Hallo zusammen,
ich schreibe euch heute, um euch von meiner Situation zu erzählen und weil ich mir die Frage stelle, was ich momentan mental erlebe und durchmache.
Vor zwei Jahren habe ich meinen damaligen Ex-Partner kennengelernt. Es war wie Liebe auf den ersten Blick. Er war genauso verknallt in mich, wie ich in ihn, und wir sind innerhalb einer Woche quasi zusammengezogen. Ich habe Tag und Nacht bei ihm verbracht und mich richtig wohl und aufgenommen gefühlt – es war, als hätte ich ein Zuhause gefunden.
Er lebte noch mit seiner Mutter, mit der ich mich anfangs wunderbar verstand. Ich war dankbar dass ich mit ihr über alles sprechen konnte.
Mit ihm konnte ich extrem viel erleben. Er hat mir unter anderem das Ski- und Radfahren beigebracht und mir extrem viel Wärme und Nähe gegeben. Er sagte mir eigentlich täglich, dass er mich liebt.
Irgendwann nahm unsere Beziehung jedoch eine Kehrtwende, als wir den ersten Konflikt hatten. Da wurde er handgreiflich – und ich frage mich bis heute, wie ich das glimpflich überlebt habe. Er hat mir unter Anderem auf die Nase gehauen, sie hat so stark geblutet, und tat so weh… dass ich dachte, sie sei gebrochen. War sie zum Glück nicht. Ich hatte auch noch einige blaue Flecke. Seine Mutter hat die gesehen und war geschockt… aber es kam nicht zu einer Konfrontation. Weil ich zu dem Zeitpunkt gesagt habe, wir hätten uns ja vertragen.
Nichtsdestotrotz bin ich bei ihm geblieben und habe es verziehen, weil ich mir eingeredet habe: „Wir waren beide sturzbetrunken, und er hat halt einfach die Fassung verloren.“ Seine Mutter war an diesem Abend nicht da, so wie eigentlich jedes Wochenende, da sie bei ihrem Freund war.
Diese Situationen haben sich gehäuft. Aus einem jungen Mann, der mir Liebe und Nähe entgegenbrachte, wurde langsam jemand, der – auf gut Deutsch gesagt – immer mehr sch. gebaut hat. Er hat Dro. genommen, sich mit Freunden ab und zu betrunken. War auf einem Kurztrip und hat dort alle seine Instagramfotos gelöscht, weil sie dort Mädels kennengelernt haben, und er nicht wollte, das sie mich ausfindig machen und mir irgendeinen Stuss erzählen. Obwohl ich wütend war, habe ihm trotzdem sehr vertraut. Er konnte mich und seine Mutter nicht lange anlügen. Das stimmte.
Ich war zu dem Zeitpunkt in einer Ausbildung und hatte weder unter der Woche noch am Wochenende die Kraft, alles mitzumachen, was er vorgeschlagen hat – wie etwa Ski- oder Radfahren, aber trotzdem versucht, oft dabei zu sein, mittlerweile macht es mir sogar sehr viel Spaß.
Ich habe versucht, meine Ausbildung und die Hobbys unter einen Hut zu bekommen. Aber egal, was wir gemacht haben, es gab immer eine Situation, in der er mich angeschrien oder klein gemacht hat – wenn ich seiner Meinung nach z. B. nicht ausreichend dankbar war oder nicht genügend Liebe gezeigt habe. Zum Beispiel, weil er mein Fahrrad mit Schutzfolie beklebt hat – ohne, dass ich ihn darum gebeten hatte. Oder weil er Unternehmungen geplant oder mir Geschenke gemacht hat. Auch das Zahlen im Restaurant war nie ein Problem für ihn. Er hat das immer gemacht, weswegen ich mich auch so gut aufgehoben gefühlt habe.
Es war für mich, als hätte mich jemand wirklich komplett in seine Familie integriert und aufgenommen. Wir haben seine Familie besucht, Zeit miteinander verbracht, Urlaube gemacht. Aber irgendwann kam immer mehr zum Vorschein, dass er seine Emotionen nicht unter Kontrolle hat und die Schuld immer bei anderen sucht.
