@yonda, @Megeas :
Vielen Dank für Euren Zuspruch! Dann eröffne ich mal den Reigen und beginne mal mit dem Anfang vom Ende:
Nachdem mir meine Ex im November 2014 eröffnete, dass sie mich verlassen wird, war eine Welt zusammengebrochen, explodiert. Ich saß da wie ein Häufchen Elend zwischen Katzen, Hunden und meiner Selbst. Ich hatte in diesem Moment das Gefühl, ein Teil meiner Selbst wer aus mir ausgetreten und wollte mich stützen. Hielt mich auf dem Stuhl in der Küche, gab mir Ohrfeigen, wollte mich wecken. Ging nicht, ich war in Trance, weit weit weg. Kennt ihr den Film Gladiator, wo der Hauptdarsteller davon träumt, auf einem Kornfeld zu laufen und weit im Hintergrund seine Familie hört/sieht und zu ihr will? So könnte man es in etwa beschreiben.
Die nächsten zwei Wochen waren die Hölle, ich sah meine Ex kaum (sie hatte ihr Büro ja auch mit im Haus, erledigte vieles von ihrem Next) und wenn, dann beschwor ich sie, das alles nicht wegzuwerfen usw usw. Aber es half alles nichts.
In der Folge musste ich schauen, wie ich den Alltag bestritt. Ich meine, eine selbstständige Tätigkeit als Berufsbetreuer, Jugend- und Nachlasspfleger sind schon anstrengend genug, 12- 16 Stunden Tage, auch am Wochenende, eher die Regel als die Ausnahme. Dazu mehrere Hunde und viele Katzen (wir arbeiteten mit dem Tierschutz zusammen), außerdem mehrere Aquarien mit Fischen und Garnelen, die andere Vorbesitzer mal ins Klo kippen wollten (ja, diese Unsitte gibt es tatsächlich noch).
In der Folge musste ich also, um irgendwie auch diesen Tieren gerecht zu werden, eine Lösung finden. Dieses versuchte ich mit einer Ex zu erreichen, aber die sah es ja nicht als allzugroßes Problem. Sie war ja weg (ihr Next wollte keine Tiere haben, obwohl die Ratten bei ihm über Jahre auf dem verlotterten Tisch im verdreckten Haus tanzten) und musste sich nicht damit beschätigen. So kam es, wie es kommen musste: Viele der Tiere wurden dann peu á peu an andere Pflegestellen abgegeben, wo sie gut aufgehoben waren. Ich hatte danach noch eine gewisse Zeit Kontakt zu denen, wollte wissen, wie es den ehemaligen Schützlingen ging.
Als ersichtlich wurde, dass ich das Haus und das Grundstück finanziell alleine nicht halten konnte, musste ich raus, schnell war meine Ex damit einverstanden, es zu verkaufen (aber nur nach ihren Vorstellungen). Da lebte sie schon im hergerichteten Palast beim Opa-Millionär, nahm eine (!) Katze zu sich (von ehemals 14!), noch nicht mal ihren Kater Moritz (der war damals Freigänger und ein hervorragender Jäger, sie meinte lapidar, der würde die bei ihrem neuen Zuhause heimischen Vögel ausmerzen. Den Kater, den sie einst von der Landstraße rettete! Unseren Moritz.
Dieser verblieb bei mir wie auch Willi, der eines Tages von mir zu Zeiten unserer Ehe bei unserem Resthof total erschöpft und hungernd vorgefunden wurde. Er bekam Futter, dann ging es direkt zur Tierärztin die eine Form von FIP diagnostizierte und meinte, er würde wohl nur wenige Tage oder Wochen leben. Ich aber wollte ihn nicht aufgeben, gut er sabberte viel (was er heute noch macht), aber sonst ging und geht es ihm gut. Er wird im Mai 8, Moritz wir 14. Alles richtig gemacht!
Ich suchte also parallel nach einer Unterkunft und nahm dann ein Haus zur Miete, ein paar Ortschaften weiter, ich musste ja irgendwie weitermachen und das Büro sollte daheim bleiben. Denn ich musste mich ja um die beiden Puschels und einem Hund kümmern.
Die Fische aus den einst so schönen und großen Becken übergab ich Aquarienfreunden aus Bremervörde und Stade, diese nahmen die Tiere gerne an und sie haben es dort augenscheinlich sehr gut, viele haben sich vermehrt und bereichern den dortigen neuen Besitzern das Leben. Das ich dieses Hobby aufgeben musste, war ein ganz besonderer Schlag für mich ins Mark, denn ich hatte damals nur dieses eine Hobby. Ich konnte es von daheim aus machen, weshalb es neben dem zeitraubenden Job wohl eine der wenigen Möglichkeiten war, dieses auch genießen zu können. Aber damit war erst einmal Schluss - leider.
