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Die Entscheidung gegen alle und für mich?

Kuraina
Und immer, immer wieder drehe ich mich um die Frage, warum ich nicht verstehen kann, dass es einfach nicht sein soll.
Ich verstehe nicht, warum alles mehr oder minder grundlos auseinander gebrochen ist.
Ich weiß, dass es richtig war und keinen anderen Weg gab, ich kenne die Gründe, ich kenne die Wunden und ich weiß, dass er sich nie besonnen hätte, wenn ich mich nicht getrennt hätte. Ich weiß das. Und trotzdem verstehe ich es nicht.
Ich verstehe nicht, dass sich manche Dinge einfach ändern. Ohne ersichtlichen Grund.

Unsere Beziehung war schwierig, von Anfang an. Seine Familienverhältnisse. Meine. Sein Lebenslauf, seine Psychosen, meine Psychosen. Unsere gegensätzlichen Charaktere und Interessen.
Aber wir haben uns geliebt und ergänzt, wir waren glücklich und sind aneinander gewachsen. Allen Widrigkeiten zum Trotz.
Ich hasse ihn nicht. Ich habe nur die Geduld mit ihm verloren. Weil ich nicht sein Kindermädchen bin.

Und trotzdem. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir Freunde bleiben. Und ich gönne ihm eine neue Beziehung - sogar mit der blöden Tussi. Ich kann mir das sehr gut vorstellen vor meinem inneren Auge und es fühlt sich irgendwie passend an.
Ich passe nicht in seine Welt und seine Welt ist nicht groß genug für mich. Wir ergänzen uns nicht mehr.
Und ich liebe ihn nicht mehr. Nach so langer Zeit glaube ich auch nicht, dass er mich noch liebt.

Und trotzdem verstehe ich es nicht. Trotzdem hoffe ich, dass wir es schaffen, zusammen. Ich weiß nicht, warum, weil ich weiß, dass es dumm ist.

Ich bin ein egoistisches Gör. Wenn ich ganz ehrlich bin, möchte ich im Moment keine Beziehung, weder zu meinem Ex, noch zu meinem Neuen.
Aber ich möchte meinen Neuen auch nicht verlieren. Und wenn ich ehrlich bin - ich weiß, ich bin ein ekliger Mensch, möchte ich auch nicht die Möglichkeiten missen, die er mir bietet und das sind Sozialkontakte. ich habe viele seiner Freunde kennengelernt und die sind nett. Leute 'wie ich', die meine Musik hören, meinen Lebensstil leben - Leute, die eigentlich gar nicht zu meinem Neuen passen und mit denen er trotzdem super klar kommt.
Wir haben wieder und wieder gesagt, wir möchten Freunde bleiben.
Und landen trotzdem wieder und wieder im Bett und ist es einmal so weit gekommen, sagen wir uns beide wieder Naja, jetzt ist das Kind eh schon in den Brunnen gefallen. Immer häufiger ertappe ich mich dabei, mein Freund sagen zu wollen, wenn ich irgendwas von ihm erzähle. Und ja, natürlich ist die Vorstellung, zu lieben und geliebt zu werden und eine Schulter zun Anlehnen zu haben, wunderschön.

Ich habe riesige Angst davor, komplett alleine dazustehen. Ich bin so froh, endlich wieder unter Menschen zu kommen, neue Leute kennenzulernen.
Mein Ex hat mich so sehr isoliert. Und jetzt bin ich süchtig nach Nähe, nach menschlichen Kontakten. Mein Neuer ist zur richtigen Zeit in mein Leben gestolpert. Hätte ich einen Freundeskreis, wie jeder normale Mensch, wäre das alles wohl nicht so gekommen.

Und trotzdem haben wir jetzt dieses beziehungsähnliche Konstrukt, dass mich irgendwie auch daran hindert, nochmal was alleine zu unternehmen. Ich möchte endlich weg aus dieser Stadt, aber den Sommer muss ich durchhalten.

Wäre ich gut und ehrlich und konsequent, würde ich meinen Neuen auf die Freundschaftsschiene setzen. Ich glaube, dass ich noch viel mehr Zeit brauche. Das Problem ist, dass er genauso inkonsequent ist, wie ich. Er weiß das alles. Und trotzdem hofft er. Natürlich hofft er.
Und da sind auch Gefühle für ihn, aber die reichen einfach nicht aus, solange ich nicht endlich verstehe, dass mein Ex einfach nicht der Mann fürs Leben ist.

Ich brauche Abstand.
Aber dafür bin ich zu egoistisch.

25.04.2017 21:13 • #16


Kuraina
Ich sollte mich wohl erleichtert fühlen, aber das tu ich nicht.
Zu meinem Geburtstag hat mein Ex mir für mich sehr überraschend gratuliert. Aber weiter kam nicht von hm. Keine Gespräche, kein Vorschlag für ein Treffen, nada.
Letzte Woche habe ich ihm daher eine Nachricht geschickt, dass ich nicht mehr warten werde. Dann sagte er wieder, dass er einfach noch nicht so weit ist. Damit habe ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Er sagte, dass er immer so unsicher ist, mich von sich aus anzuschreiben, dass er gerne etwas mit mir machen würde, aber Angst hat, dass es akward wird und er sich unpassend verhält. Dass er noch nicht bereit ist, mir emotional fair und auf Augenhöhe zu begegnen.
Also im grunde das alles wie gehabt ist. Ich habe ehrlich nicht damit gerechnet, dachte, dass er sich emotional genau so entfernt hat, wie ich.

Ich habe mich entschieden, egoistisch zu sein. Ich handle gegen all meine moralischen Maximen. Ich handle gegen meinen Kopf, gegen mein Herz, ich handle entgegen allem, was mir in meinem Inneren vordiktiert was ich zu tun zu lassen habe, was stetig dazu führt, dass ich mich mies fühle.
Ich habe mich heute dafür entschieden, diese Beziehung zu meinem neuen auf ein 'amtliches' Level zu haben. Auf sein Risiko. Mit der Möglichkeit, dass es auf die Entfernung nicht hält. Mit der Möglichkeit, dass sich meine Gefühle nie von einer Schwärmerei auf wirkliche Liebe erheben. Ich habe lange darüber nachgedacht und im Grunde war das die logische Konsequenz.

Die Bedenken, die ich habe, sind zum Großteil unrealistisch.
Ein Teil von mir möchte die Freiheit nicht aufgeben - die ich nicht nutze.
Und ein Teil möchte natürlich meinen Ex nicht verlieren. Aber ich glaube, diese Zweifel muss ich überwinden.
Und ich glaube, dass es mir im Moment viel wichtiger ist, die Freundschaft zu meinem Ex zu erhalten. Das war immer wichtig.
Ich weiß noch nicht, ob und wie ich es ihm sage. Ich möchte ihn nicht kurz vor seiner Aufnahmeprüfung wieder aus dem Gleichgewicht bringen.
Ich möchte nicht, dass er sein Leben an die Wand fährt. Aber ich möchte auch nicht mehr danebenstehen und warten und hoffen, dass er es hinbekommt.

Wirklich richtig fühlt es sich nicht an. Aber im Grunde habe ich nur etwas offensichtliches zu einer Tatsache gemacht. Ich werde meinem Neue wehtun. Spätestens wenn mein Umzug durch ist, wird sich ganz klar zeigen, wie sehr ich mich wirklich zu ihm hingezogen fühle. Aber ich bin einfach müde. Ich möchte nicht warte. Ich möchte niemanden hinhalten.
Meinem Ex wünsche ich von Herzen alles Gute in seinem Leben. Und dass er glücklich wird. Dass er seine innere Balance findet, sein leben in den griff bekommt und seinen Trümmerhaufen wieder aufbaut.
Ich empfinde immer noch sehr viel für ihn. Und ich wünsche mir wirklich, dass wir Freunde bleiben.
Ich gebe mich der Illusion hin, dass am Ende alles zusammenfindet, was zusammen gehört.
Und ich weiß, dass das so klingt, als würde ich hoffen, noch mal mit ihm zusammen zu kommen. Aber eigentlich hoffe ich nur, dass ich irgendwann mal mit einem Menschen an meiner Seite zrückblicken kann und weiß, dass alles, was passieren musste, passiert ist.

Ich bin nun also wieder vergeben. Es fühlt sich ein bisschen seltsam an, das kleine Schlupfloch gestopft zu haben. Und ich glaube, beendet ist diese Geschichte noch nicht.

14.05.2017 20:57 • #17


A


Die Entscheidung gegen alle und für mich?

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Kuraina
Ich muss meine Gedanken nochmal von vorn aufrollen.
Warum bin ich eine Beziehung eingegangen, die ich nicht will?
Im Grunde bloß, weil es gesellschaftliche Konstrukte sind, die mir zunehmend auf die Nerven gingen. Die Reaktionen darauf, dass wir nun 'zusammen' sind waren von seinen Freunden begeistert und voller Glückwünsche. Meine Freunde hingegen waren allesamt zurecht irritiert. Warum also dieser Schritt?

