Hat er Bindungsangst? Was tun, damit er refklektiert

Hallo,

ich glaube nachdem ich nun viele Artikel, Fachbücher und Beiträge hier im Forum gelesen habe, dass mein Ex-Partner unter Bindungsangst leidet bzw. sich deshalb getrennt hat. Ihm wird das aber nicht bewusst sein. Wir haben seit der Trennung (5 Wochen) bis auf ein Gespräch vor 3 Wochen keinerlei Kontakt.

Er hat mir Anfang Mai gesagt, dass er eine innere Blockade hat und keine Nähe zu mir ertragen kann. Weder kuscheln, noch gemeinsam auf dem Sofa liegen oder in einem Bett schlafen. Es löst Beklemmung in ihm aus und er hat Schweißausbrüche usw.-

Er will Abstand. Diesen habe ich gegeben. Es gab dann die Woche drauf ein gutes offenes Gespräch mit der Verabredung für eine Fahrradtour. War auch gut und 2 Tage später sind wir sogar gemeinsam auf einen Geburtstag und er wollte, dass ich bei ihm übernachte. Hat mich auf die Stirn geküsst und gesagt, dass er es unbedingt wieder hinkriegen will und kämpfen will und nicht aufgeben wird. Hat gesagt es ist der erste Tag seit Wochen an dem er nicht weinen muss.

Er hat mich dann am nächsten Tag auch zu den Eltern wieder zum Frühstück mitgenommen (wohnen im Nachbarhaus und waren sehr glücklich, dass ich wieder da bin)

Nach diesem Tag hat er sich wieder eine Woche nicht gemeldet und kam dann und hat sich getrennt.
Er kann nicht mehr. er fühlt sich eingeengt weil ich mit ihm zusammen ziehen will (die ursprüngliche Idee dazu kam von ihm).
Außerdem hat er mir vor einem Jahr gesagt, dass er vermutlich keine Kinder will. Ich bin bei ihm geblieben und habe gesagt, dass Kinder für mich nicht zum Lebensglück dazu gehören bzw. kein Muss sind sondern dass ich eine Beziehung mit ihm haben möchte. Er glaubt es mir nicht, da ich sehr kinderlieb bin bei anderen (er auch) und möchte mir das nicht nehmen.
Auch das ist ein Zeichen für Bindungsangst. Keine Verantwortung übernehmen usw. Denn er ist eigentlich sehr kinderlieb und der erste der ein Baby nimmt/auf dem Schoß hat, wenn wir irgendwo sind.

Er ist 32 und ich bin 37 Jahre alt.
Wir haben seit Mai 2019 Kontakt sind aber erst in 2021 offiziell zusammengekommen, da ich aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen unter passiver /Verlustangst leide und mich lange nicht auf die Beziehung einlassen wollte. Eigentlich gut für ihn, da es lange sehr unverbindlich war (wird mir jetzt alles erst klar mit meinem Wissen zu Bindungsangst)
Jetzt wird es ernst und er stößt mich von sich.
er hat nach der Trennung 3 Wochen weder mit seinen Eltern noch Geschwister ein Wort geredet, keine privaten WhatsApp beantwortet und sich komplett isoliert.
Er redet generell wenig über seine persönlichen Probleme und sieht das auch als Schwäche. er macht alles mit sich selbst aus.
Sein Schwager hat versucht mit ihm zu reden. Er stand mit Tränen in den Augen in der Türe und hat ihn weggeschickt. Auch der besten Freundin die Türe nicht geöffnet.

mir hat er aufgemacht und gesagt (am 07.06) dass er alleine glücklicher ist als mit mir und einfach nur arbeiten will. Er will niemanden sehen. Mich nicht, seine Mama nicht und auch seine Schwester und das Baby nicht (ist im Mai geboren und er hat 4 Wochen keinerlei Interesse daran gezeigt)
Er hat sich auch von seinem Hobby (Fußball) komplett zurückgezogen und laut der Kumpels dort seit Wochen wie ausgewechselt verhalten. Nicht gesprochen und sofort nach Training/Spiel nach Hause obwohl er sonst sehr gesellig ist. Er arbeitet im Vertrieb und ist viel unterwegs und stürzt sich nun noch mehr in die Arbeit.
Jeder in der Familie/Freundeskreis ist geschockt, da sie uns als sehr glücklich und verliebt wahrgenommen haben und ihn bisher mit keiner Frau so gesehen haben. Seine Mama hat mir erzählt, dass ich sein Ein und alles war und wie er Freudestrahlend daheim erzählt, dass ich mir vorstellen kann zu ihm zu ziehen und auf dem Nachbargrundstück zu bauen.(im März/April)
Nun engt es ihn aber ein.

