232

Trennung nach über 20 Jahren

Bernd-Marc
Hallo, nachdem ich nun auch schon ein wenig mitgelesen habe hier nun meine Geschichte.

Ich bin 49 Jahre alt, meine Noch-Frau 44 Jahre. Wir haben eine Tochter 8 Jahre.

Eigentlich lief alles gut, vermutlich wie bei so Vielen zieht eben nach über 20 Jahren (10 davon verheiratet) eine gewisse Routine ein. Dass wir zu schnell geheiratet haben kann man nun wahrlich auch nicht sagen.
Fairerweise muss ich dazu sagen dass sie mir vor geraumer Zeit schon mal gestanden hat dass sie eigentlich keine Liebesgefühle mehr für mich hat aber sie stolz drauf wäre wie gut sich unsere Partnerschaft entwickelt hat zu einer tiefen Verbundenheit und Vertrautheit aber eben keine Gefühle mehr.

Im letzten dreiviertel Jahr hab ich eine Veränderung an ihr bemerkt. Nichts Großes, nur so Dinge wie plötzlich ständig am Handy sein. War früher nie ein Thema, sie hat sich sogar immer damit gebrüstet dass sie das Ding kaum nutzt.
Sie hat plötzlich exzessiv ein Spiel am Handy gespielt und auch mir das Spielen erlaubt was sonst immer eher zu kleinen Missstimmungen geführt hat.
Zudem hat sie ständig Nachrichten geschrieben mit Kolleginnen und Kollegen. Darunter eben auch ein Kollege von dem dann doch vermehrt Nachrichten kamen. Ich habe ihr Handy nicht kontrolliert aber wenn da ständig Nachrichten blingen und da fast immer der gleiche Name auftaucht bleibt das ja nicht unbemerkt.

Sie hat dann plötzlich stark abgenommen. Damals dachte ich noch es wären die Verdauungsthemen die sie damals eben auch hatte. Sie ging abends nach der Arbeit plötzlich öfters noch Spazieren und wollte nicht dass ich mitkomme. Sie brauche ihre Auszeit nach einem harten Arbeitstag mit vielen Menschen um sich.

Zum Jahreswechsel hatten wir dann 3 Tage Wellness ohne Tochter. Ich habe sie direkt auf den besagten Kollegen angesprochen. Sie hat sofort vehement verneint dass da irgendwas wäre. Er wäre einfach ein guter Kollege mit dem sie sich gerne unterhalten würde usw. Sie konnte mich da wirklich beruhigen. Für mich war die Sache damit eigentlich erledigt. Vertrauen und tiefe Verbundenheit halt, wie gesagt. Die Wellness Tage waren dann auch sehr schön und auch körperlich wie es sein soll.

Tja, ein paar Wochen später kam dann der große Knall: der besagte Kollege war zu einer beruflichen Fortbildung weg die 3 Monate dauern wird. Am Telefon hat sie mir gestanden dass es ganz komisch sei und sie ihn jetzt doch vermissen würde. Der Treffer saß.

Seitdem ist alles anders. Sie hat mit uns abgeschlossen, wollte nicht dass ich kämpfe. Sie möchte mich als Freund und Bezugsperson gerne behalten weil ich ihr noch wichtig bin und sie will dass es mir gut geht. Unsere Tochter soll im Haus bei mir bleiben, sie zieht in eine Wohnung. Ganz toll dass ihr Neuer zu Hause auch Schluss gemacht hat und rausgeflogen ist. Natürlich ziehen sie jetzt gleich zusammen in die neue Wohnung, wo soll er sonst auch hin wenn er jetzt dann von der Fortbildung wieder kommt.