Weil es mich genervt hat. Mich haben die ständigen Diskussionen mit Fremden genervt, mich haben die blöde Kommentare genervt, mich haben auch die Sticheleien meiner eigenen Freunde genervt. Ich war es leid, auf ein Aber er ist doch so nett und ihr seid so süß, warum willst du ihn nicht. nur mit den Schultern zucken zu können - was glauben die Menschen denn? Dass das einfach ein Schalter im Kopf ist, den man switcht und dann verliebt ist? Dass genug Argumente dazu führen, dass man einen Menschen liebt?
Haben die alle vergessen, dass Emotionen sich nun mal nicht steuern lassen?

Anscheinend. Seine Freunde wünschen ihm viel Glück. Alle haben uns - bzw. mich gedrängt. Das zeigt auf der einen Seite natürlich, dass sie ihn gern haben und möchten, dass er glücklich ist. Auf der anderen zeigt es, dass sie das Konzept Liebe nicht verstanden haben. Wahre Freunde hätten ihm nicht mich gewünscht. Sondern, dass er mich abschreibt und jemanden findet, der ihn wirklich liebt. Viele Menschen verstehen das irgendwie nicht.
Und nun hänge ich in einer Beziehung, die ich gar nicht will, nur, damit alle anderen zufrieden sind und mich in Ruhe lassen.

Schuldig fühle ich mich dabei auch, keine Frage. Aber letztlich hätte ich ihm so oder so weh getan. Ob nun mit 'Beziehung' oder ohne. Wenn ich umziehe, kann er mich vergessen. Dann kann er mich loslassen - dann muss er.
Auf der Vernunftebene ist ihm das klar. Auf der Emotionsebene hofft er. Das ist nur menschlich und verständlich. Und so war es die ganze Zeit.

Ich weiß, dass sehr viele hier das nicht verstehe werden. Ich treffe meine Entscheidungen derzeit auf einem sehr abstrakten Level.
Ich liebe ihn nicht. Das ist ein Fakt. Ein Fakt, der mir und auch ihm bewusst ist.
Und ich empfinde sehr, sehr viel für meinen Exfreund. Ein Fakt, der ebenfalls uns beiden bewusst ist.
Gleichzeitig weiß ich, dass es für einen Neustart mit meinem Ex nicht nur von seiner, sondern auch meiner Seite zu früh ist.
Und ich weiß auch, solange ich mit meinem Neuen eine Komfortzone habe, die mir fast alles, was ich in den letzten anderthalb Jahren vermisst hat, werde ich diese nicht verlassen. Es ist nicht diese Abhängigkeit von einer Person. Aber er hat Freunde - die ich, im Gegensatz zu den Freunden meines Ex auch leiden kann und vice versa.
Er geht raus, wir unternehmen Dinge - es macht einfach Spaß und ich bin gerne mit ihm zusammen.
Aber es reicht bei weitem nicht für eine Fernbeziehung. Wie sagt Rockstah schon?

Man kann viel schneller begreifen, ob die Sache auch passt.
Ob die Kraft, die man dafür opfert es auch wert ist.
Ob beide wirklich wollen und die Sache vielleicht mehr ist.

[Rockstah - Weit weg]

Und hasst mich, verachtet mich, verurteilt mich - aber die Sache ist nun mal nicht mehr. War es nie. Und derzeit glaube ich auch nicht, dass sich das ändern wird. Die Entscheidung, die ich getroffen habe, ist reine Bequemlichkeit. Damit die Leute uns in Ruhe lassen. Wir beide kennen die Situation. Und außer uns beiden geht das auch eigentlich niemanden etwas an. Und wenn ich mich dann von ihm trenne können seine Freunde ihn trösten und mich in die böse Ecke abschieben. Das ist okay für mich.
Ich habe mich lange nicht zu diesem Schritt entschieden, um ihm unnötigen Schmerz zu ersparen, aber unterm Strich ist es für das Resultat vollkommen egal.
Ich weiß nicht, was wir sind. Ich kenne kein Wort, dass unsere Beziehung passend beschreibt. Wir sind mehr als eine FreundschaftPlus. Aber weniger als ein Liebespaar.
Ich weiß nicht, was wir sind.

Aber ich weiß, dass wir nicht von Dauer sind.
Ich erwarte hierfür kein Verständnis. Ich kann verstehen, dass viele hier mich als kalt, herzlos und berechnend sehen werden. Als jemanden, der Spaß daran hat, anderen wehzutun. Das ist okay, ich weiß, wie ich wirke.

Denn ich selbst weiß, dass es nicht so ist. Diesen Krieg mit mir selbst kämpfe ich alleine und für mich, das Urteil Fremder interessiert mich nicht.
Es geht mir nicht gut. Ich bin verletzt. Ich tue Menschen weh und das tut mir widerum weh. Aber ich bin Realist - man kann nun mal nicht durchs Leben gehen und niemandem wehtun.
Ich habe immer mein Möglichstes für Schadensbegrenzung getan und tue es auch jetzt.
Ich bin verletzt - aber ich bin dennoch glücklich. Es fühlt sich richtig an. Dieser Schmerz, diese ganze, blöde Situation fühlt sich richtig an.

Happiness doesn't mean everything is perfect. it means you've decided to look beyond the imperfections.
Ich bin glücklich. Und ich nehme diesen Schmerz an und ich ertrage ihn und es tut verdammt noch mal weh - aber ich bin glücklich. ich weiß, dass das sein muss. Es ist notwendig und ich lerne so vieles dazu. Diese Lektion ist wertvoll.

Ich kann das gar nicht in Worte fassen, wie es mir geht und was ich gerade emotional erlebe. Aber es ist beeindruckend und ich bin wirklich dankbar dafür.

19.05.2017 00:33 • #18


T
Hm... Ich habe mal den ganzen Thread gelesen. Erst einmal Chapeau für deine reflektierte und auch verantwortungsbewusste Art mit dir umzugehen - in diesen jungen Jahren. Finde ich klasse! ....und.... Willkommen in Hamburg! Du wirst diese Stadt lieben.

Allerdings:
Wo Licht ist, gibt es aber auch Schatten. Auf der einen Seite zeigst du eindrucksvoll, dass du bei dir bist. Auf der anderen Seite zerpflückst du alles bis auf das letzte Molekül. Ich hoffe, du vergisst das Leben dabei nicht! Das meine ich wahrlich nicht böse.
Weisst du, die Zeit/Zeitraum in der der ganze Thread hier entstand drehst du dich in meiner Wahrnehmung im Kreis, immer wieder um deine Gedanken. Zuviel Kopf kann Emotionen kaputtmachen - selbst schon erlebt. Du scheinst sehr emotional zu sein, dich sehr bewusst wahrnehmend. Aber ist das wirklich richtig und erstrebenswert? Vielleicht sind gewisse Menschen dazu gemacht. Ich selbst kenne auch eine Frau, Mitte 20, die so ist. Ich habe anfangs gedacht, dass ich sie lese, nicht dich.

Ich verstehe, was du möchtest. Ich verstehe, dass du dein Leben so leben möchtest, wie du es für richtig und schön hälst. Du bist auf dem richtigen Weg in meinen Augen.
Was deinen Ex betrifft: ich glaube, du hälst da an etwas fest, was es so nicht mehr gibt. Damit meine ich noch nicht mal ihn als Person. Sondern die Erinnerung, die melancholischen Gefühle, die du hast sind eigentlich nicht echt. Meiner Ansicht nach sollte man da differenzieren. Es gibt so viele Menschen, die an Erinnerungen festhalten und die sich dabei ergebenden Gefühle missinterpretieren.
Denke ich heute an meine erste Partnerin zurück, dann bekomme ich auch wieder dieses schöne Gefühl. Es war etwas, was mich geprägt hat. Das erste Mal verliebt, der erste Kuss, wie es sich angefühlt hat sie zu berühren oder als ich sie das erste Mal in ihrem zu großen Parka in der Tür stehen sehen habe und mich fast an der Pizza verschluckt habe.
Menschen entwickeln sich aber. Du hast eine beeindruckende Wandlung/Entwicklung durchgemacht. Man spürt deinen Stolz in so vielen Sätzen. Und trotzdem möchtest du immer wieder dieses junge unsichere Mädchen sein, was keine Verantwortung übernehmen möchte. Wie du beschreibst, hat dich dein Ex in deiner Entwicklung behindert. Ihr seid nun an einem Punkt, an dem ihr nicht mehr IHR seid, sondern neue Menschen mit vielleicht veränderten Bedürfnissen, Ansichten und auch Lebenseinstellungen.
In meinen Augen hält dich diese Hoffnung, dass ihr irgendwann wieder ein Paar werdet in der Bahn. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es dazu kommen wird. Ihr entfernt euch immer weiter voneinander.

