Ich bin fremd gegangen! Muss ich es bereuen?

Getrennte Zimmer hatten wir schon lange vor der Affäre und haben sie immernoch. Ich muss zugeben, dass es mir sehr schwer fiel, mich daran zu gewöhnen. Zusammen aber kamen wir beide irgendwann nicht mehr zur Ruhe, weil wir laute Schnarcher sind und mein Mann zudem sehr viel Platz im Bett beansprucht. Natürlich ging auch durch das getrennte Schlafen Nähe verloren. Es war ein weiterer Tropfen, der das Fass irgendwann zum Überlaufen brachte. Heute sehen wir es entspannter. Wir besuchen uns gegenseitig und ab und zu bleibt mein Mann einfach liegen und ich wandere in sein Zimmer, wenn es mir zu bunt wird. Die Zimmer sind nun unser beider Zimmer. Es gibt nicht mehr meins und deins. Das war vielleicht auch hilfreich für das Wiederbeleben unserer fast schon toten Ehe.

Jedes Paar muss irgendwie seinen Weg finden. Und nach einer solchen Katastrophe ist da viel Improvisationstalent gefragt und immer wieder der feste Wille beider Partner, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Unserer scheint nach 5 Jahren Schwerstarbeit jetzt wieder auf der Straße zu stehen. Bereit zur Weiterfahrt. Es rumpelt noch hier und da und der Schlamm aus dieser Drecksgrube, die sich Affäre nennt, hat seine Spuren hinterlassen. Aber ich bin optimistisch, dass wir auch das wieder hinbekommen.

LG

Zitat von Begonie:

Mit solchen Männern kann man langjährige Beziehungen führen, einfach weil sie stabil sind, nicht fremdgehen und weil man sich zu 100% auf sie verlassen kann. Das ist jede Menge positives Kapital!

Welch trauriger bzw. pauschaler Irrglaube.....
Kein Wunder also, dass man da von oben reinschütten kann wie man will und es unten wieder rausläuft...

Zitat von Begonie:

Die Liebe war nie genug, egal, wie viel oben reingeschüttet wurde, es lief unten sozusagen wieder raus.

Ähnlich wie ein gebrochener Knochen, können auch gebrochene Herzen heilen. Es dauert nur einfach viel länger. Unsere Herzen, das meines Mannes und mein eigenes, heilen so langsam. Es tut nicht mehr weh, es juckt nur manchmal noch. Hier zu schreiben hat mir sehr geholfen. Es war trotz des manchmal eisigen Gegenwindes heilsam. Das zusammen mit der Therapie, den Veränderungen, die ich in meinem Leben vorgenommen habe und der beständigen und aufrichtigen Liebe meines Mannes hat vieles wieder gut gemacht. Ich bin mir heute sicher, dass mir ähnliches wie damals nicht wieder passieren könnte. Der AM, tja, der wird immer ein wichtiger Mensch für mich sein. Er hat einen Prozess ins Rollen gebracht, der ohne ihn nicht stattgefunden hätte. Diese Affäre hat mich dazu gezwungen, mich mit unliebsamen Ereignissen aus meiner Vergangenheit auseinander zu setzen. Dieser Prozess war anstrengend aber notwendig. Vieles wurde dadurch geheilt. Jetzt habe ich die Kraft, weiter zu leben. Mit meinem Mann und meiner Familie, die nun wirklich meine Familie geworden ist. Meine Wurzeln, meine Eltern und fast alle anderen Verwandten von mir sind nun gestorben. Es war eine Familie die schwer unter den Kriegsfolgen zu leiden hatte. Dadurch sind Verletzungen entstanden, die an uns Kinder und sogar an die Enkel weiter gegeben wurden. Verletzungen, die bis heute verheerend sind. Unsere Aufgabe ist und war es diese zu heilen. Und so abwegig das auch immer klingen mag, meine Affäre ist auch deshalb entstanden. Nun ist sie vorbei und die Aufgabe fast erledigt. Das Leben kann nun etwas unbeschwerter weiter gehen. Die Last auf meinen Schultern ist leichter geworden. Ich kann sie tragen und wenn sie wieder zu schwer wird, habe ich meinen Mann an meiner Seite. Alles Gute Euch und Danke!

Zitat @himmelrosa

Zitat:

(...)Der AM, tja, der wird immer ein wichtiger Mensch für mich sein. Er hat einen Prozess ins Rollen gebracht, der ohne ihn nicht stattgefunden hätte.(...)

zu einer SOLCHEN Erkenntnis zu kommen, gelingt (leider) nicht vielen. Und da solche Prozesse nicht ohne sind, wirken diese meist sehr nachhaltig....und DARAUF kommt es doch im Grunde an.
Derartige Prozesse durchgemacht zu haben, einen Weg durch einen Prozess gefunden zu haben, bzw. nie so ganz fertig zu werden - durch ständiges weiter-an-sich-arbeiten - macht es doch regelrecht spannend. Denn - der Blick nach VORN ist wichtig. Perspektivisch zu arbeiten - durch Erkenntnisse aus Vergangenem, damit so etwas (wie z. B. eine Affäre) nicht wieder passiert.

Zitat:

Der AM, tja, der wird immer ein wichtiger Mensch für mich sein.

Jau...es gibt Menschen im Leben eines JEDEN Menschen, die irgendetwas anstoßen. Dass das
nicht immer mit Angenehmem zu tun hat, sollte klar sein. Entscheidend ist viel eher, was daraus
gemacht wird - durch den angestoßenen Prozess. Denn... im Grunde geht es dann gar nicht mehr
um den Mensch, der etwas angestoßen hat, sondern um den Prozess, der in Gang gekommen
ist. SO kann der auslösende Mensch zur Nebensache werden - auch wenn er als Auslöser her gehalten hat.

