Heute wollen wir uns treffen. An unserem Platz, schriebst Du. Davor schicktest Du mir ein Bild. Welches unserer beider Gefühle nicht besser hätte darstellen können. Zwei erwachsene Menschen, die sich traurig voneinander abwenden, in sich zwei Kinder, die die Arme zueinander strecken, sich anflehen, nicht zu gehen...... Eine passendere, traurigere Metapher hättest Du nicht finden können.
Ich hatte Tränen in den Augen, weil es nicht nur Du bist, die sich so fühlt. Du hast mich damit voll erwischt. An einem Punkt ist die Metapher aber falsch. Denn ich will nicht gehen. Du schickst mich weg. Wegen etwas, was ich getan habe, was Du mir nicht verzeihen kannst.
Ich Ich frag mich, wie Du darauf gestoßen bist. Durch Zufall? Dafür passts zu gut. Geht es Dir / ging es Dir gestern besonders schlecht? Und hast dem Gefühl nachgegeben?
Du leidest so. Wie ich. Wie es mir geht, kann ich nicht ändern, ich muss es aushalten. Aber Dich kann ich nicht so sehen. Was kann ich tun, dass es Dir besser geht?
Ich dachte kurz darüber nach, ob ich Dich nicht doch ein letztes Mal anlügen soll. Mit voller Absicht. Die schlimmste Lüge auspacken. Ich sage Dir, Du hast Recht gehabt. Nie hab ich Dich geliebt, es war einfach nur so, dass ich Dich schon immer wunderhübsch fand. Gerne sage ich, dass Du aussiehst, wie aus meinem Traum gemalt. Ich hätte Dich schon immer für eine optisch passende Person gefunden und da wir auch gut passende Charaktere haben, dachte ich mir einfach, Du bist ne gute Wahl. Mit Dir hätte ich gut leben können. Aber geliebt hätte ich Dich nie. Du hattest immer Recht mit Deiner Einschätzung und ich möchte jetzt einfach nur noch meine Ruhe. Mein Plan wäre halt nicht aufgegangen.....
Was würde das mit Dir machen? Könntest Du dann alle Gefühle für mich töten und mich nur noch hassen? Würde es Dir erstmal weh tun, dann aber sehr schnell viel besser gehen? Weil der Mann, der Dich liebt, nicht existiert? Aber was würde ich damit noch anrichten? Dem kleinen Kind in Dir sagen, dass Männer nur sch. sind? Dich ausnutzen? Dass sie nicht liebensfähig sind? Was würdest Du dann damit machen? Wie würde es Dir in Zukunft damit gehen? Nein, das kann ich nicht machen. Ich werde es nicht tun und ehrlich bleiben. Zu dieser Lüge bin ich einfach nicht in der Lage..... Ich liebe Dich.....
Heute treffen wir uns also. Ich werde Decken dabeihaben, es ist kalt draussen. Wie immer bringe ich heissen Kaffee mit und ein Eis. Unser Ritual.... Ich hab ein bisschen Bedenken, dass Du es zu romantisch finden könntest, immerhin haben wir kein Date. Aber ich habs an unserem Abschlussgespräch auch gemacht und es war okay. Du hast sogar drum gebeten. Also wirds schon passen.
Heute erwartest Du Antworten von mir. Ich kann mir nur vorstellen, welche Fragen es genau werden. Warum ich so bin, warum ich gewisse Dinge getan hab. Und Du wirst mir wieder erklären wollen, warum ich keine Liebe für Dich empfinden kann. Du bist Dir in dem Punkt so sicher. Und zogst daraus Deine Schlüsse. Alle Deine Überlegungen basieren darauf, dass meine Liebe zu Dir nicht existiert.
Deswegen frage ich mich, ob ich Dir überhaupt Antworten geben kann. Dir das Leben leichter machen kann. Denn Deine Annahme ist falsch, die Resultate daraus dann logischerweise auch. Ob ich Dir das begreiflich machen kann? Ob Du mir nicht doch glauben kannst? Ich mache mir wohl einfach zuviele Gedanken. Der Pessimist in mir sagt mir, es ist doch schon lange vorbei. Mach Dir was das angeht keine Hoffnungen mehr. Der Pessimist in mir ist ein A. - ich will ihn umbringen.
Keine Ahnung, was die nächsten Tage, Wochen, Monate bringen. Heute sehe ich Dich aller Wahrscheinlichkeit nach das letzte Mal. Jedenfalls so. Du wirst die Richtung vorgeben. Die nächsten Monate werden wir uns wohl auch nicht auf der Arbeit sehen, wir können wieder dauerhaft im Homeoffice arbeiten. Wenn ich ehrlich bin, wünschte ich mir, es wäre nicht so.