Besser alleine? Freue mich über Anregungen

Zitat von desiderium:

Ich merke, dass ich früher meine eigene Erschöpfung als Rechtfertigung genommen habe, nicht mehr richtig aufmerksam zuzuhören.

Das ist ein Weg raus. Stark und mutig, dass du in die Selbstverantwortung gehst und doch veränderst und dann erst vorsichtig im Prozess schaust, was das bei ihr macht.
Was hast du durchs zuhören verstanden, was du vorher nicht gehört hast?

Zitat von desiderium:

Mir haben oft die kleinen Dinge im Alltag gefehlt, nicht die großen Liebesbekundungen.

Hast du die jetzt? Oder ist das ein Vorwurf?

Zitat von Femira:

Was hast du durchs zuhören verstanden, was du vorher nicht gehört hast?

Ich habe zu wenig Wertschätzung geäußert, in der Kommunikation (abwesend: wie antworte ich auf eine Nachricht) als auch wenn wir zusammen waren. Ich habe die Tatsache, dass ich nicht das bekomme habe, was ich gebraucht habe, als falsches Schutzschild genommen, nicht das zu geben, was sie brauchte.

Zitat von desiderium:

Ich habe die Tatsache, dass ich nicht das bekomme habe, was ich gebraucht habe, als falsches Schutzschild genommen, nicht das zu geben, was sie brauchte.

Ich feier dich, dass du aus dieser Spirale ausgestiegen bist!
Bringt sie dir nun auch mehr Wertschätzung entgegen?

@desiderium: Ich finde es klasse, mutig, reflektiert ... einfach toll, wie Du das angehst.

Die Negativspirale, aus Erschöpfung, mangelnder Wertschätzung und fehlender oder erratischer Kommunikation war bei uns haargenau gleich. Die Situation mit dem Kinder fertig machen und länger schlafen können war bei uns auch ein Klassiker.

Ich habe in solchen Situationen oft auch genau gemerkt, dass der Ex auf ein Danke wartet, dass er sich darüber gefreut hätte, der ganze Tag vermutlich besser gelaufen wäre und er auch in Zukunft motivierter für solche Dinge gewesen wäre. Ich konnte es aber einfach nicht sagen, weil ich immer im Hinterkopf hatte, dass ich ohnehin viel mehr mit Familienaufgaben belastet bin (Stichwort mental load) und es dieses eine Mal jetzt auch nicht herausreißt. Total dumm, ich weiß, zumal mir diese Mechanismen zumindest theoretisch auch damals schon klar waren. Ich konnte aber einfach nicht entsprechend handeln und damit das Ruder herumreißen. Toll, dass Du es kannst!

Ob die körperliche Anziehung wiederkommen kann, weiß ich nicht. Bei mir war sie bis zum Schluss immer mal wieder in einzelnen Situationen da, war allerdings völlig verschwunden, wenn ich im Alltagsstress versunken bin und wütend auf den Ex war, weil er gefühlt viel mehr sein Ding gemacht habt. Wenn ich ihm emotional wieder näher war, fand ich ihn auch körperlich wieder anziehend. Vielleicht ist das bei Euch ja auch so.

Zitat von Femira:

Bringt sie dir nun auch mehr Wertschätzung entgegen?

ja, schon, ich denke sie ist da sehr bemüht, aufmerksamer zu sein.

Zitat von Caecilia:

Die Negativspirale, aus Erschöpfung, mangelnder Wertschätzung und fehlender oder erratischer Kommunikation war bei uns haargenau gleich. Die Situation mit dem Kinder fertig machen und länger schlafen können war bei uns auch ein Klassiker.

tut gut zu hören, dass ich nicht alleine bin, danke!

