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Unglücklich verliebt

R
Hey ihr,

Ich bin schon seit längerer Zeit in festen Händen, hab mich aber ungewollt vor 2 Jahren in einen deutlich älteren Mann auf meiner Arbeit verliebt
(höhere Position als ich). Wir sahen uns täglich und es gab jeden Tag aufs neue kleine, zarte Anzeichen, dass er meine Zuneigung erwidert. Sowohl er als auch ich sind vergeben und obendrein sehr zurückhaltende Personen, sodass ich mir keine großen Hoffnungen machte. Doch dann hat er mich per Mail nach einem persönlichen Treffen außerhalb der Arbeit gefragt und wurde die Tage danach auf Arbeit immer aufgeschlossener. Der Höhepunkt gipfelte darin, dass er auf Arbeit während unserer Begrüßung seine Hand auf meine legte und sie vor den Augen meiner Kolleginnen liebevoll streichelte, während er mir mit roten Wangen und einem verlegenen Lächeln tief in die Augen sah. Es zwar nur eine kleine Geste, aber trotzdem ein sehr intimer Augenblick. Das mag jetzt vielleicht nicht nach viel klingen, aber danach waren wir bei meinen Kolleginnen Thema Nummer Eins.
Er fuhr direkt am Tag danach für zwei Wochen in den Urlaub und als er wiederkam, war er wie ausgewechselt. Er mied meinen Blick, hielt körperlich stark Distanz und antwortete nicht auf meine Mail, die sich auf sein Angebot mit einem persönlichen Treffen bezog. Also versuchte ich es per Handy und war völlig irritiert. Es dauerte eine Weile bis er antwortete, aber die Reaktion war eindeutig: Ich solle ihm bitte ausschließlich in beruflichen Angelegenheiten via Handy kontaktieren.
Also zog ich mich zurück und entschied, bei meinem Partner reinen Tisch zu machen. Ich gestand ihm die Liebe zu dem anderen und wir beschlossen, dass es das Beste wäre, wenn ich mir einen neuen Job suchen würde.
Als besagter Schwarm von meinen Plänen erfuhr, war er auf einmal total sauer und versuchte mich mit allen Mitteln am gehen zu hindern. Eine Kollegin von mir bezeichnete sein Engagement als Sehnsucht. Naja. Ich entschied mich dennoch zu kündigen und er nahm schließlich anstandslos hin. Seitdem ist ein Jahr vergangen und wir haben uns nicht mehr gesehen.
Dennoch gibt es keinen Tag, an dem ich nicht an ihn denke. Und ich bin enttäuscht von mir selbst, dass ich mir seine Zuneigung offenbar nur eingebildet habe. Rückblickend denke ich, er wollte einfach nur freundlich sein. Ist euch sowas ähnliches auch schon passiert?

17.08.2020 18:13 • #1


Kummerkasten007
Zitat von Refera:
Ist euch sowas ähnliches auch schon passiert?


Was fehlt Dir in Deiner Beziehung, dass Du sowas dermassen glorifizierst und noch immer davon träumst?

Der hat vermutlich einen Einlauf bekommen, wenn der Flurfunk an den richtigen Stellen zündet. Kann auch gut sein, dass seine Frau guten Kontakt zu seinen Kollegen hat und ihr das erzählt wurde.

17.08.2020 18:28 • #2


A


Unglücklich verliebt

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R
Zitat von Kummerkasten007:

Was fehlt Dir in Deiner Beziehung, dass Du sowas dermassen glorifizierst und noch immer davon träumst?

Der hat vermutlich einen Einlauf bekommen, wenn der Flurfunk an den richtigen Stellen zündet. Kann auch gut sein, dass seine Frau guten Kontakt zu seinen Kollegen hat und ihr das erzählt wurde.


Zwischen meinem Mann und mir gibt es schon seit mehreren Jahren Differenzen durch familiäre Angelegenheiten.
Das wirft einen dunklen Schatten über uns und sorgte dafür, dass ich mich in die Arbeit stürzte, um von Zuhause weg zu kommen. Mittlerweile haben wir uns an einen Tisch gesetzt und alles, was uns bedrückt, zur Sprache gebracht. In manchen Punkten konnten wir auf einen Nenner kommen, in manchen leider nicht. Seitdem ist die Atmosphäre etwas distanziert. Wir haben trotzdem schöne Momente gemeinsam und verbringen viel Zeit zusammen. Aber wenn ich abends im Bett liege, denke ich an die besagte andere Person und wünschte mir, es hätte sich alles anders entwickelt.