Ich zog mit Hund, zwei Katzen und wenigem Inventar in mein neues Mietshaus in ein kleiner Dorf im Cuxhavener Ländle, wo mich nach knapp 2 Jahren ein Minischlaganfall in 2017 heimsuchte und auch dort das Bewohnen zunichte machte. Ich konnte ein halbes Jahr kaum laufen, mein Schlafzimmer (war im 1.OG) musste runtergeholt werden, meinen Job musste ich aufgeben, es wurde schlimmer und schlimmer. Ich konnte nicht mehr mit dem Hund spazieren gehen, ihn musste ich abgeben. Lina, eine treue Seele, bekam Gott sei Dank einen tollen neuen Platz, sie fand sich gut ein (lief über das damalige Tierheim).
Finanziell war ich am Ende, es kam kein Geld mehr rein. Ich brauchte nun selbst Hilfe, bekam eine gesetzliche Betreuung und fing an, mein Leben neu zu strukturieren. Das war nicht einfach. Meine Ex wollte den Verkaufspreis für den ehemaligen gemeinsamen Resthof nicht senken, so wurde ich pleite, weil die Bank mir den Hahn zudrehte. Ich konnte einige Rechnungen nicht mehr zahlen, welche ich sonst immer sofort beglich, ich hasste Schulden, nun war ich selbst in der Mühle drin.
Ich bekam ALG II (auf Darlehensbasis, wegen dem ehemaligen Resthof) und musste abermals ausziehen, da das damals von mir bewohnte Mietshaus zu groß und zu teuer war, die Kündigung hatte ich ja schon.
So entschied ich, dass ich einen kompletten Neustart machen würde, hier im Ländle gab es nichts mehr für mich, was positiv war. Die vielen weit entfernten Ärzte, jede Tour eine Weltreise (schon deshalb will ich nicht mehr auf dem Lande leben), fürs Einkaufen gab es im Ort nur den Supimarkt, ein Mischung aus Dorfladen, Café, Post und natürlich das Infocenter Nummer eins im Ort. Außerdem der Tummelplatz für viele alleinstehende Frauen mit Kindern, die trafen sich da regelmäßig. Allein lebende Männer wie ich wurden da stets gemustert..... Aber da war auch niemand dabei, wo ich sagen würde, die hätte mir gefallen oder zu mir gepasst. Sie waren wie ich in jenen Tagen - eine erst einmal gescheiterte Existenz ohne Partner, ohne klare Vorstellung von einer Zukunft.
Die Suche nach einer neuen Wohnung gestaltete sich schwierig, ich war und bin ja ALG II-Empfänger und Mietwohnungen sind rar, besonders im SGB II und SGB XII-Bezug. Ich musste lange suchen, hatte erst eine Mietwohnung, diese wurde aber wieder vom Vermieter abgesagt (wegen Sanierungsbedarf und Schäden), dann endlich bekam ich eine Wohnung angeboten, im 5.Stock ohne Lift, aber renoviert mit relativ neuem Bad und wärmegedämmter Außenfassade. Im SGB II-Satz, dazu mitten in der Bremerhavener Innenstadt (wo ich alles hatte, Ärzte, Einkaufsmöglichkeiten etc.). Das war sie und darin lebe ich nunmehr seit Januar 2018. Sie ist noch nicht fertig, ich renoviere und baue noch viel, aber sie wird mit jedem Tag schöner, gemütlicher. Sie ist mein Refugium, meine Basis. Mein Startpunkt in ein neues Leben.
So bin ich, als gebürtiger Bremer, wieder im Bundesland Bremen, wenn auch nicht in Bremen selbst (ich wäre gerne dorthin zurückgezogen, aber bezahlbare Mietwohnungen sind dort noch schwerer zu finden als hier schon). Aber Bremerhaven hat sehr viel zu bieten, ich kenne es ein wenig und lerne jeden Tag mehr kennen. Die Menschen hier sind sehr freundlich, ich komme mit allen zurecht und ich habe ein gutes Feeling. Endlich, nach ein paar Jahren der Unruhe, der Unsicherheit, der Ungewissheit.
Es wird.....
Das soll hier das 1.Kapitel beschließen, den Eingang sozusagen. Da es sich hier ja um ein Forum handelt, würde ich gerne von Euch mal lesen bzw. hören, ob hier auch User/innen dabei sind, welche nach einem Fiasko in einer Beziehung einen kompletten Restart vollziehen bzw. vollzogen haben, den Wohnort gewechselt und alles auf Punkt Zero geschaltet haben.
Ich bin ja mal gespannt und freue mich von Euch zu hören und zu lesen. Ich muss wieder ranklotzen.
Wünsche Euch einen schönen Freitag und dann hoffentlich ein baldiges Wochenende im Kreise Eurer Liebsten oder ggf. auch schön alleine.
Liebe Grüße
Euer Udi