Es sind nun 4 Wochen vergangen und er redet wieder mit seiner Familie und sagt es geht ihm gut und über die Trennung will und wird er nicht sprechen und sie sollen ihn ihn Ruhe lassen. Seine Mama ist krank und die Werte wurden schlechter und er ist wieder auf sie zugegangen.
Er ist auch immer noch in der Familien-whatsappruppe meiner Familie aber liest die Nachrichten seit einer Woche nicht mehr bzw. im zeitlichen Verzug. Warum tritt er nicht aus?

Auch wenn Freunde ihn fragen wo ich bin weicht er aus und sagt, dass ich zb gerade weg bin.

Wie soll ich das alles deuten?

Das ist doch kein normales Verhalten.

er rennt mir 2 Jahre hinterher und schmeißt dann alles in 3 Wochen weg? (vom ersten Gespräch bis zur Trennung)

als ich am 07.06. bei ihm war standen meine Kosmetikartikel noch alle im Bad und auch meine Seite des Bettes war bezogen etc. Meine Schuhe und Jacken waren noch an der Garderobe. Macht man das nicht weg, wenn man sich erleichtert fühlt?

was soll ich tun? Zu einer Freundin hat er gesagt, dass es ihm seit ein paar Tagen gut geht aber sie glaubt, dass er nicht sicher ist ob es die richtige Entscheidung war.
Ich weiß, dass er nicht reflektiert und denkt ihm gehts doch jetzt gut. Aber ich liebe diesen Menschen und würde alles geben, damit wir noch eine Chance bekommen!
Wie ist eure Einschätzung? Hat er Bindungsangst oder ist es einfach eine Trennung?
er konnte nicht sagen, dass er keine Gefühle mehr für mich hat.
Er konnte aber auch in der Beziehung nicht sagen, dass er mich liebt. Er meinte immer ich kanns dir nicht sagen aber ich zeige es dir durch Gesten. So war es auch. (auch das ist laut Theorie typisch für die Bindungsängstler)
Er hatte vorher eine lange Beziehung im Studium (nicht zusammengewohnt) und danach noch eine sehr kurze Beziehung mit einer jüngeren Frau.

Er meinte er hat sich bewusst zu mir hingezogen gefühlt, da ich etwas älter bin und im Leben stehe und selbst sehr viel arbeite und kein Problem habe, dass er ebenfalls viel arbeitet. Das ist auch so gewesen. Wir haben nie gestritten und es war immer so, dass wir uns ca 2x unter der Woche gesehen haben und Sa+So.

Mal auch mehr oder weniger, da nicht viel Strecke dazwischen liegt aber wir sind beide sehr selbstständig.

Bitte helft mir, wie ihr das seht und kann ich noch etwas tun und wenn ja wann
Meine Sachen sind auch noch bei ihm. (Kleidung, Kosmetik, Schuhe usw)
DANKE!°!

Kommt mir ähnlich bekannt vor. Ich habe ein ähnliches Problem (siehe meinen Threed) ich denke da kann man wirklich nur bei sich bleiben und im Zweifel weiterziehen. Wahrscheinlich müsste ich mir selbst die gleiche Antwort geben. Ich bin 29, ähnlich wie du. Man will antworten, man vermisst den (Ex)-Partner aber wer nicht will, will nicht. Ist es wirklich wert darum so zu kämpfen? Jemanden davon überzeugen zu müssen, dass man die Richtige ist. Ich weiß es nicht, häufig bleibt man auf Grund eines Mangels an Alternativlosigkeit bei der Person so hängen. Man muss lernen die Leute ziehen zu lassen, wer gehen will soll gehen, ich muss es auch lassen alles tot zu analysieren warum ist das so oder warum macht er das oder jenes. Wir sollten auf uns schauen. Was sind unsere Bedürfnisse, was wollen wir.

Hallo und erst einmal Danke für deine schnelle Rückmeldung.
Was du schreibst klingt absolut logisch und ich würde jeder anderen sagen: Lauf, so schnell du kannst - du hast etwas besseres verdient.
Und selbst will man einfach nur die Zeit zurück drehen.
Ich schaue mir mal in Ruhe deinen Threed an.

Mich würde tatsächlich interessieren, was in ihm vorgeht und ob er mich mittlerweile nachdem die Phase der Einengung/Druck weg ist auch vermisst-
Man liest ja immer, dass sie nach einer bestimmten Zeit der Erleichterung die Nähe vermissen und auch wieder Emotionen spüren können.

