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Er kommt und geht seit 6 Jahren

B
Du hast jede Menge an Baustellen, die nicht aufgeräumt sind. Die Baustellen befinden sich im Unterbewusstsein und von dort wirken sie und steuern Dich, ohne dass Du es merkst.
Sonst hättest Du den Zirkus mit dem Ex. niemals im Leben 6 Jahre mitgemacht, die praktisch vergeudet hast.

Schon komisch, da war mal einer, den Du als ein Guter bezeichnet hast. Der war zu gut für Dich, zu vorbildlich und das konntest Du nicht ertragen. Dann musste er weg, denn das Chaos, das Dir Dein Ex. bescherte, passte besser zu Dir und Deinem chaotischen Innenleben.
Ich kenne das, versuchte früher mein Glück immer bei solchen, die mich nicht wollten. Da wurde ich zum Hindernisläufer, der lange nicht einsah, dass ich diese Runden umsonst gelaufen bin. Das Ziel war und blieb immer weit weg. Da funktionierte ich prächtig.
Was, der will nichts von mir, wo ich ihn doch so interessant und begehrenswert finde? Nichts wie es versuchen, Kontakt suchen und nicht so leicht aufgeben. Das war mein inneres Muster.
Noch schlimmer: Kam einer des Wegs, der sich für mich interessierte, war ich weg. Tauchte ab, ging nicht ans Telefon (weil ich keine Lust hatte), meldete mich nicht mehr oder nur sehr spärlich. Das Interesse an meiner Person war mir lästig und nichts erschien mir interessanter. als mein eigener Herr zu sein.

Es hat lange gedauert, bis ich es geschnallt hatte. Bindungsängste steuerten mich. Vielleicht hast Du sie auch, denn Du suchst Dein Glück auch bei einem untauglichen Mann, während der Gute verschmäht wird.
Nur mal so als Anregeung. Bindungsängstiche investieren oft unglaublich viel in Beziehungen, die fragil sind. Das geht auch leicht, denn das Unterbewusstsein sagt sich: Alles ok, die Beziehung taugt eh nicht und nicht auf Dauer, soll sie sich ruhig dran abarbeiten, aber ich weiß Bescheid. Im Grund genommen gibt es keine Beziehung, also keine Gefahr.

Dann Deine Probleme im Elternhaus. Glorifizierung des Vaters und früher Verlust von ihm als Person, die Dir Halt gab.
Innere Ablehnung der Mutter
Ein einseitiges Elternbild aus schwarz (Mutter ) und weiß (Vater). Das ist zu extrem.
Es dürfte schwierig sein, diese ganzen Konstellationen zu entwirren, aber eines ist sicher: alles hängt mit allem zusammen.

Du bist mehr Produkt aus dem Elternhaus, als Dir lieb ist. Du kannst Dir natürlich hundert Mal sagen, mit meiner Mutter bin ich fertig. Das klingt nach Verbitterung und auch das tut Dir nicht gut. Eine innere Ablehnung und Abwertung der Eltern tut nie gut, denn sie beschäftigt Dich mehr als Du glaubst. Du schiebst sie beiseite, weil Du Dich damit nicht befassen willst. Das ist die Möglichkeit des Davonrennens, aber es hat noch keinem gut getan, mit einem Elternteil zu brechen. Denn da ist was nicht heil, da ist Blockade, da ist Starrsinn.
Das einzige, was im Leben wichtig ist, ist der Weg der Versöhnung.
Irgendwann wirst Du das bereinigen müssen und eine neutralere Einstellung finden müssen. Das würde Dir gut tun.
Aber für all das ist es jetzt zu früh.

Lerne erst Mal wieder zu leben, komme auf die Beine, schaffe Dir Dein inneres Gerüst, an das Du Dich halten kannst.
Die Ablösung vom Ex. kommt obendrein, auch die wird Dich noch Monate beschäftigen.
Und dann, irgendwann mal in ferner Zukunft, hast Du vielleicht die Kraft und die Energie, die Problematik Deiner Kindheit aufzuarbeiten. Vermutlich brauchst Du dazu professionelle Unterstützung, denn das Ganze ist ein gordischer Knoten

Ich hoffe, dass Du eines Tages gut im Leben stehst, Dich befreit hast von Deinen inneren Süchten und zu Deinen Eltern eine neutralere Einstellung finden wirst, die nicht nur schwarz und weiß kennt.

12.11.2019 19:39 • x 3 #121


M
Mal fernab von all dem aber für's Verständnis: Ist Bindungsangst und unheimlich viel investieren nicht widersprüchlich? Also ich meine, Bindungsängstliche würden doch nicht investieren sondern eher wegrennen?