Denk einfach mal nicht zuviel und geniesse das, was dir dein Neuer gibt. Er weiss ja um deine Gefühls- und Gedankenlage. Du warst ehrlich zu ihm - das ist das Wichtigste. Es war und ist seine Entscheidung damit zu umzugehen und was er dir dafür bietet, wie weit er dich an sich ranlässt. Du musst dich deswegen nicht zerfleischen. Sei einfach das, was du sein willst - bisher machst du das ziemlich gut!

19.05.2017 10:17 • #19


Kuraina
Lieber @tintin1980, vielen Dank für deine Worte (und die Zeit, dir meinen ganzen Gedankenmüll durchzulesen )
Ja, auf Hamburg freue ich mich, ich habe schon immer irgendwie einen Draht zu der Stadt gehabt Und ich hoffe, dass eine neue Stadt eine neue Situation und ein Schritt in meiner beruflichen und persönlichen Entwicklung mich auch gedanklich wieder nach vorne bringt. Du hast schon recht, ich drehe mich im Kreis, seit Monaten und ich komme immer wieder da an, wo ich ratlos an einem toten Punkt stehe. Ich bin schon froh, dass dieses Gedankenkarusell mich nicht in Bewegungslosigkeit verharren lässt, sondern dass ich trotz dessen die Energie aufgebracht habe, einen Studienplatz zu bekommen (oder vielleicht flüchte ich auch nur, da bin ich mir nicht ganz so sicher).

Ich hadere da mit mir. Auf der einen Seite ist mir das bewusst - ohne Differenzen hätte es schließlich keine Trennung gegeben.
Ich brauche leider sehr lange, um Emotionen zu verarbeiten. Meinen ersten Freund habe ich noch Jahre nach der Trennung inbrünstig gehasst. Heute blicke ich auf diese Zeit relativ emotionslos zurück. Ich sehe die Vorteile, die diese Beziehung im Nachgang für mich hatte, aber ich habe auch nicht vergessen, wie man mit mir umgesprungen ist - keine Chance, dass da nochmal ein glückliches Gefühl hochkommt.

Ich habe starke Verlustängste und der Gedanke, jemanden, der 10 Jahre lang, in extremen Zeiten immer irgendwie Teil meines Lebens war, zu verlieren, macht mir einfach sehr große Angst. Ganz rational gesehen glaube ich auch nicht, dass das noch mal wird. Aber es fällt mir schwer, hinzunehmen, dass ich nicht verhindern kann, dass Dinge sich ändern, von denen ich nicht will, dass sie sich ändern. Ich denke, wirklich in meinem Kopf kommt es an, wenn ich hier wegziehe. Ich rechne nicht damit, dass wir uns vorher noch mal sehen. Und ich weiß, dass es, wenn ich erstmal weg bin, nicht passieren wird. Aber bis dahin, fürchte ich, wird sich mein Gedankenkarusell weiterdrehe. Ich entferne mich nur sehr langsam. 2 Schritte vor und 3 zurück.

Interessanter Ansatz, so habe ich das noch gar nicht gesehen. Danke dafür.

22.05.2017 20:27 • #20


Kuraina
Am Wochenende hatte ich mit meinem Neuen' noch mal ein ernsthaftes Gespräch.. bei ihm ist wohl doch nicht so richtig angekommen, dass diese Beziehung rein gar nichts an unserer Situation oder Gefühlen geändert hat. Er war erstmal sehr verletzt und schockiert, hat sich dann aber recht schnell gefangen. Ich habe ihm nochmals eindringlich zu verstehen gegeben, dass ich ihn nicht liebe. Wir sind darin übereingekommen, dass wir, solange ich noch hier bin, erstmal ein 'Paar' bleiben - wir wissen schließlich beide, dass wir nicht voneinander loskommen. Gleichzeitig war es seine eigene Aussage, dass er die Sache, sofern sich an meiner Haltung nach meinem Umzug nichts geändert hat, selbst beenden wird. Das ist nur recht und billig. Denn, so sagt er, eine Fernbeziehung ohne Liebe, das will er nicht. Und das will ich ja auch nicht und würde es nie und nimmer verlangen.
Vermutlich wird das bedeuten, dass wir den Kontakt zueinander komplett verlieren.
Das ist zwar traurig, aber, so hart das klingt, letztlich hat er keine große Rolle in meinem Leben gespielt... und ich hoffe einfach nur, dass er mich bald loslassen kann.
Ich habe nie gewollt, dass er sich so sehr an meinem Splitterherz verletzt.
Auf der anderen Seite war das sein eigenes Risiko. Er wusste von Anfang an, was ich will und was nicht und hat sich - obwohl er eine Beziehung wollte - auf mich eingelassen. Auf die, die noch vor dem ersten 'Date' gesagt hat, dass sie keine Beziehung will.
Aber ich weiß ja selbst, wie das ist. Wenn man verliebt ist, ist man nun mal verliebt. Und man geht alle Risiken ein, weil man glaubt, das es das wert sei. Das ist ja das schöne an der Liebe - schade ist es nur, wenn man dieses Risiko alleine eingeht.
Dennoch hoffe ich, dass er vielleicht etwas mitnehmen kann aus dieser Zeit. Und vielleicht bleiben wir ja doch in Kontakt - einer seiner engsten Freunde wohnt schließlich in Hamburg. und den Kontakt würde ich gerne halten - naja, wenn der ihn nicht aufgrund der Vorgeschichte beendet.

Mein Ex hat mir auch geschrieben - er wurde an der Schule angenommen. Das wird im nächsten Jahr also dazu führen, dass mein neuer und mein Ex sich jede Woche sehen werden, weil sie dann die gleiche Schule besuchen und im gleichen Stockwerk sind. Bizarr.
Aber der springende Punkt ist, dass ich überrascht war, das er es mir erzählt hat. Wir haben in den letzten Tagen immer mal wieder locker gechattet, aber dass er mir diese Neuigkeit erzählt, hat mir das Gefühl gegeben, dass er für sich vielleicht doch viel mehr getan hat, als ich geglaubt habe. An sich, an uns.. vielleicht war auch die Gratulation zu meinem Geburtstag für ihn ein großer Schritt. Er hat diesmal auch gefragt, wie es bei mir so aussieht, hat sich erkundigt, wie die Wohnungssuche so läuft, hat Interesse gezeigt.
Noch am selben Tag habe ich mich entschieden, ihm eine kleine Schultüte zu schnüren.

Je länger diese Beziehung geht, desto mehr weiß ich, dass ich das nicht auf Dauer will. Ich habe mich noch nicht überwunden, es meinen Eltern zu erzählen. Und auch nicht meinem Ex. Ich fühle mich unwohl mit dieser Vorstellung.
Meine Arbeitskollegen wissen es (weil oben erwähnter Freund der Sohn eines Kundens von uns ist und das irgendwie so ins Gespräch kam.)
Aber meine Kollegen sind mit dem Umzug auch Ex-Kollegen.

Es bleibt also alles beim Alten.
Wird schon werden. Ich sehe das im Moment relativ locker - ich kann ja doch nichts ändern. Der Umzug wird zeigen, wie es weitergeht.
Ich wünschte nur, es wäre bald soweit.

01.06.2017 19:21 • #21


Kuraina
Ich war seit Montag in Österreich auf einem Festival. Alleine, also nur mit meiner besten Freundin. Das hat mir verdammt gut getan. Da es Ausland war, war mein Handy nur zum Fotos machen und ggf. telefonieren da (habe die Wohnungszusage!), davon ab habe ich nur 10 Minuten pro Tag das Internet aktiviert und kurze Lebenszeichen an die Außenwelt gesendet.
Beste Freunde sind nicht nur zum Feiern gut, sie erinnern einen auch an das, was man braucht.

Und meine beste Freundin hat mich daran erinnert, warum ich mich in erster Linie getrennt habe.
Es ist nur einfach so, dass ich miserabel im Loslassen bin, schon immer war. Und mir die Freundschaft fehlt.
Ich kann ihm viel vorwerfen, aber nicht, dass er mir je ein schlechter Freund gewesen wäre. Wir haben gewusst, dass eine Beziehung unsere Freundschaft zerstören könnte - aber eigentlich sehe ich dazu keinen Grund. Es gab keinen Vertrauensbruch.
Aber das, was ich in einer Beziehung bräuchte, könnte er mir wohl nie geben. Menschen können an sich arbeiten, aber sie können sich nicht vollständig ändern. Er war schon immer ein eher stiller Einzelgänger. Das ist okay, nur was ich gerade erlebe ist eine vollkommene Isolation. Ich bin der Überzeugung, dass er eigentlich einen guten Therapeuten bräuchte, um all seine Traumata aufzuarbeiten und endlich sein Leben in den griff zu bekommen. Und ich weiß, dass es nicht meine Schuld ist. verantwortlich fühle ich mich dennoch. Ich weiß, dass ich es nie hätte ändern können, dass es auch sonst niemand ändern kann. Nichts und niemand kann jemanden, der sein Leben lang immer nur wartet, aus dieser Passivität herausholen, außer dieser Person selbst. Er fehlt mir, menschlich. Aber die Art, wie wir unsere Beziehung geführt haben, besonders zum Schluss, die fehlt mir nicht.

