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Seit 5 Tagen getrennt

Gartenfee
Ich weiß garnicht, wo ich anfangen soll. In meinem Bauch ist ein Knoten, in meinem Kopf auch und ich versuche seit 5 Tagen wieder aus diesem Loch rauszukriechen, in das ich gefallen bin. Es hat mir die Beine weggezogen, ich stand die ersten 3 Tage komplett unter Schock.

Mein Freund und ich waren nur 4 Monate zusammen. Nicht lange, aber es herrschte von Anfang an eine wunderbare Vertrautheit zwischen uns. So als würden wir uns schon ewig kennen. Und ich habe nicht mal einen Grund auf ihn wütend zu sein. Er hat mich sehr sehr gern und er hat den Anstand bewiesen nicht einfach zu verschwinden, sich im Nachhinein auch meine Whattsapp-Nachrichten durchzulesen, mir zuzuhören und für mich da zu sein. Es ist für ihn auch nicht leicht gewesen, diesen Schritt zu gehen.
Es ist nicht die feine Art, aber er hat per Whattsapp mit mir Schluss gemacht, weil er mir nicht in die Augen schauen konnte. weil es menschlich gesehen zwischen uns eigentlich nichts gibt, was diese Trennung verursacht hat.

Es war einfach keine Zeit mehr für uns da. Er ist beruflich sehr eingespannt, ich ebenfalls und wir gehen meist entgegengesetzt arbeiten. Wir konnten uns nur sehen, wenn wir beide gleichzeitig frei hatten oder ich Frühschicht hatte.
Es ist auch nicht so, dass sich das nicht abgezeichnet hat. Er ist seit November permanent im Stress, geht nach der Arbeit 3-4 Mal die Woche zum Sport und ab Dezember habe ich gemerkt, dass er sich mehr und mehr zurückgezogen hat. Ich mache ihm auch keinen Vorwurf, er arbeitet soviel, dass er auch Zeit für sich braucht. Dann kam die Zeit, wo er teilweise vergessen hat, dass wir verabredet waren oder wo er es sogar verschlafen hat. Ich habs auf den Arbeitsstress geschoben, er war wirklich permanent übermüdet. Wir haben dann Weihnachten und Silvester miteinander verbracht, es war nach wie vor vertraut zwischen uns, aber irgendwas war anders. Anfang Januar waren wir im Kino, ich bin seine Tour auf Arbeit mitgefahren wo ich frei hatte und ich hatte das Gefühl es geht wieder bergauf.

Letzten Samstag waren wir für abends verabredet, ich hatte ihn früh noch gefragt ob ich uns was zum Abendessen kochen soll. Er meinte ja gerne. Und dann saß ich auf Arbeit und gegen 15 Uhr kam die Nachricht Ich komm heute nicht mehr, ich hab das Gefühl wir stecken fest. Ich hab dich sehr sehr lieb, aber es wird nicht wieder mehr, es fehlt einfach die Zeit. Ich sehe einfach keine Zukunft mehr für uns als Paar.

Für mich war das ein Schock, ich habe es gerade noch so geschafft mich auf Arbeit abzumelden ohne in Tränen auszubrechen und bin dann nach Hause. Ich bin seit Montag krankgeschrieben, ich konnte mich nicht mehr konzentrieren auf Arbeit.

Ich hab seitdem viel mit ihm geschrieben, es waren schöne Gespräche und es tut ihm wahnsinnig leid, dass es so gekommen ist und dass er es mir nicht persönlich sagen konnte. Aber ich warte seit Samstag darauf, dass wir uns nochmal sehen und er seine Sachen abholt. Ursprünglich war es für heute geplant, aber er musste länger arbeiten und meinte, es wäre ihm zuviel Stress so spät nochmal vorbeizukommen weil er ja um 4 wieder aufstehen muss. und ob wir das nicht auf Samstag verschieben können. Ich konnte aber dieses Warten nicht mehr ertragen. Ich habe ihm geschrieben, dass ich ihn gern nochmal gedrückt, mit ihm gesprochen und ihm seine Sachen gegeben hätte, aber dass ich nicht mehr bis Samstag warten kann und das alles erstmal verarbeiten muss. Ich habe ihn gebeten zu respektieren, dass ich jetzt erstmal eine Weile meine Ruhe brauche und wir erstmal keinen Kontakt mehr haben sollte. Er hat das sofort akzeptiert und verstanden.

