Für eigene Wünsche einstehen

Hallo,
ich lese hier nun schon seit einiger Zeit leise mit und habe nun selbst ein (kein klassisches Liebes- oder Beziehungs-) Thema, zu dem ich sehr gerne neutrale Meinungen hören würde, weil ich selber nicht so genau weiß, ob ich hier überempfindlich bin oder was genau der Grund dafür ist, dass mich dieses Thema so umtreibt.

Auch wenn es kein klassisches Thema für dieses Forum ist , möchte ich es gerne schildern, weil ich glaube, dass ich hier guten Input bekommen könnte.
Ich bin bald Mitte 40 und schon eine Weile alleinerziehend mit 3 Kindern, eins davon lebt aber schon nicht mehr daheim . Ich bin grundsätzlich ganz zufrieden mit meiner Situation, also habe derzeit auch keine Sehnsucht nach einer Partnerschaft o. ä.

Ich habe eigentlich ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern, wir und auch meine vier Geschwister, sehen uns wöchentlich,. Darüber bin ich sehr froh und weiß auch, dass das nicht unbedingt selbstverständlich ist.
Meine Eltern wohnen mit dem Auto ca 20 Minuten weit weg und da ich nicht Auto fahre, und das vielleicht auch nie tun werde/will, fahren wir (d.h. meist meine jüngste Tochter (9) und ich , mit meinem Vater mit, der sein Büro in der Nähe hat und meistens besteht er auch darauf, uns zurückzufahren, was mir eigentlich echt unangenehm ist, aber er duldet da kaum Widerworte.
Nun ist es so, dass meine Eltern ihr Haus verkaufen und sich verkleinern wollen. Die Frage ist jetzt natürlich wohin. Ihnen selbst, ist das so ziemlich egal. Sie hängen nicht an dem jetzigen Wohnort, für meine Mutter ist es nur so wichtig, dass sie gut an sie öffentlichen angebunden ist.
Mir ist klar, dass für keinen meiner Geschwister ein großer Nachteil entstehen sollte, aber das sieht meine Schwester, die ebenfalls ca 20 Minuten entfernt wohnt, aber eben mobil ist, wohl anders. Ihren Aussagen kann man entnehmen, dass es ihr natürlich am liebsten wäre, wenn meine Eltern in ihrer Stadt wohnen würden, mir versucht sie dabei schönzureden, dass man dort mit der S-Bahn ja in einer halben Stunde wäre, was nicht ganz so ist, weil sie ja nicht direkt an der Bahn wohnt , sondern mit dem Bus nochmal 15 Minuten weit weg, der auch nicht wirklich sooo oft fährt. Bei mir in der Nähe findet sie wiederum gar nicht gut , weil man da ja durch die Stadt auch mal 45 Minuten mit dem Auto fährt.
Ich sehe es schon auf mich zukommen, dass sie meine Eltern mit Wohnungsangeboten beschallen wird und es letztendlich auch so kommen könnte, weil sie sehr viel bestimmender ist als ich. Ich weiß aber auch, dass ich mir dann sehr ungerecht behandelt vorkommen würde. Ich hätte meine Eltern gerne bei mehr mir in der Nähe, ich bin allein, nicht so mobil und meine Schwester hat immerhin auch die Schwiegereltern in der Nähe. Außerdem möchte ich dieses Theater mit der hin und Rückfahrt in Zukunft nicht mehr haben und einfach alleine fahren, schließlich wird mein Vater nicht jünger. Ich möchte das , wie auch alles sonst, selbständig bewerkstelligen.

Ich habe dieses Thema sehr oft im Kopf, vielleicht weil ich eh ein Problem damit habe, dass ich mir öfter ungerecht behandelt und übersehen vorkomme. Meistens schweige ich dann dazu aber, weil ich keinen Streit möchte.
Irgendwie habe ich in der Familie ein Problem damit, meinen Mund aufzumachen und mich zu wehren oder meinen Standpunkt zu vertreten, das ist bequem für die anderen aber nervt mich selbst am allermeisten. Stattdessen quäle ich mich dann selbst mit solchen Gedanken und bin frustriert.