17.08.2020 18:37 • #3


Lilli70
Zitat von Refera:

Zwischen meinem Mann und mir gibt es schon seit mehreren Jahren Differenzen durch familiäre Angelegenheiten.
Das wirft einen dunklen Schatten über uns und sorgte dafür, dass ich mich in die Arbeit stürzte, um von Zuhause weg zu kommen. Mittlerweile haben wir uns an einen Tisch gesetzt und alles, was uns bedrückt, zur Sprache gebracht. In manchen Punkten konnten wir auf einen Nenner kommen, in manchen leider nicht. Seitdem ist die Atmosphäre etwas distanziert. Wir haben trotzdem schöne Momente gemeinsam und verbringen viel Zeit zusammen. Aber wenn ich abends im Bett liege, denke ich an die besagte andere Person und wünschte mir, es hätte sich alles anders entwickelt.

Das ist die Illusion, die dir eine Falle stellt: Du bist nicht zufrieden mit deiner Beziehung und träumst davon mit dem anderen wäre es besser. Geht ja nun nicht. Also, lebe und erkenne die Realitäten, alles andere ist jungmädchen Schwarm!

17.08.2020 18:41 • x 1 #4


Kummerkasten007
Schöne Momente wiegen aber nicht eine unzufriedene Ehe auf.

17.08.2020 18:43 • #5


R
Zitat von Lilli70:
Das ist die Illusion, die dir eine Falle stellt: Du bist nicht zufrieden mit deiner Beziehung und träumst davon mit dem anderen wäre es besser. Geht ja nun nicht. Also, lebe und erkenne die Realitäten, alles andere ist jungmädchen Schwarm!


Wenn sich Gefühle so einfach ausschalten ließen, gebe es dieses Forum nicht. Und dass ich in Tagträumen versinken würde anstatt zu leben, ist auch fehl am Platz. Ich bin wahrlich gut ausgelastet und habe nicht umsonst die Entscheidung mit der Kündigung getroffen. Aber danke trotzdem für deinen Beitrag.

17.08.2020 18:47 • x 1 #6


R
Zitat von Kummerkasten007:
Schöne Momente wiegen aber nicht eine unzufriedene Ehe auf.


Mag sein. Aber ich finde, dass man eine Ehe nicht sofort an den Nagel hängen sollte.
Mir ging es lediglich darum, dass ich mir die Zuneigung des anderen Mannes nur eingebildet hatte und deshalb nicht mehr auf mein Bauchgefühl vertrauen kann. Und das betrifft zwangsläufig auch meine Ehe. Wenn ich nicht richtig einschätzen kann, wie mein Gegenüber fühlt, dann frage ich halt nach. Aber das stößt bei meinem Mann oft auf Unverständnis. Zumal ich nicht bei jedem schiefen Blick oder komischen Kommentar nachhaken möchte.

17.08.2020 18:51 • #7


Kummerkasten007
Wie wäre es mit einer Paartherapie?

17.08.2020 18:52 • #8


K
Zitat:
Also zog ich mich zurück und entschied, bei meinem Partner reinen Tisch zu machen. Ich gestand ihm die Liebe zu dem anderen und wir beschlossen, dass es das Beste wäre, wenn ich mir einen neuen Job suchen würde.

Ich finde, dass du das zusammen mit deinem Partner gut gemacht hast. Sehr gut sogar. Der Erfolg ist, dass nichts mehr zwischen euch steht, das zu klären wäre. Was aber nach wie vor zwischen euch steht, ist deine Sehnsucht nach etwas, das es nicht gibt. Dazu später mehr

Auch deine Kündigung war reif und konsequent. Gut gemacht. Jetzt zum Objekt deiner Begierde:
Zitat:
Der Höhepunkt gipfelte darin, dass er auf Arbeit während unserer Begrüßung seine Hand auf meine legte und sie vor den Augen meiner Kolleginnen liebevoll streichelte, während er mir mit roten Wangen und einem verlegenen Lächeln tief in die Augen sah. Es zwar nur eine kleine Geste, aber trotzdem ein sehr intimer Augenblick. Das mag jetzt vielleicht nicht nach viel klingen, aber danach waren wir bei meinen Kolleginnen Thema Nummer Eins.