Zu meinem Hintergrund muss ich noch sagen, dass ich auch eher häuslich bin. Seit Corona bin ich zu 100% im Homeoffice was mir nicht gutgetan hat. Es hat natürlich dazu geführt dass ich in der Betreuung unserer Tochter und auch im Haushalt sehr viel übernommen habe weil ich ja immer zu Hause war.
Und auch ich war mit unserer kleinen Familie zufrieden (habe ich hier schon öfters gelesen), also der typische Langweiler der zu Hause aber halt alles managed und der Frau den Rücken im Job freihält. Auch sie musste öfters abends und am Wochenende arbeiten. Papa war ja da und konnte sich ums Kind kümmern. War aber auch für mich selbstverständlich obwohl viele Abende oder Wochenenden auch einsam waren. Die Tochter in der Nachbarschaft unterwegs und ich zu Hause, konnte ja nicht wirklich weg.

Zudem ist letzten Oktober meine Mutter verstorben was meinem seelischen Zustand und Gleichgewicht zu allen anderen Punkten nicht gerade gut getan hat. Durch Corona und dieses Ereignis habe ich mich einfach zu sehr in mich selber zurückgezogen was ihrer emotionalen Entfremdung vermutlich den Rest gegeben hat.

Tja, und jetzt stehe ich hier und weiß momentan nicht weiter. Durch einen Kollegen und Freund habe ich zu TM (transzendentale Meditation) gefunden die mir einigermaßen hilft. Zudem bin ich aktuell auf der Suche nach psychologischer Hilfe, leider kriegt man nur schwer einen Platz.

Ich habe ja schon ähnliche Geschichten hier gelesen und ich vermute stark dass ich eure Antworten bereits kenne. Aber ich wollte es mir mal von der Seele schreiben. Ich weiß dass ich Fehler gemacht habe, dass ich zu sehr auf unsere Familie fixiert war und dabei meine eigenen Bedürfnisse hinten angestellt hab. Ich habe jetzt auch nicht den riesen Freundeskreis der mich auffangen könnte. Dafür trage ich seit Jahrzehnten Ängste in mir die ich endlich angehen muss wenn ich professionelle Hilfe finde.

Dennoch schon mal Danke für euer Feedback.

03.06.2025 14:17 • x 14 #1


F
Zitat von Bernd-Marc:
weiß dass ich Fehler gemacht habe, dass ich zu sehr auf unsere Familie fixiert war und dabei meine eigenen Bedürfnisse hinten angestellt hab.

Das tut mir total leid. Es ist nie ein Fehler, sich um die Familie zu kümmern.

Das Problem kann sein, dass Du dadurch für Deine Frau unattraktiv geworden bist, weil Du immer zur Verfügung standest und Dich selbst zurück genommen hast.

Du warst zu selbstverständlich für Deine Frau. Schade, dass sie es nicht schätzen konnte.
Aber nun solltest Du an Dich mehr denken, und an Deine Tochter.

Die tut mir richtig leid.

Man kann seinen Partner verlassen, aber nicht sein Kind.

03.06.2025 14:53 • x 9 #2


A


Trennung nach über 20 Jahren

x 3


Bernd-Marc
@Felica2024
Danke
naja, sie verlässt sie ja nicht. Der Lebensmittelpunkt soll halt hier zu Hause bleiben. Natürlich wird sie auch mal bei ihr in der Wohnung sein. Nur eben gleich mit dem neuen Partner. Ich verstehe es sowieso nicht wie man da gleich zusammen ziehen kann. Die kennen sich jetzt vielleicht 4-5 Monate und da auch nur von der Arbeit.

03.06.2025 14:58 • x 1 #3


Bernd-Marc
Und in ihrer Vorstellung möchte sie auch weiterhin immer wieder hier bei uns vorbeischauen, der Tochter mal gute Nacht sagen und so. Also ehrlich gesagt weiß ich da auch nicht in welcher Welt sie lebt. Oder sie geht wirklich davon aus dass ich da jetzt wie sie einfach in den Freundesmodus übergehen kann. Kann ich aber nicht

03.06.2025 15:00 • x 8 #4


A
@Bernd-Marc Hallo,

das tut mir sehr leid. Sorry aber bei dem Gedanken an deine Frau explodiert mir die Hutschnur.
Sehr undankbar dich auszunutzen und sich nebenbei mit wem anders ne schöne Zeit machen. Und das I-Tüpfelchen man zieht zusammen und lässt das eigene Kind zurück dass es das neue Glück nicht stört. Wie kann man das?
Ich wäre an einer Freundschaft mit ihr nicht interessiert, Eltern ja, Freunde Nein.

