Absolut verzweifelt

Meine Therapeuten haben tatsächlich aufgehört mir zu sagen, dass das Jahr nur besser werden kann. Ich hatte dies Jahr 2x Corona, habe mir jeweils die Seele aus dem Leib gekotzt und letztlich starkes Untergewicht. (Ich bin immer noch nicht bei meinem Normalgewicht angekommen, was mein Selbstbewusstsein auch nicht gerade fördert, da ich immer noch viel zu dünn bin.) Mein Vater musste wegen einer beginnenden Blutvergiftung ins Krankenhaus (ging zum Glück gut aus), ich habe eine Katze überfahren und mein eines Pferd ist chronisch krank und nicht absehbar, ob es wieder reitbar wird und es gibt immer wieder Probleme mit dem Haus. Klar, es könnte noch schlimmer sein…

Ich will kein Mitleid, aber ich bin einfach echt mit meiner Kraft am Ende.

@Sonnenblume53 du willst also behaupten, dass du als Single absolut glücklich bist?

Zitat von Lilja:

Aber ich kann absolut nicht verstehen wie er mir gegenüber dann so empathielos sein konnte. Ich verstehe nicht, wie ich mich so in ihm irren konnte und in meiner eigenen Traumwelt gelebt habe.

Das er so zu dir war, hat aber nichts mit dir zu tun. Es ist sein Charakter, seine Art die Trennung
vollziehen zu können. Besser kann/konnte er es nicht.

Wenn wir denken, dass wir der Grund dieses verletzenden und kalten Verhaltens sind und uns vorstellen, dass er sonst zu niemandem so wäre, dann spüren wir nur noch Schmerz und niemals Wut. Wut die nötig wäre. Um zwischendurch auch mal den Gedanken und das Gefühl zu haben , wohl doch nicht den ganz großen Gewinn mit diesem Menschen gehabt zu haben.

Der Grund bist nicht du Lilja...das ist er selbst. Und ja, du darfst traurig sein. Aber im Grunde nur darüber, dass er so ist wie er ist.

Schaffst du es auch manchmal ganz neugierig auf die Zukunft zu sein ? Ich meine so eine kindliche Neugier, die dir Kraft gibt und dich leichtfüßig werden lässt?

Probiere es vielleicht mal aus...dir eine Vision deiner Zukunft aufzubauen. Und dir gedanklich bis ins Detail, alles vorzustellen. Mir hat das oft ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, obwohl mir zum Heulen war. Und manches ist sogar in Erfüllung gegangen

Zitat von Lilja:

@Sonnenblume53 du willst also behaupten, dass du als Single absolut glücklich bist?

Ja!

Zitat von Lilja:

Ich würde alles für einen einzigen Tag geben, in dem einfach mal Ruhe in meinem Kopf wäre. Ich vermisse so sehr das was ich hatte (glaubte zu haben) und verstehe es einfach nicht. Ich möchte so gerne vorankommen und wieder ein normales Leben führen können und nicht nur einfach irgendwie funktionieren und den Tag überstehen.

Das kann ich nur unterschreiben, mir geht es ganz genau so! Nur mal wieder ein Tag ohne Bauchschmerzen und Ruhe im Kopf!

Zitat von KeineAhung:

Ich brauche auch sehr sehr lange, um innerlich wieder frei zu sein.

Ich leider auch, 8 Monate sind vorbei und ich versteh es noch immer nicht... muss es aber einfach akzeptieren. Verstehen werde ich es vermutlich nie.

Hey @Lilja ,

erst mal eine Umarmung für dich. Ich sehe, dass du in einer doofen Situation bist, und ich merke vor allem, wie überfordert du dich fühlst. Permanente Überforderung ist ein Mist, man ist dauernd im Stress- und Kampfmodus, und jegliche Freude bleibt komplett auf der Strecke. Und wenn das Gehirn zu sehr unter Stress steht, dann bildet es keine neuen Verknüpfungen, und genau diese bräuchtest du.

Soweit die Bestandsaufnahme.

Wo sehe ich Stellschrauben:

Dein Unglauben, dass man als Single glücklich sein kann, und in dem Zusammenhang ein weiteres mal das Wort absolut. Zähl mal, wie oft du dieses Wort verwendest! Was passiert, wenn du in Absoluten also in Extremen denkst: Es gibt nur absolut glücklich und absolut unglücklich. Ich glaube, dass niemals jemand, völlig unabhängig von der Lebenssituation, absolut glücklich oder absolut unglücklich ist. Wenn du also nach dem absoluten Glück suchst, wirst du es nicht finden, und wenn du dich selber als absolut unglücklich siehst, wirst du den Lichtschimmer nicht sehen können.
Außerdem: wenn du so absolut unglücklich bist, wird es ja auch absolut schwierig sein, da rauszukommen... Das ist eine mächtige selbsterfüllende Prophezeihung.

Noch ein ähnlicher aber etwas anderer Aspekt: du scheinst dich sehr stark mit deinem Kummer zu identifizieren. Statt zu denken: ich bin absolut verzweifelt, denke: ich bin ein lebenslustiger Mensch, der gerade überfordert ist und nicht weiter weiß. Dadurch hörst du auf, den Kummer zu deinem identitätsstiftenden Merkmal zu machen, und schaffst eine ganz andere selbsterfüllende Prophezeihung.

