Liebe Munich,
Er hatte noch nie eine Beziehung?
Zitat von Munichmeli87: ich gehe auch auf Abstand, aber er kommt dann, er ruft mich an, er kommt vorbei( ich sage ihm er soll zu Hause bei sich bleiben, auf Grund des Probewohnens haben wir 2 getrennte Wohnungen) aber er kommt! Das verstehe ich einfach nicht
Das ist doch ganz einfach zu verstehen.
Ich sehe es so: Du hast Dir da einen geangelt, der noch nie eine Beziehung hatte oder habe ich das was falsch gelesen? Jedenfalls kannst Du nicht davon ausgehen, dass er weiß, was Familienleben mit Frau und Kindern bedeutet. Und Du hast ihm ein feines und schlaues Angebot gemacht.
Probewohnen - super für ihn! Damit hast Du ihn geködert, denn damit war für ihn von vornherein klar, dass er keinerlei Verpflichtungen eingeht. Ist ja nur zur Probe und wenn die Probe ihm nicht mehr zusagt, hat er noch sein eigenes Leben.
Damit hattet Ihr beide zunächst mal Vorteile. Er stimmte zu, etablierte sich als neues Familienmitglied, hat sich mit Deinen Kindern befasst, Du hast Dich um alles Andere gekümmert wie Essen, Wäsche etc. Er ging Dir vlt. mal zur Hand. Und er hatte mit einem Mal einen emotionalen Haltepunkt. Wow, da ist eine liebe Frau, die ihm umgarnt (denn gerade Probewohnenden muss man es schön machen, denn nur dann wird aus der Probe mal was Festes), da sind die Kindern, für die er der große Onkel ist, da ist Lebendigkeit, Wärme und auch Geborgenheit.
Die Zeit vergeht und die Erwartungen verändern sich. Du verbindest mit Probewohnen die Aussicht auf eine feste Beziehung - irgendwann mal, aber lieber bald als später. Und er? Er sah sich weiter als Probewohnenden. Er ging seinen Interessen nach, dann kam er wieder, dann ging er wieder - ganz nach momentanen Befinden.
Du kannst von ihm nicht erwarten, was es heißt, in einer Familie zu leben. Was zunächst neu und reizvoll ist, wird auf längere Zeit schon mal zur Belastung. Vor allem, weil Du ja durchaus Dein Ziel vor Augen hattest. Dann kamen eben mal Nörgeleien, weil er wieder sein Hobby präferierte, es kamen vorwurfsvoll-traurige Augen, es kamen Bemerkungen usw.
Die Kinder sind ja nicht nur Bullerbü, sondern auch mal eine Belastungsprobe.
Und im Lauf der Zeit merkte er Druck. Druck teilt sich immer mit, sogar wenn er nicht verbal ausgesprochen wird. Es gibt 1000 kleine Signale der Körpersprache, es gibt Verhaltensweisen wie der, dass Du nichts sagst, obwohl Du innerlich enttäuscht bist und er merkt es dann. Gerade Nonverbales teilt sich immer sehr stark mit.
Er merkte, nun ja, hmm,. Probewohnen war die Einladung, aber mit dem Ziel, diese auch anzunehmen. Und damit fühlte er sich nicht mehr so wohl. Er besorgte sich seine Fluchtpunkte, hat ja noch seine Wohnung, seine Hobbies und damit fühlt er sich dann erst Mal ein wenig entlastet. Weitere Vorwürfe kommen - er weicht dem Druck aus. Er fühlt sich nicht mehr so zuständig, nicht mehr so daheim, wenn er bei Dir ist, er entzieht sich vielleicht. Aber nur auf Zeit, denn das Single-Dasein ist auch nicht nur schön. Mittendrin ist ihm wieder mal nach familiärer Geborgenheit, nach dem Trubel, der damit einher geht und so trabt er wieder an. Kann er auch, denn die Tür für ihn steht offen. Du sagst zwar nein, aber er kann trotzdem kommen. Das weiß er, also hat er einen Freibrief für eine Art lockereres Probewohnen. Alle Vorteile auf seiner Seite, denn Du hast weiterhin tiefere Gefühle für ihn, die er nicht erwidert. Möglicherweise hatte er nie eine richtige Beziehung als Ersatzvater und Lebenspartner im Sinn, aber die Idee mit dem Probewohnen gefiel ihm.
Er hat es probiert und auf lange Sicht ist es nicht so das Rechte für ihn. Vor allem diese Frau, die offenbar mehr erwartet, als er geben kann und will. Der muss er jetzt endlich mal sagen, dass das nichts wird und dass bei ihm keine Liebe da ist.
