesehen werden. So wenig wie ich.

Ich will doch deine Ex gar nicht kennenlernen und mir doch egal, ob sie dominant, egoezentrisch oder was weiß ich ist.

Schade. Ich hätte das gerne mal gesehen wie Du mit der fertig wirst. ist ja auch ne Rheinländerin

Aber wie ich deinem Kommentar entnehmen kann, immer noch ein heißes Eisen für dich.

Im Moment wieder. Es gibt halt noch die Kinder. Und die alten Schubladen, aus denen sie mich nicht läßt. Das Leben könnte wirklich angenehmer sein wenn sich jeder etwas bemühen würde.

ciao

22.06.2004 21:50 • #103


E
Und nun werde ich dir nochmal erläutern wie ich es meinte mit dem zurückschauen und reflektieren.



bist Du das? Ich meinte das mit der Dominanz aber eher hypothetisch. Wollte damit sagen, daß man genau dann eher so gesehen wird wie man gerade ist wenn man das auch dominant rüberbringt. Andernfalls neigen manche Menschen dazu, einen immer noch nach dem zu beurteilen, wie man vor Monaten oder Jahren war. Man muß da also immer auf den Tisch hauen, damit das klar wird. Und das finde ich einfach nicht fair denn die Menschen sollten von sich aus bemüht sein, Veränderungen zu sehen

Ich halte mich nicht nur für dominant, sondern ich bin es auch. Ich sage ich was ich meine und vertrete meine Meinung, so wie ich es empfinde und denke. Gerne übernehme ich natürlich eine andere Meinung an, aber dann muß sie schon recht gut sein und überzeugend auf mich wirken.

Das ist aber gar nicht mein Thema. Mir geht es mehr darum, daß ich mit Rückblick Leute meine, welche sich verändert haben.

Kennst du solche Leute nicht?

Ich meine die Leute, welche vor ein paar Jahren noch eine recht eigensinnige und egoistische Meinung vertreten haben und im laufe der Zeit diese Meinung zu ihrem Vorteil verändert haben. Wenn man diese Leute jetzt reden oder schreiben hört/ sieht, dann könnte man den Eindruck bekommen, daß sie diese Meinung schon immer vertreten haben. Dazu kommt, daß sie ihren Standpunkt so vertreten, als ob sie das Rad neu erfunden hätten. Sie gehen sogar soweit, daß sie andere Menschen, welche noch nicht diese Erkenntnis haben angreifen, Vorwürfe machen und verurteilen. Solche Leute wirken dann auf mich recht unglaubwürdig und anmaßend. Ich meine jetzt nicht dich oder mich oder jemand bestimten, sondern Leute aus dem privaten oder entfernteren Umfeld.

Und solchen Leuten sage ich dann, wenn ich mit ihnen diskutiere, daß sie diese Einstellung, Auffassung oder Meinung ja nicht immer vertreten haben und diesen Standpunkt ja auch nicht immer bezogen haben, daß sie mal den Ball flach halten sollen und sich an die Zeit zurück erinnern sollen, als sie noch nicht so gedacht und gehandelt haben.

Ich für meinen Teil, mache solche Dinge oft und vor allem an Silvester lasse ich gerne mein Jahr revue passieren und schaue mal gerne zurück und schaue mir an, was sich wie entwickelt hat.

Ich will damit sagen, daß man ruhig öfter mal zurückschauen soll und sich auch selber mal kritisch bewerten und beurteilen sollte und dann kann man die Veränderungen auch ganz bewußt erkennen.

Natürlich gebe ich dir recht, wenn du schreibst, daß man nicht immer nachkarten oder nachtreten soll. Erstens bringt es nichts und zweitens ist es unfair. Aber wenn ich hin und wieder ganz bestimmte Leute nicht auf ihr verändertes Verhalten hinweise, dann leben diese so, als ob sie schon immer so gelebt, gehandelt und gedacht haben.

In dem anderen Thread habe ich es ja schon so geschrieben.

Das Wissen, welches wir jetzt in uns tragen und welches wir uns erarbeitet haben, wäre sicherlich nicht so ausgeprägt in uns, wenn wir nicht die ein oder andere Erfahrung gemacht hätten.