Zitat von Caecilia:

ich weiß, zumal mir diese Mechanismen zumindest theoretisch auch damals schon klar waren. Ich konnte aber einfach nicht entsprechend handeln und damit das Ruder herumreißen.

ich habe das auch und ich nenne es so etwas wie die unsichtbare Mauer. Ich habe manchmal den Eindruck, ich könnte dieses oder jenes tun und es wäre gut für den Moment oder auch für die Beziehung, schaffe es dann aber nicht. Also irgendetwas hält mich dann ab. Vielleicht war es für dich ähnlich. Irgendwie ist das auch so eine Ambivalenz zwischen sollen und fühlen, sehr schwer zu erklären.

Zitat von Caecilia:

Toll, dass Du es kannst!

Hier habe ich vielleicht einen falschen Eindruck vermittelt, ich versuche (!) das zu verbessern, richtig gut gelingt es mir noch nicht, denke ich.

Zitat von Caecilia:

Wenn ich ihm emotional wieder näher war, fand ich ihn auch körperlich wieder anziehend. Vielleicht ist das bei Euch ja auch so.

das spüre ich leider nicht und das macht mir auch Sorgen.

@desiderium: Witzig, dass noch jemand das mit der unsichtbaren Mauer (gut ausgedrückt) kennt. Mir ist bis heute nicht wirklich klar, warum ich in diesen Situationen nicht das tun / sagen konnte, von dem ich sicher wusste, dass es das Richtige ist.

Bei Euch wird wahrscheinlich tatsächlich der Knackpunkt sein, ob die körperliche Anziehung irgendwann wiederkommt. Ohne das kann ich mir eine Partnerschaft tatsächlich nicht vorstellen.

Zitat von Caecilia:

Witzig, dass noch jemand das mit der unsichtbaren Mauer (gut ausgedrückt) kennt. Mir ist bis heute nicht wirklich klar, warum ich in diesen Situationen nicht das tun / sagen konnte, von dem ich sicher wusste, dass es das Richtige ist.

ich finde das total interessant, dass es dir auch einmal so ging. Ich kann mir da auch noch keinen Reim richtig darauf machen.

Zitat von Caecilia:

atsächlich der Knackpunkt sein, ob die körperliche Anziehung irgendwann wiederkommt. Ohne das kann ich mir eine Partnerschaft tatsächlich nicht vorstellen.

da stimme ich dir zu und dass, obwohl ich mich ja eigentlich schon lange daran gewöhnt hatte. Aber nun liegen die Dinge anders.

@desiderium

Zitat von desiderium:

ich finde das total interessant, dass es dir auch einmal so ging. Ich kann mir da auch noch keinen Reim richtig darauf machen.

Ein Erklärungsmodell ist ja das Beziehungskonto, irgendwann kommt der Punkt, an dem der Partner soweit im Minus ist, dass es nicht mehr reicht, wenn ein paar Euro einbezahlt werden ...

Das ist ja nicht nur in Beziehungen so, die meisten Menschen distanzieren sich in Freundschaften, wenn sie , oft auch nur unterbewusst, das Gefühl haben, fast immer mehr zu geben.

Nur in einer Ehe / Partnerschaft, in der andere Bindungskräfte wirken, ist äußerlich distanzieren schwieriger. Dann passiert es innerlich, und man schützt sich selbst, hinter der Mauer....

Zitat von desiderium:

da stimme ich dir zu und dass, obwohl ich mich ja eigentlich schon lange daran gewöhnt hatte. Aber nun liegen die Dinge anders

Findest Du denn Deine Frau generell noch attraktiv?

@SchlittenEngel: Ja, das klingt plausibel. Eigentlich bin ich überhaupt keine Aufrechnerin - und in menschlichen Beziehungen schon gleich gar nicht - aber in Bezug auf die Beziehung zu meinem Ex könnte es schon sein, dass Du recht hast.

Zitat von SchlittenEngel:

Nur in einer Ehe / Partnerschaft, in der andere Bindungskräfte wirken, ist äußerlich distanzieren schwieriger. Dann passiert es innerlich, und man schützt sich selbst, hinter der Mauer....