Die Woche hat mir aber auch wieder deutlich gezeigt, dass ich in dieser momentanen 'Beziehung' keine echte Chance sehe.
Ich sehe schon jetzt Streitpunkte. Wir sind in unserer Auffassung zu unterschiedlich. In unserer Lebensgestaltung. Und letztlich unserer Musik. Ja, das mag oberflächlich klingen, aber eine Beziehung - langfristig - mit jemandem, der musikalisch aus einer komplett anderen Welt kommt, fällt mir als jemandem, für den Musik einen großen Teil im Leben einnimmt, einfach zu schwer. Weil Musik nicht einfach Musik ist, wenn man in Szenen gehört. Dann ist Musik viel mehr. Sie ist Gemeinschaft, Lebensgefühl, Weltverständnis. Und da sind HipHop und die große Welt des Rock/Metal/-core nun mal grundverschieden.
Aber es geht um mehr. Es geht um die Art, Beziehungen zu führen, um das Verständnis dafür, was Treue ist, was Vertrauen ist, welche Freiheiten man innerhalb einer Beziehung haben sollte. Wenn mein Partner sich schon daran stört, dass mein Freundeskreis hauptsächlich männlich ist, was wird dann, wenn ich zwei oder drei davon regelmäßig sehe? Wenn ich gar nicht einsehe, etwas an der Gewohnheit zu ändern, mit diesen Freunden - wie schon immer - in einem Bett zu schlafen?
Das kann gar nicht gut gehen. Auf die Distanz schon gar nicht. Ich wäre tatsächlich an einem Punkt gewesen, der Sache eine Chance zu geben. Aber ich weiß einfach, dass es früher oder später zwischen uns richtig krachen würde. Er beteuert immer wieder, dass er es gerne versuchen würde, aber ich möchte nicht, dass er noch mehr Kraft investiert, als er es bisher getan hat. Und eigentlich glaube ich, dass er mich viel größer und besser macht, als ich bin. Er sieht die Ecken und Kanten. Er ignoriert sie bloß. Weil ich da bin. Weil er sich schon länger eine feste Beziehung wünscht und ich diejenige war, die er zufällig kennengelernt hat. Ich glaube durchaus, das seine Gefühle echt sind. Aber ich glaube auch, dass er sich etwas schön redet.
Es wird ihn verletzen und runterziehen und es tut mir so, so, so leid. Aber wir sind einfach nicht füreinander.

Beste Freunde erinnern einen an das, was man wirklich braucht. Und was ich derzeit brauche, ist Platz, um mich auszudehnen, mich selbst besser kennenzulernen.
Die Entscheidung gegen alle - und für mich. Unterm Strich bleibt es dabei.

19.06.2017 10:12 • #22


T
Ich lese deine Beiträge wirklich sehr gerne. Zu deinen letzten Beiden Postings kann ich allerdings nicht wirklich was sinnvolles beisteuern, da du schon sehr reflektiert bist und weisst, was dir gut tut und was nicht. Sicher, da sind Zweifel an der ein oder anderen Stelle. Aber Zweifel gehören auch immer zum Leben dazu.

Plane deine Zukunft und versuche eines nicht: Auf die richtigen Leute falsche Rücksicht zu nehmen. Es ist an der Zeit Entscheidungen zu treffen und die verantwortungsbewusst mit deinem Denken zu untermauern.

Allerdings, was das mit der Musik angeht: Es ist Musik. Musik ist nichts, was eine Persönlichkeit oder eine Lebensauffassung definiert. Wenn du von Szenen redest... du bist noch jung. Das wird verschwimmen und irgendwann einfach nicht mehr wichtig sein. Musik ist eben NICHT Weltverständnis, NICHT Lebensgefühl. Ein Mensch, der Klassik genießt kann dasselbe Verständnis der Welt wie du haben. Das hat eher was mit Sozialisierung zu tun, nicht mit Geschmack. Wenn du aber Musik lebst, dann ist es etwas anderes. Es gibt Menschen, die widmen ihr Leben der Musik - DAS ist dann eine Lebenseinstellung, nicht aber das Genre!

Weiter so und lass von dir hören!

19.06.2017 10:32 • #23


Kuraina
Ah, Musik.... Musik ist vielschichtig. Von Musik leben heißt nicht, Musik zu leben und Musik leben heißt nicht zwangsläufig, VON Musik zu leben - als Schwester eines Berufsmusikers habe ich da wohl einen etwas anderen Blickwinkel. Und zumindest 'meine' Musik geht - wenn man sich ernsthaft damit beschäftigt, und das tue ich, auch mit gewissen politischen und moralischen Wertevorstellungen einher - dafür steht nun mal das Punk im Punkrock. Ich höre durchaus auch sehr gerne Klassik, aber mein Herz gehört den lauten Gitarren. Szenen bilden sich um Musik herum. Szenen sind mehr als 'Wir sehen alle gleich aus.'.
Ich denke schon, dass man sagen kann, dass Menschen, die sich einer Musikszene zugehörig fühlen, weit mehr miteinander teilen, als bloß die Lieblingsband. Und selbst wenn, alleine schon die Band kann für politische und moralische Werte stehen.
Ein Mensch, der Punkrock hört, wird eben sehr wohl ein anderes Weltverständnis haben als der, der Rechtsrock hört.
Klar lässt sich das nicht verallgemeinern, aber ich behaupte durchaus, dass Rock und HipHop - wenn es auch musikalisch und technisch Gemeinsamkeiten gibt - erstmal für unterschiedliche Ansichten stehen. Es mag jugendlicher Leichtsinn sein, aber alles in allem habe ich bisher die Erfahrung gemacht, dass ich mit Leuten, die 'meine' Musik hören, einfach mehr Gemeinsamkeiten habe. Man hat oft ähnliche Erfahrungen gemacht, was das Gefühl zum eigenen Platz in der Welt hat. Jeder kennt die verständnislosen Blicke. Jeder hat es schon mal erlebt, dass andere Menschen die Straßenseite wechseln. Anfeindungen.
Für gewöhnliche Freundschaften ist das nicht unbedingt wichtig, aber in einer Partnerschaft merke ich gerade, dass es mir doch wichtig ist. Dafür nimmt die Musik in meinem Leben einfach einen zu großen Platz ein. Das mag sich ändern, aber das Leben ist eine Momentaufnahme.

Ich habe mich gestern kurz mit meinem Ex getroffen um ihm die kleine Schultüte zu geben. Wir haben ein bisschen geredet, über die Zukunft, das Festival, Pläne... dies und das und jenes. Eigentlich hatte ich wirklich nur geplant, ihm die kleine Tüte zu geben und wieder zu verschwinden, aber naja. Ungeplant kam halt auch wieder das Thema mit seiner blöden Tussi auf... ich wollte mich ja echt nicht mehr drüber aufregen. Dass es mich immer noch trifft, hat ihn überrascht, das widerum hat mich überrascht.
Es kam dann doch sehr viel von ihm, er hat sich entschuldigt, dass er da so langsam ist, dass er gerne nochmal was mit mir machen würde, ehe ich weg bin, dass er sogar mal nach Hamburg kommen würde, dass sie nun mal viel mehr in die Sache interpretiert - und eben nach außen trägt - als er . Von meinem 'Neuen' weiß er jetzt auch, inklusive der Situation.
Aufgrund einer ganz, ganz blöden Situation musste ich ihn heute nochmal bitten, mich zuhause abzuholen und zum Autohaus zu fahren, das war aber ganz entspannt.

Es ist immer noch irgendwie seltsam für mich. Und ich denke, dass das auch noch eine ganze Weile dauern wird, ehe es nicht mehr seltsam ist. Und nein, so ganz sind diese Hoffnungen einfach noch nicht weg. Vielleicht ist das auch einfach normal.

Gleichzeitig merke ich, dass ich ohne meinen Neuen derzeit nicht sein will. Menschliche Interaktion finde ich schon sehr gut zurzeit. Aber ich merke auch, dass ich, wenn ich könnte, ohne die Konsequenzen tragen zu müssen, das ganze sofort beenden würde. Es ist einfach nicht richtig, was ich da tue. Und der Gedanke, schon wieder jemandem wehzutun, ätzt mich tierisch an. Ich will das nicht.
Ich will endlich meine Sachen packen und abhauen. Mein Studium anfangen. Meine Freunde in der Nähe wissen. Neue Leute kennen lernen. Einen eigenen Freundeskreis aufbauen.