Aber es ist doch auch nur dein Wissen und deine, bzw. meine Erfahrung.

Gerade hier in diesem Forum stelle ich das doch immer wieder fest.

Was nutzt mir deine Erfahrung, wenn ich in einer ähnlichen Trennung mich ganz anders verhalte und ich dann mit deiner Erfahrung auch nicht weiterkomme.

Vielleicht würde mir deine EX genauso dominant entgegentreten und vielleicht würde ich anders mit ihr umgehen. Aber wem hilft das vielleicht?

Eins habe ich hier begriffen, du kannst niemanden aktiv helfen. Du kannst nur erzählen, wie es bei dir war und ein wenig von deiner Erfahrung erzählen. Selbst wenn die Trennung eins zu eins abgelaufen wäre, ist es fast unmöglich dem Anderen zu helfen.

Natürlich haben wir unsere Meinung und unser Verhalten geändert. Der Eine mehr, der Andere weniger aber jeder hat sicherlich für sich eine Veränderung erfahren. Wäre ja auch schlimm, wenn so eine Trennung keine Spuren, bzw. keine Veränderung nach sich ziehen würde.

Ich denke mal, daß jeder der hier gelitten hat, mehr oder weniger Blessuren davon getragen hat.

Aber überlebt, haben wir es ja wohl alle, oder?

Sie steckt dich immer noch in eine Schublade?

Ja, aber du funktionierst ja auch immer noch wunderbar und sie kann an einem Rädchen oder Schräubchen bei dir drehen und du flippst aus oder reagierst genauso, wie sie es erwartet hat.

Verwundert dich das?

Und wenn es dich verwundert, dann frage ich mich, was dich mehr verwundert, dein oder ihr Verhalten?

Du kannst es nur ändern, nur du alleine.

Klar wäre es nett, wenn sie, auch dir einen Schritt entgegen kommen würde, aber zu erwarten ist es doch eh nicht, oder?

Du lieferst ihr eine wunderbare Angriffsfläche und sie kennt deinen schwachen Punkt und du reagierst auch wunderbar darauf.

He Klaus, dann würde ich mal ganz langsam anfangen und mir einen kleinen Schutzschild aufbauen.

So schwer kann es doch nun auch nicht sein.

Willst du mit sechszig immer noch wütend werden, auf eine Frau, welche du kaum noch kennst und die lediglich die Mutter deiner Kinder ist?

Ja gut, liest sich etwas härter, aber wenn man es sachlich betratet, dann ist es doch so, oder?

So, nun höre ich mal lieber auf, sonst beschwerst du dich und schreibst mir, daß ich zuviel geschrieben hätte.  ;D