Ach man ich dreh mich im Kreis.
Kann mich auf nichts anderes konzentrieren. Auch bei der Arbeit nicht. Bin Tag und Nacht am googlen und recherchieren dabei muss ich mich mit mir beschäftigen und nicht mit ihm und der Vergangenheit.

Habe mich heute endlich getraut bei einer Psychologin anzurufen, um mir Hilfe zu suchen.
Leider keinen erreicht aber soweit war ich noch nie und ich versuche es morgen wieder.

Ich denke immer noch was zusammengehört findet zusammen....

Ja und da gebe ich dir auch Recht.
Und ich mache es genau so wie du. Ich lese Seiten über Seiten im Internet über eX zurück, Trennung verarbeiten, loslassen usw. usw.

Vielleicht ist es auch ein Schutzreflex sich nicht mit sich selbst zu beschäftigen. Was wollen wir wirklich? Welche Bedürfnisse haben wir?
Und die Frage ist ja auch, dann kommt er zurück und beim nächsten großen Schritt, Streit oder Fehler sind sie wieder weg.
Wollen wir das wirklich?
Haben wir nicht jemand besseren verdient, auch wenn er natürlich gute Seiten hat.

Das ist richtig mit dem Therapeuten! Gut so!

Zitat von Mausi93:

Kommt mir ähnlich bekannt vor. Ich habe ein ähnliches Problem (siehe meinen Threed) ich denke da kann man wirklich nur bei sich bleiben und im Zweifel weiterziehen. Wahrscheinlich müsste ich mir selbst die gleiche Antwort geben. Ich bin 29, ähnlich wie du. Man will antworten, man vermisst den (Ex)-Partner aber wer ...

Hi, ich bin neu hier im Forum. Gibt es einen Link zu deinem Threed. Wenn ich auf dich klicke wird mir das leider nicht angezeigt. Danke Dir und liebe Grüße

@mirila hoffnung-ad-acta-legen-dass-er-zurueck-kommt-wie-t71028.html#p3296974

Da

Zitat von mirila:

Aber ich liebe diesen Menschen und würde alles geben, damit wir noch eine Chance bekommen!
Wie ist eure Einschätzung? Hat er Bindungsangst oder ist es einfach eine Trennung?
er konnte nicht sagen, dass er keine Gefühle mehr für mich hat.
Er konnte aber auch in der Beziehung nicht sagen, dass er mich liebt. Er meinte immer ich kanns dir nicht sagen aber ich zeige es dir durch Gesten. So war es auch. (auch das ist laut Theorie typisch für die Bindungsängstler)

Es deutet vieles auf Bindungsangst hin, aber was hilft Dir das Etikett? Gar nichts. Vielleivht hat er auch eine Persönlichkeitsstörung, die bisher nicht aufgedeckt wurde.

Wenn Du Dich wieter mit diesem Mann abquälen willst, dann halte daran fest und warte darauf, dass er wieder ankommt. Dann nämilich, wenn die Erleichterung über das Beziehungsende abflaut und er sich wieder einsam fühlt und einen Anlaufhafen sucht.

Ich kann Dir aus eigener Errahtung nur raten,Dich on diesem Mann fernzuhalten. Denn er wird es wieder tun wenn er wieder eine Aufnahme bei Dir findet. Es ist nur eine Frage der Zeit bis zum nächsten Mal.

Er kann über sich nachdenken wenn er das will, aber er will nicht. Das ist seine freie Entscheidung und es ist nicht Deine Aufgabe, ihn zum Nachdenken zu bringen, damit er Deinen Wert wieder erkennt. Verabschiede Dich von dem Gedanken, dass Du ihhn in irgendeiner Art und Weise therapieren könntest. Er soll jetzt mal kräftig nachdenken und dann wird er mit meiner wertvollen Unterstützung schon wieder in die Spur finden. Nein, wird er nicht, denn es hilft auch kein Nachdenken und vor allem auch kein Vorsatz, künftig anders zu werden. Denn Bindungsängste sind tief verankert und wenn man sie los werden möchte, sollte man eine gute Therapie in Erwägung ziehen, die einen zu den Ursprüngen der Ängste zurückführt. Das scheuen viele und nur weil Du darüber liest, wirst Du auch Deine Bindungsängste nicht los, denn sie sind nun mal da.

Deine Partnerwahl und Dein Verhalten sprechen dafür ja Bände, dass Du Dir selbst zielsicher einen Mann von der Sorte aktiver Bindungsvermeider aussuchst und es vor allem aushältst. Das ist ja das Schlimme, dass die passiven so duldsam, so verständnisvoll, so guten Willens sind, aber eben doch nur ausgenützt werden. Je nach seinen Impulsen gewährt er mal Nähe, dann wieder nicht und das alles wird auf dem Rücken der Partnerin ausgetragen, die das ja auch alles brav mit macht und immer noch zu ihm hält und Verständnis für ihn hat, weil er halt nun mal ein Bindungsängslter ist und nichts dafür kann.