Ich will im Moment keine Beziehung.
Ich glaube, wenn sich endlich alles wieder stabilisiert hat, ich wieder ein komplett eigenes Leben führen kann, ohne auf die zwischenmenschlichen Kontakte anderer angewiesen zu sein, wird sich recht schnell zeigen, ob diese Hoffnungen an meinen Ex reine Gewohnheit sind... oder wirklich Hoffnungen. Schlicht und einfach, weil sich zeigen würde, ob ich nochmal bereit wäre, die Strapazen einer Fernbeziehung auf mich zu nehmen. Denn für meinen Neuen bin ich dazu nicht bereit. Und ich möchte auch nicht, dass er all das für mich auf sich nimmt.

Es geht voran. Der Mietvertrag liegt hier. Ich setze mich gleich an den Bafögantrag.
Ich muss noch einen Monat und ein paar Tage durchhalten, dann habe ich endlich wieder die Zügel ganz alleine in der Hand. Hells, es wird Zeit, dass ich hier rauskomme.

20.06.2017 20:51 • #24


Kuraina
Es ist 1 Uhr nachts. Ich sollte schlafen, aber sowohl der Husten, der mich plagt als auch die Gedanken, die mich nicht loslassen, lassen das heute nicht zu.
Ich bin auf etwas gestoßen. Ich habe es sicher früher schon geahnt. Aber jetzt kann ich es greifen. Mir fehlen die psycholgischen Fachausdrücke für das, was in meinem Kopf passiert.
Aber ich glaube, ich hab es verstanden. In der Hoffnung, meinen Kopf zu leeren, schreibe ich es also auf. Es wird mein Problem nicht lösen. Aber schreiben hat nun mal schon immer irgendwie geholfen.

Mein Kopf, mein Herz, meine Psyche, im Moment ist es ein Trümmerfeld. Ich habe alles, was ich hatte, mit einer Abrissbirne selbst in Schutt und Asche gelegt. Das Gebälk war sowieso morsch. Die Fassade abgeblättert. Die Wände instabil.
Es musste weg. Also habe ich mich lieber selbst auf die Abrissbirne gesetzt, anstatt zu riskieren, unter den Trümmern lebendig begraben zu werden.
Ich hatte keine schwere Kindheit. Viele Menschen haben viel schlimmere Dinge erlebt,als ich. Auf den ersten Blick war meine Kindheit sogar Bilderbuchartig.
Aber ich habe schon als kleines Kind die Spannungen in der Beziehung meiner Eltern gespürt. Erst vor ein paar Monaten hat meine Mutter mir erzählt, dass das Verhalten meines Vaters sich ins Negative verändert hat, als sein Vater gestorben ist - mein Opa starb 4 Monate vor meiner Geburt.
Meine Mutter hat mir auch erzählt, dass meine Oma ihr mal gesagt hat, dass es bei meinem Opa genauso war. Sein Vater starb... und mein Opa hat sich verändert. Ich kenne meinen Opa nicht. Aber meinen Vater.
Mein Vater hat sich stetig weiter verändert. Er wurde immer lauter, immer launischer, immer sturer. Heute, 23 Jahre nach dem Tod seines Vaters, habe sich selbst die engsten Freunde abgewendet. Niemand erträgt meinen Vater länger, niemand möchte länger mit meinem Vater Zeit verbringen. Auch ich nicht. Oder meine Mutter.
Warum meine Mutter sich nicht von meinem Vater trennt - sich nicht schon längst getrennt hat, habe ich nie verstanden.
Als Kind habe ich meine Elten oft gegeneinander ausgespielt Mama sagte nein, also ging ich zu Papa. Papa sagte ja - und meistens hatte das laute Streitereien zur Folge. Als Kind habe ich natürlich nur meine eigenen Interessen verfolgt. Heute bin ich erschrocken über das, was ich meiner Mutter damit angetan habe. Mein Vater ist nie handgreiflich geworden, jedenfalls nicht, soweit ich mich erinnere.
Er ist nur laut.
Heute habe ich großes Mitleid mit meiner Mutter. Ihre erste Ehe ging ganz hässlich zu Bruch und ihr Mann hat letztlich seine Affäre geheiratet. Meine Mutter musste mit 2 kleinen Kindern alleine zurecht kommen. Sie hat mir erst letztes Jahr mal erzählt, wie sie dann mit meinem Vater zusammengekommen ist. Der Mann, den sie mir beschrieben hat, hat mit dem, den ich kennengelernt habe, aber nur wenig gemein.
Meine Mutter tut mir so leid... 2 gescheiterte Ehen. 3 Kinder, von denen 2 sich kaum melden und das dritte 400 Kilometer weit weg geflohen ist - das bin ich. Das Kleine. Das Küken. Das emphatische. Heute tut es mir weh, meine Mutter so zu sehen.

In meiner Kindheit und besonders in der Pubertät, war das aber anders. Damals habe ich mich vor der Welt und besonders vor meiner Familie, verschlossen. Mein Bezug war meine Katze. Als sie starb, war ich 14. Es ist jetzt 9 Jahre her. Und es verfolgt mich noch immer. Vorher musste ich nicht mit dem Tod umgehen. Meine Großväter starben beide vor meiner Geburt, die Mutter meiner Mutter, als ich 4 war - zu klein, um zu verstehen, was das bedeutet.
Und meine Oma väterlicherseits war zu dem Zeitpunkt noch rüstig und auf zack.
Als Josie starb, hat das meine kleine Welt zum Einsturz gebracht. Ich habe mir selbst die Schuld gegeben - ein Umstand, den ich bis heute, 9 Jahre später, nicht ändern konnte.
Diesen Schmerz habe ich in Alk. ertränkt. Mit 15 war ich seelisch im Grunde gebrochen. Ich war der Außenseiter. Ich wollte aber auch gar nicht dazugehören. Meine Freunde waren Außenseiter wie ich. Keiner war an meiner Schule. ich habe unter der Woche funktioniert und am Wochenende war ich durchgehend Alk..

Der erste Junge, in den ich mich wirklich und wahrhaftig verliebt habe, hat mir mir gespielt. Heute denke ich, dass das sicher keine Absicht war. Er hatte seine eigenen psychischen Probleme. Er hat mir nicht wehtun wollen, dennoch, er hat es getan. Er wollte keine Beziehung, aber mit mir reden ging immer. Mich küssen auch. Wenn er wollte, versteht sich. Ob er zu dem Zeitpunkt mal wieder eine seiner 4-Wochen-Beziehungen hatte, hat ihn nicht interessiert. Mich schon, sofern ich es wusste. Wenn ich es wusste, habe ich ihn nicht an mich rangelassen. Wenn nicht, natürlich schon. Ein Jahr hat er das mit mir gemacht. Und immer wieder habe ich mich gefragt, warum, um alles in der Welt, ich für diesen Jungen, für den einzigen, den ich wollte, nicht genug sein kann. So viele Kerle wollten mich... aber der, den ich haben wollte... für den war ich nicht gut genug.
Ein Jahr hat er mich gequält.
Und er hätte es noch länger tun können, wäre ich nicht im Sommer 3 Wochen im Ausland gewesen. Und dann weitere 2 Wochen von Festival zu Festival getourt. Fast 2 Monate, ohne ihn zu sehen, haben gereicht, um mir zumindest eine kleine Chance zu geben, mich freizumachen. Auf dem letzten Festival des Sommers, auf dem ich mit meiner besten Freundin war, habe ich den besten Freund ihres Cousins kennengelernt. Er war ganz nett, er war rein optisch nicht der größte Fehlgriff und ich habe mich in eine Beziehung mit jemandem gestürzt, den ich keine 24 Stunden kannte. Nach dem Festival kam der Schulwechsel - zum Glück für mich. Die Zeiten von Mobbing und Außenseitertum waren vorbei, meine neue Klasse war toll.

Das ging ein Jahr gut. Ich hatte keinen Kontakt mehr zu meinen Freunden, war nur noch bei ihm. Das hat mir gut getan, Alk. habe ich in dieser Zeit überhaupt nicht mehr getrunken. Ich habe mich auf die Schule konzentriert. Es ging mir gut. Bis er mit mir Schluss gemacht hat, weil er - O-Ton schon länger spürt, dass ich nicht mehr glücklich mit ihm bin. - Ahja. Im Nachgang kam dann raus, dass er mich betrogen hatte. Das Thema war abgehakt. Und trotzdem konnte ich auch hier nicht genug sein. Ich konnte es nicht retten, ich konnte, wie immer, Dinge nicht sehen, erkennen, verhindern, von denen ich aber an mich den Anspruch stellte, es zu können.
Wie bei Josies Tod.