Wiederum damit verknüpft, aber etwas andere Richtung: wenn du überzeugt bist, ohne Kerl nicht glücklich sein zu können, bzw. mit deinem Leben überfordert zu sein, dann passieren verschiedene Dinge: Du machst dich selber machtlos, weil egal wie sehr du dich reinhängst, dein Glück und deine Zufriedenheit hängen an etwas, worauf du keinen Einfluss hast. Betreibe Recherche in deinem Umfeld: wie viele Leute sind unglücklich, obwohl sie in einer Partnerschaft sind? In wie vielen Fällen ist vielleicht sogar die Partnerschaft schuld, dass sie unglücklich sind?

Eine Frage, die ich mir ehrlich stellen würde ist noch folgende: Ist dieses renovierungsbedürftige Haus denn wirklich das, was du willst? Vielleicht verkaufen, und eine kleine Eigentumswohnung in der nächsten Kleinstadt kaufen?

Wenn du gerade eher Zugang zu deiner Logik hast, dann benutze halt die Logik. Für meinen Geschmack ist das, was du als Kopfmensch schrauben kannst, noch lange nicht ausgereizt.

Ok, und dann das, was mir geholfen hat, als ich mich selber nicht mehr hören konnte, wie ich wieder und wieder in den selben Gedankenschleifen gekreist bin, wenn mich mein eigenes Selbstmitleid einfach nur noch angekotzt hat:
Ich habe mir Rituale überlegt, die ich sehr, sehr bewusst gemacht habe.
z.B. habe ich ein Beerdigungsritual für meine Beziehung gemacht, bei dem ich meinen Verlobungsring bei einem Hollerbusch begraben habe, und mir einen Steckling mitgenommen habe. Wenn der Steckling angewachsen ist, betrachte ich mich als vollständige Einzelperson als wiedergeboren.
Oder ich habe mir ein Glas aufgestellt, wo ich immer 2Euro reingeworfen hab, wenn ich mich im Kopf mit meinem Exmann gestritten habe, und ihm die immer gleichen Vorhaltungen gemacht habe. Davon hab ich mir am Ende was schönes gekauft.
Ich habe viele Räucherrituale gemacht, und auch schamanische Reisen unternommen.
Eine Weile habe ich immer wieder Abends vor dem Einschlafen visualisiert, wie ich meinen Exmann in die Reihe der Exfreunde stelle.

Vielleicht ist ja was für dich dabei, oder du hast Ideen, wie du deine eigenen Rituale entwerfen kannst. Für mich hat das sehr gut funktioniert. Allein schon auf einer psychologischen Ebene, dass man sich mit der Lösung beschäftigt, und nicht mehr mit mit dem Problem.

@FrauDrachin danke, da sind neue interessante Aspekte dabei.

Ich war lange Single. Bis ich 27 war, war ich Dauersingle. Es hat einfach nie gematcht. Und dann kam er.
Das macht das ganze wahrscheinlich auch so schwer. Der erste Liebeskummer soll ja der schlimmste sein.

Wie gehts dir denn jetzt, 2 Wochen später?

Gerade bin ich maximal verwirrt. Ich hatte nie eine Ex zurück Strategie. Ich habe die Trennung akzeptiert, da mir klar war, dass alles andere keinen wirklichen Sinn macht. Als ich den Flirt mit seiner Arbeitskollegin herausgefunden habe, habe ich ihm einen Monat Zeit zum Ausziehen gegeben, unsere Sachen auseinander sortiert und Bilder von vom Handy auf den Laptop weggepackt. Ich habe versucht die Sachen bzgl des Hauses sachlich zu klären und wir haben uns auch bei der Trennung nicht über irgendwelche Sachen gestritten. Nachdem es mit dem Renovieren nicht wie versprochen weiter voranging, habe ich ihm den Schlüssel abgenommen und den Kontakt die ganze Zeit auf das nötigste beschränkt. Ich habe versucht einen cut zu ziehen.

Jetzt möchte er mit einem Mal wieder Kontakt. Er meint, er hätte einen riesigen Fehler gemacht und erst als er alles verloren hatte, festgestellt was er eigentlich an mir hatte. Das hat lange gedauert! Er würde uns vermissen. Damals ging es ihm gesundheitlich nicht gut und die Renovierung hatte ihm doch stark zugesetzt. Er wäre damals unglücklich gewesen und einfach nur noch fliehen wollen.

Das verrückte ist, meine Zwänge gegen die ich bisher angekämpft habe, sind weg und ich habe wieder Hunger. Ich bin komplett verwirrt, aber irgendwas hat das ausgelöst was ich mit Therapie bisher leider nicht geschafft habe.

Ich habe mir eigentlich geschworen, ihm keine weitere Chance zu geben und sitze ich da und denke darüber nach…

Ich habe nun ganz neue Gedanken, die nicht einfach sind, aber nicht so destruktiv wie die letzten Monate. Und das alleine ist schon wahnsinnig angenehm.
Ich habe große Angst und versuche mich zu schützen.
Aber eine Stimme in mir drin sagt, ich solle dem ganzen eine Chance geben und sehen was sich ergibt.

@Lilja ok, das sind spannende Entwicklungen.

Lass dir jedenfalls Zeit mit der Entscheidung, und hör gut in dich hinein. Ich schreib die Tage mal ausführlicher dazu.

Ich habe Angst einen riesen Fehler zu begehen und dann wieder komplett bei Null anzufangen, wobei mein Zustand eigentlich nicht schlimmer als vorher werden kann.
Ich muss für mich selber herausfinden, ob ich nur aus Vermeidungsverhalten wieder mit ihm zusammenkommen wollen würde. Und was mir niemand beantworten kann ist wie ernst und stark seine Absichten wirklich sind.

@Lilja das sind ganz, ganz wichtige Erkenntnisse.