Frage zu Warmwechsel - ist das wirklich so?

Zitat von NichtLustig:

Was hätte ich anders tun sollen? ich finde es durchaus erwachsen, nicht aus Bequemlichkeit und Feigheit vor dem Unbekannten zu bleiben. Ich nenne das Verantwortung!

Natürlich gibt es da Unterschiede. Es geht nicht ums Bleiben, wenn es nicht geht. Es geht um die Art und Weise. Aber Warmwechseln als verantwortungsbewusst zu bezeichnen ist schön geredet. Den Satz was man anders hätte tun sollen hört man manchmal von Leuten, die den eigenen Anteil nicht sehen wollen. Ob das bei dir so ist, weiß sich nicht.

Zitat von Schlurfi2020:

Zweitens, es erleichterte dann aber paradoxerweise die Regelungen mit der Trennung/Scheidung

Exakt so war es bei uns auch. Wir waren, nachdem ich ausgezogen bin und mich gefangen hatte, gemeinsam beim Notar und haben eine faire und für beide Seiten akzeptable Vereinbarung bezüglich Finanzen und Kinderbetreuung getroffen. Wir gehen mittlerweile normaler und respektvoller miteinander um als in den letzten beiden Jahren unserer Ehe.

Zitat von vollhorst:

Da bin ich jetzt aber neidisch. Für mich ist das Doppelleben im Vorfeld in Verbindung mit dem Auswechseln etwas das nachhaltig hängengeblieben ist.

Das war für mich in der akuten Trennungsphase auch ziemlich hart. Aber bei genauerem Hinschauen und einer Betrachtung im Nachhinein muss ich sagen dass ich es wohl unterbewusst schon geahnt hatte. Ihr Verhalten sprach da Bände. In der Situation konnte oder wollte ich es halt nicht sehen.

Hängengeblieben ist bei mir da in der Hinsicht nix. Nur weil sie so war oder ist, müssen ja nicht alle so sein. War schon immer ne teilweise unvorteilhafte Charaktereigenschaft von mir an das Gute in den Menschen zu glauben. Will ich mir aber auch nicht abgewöhnen

Zitat von Schlurfi2020:

Sie hat doch jetzt zwei Lover, soweit ich weiß, die können doch auch mal staubsaugen und putzen.

ich hätte ja nicht gedacht, dass Du mal eine gute Idee hast. Da war es wahrscheinlicher, dass Schweine fliegen lernen.
*geht nach draußen und richtet die Augen andächtig gen Himmel*

Zitat von NichtLustig:

erkennt man tatsächlich, dass der Verlasser es niemals recht machen kann, egal wie er es tut

Das habe ich anders hier gelesen. Es geht mir nicht um schwarz und weiß, Schuld und Unschuld. Es geht darum, dass Warmwechsler oft über einen längeren Zeitraum den Partner im Unklaren über ihre Gefühle, Motive Handlungen lassen unfl sie offiziell am Beziehungsstatus nichts ändern, obwohl sie innerlich längst woanders sind

Zitat von vollhorst:

Es geht darum, dass Warmwechsler oft über einen längeren Zeitraum den Partner im Unklaren über ihre Gefühle, Motive Handlungen lassen, obwohl sie offiziell am Beziehungsstatus nichts ändern.

Weil sie selbst unsicher sind?
Weil es schwer fällt, eine schnelle Entscheidung zu treffen?
Weil es oft einen Rattenschwanz an Konsequenzen mit sich zieht?
Weil man weiß, damit einen Menschen, der einem etwas bedeutet, tief zu verletzen?

Und weil Menschen ambivalent sind?

Zitat von hahawi:

Weil sie selbst unsicher sind?
Weil es schwer fällt, eine schnelle Entscheidung zu treffen?
Weil es oft einen Rattenschwanz an Konsequenzen mit sich zieht?
Weil man weiß, einen Menschen, der einem etwas bedeutet, tief zu verletzen?

Und weil Menschen ambivalent sind?

Dich gibt es ja auch noch! Ich beantworte keine rethorischen Fragen

Zitat von Drops81:

Exakt so war es bei uns auch. Wir waren nachdem ich ausgezogen bin und mich gefangen hatte gemeinsam beim Notar und haben eine faire und für beide akzeptable Vereinbarung bezüglich Finanzen und Kinderbetreuung getroffen. Wir gehen mittlerweile normaler und respektvoller miteinander um als in den letzten beiden Jahren unserer Ehe.

