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Mitschuld an einer Affäre- wie sieht ihr es?

D
Nein, es geht nicht darum, dass die Betrüger Opfer der Umstände sind. Mein Mann hatte mir am Anfang erklärt, er sei fremdgegangen, weil ich ihm nicht genug Nähe gegeben hätte. Solange ich ihm genug Nähe gebe, gäbe es auch keine Affäre. Eine Frechheit. Als wäre ich schuld daran. Klar war fehlende Nähe der offensichtliche Beweggrund. Aber so einfach ist es nicht. Die Frage ist doch, warum brauchte er so viel Nähe, warum gab ich sie ihm nicht mehr, etc. diese Auseinandersetzung führt dann Schritt für Schritt zur Offenlegung der verschiedenen Wechselwirkungen und zu Lernprozessen bei beiden.

Natürlich sind die Fremdgeher recht schwach, denn sonst würden sie nicht so einen Weg einschlagen. An den Ursachen dieser Schwäche sollten die Fremdgeher arbeiten.

Aber genau das ist doch der Punkt, jeder kann seinen Beitrag reflektieren und dies mitnehmen auf dem eigenen Lebensweg. Man muss nicht zusammenbleiben oder wieder zusammenkommen. Es ist einfach unheimlich viel Arbeit für jeden.

05.09.2016 20:53 • x 2 #16


Sharky80
Liebe anne55 so einfach ist es nicht. Da wären wir wieder bei Schuld und Verantwortung. Klar sind die Betrüger schwächer, da bin ich bei dir. Aber die die Betrogen worden sind, sind nicht nur Opfer. Sie sind Mittäter. Auch wenn das vielen nicht gefällt, ich denke, beide tragen eine Schuld. Und der schwächere hat dann die Affäre. Aber jede Beziehung ist so unterschiedlich wie die Menschen. Daher muss man jede Situation für sich selber beleuchten. Ich fahre bisher gut mit dieser Einstellung... Es geht schließlich um einen selber. Ich will frei sein... Und nicht vergelten oder hassen... Das raubt mir Zuviel Energie

05.09.2016 21:46 • x 3 #17


A


Mitschuld an einer Affäre- wie sieht ihr es?

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Vegetari
Zitat:
Aber die die Betrogen worden sind, sind nicht nur Opfer. Sie sind Mittäter.



Das sehe ich anders! Wenn ein Paar Probleme hat und diese nicht während der Ehe gelöst werden, tragen beide die Verantwortung dafür! Aber wenn der Partner die Lösung im Außen / in einer Affäre sucht oder meint gefunden zu haben, trägt er die Verantwortung für die Affäre und nicht der betrogene Partner! Denn die beiden haben ja einen Vertrag des Zusammenlebens , entweder verheiratet oder auch nicht ( mündlicher Vertrag) und wenn einer versucht auszubrechen und begeht eine heimliche Affäre , dann hat derjenige bereits ein Bein in der neuen Beziehung und das andere Bein noch in der alten. Es ist weder für die alte Beziehung , noch für die neue Beziehung geklärt!

Nein , Mittäter kann der betrogene Partner nicht sein, weil er ja eine Affäre für den Partner nie wollte und gutheissen konnte! Mittäter können beide nur sein , wenn sie nichts unternehmen, um ihre Ehe zu retten, das aber nur im Kontext zum Thema Eheprobleme !

05.09.2016 22:10 • x 1 #18


K
Mitschuld an der Affäre hat meiner Meinung nach nur der andere Teil, der wo verführt hat, oder beim Fremdgehen mitgemacht hat.
Man kann nicht die schuld auf jemand einfach so abwälzen. Weil Fremdgehen einfach nicht okay ist.
Die Gründe warum das ein Mensch tut können vielschichtig sein. Aber letzendlich gibt es einfach keine Ausreden und Entschuldigungen. Weil Schuld einfach Schuld bleibt, egal wie auch die Motive des Betrügers sein mögen.
Man kann ja auch nicht sagen, nur weil der Koch so schlecht gekocht hat, hat der wo das Essen bezahlen sollte, den Koch zusammengeschlagen. Also ist der Koch jetzt Mittäter?
Ein Witz oder?

