Nie wieder hässliche Typen

Zitat von btlwe.:

Bis heute hat mir noch nie jemand logisch erklären können, welchen gesellschaftlichen Vorteil dies hat und warum ich als Single die ungünstigste Steuerklasse habe, also benachteiligt werde zu einem Haushalt mit zwei Einkommen.

Wird zwar OT:
Ich muss da mal ein bisschen ausholen.
Die Idee des Steuersystems ist ja nicht die Steuerklasse, sondern etwas anderes. Jeder soll steuern zahlen. Nun könnte man auf die Idee kommen das machen wir wie in der Bibel- jeder gibt seinen zehnten und gut ist. Die Summen, die dabei herauskämen, reichen aber nicht. Also statt dem zehnten vielleicht 25% oder so? Ui, dann bleibt bei den unteren Einkommen wirklich nichts mehr übrig. Hmm. Was nun.
Also führen wir Freibeträge ein. Ein existenzminimum bleibt steuerfrei, nur der Rest wird versteuert. Ok. Was ist aber mit der großen Spreizung des Einkommens- hey- wir haben die Lösung: Wir nehmen keinen festen Steuersatz, sondern lassen den linear ab dem Existenzminimum steigen. Aber wohin? irgendwann soll ja mal Schluss sein, weil sonst die Superreichen nicht mehr superreich sind. Also wird eine obere Grenze gezogen. Im Prinzip ist das die Grundlage der Steuer.
Zu dieser Grundlage kommen noch so verschiedene andere Punkte, so zum Beispiel, dass man zusätzliche Freibeträge einführt, zum Beispiel für die Unterhaltspflicht. Oder führ die Wege zur Arbeit. Oder weil man mal etwas besonderes teueres an der Backe hat, oder weil man Vereine fördert.

Der erste Schritt ist also getan, man kann die tatsächliche Steuerlast ermitteln. Bleibt als nächstes die Frage: Wie läuft das denn mit der Steuerzahlung. Und da hat man halt für Angestellte sich für die Lösung entschieden, unterjährig Abschlagszahlungen zu verlangen, die man praktischerweise von den AG berechnen und abführen lässt. Am Ende des Jahres kann man Kassensturz machen und schauen, ob das hinhaut. In aller Regel gibt es ne Überzahlung und man bekommt etwas zurück- es geht aber auch umgekehrt.

Also: Jeder Mensch ist auf der gleichen Basis steuerpflichtig.
Die Einkommen werden addiert, aus der Summe die steuerlast ermittelt.
Jetzt ist das Ding mit der Ehe: Die steht im Grundgesetz als besonders schützenswert und deshalb hat man sich überlegt: Wenn Menschen heiraten ( um ua Kinder zu kriegen) dann tragen wir dem Rechnung, in dem man so tut, als würde das Einkommen des einen 50:50 auf zwei Menschen verteilt, jeder bekommt eine Steuerlast berechnet und das Ergebnis mit 2 multipliziert ist die resultierende Steuerlast. Es ergibt sich deshalb ein Effekt, weil der Steuertarif ja linear steigt. (2* die Steuer von ja 25.000 sind eben weniger als die Steuer von 50000.)

Mit der Zeit stiegen schon die Einkommen der Frauen , aber es blieb dabei: die Einkommen werden addiert und dann halbiert, die resultierende Steuer verdoppelt. Wenn man ein bisschen mit den Zahlen spielt, stellt man fest: Den größten Effekt zeigt sich, wenn die Einkommen stark assymmetrisch sind- je ähnlicher desto weniger zeigt sich eine Steuererleichterung.

Jetzt das mit den Steuerklassen. Zur Ermittlung der Vorauszahlung hat man die Steuerklassen eigeführt: I für Singel, die die normalen Freibeträge hat. II für alleinerziehende die einen zusätzlichen Freibetrag für Kinder beinhaltet. III Für verheiratete, die alle Freibeträge des Partners beinhaltet. - Verdient der Partner auch, braucht es dazu kosrrespondierend die Klass V, damit die Steuererleichterung nicht zu groß wird, und erhebliche Nachforderungen entstehen. Mit II/V muss eine Steuererklärung gemacht werden, weil es doch trotz der einfachen Theorie zu Verwerfungen kommt, die durch die Erklärung gerade gezogen werden.
IV ist im Prinzip dasselbe wie I- bloß die Kinderfreibeträge werden anders berücksichtigt. Wie dargelegt ist ja der Splittingeffekt für gleichverdienende Paare unerheblich bis 0 also kann man auch die IV haben. Zusätzlich hat man IV mit Faktor eingeführt, um noch genauer die Vorauszahlung an die Last anzupassen. Last- die VI, die keinerlei Freibeträge berücksichtigt und deshalb jeder einzelne Euro versteuert wird. (Die Freibeträge sind ja in der I bis V) berücksichtigt. Deswegen für den Zweitjob angezogen.