Es blieb nicht bei einer Handgreiflichkeit. Es kam öfter vor. Ich bin letzten Sommer schon einmal vor ihm geflüchtet. Ich habe wirklich meine Sachen gepackt und bin gegangen – für ein Wochenende. ich habe für unseren gemeinsamen Urlaub eine Überraschung geplant und er hat einfach nur gesagt „ach was du da geplant hast, kann doch nur sch. werden.“ dafür hat er sich dann auch kurz und knapp entschuldigt aber irgendwie konnte ich das nicht verkraften und war sauer. Das fand er dann blöd, dass ich ihm nicht direkt verziehen habe und wurde laut. Ich bin dann gegangen. Aus dem Gespräch mit ihm danach hatte ich mir erhofft, dass er Einsicht zeigt und sagt: „Es tut mir leid.“ Stattdessen kamen nur leere Worte: „Ja, aber dein Verhalten hat das in mir ausgelöst“ oder „Ich hab mich doch danach entschuldigt – warum kannst du nicht verzeihen?“ Ich bin trotzdem wieder zurückgegangen und habe ihm weitere Chancen gegeben.
Ich habe mein ganzes Leben auf ihn ausgerichtet – trotz meiner fordernden Ausbildung – und habe mich immer noch am Wochenende seinen Hobbys gewidmet, die ich mittlerweile auch zu meinen eigenen zähle. Natürlich macht mir das auch Spaß. Aber neben dieser innigen Liebe kam in mir immer mehr Kälte auf – wegen der Handgreiflichkeiten und auch wegen der Nähe zu seiner Mutter.
In Streitsituationen war sie oft das Bindeglied. Entweder hat sie eine Aussprache herbeigeführt, aber es wirkte immer so, als wäre er danach einfach „programmiert“ von ihren Worten. Auch sie hatte mal einen Konflikt mit ihm, aber es wurde nie ausdiskutiert. Ich habe nie erlebt, dass er sich ernsthaft entschuldigt hätte. Wenn, dann war es eine kurze Entschuldigung – aber das war’s. Man kann es auch nicht Einsicht nennen, sondern eher den Versuch, sein Schutzschild zu bewahren, weil er emotional von ihr abhängig war.
Einmal hat sie ihm nach einem Streit sogar seinen Gürtel bis zu uns gefahren, weil er ihn vergessen hatte. Wir wollten in den Urlaub fahren. Vorher gab es einen Streit, weil er meinte, ich sei undankbar – er hatte mich direkt von der Arbeit abgeholt, und ich war etwas ruhig, weil ich müde war. Das reichte, um einen Wutanfall bei ihm auszulösen. Er hat mich angeschrien und mir eine Backpfeife gegeben. Ich habe ihn daraufhin leicht zurückgeschubst – und er hat wieder härter zugeschlagen.
Wir haben an einem Parkplatz Halt gemacht, und ich habe verzweifelt seine Mutter angerufen. Sie war ohnehin schon auf dem Weg – wegen des Gürtels. Als sie ankam, hat er sich nicht entschuldigt, mir die Schuld gegeben – und ich habe am Ende wieder eingelenkt, weil sie sagte: „Er wollte dir doch nur eine Freude machen, ihr kriegt das schon hin.“ Und dann sind wir tatsächlich in den Urlaub gefahren. Der war auch schön. Aber im Endeffekt habe ich so viel hingenommen.
Ich habe seine Instagramsucht hingenommen. Seine Ausraster. Die ganzen Streits. Ich fand es natürlich schön, dass er mir große Freuden gemacht hat – z. B. ein Hotel in der Schweiz für 400 Euro, das er gebucht hatte. Aber eigentlich wollte ich nur Augenhöhe – emotionale Einsicht, echte Reue, ein Gespräch auf Augenhöhe. Und das habe ich nie bekommen. Ich habe ganz viel Liebe und Nähe bekommen – aber nie die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen.
Wenn ich seine Belastbarkeit infrage gestellt habe – weil er z. B. nur 2 Stunden am Tag gearbeitet hat, während ich 8 Stunden arbeitete, parallel lernte, Hobbys mit ihm teilte – stellte er sich trotzdem immer als den Erschöpften dar.
Der Höhepunkt war, als mein Vater zu Besuch war. Wir hatten uns für 10 Uhr zum Frühstück verabredet. Er stand erst eine halbe Stunde später auf, weil er angeblich so erschöpft vom Fußball war. Die Küche war wie immer voll mit Zeug. Aufräumen oder Spülmaschine einräumen? Fehlanzeige. Das müsste an mir oder seiner Mutter hängen bleiben – ich wohne ja schließlich „umsonst“ bei ihm.
Auch mit den Zärtlichkeiten klappte es nicht mehr. Es war kalt und trocken – in jeder Hinsicht. Und weil es nicht mehr funktionierte, wurde er wieder sauer und handgreiflich. Er hat mich so fest gekniffen, dass ich einen riesigen blauen Fleck mit seinem Handabdruck am Bein hatte. Und ich musste das ertragen.