Das war wahrlich keine Glanzleistung von dem Herrn. Durch die anwesende Öffentlichkeit hat er etwas in die Welt gesetzt, das er nicht mehr zurück holen konnte. Das hat dich ins Gerede gebracht und deine Beziehung gefährdet.
Es hat aber auch seine Beziehung gefährdet, und das nicht zu knapp. Die Sache ist ihm dann offensichtlich auf die Füße gefallen, im gemeinsamen Urlaub mit seiner Frau wurde es Thema und er musste die Notbremse ziehen. Weil es zwischen euch ja noch keine eigene Beziehungsebene gab (außer dem öffentlich sichtbaren Gestreichel), hat er es nicht für nötig gehalten, dich darüber einzuweihen. Das war seine Entscheidung und dadurch standest du irgendwie völlig im freien Raum, was deine Gefühle zu ihm angeht.

Zitat:
Als besagter Schwarm von meinen Plänen erfuhr, war er auf einmal total sauer und versuchte mich mit allen Mitteln am gehen zu hindern. Eine Kollegin von mir bezeichnete sein Engagement als Sehnsucht.

Kann man so sehen. Sein Verhalten ist zwar völlig inkonsequent, hat dir aber den nötigen Spielraum gelassen, in deinem eigenen Umgang mit dem Problem so konsequent wie möglich zu sein.

Zitat:
Naja. Ich entschied mich dennoch zu kündigen und er nahm schließlich anstandslos hin. Seitdem ist ein Jahr vergangen und wir haben uns nicht mehr gesehen.

Dadurch ist bei dir ein Vakuum entstanden. Du hast dann begonnen, dieses Vakuum mit Projektionen zu füllen.
Zitat:
Dennoch gibt es keinen Tag, an dem ich nicht an ihn denke.

In Wirklichkeit denkst du nicht an IHN, sondern an eine Kunstfigur. Du nutzt ihn als Projektionsfläche für alles, wonach du dich damals gesehnt hast, als die Streichel-Geschichte lief. Diese Kunstfigur hat nichts mit dem Mann zu tun, der da irgendwo noch herumläuft und hoffentlich seine Gattin wieder lieb hat. Es wäre gesund für dich, wenn du dich von der Kunstfigur verabschieden würdest, daran denkst, dass er sich bei all dem nicht mit Ruhm bekleckert hat und glücklich darüber bist, dass du mit deinem Partner zusammen damals so konsequent und reif gehandelt hast.

Zitat:
Und ich bin enttäuscht von mir selbst, dass ich mir seine Zuneigung offenbar nur eingebildet habe. Rückblickend denke ich, er wollte einfach nur freundlich sein.

Wenn dir diese Sichtweise hilft, dann nimm sie an und verinnerliche sie. Ich denke, dass es etwas anders war, wie ich geschildert habe. Wichtig ist nur, dass du darauf so wenig Gedanken und Gefühle wie eben möglich verschwendest. Es gibt Wichtigeres in deinem Leben als diesen Mann, der hoffentlich wieder eine gute Beziehung führt.

17.08.2020 18:52 • x 1 #9


R
Zitat von Kummerkasten007:
Wie wäre es mit einer Paartherapie?


Da bringen mein Mann keine zehn Pferde hin. Als ich ihm damals erklärte, dass es mir wirklich ernst ist, wenn ich sage, dass ich unglücklich bin, versprach er mir hoch und heilig, an sich zu arbeiten. Das ging eine Woche lang gut, er war wieder sehr aufmerksam, liebevoll und hat sich Zeit genommen für gemeinsame Momente. Aber danach ist er in alte Verhaltensmuster zurück gefallen und seitdem plätschern wir so vor uns hin. Da machen die Mails von besagter anderer Person mit Nachfragen, ob ich zum Mitarbeiterfest kommen werde und was es neues gibt, es auch nicht besser.