Auf meine Affäre bezogen, sehe ich das auch so - die verh. Frau hat etwas bewirkt... und was
sie in mir bewirkt hat, ist von unschätzbarem Wert.

Ja, das stimmt! Eigentlich ging es mehr um den Prozess als um den Menschen. Aber ich glaube, dass gerade dieser Mann zu diesem Zeitpunkt einen solchen Prozess auslösen konnte. Zufall? Vielleicht! Seelenverwandtschaft, Liebe oder Schicksal? Sicher nicht! Was Liebe ist, zeigt mir mein Mann jeden Tag. Liebe kommt auf leisen Sohlen. Aber sie bleibt! Immerhin das habe ich gelernt.

Interessant wäre wo du jetzt stehen würdest wenn dein Affärchen dem warm Wechsel zugestimmt hätte... Und das später gescheitert wäre. Stimme begonie auch nur bedingt zu. Man selbst wird erwachsen, lebt und kümmert sich um sich selbst. Das bedeutet seinen Kram zu regeln.

Seinen Partner so einen Betrug an zu tun weil hormone oder miese Kindheit usw. Sorry. Und ich werfe ne These in den Raum das kaum ein Partner alle Bedürfnisse stillen kann. Vielleicht war es ja ein guter Schutzengel das hier nicht schlimmeres passiert ist, eine zweite Chance. Who knows

Ja, ich denke auch oft darüber nach, was gewesen wäre, wenn der AM an einem Warmwechsel interessiert gewesen wäre. Zuerst sah es ja sogar danach aus. Heute denke ich, es war ein großes Glück, dass es sich so schnell wendete. Ich wäre heute ansonsten alleine und ziemlich am Allerwertesten. Ich hatte alles in allem einen guten Schutzengel. Damals war ich bedürftig, seelisch am Ende und zusätzlich dumm und naiv. Heute würde mir etwas ähnliches nicht wieder passieren. Heute bin ich erwachsen geworden und ich habe gelernt, dass es Unterschiede gibt zwischen reifer Liebe und Hormonrausch. Natürlich gibt es nirgendwo auf der Welt einen Partner, der alle meine Bedürfnisse erfüllen könnte. Aber durch die Affäre und die fürchterliche Zeit danach habe ich verstanden, dass ich selbst auf mich aufpassen muss. Vielleicht war das der Sinn hinter allem.

@

mit Hypothese ist außer weiterer/erneuter Beunruhigung nichts zu erreichen.

Die Fakten sprechen eine deutliche Sprache...und erst die Fakten zeigen, ob sich ein Sinn
daraus ergeben hat.

Aus der Affäre heraus kannst du profitieren...die kannst aber nicht sagen, was OHNE die Affäre
gewesen wäre. Die Affäre war das Faktum - egal was in die Affäre geführt hat. Die beendete Affäre
ist jetzt auch noch das Faktum, aus dem du Lehren gezogen hast....bzw. weiter ziehen kannst - auf
die Affäre an sich bezogen, NICHT auf den AM bezogen.

Zitat:

Zitat:

Aber durch die Affäre und die fürchterliche Zeit danach habe ich verstanden, dass ich selbst auf mich aufpassen muss.

mit DEM Satz hast du all das angesprochen - was war, was ist und was du JETZT möchtest...dass
du selbst auf dich aufpassen willst/musst! Aber auch darauf - das hast du zuvor mehrfach anklingen lassen - wie wertvoll dir deine/eure Ehe ist, wie wertvoll dir dein Mann (wieder geworden) ist.

Vielen Dank Kuddel! Gerade dein Verständnis tut mir sehr gut. Und du hast Recht, es geht einzig und allein um die Fakten. Die aber sprechen eine eindeutige Sprache. Somit sind die Würfel gefallen.

Na, dann auf auf ....zur endlich erwachsenen Liebe....

Das habe ich schon längst getan, wurstmopped! Welche Schlüsse sollte er daraus ziehen? Bleiben wir bei den Fakten!

Ich kann mir natürlich denken worauf du hinaus willst, @wurstmopped. Und ich muss dir recht geben. Ich bin nicht nur materiell sondern auch sozial und mental von meinem Mann abhängig. Sicher war das auch mit entscheidend. Aber.... Das Schicksal nimmt gerade schon wieder Anlauf, um uns den nächsten Misthaufen vor die Tür zu legen. Mein Mann hat sowohl berufliche als auch gesundheitliche Probleme. Es könnte gut sein, dass er in ein paar Monaten auf mich angewiesen ist. Wir werden sehen, wie sich das dann wieder auf unsere Ehe auswirkt. Ja Liebe hat immer auch etwas mit Machtverhältnissen zu tun. Auch das habe ich lernen müssen. Es geht inzwischen nicht mehr um feuchte oder trockene Höschen. Das sind für mich heute wirklich Luxusprobleme über die ich nicht mal mehr müde Lächeln kann. Sorry!

Zitat von Wurstmopped:

Das tut mir leid!
Haben die Probleme vielleicht mit den Auswirkungen der Affäre zu tun?

Vielleicht! Wir hatten beide keine Kraft mehr, uns auch noch um gesundheitliche und berufliche Dinge zu kümmern. Jetzt rächt sich das. Mein Mann wurde versetzt und fürchtet erhebliche finanzielle Einbußen. Möglicherweise muss er sogar das vorzeitige Ausscheiden aus dem Beruf fürchten. Hinzu kommen gesundheitliche Probleme, die ihn ebenfalls dazu zwingen könnten. Das wäre der Supergau.