Wie seht Ihr diese Situation? Wie kann ich ohne großes Drama meinen Standpunkt vertreten?
Ich möchte einfach endlich für mich und meine Wünsche einstehen.
Danke schonmal im voraus wenn ihr alle das gelesen habt!

LG,
Maya

@Maya81 warum sprichst du nicht mit deinen Eltern und erklärst ihnen, was du hier beschreibst? Die fehlende Mobilität ist doch ein schlagkräftiges Argument zu deinen Gunsten. Die Öffentlichen sind ja mittlerweile auch ein Sicherheitsrisiko geworden, da ist ein Auto natürlich von Vorteil. Im Endeffekt müssen aber deine Eltern entscheiden, wo sie zukünftig wohnen wollen. Grabenkämpfe zwischen Geschwistern sind da eher kontraproduktiv.

Entscheidend für den künftigen Wohnort Deiner Eltern sollte die Infrastruktur dort sein. Neben einem guten ÖPNV finde ich auch Einkaufsmöglichkeiten, Kulturangebote und erreichbare Arztpraxen wichtig. Und wenn ich die Wahl hätte, würde ich wohl auch zu dem „Kind“ ziehen, das mich im Notfall oder weil ich selber nicht mehr fahren kann, chauffiert

So weit lesen sich die Entfernungen und Fahrtzeiten für mich nicht, als dass es ein so großes Problem sein sollte. Darüberhinaus hättest Du den Vorteil (ja, mag sich jetzt gemein lesen), dass Du nicht die erste Ansprechpartnerin wärst, die springen muss, wenn Deine Eltern Pflegefälle werden.

Zitat von Maya81:

vielleicht weil ich eh ein Problem damit habe, dass ich mir öfter ungerecht behandelt und übersehen vorkomme.

Hmm. Das scheint mir Dein eigentliches Problem zu sein

Zitat von Maya81:

Eltern, wir und auch meine vier Geschwister, sehen uns wöchentlich,

Heißt das, ihr trefft Euch wöchentlich bei Euren Eltern?
Wird dieses Zentrum mit dem Umzug mit wegfallen?
Was sagen die anderen beiden Geschwister?
Hast Du ansonsten Kontakt und Treffen mit Deinen Eltern neben den wöchentlichen Treffen?

@Brightness2
@Brightness2
Lieben Dank für deine Antwort!
Ja, so könnte es tatsächlich rüberkommen, aber wie geschrieben, ist es meinen Eltern tatsächlich 'egal', wo genau sie zukünftig wohnen.
Vielmehr sind sie sich wahrscheinlich unschlüssig, weil sie am liebsten in der Nähe von jedem von uns wohnen würden, was natürlich nicht geht. Klar sind solche Dinge wichtig wie gute Anbindung, Einkaufsmöglichkeiten. Das was jedem wichtig wäre. Würden sie sagen, wir möchten in Ort X wohnen, wäre das zumindest für mich keine Frage, eben weil sie erwachsene Menschen sind und ich ihnen da weder reinreden kann noch darf.
Wir streiten auch nicht offen darüber. Ich habe einmal im Gespräch gesagt, dass es mir wichtig wäre, dass auch ich sie gut erreichen kann, dass jeder sie gut erreichen sollte. Aber ob das wirklich angekommen ist, weiß ich nicht. Jedenfalls gab es bisher weder einen Streit noch eine Diskussion. Aber das Thema schwebt über uns und ich habe ein bisschen Angst nachher vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden, wie schon des Öfteren. Weil ich es einfach nicht so gut drauf habe, klipp und klar zu sagen, was für mich wichtig wäre.

Warum kein Führerschein möchte ich nicht ausführen, klar ist das nicht immer so leicht, aber ich habe mir mein Leben so ganz gut eingerichtet. Ist es so schlimm, wenn ich mir wünsche, dass dieser Punkt in Zukunft einfacher für mich wird. Schließlich habe ich auch Verständnis dafür, dass andere keine Lust haben ewig im Verkehr zu stehen. Ich meine , wenn ohnehin keine speziellen Wünsche von meinen Eltern aus bestehen und es ihnen selbst auch wichtig ist, dass sie für alle gut erreichbar sind, dann kann es doch nicht sein, dass derjenige mit der größten Klappe erreicht, dass er es in Zukunft am bequemsten hat!?

