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Ratlos und Schuldgefühle

P
Hallo Community,

ich bin Ratlos. Mein Leben ist ein Dilemma, welches seit Jahren stagniert. Vor 9 Jahren habe ich geheiratet und ich liebte diesen Mann. Er war auch der, der meinen Kinderwunsch erfüllte. Wir wurden also eine Familie. Schon nach 1 Jahr empfand ich für meinen Mann nichts mehr und ich sprach formal die Trennung aus. Wir sind aber nach wie vor verheiratet, teilen auch den Haushalt und kümmern uns um unser Kind.

Das Haus in dem wir leben gehört den Eltern meines Mannes, somit sind die Kosten für Wohnung im Gegensatz zu allem anderen in Ordnung. Mein Mann hat an irgendeinem Punkt beruflich resigniert und hält sich irgendwie über Wasser.-Er braucht ja nicht viel- Ich hingegen arbeite, um finanziell die Fixkosten und das Leben unseres Kindes zu finanzieren.

Dazu möchte ich sagen das ich selbst ein Scheidungskind bin und damals sehr unter der Trennung meiner Eltern gelitten habe. Unserem Kind soll dies erspart bleiben. Das ist meine Einstellung.

Wie sich jeder vorstellen kann, breche ich aus diesem Gefüge immer wieder einmal aus um meine Bedürfnisse als Frau zu stillen. Mein Mann weiß davon und es verletzt ihn jedesmal sehr. Ich würde ihm den Freiraum ja auch geben, nur macht er es nicht. Hoffnung die er sich lange machte und vielleicht auch noch macht, musste ich ihm immer abschlagen. Ein romantisches Paar können wir aus meiner Sicht nicht mehr werden. Ich empfinde nichts mehr. Es ist nur eine Zweckgemeinschaft für unser Kind. Mein Mann gibt mir auch keinen Grund etwas zu ändern, er kümmert sich nach wie vor um so vieles und der Alltag läuft meistens problemlos.

Ferner kommt es auch dazu das ich andere Menschen verletze, obwohl dass gar nicht meine Absicht ist. Erst vor wenigen Wochen hatte ich Kontakt zu einem Mann der mir vieles geben konnte, nur kann ich mich aus meinem Konstrukt nicht lösen. Wenn ich gehe bricht alles zusammen. Unser Kind(Junge) ist eher meinem Mann zugeneigt und wie soll das funktionieren?. Ich könnte meine eigene Existenz sicherstellen, aber was wird aus meinem Mann und unserem Kind. Ich liebe mein Kind und kann doch nicht alle Wurzeln kappen. Das Kind soll doch nicht entscheiden wo es leben will. Dieser innerliche Kampf macht mich fertig. Ich kann nur sehr schlecht Schlafen und finde mich irgendwie damit ab. Es ist manchmal wie eine Warteschleife. Ich stehe meinem Mann im Weg und mache ihm eine Neuorientierung unmöglich. Ich habe mich formal getrennt und werde regelmäßig von meinem Gewissen gebissen. Wutschnaubend hat er schon das Haus verlassen und sich 2 Tage nicht blicken lassen aber was soll ich denn tun?

Ich möchte mich als Frau fühlen , habe Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit. Alles das ist nicht möglich ohne das ich Menschen, die ich ja gern habe verletze.

Eine räumliche Trennung und den Schaden welches unser Kind nehmen würde bringe ich auch nicht übers Herz. Nun ist es nicht so als würde ich bei jeder Gelegenheit den nächst besten greifen, aber es kommt halt vor. Ich bin ja nicht Tod.

Gibt es hier jemanden der auch hinter so einer Fassade lebt und wie geht er damit um?

08.08.2019 23:35 • x 2 #1


BrokenHeart
Zitat von Pitje:
den Schaden welches unser Kind nehmen würde


Ich denke, dass ein Kind mit zwei sich uneinigen Eltern unwohler fühlt, als mit getrennten Eltern, die beide auf ihre Art (neue Lebenssitutation) glücklich sind


Zitat von Pitje:
Dazu möchte ich sagen das ich selbst ein Scheidungskind bin und damals sehr unter der Trennung meiner Eltern gelitten habe. Unserem Kind soll dies erspart bleiben. Das ist meine Einstellung.


Dem Kind eine falsche und verlogene Welt vorspielen? Ernsthaft .....? Auch Kinder werden erwachsener und oftmals sehen und erkennen sie mehr als Erwachsene, weil sie einfach mehr Urinstinkte haben ...
(Kinder niemals unterschätzen)
irgendwann sollte man seine Kindheit auch mal überwunden haben. Und Du machst doch jetzt nichts anderes, als Deine Eltern ....