Nein, nein, macht euch das mal nicht so einfach.
Ein Psychologe ist auch nur ein Mensch.

Der wo betrügt hat alleine die Verantwortung für sein Handeln.
Der wo betrogen wird zwar auch.
Aber egal was er auch tun mag, fremdgehen ist im Grunde nicht gerechtfertigt. Wenn auch in manchen Fällen vielleicht sogar verständlich, oder entschuldbar.


Es ist ein Zeichen von Schwäche.
Wer treu ist, der bleibt auch bei sich.

05.09.2016 22:26 • x 1 #19


L
Ich bin Opfer und betrogen geworden. An der Affäre meiner Ex ist nur sie schuld. Sie hat sie zugelassen und ist sie aktiv eingegangen.

Trotzdem sehe ich meine Schuld in den Umständen, die dazu beigetragen haben. Die Beziehung war soweit dezimiert, dass sie überhaupt in die Lage gekommen ist, über eine Affäre nachzudenken und sie aktiv einzugehen. In der Zeit unserer intakten Beziehung wäre meine Ex nie auf die Idee gekommen, fremdzugehen. Den Verfall der Beziehung hätte auch ich erkennen können und es ansprechen müssen. Sie auch, ich weiß, aber da habe ich Mitschuld.

Im Nachhinein aufarbeitend erkennend und diese Erkenntnis hoffentlich für eine neue Beziehung konservierend. Der Erleuchtete.

05.09.2016 22:37 • x 6 #20


N
@ Shark

Du bist gewiss nicht schuld an der Affäre deines Mannes! ! Lass dir das nicht einquasseln um ihn zu entschuldigen. Er ist erwachsen, er weiß ganz bestimmt das sowas nicht ok ist !

Betrüger sind schwache Menschen

Frage dich ob du einen schwachen Partner mit derartigen emotionalen Defiziten haben möchtest ?

Hat dein Mann je sein Unbehagen geäussert ? Warst du im Bilde das es ihm nicht gut geht ?
So kurz nach der Hochzeit? ? Ist da eigentlich nicht alles rosa ?

Mein ex, hat seiner Affäre sogar erzählt das er die tollste Frau Zuhause hat .....sie hat nur ganz doof geschaut aber 1+1 konnte sie dann doch nicht zusammen zählen !

Ein Fremdgeher, benutzt 2 Menschen aus purem Egoismus! Als alles aufflog ließ er sie fallen wie ne heiße Kartoffel seine Worte : der Reiz ist verflogen sie interessiert ihn nicht mehr, sie als Mensch hat ihn noch nie interessiert hätte auch jeder andere sein können ......ich habe fast gekotzt. Er wollte nur begehrt werden, seine Frau bin ich !

Ich fande das echt abartig! Und mit SowaS möchte ich nicht Bett und Tisch teilen.

Ich bin ihm heute nicht mehr böse, was ich ihm aber wahrscheinlich nie richtig verzeihen werde ist, das er unseren Kindern die Familie genommen hat, aus Egoismus! !

Das hat er mittlerweile erkannt, und muss lernen damit zu leben.

@ s harky, bleibe bei dir, schau ihn genau an ! Und Frage dich was von eurer Beziehung übrig geblieben ist.