12.11.2019 20:17 • #122


A


Er kommt und geht seit 6 Jahren

x 3


Mienchen
Zitat von Mietzimaus:
im Hintergrund das Leben erleichtern kann

Der will sich wohl eher in dir erleichtern, wenn er mal keine zum v.... hat..

Aber wenn du das mit dir machen lässt, dann hat er ja alles was er brauch.

Mädel ich versteh das nicht. Du leidest wie ein Hund im Regen und mal macht er die Tür auf und lässt dich ins Bettchen und mal bleibt die Tür zu, weil eine andere im Bettchen liegt.

Was willst du mit so einem Minustypen?

12.11.2019 20:21 • #123


latraviata
Hm.. ich weiß nicht. Mir scheint hier ganz schön viel Druck aufgebaut zu werden. Ist jemand hier Therapeut? Ihr Therapeut? Ich fände es gut, wenn in Foren, in denen klar ist, dass keiner jemanden wirklich kennt, von so quasitherapeutischen Analysen und Zuschreibungen - vor allem wenn sie auf Abwehr stoßen - abgesehen wird. Selbst wenn da was dran sein sollte: ich fände es gut, die Grenzen und Sichtweisen des/ der TE im Blick zu haben und zu respektieren.

PS: Therapeuten würden in den meisten Fällen nicht bohren oder gar so was sagen wie: das siehst du aber nicht richtig. Der Klient ist derjenige, der sagt, wann was dran und richtig ist.

12.11.2019 20:45 • x 3 #124


Mienchen
Aber
Zitat von latraviata:
Ich fände es gut, wenn in Foren, in denen klar ist, dass keiner jemanden wirklich kennt, von so quasitherapeutischen Analysen und Zuschreibungen - vor allem wenn sie auf Abwehr stoßen - abgesehen wird.

Das ist ein Forum, wo jeder dazu schreiben kann, was er denkt und tun würde in so einer Situation.

Natürlich bedarf es evtl einer Therapie, wenn man dermaßen naiv ist. Aber den Weg muß dann die TE gehen. Wenn hier jemand ärztliche oder therapeutische Hilfe brauch, dann können wir als Laien das nicht entscheiden. Nur die TE selber.

12.11.2019 20:51 • x 1 #125


P
Wir wollen mal die Relation wahren.
Der ex hat selber ein Helfersyndrom: kümmert sich um seine kranke Mutter und kümmert sich um die TE als sie in einer verzweifelten Lage war (Tod des Vaters, Ausbildung etc)
und sein Helfersyndrom hört nicht auf, wo sie zwei Jahre getrennt sind. schaut immer wieder nach, ob es ihr gut geht.

Hier sind zwei Menschen mit ähnlichen Strukturen die irgendwie voll aufeinander abfahren und dann irgendwie doch nicht.

Von daher ist es immens wichtig, daß die TE ihre eigenen Baustellen anfängt zu akzeptieren, daß sie noch einige hat. Nur weil es eine Zeit lang gut lief ist nicht automatisch alles im Untergrund paletti.
Auch wird ein verweigern und nicht fühlen wollen (von was auch immer) eine Zeit lang erfolgreich sein. Aber die nicht verarbeiteten Gefühle werden ihren Weg finden und sich wieder bemerkbar machen - sagt vielfältige Erfahrung.
Ein englischer Buchtitel ist da sehr sprechend Feelings, buried alive, never die

Von daher liebe TE viel Erfolg auf dem Weg zu dir selber. Wenn du diesen Weg gehen magst hast du hier massig Unterstützung.

Es ist auch dein gutes Recht zu sagen, du willst das alles nicht, bist zufrieden mit deinen Einstellungen und deinem Leben. Da sind nur diese diversen komischen Situationen, wo man wieder auf Leute anspringt, obwohl man doch nicht wollte. Das gilt es dann regelmäßig zu bekämpfen. Ansonsten ist alles prima.

12.11.2019 20:52 • x 3 #126


latraviata
Ich habe nicht geschrieben, dass eine Therapie notwendig ist. Ich hätte nur stellenweise unangenehm gefunden, in die Mangel genommen zu werden. Klar kann jeder schreiben, was er will - ich ja aber auch Und ich hätte eben die Art, wie der Strang verlaufen ist, an manchen Stellen nicht so hilfreich gefunden. Man kann auch beistehen, ohne jemandem quasi zu erklären, was er warum falsch sieht und macht - auch wenn manchmal ganz schön schwer ist. Ich habe aber auch schon gesehen, dass ich zu ungenau gelesen hab. Es ging eigtl nur um manche Kommentare. Insofern Peace

12.11.2019 20:56 • x 2 #127


Mienchen
Aber ist es nicht das, was ein gutes Forum ausmacht? Das jeder seine Gedanken aufschreiben kann und sich der TE dann Gedanken darum macht?