Zitat von Pitje:
er kümmert sich nach wie vor um so vieles und der Alltag läuft meistens problemlos.


Und was tust Du?

Klar für seine Gefühle kann man nichts .... aber Dein Mann tut mir leid ....

Sei doch einfach mal ehrlich zu Deinem Umfeld .... vor allem zu Deiner Familie .....

08.08.2019 23:56 • x 5 #2


A


Ratlos und Schuldgefühle

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P
Ich verstehe Dich aber könnte so nicht leben.

Ich lese da auch nicht groß was von Liebe sondern das Dein Mann dazu gedient hat Dir Deinen Kinderwunsch zu erfüllen.

Das Du ihn benutzt hast, er seinen Zweck erfüllt hat und nun überflüssig ist.

Die Frage, was ist Dein nächster Wunsch ?

Jetzt suchst Du einen Anderen der Dir andere Wünsche erfüllt !

Gerade Scheidungskinder sind oft vorbelastet. Sehen das Elend der Eltern, leiden emotional und dann nochmal durch die Trennung.

Am Ende völlig instabil sind und mit Eltern konfrontiert die wegen schlechtem Gewissen oder um als Lieblingselternteil zu gelten da um das Kinderherz buhlen. Oftmals auch einfach nur mit Geld und Funktion.

Die Kinder das falsch übernehmen, materialistisch werden oder Liebe mit Gefälligkeiten/Nützlichkeiten verbinden und dann genauso schlecht Beziehungen führen und quasi ausbeuten. Ausbeuten ja, siehst ja das Dein Partner leidet, tust es aber trotzdem, er egal. Dein Wille muss bedient werden auch wenn Du nachhilfst mit Vortäuschung falscher Tatsachen unbewusst.

Weiss ich nicht, der Mensch und das Hirn ist so komplex und die emotionalen Überlebensstrategien so vielfältig das es da eigentlich keine abschließende Meinung oder Lösung gibt.

Ausser vielleicht die Vergangenheit aufarbeiten auch wenn es wehtut und sich selbst zu hinterfragen und neu zu programmieren das Verhalten und Denken.

09.08.2019 00:01 • x 2 #3


P
Zitat von BrokenHeart:
Ich denke, dass ein Kind mit zwei sich uneinigen Eltern unwohler fühlt


So wirklich uneinig sind wir uns da nicht. Ich denke wenn er nun Nägel mit Köpfen machen würde/könnte wäre es evtl. einfacher.
Zwischenmenschlich harmoniert es ja schon, aber eben nicht als Paar.

Zitat von BrokenHeart:
Und was tust Du?


Mich nicht gut fühlen damit. Aber ich sehe mich auch als Ernährer.

09.08.2019 00:12 • #4


VictoriaSiempre
Das geht jetzt schon 8 Jahre so? Du gibst Deinem Kind eine schwere Hypothek mit ins Leben, wenn Du nur wegen ihm in einer unglücklichen Beziehung bleibst. Dein Sohn wird das merken; je älter er wird, desto mehr.

Ein bißchen kommt es mir auch so vor, als ob Du das gemeinsame Kind als Vorwand nimmst, um an der Situation nichts zu ändern.

Du schreibst, Dein Mann habe beruflich resigniert. Was heißt das genau? Zum einen gibt es, klar, Menschen, die mit wenig Geld auskommen und kaum materielle Ansprüche haben. Zum anderen kann es aber auch durchaus sein, dass er wenig motiviert ist oder vielleicht gar nicht die Kraft hat, anders zu agieren - er wird ja unter Eurer Situation sicher auch leiden. Mich wundert, dass er das jetzt schon so lange mitmacht.

Was spricht dagegen, wenn Du diese Ehe beendest, Dir eine Wohnung in der Nähe nimmst und Ihr mit Eurem Sohn das Wechselmodell praktiziert? Dann kannst Du leben, wie und mit wem Du möchtest, hast sogar mehr Freizeit durch die kinderlosen Phasen und Dein Mann kann sich auch sortieren.

Für Euer Kind ist es, denke ich, allemal besser, mit getrennten, aber glücklichen oder wenigstens zufriedenen Eltern aufzuwachsen, als in diesem komischen, verletzenden Konstrukt, das Ihr in den letzten Jahren aufgebaut habt.