03.06.2025 15:02 • x 11 #5


B
Zitat von Bernd-Marc:
weiterhin immer wieder hier bei uns vorbeischauen, der Tochter mal gute Nacht sagen und so

Wie gnädig.
Für sie beginnt nun also ein neues Kapitel und du bleibst aber bitte an Ort und Stelle stehen, damit sie vorbeischauen kann, wenn ihr mal danach ist.

03.06.2025 15:02 • x 7 #6


FloraVita
@Bernd-Marc das mit deiner Mutter tut mir sehr leid.
Das ist ein schwerer Verlust und so kurz danach nun das noch...

Zitat von Bernd-Marc:
Ich weiß dass ich Fehler gemacht habe, dass ich zu sehr auf unsere Familie fixiert war und dabei meine eigenen Bedürfnisse hinten angestellt hab. Ich habe jetzt auch nicht den riesen Freundeskreis der mich auffangen könnte. Dafür trage ich seit Jahrzehnten Ängste in mir die ich endlich angehen muss wenn ich professionelle Hilfe finde.


Niemand ist frei von Fehlern, die machen wir alle.
Trotzdem sind das keine Gründe fürs Lügen und Betrügen. Von tiefer Verbundenheit und Vertrautheit reden und hintenrum...
Aber schön dass eure Tochter bei dir bleibt, in ihrem gewohnten Umfeld. Das wird auch dir Kraft geben.
Alles Gute euch beiden!

03.06.2025 15:09 • x 2 #7


Bernd-Marc
Geplant war dass sie die Wohnung erstmal alleine nimmt um selber die Gedanken sortieren zu können. Ob der Neue das nun so geplant hat mit dem Raussschmiss zu Hause damit er natürlich ganz zufällig da gleich mit rein kann weiß ich nicht, der Verdacht kam mir aber auch schon in den Sinn. Er verlässt ja auch Familie mit 3 kleinen Kindern und hat dort auch großen Schaden angerichtet was ich so gehört habe. Aber alles nur Spekulation, die Situation ist jetzt so und welches Wechselmodell es wird wissen wir noch nicht. Die Tochter hat ja auch noch mitzureden. Selbst wenn ihr Lebensmittelpunkt hier im zu Hause bleibt wird sie dennoch zur Mutter wollen, das können wir ihr ja nicht verbieten und dann läuft es ja auf 50:50 raus. Auch dieser Gedanke ist für mich unerträglich weil ich meine Tochter eigentlich zu 100% groß werden sehen wollte

03.06.2025 15:09 • #8


F
Zitat von Bernd-Marc:
Die Tochter hat ja auch noch mitzureden. Selbst wenn ihr Lebensmittelpunkt hier im zu Hause bleibt wird sie dennoch zur Mutter wollen, das können wir ihr ja nicht verbieten und dann läuft es ja auf 50:50 raus

Das ehrt Dich ja sehr. Aber Du solltest Deine Bedürfnisse nicht noch weiter zurück Schrauben. Du und Deine Tochter braucht erstmal Stabilität.

03.06.2025 15:22 • x 1 #9


N
Hallo Bernd-Marc,

auch von mir ein Willkommen hier im Forum. Leider ein Ort an dem niemand gerne sein möchte. Ich habe gerade deine Geschichte gelesen und es tut mir sehr leid, was dir passiert ist.

Es ist wirklich schlimm, wenn der vertraute Partner gefühlt wie aus dem Nichts heraus den next anschleppt. Ich habe es ähnlich wie du hinter mir. Allerdings bin ich dir zwei Jahre voraus.