Lg

06.09.2016 08:01 • x 1 #21


D
Ich fühle mich durchaus mitverantwortlich, aber bin kein Mittäter. Bei uns war es so, dass wir uns durchaus über den Missstand der Beziehung im Klaren waren. Wir wußten, dass wir uns lieben und zusammen bleiben wollen. Gleichzeitig haben wir keine Lösung gefunden, egal wie oft wir darüber gesprochen haben. Mein Mann hat mich sogar noch extra vorher auf ein gemeinsames WE ohne Kinder eingeladen, weil er eine Lösung für uns gesucht hat. Irgendwann haben wir auch die letzte Verbindung verloren. Gewiss, mein Mann ist fremdgegangen, aber war ich besser? Aus irgendeinem Grund, wußte ich noch vor ihm, dass er Fremdgehen wird. Ich wußte es halt. Intuition oder was auch immer. Ich habe aber nichts getan, um es ernsthaft zu verhindern. Warum? Ignoranz! Mangelndes Interesse an der Beziehung! Ich war in der Zeit sehr mit meinen Themen beschäftigt und habe ihn gewissermaßen auch verlassen. Wir haben die Trennung nicht ausgesprochen, weil wir sie ja nicht wollten, aber sie war da. Es ist die perfekte Ambivalenz zum Fremdgehen. Durch die Affäre hat mein Mann intensiv gespürt, dass er mich will und hat wieder angefangen um uns zu kämpfen. Dabei hat er bei sich selber angefangen und es mir dann gesagt. Die Wahrheit ist doch, zu dem Zeitpunkt, als er es mir sagte, war ich immer noch weit weg. Erst diese Offenbahrung hat mich wieder zurück geholt. Ich will ihn nicht verlieren. Aber nur dieser Wunsch reicht halt nicht. Wenn es um die Beziehung geht, muss man bereit sein die Welt anzuhalten. Das haben wir beide nicht rechtzeitig gemacht. Unser beider Versagen.

06.09.2016 08:15 • x 2 #22


unbel-Leberwurst
Zitat von 1978Cornelia:
Ich denke, dass jemand nicht betrügt, wenn in der Beziehung alles stimmt.


Dazu fallen mir zwei Dinge ein:

1. Wer hat eine Beziehung, in der ALLES stimmt? Bin ich immer zu 100% zufrieden mit meinem Partner?
Das mag es geben, ich halte es aber für eine Ausnahme.

Ich behaupte für mich, die berühmte glückliche Ehe zu führen, aber es stimmt deswegen nicht alles.

2. In einem anderen Forum schreibt eine Frau von einem unheimlichen Drang, fremdgehen zu wollen.
Sie behauptet, ihr Mann wäre perfekt. Es gäbe nichts, was zu verbessern wäre.

Sie sagt aber, dass sie sich neben ihrem sehr gut aussehenden, sehr gut verdienenden Mann, um den sie alle Freundinnen beneiden, fühlt, wie ein Glühwürmchen neben einem Suchscheinwerfer.

Daraus resultiert eine Unzufriedenheit, die sie mit der Jagd auf fremde Haut zu kompensieren versucht.

Also kann in der Beziehung selber alles perfekt sein, aber wenn ein Partner mit sich selber unzufrieden/nicht ausgelastet ist, kann er trotzdem zum Fremdgänger werden. Trotz des perfekten Partners.

06.09.2016 08:33 • x 1 #23


Vegetari
[quote=1001nacht]Du bist gewiss nicht schuld an der Affäre deines Mannes! ! Lass dir das nicht einquasseln um ihn zu entschuldigen. Er ist erwachsen, er weiß ganz bestimmt das sowas nicht ok ist !

Mein Mann sagte auch mal zu mir , ich wäre auch mit Schuld , das es zu der Affäre gekommen ist !
Dass sehe ich entschieden anders, siehe oben meine vorherige Äußerung!

Betrüger sind schwache Menschen

Nicht immer ! Ich hab mal gelsen, das es die unterschiedlichsten Gründe gibt, warum jemand fremd geht, es kann auch manchmal etwas banal klingen , wie ein Tapetenwechsel, hauptsache
mal ein anderer Mensch!
Übrigens meiner hatte wohl m.E. eine Wahrnehmungsstörung ! Bei mir hat er sich gewaltig geiirt, weil er zuletzt annahm , dass ich ihn nicht mehr liebe und bei der AF hat er sich geirrt, weil sich sich von ihr wohl geblendet fühlte, gebauchpinselt, sie hat ihmsein Ego aufpoliert . Und später stellte sich bei ihm heraus, es war nur Verliebtheit , für eine echte Liebe reichte es nicht , zumal sie anscheinend nicht wirklich beziehungsfähig ist( sie ( 50 Jahre) hat noch nie mit einem Mann zusammengelebt! )

Mein ex, hat seiner Affäre sogar erzählt das er die tollste Frau Zuhause hat .....sie hat nur ganz doof geschaut aber 1+1 konnte sie dann doch nicht zusammen zählen !