09.08.2019 00:13 • x 5 #5


P
Im Grunde wiederholst Du ja quasi Deine Vergangenheit, willst nicht das Dein Kind so aufwächst aber im Grunde das Gleiche tust. Sehe nicht das Dein Mann schlecht ist sondern das Du nicht genug bekommen kannst und ihn schlecht machst weil er Dir plötzlich nicht mehr das Wasser reichen kann. Und ganz ehrlich, welcher Mensch wohnt gerne mit einem Menschen zusammen der einen abwertet, sich für was Besseres hält, Emotionen und Co nicht mehr in die Beziehung investiert sondern in fremde Typen ? Also da kann man auch als Mann nur innerlich sterben, resignieren und maximal nur noch funktionieren und Dein Kind da nicht als Grund missbrauchen solltest das die Beziehung nichts mehr taugt. Sonst wird das Kind wie Du später und Du siehst es nicht !

09.08.2019 00:15 • x 2 #6


P
Zitat von Puffeltierchen:
Sehe nicht das Dein Mann schlecht ist sondern das Du nicht genug bekommen kannst und ihn schlecht machst


Er ist nicht schlecht, das habe ich nicht gesagt. Auch mache ich ihn nicht schlecht.

09.08.2019 00:22 • x 1 #7


EM_1966
Hallo erstmal und willkommen im Forum.
Du steckst echt in einer schwierigen Situation - und scheinst auf der einen Seite dein Ding zu machen, aber aufgrund deiner Kindheit eine Fassade aufrecht erhalten zu wollen.

Zitat von Pitje:
Er war auch der, der meinen Kinderwunsch erfüllte.

Komische Formulierung. Du hast ihn also nur dafür benutzt, weil DU unbedingt ein Kind wolltest. Dein EM vielleicht nicht ? Wenn du nach einem Jahr bereits die Liebe verloren hast, spricht wohl leider einiges dafür...


Zitat von Pitje:
Unserem Kind soll dies erspart bleiben. Das ist meine Einstellung

Das ist DEINE Erfahrung und dein Trauma. Auch wenn sich ein Paar trennt, hängt es von den beiden ab, welche Erfahrung sie dem Kind als Eltern mitgeben. Klar, am Anfang schwierig...aber wenn die Elternebene klappt, ist es besser ehrlich zu sein...sich zu trennen.


Zitat von Pitje:
Wie sich jeder vorstellen kann, breche ich aus diesem Gefüge immer wieder einmal aus um meine Bedürfnisse als Frau zu stillen. Mein Mann weiß davon und es verletzt ihn jedesmal sehr.

Tja, ich bin nicht jeder. Kann ich mir so nicht vorstellen. DU hast für deinen Teil scheinbar die offene Beziehung beschlossen und deinem Mann grosszügig angeboten, es doch auch zu tun. So sieht aber keine gemeinsame Vereinbarung aus. Dass es ihn sehr verletzt, zeigt im übrigen auch wohl Gefühle, die er für dich hat - immer noch und trotz allem.

Zitat von Pitje:
Ich möchte mich als Frau fühlen , habe Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit. Alles das ist nicht möglich ohne das ich Menschen, die ich ja gern habe verletze.

Da kommt wahnsinning viel mit ich vor. DU ziehst deinen Schuh durch, und der Rest muss sich arrangieren. Leider scheint dein Mann dir diesen Freiraum aber auch zu geben. Ich glaube die allermeisten Männer würden dich aus dem Haus werfen....und zwar zu Recht. Da tut dein Mann mir sehr leid. Aber scheinbar ist für euch beide die Fassade wahnsinnig wichtig....leider.

Fang an DEIN Leben zu leben. Es ist tatsächlich alles nur noch Fassade. So ein Leben tut dem Kind sicherlich nicht besonders gut. Dann besser Trennung und als Eltern soweit wie möglich harmonisch mit dem Kind umgehen. Und wenn du tatsächlich einen besseren Partner gefunden haben solltest, dann trenne dich. Ist wohl die einzige Möglichkeit für dich um aus dem Dilemma rauszukommen. Und schieb das Kind nicht vor - es ist DEIN Trauma, das du für dich verarbeiten musst.

09.08.2019 00:27 • x 1 #8


P
Zitat von Pitje:

So wirklich uneinig sind wir uns da nicht. Ich denke wenn er nun Nägel mit Köpfen machen würde/könnte wäre es evtl. einfacher.
Zwischenmenschlich harmoniert es ja schon, aber eben nicht als Paar.



Mich nicht gut fühlen damit. Aber ich sehe mich auch als Ernährer.


