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Liebeskummer mit Medikamenten behandeln?

M
Hallo, ich bin neu hier weil ich gern was über meine aktuelle Situation schreiben möchte. Ich bin 46 Jahre. Ich habe aus einer früheren Ehe 2 Kinder. Diese Beziehung ging vor 10 Jahren auseinander. Vor 7 Jahren lernte ich meine neue Frau kennen. Sie brachte ihre Tochter mit in unsere Ehe die damals 3 war. Wir bekamen 2 wundervolle Kinder die heute 2 und 5 Jahre alt sind. Unsere Ehe war natürlich nicht immer einfach, wer sich mit Patchwork Familien auskennt weiß wovon ich rede. Nun kam der Schock. Ende September erklärte sie mir dass sie sich trennen will. Sie sagte dass wir zuviele Probleme haben und hatten und wir nur funktioniert haben wenn es extrem war. Bei beiden Schwangerschaften musste sie ca 4 Monate liegen. Dazu 2 Krankenhaus Aufenthalte der beiden Kids. Vor einem Jahr ist mein Papa gestorben. Wir haben viel gemeinsam durchgemacht. Umso größer der Schock über die Trennung. Es half kein Reden mehr. Seit Anfang November ist sie aus unserer Wohnung ausgezogen. Erst zu einer Freundin, seit diesem Wochenende in eine eigene Wohnung. Unsere Tochter (5) ist bei mir geblieben. Ihre Tochter und unser Sohn (2) sind bei ihr. Bis jetzt kommen wir auch ohne Streit aus.
Aber ich komme mit allem nicht zurecht. Es fühlt sich völlig anders an als damals.

Auch dort war sie es die die Trennung wollte. Ich kenne all die Tipps zum loslassen und ablenken. Aber ich komme nicht aus dem Loch raus, obwohl ich durch meine Tochter nicht alleine bin und sie mich natürlich auch fordert. Trotzdem bin ich völlig am Ende und funktioniere nur noch. Die Gedanken an sie hören nicht auf. Dass jetzt Weihnachten kommt macht es nicht einfacher. Ich fühle mich in irgendeiner Form als unfähig eine Familie zu haben weil ich es auch ein zweites Mal nicht hinbekommen habe. Ich würde mir wünschen dass wir nochmal zusammen kommen würden, aber viel Hoffnung habe ich nicht.

Ich habe vor morgen zum Arzt zu gehen und mit ihm über die Möglichkeit der Einnahme eines Antidepressivum zu reden. Ich kann mir weder wegen meiner Tochter noch wegen der Arbeit weitere tiefe Löcher leisten.
Kennt jemand so eine Situation? Wem wurde auch alles zu viel und hat sich deswegen ärztliche Hilfe geholt?
Viele liebe Grüße M.

10.12.2017 15:02 • x 1 #1


D
Hey. Hab mir auch ärtzliche hilfe gesucht. Ob die helfen können, hängt vom menschen ab. Mir hats nicht geholfen. Aber evtl. Hilfts dir. Probier es aus. Bin auch in diesem loch. Ich weiss nicht. ich glaube wir müssen da selber raus mit bissl hilfe von aussen.

10.12.2017 17:39 • x 1 #2


A


Liebeskummer mit Medikamenten behandeln?

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G
Bis das Antidepressiva richtig wirkt koennen 4-5wochen vergehen, und dann muss es auch das passende sein, alleine auf das kannst dich auf gar keinen Fall verlassen

10.12.2017 17:57 • #3


M
Danke für eure Antworten. Ich erwarte auch keine Wunder von diesem Arzt Besuch. Aber manchmal ist es meiner Meinung nach okay hinzugehen wenn einem sonst nichts mehr einfällt.
Es ist halt alles etwas viel momentan. Vielleicht fallen Trennungen mit Mitte 40 auch schwerer als mit Mitte 30. wer weiß?

10.12.2017 18:20 • x 1 #4


B
Frag nach einem SSRI (selektiver serontinin wideraufnahme hemmer) als antidepressivum.
Der wird helfen und ist für die Situation passend.

10.12.2017 18:26 • x 1 #5


M
Danke für den tip. Das habe ich auch schon irgendwo im Netz gelesen. Zur Zeit habe ich Mirtazapin. Aber da ändert sich nichts und die nehme ich schon seit Ende September....

10.12.2017 18:36 • #6


M
So. Der Arztbesuch ist durch. Er hat mir Citalopram verschrieben. Gleichzeitig mit einem weiteren Termin für das Labor und einem EKG. Eine Überweisung zum Neurologen gab es auch direkt. Nur jetzt habe ich neue Zweifel. Muss es das wirklich sein, kann ich mich dann noch genügend um meine Tochter kümmern? Es ist eine blöde Situation und man ist so völlig hilflos. Aber immerhin weiß ich dass Hilfe generell möglich ist. 10 Kilo sind in den letzten 2 Monaten verloren gegangen.