Ciao

22.06.2004 23:32 • #104


E
* weltverbesserer *

Simone Wagner

Ich marschierte gerade wütend aus dem Fußballstadion, als ich von dem Generaldirektor der Deutschen Bank umgerannt wurde. Er entschuldigte sich nicht, murmelte nur Diese Asozialen stehen auch immer nur im Weg und lief weiter zum Vip-Bereich wo seine Getreuen, die sich bereits in einem Kreis versammelt hatten, ihm zu prosteten. Er winkte, nein, ruderte wie verrückt mit allen Armen und fing an zu singen.
Ich langweilte mich bei diesem Anblick und machte mich auf den Weg in mein Stammlokal, wo Gerhard Schröder auf mich wartete. Manch einen mag es verwundern, dass ausgerechnet ich mich mit jemandem wie ihm treffe, aber sein Sekretär hatte mich wiederholt gebeten ihm diesen Gefallen zu erweisen und ich hatte an diesem Abend ohnehin noch nichts vor.
Am Lokal angekommen ging ich zweimal rundherum bis ich erkannte, dass es sich bei der zusammengekauerten Person in der Ecke, die ich für einen Alk. gehalten hatte tatsächlich um den Bundeskanzler handelte. Ich ging zu ihm hin und fragte ihn, was er wollte.
Er meinte nur, dass es ihm schlecht ginge, weil er zwar bisher die normale Bevölkerung nicht für so wichtig erachtet hatte, aber nun feststellen musste, dass ausgerechnet die ihn wählen sollten. Nun hat er 4, 3 Millionen Arbeitslose am Hals und die ganzen Penner sind auch noch sauer, weil sie jetzt weniger Geld bekommen.
Ist ja schön und gut, sagte ich, immer ungeduldiger werdend. Aber was hat das alles mit mir zu tun? Ich hatte noch nie Arbeit und Sozialhilfe bekomm ich auch keine. Und nachdem Leute wie ich aus Prinzip extrem oder jarnischt wählen, kannst Du an mir auch keinen Wähler gewinnen oder verlieren.
Das ist vielleicht richtig, murmelte er, Nur ist es so, dass ich gehört hab, dass Du einen Plan hast, wie man die Menschen glücklicher machen kann. Und meine Berater meinen, dass wäre eine akzeptable Strategie, um die Stimmung gegenüber meiner Partei zu heben.
Ich merkte, die Unterhaltung würde nun doch länger werden, aber möglicherweise wäre ja genau das die Gelegenheit auf die ich so lange gewartet hatte...Ich packte ihn am Kragen - was nicht nötig war, aber so hatte es in meinem Traum auch immer angefangen - zog ihn ins Hinterzimmer und begann zu erklären:
Was ich dir nun sagen werde, wird dir mit Sicherheit nicht gefallen. Kann gar nicht, weil Leute wie Du auf einer Evolutionsstufe hängen, die den Irrglauben Macht und Geld könnte glücklich machen wie ihren Lebensfaden festhalten. Du bist mit dem Glauben aufgewachsen, dass es das Ziel eines Menschen ist eine möglichst gute gesellschaftliche Position einzunehmen, was natürlich bedeutet du musst arbeiten gehen, wenn irgendwie erreichbar eine Stellung annehmen, in der du das Sagen hast, eine Familie gründen, (warum auch nicht?) möglichst viel Geld verdienen und, um dabei großzügig zu erscheinen, jedes Weihnachten bisschen spenden - was ja auch das Gewissen beruhigt. Hab ich was vergessen? Ich denke, wenn, dann nichts Wesentliches. Das Problem dabei ist, Du und all die anderen Menschen, die so denken, wie du, haben was vergessen! Ich glaub ja, dass es ganz angenehm ist so zu leben. Du hast vorgegeben, was du für wichtig halten sollst. Auch, wenn du mal Misserfolge hast, du hast ein klares und unbestrittenes Ziel vor Augen: das was die Gesellschaft richtig findet, ist richtig. Keiner macht dir das Recht streitig in ihrem Sinn erfolgreich sein zu wollen. Es ist bequem so zu leben und fast jeder macht es. Veränderung, wenn sie in eine ungewohnte Richtung geht macht Angst. Menschen, die in ihrem Leben einen anderen Sinn sehen sind zu meiden. Außer vielleicht, wenn sie Bücher über Esoterik schreiben, denn diese füllen die Lücke. Welche Lücke? Die Lücke, die das Leben auf diese Art gelebt hinterlässt, hinterlassen muss. Jeder Mensch merkt auf irgendeine Weise, dass ihm irgendwas