Sehe da eigentlich keine Harmonie, eher Gefühlskälte und den Anderen auf seine Nützlichkeit reduzieren. Das Kind als Bindungsmittel um den Status Quo nicht zu gefährden oder die erworbenen materiellen Vorteile nicht zu verlieren. Dem Kind was vorgespielt wird, der Partner leidet und Deine Unzufriedenheit sicher auch nicht immer verstecken kannst.

Nicht eine kurze, schnelle und ehrliche Trennung macht Kinder krank sondern solch jahrelange kranke Beziehungen inkl. schlechtem Schauspiel der Eltern weil Kinder das spüren. Weil Kinder die Lieblosigkeit und Reduzierung auf Nützlichkeit spüren, spüren das sie der Grund dafür sind und dann genauso Krankes als Erwachsene nachspielen und Beziehung nicht mehr mit Liebe sondern mit Wünsche erfüllen, materielle Sicherheit und Co verbinden und mit Leid. Im Grunde genau da Falsche machst und denkst tust dem Kind was Gutes weil die Trennung ja so böse war für Dich. Denke gab auch noch andere Gründe die Dich verletzt haben damals und die Du einfach ausblendest oder verdrängt weil die Trennung halt am schlimmsten war aber ja im Grunde nur das Ergebnis einer kranken Beziehung ist und gut. Also das Ende nicht als Erlösung siehst sondern als Ursache für Leid was aber ein kleiner und unterentwickelter Kinderkopf nicht versteht das es eine Vorgeschichte gibt.

09.08.2019 00:29 • x 1 #9


P
Zitat von VictoriaSiempre:
Du schreibst, Dein Mann habe beruflich resigniert. Was heißt das genau?


Irgendwann war der Wurm drin, er hat sich da wohl überworfen und seitdem ist er wie gebrochen.

09.08.2019 00:30 • #10


P
Zitat von EM_1966:
Komische Formulierung. Du hast ihn also nur dafür benutzt, weil DU unbedingt ein Kind wolltest. Dein EM vielleicht nicht ?


Nein! das wollten wir schon beide. Wenn ich eine Erklärung für das alles hätte, würde ich hier nicht um Austausch bitten.

09.08.2019 00:38 • #11


VictoriaSiempre
Zitat von Pitje:

Irgendwann war der Wurm drin, er hat sich da wohl überworfen und seitdem ist er wie gebrochen.


Naja - und wenn beruflich der Wurm drin ist und es privat auch richtig doof läuft, dann kriegen sich manche Menschen nicht mehr berappelt. Es stagniert halt alles.

Habt Ihr schon mal über eine Paarberatung nachgedacht? Nicht mit dem Ziel, miteinander wieder glücklich zu werden (da fehlt wohl zu viel!), sondern als Hilfestellung, um sich entweder gesittet und im Sinne Eures Sohnes zu trennen oder aber als Eltern-WG funktionieren zu können, ohne dass einer leidet.

Wie lange soll das weitergehen? 10 Jahre, bis das Kind volljährig ist? 15, mit Findungsphase, Ausbildung und/oder Studium? Und dann? Bleibt Ihr trotzdem zusammen, beide nicht glücklich, weil es halt bequemer ist?

09.08.2019 00:39 • x 3 #12


P
Zitat von VictoriaSiempre:
oder aber als Eltern-WG funktionieren zu können, ohne dass einer leidet.


Ich habe mich beraten lassen, bin auch zum Therapeuten gegangen. Es fühlt sich alles irgendwie Lebbar an, weil ausufernde Streitigkeiten gibt es ja nicht. Unser Kind weiß auch das wir kein Paar im klassischem Sinne sind. Nichtsdestotrotz ist es aber eine Fassade, dass ist mir schon bewusst.

09.08.2019 00:46 • #13


EM_1966
Zitat von Pitje:
Unser Kind weiß auch das wir kein Paar im klassischem Sinne sind.

Was ist an dieser Erfahrung für das Kind nun besser als sich klassisch zu trennen ? Im Idealfall dann Eltern zu erleben, die auch glücklich sind ? Wechselmodell wäre doch eine gute Möglichkeit...

09.08.2019 00:50 • #14


P
Zitat von EM_1966:
Was ist an dieser Erfahrung für das Kind nun besser als sich klassisch zu trennen ? Im Idealfall dann Eltern zu erleben, die auch glücklich sind ?


Da stecken so viele Abhängigkeiten drin. Das ist alles so leicht aufgeschrieben aber real doch sehr schwer zu erreichen.
Die Wohnung, was wird mit meinem Mann wenn? Wenn es alles nur so einfach wäre.

09.08.2019 00:54 • #15


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