Umgang mit Wutausbrüchen

Guten Morgen!
Seit einem halben Jahr bin ich mit einem Mann zusammen,
mit dem ich bereits vor acht Jahren eine kurze Romanze hatte.
Unsere aktuelle Beziehung begann als Travel-Plus-Freundschaft,
da wir beide sehr viel reisen und Begleitung suchten.
Inzwischen sehen wir uns aber als erklärtes Paar.
Die Beziehung hat sich weniger aus leidenschaftlichen Emotionen entwickelt
als aus der Feststellung, dass wir sehr entspannt und kompatibel miteinenander
umgehen und lachen können.
Ich schätze und bewundere viele Eigenschaften an meinem Freund,
aber seit einiger Zeit fällt mit ein Charakterzug auf, mit dem ich überhaupt nicht umgehen kann.
Er gerät in bestimmten Situationen total in Rage, steigert sich dabei in einen Wutausbruch hinein, bei dem er völlig unreflektiert,laut, ausfallend und unsachlich wird.
Ziemlich ekelhaft.
Er sagt, so sei er nunmal, und es sei dann ja auch nach kürzester Zeit alles wieder ok.
Ich höre aus seinen Erzählungen zwischen den Zeilen heraus, dass dieses Verhalten auch ein Grund für die Scheidung von seiner Frau und die Trennung von seiner Exfreundin war.
Andererseits hat er einen großen Freundeskreis und ein enges, liebevolles Verhältnis zu seinen erwachsenen Kindern,
die offenbar mit seinen cholerischen Ausbrüchen klar kommen.
Hat jemand Erfahrungen mit Cholerikern?
Wie verhält man sich als Partnerin am besten bei so einem Wutanfall?
(meine bisher angewandten Strategien waren kontraproduktiv)

bin gespannt auf eure Antworten!

Emma, ist eigentlich ganz einfach: love it, leave it or change it. Entweder machst Du ihm eine Ansage, dass er an dem Problem arbeitet (Verhaltenstherapie) oder Du beendest die Beziehung. Bei der Vorgeschichte rechne ich allerdings mit den Standard-Antworten: ich war schon immer so / ich rede nicht über Gefühle. Zudem rechtfertigst Du bereits sein Verhalten, anstatt über Konsequenzen zum Schutz Deiner Person nachzudenken. Würde ich mir als Frau 0.0 Prozent geben, sondern ihm zeigen wo der Maurer das Loch in der Wand gelassen hat.

Ich habe einen cholerischen Onkel, mit dem ich nicht gut umgehen kann, da er vor allem in mir einen Trigger sieht auszurasten. Da muss ich manchmal nur falsch atmen.

Wie steht er zu seinen cholerischen Momenten? Reflektiert ich er im Nachgang, warum er ausgeartet ist?

Findet heraus wo der Ursprung dieser Ungehaltenheit liegt. Unbedingt eine Psychotherapie machen. Das kann bei Cholerikern Wunder bewirken, da sie verstehen woher das kommt und auch Verhaltensmaßnahmen lernen, wie man sich selber rechtzeitig herunterfährt. Auch Anghörige müssen damit umgehen lernen. Sei möglichst defensiv, sag besser nichts als eventuell das falsche. Bringe ihn aus der Situation, die die Wut auslöst. Wenn der Trigger weg ist, können sie herunterfahren.

Auch wichtig: er soll sich mal körperlich durchchecken lassen. Neigt er zu Bluthochdruck? Hat er ne Fettleber? Stoffwechselursachen? Das kann auch Ursache sein.

Damit Leben lernen könnte ich nicht. Je öfter Grenzen überschritten werden, desto mehr bröckelt der Respekt, Achtung und Liebe. Redet offen darüber. Spielt es nicht herunter. Setze klare Grenzen.

Mach dir klar, das sich Wutanfälle auch gegen dich richten können, bishin zu Handgreiflichkeiten und mehr.