Die EX- AF meines Mannes fragte ihn , ob er noch Gefühle für mich hat ! Er dazu Ja
Eigentlich sollten Geliebte wissen , worauf sie sich einlassen , wenn der Mann sich nicht offiziell getrennt hat , denn es kann so keine Lösung für die alte und neue Beziehung geben, in diesem Dreieck! Wenn die AF genau weiss , er liebt mich doch noch irgendwie... oh Frau ! Denke ich ,was sind das für instabile Personen , diese Affärenmenschen! Vielleicht ist es mehr eoine weibliche Erscheinung , dies Instabile , wenn es ein Geliebter ist , ist doch sein Verhalten manchmal ganz anders , als bei einer Geliebten !

Ein Fremdgeher, benutzt 2 Menschen aus purem Egoismus!
Oder weil er sich nicht zu helfen weiss, und nur die neue Frau testet, bis er sich entschieden hat , die alte Beziehung aufzugeben , wegen der Geliebten ?

Als alles aufflog ließ er sie fallen wie ne heiße Kartoffel seine Worte : der Reiz ist verflogen sie interessiert ihn nicht mehr...er wollte nur begehrt werden, seine Frau bin ich !

Als der Liebesirrtum meinem Mann bewusst wurde, hat er sich von der AF distanziert und sich mehr freundlich zugewandt.

was ich ihm aber wahrscheinlich nie richtig verzeihen werde ist, das er unseren Kindern die Familie genommen hat, aus Egoismus! ! Das hat er mittlerweile erkannt, und muss lernen damit zu leben.

Ja , ja wenn die Seitenspringer nach dem Liebesrausch langsam aus dem Wahn herauskommen , erblicken sie immer mehr das Reale ! Aber ich glaube nicht das er die Kinder , mit Familienzerüttung so verletzten wollte, wahrscheinlich ist alles damals im Wahn passiert , er hatte sich nicht mehr im Griff! so war es jedenfalls bei meinem Mann , er wollte sich auch für die AF entscheiden und merkte erst später dass dies nicht so einfach geht. denn es hätte weitreichende Folgen mit unserer Famiölienzerüttung gehabt!


@ s harky, bleibe bei dir, schau ihn genau an ! Das ist sowieso immer wichtig, bei sich selbst bleiben !

06.09.2016 09:27 • #24


D
Wahrnehmungsstörung ist gut. Mein Mann hat auch erst nach der Affäre, d.h. Durch meine Reaktion und all die Prozesse gespürt, dass ich ihn echt liebe. Vorher konnte er es nicht annehmen. Seine Störung, nicht meine

Es ist sehr einfach den AM zu verurteilen und sich abzugrenzen. Ich glaube es gibt hier im Forum einen großen Konsenz darüber, dass der AM die Hauptverantwortung trägt, der böse ist und Haupttäter. Jeder Versuch dies zu relativieren wird abgetan als billiger Versuch der EF ihn zu entschuldigen, um sich eine schöne Welt zu konstruieren. Ich bin jedoch der Überzeugung, dass es falsch ist. Bzw. es lohnt sich, sich auch mal in seine Situation zu begeben, ohne sein Handeln zu entschuldigen.

Irgendwann mal bemerkte ich, dass mein Mann sich auch als Opfer sah. Ich habe da sehr schmallippig reagiert. Er das Opfer? Geht's noch? Er hat es mir jedoch bestätigt. Wahrnehmungsstörung? Warum nicht? Also nehmen wir das doch mal an, so ganz wertfrei ( weil wir es können).

Ich musste an einen Bekannten denken. Er hatte das Geschäft der Eltern übernommen und langsam aber sicher ging er bankrott. Das hatte viele Gründe. Er fühlte sich in einer Zwickmühle und fand keinen Ausweg. Schließlich beschloss er nachts in ein Juweliergeschäft einzusteigen. Ein vollkommen normaler netter intelligenter Familienvater wird kriminell und beschließt so eine bescheuerte Tat. Wie zu erwarten kam es raus und er wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Auch er hat seine Frau angelogen und sie und die Kinder dem Gespöt der Kleinstadt preis gegeben. Er hat seine Existenz und die der Familie riskiert. Letztlich war es dennoch ein Befreiungsschlag. Die Familie hat sich berappelt, er fand neue Wege Geld zu verdienen und alle sind zufrieden und glücklich.