Ich bin eher jemand, der hart formuliert, das mag manchmal auch böse rüber kommen, aber meine Erfahrung ist eben, daß nicht immer ein streicheln hilft, wenn man die Augen vor der bitteren Wahrheit verschließt. Und sehr viele mit Liebeskummer sind eben blind. Und das weiß ich eben, weil ich wie alle anderen hier auch oft blind und naiv war.

12.11.2019 21:01 • x 1 #128


M
Ich habe es ja schon weiter oben gesagt, ich nehme die Anregungen gerne mit aber das große Ganze mit dem ganzen tiefenpsychologischen Kram ist mir im Moment einfach noch zu anstrengend. Die Trennung ist ne Woche her, ich bin noch nicht bei Kräften und kämpfe mich da erstmal raus.

Ich sehe gewisse Zusammenhänge schon. Und auch habe ich durch den Austausch einen anderen Blickwinkel gewinnen können. Aber ja, in die Ecke gedrängt gefühlt habe ich mich auch oft. Ist mir schon klar, dass man hier nix blumig reden braucht. Aber mir ging es in erster Linie um das Verständnis, was da mit mir und ihm passiert ist, woher diese Synergien kommen. Denn ich hatte ja anfangs erklärt, ich möchte verstehen um abzuschließen. Natürlich muss ich mich auch verstehen, muss mich auch fragen wieso ich meinen Selbstwert so gnadenlos über Bord geworfen habe. Aber ich wollte einfach vor allem mal von ganz Neutralen hören, wie sie mir sein Verhalten erklären. Freunde von mir sagen nur Ich check den doch auch nicht aber sowas hast Du nicht verdient.

Versteht ihr, das Verständnis zum Abschließen. Um loslassen zu können, was er mit sich herumträgt. Denn offensichtlich habe ich das jahrelang auch mit mir rumgetragen indem ich seine Probleme zu meinen machen wollte. Ihn schützen wollte, seine Schale knacken wollte weil er mir mit jedem noch so kleinen bisschen einfach Hoffnung gegeben hat. Ihm am Ende nur zeigen wollte Schau, da ist jemand, der dich aufrichtig liebt. Wisst ihr, es ist nicht immer leicht solche Dynamiken zu erkennen, wenn man selbst drin steckt... Just saying.

12.11.2019 21:14 • x 1 #129


latraviata
@Mienchen Ja, das verstehe ich auch. Es ist ja auch die Vielzahl von Sichtweisen, die so ein Forum wertvoll macht.

Das Problem, wie man da Balance reinkriegt, ist ja, denke ich, in jedem solcher Foren eine der größten und ständigsten Herausforderungen. Da gehts doch immer wieder drum. Ist ja auch gut so. Und das hier ist nun auch noch ein Forum, wo ein Großteil von Menschen psychisch sehr belastet und verletzt ist. Ist doch gut, wenn man immer mal wieder hin guckt, wie man da am besten mit umgeht.

Und ich fand eben nur wichtig, in den Blick zu holen, dass da ein Mensch sitzt, den man nicht kennt und nicht sieht, bei dem man nicht weiß, was was auslöst. Jemand der offenbar Hilfe sucht und eventuell in einer Situation ist, in der er sehr empfindlich ist. Und - ich wiederhole mich - den man einfach nicht kennt und sieht (was auch heißt, man sieht Reaktionen nicht und merkt nicht, was da wie ankommt). Und da finde ich eben wichtig, (auch) gut auf Grenzen zu achten.

Sorry für das kurze Ablenken, Mietzimaus.

12.11.2019 21:18 • x 2 #130


P
Nach der bisherigen Diskussion hier mit den bereitwilligen und sehr hilfreichen Informationen kannst du gerne auf deine Frage
Zitat von Mietzimaus:
Aber ich wollte einfach vor allem mal von ganz Neutralen hören, wie sie mir sein Verhalten erklären.

von mir die nun schnelle Antwort erhalten: weil er ein Helfersyndrom hat und sich darüber definiert und bei dir irgendwann nichts mehr zu helfen war. Damit fehlte ihm ne Grundlage sich selber zu spüren und sich gut zu fühlen.

Ist dir so eine Antwort wirklich genug? Du denkst mehr und spürst, daß da was dran ist aber irgendwie auch nicht.