Ein sehr interessanter Gedanke, dankeschön. Ich habe mich auch nie als jemand gesehen, der aufrechnet, also ich habe nicht den Eindruck, dass ich bestimmte Dinge in der Partnerschaft unterlassen habe, weil sie nicht zuerst von der anderen Seite kamen. Ich war manchmal allerdings so frustriert, dass ich einfach nur noch meine Ruhe haben wollte. Wahrscheinlich ist dieser Wunsch nach Distanz auch schon sehr ungesund und problematisch.

@Caecilia gab es einen konkreten Punkt an dem dir klar wurde, dass die Beziehung zu Ende ist bzw. keine Chance mehr hat?

Zitat von SchlittenEngel:

Findest Du denn Deine Frau generell noch attraktiv?

attraktiv im Sinne von körperlich anziehend meinst du?

Zitat von desiderium:

@Caecilia gab es einen konkreten Punkt an dem dir klar wurde, dass die Beziehung zu Ende ist bzw. keine Chance mehr hat?

Eigentlich zwei:

1. Direkt im Trennungsgespräch habe ich diese rasende Verliebtheit in Next bei ihm gespürt (habe ja schon mal geschrieben, dass ich Dich da sehr anders lese) - da war mir klar, dass das keinen Sinn mehr hat. Der Ex hat ja noch so pro forma Paartherapie vorgeschlagen - wirkte dann aber sehr erleichtert, als ich das direkt abgelehnt habe. Ich habe auch überhaupt nicht gekämpft (wie das hier im Forum immer so schön heißt) - einerseits aus Stolz, andererseits, weil für mich glasklar war, dass das null zielführend ist. Mein Ex wollte sich nicht entlieben, er wollte unsere Beziehung nicht mehr - für ihn war (ist?) Next die absolute Heilsbringerin und Lichtgestalt, die all seine Probleme lösen wird und ihn ewig glücklich machen wird (differenziertes Denken ist nicht so seine Stärke - er ist ein sehr absoluter Mensch).

2. Während der ersten Wochen hätte ich ihn vermutlich wieder zurückgenommen, wenn er reumütig angekommen wäre (ganz sicher bin ich aber auch nicht). Wir hatten dann ab ca. Januar / Februar (Trennung war im November, sein Auszug im Januar) auf meinen Wunsch hin so wenig Kontakt wie möglich und uns dann erst wieder im Frühsommer zweimal gesehen - einmal ganz kurz und einmal länger zu einem kindbezogenen Anlass. Da war mir dann auf einmal völlig klar, dass wir mittlerweile einfach völlig unterschiedliche Werte haben und dass er so, wie er heute ist, nicht mehr zu mir passen würde. Das war sehr heilsam und seither bin ich auch 100%ig sicher, dass auch ich keine Beziehung 2.0 mit ihm mehr würde haben wollen.

Während der Beziehung gab es ab und an auch Situationen, in denen ich an Trennung gedacht habe. Er hatte über die Jahre zum Teil so eine besserwisserische, überhebliche Seite entwickelt, mit der ich nur schlecht umgehen konnte. Trotzdem überwog für mich in der Summe ganz klar das Positive an unserer Beziehung. Wir hatten viele Gemeinsamkeiten, den gleichen Humor, viele gemeinsame Interessen und waren sehr vertraut miteinander. Selbst jetzt erinnere ich mich, wenn ich spontan nachdenke, an viel mehr schöne als blöde Erlebnisse aus der Zeit der Beziehung. Ich habe ihn auch bis zum Schluss noch geliebt und fand ihn, wenn ich nicht gerade wütend auf ihn war (s.o.), auch körperlich noch anziehend (und er mich vermutlich auch - zumindest ganz sicher nicht völlig un-anziehend).

Zitat von desiderium:

Ich war manchmal allerdings so frustriert, dass ich einfach nur noch meine Ruhe haben wollte. Wahrscheinlich ist dieser Wunsch nach Distanz auch schon sehr ungesund und problematisch.

Ja, kenne ich auch.