Das Letztgenannte ist bei mir damals nicht mehr möglich gewesen, aber die Trennung und Scheidung wurde nicht zur unendlichen Schlammschlacht und da wir keine Kinder hatten, gab es dahingehend auch keine Probleme.

Die Ehe war schon lange vorher klinisch tot, mit der Scheidung wurde sie begraben. Ich bin froh, dass es damals zum Ende kam, meine Ex hatte schon längere Zeit ihre Affäre und bereitete den Warmwechsel auch vor, klar war ich erst schockiert, wütend, alles, was reinpurzelt, knallt da durch. Aber bei mir kam sehr schnell der Punkt, das es auch nicht anders ging und sie letztlich nur schneller war, gedanklich wie auch bei der Umsetzung.

Schade war, dass ich die beste Sandkastenfreundin verloren hatte. Seither betrachte ich Freundschaften auch ein wenig anders und lasse auch keine gute Freundin an mich heran, da habe ich mich verschlossen, Affären und ONS waren da einfach das Mittel meiner Wahl, meines Lebensstils.

Ich weiß auch nicht, ob ich mich nochmal ganz nur einer Frau widmen kann, bei meinem Vorleben, meinen Ansprüchen, meinem Denken wird das wohl eher nicht der Fall sein. Aber was heute so ist, kann morgen wieder ganz anders aussehen. Letztlich muss ich für mich eine Grundlage finden und für mich selbst als gut befinden, bevor ich, wenn überhaupt, mich dem noch mal zu öffnen wage. Mein Leben ist weitestgehend eingerichtet, ob da noch Platz für eine feste Partnerin ist, kann ich nicht mit Gewissheit bejahen. Einsamkeit plagt mich nicht und das Alleinsein macht mir auch nicht zu schaffen.

Gänzlich ohne 6 möchte ich nicht leben, aber die Auslebung des, bisher mit fast durchgehend gebundenen Frauen oder ONS, das möchte ich nicht mehr. Daher käme ein Warmwechsel für mich auch nicht mehr in den Sinn, weil das für mich den ähnlichen Beigeschmack hat wie eine Affäre. Aber trotzdem denke ich, es wird Situationen geben, wo auch ich dieses dann befürworten würde. Aber es ist immer eine individuelle Angelegenheit.

Drops, wenn ich fragen darf, hast Du danach (oder jetzt) eine neue Partnerin gefunden? Oder wie gestaltet sich Dein Leben nun?

Zitat von NichtLustig:

ich hätte ja nicht gedacht, dass Du mal eine gute Idee hast. Da war es wahrscheinlicher, dass Schweine fliegen lernen.
*geht nach draußen und richtet die Augen andächtig gen Himmel*

Um es mit Deinen schon getanen Worten zu beantworten:
Türlich.

Also, greife Dir mal die Bubis, die fröhlich an Muttis Zitzen zippeln und reiche denen mal Besen und Schaufel und Staubsauger.

Zitat von vollhorst:

Dich gibt es ja auch noch!

Manche behalten ihren Namen ein Forenleben lang, manche wechseln ihn öfter als ihre Unterwäsche.
Auch eine Art von Warmwechsel.
Nicht wahr?

Der Ablauf eines Warmwechsels ist in der Regel wie folgt:

A hat eine Beziehung mit B.
A lernt C kennen.
A und C flirten und A schwärmt für C.
An dieser Stelle hat A die Möglichkeit die Notbremse zu ziehen. Sich für oder gegen die Beziehung zu entscheiden. Die Geschichte mit C zu unterbinden.
Aber A will beides. Die Sicherheit einer Beziehung und der Reiz des Neuen.
B wird dabei im Dunkeln gelassen. B merkt aber am Verhalten von A, das etwas nicht stimmt.
A sagt zu B aber das nichts ist oder spricht vielleicht an, dass die Beziehung in Schieflage ist und man dran arbeiten müsse.
Im Grunde kann B aber rein gar nichts machen, weil A bereits mit dem Kopf längst bei C ist.
Aber A tut so als hätte B eine Chance, obwohl A im Kopf schon längst mit B abschließt und den Übergang für C vorbereitet.
Und solange der Übergang zu C nicht gesichert ist, beendet A auch nicht die Beziehung zu B.
Denn es könnte ja sein das C kein Interesse an mehr hat und das würde bei einer Trennung bedeuten A steht alleine da.