Die Trennung hat mich sehr hart getroffen. Ein Freund, den ich schon vorher kannte, war da. Wir haben nächtelang geskypet, sind beide vor unseren PCs eingeschlafen dabei. Haben lange SMS geschrieben, telefoniert. Der Rest ist Geschichte. 5 lange Jahre. Damals habe ich mir geschworen, nie wieder für eine Beziehung meine Freunde zu vernachlässigen, mein Leben nur noch an meinem Partner auszurichten.
Das habe ich anfangs auch nicht. Ich habe ihn mal mitgeschliffen, wenn ich was unternommen habe. Oder mal ein Wochenende ausgesetzt, um was mit meinen Freunden zu machen... am Anfang. Nach spätestens 2 Jahren nicht mehr. Die Kämpfe waren ermüdend. Egal, um was es ging, einen Tag - oder auch mal 2 Stunden vorher - wollte er nicht mehr. Oder fühlte sich schlecht. Wir haben zu Weihnachten einmal Karten für Dieter Nuhr von meinen Eltern bekommen. Den mochten wir beide. Und am Abend vorher hatte er plötzlich keine Lust mehr, das sei ja so stressig, aber ich könne ja alleine gehen.
Ich hab damals auf Facebook gepostet und hatte schon jemanden, der mitwollte - da wollte mein Partner dann doch wieder. Also alles wieder abgesagt, wir sind zusammen hin. Das war nur exemplarisch, aber irgendwann habe ich es aufgegeben. Denn wenn keine Karten vorhanden waren, war nix zu machen, dann ist das, was wir geplant hatten, eben ausgefallen.
Auf Geburtstagen von meinen Freunden war er dann stets müde, schlecht gelaunt, krank.. oder alles auf einmal. Ich wollte ihn nirgendwo mit hinnehmen, natürlich wollte ihn auch irgendwann niemand mehr dabei haben. Irgendwann habe ich einfach von vornherein abgelehnt.
Ich habe mein Leben aufgegeben. Mal wieder. Bin zu ihm gezogen und hatte plötzlich nicht mal unter der Woche ein Sozialleben.
Er hat Angst vor Menschenmassen. Das weiß ich, das wusste ich auch damals, dennoch, erklärt hat er es nie, es war immer 'Unlust' - ich hatte im Grunde keine Chance, das zu verstehen.

Und heute stehe ich wieder da. Diesmal, das erste Mal, bin ich gegangen. Um mich selbst zu beschützen. Und trotzdem. Ich hätte es erkennen müssen. Ich hätte dafür sorgen müssen, dass wir ein Gleichgewicht haben.
Ich weiß, dass das nicht rational ist. Aber ich wiederhole Muster. Gedanklich, aber auch praktisch, ganz real.
In Gedanken steht am Ende einer gescheiterten zwischenmenschlichen Beziehung immer der Gedanke, dass ich es hätte verhindern müssen. Es hätte besser wissen müssen. Es besser hätte machen müssen.
In Bezug auf meine Katze hat meine Psychologin mal gesagt, dass ich einfach annehmen muss, dass ich alles im Rahmen meiner beschränkten Möglichkeiten Mögliche getan habe.
Aber das hilft mir nicht. Es hilft mir nicht, weil auch der Gedanke, dass alles, was ich hätte tun können, nicht genug war.
Weil ich nie genug bin.
Das ist Punkt eins. Ich denke, das liegt in meinem Elternhaus. Die Beziehung zwischen meinen Eltern, aber auch zwischen meinem Vater und meinen Halbgeschwistern, waren schwierig, frostig, laut, unterkühlt. Und ich habe - vermute ich - schon als kleines Kind das Gefühl gehabt, es läge an mir, ich wäre nicht gut genug.
Ich habe das Wichtigste in meinem Leben verloren, weil ich sie nicht schnell genug zum Notfaltierarzt habe bringen können - oder besser: meine Mutter nicht schnell genug habe dazu drängen können. Sie ist tot. Wegen mir.
An diesen Schmerz habe ich mich gewöhnt. Es ist das Loch in meinem Herzen, das nie vergehen wird. Das ist okay. Ich kämpfe nicht mehr dagegen. Das, dieser Schmerz, ist ein Teil von mir.
Und natürlich ist mir bewusst, dass sie heute schon lange tot wäre, selbst, wenn das damals nicht passiert wäre, sie nicht krank geworden wäre, sondern gesund und munter geblieben wäre. Sie wäre vielleicht noch 3, 4 Jahre älter geworden. Aber das ändert nichts an den Gedanken, dass wir durch meine Schuld diese 3 Jahre nicht hatten. Und verdammt, sie wurde mir zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt genommen.

Genau diese Gedanken finden auch auf Beziehungsebene statt. Ganz egal, wer wann was verbockt hat, am Ende stehe ich, die Supergirl hätte sein müssen. Ich kann die Welt nicht retten, ich weiß... aber ich muss doch das retten können, was mir am Wichtigsten ist.

Der zweite Punkt ist, dass ich immer von Beziehung zu Beziehung rutsche. Ohne das, was vorher war, zu verarbeiten. Warum das so ist... keine Ahnung. Natürlich verarbeite ich, aber ich verarbeite während der nächsten Beziehung - und anscheinend falle ich am Ende dann doch wieder in dieselben Muster zurück. Ich denke, dass auch das damit zu tun hat, dass ich einfach geliebt werden will. Und ich will lieben. Ich will immer alle beschützen. Ich brauche Menschen, um die ich mich kümmern kann.

Nach der Trennung von meinem Ex wollte ich eigentlich Zeit für mich. Um endlich herauszufinden, wer ich bin und was ich will. Nach Hamburg gehen war meine Entscheidung, ganz allein meine. Weil ich diese Stadt liebe. Nicht wegen irgendjemandem. Nur um meinetwillen. Und dann kam mein Neuer und hat mir etwas gegeben, was ich anderthalb Jahre.. eigentlich 6 Jahre lang, nicht hatte - ein Sozialleben. Normalität.
Ich zahle dafür einen sehr hohen Preis. Schuldgefühle. Dem Alten, dem Neuen und auch gegenüber mir selbst.
Zweifel. Selbsthass.

Ich bin schon wieder von einer Beziehung in die nächste gerutscht, ohne es zu wollen.
Und der Gedanke, dass jetzt mit dem Umzug abzubrechen, kommt mir mittlerweile auch absurd vor. Das ganze geht jetzt seit 8 Monaten. Im September, wenn ich definitiv weg bin, sind es 10 Monate. Das ist fast so lang, wie meine erste Beziehung war. Ich kann doch nicht nach 10 Monaten sagen Hey, war nett mit dir, aber ich bin dann jetzt weg, wusstest du ja vorher - ciao!
Ich habe jetzt das Gefühl, ich muss das einfach durchziehen. Mindestens 2 Monate muss ich dem eine Chance geben.

Das hilft mir nicht weiter, aber ich musste es mal niederschreiben. Bitte weitergehen hier gibt es nichts zu sehen.

10.07.2017 02:02 • #25


N
Manchmal muss man auch einfach an sich selber denken.. du kannst es nicht jedem recht machen.

10.07.2017 04:26 • x 1 #26


B
8 Monate mit jemanden zusammen sein für den man keine Gefühle hat, kann es sein das du dich selbst belügst und gar nicht weißt was Gefühle eigentlich sind?

Sorry aber einmal schreibst du im Urlaub hast du ihn vermisst, mehr als deinen Ex, also warst du doch da schon emotional eher auf ihn fixiert, dann schreibst du das du nicht los kommst von ihm und flüchtest nach Hamburg.

Ich denke du hast einfach nur Angst dich neu zu binden, du hast es zwar getan aber zweifelst ständig an deiner Entscheidung und anstatt mal genauer darauf zu schauen, schaust du viel zu oberflächlich auf dein Leben.

Du reflektierst Gott und die Welt, wie es da sein wird usw... aber näher auf die Beziehung gehst du nicht ein. Ich habe bis jetzt von deinem neuen noch nichts hier gelesen, dass einzige sind die Freunde mit dem du gut auskommst und das eure Musik unterschiedlich ist.

Du hast total den Sinn verloren und weißt gar nicht mehr um was es in einer Beziehung wirklich geht, du hast zwar deine Fehler erkannt aber deine Einstellung war von Anfang an so das du ja sowieso nach Hamburg gehst also wird es nix werden anstatt sich mal intensiv damit zu beschäftigen.

Ich kenne auch den Grund dafür, du hast es ja bereits geschrieben, du kommst mit Ablehnung und dem scheitern nicht klar, du hast dich in eine Angststarre versetzt und lässt deine wahren Gefühlen keinen Platz. Es ist mehr als deutlich geworden das du wegläufst und zwar bin Text zu Text spürt man das mehr.