Also lange Rede kurzer Sinn: Die Steuerklasse hat nur Einfluss auf die Steuervorauszahlung. Nicht auf die Steuerlast.

Jetzt zum Ehesplitting: natürlich haben zwei Menschen die Arbeiten oft mehr als ein Alleinverdiener. das liegt an der Natur der Sache. Da man in der Ehe aber wechselseitige Unterhaltspflichten hat, wird das belohnt, dass die beiden als Wirtschaftsgemeinschaft betrachtet werden, der Einkommen halt zusammen geschmissen werden. (Wenn man das möchte) . In der Gründungszeit war das sicher der faire Weg, um den Nachwuchs, die zukünftigen Steuerzahler zu fördern.
Heute würde ich das System anders betrachten. Der Tatsache , dass es mehr Familienformen als die Ehe gibt sollte man Rechnung tragen, in dem es ein Familiensplitting gibt. Die rechtsform der Gemeinschaft sollte unabhängig sein, alleine die Tatsache, dass gemeinsam gewirtschaftet wird sollte das Splitting erlauben. Geht ja beim Bürgergeld auch.
Dann wären Patchworkfamilien ebenfalls erfasst, auch ohne Trauschein.
Man kann nach all diesen Ausführungen noch darüber diskutieren, ob das gerecht ist, so nach dem Motto: Familie ist genauso ein teures Hobby wie eine Jacht, also Privatvergnügen. Aber da fallen mir schon haufenweise Argumente ein. Allen voran: Man ist in der Versorgung IMMER auf die nächste Generation angewiesen. Also liegt es in der Natur der Sache Menschen den nachwuchs schmackhaft zu machen. Das ist wie man merkt leider nicht nur über die Steuer möglich- immer wenn es mehr Wohlstand gibt, sinkt die Geburtenrate.
Und wenn jemand sagt: Ich brauche niemanden, weil ich ja privat versorge- dem sage ich: nunja, eine private Vorsorge besteht in der regel aus irgendwelchen Wertpaieren, die zur gegebenen Zeit irgendjemand auch kaufen muss, damit das Geld wieder frei wird. Also ohne die nächste Generation funktioniert das auch nicht.

Man kann es auch philosophisch betrachten: Die einen sorgen für Nachwuchs. Und das ist teuer- meine beiden Studenten verschlingen gerade 1700 Flocken pro Monat plus Nebenkosten. Kindergeld ist für den einen ausgelaufen. (Ist aber keine Förderung, sondern schlicht die Umsetzung der verfassungsrechtlichen Forderung nach der steuerfreistellung des Kinderexistenzminimums) . Der kinderlose Single hingegen hat diese zwangsläufigen kosten einfach nicht. Also soll er mehr Steuern zahlen.

Zitat von BernhardQXY:

Wird zwar OT: Ich muss da mal ein bisschen ausholen. Die Idee des Steuersystems ist ja nicht die Steuerklasse, sondern etwas anderes. Jeder soll steuern zahlen. Nun könnte man auf die Idee kommen das machen wir wie in der Bibel- jeder gibt seinen zehnten und gut ist. Die Summen, die dabei herauskämen, reichen aber ...

Sehr guter Beitrag, lieber @BernhardQXY

Zitat von Schwarze_Rose:

Ich habe meinen Account zur Löschung vorgemerkt. Ich merke gerade, dass Euch jedes Mittel recht ist, um eine Reaktion zu bezwecken. Sucht euch jemand anderen für eure Unterhaltung. Ich wünsche euch alles Gute.

Ich kann deine Reaktion verstehen...

Ich wünsche dir sehr, dass es dir wieder besser gehen möge.

Hm...ich habe länger darüber nachgedacht, ob du vielleicht Shedia sein könntest.
Auch in diesem Fall wünsche ich dir alles Gute!

@Vienne oder sti... hab mir dass mal alles so durchgelesen

Zitat von Andre86:

@Vienne oder sti... hab mir dass mal alles so durchgelesen

Ja...ich denke, dass beide die gleiche Person sein könnten...

Es gab da sehr viele Nicks...

@Vienne Das ist Kreisdreherei.
Manchmal gibt es keine neuen Antworten oder Erklärungen.
Doch manche Menschen wollen Antworten erzwingen ...
Und deshalb einfach 'mal gut sein lassen ... und neue Wege suchen ...