Also zu dir.
Zitat von Mietzimaus:
Denn offensichtlich habe ich das jahrelang auch mit mir rumgetragen indem ich seine Probleme zu meinen machen wollte. Ihn schützen wollte,

Kommt dir das bekannt vor? Ist ein ähnliches Prinzip wie oben.

Jetzt waren ein paar hier nen Schritt weiter und haben darauf hingewiesen, daß bei dir Baustellen sind die teilweise mächtig mit dem Zaunpfahl winken.
Ins Detail ging kaum jemand. Das meiste war grundsätzlicher Art und von einigen der Hinweis, daß du zu deiner Zeit da evtl dran gehen könntest.

Dass dich diese Hinweise bereits heftig bedrückt haben liegt in der Natur der Sache daß genau diese bisher weggedrückt worden sind. Und jetzt werden sie hier angesprochen. Das ist hart. Keine Frage. Es ist aber auch eine große Chance für dich.

Jetzt erstmal die akuten Wunden l ecken, dir Gutes tun und das andere sacken lassen. Braucht seine Zeit aber es wirkt, tief in einem drin.

Alles Liebe dir! Sei gut zu dir selber.

13.11.2019 01:00 • x 1 #131


K
Du fragst warum ein bindungsängstlicher Mensch um eine Beziehung kämpft.
Das ist relativ einfach. Es wird im die Beziehungen gekämpft die nicht bedrohlich sind. Wo der andere bindungsängstlicher ist und wegläuft.
Da kann man sich gefahrlos hingeben und abarbeiten, denn der andere wird sich nie ganz hingeben,
Trifft man dagegen auf einem Partner, der einen liebt und will, fühlt man sich schnell erdrückt oder gelangweilt.

Nennt sich Switcher,

Wenn du so weit bist und die Energie dafür hast, kannst du gute Bücher dazu lesen.

Und das erklärt auch, warum man einen bindungsängstlicher Menschen nicht aus dieser Angst herauslieben kann.
Diese starke Liebe macht unglaublich Angst.
Da kann man nur enttäuschen und verletzen und das fühlt sich mies an.
Permanent schlechtes Gewissen, weil man nicht so liebt wie der andere es sich wünscht.

13.11.2019 03:13 • x 1 #132


Heffalump
Zitat von Mietzimaus:
Bindungsängstliche würden doch nicht investieren sondern eher wegrennen?

Da wird in eine Nicht-Bindung investiert.

Das Wegrennen erfolgt, wenn da ein Mann ist, der dir viel zu gut vorkommt, der langweilig wirkt, der dein Feuer nicht zu entzünden vermag.
Zitat von Mietzimaus:
große Ganze mit dem ganzen tiefenpsychologischen Kram ist mir im Moment einfach noch zu anstrengend.

Es gehen hier ausm Forum, Menschen zum Therapeuten, um eine Trennung zu verstehen, um Muster, die man selbst hat, zu erkennen, oder einfach jemanden gegenüber zu haben, aus Fleisch und Blut, mit dem man reden will.

Ob du dabei deine Baustellen angehst, bleibt immer noch dir überlassen. Es kann bei der Überwindung helfen, wie vieles andere auch.

13.11.2019 09:14 • x 1 #133


E
Zitat von Mietzimaus:
Ich habe es ja schon weiter oben gesagt, ich nehme die Anregungen gerne mit aber das große Ganze mit dem ganzen tiefenpsychologischen Kram ist mir im Moment einfach noch zu anstrengend. Die Trennung ist ne Woche her, ich bin noch nicht bei Kräften und kämpfe mich da erstmal raus.


eine Therapie kann auch in akuten Situationen entlastend wirken. Will sagen, wenn Du jetzt hingehen würdest (was aufgrund der Wartelisten eher unrealistisch ist), dann würdet Ihr nicht in Kindheit und Urschleim beginnen, sondern schauen, was Dir in Bezug auf die Trennung helfen/Dich unterstützen kann und wenn Du stabil bist, geht es weiter.

Just my 2 cents...

VG
Melanie

13.11.2019 11:23 • x 2 #134


B
Zitat von Mietzimaus:
Mal fernab von all dem aber für's Verständnis: Ist Bindungsangst und unheimlich viel investieren nicht widersprüchlich? Also ich meine, Bindungsängstliche würden doch nicht investieren sondern eher wegrennen?


Nein, das ist kein Widerspruch. Bindungsängstliche sehnen sich oft unglaublich nach Nähe, Liebe und Vertrauen und gehen dann auch Beziehungen ein. Sie funktionieren oft bestens, solange die Beziehung noch im Werden ist. Befinden sich beide Partner noch in der Werbungsphase, geben sie alles, reden von der großen Liebe, die nun endlich in ihr Leben getreten ist (meist ist es die so und so vielte Liebe) und tun alles um die Beziehung gedeihen zu lassen.