Ja, manchmal sieht man keinen Ausweg, fühlt sich als Opfer, weil man keine Handlungsmöglichkeit sieht. Es ist so einfach von außen die Situation zu betrachten und zu urteilen. Aber wie geht es der Person, die in der Situation ist? Ist es nicht so wie bei den Quiz-Shows im TV? Zuhause auf dem Sofa ist es alles ganz einfach, aber sitzt man dort auf dem heißen Stuhl, dann ist es doch ganz anders. Liest man die Berichte von den AFs hier im Forum, dann fällt es einem doch auch ganz einfach zu sagen, hej, das ist doch offensichtlich ein Ar... Der AM, geh doch einfach. Aber man sitzt mitten drin und findet keinen Ausweg. Es wirkt dumm sich auf einen verheirateten Mann einzulassen. Die Zeichen sind so offensichtlich, die Sprüche (meine Ehe steht nur noch auf dem Papier, etc.) sind bekannt und doch lassen sich Frauen/ Mänenr darauf ein. Aber wer warnt auch schon davor in einer Zeit in der jedem vorgegaukelt wird, dass alles möglich und erlaubt ist. Verantwortung und Beschränkungen sind doch uncool.

Fremdgehen wirkt zunächst stark. Da wird jemand aktiv und sucht eine zunächst angenehme Lösung. Wie cool, wie billig. Statt eine konstruktive schwere Lösung anzustreben, geht da jemand den einfachen Weg, so wie beim Juwellier einzubrechen. Und doch kann es eine Notlage sein.
Ich weiß, dass mein Mann seit Jahren unter einem massiven inneren Druck litt, nicht nur wegen der Partnerschaft. Er hat Lösungen gesucht und es sich nicht einfach gemacht. Und dann kommt da so ein Bekannter der ihm erzählt, sowohl er, als auch seine Freundin seien fremdgegangen. Danach habe sich die Beziehung deutlich gebessert. Ja, toll. Was für eine Verführung einen einfachen Weg zu nehmen.

Wir können alle irgendwann mal schwach sein und dann nehmen wir den Short cut. Ist schei., aber ist es nicht unfair immer das Richtige zu erwarten?

Zum Lügen. Ich habe mich daran erinnert, dass ich meinen 1. Mann auch oft angelogen habe. Ich habe es gemacht, weil er mir keine Wahl lies. Hört sich billig an, aber versucht euch mal mit jemanden auseinanderzusetzen, der stur auf seiner Haltung besteht und auf Widerspruch heftig reagiert. Irgendwann weicht man aus und geht einen eigenen Weg. Ich habe mich ja dann auch von ihm getrennt. Aber zunächst habe ich es so versucht. Es war falsch zu lügen, aber er trägt auch eine Verantwortung.
Und so hat auch mein Mann mich angelogen. Klar, da der Betrug in einer anderen Stadt stattfand, musste er mich nicht anlügen im Sinne, dass er mir etwas falsches erzählte. Er hat es nur verschwiegen. Ist auch lügen, aber einfacher. Was hätte er mir denn sagen sollen? Er hatte sich für diese Lösung entschieden und das Lügen gehörte dazu. Hätte er mir etwas gesagt, dann hätte ich es doch nicht zugelassen. Im Gegenteil. Wahrscheinlich wäre ich sauer gewesen und hätte, aus meiner Perspektive heraus, ihm einen schlauen Vortrag gehalten. Hätte ich es verstanden? Sicherlich nicht. Wir wären keinen Schritt vorwärts gekommen.
Lügen kann man verurteilen. Aber man kann auch mal versuche wertfrei die Funktion des Lügens zu betrachten. Einfach um es zu verstehen.