Wie wäre es also wenn du dich mal hinsetzt und deine neue Beziehung mit offenen Augen siehst? Geh mal tief in dich und frag dich was du eigentlich wirklich willst und wieso du ständig deine Beziehung sabotierst.

Du hast eine Ausrede nach der anderen und kapierst es selbst nicht einmal, dein Ex ist schon lange Geschichte, du willst es nur nicht sehen, da wird nix mehr kommen und das ist auch gut so, im Leben gehören Veränderungen dazu. Ich hoffe echt für dich das du deine neue Beziehung mal richtig auf den Grund gehst und mal ganz ehrlich und ohne Angst drauf schaust.

Ich denke du wirst überrascht sein wie viel dir diese Beziehung eigentlich schon bedeutet und ja dann wird es auch weh tun weil du es zum ersten Mal bewusst wahr nimmst. Niemand hat 8 Monate eine Beziehung oder S. mit einem Typen für den sie nix empfindet, denn S. kann man sich auch anders holen.

Meine Meinung hast du nicht eine Beziehung geführt die du nicht wolltest, im Gegenteil, dein Text sagt mir das es genau das ist was du wolltest und das nur noch nicht kapiert hast. Er tut dir gut, du hast soziale Kontakte, ihr unternimmt viel und habt Spaß zusammen, was willst du eigentlich mehr von einer Beziehung?

Du hast so ein Gefühlschaos in dir das du nicht mehr das wahr nehmen kannst was wichtig ist, du schiebst unangenehme Dinge von einer Ecke in die andere Ecke und denkst wirklich du verarbeitest irgendwas, wie denn? Nur durch hin und her schieben wirst du gar nix verarbeiten, verarbeiten bedeutet sich hinzusetzen und alles anzusprechen, selbst wenn es weh tut und dann auch Taten folgen lassen.

Eine KS wäre das richtige für dich gewesen, einfach keinen Kontakt mehr zum Ex, da du aber die Freundschaft retten wolltest hast du nie wirklich alles verarbeitet und hast dann auch wieder angefangen zu hoffen, dann hast du mitten drin einen neuen kennengelernt und dein Gehirn wusste ab dem Zeitpunkt schon gar nicht mehr was es tun soll.

Eine Freundschaft kann man auch nach zwei Jahren wieder aufbauen, wichtig wäre es gewesen alle Gefühle für den Ex loszuwerden und sich vollkommen auf sich selbst zu konzentrieren, doch du hast aus einem Problem drei gemacht, dein Ex, dein neuer und dein eigenes Leben und jetzt wunderst du dich das dein Gehirn alles versucht um dich zu schützen, dafür redest du dir sogar ein das die neue Beziehung nicht ernst ist und das du ihn nicht liebst, dass mag sogar stimmen weil liebe etwas ist das was wachsen muss und nichts ist was sofort da ist.

Du hast die verliebt sein Phase einfach so unterdrückt dass du jetzt denkst das da nix ist aber das hast du dir selbst zu zuschreiben und das wirst du mit der Flucht nach Hamburg auch nicht ändern. Also geh mal tief in dich, sortiere mal deine Gefühle wirklich da wo sie hingehören und fang dann an wirklich dein Leben zu organisieren.

10.07.2017 07:27 • x 1 #27


Kuraina
@Blake88 Ich glaube, du hast da 1, 2 Dinge missverstanden.
Zum ersten - wir sind nicht seit 8 Monaten zusammen, sondern offiziell erst seit irgendwann Mitte Mai.
Dass ich nach Hamburg gehe, stand schon längst fest, als ich ihn kennengelernt habe.
Und dass gar keine Gefühle da wären, habe ich gar nicht behauptet... lediglich, dass ich es nicht als Liebe bezeichne. Wäre er mir egal, würde ich mir diese Gedanken nicht machen. Und es ging auch niemals um S.. Das habe ich nie behauptet und das ist grundlegend falsch. Denn du hast recht - den bekomme ich auch anders.
Was glaubst du wohl, warum kaum von ihm die Rede ist? - Weil es nicht wichtig ist, zumindest nicht für mich. Seine Freunde sind das entscheidende.

Ich glaube, du unterschätzt sehr, wie es ist, wenn man niemanden - und ich meine wirklich niemanden - in der Nähe hat. Und du unterschätzt es, was man dafür tut, um dann denjenigen, der da ist, irgendwie festzuhalten. SO hat es mit uns nämlich angefangen. Wenn du das als Liebe interpretieren möchtest, nun gut, das ist deine Meinung... ich tu's nicht. Und es wäre auch unverantwortlich von mir, wenn ich es täte. Glaub mir mal... ich HABE mich mit dieser 'Beziehung' auseinandergesetzt. Sehr, sehr gründlich. Und das ist alles mögliche... aber Liebe mit Sicherheit nicht.
Ich habe ihn 4 Wochen nach meiner Trennung kennengelernt. Und kein Mensch hat in 4 Wochen eine Trennung verarbeitet und wenn doch, dann war die Beziehung wohl nichts ernstes.

Ich sage auch nicht, dass mir die Beziehung, dass mir dieser Mensch nichts bedeutet. Das wäre gelogen. Es liegt mir sehr viel an ihm. Und im Grunde, da widerspreche ich dir nicht, ist die Beziehung das, was ich gebraucht habe, ja.
Aber das, was ich wollte... nein.
Es war das beste, was meine derzeit bescheidene Situation hergegeben hat.
Ich will MEIN Leben. Ich will MEINE Freunde.
Aber das geht nicht. Also nehme ich ihn und seine Freunde.
Ich sabotiere da gar nichts. Ich bin einfach gnadenlos ehrlich. Warum willst du Liebe in etwas reininterpretieren, die da nicht ist, nie war und auch nie entstehen wird? Das bringt doch niemandem was - ihm am allerwenigsten.
Ich bin nicht bereit, für ihn die Strapazen einer Fernbeziehung auf mich zu nehmen. Das ist er mir nicht wert. War er nie. Und das sagt für mich alles, was ich wissen muss.
Es geht nicht um ihn. Ging es nie.

Ich weiß auch nicht, wie du darauf kommst, ich hätte alles verarbeitet - das hab ich nie behauptet. Weil ich es noch nicht verarbeitet habe, weiß ich, dass ich den Neuen nicht liebe. Und vor allem - dann wär ich nicht hier.

Was glaubst du wohl, warum ich hier wegziehe?
Was glaubst du, warum ich genau das seit Monaten herbeisehne?
Weil ich mein verdammtes Leben hier nicht organisieren kann, hier gibt es nichts für mich. Hier ist Fledermausland, hier ist soziale Wüste. Nichts, was ich hier habe, hat irgendeine Bedeutung für mich. Ich habe keine Freunde, keine Familie, keinen Verein oder sonst irgendwas.
Aber ich bin nun mal hier und ich hatte 8 Monate, die ich irgendwie klarkommen musste. Und 8 Monate, ganz alleine, ohne Freude, ohne Bezugspersonen, ohne Sozialkontakte? Wer das kann - Respekt. Ich kanns nicht. Und deshalb habe ich eine Beziehung konstruiert, die auf Abhängigkeiten beruht. Ist nicht schön. Aber nun mal die Wahrheit.
Ich finde es total abstrus, in so eine, aus Abhängigkeiten und Verzweiflungen entstandene Bindung irgendwelche großen Gefühle reininterpretieren zu wollen.

Ich habe ein ganz, ganz großes Problem mit dem Loslassen. Und deshalb bin ich hier.
Ich habe mich dem nie gestellt. Ich habe mich dem Alleine sein nie gestellt. Und es in der jetzigen Situation zu tun, wäre so ziemlich das dümmste, was ich hätte machen können.
Ich bin verkorkst und kaputt - aber ich bin nicht dumm.

Es bewegt sich sehr viel in mir. Nicht immer nach vorn, oft im Kreis und oft zurück. 2 Schritte vor und einen zurück, 5 Schritte im Kreis... aber es tut sich was. Und dieses Mal mache ich es richtig. Ich möchte mit dieser Beziehung abschließen. Ich möchte irgendwann in der Lage sein, zu sagen, dass es eine schöne Zeit war und dass ich ihn sehr geliebt habe.... und das es besser war, getrennte Wege zu gehen.
Und wenn ich das kann - dann bin ich bereit für etwas neues, etwas echtes. Und nicht vorher.