Wenn dann allerdings der/die Partner/In eingewoben ist und auf Wolke 7 von einer langfristigen Beziehung ausgeht, dann beginnen meist die Distanzmanöver.

Denn jetzt wird es ernst. Der Partner (ich schreib jetzt mal nur die männliche Form, weil alles Andere zu umständlich ist) geht nun von etwas Langfristigem, einer sog. festen Beziehung aus. Und meistens dann beginnen die Bindungsängste zuzuschlagen.
Das geht oft relativ harmlos an. Der Bindungsängstliche braucht mehr Zeit für sich und der Partner denkt sich, okay, wir kommen jetzt in die Konsolidierungsphase und akzeptiert das. Dabei bleibt es nicht. Während sich der Bindungsängstliche anfangs oft gemeldet hat und von Sehnsucht sprach, geht er jetzt auf Rückzug. Er investiert weitaus weniger und der Partner fragt sich verwirrt, was denn jetzt los ist? Kaum mehr Mitteilungen einfach so, keine schwärmerischen Reden mehr von Sehnsucht, im Gegenteil, eine merkwürdige Kühle ist eingekehrt.

Und ab da entwickelt sich dann das typische Beziehungsmuster, das sich oft gleich. Der aktive Teil bleibt für sich, fängt an, seinen Freiraum zu verteidigen oder wieder auszudehnen, zieht sich zurück, macht Pläne für sich und hält den Partner auf Abstand. Dazwischen gibt es wieder schöne Phasen, die den Partner, der zunehmende Enttäuschung spürt, bei der Stange Der fängt an, sich in Sicherheit zu wiegen, sich alles schön zu reden. Er ist doch nicht so, eine vorübergehende kleine Krise, sonst nichts!

Aber es folgen dann wieder Distanzmanöver. Der passive Teil, der sich mittlerweile an die Beziehung geklammert hat, tut alles, um diese am Laufen zu halten. Macht tolle Vorschläge, die dem Abtrünnigen vermeintlich gefallen könnten, ist lieb und nett, weil er begriffen hat, dass alles Andere sinnlos ist.
Menschen, die weniger geschickt sind, wählen andere Strategien und kommen mit Tränen und Vorwürfen. Nie hast Du Zeit für mich, wo ist denn nur alles hin, was uns verband? Liegt Dir denn überhaupt noch was an uns? Usw., usw.

Es hilft alles nichts, denn egal ob man nun sozusagen Eigenwerbung betreibt (weil man dem Bindungsängstlichen signalisieren will, dass man ganz toll ist) oder jammert und klagt, man erntet vielleicht so was wie Mitleid und ein paar warme, aber letztendlich nichts sagende Worte.
Und je mehr der eine tut, desto weniger tut der Andere. Der eine ist frustriert, weil seine Bemühungen umsonst sind, der andere ist frustriert, weil er weiß, dass er einem anderen Menschen Hoffnungen gemacht hat, die er jetzt nicht halten kann. Seine Ängste sind viel stärker und die haben die Oberhand.

Die Beziehung wird im Lauf der Zeit seltsam lau und ist vor allem sehr fragil. Der Eine hat beständig Angst vor einer Trennung und der Andere überlegt sich, wie lange er die Beziehung noch aushält.
Meist trennt sich der aktive Teil, der in der Beziehung die Oberhand hatte, weil er sich weniger stark gebunden hat als der schwächere Teil.

Es sind unglückliche Beziehungen, die meistens irgendwann enden. Manchmal beginnen daraus aber auch On_Off-Beziehungen. Der aktive Teil trennt sich, macht sein Ding und freut sich, weil er jetzt keinem mehr verantwortlich ist. Aber nur auf Zeit, denn dann fühlt er wieder die Einsamkeit und vermisst Wärme und Zuspruch. Dann dockt er oftmals wieder an und alles beginnt von vorne. Glück zu zweit, gefolgt von Frust und Ängsten und erneuter Trennung.
Glücklich wird damit keiner.

Es ist erstaunlich, was solche Beziehungen mit einem machen. Ein ständiges Wechselbad der Gefühle ist typisch. Heute ist er so und morgen so und der unterlegene Part passt sich an und leidet, oft im Stillen und wartet auf bessere Zeiten.

Mein Ex. sagte mal zu mir: Ich bin ein guter Verliebter, aber kein Liebender.
Tja, das war leider die Wahrheit. Mehr als glänzende Verliebtheit gab es letztendlich nicht.

Begonie

18.11.2019 13:08 • x 5 #135


A


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