Irgendwie habe ich immer mehr den Eindruck beim mitlesen der ganzen Schicksale hier, dass diese Art der Beziehungsbeendigung weit verbreitet die eher bodenständigen und häuslich 'domestizierten' Männer trifft.

03.06.2025 15:23 • x 4 #10


E-Claire
Zitat von Bernd-Marc:
Aber ich wollte es mir mal von der Seele schreiben. Ich weiß dass ich Fehler gemacht habe, dass ich zu sehr auf unsere Familie fixiert war und dabei meine eigenen Bedürfnisse hinten angestellt hab. Ich habe jetzt auch nicht den riesen Freundeskreis der mich auffangen könnte. Dafür trage ich seit Jahrzehnten Ängste in mir die ich endlich angehen muss wenn ich professionelle Hilfe finde.

This.

willkommen im Forum, in dem keiner sein will!

Schau, in einer so langjährigen Beziehung macht nicht nur einer Fehler sondern beide. Vieles ist jetzt zu diesem Zeitpunkt noch ungeklärt und man macht sich teilweise richtige und teilweise absurde Gedanken, letztlich wird sich für vieles eine Lösung finden.

Wichtig wäre, neben rechtlicher Beratung, welche Du Dir bitte so schnell wie möglich holst, denn Deine Noch-Frau ist jetzt noch milde gestimmt und damit einigungswillig, daß Du überlegst, was Du jetzt brauchst und wie Du Dir Gutes tun kannst. Es wird immer gesagt, daß Therapie zwischen den Sitzungen stattfindet und da ist einiges dran. Ja einen Platz zu finden, kann je nach Region auch ein Zeitl dauern, aber das bedeutet nicht, daß Du die Zeit nur mit Warten verbringen musst.
Was sind vielleicht Dinge, die Du schon immer mal machen wolltest oder eben Dinge, die Dich zur Ruhe kommen lassen?

03.06.2025 15:31 • #11


Bernd-Marc
@NRW1976
jep, kann ich bestätigen. Und ich möchte wirklich kein Aufrechnen zwischen Frauen und Männern machen aber auch ich habe hier eigentlich meine story nur von Männern gelesen. Aber ist eigentlich egal wen es mehr betrifft.
Irgendwie verstehe ich es ja auch, in unserem Alter kommt tatsächlich der Punkt an dem man gefühlt alle Punkte die geplant waren abgehakt hat. Ich habe das Gefühl auch seit einiger Zeit ob das nun alles war. Nennt es midlife crisis oder wie auch immer. Aber ich hätte nie gedacht dass unsere Verbindung so schwach ist dass wir das nicht gemeinsam angehen würden. Hätte ich mir wirklich sehr gewünscht weil ich ja auch das Gefühl habe dass da noch mehr sein muss. Jetzt muss ich das leider eben alleine rausfinden was das Leben für mich noch bereithält.

03.06.2025 15:33 • #12


Bernd-Marc
@NRW1976
Danke für deine Antwort.
Wie fühlt es sich denn nach 2 Jahren an? Also selbst der Gedanke dass das noch Jahre dauern wird bis ich wieder einigermaßen normal bin ist eigentlich ja nicht auszuhalten.

03.06.2025 16:02 • #13


F
@Bernd-Marc es wird besser ... man denkt aber immer noch viel nach ..
vorallem, wenn man Leidensfähig ist.

habe mal gelesen, für jedes Jahr Beziehung ist 1 Monat zu rechnen ...
ABER: Meine Noch-Frau hat das ganze in 2 Monaten geschafft ... nach 25 Jahren ...
ist wieder total verliebt ...

gibt auch Beispiele wie es besser gehen kann ...
ich glaube jeder ist anders ....

03.06.2025 16:04 • #14


F
Nachtrag: Der Trick am Anfang ist aber: nur von Tag zu Tag denken ...
jeden Tag einfach überleben und versuchen das beste daraus machen ...

und irgendwann schleichen sich ganz langsam gute Tage ein

03.06.2025 16:09 • x 8 #15


A


x 4