Zitat von OccamsRazor:Wenn ich an ihre negativen Seite denke, so wiege ich das sofort mit den positiven wieder auf. Ich will ihr mit diesen Gedanken nicht weh tun, und ihre negativen Seiten sind nur negativ aus meiner Perspektive. Nicht aus ihrer, oder vielleicht die eines anderen. Ich will sie loslassen können, ohne dem Bild von ihr in meinem Kopf zu schaden. Und vielleicht muss ich mich auch erst wieder verlieben, bevor ich das schaffe.
Lieber OccamsRazor,
es geht wohl den meisten von uns so, dass wir in unserem tiefen Schmerz die negativen Seiten des anderen zwar sehen, sie aber nicht in unser Herz lassen. Denn das macht ja gerade die Liebe aus, oder? Dass man auch die Macken des anderen akzeptiert. Kleine, und auch grosse.
Ich kann noch so oft denken, dass mein Ex (wie ich dieses Wort hasse... ich glaube noch nicht mal, dass er mich als seine Ex bezeichnet, so ist er nicht..) ein angestrengtes Verhältnis zu Körperhygiene hatte. Trotzdem vermisse ich es, mich an seinen Körper zu schmiegen. Gerade in den ersten zwei Jahren waren wir wie Kletten, mussten einander ständig berühren, meist umarmen. Erst viel später habe ich verstanden, dass das eigentlich gar nicht seinem Naturell entspricht. Dass er, wie er selbst immer gesagt hat, ein einsamer Wolf ist. Der auch prima allein zurecht kommt.
Heute ist kein guter Tag. Ich erspare Dir das Herumgeheule hier in der Öffentlichkeit.
Habe in dieser Adventszeit so viele schöne Dinge geschaffen. Einen Adventskalender für die Kinder eines guten Freundes. Zwei Adventskalender für die Nichten meines Ex. Viele viele Schokoladensterne, die ich auf der Arbeit verteilt habe, erst anonym, dann, als ich entdeckt wurde, auch offen. Auf der Arbeit haben wir so eine Art wichteln veranstaltet, man zieht einen Namen, und muss dann in der Adventszeit ganz besonders lieb zu dem Kollegen sein. Kleine Geschenke, Aufmerksamkeiten, lustige Streiche sind erlaubt. Obwohl wir 40 Leute sind, hatte ich grosses Glück und habe einen meiner Lieblingskollegen gezogen. Ich habe so lustige Dinge gemacht... und bis gestern wusste er nicht, dass ich es war. Hat mich umarmt, mir gedankt.
Und ich? Heule. Warum? Weil ich immer losheule, wenn jemand nett zu mir ist. Weil ich es nicht verdiene. Weil ich den Menschen, den ich über alles liebe, so sehr verletzt habe, immer wieder, dass in diesem Leben nichts Gutes mehr für mich vorgesehen ist...
Über Neujahr fahre ich mit einem Bekannten aus einem Verein in die Berge. Ich habe mir nichts dabei gedacht, ihn zu fragen, er ist lieb und entspannt und kennt mich so wenig, dass nicht die Gefahr besteht, dass wir nur über mein beschissenes Leben reden. Und gestern wurde mir - geahnt habe ich es wohl schon in den letzten Tagen - bewusst, dass er wohl mehr von mir will als nur Freundschaft. Ich bin wirklich null an ihm interessiert. Habe versucht, diplomatisch zu sagen, dass ich nicht über meinen Ex hinweg bin. Gelogen ist das ja nun wirklich nicht. Aber mir graut plötzlich vor den fünf Tagen mit ihm. Weil er sich so freut. Und ich überhaupt nicht damit umgehen kann, dass er mich mag. Wie kann man mich mögen? Und schon heule ich wieder...