10.07.2017 18:57 • x 1 #28


Kuraina
Heute denke ich drüber nach, wie es wäre, meinen Ex einfach zu löschen. Aus meinem Leben.
Ich erkennen ihn nicht wieder. Habe den Blick für seine Welt schon lange verloren, er hat mich schon vor Jahren daraus ausgesperrt.
Ich bin noch irgendwas für ihn, aber was, keine Ahnung, das kann er nicht rüberbringen.
Ich kann mit seinem Verhalten nichts anfangen, seine Worte nicht verstehen und deren Bedeutung nicht richtig interpretieren.
Ich denke daran, wie es früher war. Vor 7 Jahren, als wir noch nächtelang über Gott und die Welt sprechen konnten. Ohne Gefühle füreinander.
Ich denke daran, wie wir waren... und manchmal frage ich mich, wieso ich es nicht mitbekommen habe, dass er sich so sehr verändert hat.
Ich habevor einigen Tagen zufällig mitbekommen, dass der Mann, der für ihn mehr Vater war, als sein eigener, neu geheiratet hat. Habe ihn angeschrieben, ihm gratuliert und nebenher erfahren, dass mein Ex davon auch nichts wusste.

Emotional hatte ich mich daher schon drauf eingestellt,in den nächsten Tagen von ihm zu hören, um mir das zu sagen.

Hat er auch... allerdings nur, um zu fragen, ob ich es bereits wusste. Weil er es nicht wusste. Weil er enttäuscht war, was ich zwar verstehen kann, dennoch... ohne dieses Ereignis hätte er sich nicht gerührt.
Das macht mich ziemlich traurig. Und ein bisschen wütend.
Die Fragen danach, wie es mir geht waren so oberflächlich, dass er sie auch einfach ganz hätte weglassen können.
Das Gespräch riss so plötzlich ab, wie es begonnen hatte und was blieb, war Frustration.

Wenn es um so etwas geht, dann kommt er zu mir. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, ich weiß nur, dass ich es als beleidigend und taktlos empfinde. Vermutlich meint er es gar nicht so, aber er begreift auch nicht.

Um ehrlich zu sein, ich habe nach dieser Aktion keine große Lust mehr, mich von ihm zu verabschieden.
Ich habe die Chats wieder aus dem Verlauf gelöscht, seine Nummer ist schon lange nicht mehr in meinem Handy.
Ich habe auch eigentlich keine Lust, überhaupt noch mit ihm zu schreiben, nicht im Moment.
Soll er doch zu seiner Trulla gehen. Die versteht ihn doch schließlich so viel besser als alle anderen.

Ich weiß nicht, was er von mir will. Aber ich hab da keine Lust mehr drauf. Diese Freundschaft, um die ich mich bemühen wollte, ist genauso tot, wie unsere Beziehung.
Die Dinge, über die ich mit ihm würde reden wollen, kann ich nicht mit ihm besprechen, schon lange nicht mehr.

Hätte ich von der Hochzeit nicht gewusst, hätte die Kontaktaufnahme mich überrascht, aus der Bahn geworfen, Hoffnungen geschürt.
So war ich darauf vorbereitet. Und die Art und Weise war desillusionierend und enttäuschend.
Es zeigt mir, dass ich für ihn genug das bin, was ich innerhalb der letzten Jahre geworden bin.
Selbstverständlich. Eine starke Schutzmauer, die jedliche Probleme abfedert.
Klar - DAS kann seine Trine nämlich nicht. Die ist zu instabil und sozial inkompetent dafür. Die hat er für's Ego. Weil sie ihn anhechelt und sozial noch inkompetenter ist. Weil er ihr 'helfen' kann und sich damit ein bisschen nützlich und fähig fühlt.

Sorry Boy, ich hab dich nie auf dieses Podest gestellt. Ich habe dir deine eigenen Verfehlungen stest vor Augen geführt, einfach dadurch, dass es bei mir anders lief. Ich hab dir geholfen und ich hab's gern getan, aber ich hab dir dein Scheitern nie schön geredet. Und du weißt selbst genau, dass du jemanden wie mich brauchst, der stärker ist, als du.
Deshalb kommst du zu mir.

Aber der Zug ist abgefahren.
Jetzt hab ich keine Lust mehr.

14.07.2017 16:35 • x 1 #29


Kuraina
Meine Wohnung wird immer leerer. Mein Kopf immer voller.
Der Sprinter ist angemietet, Helfer sind organisiert. Die ersten Möbel sind abgebaut, die ersten Kisten voll und beschriftet. Schon zum dritten Mal innerhalb von 2 Jahren packe ich mein gesamtes Leben in Kisten.
Ich denke hin und wieder, während ich alleine alles erledige, daran, dass ich die letzten Umzüge auch alleine gewuppt habe.
Von dir kam keine Hilfe.
Alles überfordert dich, was nicht mit dir zu tun hat.
Bei dem Umzug von dir und deiner Familie habe ich ungefragt und selbstverständlich mitgeholfen.
Deine Familie hat es mir nicht mal angeboten. Du warst auch nicht grade hilfreich.
Du bist, das merke ich erst jetzt sehr deutlich, trotz aller Psychosen und Selbstzweifel, ein sehr egozentrischer Mensch. Du hilfst anderen zwar gerne, aber nur, wenn es für dich keinen Umstand bedeutet - oder dass du dafür das Haus verlassen müsstest.

Ich denke nicht schlecht von dir, aber ich denke, es wird keine Reunion geben. Als ich bereit dafür war, habe ich dir genug Zeichen gegeben, habe es dir offen gesagt... und du standest da. Stumm.
Es fällt mir, wenn ich lange darüber nachdenke, immer noch irgendwie schwer, zu akzeptieren, dass etwas, was so lange anhielt, was so konfliktlos und eigentlich harmonisch war, einfach nicht mehr ist.
Es fällt mir schwer, weil ich davon überzeugt bin, dass, wärst du einfach einmal in deinem Leben mutig gewesen, wir nicht getrennte Wege gegangen wären. Ich bin überzeugt davon, dass dieser - angeblich gemeinsame - Traum von einer kleine Familie - irgendwann - hätte wahr werden können.
Und es fällt mir schwer, zu akzeptieren, dass all das nun nicht sein wird... weil du dieses eine einzige Mal etwas hättest riskieren müssen.
Aber dann denke ich mir, dass wir diese Problematik wohl immer gehabt hätten. Ob es nun Hochzeit oder das erste Kind gewesen wäre.
Es fällt mir schwer, zu akzeptieren, dass irgendwann eine andere Frau da sein wird... irgendwann, wenn du mutig genug bist, diese Schritte zu gehen. Es fällt mir schwer, zu akzeptieren, dass eine andere Frau Vorteile daraus wird ziehen können, dass ich dir diese Lektion 'erteilt' habe.
Denn die Mühe hatte ich.

Auf der anderern Seite fühle ich mich zu meinem neuen zwar mehr und mehr hingezogen, dennoch denke ich, dass ich einfach mal zeit für mich selbst brauche. Ich hatte keine Gelegenheit, mal... durchzuatmen. Mich selbst richtig wiederzufinden. Ich hatte zwar diese Beziehungspause, die 5 Monate lang ging... ohne, dass sich irgendwas getan hätte, aber in dieser Zeit habe ich mich hauptsächlich selbst gequält, geweint, und nach einem Weg gesucht, diese Beziehung zu retten.

Aber ich bleibe bei der Meinung, dass sich mit dem Umzug, mit dem Abstand, vieles klären wird. Vielleicht bin auch gar nicht ich diejenige, sondern er merkt selbst, dass es für dieses Fernbeziehungsding nicht der Typ ist.

Ich fühle mich im Moment gar nicht mal ganz so furchtbar. Habe nicht ständig das Gefühl, gegen Moral und Prinzipien zu verstoßen.
Im Moment kann ich es sogar zulassen, dass diese Beziehung nicht ideal ist, aber ich ihm auch etwas geben kann.

Manchmal wünsche ich mir die Möglichkeit, ein paar Monate einfach mal durchatmen zu können. Mein Leben zu sortieren, umzuziehen, und, frei von allen Verpflichtungen und Schuldgedanken, mein Herz zur Ruhe kommen zu lassen.
Ich fürchte, dass das nicht gehen wird. Ich denke, dass eine - wie auch immer geartete Trennung, Pause, wie man es dann auch nennen mag, unweigerlich zu einem entgültigen Abschied führt.
Und ich denke auch, dass eine Trennung, um mir über mich klar zu werden, nicht funktionieren wird, weil mein Kopf sich dann zu sehr darauf versteift, diese Beziehung zu.... retten?
Zu rechtfertigen? Sich schönzureden.
Zu begründen. Es fängt ja jetzt schon an, dass ich mir überlege, ob es mit ihm in einer gemeinsamen Wohnung klappen könnte.
Das möchte ich nicht. Das fühlt sich im Moment einfach nicht richtig an.
Ich fühle mich gar nicht bereit, mich überhaupt zu binden, weil ich einfach spüre, wie viel in mir noch aufgeräumt und repariert werden muss. Ich hab mir das Herz gebrochen. Das muss einfach heilen.

Ich werde ja sehen, was die Zeit bringt.

20.07.2017 22:54 • x 1 #30


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