Da ich eh schlaflos bin, kann ich auch ein Update geben.
Am 16.10. war das letzte Treffen, dass Diego mit seinem Vater hatte, weil er es eingefordert hat. Auch dieses von 18.30 bis 19.30 Uhr.
Seitdem kam einfach nix mehr. Diego rief ihn am 29.10. an, aber er hat sich nicht zurück gemeldet. Am 30.10. habe ich ihn per Mail angeschrieben, dass ich meinen Weihnachtsbaum etc vergessen habe und ob er das mitbringen kann, wenn er den Kleinen besucht, oder ob ich es holen müsse. Es kam prombt eine Antwort. Ich solle es selbst holen, damit nix fehle. Ich informierte ihn also, wann wir vorbei kommen, um alles zu holen, benannte, dass es schnell gehen wird und das wir uns trotzdem freuen würden, wenn wir die Geschwister kurz sehen können.
Am 2.11. Ruft mein Vater ihn 2 mal mit Video Anruf an, weil Diego es sich wünscht und wird weg gedrückt. Kein Rückruf.
Am 5.11. Informierte ich ihn, dass ich die Sachen am nächsten Tag hole.
Auf der Fahrt dorthin sagte Diego bereits, dass er lieber nicht aussteigen möchte und im Auto warte. Ich sagte, dass es seine Entscheidung sei und er ja schauen kann, falls überhaupt jemand da ist, ob er aussteigen möchte. Es war niemand da. Die Heimfahrt habe ich extra mit einem Besuch im Schwimmbad verknüpft, da ich wusste, es wird emotional und uns belohnen wollte. Diego fragte im Laufe des Tages, wann er seinen Vater wieder sehen kann und ich sagte ihm, dass wir ihn erst erreichen müssen, damit wir was ausmachen können und er bisher nicht zurück gerufen hat.... Da sagte er: Papa hat gesagt, ich kann ihn immer anrufen. Ich glaub der hat mich veräppelt.
Er hat ihn seitdem nicht mehr anrufen wollen. Ich merke, dass es in ihm arbeitet. Besonders weil ich in den letzten 3 Wochen aufgrund meiner Arbeit an 3 bis 4 Tagen in der Woche sehr spät nach Hause gekommen bin. Meine lange Abwesenheit, das wortlose verschwinden des Vaters, natürlich eine schwer zu verdauende Kombi.
Ich möchte da gerade gern Ruhe rein bringen. Dieses Wochenende werden wir zum ersten Mal in unserer neuen Wohnung schlafen. Mittlerweile sind Couch, Kühlschrank und co geliefert und aufgebaut. Es fehlt noch einiges, aber es ist bereits ein ordentlicher Grundstock da und wartet darauf, dass wir es zu unserem zu Hause machen
Ich glaube, dass wird einiges entzerren und entspannen, wenn auch er wieder seine Sachen alle hat, ein eigenes Zimmer und Ruhe mit mir.
Ich wünschte, ich könnte früher heim kommen, damit er wieder mehr von mir hat, aber das geht gerade nicht.
Kurz vor Weihnachten sind wir wieder im Charité zur Kontrolle. Und ich versuche mir zwischen den Jahren frei zu nehmen, damit wir uns wieder Erden können und auch wirklich mehr als nur schlafenszeit in der Wohnung haben.
Und obwohl ich weit weit weg war von dem Gedanken jemanden in mein Leben zu lassen, hat sich ein alter Bekannter bei mir gemeldet und Tag für Tag hat sich ein intensiverer Kontakt aufgebaut. Zuerst war ich sehr ambivalent und erlebte immer mal wieder ein Gedankenkarussell. Ich zweifle dabei kognitiv an allem, bin erstaunt, dass er tatsächlich so schnell wieder Sehnsucht nach einer Beziehung und Nähe in mir wecken konnte, habe Angst, dass das nur eine Art Flucht von mir ist, um mich der Verarbeitung nicht zu stellen. Da das ja wirklich gefühlt ganz ganz fern von mir war jemand kennen zu lernen, hatte ich gedacht ich sei gerade 'immun' . Ich habe Angst, dass ich mich und damit auch den Kleinen, in das nächste Chaos bringe, obwohl es mir noch nicht gelungen ist Ruhe herzustellen nach der letzten Erschütterung. Ich weiß, ich bin noch nicht so weit. Es ist noch nicht verarbeitet.
Aber ich schaffe es nicht, den Kontakt nicht zuzulassen. Ich merke, dass mich seine offene Art anzieht, sein Verständnis für mich, meinen Sohn, meine Situation, meine Gefühle. Er ist rücksichtsvoll und gleichzeitig lässt er mich unmissverständlich verstehen, dass er gern an meiner Seite wäre. Er fasste in der gleichen Geschwindigkeit Vertrauen zu mir, erzählte von schweren Zeiten, verblümt damit nix. Wahrscheinlich ist es der Kontrast, der mich da zunehmend glauben lässt, dass er nicht ein solcher Blender ist, wie mein Ex.
Eigentlich ist er ein Mann, der mich nicht interessieren würde, da sein Singledasein null zu meinem Lebensstil passt. Sprich, er rauchte bis vor Kurzem noch bestimmte Substanzen und hat entsprechende Kontakte. Ich möchte niemanden in Diegos Leben wissen, der den Absprung von Dro. nicht schafft. Daher gehe ich weiter sehr bedacht mit dem Kontakt um. Erst wenn ich alle Bedenken verliere und Diego sich an unser neues Zuhause gewöhnt hat, würde ich ihn vorstellen. Ich lasse mir Zeit und versuche meine Gefühle einfach wahrzunehmen und zu beobachten was geschieht.
Ich habe ihn ein paar Mal, teilweise für wenige Minuten getroffen. Die Treffen sind jedes Mal erstaunlich schön. Wir liegen uns in den Armen, reden, schauen uns in die Augen. Ich verspüre keine Hektik, es ist entspannt und als könnte ich, wenn es so weiter geht, Schicht für Schicht, tiefere Gefühle entwickeln. Aktuell fühlt es sich verwirrend an, denn real ist kaum ein Monat vergangen, gefühlt ist die Zeit beim Kennen lernen stehen geblieben. Anders als bei allen anderen sich bei mir anbahnenden Beziehungen, bin ich hier komplett unaufgeregt. Nicht huiiiii und weg im Gefühlsrausch. Es fühlt sich schön an so am Boden zu bleiben und trotzdem Herzklopfen zu haben. Zu spüren, dass ich Nähe zulassen kann und trotzdem Abstand habe. Und hier gleich auf vielen Ebenen, denn er hält mich in seinen Armen, zeigt mir, wie sehr er es genießt und beweist mir, dass er auf jeden Schritt von mir wartet, ich alles in meiner Geschwindigkeit entscheiden kann. Alles andere würde mich völlig verschrecken...
Ich finde den Zeitpunkt trotzdem ungünstig.