Und ich habe jetzt das getan, was mir am meisten weh tat, was aber nötig war. ich hab die Nachrichtenverläufe mit ihm gelöscht und alle Bilder von ihm. Seine Nummer lass ich drin, er ist auch noch in Facebook auf meiner Freundesliste, aber ich habe mich überall komplett auf unsichtbar gestellt.

Ich denke es wird in Zukunft die Möglichkeit geben, dass wir Freunde sind, einfach weil es diese Basis an gegenseitigem Verständnis und Vertrauen zwischen uns gibt. Aber bis dahin muss ich erstmal wieder zu mir finden.

24.01.2019 19:22 • x 1 #1


C
Das ist vollkommen richtig, Gartenfee, dass du gebeten hast, den Kontakt erstmal einzustellen. Ok, wenn er noch die Sachen holt, habt ihr ja nochmal Kontakt aber bis dahin und danach kann ich dir auch nur raten, lass es! Vielleicht hat er im Moment wirklich zuviel mit sich zu tun und durch eure verschiedenen Arbeitszeiten stresst es ihn einfach im Moment, die Beziehung weiterzuführen. Eigentlich sollte das ja kein Grund sein, wenn man sich liebt, aber jeder Mensch ist anders. Eine Freundschaft könnt ihr wirklich erst haben, wenn keiner von euch mehr Gefühle für den anderen hat. Ich hab das mit meinem Ex selber durch (war allerdings eine On/Off Geschichte) und ich hab damals, als wir mal wieder auseinander waren, auch probiert, mit ihm eine Freundschaft zu haben, aber es tat nur weh, weil ich merkte, für ihn war es ok und ich hoffte immer, er möchte dann doch auch wieder mehr.

Finde es toll, wie du alles reflektierst und dass du so stark bist, auch die Nachrichtenverläufe etc. zu löschen. Bleib dabei und lenk dich ab, lebe dein Leben. Nach 4 Monaten, selbst wenn die Gefühle schon sehr stark waren, wird es vielleicht nicht so lange dauern, bis du drüber weg bist und dann könnt ihr evtl. freundschaftlich miteinander verbunden bleiben.

Liebe Grüße !:-)

24.01.2019 19:29 • #2


A


Seit 5 Tagen getrennt

x 3


Gartenfee
Danke für deine Worte Chrissie
Ich habe mit seiner Hilfe den ersten Schock überwinden können. Einfach weil ich ihm bis vorhin noch alles schreiben konnte, was mich bewegt, weil er mir zugehört hat, versucht hat mich aufzubauen, mir seine Gefühle mitgeteilt hat.

Dadurch, dass wir uns nicht so oft sehen konnten, war Whattsapp unser Sprachrohr. Wir haben uns jeden Tag (wirklich jeden) per whattsapp unterhalten. Über alles was uns durch den Kopf geht, über Gott und die Welt, über Arbeit, Familie, Probleme usw.
Das war unsere einzige Möglichkeit die Distanz zu überwinden, die durch die Arbeitszeiten entstanden ist.
Ich habe allein in Whattsapp über 19000 Nachrichten gelöscht. Es tat furchtbar weh, aber ich bin stolz auf mich, dass ich das geschafft habe.

Ich bin noch bis Ende nächster Woche krank geschrieben und versuche die Zeit nur für mich zu nutzen. Konnte mich heute das erste Mal aufraffen etwas zu tun und habe angefangen meine Wohnung auszumisten, Dinge wegzuwerfen und umzuräumen.

Es ist ja nicht die erste Trennung, die ich durchlebe und ich hatte schon weitaus schlimmere. Aber es ist gefühlsmäßig eine der schwersten, weil er einfach ein ganz toller Mensch ist und weil ich diesmal nicht wütend sein kann. Sonst war immer irgendwas, ein Streit, eine unmögliche Charaktereigenschaft o.ä., aber diesmal muss ich einfach darüber wegkommen, dass ich da gerade einen wirklich tollen Menschen verloren habe.

24.01.2019 19:41 • x 1 #3


Gartenfee
Es hilft mir gerade unheimlich darüber zu schreiben. Das muss einfach raus.

Die Sachen, die er bei mir hat, sind nicht so wichtig. Nach nur 4 Monaten verständlicherweise auch nicht viel. Ich denke, wenn er sie erst in ein paar Wochen/Monaten wieder bekommt, dann ist das ok.