17.08.2020 18:56 • #10


R
Zitat von KPeter:

Ich finde, dass du das zusammen mit deinem Partner gut gemacht hast. Sehr gut sogar. Der Erfolg ist, dass nichts mehr zwischen euch steht, das zu klären wäre. Was aber nach wie vor zwischen euch steht, ist deine Sehnsucht nach etwas, das es nicht gibt. Dazu später mehr

Auch deine Kündigung war reif und konsequent. Gut gemacht. Jetzt zum Objekt deiner Begierde:

Das war wahrlich keine Glanzleistung von dem Herrn. Durch die anwesende Öffentlichkeit hat er etwas in die Welt gesetzt, das er nicht mehr zurück holen konnte. Das hat dich ins Gerede gebracht und deine Beziehung gefährdet.
Es hat aber auch seine Beziehung gefährdet, und das nicht zu knapp. Die Sache ist ihm dann offensichtlich auf die Füße gefallen, im gemeinsamen Urlaub mit seiner Frau wurde es Thema und er musste die Notbremse ziehen. Weil es zwischen euch ja noch keine eigene Beziehungsebene gab (außer dem öffentlich sichtbaren Gestreichel), hat er es nicht für nötig gehalten, dich darüber einzuweihen. Das war seine Entscheidung und dadurch standest du irgendwie völlig im freien Raum, was deine Gefühle zu ihm angeht.


Kann man so sehen. Sein Verhalten ist zwar völlig inkonsequent, hat dir aber den nötigen Spielraum gelassen, in deinem eigenen Umgang mit dem Problem so konsequent wie möglich zu sein.


Dadurch ist bei dir ein Vakuum entstanden. Du hast dann begonnen, dieses Vakuum mit Projektionen zu füllen.

In Wirklichkeit denkst du nicht an IHN, sondern an eine Kunstfigur. Du nutzt ihn als Projektionsfläche für alles, wonach du dich damals gesehnt hast, als die Streichel-Geschichte lief. Diese Kunstfigur hat nichts mit dem Mann zu tun, der da irgendwo noch herumläuft und hoffentlich seine Gattin wieder lieb hat. Es wäre gesund für dich, wenn du dich von der Kunstfigur verabschieden würdest, daran denkst, dass er sich bei all dem nicht mit Ruhm bekleckert hat und glücklich darüber bist, dass du mit deinem Partner zusammen damals so konsequent und reif gehandelt hast.


Wenn dir diese Sichtweise hilft, dann nimm sie an und verinnerliche sie. Ich denke, dass es etwas anders war, wie ich geschildert habe. Wichtig ist nur, dass du darauf so wenig Gedanken und Gefühle wie eben möglich verschwendest. Es gibt Wichtigeres in deinem Leben als diesen Mann, der hoffentlich wieder eine gute Beziehung führt.


Danke für deine ausführliche Antwort. Dein Beitrag hat mir sehr geholfen!

17.08.2020 18:59 • #11


Lilli70
Zitat von Refera:

Da bringen mein Mann keine zehn Pferde hin. Als ich ihm damals erklärte, dass es mir wirklich ernst ist, wenn ich sage, dass ich unglücklich bin, versprach er mir hoch und heilig, an sich zu arbeiten. Das ging eine Woche lang gut, er war wieder sehr aufmerksam, liebevoll und hat sich Zeit genommen für gemeinsame Momente. Aber danach ist er in alte Verhaltensmuster zurück gefallen und seitdem plätschern wir so vor uns hin. Da machen die Mails von besagter anderer Person mit Nachfragen, ob ich zum Mitarbeiterfest kommen werde und was es neues gibt, es auch nicht besser.

Warum solltest du zum Mitarbeiterfest gehen? Ich denke du arbeitest dort nicht mehr? Denk an den schönen Satz: Die Geister, die ich rief!

17.08.2020 19:00 • x 1 #12


Kummerkasten007
Zitat von Refera:
Da bringen mein Mann keine zehn Pferde hin.


Aha und warum?

17.08.2020 19:00 • #13


R
Zitat von Lilli70:
Warum solltest du zum Mitarbeiterfest gehen? Ich denke du arbeitest dort nicht mehr? Denk an den schönen Satz: Die Geister, die ich rief!


Weil da auch ehemalige Arbeitnehmer und Praktikanten willkommen sind.

17.08.2020 19:02 • #14


Kummerkasten007
Ich glaube übrigens nicht, dass du unglücklich verliebt bist, sondern unglücklich mit Deinem Leben bist.

17.08.2020 19:03 • x 3 #15


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