@Sonnenschein85
Sicher würde es die Möglichkeit geben, etwas zu finden, was für alle gleich gut erreichbar ist. Ist sicher nicht leicht, aber das wäre auch meine Vorstellung.

Eigentlich bin ich es gewohnt meinen Kram alleine zu machen, ich bitte auch ungern um Hilfe. Es kommt wirklich nicht oft vor, dass ich meine Eltern um Hilfe bitten muss. Glücklicherweise gibt es auch einen Vater, mit dem es mittlerweile ganz gut funktioniert.
Aber ja, es wäre schon schön für und auch ein Gefühl der Sicherheit, wenn sie für mich gut und vielleicht auch für die Kinder selbst gut erreichbar wären.

Meine Schwester und ich hatten solche Gespräche schon, aber viel Verständnis war da nicht und oftmals wurde ich letzten Endes als hysterisch und überempfindlich hingestellt wenn es emotionaler wurde oder ich hab natürlich alles falsch aufgefasst....
Sicherlich liegt da schon einiges in der Kindheit begraben. Ich bin die älteste, da hab ich mir wohl schnell angeeignet unauffällig und anspruchslos zu sein und möglichst wenig Probleme zu machen. Da kommt man ganz schwer wieder raus.

@Anacapri
Ich habe tatsächlich schon mit meiner Mutter gesprochen, die versteht mich auch voll und ganz , aber das heißt im Endeffekt nicht viel. Sie will es letztendlich wahrscheinlich doch allen Recht machen...

@Perzet
Meistens ja, manchmal auch bei mir, wenn es wegen den Papawochenenden nicht anders geht.
Die anderen zwei haben noch nicht viel gesagt, würden es aber sicher, wenn es zu ihrem Nachteil wäre
Eine wohnt im Ausland und kommt alle paar Wochen dazu, der ist wahrscheinlich eh egal.
Wie haben öfter Kontakt, sehen uns auch manchmal zwischendurch wenn es sich ergibt...

Zitat von Maya81:

Sie will es letztendlich wahrscheinlich doch allen Recht machen..

Traurig.
Sie hat Kinder groß gezogen, die immer noch Ansprüche an sie hegen.

Wenn Du nicht Auto fährst, ist das Deine persönliche Entscheidung.
Und wo Deine Eltern leben wollen,ihre eigene.

@Maya81
Deine Eltern sollen das Beste für sich finden. Es allen Recht machen nur damit keiner beleidigt ist? Wie wäre es wenn deine Eltern für ihre Wünsche einstehen? Es ist ihr Leben. Was würdest du sagen wenn sie dir in solche Fragen einreden würden? Hast du keine anderen Themen im Alltag wo du für deine Wünsche einstehen kannst? Arbeit? Privatleben? Hobbys, Reisen?
Warum soll das ausgerechnet in der Familie passieren. Es gibt zwei Eltern, 4 Kinder mit Familie. Das kann gar nicht so unter einen Hut gebracht werden dass alle ihre Wünsche erfüllt bekommen.
Einen Führerschein und mobil zu sein ist immer ein Vorteil auch später für dich.
Oder verlangst du von deinen Kindern wenn sie ausziehen dann auch dass sie irgendwo hinziehen wo du gut mit Öffis hinkommst?

@Felica2024
Puh, schwierig. Niemand fordert hier auf gedeih und Verderb irgendwas von meinen Eltern. Überhaupt, es ist doch schön, wenn man seine Eltern bei sich in der Nähe haben will. Da kenn ich ganz andere Familien und das ist meiner Meinung nach viel trauriger...

Dann ist es aber genauso unverschämt, wenn mich der krasse Verkehr jucken soll, in dem die anderen dann im Stau stecken. Ist nämlich auch nicht mein Problem... Das nennt man Rücksichtnahme. Und die sollte doch für alle gelten.