fehlt. Viele wissen nicht, was es ist. Es ist einfach ein Gefühl der Leere irgendwo zwischen Akten und dem Spanienurlaub. Eine kahle Stelle im Sinn, den sie in ihrer Arbeit sehen oder ein Aufflackern von Zweifel bei der Tagesschau. Sie können jedoch die Lücke nicht schließen, weil ihren Grund zu erforschen bedeuten würde ihre Grundwerte, wenn man sie so nennen will, anzuzweifeln. Viele merken aber, dass die Lücke irgendwas mit dem Teil in ihnen zu tun hat, den sie vernachlässigt haben: das Innerliche, die Seele - oder wie auch immer man das nennen will. Also versuchen sie sich mit Büchern über Engel, Astrologie, Feng Shui, die Kraft des Mondes und des Wassers zu füttern in der Hoffnung so das zu finden, was ihnen fehlt. Nur leider finden sie es auch dort nicht. Die Lösung ist viel näher und wohl gerade deshalb viel schwieriger zu erreichen. Ich werde sie dir gern sagen, wenn du immer noch willst.
Er sah mich mit einem Ausdruck an, den ich zu deuten gar nicht versuchen will. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, aber er sagte kein Wort. Vielleicht hielt er mich für einen armen Irren, einen Spinner, einen unverbesserlichen Weltverbesserer, vielleicht wollte er tatsächlich hören, was ich zu sagen hatte. Ein leichtes Nicken von ihm, von dem ich nicht mal genau weiß, ob es tatsächlich da war, ermutigte mich weiterzusprechen.
Ich weiß nicht, was du von mir erwartest. Ich bin weder besonders intelligent, noch belesen. Ich weiß sicher nicht mehr wie du, im Gegenteil. Doch aus irgendeinem Grund denk ich über ein bestimmtes Thema mehr nach als manch andere und das was dabei herauskommt geb ich gerne weiter.
Wir sprachen von der Lücke im Leben. Ich glaub, wenn du kurz darüber nachdenkst, wirst du mir hier noch Recht geben. Denn was sonst sollte uns unzufrieden machen? Wir leben im Luxus! Wir haben genug zum Essen, zum Anziehen und ein Dach über dem Kopf. Wir haben Fernseher und Computer, Golf und Swimming Pools, Autos und Flugzeuge. Wir können im Wohnzimmer sitzen und mit jemandem aus Neuseeland über das Wetter reden und sind innerhalb von ein paar Stunden in einem Straßencafe in Mexiko City. Und trotzdem sind wir nicht glücklich. Ich will damit nicht sagen, dass es keine glücklichen Menschen gibt, ich sag nur, dass auch, die die objektiv betrachtet alles haben, unzufrieden sind oder sogar depressiv werden. Der Gedanke liegt also Nahe, dass es andere Dinge sind, die uns glücklich machen. Ich weiß, ich erzähl jetzt nichts Neues. All das, was ich jetzt gesagt habe war dir auch vorher schon klar, aber hast du es schon mal ausgesprochen? Hast du schon mal deinen Sitznachbarn im Flugzeug gefragt, was er zu dem Thema zu sagen hat? Siehst du, das ist der Unterschied zwischen uns beiden.
Wir wissen jetzt also, dass den Menschen was fehlt und das wollen wir ändern. Die Menschen müssen sehen, dass sie das Glück, dass sie suchen nicht im Materiellen finden. Vielleicht muss es ihnen nur mal jemand sagen, denn sie spüren es schon lang (Ich hoffe, derjenige, dem ich diese Aussage gerade sinngemäß geklaut habe, verzeiht mir). Die Menschen müssen verstehen, dass SIE wichtig sind, nicht das, was sie haben. Sie müssen es verstehen und nicht als Floskel beim Kaffeekränzchen vortragen, denn dafür ist es zu wichtig. Es bedeutet, dass das Eigentliche nicht irgendwas ist, dass man halten oder besitzen kann, sondern man selbst, sein Inneres, wenn man so will. Und genau das ist, was wir weiterentwickeln müssen.
Ich bin bestimmt niemand der sagt jeglicher Besitz und jegliche Technik ist böse und wir sollten uns ab sofort nur noch in den Garten sitzen und meditieren. Darum geht es nicht. Aber wir müssen lernen sinnvoll mit unserer Technik umzugehen, damit sie allen nützt. Wir müssen lernen Besitz nicht mehr als Indiz für den Wert des dazugehörigen Menschen anzusehen. Wir müssen lernen unser Bewusstsein weiterzuentwickeln, damit wir selbst unser Zentrum werden und nicht die Dinge, an denen wir uns festhalten.