Mein Kopf hat das ganze inzwischen auch verstanden. Ich weiß nicht, ob es wirklich immer der Arbeitsstress war, aber ich habe ihn einige Male auf seiner Tour begleitet und weiß was er jeden Tag leistet. 12 Stunden unterwegs und dann noch der Hin- und Rückweg zur Arbeitsstelle. Eigentlich ist es gesetzlich nicht erlaubt, aber in der Branche hält sich keiner dran. Und dass er nach Arbeit oft den Ausgleich beim Sport braucht verstehe ich auch.

Dazu kommt noch, dass er einen Sohn hat, den er alle 2 Wochen am Wochenende hat. Das heißt, alle 14 Tage war auch das Wochenende keine Zeit für uns. Und ich gehe in Schichten, meist bis 22 Uhr, 5-6 Tage die Woche, auch mal am Sonntag und am Feiertag. Es ist bis eine Woche vorher nicht vorhersehbar, wann ich frei habe. Und wenn ich bis 22 Uhr arbeiten muss und er um 4 aufsteht, ist es einfach nicht machbar sich zu sehen. Zumal er nicht in meinem Wohnort wohnt, sondern 30 Minuten Autofahrt entfernt. Und ich habe kein Auto, bin also auf die öffentlichen angewiesen und kann nicht mal eben so spontan hinfahren.

Ich muss das jetzt einfach hinnehmen. Und irgendwie nach vorne schauen, mir vielleicht einen anderen Job suchen. Weil seien wir mal ehrlich: Egal wen ich kennenlerne, mein Job wird es immer schwer machen.

Mir geht gerade soviel durch den Kopf, ich hätte gerne einen Ausschalter dafür.

24.01.2019 20:37 • x 1 #4


E-Claire
Ach Mensch! Arme @Gartenfee

ich lass einfach mal nen Drücker hier!

So eine traurige Geschichte!

24.01.2019 20:50 • #5


Thommy75
Hey Gartenfee,

fühl dich virtuell umarmt! Du schreibst echt sehr durchdacht, reflektiert und trotzdem sehr liebevoll. Danke dafür. Du bist auf einem guten Weg!

Schreib dir hier alles von der Seele, das hilft.

LG, Thomas

24.01.2019 21:30 • #6


Gartenfee
Dankeschön

Ich hab heute einiges über diese sogenannten Trennungsphasen gelesen. Bin einfach ein Mensch, der das vom Kopf her einordnen muss. Aber ich muss sagen, das ist alles sehr allgemein und theoretisch verfasst. Und es ist bei jeder Trennung anders.

Wenn ich mich diesmal selbst in irgendwelche Phasen einordnen müsste, würde ich sagen

1. Schockzustand - ich hab nur noch funktioniert, hab nichtmal mitbekommen, dass ich ohne zu gucken über eine Straße bin, hab vergessen, dass ich abwaschen wollte und Stunden später das kalte Abwaschwasser gesehen, hatte keinen Hunger, hab einfach nur automatisch literweise Wasser in mich reingeschüttet und bin nach 4-5 Stunden Schlaf aufgewacht um wie ferngesteuert auf die Couch zu wechseln um ein Fernsehprogramm einzuschalten, was ich sowieso nicht mitbekommen hab. Und da hab ich den ganzen Tag verbracht, bis ich wieder für 4-5 Stunden ins Bett bin. Das ganze hat 3 Tage gedauert. Ein Wechsel zwischen ich bin ok und Heulanfällen

2. Verstehen - da hab ich noch mehr geheult, hab aber langsam begriffen was passiert ist, konnte es zumindest gedanklich verstehen. Das Herz sagt natürlich trotzdem noch was anderes.

Wo ich jetzt bin, weiß ich nicht, aber glücklicherweise wesentlich weiter als gestern. Ich wollte ihn nicht loslassen, aber ich muss. Ich hatte vor 6 Jahren eine ganz schlimme, furchtbare Trennung, die mich 3 Jahre gekostet hat bis zum Nervenzusammenbruch.
Im Nachhinein weiß ich, dass er eine Mischung aus Borderliner, ADHS und narzistischer Persönlichkeitsstörung war. Aber als normal denkender Mensch kann man das erstmal nicht begreifen, was da mit einem passiert. Ich hab mir Stück für Stück mein Gehirn wieder zusammenpuzzlen und ordnen müssen, musste jede Bewältigungsstrategie nutzen, hab psychologische Abhandlungen gelesen, nur um zu begreifen was da mit mir passiert war.