Ein Betrug setzt sich aus schier unendlich vielen Puzzelsteinen zusammen. Keiner der Beteiligten wird je in der Lage sein alle aufzudecken. Aber je mehr wir verstehen, desto besser. wie weit dann am Ende ein Konstrukt entsteht, dass der Wahrheit oder nur dem Wunschdenken nahe kommt, können wir erst mit der Zeit sehen. Es gibt nun mal keine absolute Wahrheit und Sicherheit. Das ist jedoch nicht unbedingt ein Nachteil. Es gibt es uns auch Freiheitsgrade die wir so nutzen können, wie es für uns gut ist.

Ist wie der Kauf einer Aktie. Wir haben nur begrenzte Informationen und treffen eine Entscheidung. Ist auch so, wenn wir uns auf eine Beziehung einlassen, heiraten. Wir nehmen an, dass wir genug Informationen haben. Jeder der hier ist, hat sich wohl ein Stück weit geirrt. Dumm gelaufen. Nun haben wir mehr Informationen und können noch mehr bekommen. Dann treffen wir eine neue Entscheidung. Und vielleicht ist sie richtiger oder auch falsch. Aber wer mag das schon abschließend beurteilen können? Vielleicht trennen sich mein Mann und ich irgendwann aus ganz anderen Gründen, vielleicht bleiben wir ewig zusammen. Wir haben in jedem Fall gelernt ehrlicher und offener zu sein. Auch haben wir gelernt, dass Liebe und der Wunsch zusammen zu sein kein Garant für eine Beziehung ist. Wir sind Menschen und daher nur begrenzt in unseren Möglichkeiten.

Natürlich sind alle Fälle unterschiedlich. Aber jeder hat die Freiheit seinen Fall individuell zu betrachten und eine Entscheidung zu treffen. Nutzt diese Freiheit für Euch.

06.09.2016 10:18 • #25


Y
Zitat:
....Meine Fehler bzw meine Versäumnisse tragen zu 50 % dazu bei, das es so gekommen ist. Er ist der schwächere Part von uns zwei, den er hat den Betrug letztendlich ausgeführt. Mit dieser Bürde muss er leben, etwas wichtiges verloren zu haben.




Wenn du schon so scharf darauf bist, unbedingt die loyale Mitschuld an seinem Unvermögen aufrichtig zu sein, tragen zu wollen, solltest du wenigstens richtig rechnen....eine Paarbeziehung besteht aus drei Teilen:
1 Du
1 Ich
1 Wir
sind also 33,3333 Prozent pro Teil. Die Affäre spielt sich im Wir und Du ab, was somit 66, 6666 % wären. Wenn du zur Hälfte die Mitschuld haben willst, bist du mit deinem Anteil bei soliden 16,5 % . Bestenfalls bekommst du vom Wir Anteil noch 50 %, wären also nochmal ~ 16 % ....Aber an seinem DU Anteil hast du sicher kein Verschulden, oder ist er kein autonomer selbstbestimmter Mensch?
Und so gering ist dein Anteil auch tatsächlich, nimm dich einfach nicht so wichtig, auch wenn der Grundgedanke sicher gut gemeint ist!

06.09.2016 10:36 • x 1 #26


blechpirat
Zitat von Selbstliebe:
Bestenfalls bekommst du vom Wir Anteil noch 50 %, wären also nochmal ~ 16 % ....


In Euro sind das dann sogar nur noch 8%.

06.09.2016 10:44 • x 2 #27


Y
Zitat von blechpirat:
Zitat von Selbstliebe:
Bestenfalls bekommst du vom Wir Anteil noch 50 %, wären also nochmal ~ 16 % ....


In Euro sind das dann sogar nur noch 8%.