Er unterbrach mich. Am Anfang klang das, was du gesagt hast noch nachvollziehbar. Aber was du jetzt sagst ist einfach nur utopisch. Es ist schlicht und einfach nicht möglich die Menschen so sehr zu ändern.
Er hatte mich nicht verstanden. Wie sollte er auch. Aber jetzt konnte ich doch nicht aufgeben.
Ich hab nie gesagt, dass man die Menschen ändern kann. Ich sagte, die Menschen können sich weiterentwickeln. Hier liegt der Unterschied. Wenn wir versuchen würden das, was ich gesagt habe mit Gewalt zu erreichen, würde es nicht funktionieren, weil wir damit die Ideale, die wir erreichen möchten verraten würden und uns ohnehin gleichzeitig Feinde schaffen würden. Wenn wir es trickreich versuchen würden, indem wir es 24 Stunden am Tag 7 Tage die Woche in hübsche Sendungen verpackt im Fernsehen zeigen, könnte es funktionieren, dass man uns glaubt, aber die meisten würden es einfach nur schlucken, weil sie es so gewöhnt sind, wenn ihnen das Fernsehen was vorkaut. Sie würden nicht mehr darüber nachdenken, als über die täglichen Talkshows, Gerichtsendungen, Seifenopern und Actionfilme.
Wir können die Menschen nicht ändern. Aber wir haben die Möglichkeit ihnen zu sagen, dass sie etwas an ihrem Leben ändern können, dass sie etwas gegen ihre Unzufriedenheit machen können, dass sie die Welt friedlicher und lebenswerter machen können. Unsere Aufgabe ist ihnen das zu sagen. Unser Ziel ist, dass uns viele hören und uns glauben. Es kann nicht von heute auf morgen gehen, aber wenn niemand anfängt, dann geht es nie. Ich bin der Überzeugung, dass die Menschen den Versuch Wert sind. Ich weiß, es ist schwierig, aber es würde doch alles um soviel leichter machen.
Wenn wir nicht mehr neidisch wären, wenn jemand mehr hat, als wir, weil der Besitz oder die berufliche Stellung viel zu unbedeutend für uns sind, um sich darüber aufzuregen, würde das nicht für uns und den anderen ein schöneres Leben bedeuten?
Fast jeder ist betroffen, traurig oder erschrocken, wenn er von einem Anschlag, von Krieg und Hunger hört. Aber fast jeder denkt auch, dass er nichts daran ändern kann. Was kann man schon gegen einen Krieg machen, der tausende Kilometer entfernt tobt? Was kann man gegen die Anschläge machen, die religiöse Fanatiker verüben? Wie kann man verhindern, dass Menschen hungern? Wir können doch nicht hinfliegen und ihnen allen Essen bringen. Aber wir können uns bereit erklären für Produkte aus Entwicklungsländern mehr zu bezahlen, damit die Bauern und die Fabrikarbeiter in den Herstellungsländern fair behandelt werden. Wir können Produkte von Firmen boykottieren, die ihre Angestellten ausnutzen. Wir könnten auf einen Teil von unserem Wohlstand verzichten, um eine gerechtere Welt zu schaffen. Und eine gerechtere Welt ist auch immer eine friedlichere Welt. In einer Welt, in der Kapital und Material nicht das Wichtigste sind, müssten keine Kriege darum geführt werden.
Das Ganze klingt völlig kitschig, nicht wahr? Es klingt, als wäre ich vollkommen weltfremd. Aber ist das nicht sehr traurig? Wenn ich erkläre, dass die Welt friedlicher und die Menschen glücklicher sein könnten siehst du mich an, lächelst und erwartest, dass ich als nächstes Kumbayah singe oder zwangseingewiesen werde. Gib es zu: du hast schon überlegt, wie du ohne mich zu beleidigen einfach aufstehen und gehen könntest, weil ich deine Zeit mit Zeichnungen aus einem alten Kinderbuch verschwende. Aber hast du überlegt wieso du so reagierst? Hast du den Glauben an die Menschheit verloren? Das ist verständlich! Wir wachsen in einer Welt auf, in der wir permanent enttäuscht werden und immer wieder lernen welche Grausamkeiten Menschen zustande bringen. Die Frage ist:
Wieso hast du dich damit abgefunden?

08.07.2004 03:52 • #105


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