Deswegen weiß ich - obwohl es diesmal einfach nur ein sehr sehr lieber Mensch ist - dass da jetzt nur noch Abstand hilft. Und dass man sich immer auf sich selbst konzentrieren sollte. Auch wenn das für andere erstmal egoistisch aussehen mag, vielleicht unfreundlich wirkt usw....es ist reiner Selbstschutz.

24.01.2019 21:50 • x 1 #7


Thommy75
Zitat von Gartenfee:
Deswegen weiß ich - obwohl es diesmal einfach nur ein sehr sehr lieber Mensch ist - dass da jetzt nur noch Abstand hilft. Und dass man sich immer auf sich selbst konzentrieren sollte. Auch wenn das für andere erstmal egoistisch aussehen mag, vielleicht unfreundlich wirkt usw....es ist reiner Selbstschutz.


Absolut richtige Reaktion.

24.01.2019 21:54 • x 1 #8


Gartenfee
Ich hab gerade etwas gemacht, was ich seit zig Jahren nicht gemacht habe...Ich hab mein Handy ausgemacht. Hab vorher meiner Tochter Bescheid gesagt, wo sie mich im Notfall erreichen kann und es dann einfach ausgeschalten. Sie ist 19, wohnt seit Juni letzen Jahres sehr weit weg und ich muss mir da keine Gedanken machen.
Hatte einfach das Bedürnis mich aus der virtuellen Welt auszuklinken.

24.01.2019 23:34 • x 4 #9


_Lydia_
Liebe Gartenfee,

Lass raus, was raus muss. Schreiben beruhigt und gibt dir die Chance, die Dinge für den Moment aus deinem Kopf zu bekommen.

Darf ich fragen wie und wo ihr euch kennengelernt habt?

24.01.2019 23:54 • #10


Gartenfee
Hallo Lydia,

wir haben uns auf Facebook kennengelernt und ein paar Tage später das erste mal getroffen. Vermutlich habe ich deswegen gerade das Bedürfnis mein Handy auszuschalten, weil wir zwar sehr intensiv real, aber die meiste Zeit eben virtuell Kontakt hatten. Und Gott sei Dank habe ich gerade den Luxus das Teil auch wirklich ausschalten zu können. Es gibt ja viele Leute die darauf angewiesen sind, weil sie Verpflichtungen haben. Ich bin zwar erst 36, aber ich hab halt zeitig angefangen und meine Tochter steht auf eigenen Füßen. Der Rest der Familie ruft mich eh nur auf dem Festnetz an.

Ich denke gerade darüber nach wieviel Zeit man heutzutage eigentlich damit verbringt über Handy und Internet miteinander zu reden anstatt sich real gegenüber zu sitzen. Es ist echt schade, weil jemandem wirklich gegenüber sitzen und miteinander reden ist was ganz anderes.

25.01.2019 00:06 • x 4 #11


_Lydia_
Zitat von Gartenfee:
Und Gott sei Dank habe ich gerade den Luxus das Teil auch wirklich ausschalten zu können.

Ich denke gerade darüber nach wieviel Zeit man heutzutage eigentlich damit verbringt über Handy und Internet miteinander zu reden anstatt sich real gegenüber zu sitzen. Es ist echt schade, weil jemandem wirklich gegenüber sitzen und miteinander reden ist was ganz anderes.


Da hast du recht. Es ist ein Luxus geworden. Offline zu sein kann sehr befreiend sein.
Und virtueller Kontakt kann niemals ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht ersetzen.

Der Abstand ist das was dir gut tut und es ist überhaupt nicht egoistisch. Es ist Gesund und es hilft dir. Und nur das zählt.

25.01.2019 00:11 • x 1 #12


G
Zitat von Gartenfee:
wir haben uns auf Facebook kennengelernt


Kenne ich

25.01.2019 00:16 • #13


Gartenfee
Zitat von Goldmen:

Kenne ich


Ich finde grundsätzlich nichts falsches daran, aber man muss halt einen Weg finden real mehr Zeit miteinander zu verbringen.
Ist halt schade, dass viele heutzutage nur noch online kommunizieren können und von Angesicht zu Angesicht kein Wort rausbekommen.

25.01.2019 00:39 • x 1 #14


G
Zitat von Gartenfee:
Ich finde grundsätzlich nichts falsches daran


Ich grundsätzlich auch nicht, aber meine sich dadurch ergebende Geschichte:

es-ist-wahnsinnig-kompliziert-wer-dass-liesst-omg-t51594.html#p1662438

25.01.2019 00:49 • #15


A


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