Danke für eure Beiträge. Laut seiner Aussage habe er bereits in den letzten zehn Jahren daran gearbeitet und sich total zurückgenommen.
Wir haben aber eine sehr unterschiedliche Bewertung von akzeptabler Kommunikation. Was für ihn eine kurze Aufregung ist, empfinde ich bereits als aggressives, destruktives Gebrüll.
Zunächst richteten sich die Wutausbrüche, die ich miterlebte, hauptsächlich gegen andere, ua. auch seine Eltern, nun aber auch zweimal gegen mich.
Beim letzten Mal war das total überraschend, denn ich fühlte mich zunächst gar nicht angesprochen (bzw. angeschrieen), sondern dachte, seine Tiraden wären Reaktionen auf einen Kommentar seiner Tochter, die ihn gerade sehr ruhig, sachlich und freundlich kritisiert hatte.
Erst als sie sich gegen seine Beschimpfungen rechtfertigte, meinte er, dass diese ja nicht ihr gälten. (gelten? gülten?), sondern mir (ich saß hinten im Auto).
Daher ist schwer zu sagen, was genau der Trigger ist, aber generell scheint es jede Form von
Kritik oder Nicht-ernst-nehmen zu sein, auf die er reagiert.
Eigentlich hatten wir bisher eine schöne, erlebnisreiche und sehr entspannte Reisezeit, vielleicht gerade wegen der nicht so leidenschaftlichen Verliebtheit und moderater hormoneller Höhenflüge.
Er glaubt nicht, dass er meinen Ansprüchen an Reflektion und Selbstdiziplin auf Dauer genügen kann.
Ich selber habe diese Ansprüche allerdings nie eingefordert, aber er nimmt natürlich meine Reaktionen auf seinen Jähzorn wahr.
Er möchte lieber wieder in die unverbindlichere Reisegefährtenzeit zurück, weil er glaubt, dass dann die Erwartungen niedriger sind.
Aber für mich ist es ziemlich egal, ob mich mein Liebster oder ein Fremder anschreit und beleidigt, ich mag eben beides nicht.

ich bin auch ziemlich emotional, aber jemanden anschreien, der gar nichts macht... das geht nicht und ab da wäre dann auch der Ofen aus gewesen.

Und wenn es nun 2x auch gegen Dich war, dann wird das nicht aufhören.
Das würde ich mir auch ganz klar verbeten. Soll er die Wand anschreien oder sein Telefon beschimpfen.
Oder auch seine Kinder, wenn die sich das gefallen lassen. Ich persönlich würde da je nach Situation entweder wortlos weggehen ober ebenfalls ausflippen.
Und dann würde es mich ziemlich ärgern, dass mich ein Mensch so weit gebracht hat.

Das musst du wissen
Ich gehe von solchen Leuten direkt weg weil mir so ein Verhalten Stress und Angst macht.
Musst du wissen

@EmmaPeeling

Zitat von EmmaPeeling:

Wutausbruch hinein, bei dem er völlig unreflektiert,laut, ausfallend und unsachlich wird.
Ziemlich ekelhaft.

Zitat von EmmaPeeling:

Er sagt, so sei er nunmal, und es sei dann ja auch nach kürzester Zeit alles wieder ok.

Zitat von EmmaPeeling:

Hat jemand Erfahrungen mit Cholerikern?
Wie verhält man sich als Partnerin am besten bei so einem Wutanfall?

Abgrenzung!

Er sagt,es sei nunmal so?

Hast du ihm mal erzählt, wie Du dich dabei fühlst?

Es liegt an ihm,einen anderen gesünderen Umgang damit zu erarbeiten.

Fallen Beleidigungen? Welche sind das?