...aber nur maximal

06.09.2016 11:08 • x 1 #28


juliet
@Dummda
Danke, sehr schön geschrieben.
für mich ist eine Affäre auch der Ausdruck des Versagens BEIDER Partner.
generell möchte ich aber sagen: jeder Mensch ist anders, verallgemeinern kann man das sicher nicht!
für mich gilt:
beide tragen Verantwortung an dem scheitern der Beziehung, namentlich der Kommunikation!
DIE ist es, die in Beziehungen oftmals fehlt oder falsch läuft. klar, man kann jetzt sagen warum hat er / sie sich denn nicht angemessen geäußert und rechtzeitig mitgeteilt, wie es in ihr / ihm aussah? warum ist er / sie den Weg des geringsten widerstandest gegangen?

wir sind alles Menschen, und Menschen machen nun mal fehler. in Partnerschaften machen grundsätzlich BEIDE Fehler. wenn alles so idealtypisch laufen würde, dass man seinen Partner hernimmt, sich mit ihm an einen Tisch setzt und dann nach allen Regeln der Kunst sagt du, ich merke, ich entferne mich von dir. wir müssen was tun - dann hätten wir alle keine Probleme mehr.
das Problem ist doch: wann ist der richtige Zeitpunkt, darüber zu sprechen?
ich fühle mich vielleicht unwohl, übergangen, verletzt, und bin zwischen Hoffnung und Traurigkeit hin- und hergerissen, möchte auch nicht zu früh die Pferde scheu machen, denke vielleicht , das renkt sich wieder ein etc
--- und irgendwann ist das Defizit in mir so groß, dass ich es nicht mehr ignorieren kann!
wenn DANN noch die Gelegenheit kommt , dann schnappt die Falle zu.
ich glaube, genau SO kommt es zu Affären!
Defizit , mangelnde Kommunikation und sich bietende Gelegenheit.

MINDESTENS an der mangelnden Kommunikation habe ich als betrogene auf alle Fälle eine Mitschuld.

ich finde den Weg, sich auf eine Affäre einzulassen, auch einen sehr schweren Fehler.
ich möchte aber nicht alle Menschens, die das tun, in einen Topf werfen, UND ich möchte es versuchen als FEHLER zu sehen.
habe ICH denn nicht auch Fehler, die anderen wehtun?
kein einziger Mensch, der hier auf diesem Planeten rumspaziert, ist ohne Fehler.
somit tut es mir gut, dieses Verhalten meines Partners als schweren Fehler zu sehen, ja, aber weit lohnenswerter ist es, genau wie die TE es sagt, meine eigenen Anteile an diesem gemeinsamen scheitern zu durchleuchten.
und - oh ja, ich HABE Fehler gemacht. sehr schwere sogar.

somit kann jeder etwas aus einer Affäre lernen. so ist es jedenfalls bei meinem Partner und mir!
ich trage viel Schmerz mit mir rum, er ebenfalls.
mit schmerzen lernen, so nennt sich das wohl.
denn, das habe ich gelernt: von SELBST bleibt keine Beziehung auf ewig intakt, vor allem die Kommunikation muss geübt und gepflegt werden , besonders in langjährigen Beziehungen.
ich bin geradezu dankbar für das, was ich durch diese grässliche Erfahrung lernen durfte und glaube daran, dass es mir für die Zukunft in jedem Fall helfen wird.

06.09.2016 12:28 • x 1 #29


D
Juliet, ich stimme dir 100% zu. Ich lerne gerade sehr viel über mich, meinen Mann, Beziehungen, etc. ja, der Schmerz ist da und wird ein Stückweit immer da sein. Aber so ist es halt im Leben. Es muss auch nicht immer Betrug sein. Ich hatte mich in jungen Jahren von meinem Mann getrennt. Das war ja vollkommen sauber. Aber er hat dennoch einen großen Schmerz erlebt, der heute noch da ist. Diese Erlebnisse sind eingebrannt und werden nicht verschwinden. Aber sie verschwinden auch nicht, wenn wir uns trennen oder die Aufarbeitung verweigern. Im Gegenteil, erst wenn wir das Ganze mehr verstehen, kann der Schmerz annehmbarer werden.
Zum verstehen gehört aber auch die Auseinandersetzng mit uns selber. Den anderen könne wir eh nicht ändern, nur uns und im besten Fall auch ein bisschen die Beziehung besser gestalten.
Natürlich ist das Ganze sehr bitter und braucht seine Zeit. Und klar, in manchen Fällen ist eine Trennung vollkommen richtig. Das kann nur jeder für sich entscheiden. Aber lernen ist immer gut.

06.09.2016 12:39 • x 1 #30


A


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