A wechselt also zu C und B fragt sich was los ist.
B fragt sich, ob schon vorher was gewesen ist. Womit B natürlich recht hat.
Denn A hat sich bereits gegen die Beziehung in dem Moment entschieden, als A zugelassen hat, dass aus der Schwärmerei zu C mehr wird.
Und A hätte B niemals verlassen, wenn C keine Beziehungsabsichten zu A gehabt hätte.

Auch A und B können C gemeinsam kennenlernen.
A, B und C können Freunde oder Bekannte sein.
Über längere Zeit.
Zwischen A und B gibt es, aus welchem Grund auch immer, Probleme.
B ignoriert As Versuche darüber zu reden.
Oder nimmt A nicht ernst.
A ist verzweifelt und redet mit C darüber.
A fühlt sich bei C verstanden.
A versucht nochmals zu B durchzudringen.
B versteht As Probleme noch immer nicht.
A wendet sich wieder an C.
C fängt A wieder auf.
Dabei funkt es zwischen A und C.
A sieht in C viel, was bei B fehlt.

Tja, und jetzt?

Zitat von hahawi:

Weil sie selbst unsicher sind?
Weil es schwer fällt, eine schnelle Entscheidung zu treffen?
Weil es oft einen Rattenschwanz an Konsequenzen mit sich zieht?
Weil man weiß, damit einen Menschen, der einem etwas bedeutet, tief zu verletzen?

Ich beziehe es jetzt mal auf mich und meinen Ex, weil ich ja nur für mich bzw uns sprechen kann.
Ja. All diese Dinge trafen 1 zu 1 auf meinen Ex zu. Was auch völlig nachvollziehbar ist. Ich verstehe es wirklich.
Keiner macht es sich leicht. Auch kein Warmwechsler.
Aber in meinen Fall habe ich das belügen als überaus respektlos uns und unserer Beziehung über empfunden.
Er wollte sich nicht mit meinen Gefühlen auseinander setzen müssen.
Schließlich hing für ihn der Himmel voller Geigen.
Das hätte das Liebesglück getrübt.
Und verletzt hat er mich zwar nicht mit Absicht, aber im vollen Bewusstsein.
Er hat mich belogen um sich mit einer anderen zu treffen.
Danach kam er nach Hause. Zu mir.
Hat sich ins Bett gelegt zu mir.
Ob sie intim waren oder nicht kann nicht sagen.
Er sagt Nein. Was ich glaube ist egal.
Ambivalent, Unsicherheit hin oder her. Aber ich hätte mir trotzdem ein ehrliches Wort gewünscht.
Und wenn es nur gewesen wäre, tut mir leid ich hab jemand kennengelernt und ich weiß nicht ob und wie es weiter geht.
Klar hätte es mir ebenso den Boden unter den Füßen weggezogen aber ich hätte wenigstens gewusst woran ich bin.

Zitat von hahawi:

Tja, und jetzt?

Beantworte doch deine Fragen mal selbst.

In deinem Muster hat A genügend Raum fair zu spielen. Mit der Behauptung, dass alles kompliziert und ambivalent ist machst du es dir etwas einfach.

Liebe @Payne
Du hast vollkommen recht.
Und das hättest Du auch verdient.
Ehrlichkeit.
Das ist wohl ein Grundpfeiler in einer Beziehung.

Es ist halt jede Geschichte, auch wenn hier oft von bekannten Mustern geschrieben wird, dennoch anders.
Und Verlassene, die durch einen Warmwechsel ihre Partner verlieren, haben auch jedes Recht, gekränkt, verletzt, verzweifelt, zornig oder wütend zu sein.
Womit ich mir halt schwer tue, das sind die vielen moralisch erhobenen Zeigefinger aus dem Publikum, die emporgerichtet werden, ohne sich eine Geschichte genauer anzuschauen und zu hinterfragen.
Und ich frage mich auch, wieviele von denen, die hier höchste moralische Maßstäbe anlegen, nicht auch selbst in so eine Situation geraten und dann Dinge tun, die sie hier verurteilen.

Zitat von vollhorst:

Mit der Behauptung, dass alles kompliziert und ambivalent ist machst du es dir etwas einfach.

Wirklich?
Ich denke im Gegenteil, es ist sehr einfach zu sagen, dass es immer klar ist, wer der Gute und wer der Böse ist.
Und ich denke, es ist oft wirklich kompliziert.
Zerrissenheit, weil man sich in einen andern Menschen verliebt hat, der einem gut tut, andererseits einen Menschen, der einem viel bedeutet, mit dem man eine gemeinsame Geschichte erlebt hat, zu verletzten.
Viele brauchen sehr lange, um das für sich aufzudröseln.