@CanisaWuff Ich habe jedesmal anders reagiert, um herauszufinden, wie man am besten damit umgehen kann:

Beim ersten Ausbruch, den ich miterlebte, umarmte und fragte ich ihn, warum genau er das so mache, ob es ihm Erleichterung oder Befriedigung verschaffe?
Beim zweiten Vorfall habe ich spaßeshalber einmal in derselben Lautstärke zurückgebrüllt (solche Schauspielereien liegen mir nicht sehr).
Beim nächsten Mal habe ich einfach gar nicht reagiert.
Vorgestern ereignete sich der beschriebene Vorfall im Auto, auf der Rückreise aus dem Urlaub. Da bin ich ausgestiegen und mit der Bahn weitergefahren.

Er weiß (und schätzt auch an mir), dass ich Aggressionen jeder Art verabscheue, und dass ich immer cool bleibe.

@_Summer_
ja, Beleidigungen gehören dazu, meistens sinngemäß solche wie:

von nichts ne Ahnung haben aber immer die Klappe aufreißen und alles besser wissen,
verarschen kann ich mich alleine, nichts können , aber immer dumme Sprüche machen,
schnallst du es nicht oder willst du nur nicht verstehen? etc etc

@EmmaPeeling


Sprich ,du hast das Gefühl, egal was du sagst ,es könnte das auslösen bei ihm?

Traust du dich überhaupt noch was zu sagen?

@_Summer_ bisher war ich ja nur einmal direkt im Schussfeld, vielleicht zweimal.
Es ist sehr schwer, mit mir zu streiten, weil ich mich immer äußerst ruhig und sachlich verhalte, aus Überzeugung.
Daher habe ich seine Wut bisher fast immer nur als Zuschauerin erlebt.

Ich glaube, dass jede Art von Kritik, besonders in angespannten Situationen (zb. Segelmanöver, Autofahrten) das größte Potential bergen, besonders, wenn ich versuche, die angespannte Stimmung durch Humor etwas abzumildern.

Ich habe genaugenommen keine Angst vor diesen Attacken, ich finde sie eben nur widerlich.
So wie eine chronische Durchfallerkrankung, bei der der Patient ständig unkontrolliert stinkende
Fladen absondert.

Zitat von EmmaPeeling:

Er glaubt nicht, dass er meinen Ansprüchen an Reflektion und Selbstdiziplin auf Dauer genügen kann.
Ich selber habe diese Ansprüche allerdings nie eingefordert, aber er nimmt natürlich meine Reaktionen auf seinen Jähzorn wahr.
Er möchte lieber wieder in die unverbindlichere Reisegefährtenzeit zurück, weil er glaubt, dass dann die Erwartungen niedriger sind.

Wow, das ist seinen Strategie? Nicht mal das Unbehagen seiner Engsten lässt ihn an sich arbeiten wollen, er geht lieber? Macht es unverbindlicher?

Ja wow... das wird jetzt halt so lange gehen, bis es Dir zuviel ist. Das entscheidest Du. Er fühlt sich offenbar wohl so

Zitat von EmmaPeeling:

Eigentlich hatten wir bisher eine schöne, erlebnisreiche und sehr entspannte Reisezeit, vielleicht gerade wegen der nicht so leidenschaftlichen Verliebtheit und moderater hormoneller Höhenflüge.

Zitat von EmmaPeeling:

Er möchte lieber wieder in die unverbindlichere Reisegefährtenzeit zurück, weil er glaubt, dass dann die Erwartungen niedriger sind.

Klingt nicht so, als wäre es die große Liebe und seine Aussage liest sich wie Mir ist Rumschreien wichtiger als unsere Beziehung. Dazu noch die Uneinsichtigkeit im Sinne von So war ich schon immer. Insgesamt sehe ich da als Außenstehende wenig Hoffnung und frage mich auch, warum du daran festhältst.

@NiceEnough daran festhalten ist vielleicht übertrieben,
immerhin ist der Vorfall, um den es hier geht, erst zwei Tage her,
wir haben uns bisher nicht gestritten, und ich weiß ja noch gar nicht,
was ich mit dieser Beziehung machen soll.