Phänomenologie der Trennung.
Vielleicht wirkt das zynisch: Aber ich kann hier beschreiben, wie sich die letzte Phase einer Trennung vollzieht.
Tage bis zum Auszug meiner Frau:
x minus 19. Es kann sich der genaue Tag ändern, wird dann von mir angepasst.
Nachdem - ich habe das ja berichtet - die Trennung nach 18 einhalb Ehejahren, 21 Jahren Zusammenlebens jetzt eingeleitet ist, als Höhepunkt einer ca. dreijährigen nicht bewältigten Ehekrise, läuft ab heute der Mietvertrag ihrer Wohnung.
Die letzte Woche hab ich als irgendwie gespenstisch empfunden. Stimmung nicht mal schlecht, trügerische Harmonie. Mein Sohn ist noch da, bevor er auch nächste Woche zum Studium auszieht, fühlte sich fast an wie in einer normalen Familie. Gemeinsames essen, reden, zusammen sitzen - außer natürlich, dass wir in getrennten Zimmern schlafen. Die Vorstellung dass in wenigen Wochen Stille in meiner Wohnung einzieht, einschließlich des Hundes alle weg sind - gespenstisch.
Nachdem meine Frau dann am Wochenende fast ständig unterwegs war, ihre Wohnung einrichten, abends und zum Frühstück immer weg war, weil sie eine Freundin aus Berlin, die lange nicht mehr hier war, getroffen hat, weil das alles nicht abgesprochen war, bin ich noch mal ausgerastet. Hab ihr nochmal Vorwürfe gemacht, dass sie nie um unsere Ehe wirklich gekämpft hätte, dass ich nie eine Chance hatte, noch mal einen Zugang zu ihr zu bekommen, usw. Alles Quatsch. Hab mich später sogar entschuldigt, sie nur gebeten, doch Absprachen zu machen. Sie meint, dass es nichts zu entschuldigen gäbe, sie meine Wut verstehen könne.
Hilft mir auch nicht weiter, aber ich versuche wenigstens immer dahin zurückzukehren - zum besonnenen und ruhigen Handelns und Sprechens.
Samstag hab ich ihr auch gesagt, dass ich auch bitter enttäuscht sei von meiner Schwiegerfamilie, also ihren Eltern vor allem.
Ich hab mich immer sehr gut mit denen verstanden, das war auch meine Familie über 20 Jahre, auf seinem letzten runden Geburtstag vor 3 Jahren hat mein Schwiegervater auf einer Rede gesagt, er könne sich keine besseren Schwiegersöhne vorstellen als seine beiden - und jetzt - nachdem meine Frau dort zwei Wochen verbracht hat und sie längst alles wissen, hat sich nicht einer von denen mal gemeldet, um mit mir zu sprechen. Sie sind sehr resolute Menschen, die überdies wissen, das ich niemals über ihre Tochter abgezogen hätte - ich hätte mich nur so gefreut, wenn sie mal Kontakt zu mir aufgenommen hätten.
Das ist alles so schwer.
01.10.2018 08:24 •
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