Hallo, nachdem ich nun auch schon ein wenig mitgelesen habe hier nun meine Geschichte.
Ich bin 49 Jahre alt, meine Noch-Frau 44 Jahre. Wir haben eine Tochter 8 Jahre.
Eigentlich lief alles gut, vermutlich wie bei so Vielen zieht eben nach über 20 Jahren (10 davon verheiratet) eine gewisse Routine ein. Dass wir zu schnell geheiratet haben kann man nun wahrlich auch nicht sagen.
Fairerweise muss ich dazu sagen dass sie mir vor geraumer Zeit schon mal gestanden hat dass sie eigentlich keine Liebesgefühle mehr für mich hat aber sie stolz drauf wäre wie gut sich unsere Partnerschaft entwickelt hat zu einer tiefen Verbundenheit und Vertrautheit aber eben keine Gefühle mehr.
Im letzten dreiviertel Jahr hab ich eine Veränderung an ihr bemerkt. Nichts Großes, nur so Dinge wie plötzlich ständig am Handy sein. War früher nie ein Thema, sie hat sich sogar immer damit gebrüstet dass sie das Ding kaum nutzt.
Sie hat plötzlich exzessiv ein Spiel am Handy gespielt und auch mir das Spielen erlaubt was sonst immer eher zu kleinen Missstimmungen geführt hat.
Zudem hat sie ständig Nachrichten geschrieben mit Kolleginnen und Kollegen. Darunter eben auch ein Kollege von dem dann doch vermehrt Nachrichten kamen. Ich habe ihr Handy nicht kontrolliert aber wenn da ständig Nachrichten blingen und da fast immer der gleiche Name auftaucht bleibt das ja nicht unbemerkt.
Sie hat dann plötzlich stark abgenommen. Damals dachte ich noch es wären die Verdauungsthemen die sie damals eben auch hatte. Sie ging abends nach der Arbeit plötzlich öfters noch Spazieren und wollte nicht dass ich mitkomme. Sie brauche ihre Auszeit nach einem harten Arbeitstag mit vielen Menschen um sich.
Zum Jahreswechsel hatten wir dann 3 Tage Wellness ohne Tochter. Ich habe sie direkt auf den besagten Kollegen angesprochen. Sie hat sofort vehement verneint dass da irgendwas wäre. Er wäre einfach ein guter Kollege mit dem sie sich gerne unterhalten würde usw. Sie konnte mich da wirklich beruhigen. Für mich war die Sache damit eigentlich erledigt. Vertrauen und tiefe Verbundenheit halt, wie gesagt. Die Wellness Tage waren dann auch sehr schön und auch körperlich wie es sein soll.
Tja, ein paar Wochen später kam dann der große Knall: der besagte Kollege war zu einer beruflichen Fortbildung weg die 3 Monate dauern wird. Am Telefon hat sie mir gestanden dass es ganz komisch sei und sie ihn jetzt doch vermissen würde. Der Treffer saß.
Seitdem ist alles anders. Sie hat mit uns abgeschlossen, wollte nicht dass ich kämpfe. Sie möchte mich als Freund und Bezugsperson gerne behalten weil ich ihr noch wichtig bin und sie will dass es mir gut geht. Unsere Tochter soll im Haus bei mir bleiben, sie zieht in eine Wohnung. Ganz toll dass ihr Neuer zu Hause auch Schluss gemacht hat und rausgeflogen ist. Natürlich ziehen sie jetzt gleich zusammen in die neue Wohnung, wo soll er sonst auch hin wenn er jetzt dann von der Fortbildung wieder kommt.
Zu meinem Hintergrund muss ich noch sagen, dass ich auch eher häuslich bin. Seit Corona bin ich zu 100% im Homeoffice was mir nicht gutgetan hat. Es hat natürlich dazu geführt dass ich in der Betreuung unserer Tochter und auch im Haushalt sehr viel übernommen habe weil ich ja immer zu Hause war.
Und auch ich war mit unserer kleinen Familie zufrieden (habe ich hier schon öfters gelesen), also der typische Langweiler der zu Hause aber halt alles managed und der Frau den Rücken im Job freihält. Auch sie musste öfters abends und am Wochenende arbeiten. Papa war ja da und konnte sich ums Kind kümmern. War aber auch für mich selbstverständlich obwohl viele Abende oder Wochenenden auch einsam waren. Die Tochter in der Nachbarschaft unterwegs und ich zu Hause, konnte ja nicht wirklich weg.
Zudem ist letzten Oktober meine Mutter verstorben was meinem seelischen Zustand und Gleichgewicht zu allen anderen Punkten nicht gerade gut getan hat. Durch Corona und dieses Ereignis habe ich mich einfach zu sehr in mich selber zurückgezogen was ihrer emotionalen Entfremdung vermutlich den Rest gegeben hat.
Tja, und jetzt stehe ich hier und weiß momentan nicht weiter. Durch einen Kollegen und Freund habe ich zu TM (transzendentale Meditation) gefunden die mir einigermaßen hilft. Zudem bin ich aktuell auf der Suche nach psychologischer Hilfe, leider kriegt man nur schwer einen Platz.
Ich habe ja schon ähnliche Geschichten hier gelesen und ich vermute stark dass ich eure Antworten bereits kenne. Aber ich wollte es mir mal von der Seele schreiben. Ich weiß dass ich Fehler gemacht habe, dass ich zu sehr auf unsere Familie fixiert war und dabei meine eigenen Bedürfnisse hinten angestellt hab. Ich habe jetzt auch nicht den riesen Freundeskreis der mich auffangen könnte. Dafür trage ich seit Jahrzehnten Ängste in mir die ich endlich angehen muss wenn ich professionelle Hilfe finde.
Dennoch schon mal Danke für euer Feedback.
03.06.2025 14:17 •
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