11.12.2017 12:21 • #7


U
Zitat von mf1971:
So. Der Arztbesuch ist durch. Er hat mir Citalopram verschrieben. Gleichzeitig mit einem weiteren Termin für das Labor und einem EKG. Eine Überweisung zum Neurologen gab es auch direkt. Nur jetzt habe ich neue Zweifel. Muss es das wirklich sein, kann ich mich dann noch genügend um meine Tochter kümmern?


Lieber TE,

ich nehme auch Citalopram, bis es richtig wirkt, dauert es aber eine ganze Weile (so ca. 6-8 Wochen), weil man einen Spiegel aufbauen muss im Körper.

Das mit dem EKG haben die Ärzte auch bei mir gemacht, bei mir bestand vor ca. 6 Monaten Verdacht auf Schlaganfall, momentan bin ich mit Burnout dauerhaft krank geschrieben.

Weitere fachärztliche Termine (auch ein Neurologe wegen zeitweiliger Vergesslichkeit bei mir) werden folgen, auch eine ärztl. Untersuchung durch die ARGE und ggf. Rentenversicherung wird noch kommen.

Bin vor einigen Monaten kollabiert, das komplette Programm an Niedergängen durchlaufen und kämpfe noch heute gegen Widrigkeiten an. Habe mir Hilfen geholt (u.a. gesetzl. Betreuung, Anwältin, Schuldnerberatungsstelle). Auslöser dieses Kollaps war bei mir die gescheiterte Beziehung/Ehe (Trennung in Nov. 2014, Scheidung seit Feb. 2016), habe damals meine Ex mit 3 Kindern kennen- und lieben gelernt. Hielt insgesamt über 14 Jahre, dann kam der unerwartete Bruch ihrerseits. Mit den Langzeitwirkungen habe ich noch heute zu kämpfen.

Medikamente können lindern, Dir Schlaf und Ruhe verschaffen, was ich absolut für sinnvoll halte in solchen Situationen. Den Liebeskummer heilen können und werden sie nicht, dazu bedarf es schlicht - Zeit.

Dir alles Gute und viel Glück.

L.G.

Udi

11.12.2017 13:55 • x 1 #8


M
Hallo Udi, das klingt ja heftig und ich hoffe dass es nicht soweit kommt. Mir ist klar dass Medikamente den Verlust nicht heilen können. Aber wenn sie helfen über den Tag zu kommen ohne ständig in tiefe Löcher ohne Vorwarnung reinzurutschen dann kann man dem Arzt ruhig vertrauen. Zumindest mehr als dem Ex Partner. Ich denke ich werde damit ab morgen anfangen und alles machen was der Arzt möchte. Man kann es auch als ersten Schritt auf der Leiter raus aus dem Loch nennen. Klar Wunder werden dadurch nicht passieren, aber ich werde noch viel Kraft brauchen in den nächsten Monaten. Da unsere Tochter bei mir geblieben ist weiß ich nicht ob mich da nochwas erwartet. Auf Absprechen vertrauen ist schön und gut. Aber leider weiß man nie wie der andere tickt wenn er alleine ist oder auf neue Freunde hört.
Es ist verrückt was in einigen vielen Familien passiert und welche Dramen es gibt. Da verbringen 2 Menschen lange Zeit miteinander und plötzlich fällt alles in sich zusammen. Ob es das bei unseren Großeltern auch gegeben hätte?

11.12.2017 15:15 • x 1 #9


U
Zitat von mf1971:
Aber wenn sie helfen über den Tag zu kommen ohne ständig in tiefe Löcher ohne Vorwarnung reinzurutschen dann kann man dem Arzt ruhig vertrauen


Sie werden helfen und die Situation zumindest psychisch ein wenig abmildern. Sollte es nicht helfen (sehen kann man das aber erst nach einer längeren Zeit der Einnahme), muss eben ein anderes ggf. her. Kommt auch noch mit drauf an, ob Du weitere Medikamente einnehmen musst (wegen Wechselwirkungen und so, hatte zeiweilig 7 Medikamente und mehr pro Tag!).

Zitat von mf1971:
Da unsere Tochter bei mir geblieben ist weiß ich nicht ob mich da nochwas erwartet. Auf Absprechen vertrauen ist schön und gut. Aber leider weiß man nie wie der andere tickt wenn er alleine ist oder auf neue Freunde hört.