Im Dezember bin ich dann über Nacht ausgezogen. Ich habe all meine Sachen gepackt. Ich konnte es nicht mehr ertragen, dass er nie Verantwortung übernahm... Es hatte sich schon seit Monaten angedeutet – immer wieder meinte er, ich soll ausziehen.
Einmal habe ich nach der Arbeit ein Drei-Gänge-Menü für ihn gekocht, weil er krank war und sich gewünscht hatte, dass ich ein Curry mache. Das habe ich auch getan. Doch dann sagte er, ich sei unachtsam, weil ich ihm zu viel auf den Teller getan hätte – obwohl es einfach eine ganz normale, “männergerechte” Portion war. Er hat den Teller durchs Zimmer geworfen, ist hochgerannt in sein Zimmer und hat mich von dort aus angeschrien und beleidigt.
Ich konnte das einfach nicht mehr tragen. Rund um die Weihnachtsfeier herum habe ich dann Zeit mit gemeinsamen Freunden verbracht, um etwas Abstand zu gewinnen und meine Gedanken zu sortieren. Er war zu der Zeit krank und hat es so aufgefasst, als wolle ich die Zeit nicht mit ihm verbringen, als wolle ich unsere Probleme nicht lösen und würde ihn im Stich lassen.
Dabei war das von mir gar nicht so gemeint. Ich hatte einfach mal die Weihnachtsfeier, zu der ich eingeladen war, oder auch eine Geburtstagsfeier priorisiert. Für mich war das normal – alle anderen dort hatten auch Partner, warum sollte ich also nicht hingehen dürfen?
Naja, auf jeden Fall hat er das nicht verkraftet, ist zum Skifahren weggefahren, und als er wiederkam, wollte er sich versöhnen. Er sagte: „Lass uns doch über die Feiertage einfach Frieden schließen.“ Ich antwortete: „Ich möchte einfach nur etwas mehr Unterstützung von dir. Ich möchte, dass du mich besser verstehst.“
Daraufhin ist er aus dem Zimmer gegangen, zu seiner Mutter ins Bett, und hat dort übernachtet. Sie kam später noch zu mir, um Bettwäsche zu holen – ich hatte die Tür abgeschlossen, weil ich wieder einmal seine Launen nicht einschätzen konnte und nicht wusste, ob er handgreiflich werden würde, wenn ihm etwas nicht passte. Daraufhin war sie sauer auf mich, weil ich die Tür abgeschlossen hatte.
In dieser Nacht habe ich realisiert, dass ich gehen muss. Am nächsten Morgen habe ich meine Sachen gepackt und bin gegangen. Ich war dann erst mal ein paar Tage weg und schrieb ihr, dass ich den Rest meiner Sachen noch holen würde, weil ich es einfach nicht mehr ertragen konnte. Sie hatte kein Verständnis für mich – bis heute nicht. Sie sagte: „Ich habe dir doch eine Anleitung für meinen Sohn gegeben. Warum hast du die nicht befolgt? Dann wäre das alles nicht passiert.“
Ich dachte nur: Ich bin doch nicht hier, um eine Anleitung für meinen Freund zu befolgen.
Er soll selbst Verantwortung übernehmen, etwas wiedergutmachen, nicht nur mit einem daher gesagten “Sorry” oder kleinen Aufmerksamkeiten. Er stellte das immer so dar, als wäre er der Einzige in meinem Leben, der mir so etwas geben könnte – als wäre er ein besonders guter Mensch, weil er das tat.
Ich bin dann also endgültig ausgezogen. Wir führten noch ein letztes Telefonat – natürlich war ich in diesem Gespräch wieder „die Böse“. Seine Mutter unterstellte mir, ich sei tablettensüchtig, weil ich zu der Zeit Schlafprobleme hatte und gelegentlich eine Melatonin-Tablette oder Ähnliches nahm. Sie meinte, ich sei abhängig – und er übernahm diese Meinung und sagte mir dasselbe.
Er warf mir außerdem vor, dass ich – wenn er mich mal leicht gezwickt hätte – doppelt so hart zurückgeschubst hätte und er damit einfach nicht mehr klarkäme. Für ihn war klar: Es ist besser, wenn wir uns trennen.
Generell sei ich „undankbar“, „unnahbar“, einfach „unliebend“.
Nach dem Gespräch schickte er mir noch eine Nachricht, in der er schrieb, dass er mich über alles liebt, aber dass es so einfach nicht weitergehen könne. Danach habe ich fünf Monate lang nichts mehr von ihm gehört.