Fange bei Dir an und erkenne Du Deine Muster und vor allem gib Dich mit den Ursprüngen Deiner Ängste ab, denn auch Du hast kein gesundes Bindungsverhalten. Sonst hättest Du Dich mit dem Kandidaten niemals so lange abgegeben. Aber das ist auch ein Mechanismus, die Illusionen aufrecht zu erhalten, sich an Träume zu klammern, die guten Phasen mit ihm zu etwas ganz Besonderem hochzustilisieren und vor allem dem Irrglauben zu erliegen, dass Du ihm helfen könntest. Er will nicht dass man ihm hilft, er will seine Ruhe. Und er wiill keine Expartnerin, die Hände ringend 4 Wochen abwartet und dann meint, er müsste nachdenken. Aber die Hoffnung stirbt bei den passiven zuletzt und sie ist auch das Einzige, was derlei desolate Bezhiehung noch aufrecht erhält.

Wieso sollte er nachdenken und worüber? Ihm geht es prächtig, denn er macht was er will.Er braucht und will keine Frau, die ihn belehren oder diagnostizieren will. Er müsste den Wunsch zu einer Änderung seines Verhaltens verspüren, aber wie gesagt, ihm geht es doch gut damit wie es ist. Und auch etwaige Beteuerungen, dass er sich ab jetzt ändert, sind für den Müll, denn sie sind gegen seine Natur und die wird wieder die Oberhand gewinnen. Was hast Du von einem Mann, der sich Mühe gibt um Dir zu Willen zu sein, zumal Du seine Mühe auch spüren wirst. Mühe ist keine Basis für eine Beziehung.

Lass diesen Mann sausen, der bringt Dir nur Kummer, Ungewissheit und kostet Dich jede Menge
Energie.
Befasse Dich mit Dir selbst, das kann Dich voran bringen, aber die Wünsche, er müsste dies und jenes tun, sind der falsche Ansatz. Denn Du befasst Dich ja nur mit ihm, aber nicht mit Deiner Problematik.

Wenn Du weiter leiden willst, dann warte ab, bis er wieder ankommt und dann fahrt ihr eine neue Runde auf Eurem Karussell die wieder genauso enden wird.

Es liegt in Deiner Hand wie Du mit Dir und Deinem Leben umgehst und mit dem Leid, das er Dir zugefügt hat. Eigenverantwortung und Realitätsbewusstsein wären gefragt, aber davon bist Du noch weit entfernt.

Zitat von Scheol:

Und warum möchtest du mit solch Mann Versuchen zusammen zu sein, der solch Baustellen hat ? Was liebst du den daran ? Dich abzuarbeiten , ihn zu überzeugen, gesehen zu werden ? Was schrieb die Fachliteratur über dich ?

Das ich einen ängstlichen Bindungsstil habe. Starke Trennungs- und Verlustangst und anfange zu klammern, wenn sich der Partner distanziert. Eigene Bedürfnisse zurückschraube, um zu gefallen.
Ich möchte nun herausfinden, wo es herkommt. Sind es die 3 Trennungserfahrungen im Erwachsenenalter oder sind es Dinge aus der Kindheit. Das möchte ich nun mit prof. Hilfe aufarbeiten, um künftig nicht wieder unbewusst so einen Mann anzuziehen. Bzw. daraus zu lernen und an meinem Selbstwert zu arbeiten. Denn man stellt sich jedes Mal die Frage, ob man nicht gut genug war usw. und macht sich schlecht und hat Angst zu vertrauen...

Zitat von Scheol:

für euch zwei , das Buch „jein“ fand ich ganz gut. Von Stefanie Stahl.

Ja ich habe das und vom jein zum ja gelesen.
Hier habe ich viele Verhaltensweisen und Aussagen von ihm wieder erkannt aber eben auch von mir.
Ich werde nun daran arbeiten. Er nicht. Schade für ihn am Ende...

vielen Dank für den Tipp.

Und ja es ist total dumm was ich hier mache. Ich will wissen, ob er Bindungsangst hat. Und ja ihr habt recht. Was mache ich dann mit der Info. An die Wand hängen? Nein. Ihn interessiert es nicht. Er ist in seinen Augen gesund und ihm gehts gut also warum verschwende ich meine Energie mit ihm und seinen Problemen.
Ich muss das abhaken und mich auf mich fokussieren aber es klappt halt immer nur Phasenweise und dann packt es mich wieder und ich fange vor Hilflosigkeit an zu googlen und hier rein zuschreiben usw...