Da würde ich an Deiner Stelle in jedem Falle schon mal vorsorglich einen Beratungstermin bei einem sachkundigen Anwalt in Erwägung ziehen, möglichst mit Fachrichtung Familienrecht und so. Vorbeugung ist die beste Medizin.

Zitat von mf1971:
Es ist verrückt was in einigen vielen Familien passiert und welche Dramen es gibt. Da verbringen 2 Menschen lange Zeit miteinander und plötzlich fällt alles in sich zusammen.


Tja, das ist halt das problematische - wenn das Herz andere Wege geht, folgt der Kopf zumeist hinterher und vorherige Menschen, Lebensabläufe etc. sind passé. Da sind Dramen leider oft vorprogrammiert. Da haben wir leider keine großen Chancen.

Zitat von mf1971:
Ob es das bei unseren Großeltern auch gegeben hätte?


Da waren die Lebensumstände wohl auch anders. Und ob sie es öffentlich diskutiert hätten, wäre auch fraglich.

L.G.

Udi

11.12.2017 16:10 • x 1 #10


M
Eine Anwältin habe ich. Das ist nicht das Problem. Nur Streit und Gerichte braucht kein Mensch. Es ist so schön kräftezehrend genug. Na mal schauen ob da nochwas kommt.
Ich nehme sonst keine weiteren Pillen. Und sollte ich damit nicht zurechtkommen werde ich eher versuchen ohne da rauszukommen. Ich lasse mich überraschen. Wie heißt es so schön, es kann eigentlich nicht tiefer runter gehen. Wobei man hier allerdings noch wesentlich heftigere Dinge liest. Ich habe Glück von zuhause aus arbeiten zu können, habe meine Tochter hier und es fehlt bis jetzt an nichts, außer dem Grund für meinen Beitrag, aber der wird eher nicht wiederkommen.

11.12.2017 17:07 • x 1 #11


U
@te:

Du machst einen sehr reflektierenden und sympathischen Eindruck, bist realistisch und vorsichtig, aber auch bemüht, positive Ergebnisse zu erzielen.

Ich wünsche Dir, dass Du wieder voll ins Leben zurückkehrst und wieder glücklich wirst. Es wird Zeit brauchen, aber wie heißt es so schön:

Was uns nicht umbringt, macht uns nur stärker.

In diesem Sinne noch einen schönen Tag!

L.G.

Udi

11.12.2017 17:22 • #12


M
Das Schreiben tut gut. Man sieht dass man nicht alleine mit seinen Problemen ist.
Aber ich habe mir grad mal die Nebenwirkungen durchgelesen. Da bekomme ich wieder so meine Zweifel ob das wirklich der richtige Weg ist. Herzrasen, Übelkeit und Schlaflosigkeit brauche ich eigentlich nicht im Moment.
Udi, schreiben ist immer was anderes. Klar klingt das ruhig aber innerlich bin ich völlig zerstört. Es ist nie nachvollziehbar was einem von einem Menschen den man liebt doch angetan werden kann. Aber das ist wohl bei jeder Trennung so.

11.12.2017 17:37 • x 1 #13


U
Zitat von mf1971:
Aber ich habe mir grad mal die Nebenwirkungen durchgelesen. Da bekomme ich wieder so meine Zweifel ob das wirklich der richtige Weg ist. Herzrasen, Übelkeit und Schlaflosigkeit brauche ich eigentlich nicht im Moment.


Also, die Nebenwirkungen haben in dieser Form bei mir nicht eingeschlagen. Ich rate nur, nie auf nüchternen Magen dieses Medikament einzunehmen. Und, am Anfang war ich oft sehr müde nach der Einnahme des Medis., es braucht halt seine Zeit, bis es wirkt.

Wichtiger ist, wenn Du es absetzt. Nicht abrupt machen (wie bei allen Psychopharmakas), sonst drohen z.B. Psychosen und so. So wie man den Spiegel langsam aufbaut, muss man ihn auch langsam wieder ausschleifen lassen. Wird Dir Dein Arzt aber sicher schon gesagt haben.

Ansonsten, Trennungen sind selten schön und tun weh. Das ist wohl bei jeder Trennung so, leider. Gehört halt mit dazu.

11.12.2017 17:41 • x 1 #14


M
Ich werde es morgen früh entscheiden ob oder ob nicht. Ich habe schon Großen Respekt davor. Und wie schon gesagt, einfach aufhören ist dann ja auch nicht so einfach. Es ist zwar nie die richtige Zeit für Trennungen, aber Weihnachten macht es noch schwerer.

11.12.2017 18:00 • x 1 #15


A


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