Jetzt, nach diesen fünf Monaten, habe ich mir ein Herz gefasst und ihm geschrieben, dass ich gerne ein klärendes Gespräch führen würde. Daraufhin kam eine perfekt formulierte Absage – so à la: „Ich wünsche dir alles Gute“, viele Herzchen, viel Respekt – aber eben auch: „Ich habe keinen Gesprächsbedarf, und ich habe bereits alles gesagt, was gesagt werden musste.“
Das war alles, was ich von ihm bekommen habe.
Ich habe ihm nochmal geantwortet und geschrieben, dass ich ihm damit die Möglichkeit geben wollte, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Dass es mir wehgetan hat. Und ob er mittlerweile eigentlich weiß, dass man einem geliebten Menschen nicht wehtut.
Aber es kam nichts zurück. Gar nichts.
Daraufhin wurde ich wütend und habe seiner Mutter geschrieben. Ich sagte ihr, dass die Absage zu perfekt formuliert war und dass ich glaube, dass sie dahintersteckt. Ich kenne ihren Schreibstil. Ich sagte auch, dass ich glaube, sie mache das aus Liebe – aber dass sie ihm damit nicht hilft, sondern ihn immer wieder in Schutz nimmt. Ich habe das wirklich ruhig und liebevoll formuliert.
Dann kam eine Antwort, die gesessen hat: sinngemäß, ich solle ihrem Sohn ruhig zutrauen, so etwas auch alleine zu schreiben. Dazu schickte sie mir noch Screenshots – er hatte ihr offenbar seine Antwort geschickt, und sie war übertrieben stolz darauf, dass er das geschafft hatte.
Ich sagte ihr, dass ich es ja toll finde, wenn sie stolz ist – aber vielleicht hätte sie lieber darauf stolz sein sollen, wenn er Verantwortung für sein Verhalten übernimmt, statt eine perfekte Absage zu schreiben.
Und ihm schrieb ich, dass ich enttäuscht bin über diese Stille. Dass ich jetzt seine Nummer lösche. Und dass er sich seine Floskeln sparen kann.
Es hat mich unglaublich verletzt. Es verletzt mich immer noch. Und ich komme einfach nicht darüber hinweg.
Ich wünschte, ich könnte mit ihm sprechen – einfach nur ein paar Worte hören, irgendeine Form von Einsicht.
Aber alles, was ich kriege, ist eine perfekt formulierte Absage.
Ich versuche die ganze Zeit, mir selbst auszureden, dass ich etwas falsch gemacht habe. Zum Zeitpunkt der Trennung war ich mir so sicher – es fühlte sich an wie eine Flucht. Eine Flucht vor jemandem, der immer wieder meine Grenzen überschreitet, mir wehtut, wenn es ihm passt, und danach nur ein „Sorry“ murmelt.
Aber auf einem Screenshot konnte ich sehen, dass er mich immer noch mit einem Herz eingespeichert hatte. Und warum hat er mir kurz nach der Trennung noch gesagt, dass er mich liebt? Ich verstehe das alles einfach nicht.
Ich verstehe nicht, wie man so etwas sagen kann – und gleichzeitig so handeln.
Wie kann man jemanden lieben und ihm gleichzeitig so sehr wehtun?
Er meinte immer nur, blaue Flecken hätte er auch vom Sport – was für ein Schwachsinn. Kann er das nicht begreifen?
Ich habe so einen Schmerz deswegen.
Und ich versuche mir selbst die Antworten zu geben – denn von ihm kommt nichts.
Er kriegt keinen Ton raus – nicht ohne seine Mutter. So fühlt es sich an.
Und ich sehne mich so sehr nach einer Aussprache, obwohl ich nicht einmal weiß, was ich überhaupt hören will. Er hat nach fünf Monaten keine Einsicht gezeigt – warum sollte das jetzt anders sein?
Ich habe wirklich alles getan. Ich habe seine Hobbys mitgemacht – und ja, es hat oft auch Spaß gemacht. Aber für meinen Alltag, meine Bedürfnisse, meine Gefühle – dafür war kaum Platz. Ich frage mich, was an meinem Verhalten falsch war. Was an mir falsch war.
Und ich frage mich das immer noch, statt den Absprung zu schaffen.
Ich brauche wirklich Hilfe. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.
Ich bin kurz davor, ihm wieder zu schreiben und ihn zu bitten, mit mir zu reden.
18.05.2025 12:47 •
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