Zitat von Scheol:

für euch zwei , das Buch „jein“ fand ich ganz gut. Von Stefanie Stahl.

Das kann ich auch empfehlen. Ich fand darin eins zu eins die Beziehung wieder, die wir lebten. D.h. er lebte sie und ich konnte dabei zusehen wie sich meine Position immer mehr verschlechterte.

Der aktive Vermeider ist egoitisch und folgt seinen Impulsen, für die er aber nichts kann. Er hat es sich nicht ausgesucht so zu werden. Aber auch der passive ist voller Egoismus, denn der will den schwierigen Partner in seine Welt einpassen und ihn davon überzeugen, wie toll und schön doch eine feste Beziehung ist. Der Passive meint nämlich auch, dass er allein der Gute und Normale ist, der weiß, wie eine Beziehung funktionieren kann. Und dann will er den flüchtenden Partner davon überzeugen, dass sein Lebensmodell auch für ihn das beste ist. Daraus spricht kein Verständnis für ihn, sondern auch nur die Botschaft, ich will ihn haben und er soll so und so sein, damit ich glücklich und zufrieden bin.

Da stellt sich doch die Frage, wer der schlimmere Egoist der beiden ist? Es sind immer beide und selten einer allein der sich ändern müsste.

Ich kann ihn irgendwie auch verstehen. Da ist eine Partnerin die sich an ihn klammert auch wenn sie glaubt, dass sie es doch gar nicht tut. Und sie meint, er müsste sich ihren Wünschen und Vorstellungen anpassen, weil er erkennt, dass sie die beste aller möglichen Frauen für ihn ist. Die Frau teilt auch nonverbal durchaus ihre Botschaften mit. Sie ist nicht zufrieden, sie schaut traurig, sie macht ihm stumme oder auch mal laute Vorwürfe. Sie dringt in ihn und will ihn analysieren und dann heilen. Sie bildet sich ein, er müsste über sich nachdenken und dann auf den Trichter kommen, dass er zurück ins traute Heim gehen muss. Als ob man Bindungsängste, die tief im Unterbewusstsein verankert sind, mit Nachdenken und Einsicht beikommen könnte! Sag mal einem päd., dass eine Vorliebe für kleine Mädchen perv. ist und er darüber nachdenken soll und dann davon wegkommt. Der wird auch sein Leben lang Problleme mit seinen Neigungen haben, denen er nicht beikommt.

All das zerrt an ihm und es nervt ihn und so bleibt ihm eigentlich nur die Flucht, um dieser Umklammerung und dieser Freiheitsberaubung, die er so empfindet, zu entkommen.

Dann bricht er auch mit der Familie, denn was hat er da denn zu erwaretn? Gute Ratschläge wie die, kehr zurück zu Sandra, denn ist die Beste die Du bekommen kannat. Oder es heißt: jetzt streng Dich mal an und übernehme Verantwortung, Du bist nicht allein auf der Welt usw.
Derlei Ratschläge helfen ihm überhaupt nichts, denn aucfh hier erfährt er wieder nur die Botschaft, dass er nicht in Ordnung ist wie er ist und dass er anders sein müsste und endlich in das Leben hinein findet, das sich Andere für ihn ausgedacht haben.

Dann seine Freunde, die ihm auch gut zureden wollen. Jeder nervt ihn, jeder will was von ihm und jeder weiß wie er zu leben hat. Ich kann ihn da sogar verstehen, dass er zunächst mal in Deckung gehen muss und sich zurückzieht, weil er keine Vorwürfe, Ratschläge und Maßregelungen mehr ertragen kann und will.
Er verteidigt seine Freiheit, seine Unabhängigkeit und eckt überall damit an. Nur in der Arbeit nicht, denn hier kann er entspannt sein weil hier die Sachebene gefragt ist.

Du bist keinen Deut besser als er und auch Du folgst nur Deinen egoistischen Vorstellungen und kannst Dich nicht in ihn hinein versetzen. Mit Deinem ach so guten Willen, Deinen guten Absichten willst Du ihn nur wieder gefügig machen, damit er endlich so ist, wie Du ihn haben willst. Das hat mit Respekt vor seinen Wesenszügen und Akzeptanz seiner Person leider nicht viel zu tun.

Hinterfrage mal Deine Motive, die bei näherem Hinsehen halb so edel sind, wie Du es Dir einbildest. Und dann empfehle ich Dir, mal darüber nachzudenken, warum Du dich ausgerechnet an so einen Mann hängst.