Ich denke, er verliebte sich in Dein attraktives Angebot und in den Reiz des Neuen und Unbekannten, aber wahrscheinlich weniger in Dich.
Und dann denke mal an die Ausgangslage. Denn hier sehe ich schon eine Schieflage. Da ist also eine Frau, intelligent, mitten im Leben stehend, bringt sie Arbeit und Kinder irgendwie unter einen Hut. Klar sucht sie nicht ein Jüngelchen, das keine Ahnung von Beziehung und Familienleben hat, aber das Jüngelchen war halt gerade verfügbar. Frei, nett, zugewandt und die Sehnsucht bei Dir wächst nach einem Partner, nach Stabilität, nach Geborgenheit. Aber er hat keine Erfahrung. Er hat keine Kinder, er weiß nicht , was es bedeutet, Kinder aufzuziehen. Du schon. Und so hattet Ihr - denke ich - von vornherein unterschiedliche Ausgangspositionen. Du musstest viel mehr leisten als er, denn er ist ein arbeitender Junggeselle, der sich sein Leben nach Belieben einrichten konnte. Ohne Bevormundung, ohne Maßregelungen, ohne Vorwürfe usw.
Ihr hattet von Anfang an ein Ungleichgewicht der Kräfte. Du hast viel mehr Lebenserfahrung, bist wahrscheinlich tüchtiger als er und er sah sich bei Dir womöglich als eine Art größeres Kind.
Durch Deine inneren Sehnsüchte nach einer Beziehung, bist Du dann aber doch in die unterlegene Rolle gerutscht. Denn Deine Wünsche und Vorstellungen waren andere als seine. Wer mehr will, investiert mehr, erwartet mehr und ist dann enttäuscht, wenn Erwartungen nicht erfüllt werden. Ganz normaler menschlicher Prozess.
Er aber kann damit nicht umgehen, denn er will sich unbelastet fühlen und so seid Ihr jetzt da, wo Ihr seid. Einer liebt und hofft, der Andere verteidigt seinen Freiraum und sagt: ich bin weder Dein neuer Lebenspartner noch ein Ersatzpapa für Deine Kinder.
Wäre er geschieden und hätte selbst Kinder, hätte er einen völlig anderen Background, denn er könnte einschätzen, was mit dem Probewohnen auf ihn zurollt.
Sag mal, weil es mir gerade einfällt, könnte es sein, dass Du im Lauf der Zeit mehr eine Art Ersatzmutti für ihn geworden bist? Du umsorgst ihn (denn schließlich willst Du auch was von ihm), Du schimpfst ihn auch mal, Du bist vielleicht mal enttäuscht, aber wenn er wieder antrottet, fand er ein liebendes Herz und Akzeptanz. Wenn der kleine Bub was anstellt, nölt Mutti vielleicht mal rum, aber im Grund genommen weiß er, dass er ja doch angenommen wird.
Vielleicht tat ihm das auch gut. Ich glaube sogar, das tat ihm gut. Nur, in Mutti verliebt man sich nicht, mit Mutti hat man normalerweise keinen S., mit Mutti verbindet man zwar Geborgenheit, aber keine Lebensgemeinschaft mit einer Partnerin.
Nur mal so als Denkanstoss und weil ich gerade versuche, seine Beweggründe zu verstehen, sich auf eine Mutter mit zwei Kindern einzulassen.
Du kannst es natürlich weiter laufen lassen, wenn Du auch Vorteile daraus ziehst. Dann geht es vielleicht noch ein paar Wochen oder Monate weiter und findet spätestens dann ein Ende, wenn er sich mal richtig verliebt. Damit bist Du dann abgemeldet. Du musst allerdings Deine Hoffnungen auf mehr begraben und müsstest die Vorteile darin sehen.
Die Alternative ist schmerzhafter: Deine Träume sind dahin, Deine Hoffnungen enttäuscht und Du sprichst die finale Trennung aus. Damit ist er draußen und hat bei Dir nichts mehr verloren.
Die Folge: Du hast eine Zeitlang mit Liebeskummer zu tun und musst Deine Sehnsüchte bändigen. Auf längere Sicht wirst Du aber wieder frei und dann findet sich vlt. auch mal ein Mann, der weiß, was es heißt, eine Beziehung zu einer Frau mit zwei Kindern einzugehen. Wenn er weiterhin in Deinem Leben rumspuken kann, ändern sich Deine Gefühle nicht, denn sie kriegen immer wieder Nahrung. Der Entzugsprozess wird einfach verschoben, aber er wird irgendwann doch mit voller Wucht kommen. Bis dahin sind aber auch Kummer und Desillusionierung, die auch Traurigkeit nach sich zieht, Deine Begleiter.
Begonie